Gute Nacht (ein erotischer Brief)
Gute Nacht
Ein erotischer Brief
Wenn Du jetzt meine Zeilen in die Hand nimmst, bin ich viele tausend Kilometer von Dir entfernt und doch werde ich Dir ganz nah sein. Es ist der gleiche Himmel, wir sehen die gleichen Sterne...
Was ist das für ein romantischer Scheiß! Bei mir schüttet es wahrscheinlich gerade wieder mal wie aus Kannen und von Sternen keine Spur.
Lies den Brief bitte nicht im Stehen und ganz, ganz langsam. Du musst jedes Wort fühlen können... Leg Dich auf Dein Bett und mach es Dir so bequem wie nur möglich. Damit meine ich auch, dass Kleidung nur einengt und nicht wirklich bequem sein kann.
Du hast sicher einen harten Arbeitstag hinter Dir. Die Hitze hat dir vielleicht zu schaffen gemacht und Deine Glieder summen vor Erschöpfung. Vielleicht denkst Du noch an irgendwelche Probleme – lass sie jetzt ruhen und entspanne Dich. Leg Dich auf den Bauch und stütz die Ellenbogen auf, so dass Du den Zeilen noch folgen kannst.
Ich sitze neben Dir, etwa auf halber Höhe. Wasserperlen laufen mir den Körper entlang, vom Duschen. Das Badetuch bedeckt nur notdürftig, hat Alibifunktion. Ich betrachte Deinen nackten Körper, der Rücken leicht gebogen, durch das Aufstützen. Es gefällt mir, was ich sehe und ich muss den Atem anhalten. Deine Haut glatt und weiß, mein Herz fängt an, stärker zu klopfen. Nicht umdrehen!
Ich bin versucht, meine Hände nach Dir auszustrecken, will aber den Zauber nicht brechen... Ganz in Erwartung bewegen sich nervös Deine Fußspitzen. Die Muskelbewegung endet in den Po-Backen. So reizvoll, dass mir warm wird! Mein Badetuch rutscht von den Brüsten, doch Du kannst es nicht sehen. Du musst lesen. Dein Nacken verspannt sich immer mehr. Nervös rutscht Du hin und her.
Nein, jetzt gibt es keine Zigarette!
Wie zufällig berührt mein Knie Deine Lenden. Du atmest tief ein. Ich beuge mich über Dich und das Tuch rutscht zu Boden. Ich berühre Deinen Nacken fast vorsichtig und Dein Kopf neigt sich mir entgegen. Du kannst jetzt die Augen nicht schließen, auch wenn Du das liebend gern tun würdest! Langsam entspannst Du Dich. Ich fühle Deine Wärme. Vollgetankt mit mexikanischer Sonne. Meine Hände vergraben sich in Dein Silberhaar, was ich so liebe. Du duftest unheimlich gut. Ich möchte in Deinem Haar versinken. Wäre es mein letzter Atemzug, ich wäre zufrieden. Meine Hände ertasten zärtlich Dein Gesicht, als müssten sie sich vergewissern. Jede Kontur wird registriert, wiedererkannt und als äußerst liebenswert empfunden. Nun gut, schließ erst mal die Augen und fühle...
Ich höre Dein kehliges Lachen über so viel Unsinn – verflixt schöner Unsinn. Ich lache ja auch! Wie nah ich Dir doch gerade in diesem Augenblick bin. Meine Fingerspitzen wandern über Deinen Körper, der manchmal unter ihnen zusammen zuckt. Meine Nägel hinterlassen sanfte Spuren auf deiner Haut, längst der Wirbelsäule. Das soll die wärmste Körperregion sein, was ich natürlich anzweifle. Das kann nur jemand behaupten, der nicht weiter gesucht hat. Ich finde wärmere, wetten? Du weißt, dass ich suchen und finden werde, und diese Vorstellung verursacht bei Dir eine flache Atmung. Das ist gut, so weiß ich, dass ich auf der richtigen Spur bin.
Meine Hände, inzwischen ganz heiß geworden, streichen entlang Deinen Beinen. Deine Füße, noch ganz rot vom vielen Laufen, sollten eigentlich auf das Kopfkissen gebettet sein. Sie hätten es verdient. Doch wer hört in diesem Augenblick schon auf seine Füße! Ein liebevolles Streicheln muss für’ s erste genügen.
Hände, Du fragst Dich wie viele und hast keine Ahnung... Sie kriechen vor leiser Ungeduld etwas zittrig geworden an den Innenseiten Deiner Schenkel hinauf. Abbrechen!!! Dein Wunsch ist mir Befehl und so küsse ich Deinen Hals, Deine Schultern. Lippen brennen auf Deiner Haut. Meine empfindliche Zunge spürt die kleinen Härchen, die sich ihr entgegen stellen. Du kannst nichts tun. Du bist mir ausgeliefert, weil Du brennen willst! Und die suchenden Hände setzen ihren Weg fort. Sie wissen genau, wo sie innegehalten haben. Deine Muskeln bewegen sich unter ihnen. Ich finde eine Stelle, heißer als meine Hände, hochexplosiv...
Du schluckst schwer und hast das dringende Bedürfnis, Dich umzudrehen und mich in Deine Arme zu reißen. Tu’ es nicht, sonst entschwinde ich. Behutsam lege ich mich auf Dich nieder Du spürst mein Gewicht, doch es erdrückt Dich nicht. Ich bedecke Dich völlig und meine liebevolle Zuneigung hüllt Dich ein.
Ich flüstere Dir sanfte Worte ins Ohr und beruhige Dein Kind.
Ich weiß...
Du weißt...