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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

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06.01.2019
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten

April 2017

„Kann hier endlich mal ein scheiß' Arzt kommen!“

Obwohl sie schreit, höre ich ihre Stimme wie durch einen Luftschutzbunker.

Ihre Hand liegt auf meiner. „Lilli“, flüstere ich. Alles wird schwarz. Ich werde wach, sehe Umrisse, wie durch einen Schleier; doch sie ist da und redet sanft auf mich ein.
„Alles wird gut. Alles wird gut.“
Ja, vielleicht.
Die Dunkelheit trägt mich wieder davon.
„Sie müssen sich aufsetzen!“
Eine unangenehme Stimme dringt in mein Unterbewusstsein.
Ich will nicht. Ich will hier liegenbleiben und alles vergessen. Und ich bin müde. So müde.
Krakenarme mit kalten Händen ziehen mich unsanft hoch und positionieren mich in eine unbequeme Sitzhaltung. Ein Kissen wird hinter meinen Rücken gelegt. Ich sacke zusammen, wie ein Kutscher, der eingenickt ist, und zwinge mich, meine Augen vollständig zu öffnen. Lillis Gesicht erscheint verschwommen vor meinen Augen.
„Gott sei Dank, dein Kreislauf war total im Keller. Wie geht’s dir?“
Ich kann nicht antworten, nur weinen. Sie streichelt mein Haar, murmelt beruhigende Worte und lächelt mir aufmunternd zu. Niemand anderen hätte ich hier gewollt. Nur sie.
„Frau Wendel, Sie müssen langsam aufstehen und hier raus. Wir sind eine reine Tagesklinik.“

„Und wie sollen wir sie Ihrer Meinung nach hier rausbekommen? Sie ist gerade mal wieder zu sich gekommen. Sie spinnen doch!“
Lillis wütende Stimme wird immer leiser, der Raum verschwimmt, wieder Dunkelheit.
Als ich aufwache, sitzt Richard an meinem Bett. Er nestelt nervös an seinen Fingern. Seine Augen wirken größer als sonst und sein Blick gleitet unruhig durchs Zimmer. Ich will ihn nicht sehen.
„Was macht er hier?“ Ich will auch nicht mit ihm reden.
Er schreckt hoch und starrt mich an. Seine Finger erinnern mich an das Laufrad einer Rennmaus. Ich wende meinen Blick von ihm ab und schaue rüber zu Lilli.
Sie sieht mich entschuldigend an.
„Ich musste jemanden holen. Da ja sonst keiner Bescheid weiß, war er die einzige Option.“
Die einzige Option. Das beschreibt ihn gut.
Richard steht auf und blickt Lilli fest in die Augen.
„Was machen wir jetzt?“
Das hatte er mich vor sechs Wochen auch gefragt. Idiot.
„Du stützt sie. Ich nehme die Sachen und dann schaffen wir sie in dein Auto. Das ist größer. Ich will sie jetzt aus diesem Drecksladen raus haben. Wenn es ihr wieder schlechter geht, rufe ich den Notarzt.“

Dreißig Minuten später liege ich in Lillis Wohnung auf der Couch. Sie bringt mir einen Tee. Unsere Hunde kuscheln sich neben mich auf die Couch. Meine Welt bekommt langsam wieder Farbe.
„Die Suppe ist gleich fertig. Tut mir leid, dass ich Richard geholt habe. Aber ich wollte dich nicht noch eine Nacht in dieser Klinik lassen. Außerdem war das ja wohl das Mindeste, was er für dich hätte tun können. Es war ja auch seins.“
Ja es war seins. Aber jetzt ist es tot.
„Danke für alles. Ich werde dir das niemals vergessen.“


Mai 2017

„Die Sangria ist leer. Wir brauchen Nachschub!“ Ich lief barfuß zu der kleinen Theke unseres Lieblingsbeachclubs auf Mallorca und gab unsere Bestellung auf. Lilli lief mir nach und wir kühlten uns noch einmal im Meer ab, bevor wir zu den anderen zurückkehrten.
Tag drei unseres Wochenendausflugs war einfach nur traumhaft. Obwohl es erst Mai war, hatten wir schon achtundzwanzig Grad und die Insel war nicht so überfüllt wie im Hochsommer. Wir liefen Arm in Arm zu den anderen zurück und nahmen dem Kellner auf dem Rückweg die Sangria ab.
„Wir haben was ihr wollt.“ Unsere Jungs empfingen uns standesgemäß mit lautem Gegröle und wir waren mal wieder richtig peinlich. Aber so waren wir. Eine geschlossene, laute, peinliche aber glückliche Gruppe.
„Warum ist Alex eigentlich nicht dabei?“
„Ruf du ihn mal an, wenn du fragst, dann kommt er schon“, sagte Tim zu mir.
Sein weisses Leinenhemd war halb aufgeknöpft und die Buberry Badehose, über die wir uns immer lustig machten, voll mit roter Sangria.
"Willst du nicht mal ins Meer springen? Oder kurz Duschen? Du riechst wie frisch vom Ballermann." Lilli hielt sie theatralisch die Nase zu und täuschte einen Erstickungsanfall vor.
"Nö, ich ruf jetzt Alex an. Keine Ahnung warum der nicht hier ist."
„Nein, ich ruf ihn an.“
Lilli nahm ihr Handy und ging ein paar Meter Richtung Parkplatz. In unserer Lieblingsbucht, war der Empfang richtig schlecht und wir beobachteten belustigt, wie sie versuchte, ein Signal zu bekommen. Nach ein paar Minuten kam sie zurück.
„Er bekommt keinen Flug, alles ausgebucht an diesem Wochenende.“
„Ach, so ein Blödsinn! Alex kann sich irgendeinen Flug buchen. Oder ein Flugzeug. Am Geld kann es ja nicht liegen.“
Tim war sichtlich enttäuscht.
„Seit wann telefoniert ihr beiden eiegntlich?"
Lilli ignorierte meine Frage und wühlte nach irgendwas in ihrer Strandtasche.
„Er ist bestimmt mit irgendeiner Ische weggefahren und hat keinen Bock auf uns. Typisch Alex.“
Lilli leerte ihr Glas in einem Zug.
„Will noch jemand was? Sonst trinke ich das alleine leer!“
Am nächsten Tag packte Lilli ihre Koffer und reiste zwei Tage früher ab. Ihr Vater hatte eine Aktionärsversammlung einberufen und brauchte ihre Stimme. An Pfingstsonntag.


August 2017

Der heißeste Tag im Jahr. Zweiundvierzig Grad. Wir hatten die glorreiche Idee gehabt, beim Weinfest vorbeizuschauen und saßen nun, träge und verschwitzt, auf schmalen Bierbänken mitten in der Stadt.
„Ist doch scheiße hier. Lasst uns mal lieber zu Alex' Vater in den Garten fahren. Da gibt es wenigstens einen Pool und Schatten.“
Tims weißes Hemd war fast durchsichtig vor Schweiß. Mit der Weinkarte fächelte er sich hektisch Luft zu.
„Und den Weinkeller!“, lallte Julius und alle lachten.
Alex sah mich mit nur noch halbgeöffneten Augen an. Ich kannte diesen Blick. Auch nach acht Jahren brauchte es nur eine halbe Flasche Wein, bis man ihm sein ganzes Unglück ansah. Die Maske des glücklichen, erfolgreichen Jungunternehmers, der achtzehn Stunden pro Tag arbeitete, bröckelte mit jedem Glas Wein ein Stückchen mehr. Obwohl es Hochsommer war, hatte er immer noch keine Bräune. Eine Sonnenallergie sorgte dafür, dass bis auf zahlreiche rote Flecken alles weiß blieb. Den gleichen Effekt wie die Sonne, hatte auch Alkohol bei ihm. Sein Gesicht sah richtig lustig aus mit den Flecken, den blassblauen Augen und dem markanten Kinn, das einen männlichen Akzent in seine sonst eher weichen Gesichtszügen setzte.
„Na gut, alle zu mir.“

Im Haus angekommen, zogen Tim und ich eine Mini-Antarktis aus dem riesigen Tiefkühler und drapierten zahlreiche Weißwein-Flaschen in alle Weinkühler, die wir auftreiben konnten. Kaum hatten wir die Küche verlassen, pirschte Alex sich von hinten an, warf mich mit Leichtigkeit über seine breiten Schultern und rannte trotz meines Schlagens und Schreiens in Richtung Pool. Fluchend stieg ich unter dem Gegröle der anderen aus dem Pool. Mein weißes Sommerkleid war durchsichtiger als Tims Hemd und meine Unterwäsche nicht nur zu erahnen, sondern deutlich sichtbar. Tim und Julius setzten sich auf einen überdeminsionalen Rasenmäher und fuhren mit zwanzig Kilometern pro Stunde durch den Garten. Als ich gerade dabei war, mich in ein rotweiß gestreiftes FC Köln Handtuch einzuwickeln, stand auf einmal Alex' Vater vor mir.
„DU?!“
Oh nein.

Er hatte mir nie verziehen. Diesen Abend vor acht Jahren. Mein fünfundzwanzigster Geburtstag und Alex, der zu meinen Füßen kniete. Rot wie ein Feuerwehrauto. Als er die Fragen aller Fragen stellte, sah ich mein Leben an mir vorbeiziehen. Ich, in einem großen durchdesignten Haus im Kölner Süden. Unsere Kinder, auf der englischen Privatschule. Am Wochenende im VIP Bereich beim FC, um Geschäftskontakte zu pflegen. Hände schütteln, hübsch aussehen, nett sein. Im Sommer dann die traumhafte Wohnung auf Mallorca. Ausflüge mit dem Boot. Und ich abends alleine, in meinem riesigen Haus, mit einer Flasche Rotwein und dem Gärtner als Affäre. Der Blick seines Vaters, als ich ihm das „ja“ verwehrte, hatte sich seit diesem Tag bei mir eingebrannt. Mein Käsekuchen, den er vergötterte, vergessen. Da war nur noch Hass. Sein Lieblingssohn, sein ganzer Stolz. Gedemütigt von mir.

„Hallo, Klaus.“
Er starrte mich immer noch böse an.
„Komm Papa, trink was mit uns.“
Alex hatte die Situation sofort bemerkt und versuchte nun, seinen Vater abzulenken.
Klaus ist genau die Art von Mann, die einfach nur einen Raum betreten muss, um präsent zu sein. Er ist da. Im Zentrum aller Aufmerksamkeit. Die Jungs saßen kerzengerade, mit erhobenem Blick, wie eine Reihe Welpen aus der Hundeschule, und blickten ehrfürchtig zu ihm auf.
"Was tut sie hier?"
Keiner sagt was.
Trockene Klamotten wären jetzt wirklich was tolles.
„Papa, wir sind Freunde. das weisst du doch."
„Tz, Freunde."
Erschüttelte den Kopf und stapfte davon.
„Ich geh mal duschen, wenn ich darf,“ murmelte ich leise in Richtung Gartentisch und hastete schnell ins Haus.

„Alex, hau jetzt ab und lass mich in Ruhe duschen!“
Ich drückte meine Handflächen gegen seinen feuchten Oberkörper und versuchte ihn aus der Dusche zu drängen.
„Hör mir doch kurz zu. Bitte. Es ist auch meine Schuld, dass es nicht mehr mit uns geklappt hat.“ „Ich höre dir jetzt nicht zu! Geh raus!“
Ich hämmerte mit den Fäusten gegen seine Brust, doch er nahm einfach meine Handgelenke, drückte sie nach unten und mich gleichzeitig gegen die Wand.
„Geh weg von mir Alex!“
„Nein, ich will nicht von dir weg. Küss mich. Bitte. Nur einmal noch. Dann lass ich dich.“
Er löste seine Hand von meinem rechten Handgelenk, packte mir ins Haar und presste sich mit seinem Gewicht gegen meinen Körper. Ich stand nun eingequetscht zwischen der Wand und Alex riesigem Körper und konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen.
Er konnte mir keine Angst machen. Alex wäre niemals in der Lage, mir was anzutun.
„Lass mich sofort hier raus, oder ich schrei das ganze Haus zusammen.“
Er beugte sich leicht zu mir runter, legte seine Hand auf meinen Hals, und flüsterte mir ins Ohr:
„Komm schon, lass mich!“
Ich spürte seine Fingerspitzen an meinem Kehlkopf und erwartete jede Sekunde, dass er fester zudrücken würde. Doch er ließ seine Finger wo sie waren, und hob mit der anderen Hand mein Kinn, um mich zu einem Kuss zu zwingen und wie von selbst, streckte sich mein Hals seiner Hand entgegen.
Drück zu. Drück fester zu.
Er ließ mich zappeln, drückte mich noch härter gegen die Wand und nahm sich mit seinen Lippen, was er die ganze Zeit gewollt hatte.
Seine Hand um meinen Hals, wurde zu einem Schraubstock, der langsam, aber kontinuierlich den Druck erhöhte.


Der neue Alex, nahm sich was er wollte und gab mir damit genau das, was ich wollte. Es konnte so einfach sein. Ich vergrub meine Fingernägel in seinem Oberarm und drückte mich noch enger an ihn. Obwohl es so lange her war, war es vertraut und doch aufregend, wie beim ersten Mal. Er zog mich an den Oberschenkeln zu sich hoch, trampelte mit mir unbeholfen durch das Badezimmer und warf mich schließlich grob auf das Gästebett.

Irgendwann wachte ich auf. In meinem Traum hatte ich unter einem Wasserfall gestanden, den Mund aufgehalten und das kalte, klare Wasser gierig heruntergeschluckt. Ich hatte definitiv einen Kater. Alex lag mit dem Gesicht zu mir gewandt und streichelte mein Haar. Er sah traurig aus.
„Was ist los?“
Die letzte Nacht lief wie ein innerer Film vor meinen Augen ab. Wir hatten kaum geschlafen. Konnten nicht genug voneinander bekommen. Wie zwei Verhungerte, die sich auf die erste Mahlzeit nach jahrelanger Abstinenz stürzten. Alles war daran richtig gewesen. Vielleicht hatten wir einfach diese Zeit gebraucht. Diese Pause voneinander. Um zu wachsen, groß zu werden, interessant zu werden. Ich hatte sie auf jeden Fall gebraucht. Warum sah er denn nur so unglücklich aus?
„Ich habe dich etwas gefragt. Erde an Alex!“
„Kann das hier bitte unter uns bleiben?“
Ich sah ihn verständnislos an.
„Was, warum? Wegen Klaus? Der beruhigt sich schon wieder.“
Er antwortete nicht direkt, sondern sah nachdenklich zur Decke, seufzte kurz und nahm dann meine Hand.
„Ich date Lilli. Und, sie ist mir wirklich wichtig. Ich will, dass das mit uns klappt. Wenn sie hiervon erfährt, ist alles kaputt.“
Nein. Nicht sie.
Seine Hand fühlte sich wie ein kalter Ziegelstein an. Hastig löste ich meine Finger, schlüpfte in meine noch feuchten Klamotten und rannte verfolgt von seinen Rufen aus dem Haus.

 

@JoanaMaria,
Hä, GZSZ? :D Wow, schon wieder eine Neue, du willst es echt wissen oder? Gut so!

„Kann hier endlich mal ein scheiss‘ Arzt kommen!“
scheiß Arzt. Auch weiter hinter im Text: "Ist doch scheiße hier." (Oder bist du Schweizerin?)

Ich will hier liegen bleiben und alles vergessen
liegenbleiben.

Ich sacke zusammen, wie ein Kutscher der eingenickt ist und zwinge mich meine Augen vollständig zu öffnen.
Komma vor der, Komma vor meine.

„Gott sei Dank, dein Kreislauf war total im Keller. Wie geht’s dir?
Das darf auch gerne in eine eigene Zeile. Auch „Frau Wendel, sie müssen …"

Ich musste(..)jemanden holen
Wieder die Doppel-Leerzeichen-Grippe. :D Auch hier: "jetzt?“(..)Das..." und hier: "auch seins.“(..)Ja es …" und hier: "brauchen Nachschub!“(..)Ich lief barfuß". Ich höre jetzt auf zu meckern, aber davon gibt es noch mehr.

Wir liefen Arm in Arm zu den Anderen
"die anderen" wird kleingeschrieben, da es ein unbestimmtes Zahladjektiv ist.
Aus dem amtlichen Regelwerk § 58: „In folgenden Fällen schreibt man Adjektive, Partizipien und Pronomen klein, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen. […]
Abs. (5) die folgenden Zahladjektive mit allen ihren Flexionsformen:
viel, wenig; (der, die, das) eine, (der, die, das) andere.
Hier der passende link, wenn du was nachschlagen willst: https://www.duden.de/sites/default/files/downloads/amtliche_Regelungen.pdf

und wir beobachteten belustigt, wie sie versuchte ein Signal zu bekommen.
Komma vor ein.

Wir hatten die glorreiche Idee gehabt beim Weinfest vorbeizuschauen
Komma vor beim.

Im Haus angekommen zogen Tim und ich
würde ein Komma vor zogen setzen.

Weißwein Flaschen
Weißwein-Flaschen oder: "drapierten einige Flaschen Weißwein …"

rot-(.) weiß
rot-weiß oder rotweiß.

durchdesignten
für mich schwierig und unschön zu lesen, ist stark umgangssprachlich, musst du wissen.

Ein Hinweis zu den Dialogen: Wenn du Dialoge in Einzelzeilen auflöst, lässt sich der Sprecherwechsel leichter nachvollziehen, das Leseerlebnis ist ein anderes. Beispiel:

Warum sah er denn nur so unglücklich aus? „Ich habe dich etwas gefragt. Erde an Alex!“ „Kann das hier bitte unter uns bleiben?“ Ich sah ihn verständnislos an. „Was, warum?“ Er antwortete nicht direkt sondern sah nachdenklich zur Decke, seufzte kurz und nahm dann meine Hand: „Ich date Lilli. Und, sie ist mir wirklich wichtig. Ich will, dass das mit uns klappt. Wenn sie hiervon erfährt, ist alles kaputt.“ Nein. Nicht sie.
Warum sah er denn nur so unglücklich aus?
„Ich habe dich etwas gefragt. Erde an Alex!“
„Kann das hier bitte unter uns bleiben?“ Ich sah ihn verständnislos an.
„Was, warum?“
Er antwortete nicht direkt sondern sah nachdenklich zur Decke, seufzte kurz und nahm dann meine Hand.
„Ich date Lilli. Und, sie ist mir wirklich wichtig. Ich will, dass das mit uns klappt. Wenn sie hiervon erfährt, ist alles kaputt.“
Nein. Nicht sie.

Also, irgendwie funktioniert deine Geschichte für mich, trotz des sehr unkonventionellen Aufbaus, man könnte auch sagen: trotz des Kuddel-Muddels. Zuerst beschreibst du eine Klinikszene, gegen deren Ende eine abgebrochene Schwangerschaft (schwanger von Richard, wtf is Richard?) angedeutet wird, dann kommt die Mallorca-im-Mai-Rückblende, und Alex betritt die Bildfläche, dann das heiße Weinfest mit Party bei Alex (davor oder danach?), darin eingebettet die noch weiter zurückliegende Rückblende: was vor acht Jahren geschah (oder auch nicht), dann wieder die Vorvergangenheit mit Duschszene, Beischlaf und Auflösung. Puh!

Da kommt dann irgendwie eine Erklärung für den Aufenthalt deiner Prota in der Tagesklinik bei raus: Der Knacks nach der Enttäuschung über Alex Zurückweisung nach seiner Verwandlung zum neuen Alex, der auf Lilli steht. Darauf kommt dann die Abtreibung, weil Richard nicht Alex ist(?). Aber kaufe ich das? Reicht das aus, um ein Leben zu zerstören, vor allem, da sie ihm vor acht Jahren selbst den Laufpass gab und sie nur eine gemeinsame Nacht verbringen? Wir reden nicht von einer Beziehung, nicht von Plänen für die Zukunft, nicht von betrogenen Versprechungen und erst recht nicht von Liebe, oder?

Stark ist, wie du die Szenen einführst und beschreibst, das war auch beim Burning Man so, nur mMn fehlt es noch ein wenig Stringenz. Geh tiefer rein, mach dir mehr Gedanken darüber, was du erzählen willst, was deine Prämisse ist und dann konzipiere den Aufbau und die Handlung deiner Geschichte entsprechend.
Mir hilft immer liegen lassen und nach Tagen von außen draufschauen.

Peace, linktofink

 
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@linktofink danke für die Arbeit :-)
Was ich eigentlich sagen wollte und was anscheinend nicht rübergekommen ist: es ging um die Freundschaft zu Lilli. Die erste Szene diente lediglich dazu, aufzuzeigen wie wichtig Lilli ihr war “ ich wollte nur sie hier”. In der zweiten Szene bahnt sich an, dass Lilli lügt und den gemeinsamen Urlaub abbricht (angebliche Verpflichtung bei der Aktionärsversammlung). Das sie nach einer Nacht wieder total in ihrem Ex verschossen ist, den sie früher nur doof fand, ist tatsächlich etwas unglaubwürdig. Da muss ich im Aufbau nochmal nachbessern :)

Lg & Gute Nacht (mehr ist heute nicht mehr drin)

Fortsetzung:

Da kommt dann irgendwie eine Erklärung für den Aufenthalt deiner Prota in der Tagesklinik bei raus: Der Knacks nach der Enttäuschung über Alex Zurückweisung nach seiner Verwandlung zum neuen Alex, der auf Lilli steht. Darauf kommt dann die Abtreibung, weil Richard nicht Alex ist(?). Aber kaufe ich das?

NEINNNN!!! Zeitlich ist die erste Szene keine Rückblende.
Die Prota ist von Richard schwanger. Richard sind nur zwei Sätze gehuldigt, da er keine Rolle mehr spielt. Es ging mir lediglich darum zu verdeutlichen, dass die Prot niemand anderen bei einer so sensiblen Sache dabei haben will, als Lilli. Die beiden gegen den Rest der Welt.

Zeitlich ist eigentlich nur der misslungene Hochzeitsantrag eine Rückblende. Vielleicht würde eine Datumsangabe Sinn machen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @JoanaMaria
der Titel passt, wie Arsch auf Brille; falls ich zufällig bei dieser Serie reinschalten würde, könnte ich den gleichen Effekt in meinem Gehirn erleben, wie beim Lesen der Story: Hää?
Du zappst von einer Szene zur nächsten. Weder wird mir klar, wann, noch wo etwas handelt. In jeder Szene tauchen neue Figuren auf. Das Wissen über die Beziehungen der Figuren untereinander wird vorausgesetzt. Genauso, als schaut man zufällig zum ersten Mal in so eine Seifenoper bei Folge 523 rein.
Es beginnt mit einer Abtreibung. Offensichtlich das Resultat der Beziehung mit Richard. Ich erwarte, dass jetzt eine Erklärung zu ihrer Beziehung folgt. Aber nein – der Typ spielt keine Rolle mehr in der Geschichte. Was soll das denn?
Dann lerne ich Yuppies bei einer Proletenparty kennen, die keine Rolle in der "Handlung" spielt. Kurz erscheint Tim, dann Klaus, von dem ich im ersten Moment glaube, dass er mit der Prota gevögelt hat, dann Alex – mit dem wird dann gevögelt. Aber Alex lebt seine Pubertät aus und vögelt sich durch Protas Freundeskreis. Und sie ist ... ja was? Wütend, traurig, enttäuscht, beleidigt.
Leider erfahre ich es nicht. Wie so vieles, was kurz angekratzt wird. Das ist, wie einem ADHS-Kind zuzuhören, wenn es vom Tag erzählt.
Es stecken mehrere potenzielle Geschichten, um nicht zu sagen: Dramen, in dem zusammengeklatschten Brei.
1. - Die Story mit Richard und der Abtreibung. Woher kommt der Hass?
2. - Die Party auf Malle. (Also ... wenn da irgendwas passieren würde.)
3. a - Die Geschichte mit dem früheren Alex als verliebter Softie.
3. b - Oder die Geschichte, wie er sie später veräppelt.
Da gäbe es sogar eine interessante Entwicklung zu erzählen:
3. a+b - Wie wurde er vom Langweiler zum harten Ficker?
So wie die Story jetzt da steht, kannst Du das knicken.
Konzentrier Dich auf eine Prämisse, einen klareren Erzählfaden!
Rückblenden sparsam verwenden!
Wenige Figuren einsetzen, die eine (wichtige) Rolle spielen.
Verleih den Charakteren etwas Tiefe!
Stell etwas vom Innenleben der Hauptfigur dar! Die Ich-Perspektive macht es Dir leicht.
Hör auf beschissene Serien zu gucken!


Dialoge: Immer einen neuen Absatz bei Sprecherwechsel und den zugehörigen Begleitsätzen.

Auszug:
„Alex, hau jetzt ab und lass mich in Ruhe duschen!“ Ich drückte meine Handflächen gegen seinen feuchten Oberkörper und versuchte ihn aus der Dusche zu drängen. //
„Hör mir doch kurz zu. Bitte. Es ist auch meine Schuld, dass es nicht mehr mit uns geklappt hat.“ //
„Ich höre dir jetzt nicht zu! Geh raus!“ Ich hämmerte mit den Fäusten gegen seine Brust. Doch er nahm einfach meine Handgelenke, drückte sie nach unten und mich gleichzeitig gegen die Wand. „Geh weg von mir Alex!“ //
„Nein, ich will nicht von dir weg. Küss mich. Bitte. Nur einmal noch. Dann lass ich dich.“ Er löste seine Hand von meinem rechten Handgelenk, packte mir ins Haar und presste sich mit seinem Gewicht gegen meinen Körper. //
Ich stand nun eingequetscht zwischen der Wand und Alex riesigem Körper und konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen. „Lass mich sofort hier raus, oder ich schrei das ganze Haus zusammen.“ //
Er beugte sich leicht zu mir runter, atmete mir heiß in die Halsbeuge und flüsterte mir ins Ohr: „Ich weiß, dass du es jetzt auch willst.“ <– Боже мой !!!

Wo ich jetzt noch Mal den Inhalt der Szene lese ...
Die (ersehnte) Beinahe-Vergewaltigung wirft mieses Licht auf Alex, Schlagschatten auf die Prota und, ohne Reflexion, auch auf den Autor.

Schönen Gruß
Kellerkind

 

Hallo @Kellerkind,

vielen Dank fürs Lesen und meckern :-)

Du zappst von einer Szene zur nächsten. Weder wird mir klar, wann, noch wo etwas handelt. In jeder Szene tauchen neue Figuren auf. Das Wissen über die Beziehungen der Figuren untereinander wird vorausgesetzt. Genauso, als schaut man zufällig zum ersten Mal in so eine Seifenoper bei Folge 523 rein.
Das war ja so gewollt, deswegen auch der Titel. Ich weiss, dass es eigentlich zu viele Figuren sind. Aber sie waren als Randerscheinungen gedacht.
Wo sich alles abspielt, wird doch immer erzählt.
Klinik
Mallorca
Weinfest
Garten
Bett
:-)

Ich erwarte, dass jetzt eine Erklärung zu ihrer Beziehung folgt. Aber nein – der Typ spielt keine Rolle mehr in der Geschichte. Was soll das denn?

Er ist ein Nebenschauspieler. Einfach ein Typ, mit dem die Prot zusammen war.
Es geht vielmehr um die Freundschaft zu Lilli. Die Szene soll verdeutlichen, wie eng ihre Freundschaft ist. Sie will niemanden anderen dabei haben als Lilli.

dann Klaus, von dem ich im ersten Moment glaube, dass er mit der Prota gevögelt hat,
haha, dass wäre auch noch eine Idee gewesen. Er ist nur der böse Vater von Alex, der zufällig reinstürmt und die Prota hasst, weil sie seinen Sohn abgewiesen hat.

Alex lebt seine Pubertät aus und vögelt sich durch Protas Freundeskreis. Und sie ist ... ja was? Wütend, traurig, enttäuscht, beleidigt.
Er ist nicht in der Pubertät. Wahrscheinlich wollte er sich an ihr rächen und nimmt ihr ihre beste Freundin weg. GZSZ eben :-)
Die Szene haben ich inhaltlich so aufgebaut um den Niedergang der Freundschaft aufzuzeigen. Als Lilli auf Mallorca unter fadenscheinigen Gründen abhaut fängt es an.
Ich dachte mir es in etwa so:

1. Szene: Lilli + Prot sind tief verbunden
2. Szene: Lilli fängt an zu lügen, trifft sich wahrscheinlich schon heimlich mit Alex
3. Szene: Lilli ist gar nicht dabei, aber Alex bringt Prot dazu sich wieder zu verlieben und gibt ihr dann den Arschtritt

Scheint null funktioniert zu haben. Muss ich nochmal dran.
Die Formalia habe ich ebarbeitet. Vielen Dank dir und @linktofink für die Arbeit, ich hatte irgendwie die Doppel-Leerzeichen-Grippe :-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Mein J,

manno Jo,

nu hol‘n mich die Privaten doch noch ein, wenn auch ohne Werbung – oder hab ich was übersehn an Marketingprodukten? Ach ja, das wundersam schöne Leben der gehobenen Klasse.

Frau Geißen fehlt!
Wäre das nicht ne Bereicherung?
Ich meine nicht Schmickler und Lyko als überschätztes Paar der Weltgeschichte aus den Mitternachtsspitzen. Die echte mein ich.

Alles schon gesagt und vor allem kannstu den Kampf gegen Flüchtigkeit nur selbst gewinnen, denn Korrekturen (linktofink hat ja schon begonnen) mitsamt Begründung werden mehr Zeilen fressen, als die Geschichte selber hat.

Aber ich hab die jetzt ins Menü runtergezogen und schau'n wir mal!

Ich sacke zusammen, wie ein Kutscher, der eingenickt ist[,] und zwinge mich, meine Augen vollständig zu öffnen.
(Nebensätze zu Ende, Hauptsatz wird Fortgesetzt

„Frau Wendel, ie müssen langsam aufstehen und hier raus
Anrede/Höflichkeitsform, kommt gleich nochmals vor - musstu selber schauen ...

Als ich aufwache[,] sitzt Richard an meinem Bett.
Die vergleichende Konjunktion leitet einen vollständigen Satz ein. Ein einfacher Vergleich käme ohne Komma aus

Ich will sie jetzt aus diesem Drecksladen raus haben.
Drecksladen im Gesundheitswesen????

„Wir haben[,] was ihr wollt.“

Eine geschlossene, laute, peinliche[,] aber glückliche Gruppe.

In unserer Lieblingsbucht, war der Empfang richtig schlecht ...
Warum das KOmma? Wenn Du's begründen kannst, lass es stehn. Ich dinse keine Begründung und würde es löschen ...

Lasst uns mal lieber zu Alex Vater in den Garten fahren.
"Alex" steht im Genitiv, besser also einen Apostroph anfügen "Alex'". Kannstu auch umgehen, indem Du eine eher unschöne Umwandlung "zum Vater von Alex" draus machst. Aber ein Apostroph ist rationeller als sechs Buchstaben mehr ...
Des Alex' taucht noch mal auf. Musstu schauen!

„Und den Weinkeller!“[,] lallte Julius und alle lachten.

Auch nach acht Jahren, brauchte es nur eine halbe Flasche ...
weg mit dem Komma!

Im Haus angekommen, zogen Tim und ich eine
...
Wiederholungstäterin!!

Er hatte mir nie verziehen. Dieser Abend vor acht Jahren.
Wen oder was hat er mir nie verziehn? Diesen Abend ...
Und klingt die Ellipse nicht nach mehr als blößer Aussage - eher wie ein Schrei!, dem ein Ausrufezeichen gut stünde.

„Hallo[,] Klaus.“
(vllt. noch "!"? Gilt gleich auch für das "Bitte!")

Nein. Nicht sie.
Sind das nicht - irgendwie - Ausrufe?

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

du bist ein Schatz. Vielen Dank.
Ich dachte, ein bisschen Trash TV Unterhaltung würde dir Spaß machen :-)

ind das nicht - irgendwie - Ausufe?
Nein, nur stille Gedanken. Oder doch nicht? Muss ich drüber nachdenken!

Drecksladen im Gesundheitswesen????
Klar, du weisst doch, was in unseren Krankenhäusern los ist. Ich meine, immerhin möchte die nette Schwester das arme Mädchen, dass noch halb bewusslos ist, aus bürokratischen Gründen aus der Klinik schnellstmöglich entfernen. Es ist also definitv ein Drecksladen! :-)

Liebe Grüße
JO

 

Hey Jo,

jo, ich weiß was im Gesundheits(un)wesen insgesamt los ist, da wird ein Spähnchen nix ändern, eher verschlimmbessern, mit Personalschlüsseln was ändern zu können. Satire pur. Ein rein mathematisches Problem, wenn kein Personal da ist: Die Dienstpläne werden geändert, Minus-Zeiten eingerechnet, Schichten verkürzt und am andern Ende verlängert und schon kommt ein "Mirarbeiter" zwomal am Tag und aus einem werden zwo. Das Spiel mit der Personalstatistik.

Nicht nur die gewinnträchtigsten Diagnose(schlüssel)n werden gepflegt (jedem eine neue Hüfte!), sondern auch Minus-Zeiten (durchschnittliche Ausfallzeiten wie freie Tage, Urlaub, Krankheit und sonstiges, u. a. auch Schwangerschaften) werden eingerechnet.

Schon in den geruhsamen Blühmchen Zeiten in der solche statistischen Kunststücke nicht verwendet wurden, wurden Schwestern ggfs. aus ihrer freien Zeit geholt - per Polizei, wenn's denn sein musste. Da sind die Privaten (Fresenius, Helios z. B.) nicht anders als die kirchlichen und staatlichen Häuser ... Einziger Vorteil: Mit dem Abschied vom Prinzip der vermeintlichen Kostendeckung und
dem Recht, auch Gewinne zu erzielen, werden die Häuser nicht nur konkurrenzfähig gehalten, sondern auch konkursfähig.

Und so verschwindet das eine oder andere ungeliebte oder unrentable Haus in der Versenkung.

Darum Prosit auf Gesundheit als Ware!

Friedel

 

Hallo @maria.meerhaba,

vielen Dank für deine Gedanken. Seit der Veröffentlichung habe ich schon viel am Text verändert und das hilft mir echt weiter.
Irgendwie hatte ich die Idee, dass eine Abtreibung, in der Lilli quasi die Löwin spielt, die sie "beschützt", danach umsorgt, sich um alles kümmert etc. ein guter Aufhänger wäre, um darzustellen, wie gut die beiden befreundet sind. Was ich außer acht gelassen habe, ist der Figur mehr Charakter und Nähe zu geben. Ich werde mich noch einmal dransetzen und Richard eventuell streichen. Den finden alle unnötig und er sorgt nur für Verwirrung.

Liebe Grüße
JO

 

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