Was ist neu

Höllenqualen

Mitglied
Beitritt
07.08.2002
Beiträge
896
Zuletzt bearbeitet:

Höllenqualen

Ich sitze auf einer Holzbank eines endlos langen Korridors und warte.
Die Zeit, sie will nicht vergehen. Ganz langsam bewegt sich der Sekundenanzeiger, der Minutenanzeiger steht seit einer Ewigkeit still.
Ich blicke zur Tür, hinter der die Prüfer beraten. Nichts geschieht. Meine Blicke wandern über weiße kahle Wände, suchen nach Interessantem. Caspar David Friedrich´s „Menschen am Meer“, romantisch. Ich suche nach Interessantem, Van Gogh´s Getreidefelder und Nachtcafé, hübsch, ich aber suche nach Interessantem. Ein Poster zeigt eine Psychiatrische Einrichtung in ländlicher Umgebung, Pflegepersonal postiert sich vor den Anstaltstoren…und neben Van Gogh. „Das passt ja“ denke ich.
Der Minutenanzeiger will nicht so recht. Meine Hände sind nass. Die Stirn feucht. Schweiß tränkt mein Hemd. Meine Finger der rechten Hand umschließen die der linken, drücken sie, kratzen an ihnen. Universitätsstress findet seinem Höhepunkt in den verflixten mündlichen Prüfungen.
Ich höre die Stimmen der Dozenten. „nicht so ganz gelungen“
„Nicht so ganz gelungen!“
Ich möchte die Tür aufreißen, nachfragen. Ich weiß es besser.
Da! Der Minutenanzeiger, er hat sich bewegt.
Warum tue ich mir das immer wieder an? Ich könnte jetzt auch entspannt in der Mittagssonne unter einem Schatten spendenden Baum liegen, meine Gedanken um die schönen Dinge des Lebens kreisen lassen.
Das könnte ich genau jetzt nicht!
Warum dauert es so lange? Ich höre wie sie beraten, erkenne den Tonfall in ihren Stimmen.
„Heute Abend ist Champions League! Ich brauche noch Mückenspray! Zur Krankengymnastik schaffe ich es heute nicht mehr, habe ich noch Käse im Kühlschrank?“ Meine Gedanken stolpern übereinander.
Der große Zeiger steht schon wieder still!
Ich reibe die feuchten Hände an meiner Jeans, fahre mir mit den Händen durch´s Haar, hatte ich mich heute rasiert?
Ich warte. Der Minutenanzeiger der großen Uhr bewegt sich nicht mehr!

Ich höre Stimmen, sie werden lauter, deutlicher, sie kommen näher.
Die Türklinke wird nach unten gedrückt.
Ein Lächeln, ein Augenpaar strahlt mich an.
Ich bin erleichtert.
Ich umschließe sie mit meinen Armen.
Sie hat bestanden!

 

Hi Archetyp!

Die Nervosität Deines Protagonisten hast Du relativ gut beschrieben, nur was sie denn bestanden hat, das verrät mir Dein Text nicht. Ich kann nur raten, daß es sich um eine Prüfung handelt.
Es könnte aber genausogut um ein psychiatrisches Gutachten gehen oder was weiß ich...

So jedenfalls nimmt mich Dein Text nicht wirklich mit, er läßt mich ratlos zurück, was ich denn da nun gelesen habe?

"Dir Stirn feucht." - Die

Alles liebe
Susi

 

Danke Häferl, daß ist mir gar nicht aufgefallen, daß dies nicht deutlich rüberkommt, gut wenn Du die erste bist, die eine story von mir liest,

danke Häferl

liebe grüsse stefan

 

Hi Archetyp,

wurde ja auch langsam Zeit, dass du mal wieder schreibst. Für deine Verhältnisse hast du ja schon Spinnweben angesetzt.

Häferl hat Recht, der Terror des Wartens auf etwas, das hast du beeindruckend geschildert. Im Übrigen finde ich, dass es klar ist, dass es eine Uni-Prüfung ist. Du schreibst ja von mündlicher Prüfung und Universitätsstress.

Ansonsten habe ich gedacht: Ja, ja ganz nett aber es fehlte etwas... und dann kam es: Der Schluss. Das hätte der Leser nicht gedacht und plötzlich ist da so viel Raum um so viel in der Geschichte zu sehen. Ich selbst habe eine Hommage an die Liebe gelesen.

Grüße

Jan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Arche

Die Geschichte hat mir gefallen, weil sie sauber konzipiert ist.
Dass es eine Uni-Prüfung ist, wird spätestens bei der Erwähnung von Universitätsstress und mündlichen Prüfungen klar.

Den Schluss habe ich nicht erwartet, er war eine kleine Pointe, weil er dem gesamten vorherigen Geschehen eine neue Bedeutung gab. Du setzt die Liebe in Kontrast zum Alltagsstress. An sich ist das ein Thema, das relativ leicht in Kitsch abgleiten könnte, aber du hast den Spagat noch geschafft.
In diesem Text wird nirgendwo direkt gesagt, dass du sie liebst. Gerade das macht seine Stärke aus.

Was ich mir gewünscht hätte, wäre eine genauere Beschreibung der Hauptperson. Das Innenleben deines Protagonisten ist zwar realistisch, es fehlen aber die individuellen Eigenschaften, die mir das Gefühl geben, einer Person aus Fleisch und Blut gegenüberzustehen. Das Betrachten der Bilder leuchtet ein, wenn man weiß, dass dieser Text von einem Psychologiestudenten geschrieben wurde, aber es wird ja auch Menschen geben, die das nicht wissen.
Deshalb hätte ich mir eine persönlichere Sprache gewünscht. Anfang und Ende sind in abgehackten Sätzen geschrieben:

Ich sitze auf einer Holzbank eines endlos langen Korridors und warte. Die Zeit, sie will nicht vergehen. Ganz langsam bewegt sich der Sekundenanzeiger, der Minutenanzeiger steht seit einer Ewigkeit still.
Wir sind schon im Kopf des Prot drin, aber so redet keiner. "Die Zeit, sie will nicht vergehen ..."

In der Mitte wird deine Sprache plötzlich persönlich:

Warum tue ich mir das immer wieder an? Ich könnte jetzt auch entspannt in der Mittagssonne unter einem Schatten spendenden Baum liegen, meine Gedanken um die schönen Dinge des Lebens kreisen lassen.
Quatsch! Könnte ich genau jetzt nicht!
Mir würde die Geschichte besser gefallen, wenn sie von Anfang an in der persönlichen Sprache geschrieben wäre.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan

 

Hallo Archetyp,

eine prima konzipierte Geschichte! Die Andeutung mit der psychiatrischen Einrichtung, das Gemurmel hinter der Tür und der leichte Selbstzweifel...
Dann die Pointe - hier schwitzt also jemand wegen einer anderen Person. Ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu fuchteln ist es Dir gelungen, über Mitgefühl zu schreiben.
Wegen des besseren Leseflusses würde ich schreiben: Das könnte ich genau jetzt nicht.
Hat es einen Grund, daß Du gerade diese bestimmten Bilder erwähnst?

Tschüß... Woltochinon

 

Was ich noch fragen wollte: Heißen bei euch im Norden die Zeiger Anzeiger - weil du schreibst immer von Minutenanzeigern?

 

Hallo PeterPan, ja ich glaube so verkerhrt hast Du nicht gelesen, schön, daß Du viel mehr gelesen hast, als da stand. Häferl hatte recht. Ich habe es dann verbessert.

@ Woltochinon, hat Dir anscheinend gefallen, find ich schön. Ich habe mal in einer Psychiatrie ein Bild von van Gogh gesehen. Frag mich heute noch ob der Chefarzt absichtlich van Gogh auhängen ließ, also das Bild meine ich. Ansonsten mag ich Caspar David, ein wenig Phantasie war auch dabei.

@Quasimodo, als ich deinen namen las, dachte ich da kann ich mich ja wieder was auf was gefasst machen. Aber siehe da, war nicht so. Da freue ich mich besonders drüber, daß Dir nicht schlecht wurde:)
Weisst ja Smileys sind selten bei mir.

Du hast recht mein Anfangssatz "Die Zeit will nicht vergehen" nee, ist der 3. Satz, naja der fällt ab.
Aber meine Sprache im alltagsleben weist das gleiche Gefälle auf.
Personen beschreibe ich nicht so gerne , diese Individuellen Merkmalsausprägungen, das kann ich nicht so toll.

Das mit dem Zeiger ist ne gute Frage. Ich glaube es mischt sich, muss ich mal drauf achten. Auf jeden Fall muss, wenn Minutenzeiger erlaubt ist, Minutenanzeiger, die gültigere Form, erlaubt sein. Aber heute wollen wir nicht mehr so streng sein

Liebe grüsse archetyp

 

Hallo Arche,

die Geschichte ist schwer in Ordnung. Mir ist es egal, um welches Warten, oder wer auf wen usw. es sich handelt. Die Spannung hast du voll aufgebaut und die Entspannung im letzten Absatz tut richtig gut.
Mehr will ich dazu nicht wissen, dieser Schreibstil braucht nicht mehr Inhalt. Das Ende ist, wie auch immer gelagert, positiv. Das tut dieser Geschichte zusätzlich gut.
Arche, auch wenn du mich prügelst, ich würde das Wort Quatsch rausnehmen. Ansonsten bin ich restlos glücklich.

Mit geneigtem Haupte - Aqualung

 

Hallo Aqua, bevor wie uns jetzt gegenseitig verneigen, und die Köpfe aneinader stoßen, lass mich sagen, dass Du recht hattest. Ich habe es rausgenommen. Nicht genau wissend warum!

Das Wort: schlägt ein wenig, nur ein wenig aus der Art!

Bis dann, Archetyp

 
Zuletzt bearbeitet:

Für alle, die da geglaubt haben, ich bin blöd, wie beispielsweise hier...

Im Übrigen finde ich, dass es klar ist, dass es eine Uni-Prüfung ist. Du schreibst ja von mündlicher Prüfung und Universitätsstress.
...wiederholen wir die Sendungen von vorgestern:

Danke Häferl, daß ist mir gar nicht aufgefallen, daß dies nicht deutlich rüberkommt, gut wenn Du die erste bist, die eine story von mir liest,

Ich höre das Klatschen aufs Hirn, daher könnt Ihr Euch die Entschuldigungen sparen... :lol:

Er legt mich halt gern rein, der arche. Entweder, er schreibt eine Geschichte, in der er mich reinlegt, oder er läßt sie mich als erste lesen, verändert sie dann und ich steh blöd da, weil ich sie nicht kapiert hab... :D :rotfl:
Der Arche ist ein ganz ein Schlimmer. :p

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl!

"Ich habe eine Vermutung, was du machst"


Und nun zu den erntsten Dingen, Natürlich ich wollte Häferl dumm aussehen lassen, klar nichts anderes habe ich vor! Rechtschreibfehler mach ich absichtlich. Sie komm angeeilt, korrigiert mich und was tu´ich?

Ich warte, lasse sie in meine Falle laufen, nehme sie schnell raus, und alle denken "Häferl hat nicht mehr alle Tassen im Küchenschränkchen":D

Aber irgendwann tut es mir dann leid,...aber nicht so leid, dass ich es nicht wiederversuche;)

danke Susi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom