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Gute Gene

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18.06.2013
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Gute Gene

Schönheit war für sie nur einen Knopfdruck entfernt. Zumindest ein wenig davon. Mit gesenktem Blick öffnete Lisa die Lade des Schminktischs, ersparte sich dabei den Anblick ihres Spiegelbilds, und holte das pinkfarbene metallische Ei hervor. Vorsichtig legte sie es an ihre Wange, aktivierte den Mechanismus und zählte in Gedanken bis zehn. Sie wollte sicher gehen, dass auch der letzte kleine Bot sich dem Schwarm angeschlossen hatte. Schließlich konnte jedes bisschen Hilfe brauchen, das die kleinen Wunderdinger zu bieten hatten - ganz besonders an einem Tag, an dem Thomas versprochen hatte, mit ihr in die Stadt zu fahren. Mehr hatte er nicht verraten, aber allein schon die Tatsache, dass er sich den Vormittag für sie freigenommen hatte, machte diesen Tag zu etwas Besonderem. Normalerweise hasste er es, einen freien Tag nicht in der Garage mit seinem Wagen verbringen zu können oder mit einer ausgedehnten Spritztour. Aber diesmal hatte er von einer Überraschung gesprochen und sie konnte kaum abwarten herauszufinden, was das sein würde.
Lisa beugte sich näher zum Spiegel, um das Werk der BeautyBots zu überprüfen. Thomas nahm die Dinge gern sehr genau, und das beinhaltete auch ihr Aussehen. Sie kannte die Art, wie seine Mundwinkel sich ein wenig senkten, wenn ihr hier ein kleiner Fehler unterlief, nur zu gut. Und die Art, wie dann der Rest des Tages laufen würde. Die Bots hatten allerdings, wie fast immer, an diesem Morgen ganze Arbeit geleistet. Sie war immer noch keine Schönheit, aber zumindest war von der Akne, die vor fünfzehn Jahren begonnen hatte, tiefe Krater auf ihren Wangen und der Stirn zu hinterlassen, nur mehr eine leichte Rötung zu sehen. Selbst die begann bereits zu verblassen.
„Gute gemacht, meine Kleinen“, flüsterte sie.
Natürlich würden die Bots auch ohne freundliche Worte einfach ihrer Programmierung folgen und eine Mischung aus Liposomen, Antioxdiantien und einer Reihe von weiteren Wirkstoffen in ihren unteren Hautschichten deponieren, aber für Lisa waren es mehr als nur mikroskopisch kleine Maschine. Sie waren ihr Schutzschild, ihre unsichtbaren Ritter, die sie gegen den Spott schützen konnten, der sie seit sie ein Teenager war jeden Tag begleitet hatte. Dafür würden Bots sich allerdings auch den Rest des Tages ins Zeug legen müssen. In den meisten Fällen konnten die Bots mit ein paar Minuten täglich wahre Wunder bewirken. Kleine Fältchen, leichte Entzündungen, Unreinheiten - all das bekamen sie in den Griff. Die Krater in ihrem Gesicht stellte allerdings auch die moderne Nanaotechnologie vor eine Herausforderung. Um ein wirklich dauerhaftes Ergebnis zu erzielen, mussten die Bots auch nach der Behandlung für den Rest des Tages an Ort und Stelle bleiben. Nur als dünner Film zwischen die äußeren und innere Hautschichten konnten sie dafür sorgen, dass die Aknekrater geglättet blieben. Eigentlich war diese Funktion der BeautyBots dazu gedacht, nur bei besonderen Anlässen eingesetzt zu werden und die Haut quasi von innen heraus zu bügeln, aber Lisa waren die möglichen Folgen egal. Zugegeben, ohne die MicroBots war ihre Haut mittlerweile in weit schlimmeren Zustand als vorher, aber das war ein Preis, den sie bereit war, zu zahlen. Es gab schließlich keine Alternative. Thomas war ein Mann mit hohen Standards und sie hatte es sich angewöhnt, den Bots nur eine kurze Pause in der Ladestation zu gönnen, wenn er morgens ins Bad verschwand.
Lisa beendete ihre Morgenroutine mit etwas Wimperntusche, Rouge und dem himbeerfarbenen Lippenstift, den Thomas so mochte. Während sie darauf wartete, dass Thomas im Badezimmer seine morgendliche Routine beendete, bei der er sich alle Mühe gab, seine Haare mit einer Präzission zu geelen, die einen Nanochirugriebot blass vor Neid hätte werden lassen, wanderte ihr Blick aus dem Fenster.
Es war gekippt und sie konnte helles Kinderlachen von draußen hören. Sie wusste nicht viel über ihr Nachbarn, aber das knallrosa Fahrrad in der Einfahrt war ihr sofort aufgefallen. Mit seinem Körbchen, das förmlich dazu einlud, einen Teddy oder eine Lieblingspuppe auf eine kleine Ausfahrt mitzunehmen, war es wirklich entzückend. Genau so ein Rad würde vielleicht schon bald vor ihrem eigenen Haus stehen, wenn sie Thomas davon überzeugen konnte, den nächsten Schritt zu wagen.
„Komm schon Lisa, wir sind spät dran“, riss Thomas Stimme sie aus ihren Gedanken.
Eilig stopfte sie die Ladestation der BeautyBots in ihre Handtasche. Es gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, die Bots vielleicht später am Tag in einem unbeobachteten Moment noch einmal aufladen zu können. Dann stand sie auf, schnappte sich die nächstbeste Jacke und lief ins Wohnzimmer.
Für viel mehr hätte ihr Thomas wohl auch keine Zeit gelassen. Er wirkte wie immer ungeduldig, sich ans Steuer seines Porsche zu setzen. Der Wagen war sein ganzer Stolz. Symbol für alles, was ihm wichtig war. Freiheit. Stärke. Und die Möglichkeit, schneller beschleunigen zu können als alle anderen - zumindest hier draußen, außerhalb der Stadt.
Lisa liest sich auf den Beifahrersitz sinken und schloss die Türe des Porsche. Sehr vorsichtig. Thomas war empfindlich, wenn es um das Auto ging. Sie legte den Gurt an und musterte ihn von der Seite. Immer noch kein Hinweis, was er vor hatte. Vielleicht wollte er ihre Neugier auskosten und erwartete sich, dass sie danach fragte.
„Soll ich raten, wohin wir fahren, Schatz?“
Thomas warf ihr ein kleines Lächeln zu, während er rückwärts aus der Einfahrt schob.
„Es wird eine Überraschung für dich, Süße. Etwas, das du schon lange wolltest.“
Süße. So nannte er sich wirklich selten. Während Lisa noch überlegte, ob er wohl wollte, dass sie weiterfragte, gab Thomas bereits Gas gab und sie wurde in den Sitz gedrückt. Außerhalb der Stadt war es noch erlaubt, bis zu 100 km/h zu fahren und Thomas bemühte sich stets, die Toleranz der Radarkontrollen auszunutzen. Nicht immer erfolgreich. Die Strafzettel waren in den meisten Monaten ein nicht zu kleiner Teil ihrer Ausgaben. Aber sie sagte nichts dazu, auch nicht, als die Geschwindigkeitsanzeige bereits bedrohlich weit über die 100 kletterte. Eine Überraschung? Sie war viel zu gespannt, um das mit einem falschen Wort zu verderben.
„Etwas, das ich schon lange wollte?“, entschied sie sich, mehr herauszufinden.
Thomas nickte und wandte einen Augenblick lang den Blick von der Straße zu ihr.
“Ganz genau. Und es ist nichts, das man einfach so kauft.“
Dann ließ er den Motor aufheulen. Lisa hatte einen Verdacht, aber sie wagte nicht, ihn auszusprechen. Wenn Thomas etwas Anderes im Sinn hatte, dann wäre es furchtbar, wenn sie wieder davon angefangen hätte.

Als sie die Stadtgrenze erreichten, verringerte Thomas die Geschwindigkeit. Er tat es im letzten Moment, bevor die Radarkontrollen anschlagen würden, und wie immer stieg er dabei so abrupt auf die Bremse, dass Lisa hart in ihren Gurt gepresst wurde. Innerhalb des Stadtgebiets waren nur maximal 40 km/h erlaubt. Eine Tatsache, die sich nur schwer mit Thomas’ Freiheitsgefühl vereinbaren ließ und der Grund, warum er mit ihr in eines der beinahe unerschwinglich teuren Häuser außerhalb der Stadt gezogen war. Zumindest nannte er das stets als Grund. Insgeheim hoffte sie, dass auch der Gedanke, was für ein wundervoller Ort für Kinder so ein Häuschen im Grünen wäre, eine Rolle gespielt hatte, aber Thomas wurde schnell abweisend, wenn sie ihn zu direkt darauf ansprach.
Sie musterte ihn von der Seite und versuchte in seinem Profil zu lesen, was er vorhatte. Dieses Lächeln. Eine Überraschung. Etwas das sie schon lange wollte. Hier im Norden der Stadt gab es eigentlich wirklich nur ein Ziel, das er haben könnte. Sie umklammerte ihre Handtasche fest, während die Aufregung in ihr wie eine gewaltige Welle hochschlug.

Als Thomas schließlich tatsächlich zum Parkplatz der Klinik einbog, tastete Lisa wortlos vor Glück nach seiner Hand. Sie wartete, bis er den Wagen zu seiner Zufriedenheit geparkt hatte und noch in der Sekunde, in der er den Motor abstellte, fiel sie ihm dann stürmisch um den Hals. Das war mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Das war … alles. Die Klinik. Er war mit ihr tatsächlich zur Klinik. Sie beeilte sich auszusteigen - so sehr, dass sie mit der Wagentüre um ein Haar einen Mann erwischt, der sich von hinten dem Porsche genähert hatte.
Der Mann war alleine, was ungewöhnlich war an einem Ort wie diesem. Weniger ungewöhnlich war allerdings der bewundernde Blick, mit dem er Thomas’ Auto betrachtete. Solche Blicke bekam der Porsche immer wieder. Lisa wäre zwar am liebsten gleich ins das chromglitzernde Gebäude gelaufen, aber sie lächelte höflich. Das würde jetzt erfahrungsgemäß ein paar Minuten dauern. Komplimente für seinen Wagen waren etwas, das Thomas gern ausgiebig auskostete. Er war auch bereits aus dem Wagen gestiegen und hatte sich mit einem breiten Grinsen neben dem Mann positioniert.
„Wirklich ein netter Schlitten. Ein Porsche Carrera?“, eröffnete der Mann das Ritual, das Lisa schon so oft erlebt hatte.
"Porsche Carrera S“, erklärte Thomas lässig, so als wäre das keine große Sache.
Lisa wusste, wie lange er auf diese Zusatzausstattung gespart hatte. Aber so war das ungeschriebene Gesetz unter Männern. Einen möglichst dickes Ding an Land ziehen und es möglichst leicht wirken lassen. Der Mann betrachtete Thomas Wagon noch einmal und nickte anerkennend.
„Ein echtes Schmuckstück.“
„Das ist er“, stimmte Thomas zu und tätschelte zärtlich den Kotflügel.
Dann wandte er sich Lisa zu und schenkte ihr ein Lächeln. Das war überraschend, normalerweise würde Thomas sie erstmal in Ruhe dem Gespräch über seinen Wagen widmen wollen. Etwas unsicher lächelte sie zurück und hoffte, dass er nicht erwartete, dass sie sich an dem Gespräch beteiligen würde. Autos waren wirklich kein Konversationsthema, bei dem sich sich trittsicher fühlte.
„Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen?“, fragte Thomas und legte seinen Arm um sie.
Auch sein Gesprächspartner wandte ihr nun seine volle Aufmerksamkeit zu und musterte sie. Lisa fühlte sich in diesem Moment ein wenig wie ein weiteres Ausstattungsfeature des Porsches. Beifahrerin, Standardvariante. Aber sie lächelte, und tat ihr Bestes, den Bauch ein wenig einzuziehen, um mindestens wie die Standard-Plus Variante einer Beifahrerin auszusehen.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Frau Berger. Freut mich wirklich sehr. Es ist immer etwas Besonderes, ein junges Paar kennenzulernen, das bereit ist für den nächsten Schritt. Ich bin Dr. Feichtinger und werde Sie heute hier betreuen“, erklärte der Mann und schüttelte Lisas Hand.
Der Händedruck des Mannes war kräftig, präzise und genau so, wie sie sich das von einem Arzt erwartete. Aber welcher Arzt begrüßte seine Patienten bereits am Parkplatz? Sie hatte sogar das Gefühl, er hatte sehr genau gewusst, wann sie hier eintreffen würden. Nicht, dass sie ihr Glück zu sehr hinterfragen wollte, aber ein wenig seltsam war es schon. Sie warf Thomas einen fragenden Blick zu.
„Haben wir denn einen Termin hier?“
„Haben wir, Schatz. Bei dem Besten. Dr. Feichtinger und ich haben uns letzte Woche im Autohaus kennengelernt, als er auf der Suche nach neuen Felgen war“, erklärte Thomas und mit einem kleinen Grinsen in Richtung des Arztes fügte er hinzu,“Schätze, das hier wird mich mehr kosten als ein Satz Sportfelgen.“
„Sie werden sehen, wir finden eine Lösung“, erklärte der Arzt und klopfte Thomas fast schon freundschaftlich auf die Schulter.

Bevor Lisa den beiden Männern in das Hauptgebäude folgte, warf sie einen kleinen, dankbaren Blick nach oben in des strahlende Blau des Vormittagshimmels. Das hier war Schicksal, da war sie sich sicher. Dass Thomas einem Arzt der Klinik über den Weg gelaufen war, der seine Leidenschaft für Autos teilte, konnte einfach kein Zufall sein. Dann beeilte sie sich, zu den beiden Männern aufzuschließen und trat hinter ihnen in die Eingangshalle. Es ein unbeschreibliches Gefühl, die Klinik von BetterBaby zu betreten. Die riesige Empfangshalle war in geschmackvollen Pastelltönen gehalten und balancierte haarscharf zwischen kitschig und elegant. Ein Duft, der ihr direkt ins Herz ging, lag in der Luft. Zart und sanft. Lisa wusste nicht, wie Babypuder tatsächlich roch - aber sie stellte es sich genau so vor. Vermutlich war das Ganze nur eine sorgfältig zusammengestellte Komposition eines Duftdesigners - aber das änderte nichts daran, dass sie den Geruch wunderbar fand. So wunderbar wie alles, was damit zusammenhing, hier zu sein und endlich selbst Mutter zu werden.
Bei dem Gedanken warf sie einen nervösen Blick auf Thomas, oder zumindest auf seinen Rücken, denn viel mehr konnte sie im Moment nicht von ihm sehen. Die Art, wie er vor ihr ging und mit Dr. Feichtinger plauderte wirkte immer noch ungewöhnlich entspannt. Sie war sich wirklich nicht sicher, wie er plötzlich zu dem Entschluss gekommen war, sich BetterBaby leisten zu können - aber vielleicht war es besser, das Schicksal nicht zu sehr zu hinterfragen. Egal wie hoch die Kreditraten sein würden, die sie abzahlen mussten - sie wünschte sich das hier mehr als alles andere. Alleine schon hier in der Eingangshalle zu stehen, fühlte sich noch besser an, als sie gedacht hatte.
Sie machte ein paar schnelle Schritte, um zu Thomas aufzuholen, und tastete nach seiner Hand. Selbst wenn sie sich nur einen Bruchteil der Möglichkeiten, die man hier anbot, leisten könnten, das hier war ein großer Moment. Einer, den sie nicht richtig begehen sollten. Thomas erwiderte den Druck ihrer Hand und lächelte zu ihr herunter.

Auch in Dr. Feichtingers Büro gab es Spuren von Pastelltönen, aber die Menge an blitzendem Chrom und Hochglanzweiß ließ die zarten himmelblauen und rosa Farbtupfer nur wie einen schwachen Nachhall wirken. Lisa hatte das Gefühl, für das hier wieder das richtige Outfit noch das richtige Bankkonto zu haben und zupfte nervös ihre Bluse zurecht. Unsicher drückte sie Thomas’ Hand etwas fester und beugte sich zu ihr.
„Mach’ dir keine Sorgen, Schatz. Wir sind bei Dr. Feichtinger in den besten Händen“, flüsterte er.
Für weitere Sorgen fand Lisa keine Gelegenheit, denn Dr. Feichtinger bat sie, auf den beiden Besucherstühlen Platz zu nehmen.
„Nun, dann wollen wir mal“, begann er mit einem breiten Lächeln. „Darf ich sie erstmal um eine kleine Blutprobe bitten?“
Er nahm Lisas Hand und entnahm mit einem handlichen, kleinen Apparat aus einer Fingerspitze ein paar Tropfen. Dann wiederholte er den Vorgang bei Thomas und stellte schließlich den kleinen Apparat vor ihnen auf dem Tisch. Mit einem breiten Lächeln, mit dem er auch in keinem Zahnpastawerbespot fehl am Platz gewesen wäre, platzierte er dann selbst lässig auf der Kante des Besprechungstisches. Einen kurzen Moment lang tippte er etwas auf seinem Infopad ein und dann begann Luft über dem Tisch auch schon leicht bläulich zu schimmern.
„Herr und Frau Berger - ich darf Ihnen nun ihr Kind vorstellen…“
Über dem Tisch materialisierte sich ein kleines Baby. Leicht durchscheinend, wie alle Hologramme, aber so echt, dass Lisa selbst die feine Bewegung seiner Nasenflügel beim Atmen sehen konnte. Seine Augen waren geschlossen und es schien friedlich zu schlafen.
„Zu erst einmal möchte ich die Beglückwünschen zu ihrer Entscheidung, die Dienst von BetterBaby in Anspruch zu nehmen. Jedes verantwortungsvolle Elternpaar sollte sich schon vor der Empfängnis Gedanken machen, um die Gesundheitsvorsorge ihres Kindes. Aber das ist nicht alles, was wir für sie tun können. Dank der Genanalyse können wir ihnen bereits jetzt sagen, wie ihr Kind aussehen wird und über welche Fähigkeiten es verfügt. Und während sie sich für die Upgrades entscheiden, sie können den Effekt gleich hier mitverfolgen.“
Lisa starrte auf das kleine Wesen vor sich. Die zierliche Nase. Die Lippen, die sie so an ihre eigenen erinnerten. Es war … perfekt.
„Ein Mädchen“, flüsterte Lisa atemlos.
„Sind sie sich da auch sicher?“, fragte Thomas.
Sein Tonfall machte klar, dass er das nicht unbedingt für die besten Nachrichten hielt.
Dr. Feichtinger grinste breit.
„Wir wären hier in der Tat ziemliche Amateure, wenn wir uns bei so etwas nicht sicher sein würden. Aber es lässt sich ändern. Zu Beginn der Schwangerschaft entwickeln alle Embryonen identisch aussehende Vorstufen der Geschlechtsorgane. Diese Anlagen können sich in weibliche und männliche Richtung entwickeln. Um aus ihrem Kind einen Jungen zu machen müssten wir nur ein wenig zusätzliche genetische Informationen einschleusen.“
„Mir würde ein Sohn gefallen. Sie wissen schon - ein Stammhalter“, erklärte Thomas.
Dr. Feichtinger tippte auf sein InfoPad und es bestand kein Zweifel, dass es sich nun um einen Jungen handelte. Auch sein Gesicht schien sich nun ein wenig verändert zu haben. Lisa war sich sicher, dass die Nase nun einen Hauch größer war. Sie war zwar dafür, hier einfach der Natur ihren Lauf zu lassen, aber wenn ein Junge Thomas glücklicher machen würde, dann hatte sie nichts dagegen.
„Die Anpassung des Geschlechts beläuft sich auf 50.000 Credits“, erklärte Dr. Feichtinger.
„50.000“, wiederholte Thomas langsam, „Also ehrlich, Doc, dafür bekommt man eine Menge Felgen. Ich denke, dann ist auch ein Mädchen gut genug.“
Lisa umklammerte nervös die Lehne des Stuhles. Ihre größte Angst war, dass sie sich nicht mal die genetische Gesundheitsvorsorge würden leisten können.
„Ein Mädchen also“, bestätigte Dr. Feichtinger und tippte kurz auf sein ControlPad.
Die Gesichtszüge des Babys wurden etwas weicher und bei der nächsten langsamen Drehung um seine Achse sah Lisa, dass es nun ein Mädchen war. Lisa fand sie wunderhübsch. Mit jeder Sekunde, die sie ihr Baby so vor sich sah, fühlte sie sich ihm mehr verbunden.
„Welche Augenfarbe schwebt Ihnen denn vor? Wir hätten hier ein sehr beliebtes Kombiangebot „Cinderella“. Blaue Augen, blonde Haare. Sehr gerne genommen wird dazu auch das Rapunzel-Upgrade. Besonders dichtes Haar, leicht lockig und schnell wachsend…“, fuhr Dr. Feichtinger fort und tippte noch einmal auf sein Pad. Das Baby hatte nun einen zarten Flaum blonder Locken, die sich um sein Gesicht schmiegten.
„Cinderella kommt auf 15.000 Credits, das Rapunzel-Upgrade auf weitere 10.000 Credits.“
Lisa hätte ihrer Tochter die blonden Locken von Herzen gegönnt - aber bei dem Preis würde ihre Kleine wohl lernen, müssen, das Beste aus dem zu machen, was von Natur aus in ihren Genen lag. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihre haselnussbraunen Haare, die sie ganz offensichtlich an ihr Kind weitervererben würde, nicht ganz so übel waren.
„Schlecht sieht das ja nicht aus, dieses Blond. Ein wenig sollte die Kleine schon her machen, was meinst du Lisa?“, fragte Thomas.
Lisa nickte nur stumm. Vor Dr. Feichtinger wollte sie Thomas das natürlich nicht fragen, aber sie war sich sicher, dass ihr Budget seine Grenzen haben würde. Als war es wohl besser, Prioritäten zu setzen und sich nicht von verführerisch blonden Locken ablenken zu lassen.
„Entschuldigen Sie, Dr. Feichtinger …“, begann sie vorsichtig.
„Ja, Frau Berger?“, antwortete er und schaffte es tatsächlich, sein Lächeln noch breiter werden zu lassen.
„Können wir zuerst mit den Optionen für die gesundheitliche Optimierung weitermachen?“,
Der Arzt nickte verständnisvoll.
„Natürlich. Nichts ist so wichtig wie die Gesundheit.“
Lisa griff einmal mehr nach Thomas Hand. Wenn die 15.000 Credits für eine simple Anpassung der Haarfarbe ein Anhaltspunkt waren, dann würden sie wohl gleich ein paar harte Entscheidungen treffen müssen.
Dr. Feichtinger tippte erneut auf sein ControlPad. „Neben dem Basispaket, mit dem die üblichen Erbkrankheiten eliminiert werden, bieten wir noch eine Reihe weitere Upgrades an. Das Anti-Krebs-Paket ist wohl ziemlich selbsterklärend, zusätzlich empfiehlt es sich auch, das Immunsystem zu aktivieren. Damit ist ihr Kind selbst gegen zur Zeit noch unbekannte Erreger geschützt.“
Dr. Feichtinger wählte auf seinem Pad eine andere Einstellung und das Baby wurde leicht transparent. Ein Netzwerk von kleinen, grünen Impulsen durchzog nun seinen Körper, um die Worte des Arztes passend zu untermalen.
„Wovon reden wir hier, preislich gesehen?“, hörte Lisa Thomas neben sich fragen.
Sekunden können sich zu Ewigkeiten hinziehen. Sogar Sekundenbruchteile konnten das. Lisa konnte die Anspannung kaum ertragen, während sie auf die Antwort des Arztes wartete.
„Das Basispaket kommt auf 30.000 Credits, die die Immunsystemaktivierung zusätzlich auf 35.000 Credits. Wenn sie sich zusätzlich für unser neu entwickeltes Zellschutz-Programm entscheiden, dann kann ich ihnen einen Paketpreis mit 100.000 Credits machen. Unser Special diesen Monat.“
Lisa schwirrte der Kopf bei diesen Beträgen. Aber wie sollte sie es ihrem Kind erklären, dass sie sich das nicht hatten leisten können? Ihm sagen, dass es sich den Rest seines Lebens vor Krankheiten wie Krebs würde fürchten müssen? Bei jeder Epedemie mit einem durchschnittlichen Immunsystem fast schutzlos war?
„Dieses Zellschutzpaket, was schützt das denn genau?“, fragte sie in der Hoffnung, dass zumindest dieses Paket doch nicht ganz so notwendig sein würde.
„Es verhindert Schädigungen im Zell-Metabolismus durch freie Radikale…“, begann Dr. Feichtinger und mit dem Instinkt eines Mannes, der fühlte, dass sein Publikum noch etwas Überzeugung brauchen konnte, beugte sich vertraulich zu Lisa nach vor. „Sie wissen ja, die Biester schwirren überall herum. Mit dem Paket sorgen wir dafür, dass ihr Kind viel langsamer altert.“
„Das… klingt sehr gut“, meinte Lisa mit einem hilfesuchenden Blick Richtung Thomas.
Zu ihrer Überraschung lächelte er sie an und nickte unmerklich. So als wäre das ein Ja. Aber Lisa war sich trotzdem sicher, dass die 100.000 kaum machbar sein würden.
„Kann man dieses Zellschutzpaket denn auch alleine wählen?“
„Können schon. Aber Sie sollte nicht. Ohne ein überdurchschnittliches Immunsystem und eine gute Basisabsicherung gegen Krankheiten hat niemand viel von einem langen Leben.“
Lisa nickte unsicher. 100.000 Credits. Woher in aller Welt würden sie die nehmen?
Dr. Feichtinger kam allerdings gerade erst in Schwung. Während er eine Reihe von weiteren gesundheitlichen Optimierungsmöglichkeiten präsentierte, hielt Lisa den Blick gesenkt und versuchte, das hilflose kleine Baby vor sich nicht zu genau zu betrachten. Es war ein fast körperlicher Schmerz, ihrer Tochter nicht jedes Einzelne dieser verdammten Pakete ermöglichen zu können.

In der nächsten halben Stunde präsentierte ihnen Dr. Feichtinger eine Reihe weiterer genetischer Optimierungsmöglichkeiten. Von einigen hatte Lisa bisher nicht mal geahnt, dass so etwas bereits möglich wäre. Mit einer Stimme, als würde er mit einem Zaubertrick sein bestes Kaninchen aus dem Hut ziehen, setzte er dann schließlich zum Finale an.
„Zum Abschluss präsentiere ich ihnen das bei unseren Kunden beliebteste Paket: Intelligenz und Kreativität. Wir sind einer der wenigen Anbieter, die beides synchron optimieren können. Damit haben sie die Garantie, dass ihr Kind ein erfolgreiches, erfülltes Leben haben wird.“
Lisa warf einen kummervollen Blick auf das schwebende Baby vor sich. Sie wagte nicht mehr, nach dem Preis zu fragen.
„Also, das werden wir uns auf jeden Fall leisten“, hörte sie in diesem Augenblick Thomas neben sich.
Ihr Mann beugte sich entschlossen nach vor, so als wollte er tatsächlich über diese unglaublichen Beträge verhandeln.
„Wo stehen wir, wenn wir diese ganzen Gesundheitspakete und das Intelligenz und Kreativität nehmen - und wenn wir schon dabei sind, dann auch das Cinderella Paket? Es kann nie schaden, wenn sie auch hübsch ist…“
Dr. Feichtinger lächelte und tippte einen Moment lang auf seinem InfoPad.
„Damit wären wir bei 235.000 Credits“, erklärte der Arzt und fügte dann mit einem kleinen, vertraulichen Zwinkern hinzu, „Ich kann Ihnen noch ein wenig entgegenkommen. Sagen wir … 230.0000.“
„Schönes Sümmchen. Aber es geht hier schließlich um unser Zukunft, nicht wahr?“, antwortete Thomas und tätschelte dabei Lisas Hand, die immer noch die Lehne des Sessel umklammerte. Lisa schnappte überwältigt nach Luft. 230.000 Credits. Das war mehr als sie in letzten zehn Jahren verdient hatten .
„Möchtest du noch etwas, Schatz?“
„Thomas, wir … ich .. wie“, begann sie unsicher. Und offensichtlich eine Spur zu laut.
Dr. Feichtinger beugte sich vor und klopfte Thomas vertraulich auf die Schulter. „Wie ich bei unserem letzten Treffen schon sagte, Ihren Wagen können Sie gerne in Zahlung geben. Der ist für 100.000 Credits gut.“
Thomas nickte zustimmend und antwortete ohne zu zögern:“Abgemacht. Ab sofort gehört der Porsche Ihnen.“
Lisa traute ihren Ohren kaum. Thomas verzichtete auf den Wagen. Sie bekam kaum Luft, so gerührt war sie. Das war der Mann den sie kannte und liebte. Der Mann, der Berge versetzte, um seine Ziele zu erreichen und es dann wie eine Kleinigkeit aussehen ließ. Und das ließ er tatsächlich. Er sah vollkommen entspannt aus, als er sich mit einem breiten Grinsen zu ihr beugte.
„Schatz, das hier ist mit Abstand die beste Investition, die ich mir vorstellen kann. Stell dir mal vor, mit diesem Immundings und dem Zellschutz haben wir ein Kind, dem praktisch nichts passieren kann. Und wenn es dann noch schlau ist …“
Dann wandte Thomas sich wieder an den Arzt:“Was die restliche Finanzierung angeht, wie läuft das nochmal mit diesem Kredit?“
Lisa spürte, wie eine warme Welle des Glücks sie erfüllte. Wie gut Thomas das hier organisierte. Er war jetzt schon der perfekte Vater.
„Als spezielles Kundenservice bietet BetterBaby den Kunden einen Direktkredit an, bei dem Sie ihr Kind als Bürgen einsetzen können. Und wie wir bereits besprochen haben, reicht der Porsche als Eigenmittel aus.“, hörte sie den Arzt sagen.
Kredit. Eigenmittel. Thomas hatte wirklich bereits an alles gedacht.
„Klingt großartig“, hörte sie ihren Mann sagen.
„Dann darf ich sie heute schon zu ihrer wunderbaren Tochter beglückwünschen“, erklärte Dr. Feichtinger und schüttelte Thomas lächelnd die Hand.
Lisa war vollkommen überwältigt und zitterte am ganzen Körper. Dies Möglichkeiten, die ihre Tochter haben würde! Zum Glück behielt Thomas so einen kühlen Kopf, sie wäre in diesem Moment vor Aufregung nicht mal fähig gewesen, von Dr. Feichtinger das InfoPad mit dem Vertrag entgegenzunehmen. Thomas allerdings presste ohne zu Zögern seinen Daumen auf das Sensorfeld und bestätigte damit die Vereinbarung. Dann hielt er auch ihr das Sensorpad entgegen, damit sie es ebenfalls mit ihrem Daumenabdruck versehen konnte. Mit klopfendem Herzen folgte sie der Aufforderung und Thomas drückte ihr einen Kuss auf die Wange, als er ihr das Pad wieder abnahm, um es Dr. Feichtinger zurückzugeben.
„Und wann möchten Sie schwanger werden, Frau Berger?“, wandte der Arzt sich nun an sie.
„Am liebsten sofort…“, erklärte Lisa.
„Natürlich. Man soll das Glück schließlich nicht warten lassen. Meine Assistentin wird einen Hormonstatus machen. Dann werden wir sehen, ob eine Eizelle bereits herangereift ist oder ob wir da noch ein paar Tricks anwenden müssen.“

Während Thomas sich mit einem breiten Grinsen auf den Weg machte, um seinen Teil des genetischen Materials zu spenden, folgte Lisa dem Arzt in den Behandlungsraum. Die Entnahme der Eizelle war eine überraschend schnelle Prozedur, allerdings auch ein wenig schmerzhaft. Als sie sich danach wieder ankleiden durfte und Dr. Feichtinger wieder zurück in sein Büro folgte, gab sie sich alle Mühe, das stechende Gefühl in ihrem Unterleib mit einem Lächeln zu überspielen. Sie wollte keinen Zweifel daran lassen, wie glücklich sie sich fühlte.
Auch Thomas schien bester Laune zu sein und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Und wie geht es jetzt weiter, Doc?“, fragte er.
„In ungefähr zwei Stunden werden wir die Befruchtung und alle Modifikationen durchgeführt haben. Ab dann ist der Embryo bereit für den Transfer. Wenn Sie wünschen, dann können wir ihn schon heute durchführen, der Hormonstatus von Frau Berger lässt uns da freie Hand.“
„Dann machen wir das, Doc. Und sagen Sie mal - ab wann haben Ihre Superkids denn so den ersten Job? Womit kann man da genau rechnen?“
„Das Intelligenz-und-Kreativität-Paket sorgt für überaus talentierte Kinder. Und das ist natürlich einer Menge Unternehmen nicht entgangen. In der Regel bekommen sie die ersten Jobangebote um den zehnten Geburtstag herum. Es gibt aber auch Ausnahmen. Besonders vielversprechende Kandidaten werden zum Beispiel vom Econ Labs Konzern mit Fünf in ein Traineeprogramm aufgenommen.“
„Und so ein Trainee wird gut bezahlt?“
„Natürlich. Die Firmen sind sehr motiviert, die jungen Talente an sich zu binden.“
„Fünf Jahre also. Das nenne ich mal eine Investition, die sich schnell rechnet“, sagte Thomas und beugte sich dann zu Lisa,“Du wirst sehen, Schatz - bald haben wir eine ganze Tiefgarage voller Porsches.“
Lisa hatte das Gefühl, ihre Welt würde zu einem hässlichen, quietschenden Halt kommen. Wortlos starrte sie auf die holographische Darstellung des kleinen Babys. Eines Babys, das für seinen Vater nichts als eine vielversprechende Investition war. Wie durch einen Nebel nahm sie wahr, wie Dr. Feichtinger sich verabschiedete und Thomas nach ihrer Hand griff, um mit ihr das Besprechungszimmer zu verlassen. Er führte sie den langen Gang entlang zurück zum Empfangsbereich. Eine pastellfarbene Welt, erfüllt von sanfter Klaviermusik und dem Duft von Babypuder. Thomas steuerte mit ihr auf eine der großzügigen Sitzgruppen zu und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Etwas, das er sonst eigentlich nur selten tat.
„Warte hier, Schätzchen. Und setzt dich doch, du siehst müde aus.“
Überwältigt vom Gefühl der Machtlosigkeit ließ Lisa sich in die weichen Kissen des Sofas sinken.
„Kann nicht schaden, Schätzchen, wenn du dich ein bisschen schonst, bevor du die wertvolle Fracht an Bord bekommst. Sie werden dich dann hier aufrufen, wenn der Embryo so weit ist“, erklärte Thomas.
Schätzchen. Schon wieder. Lisa konnte sich nicht erinnern, wann Thomas sie das letzte Mal so genannt hatte.
„Macht allerdings keinen Sinn, wenn wir hier beide rumsitzen, oder? Ich schau noch mal schnell beim Doc vorbei und frage ihn, ob ich noch eine letzte Spritztour mit dem Porsche machen kann“, fuhr er fort. „Wir treffen uns dann wieder hier, ja?“
Mit dem kleinen Zwinkern, das Lisa immer so an ihm gemocht hatte, fügte er hinzu:“Zu dritt!“
Lisa nickte nur stumm, nicht sicher, was sie sonst tun sollte. Mit ihrem Daumenabdruck hatte sie etwas in Gang gesetzt, dass sie nun wohl kaum mehr aufhalten konnte. Hilflos sah sie Thomas nach, wie er sich auf den Weg zu Dr. Feichtinger machte. Und dann wandte er sich noch einmal zu ihr um.
„Und Schatz, geh dich doch ein bisschen frisch machen. Siehst ziemlich blass aus, das steht dir nicht.“

Lisa fasste ihre Tasche fester und erhob sich. Eine Mitarbeiterin in tadelloser Hochsteckfrisur und ebenso tadellosem, zartrosa Kostüm wies ihr den Weg zur Damentoilette. Auch hier herrschten zarte Pasteltöne und sanfte Musik. Lisa betrachtete ihr Spiegelbild, das im sanften Licht der Toilette zwar blass, aber doch ungewohnt hübsch aussah. Langsam wandte sie den Kopf zur Seite, nahm jedes Detail in sich auf. Den makellosen Teint. Die Hochsteckfrisur, die ihre hohen Wangenknochen zur Geltung brachte. Der himbeerfarbene Lippenstift. Es war Zeit, sich davon zu verabschieden. Sie kramte das kleine Ei aus ihrer Tasche und befahl den Bots, in ihre Dockingstation zurückzukehren. Dann platzierte sie es mitten auf dem Waschtisch. Vielleicht würde es jemand anderem mehr Glück bringen als ihr.
„Das bist du mir wert, Schätzchen“ - mit diesen Worten hatte Thomas es ihr damals geschenkt. Er hatte sie nie vergessen lassen, wie viel er dafür ausgegeben hatte. Und dann, einem plötzlichen Impuls folgend, verstaute sie die Station wieder in ihrer Handtasche und platzierte stattdessen ihren Ehering auf dem Waschtisch. IOhne den Ring, mit dem Thomas ihr eine gemeinsame Zukunft versprochen hatte, fühlte ihr Hand sich ungewohnt leicht an. Es war wohl von Anfang an nie ihre Zukunft gewesen.

Ohne die Bots jemandem gegenüber zu treten war etwas, das Lisa sehr lange nicht mehr getan hatte. Sie fühlte sich fast nackt. Aus alter Gewohnheit hielt sie den Blick gesenkt, als sie auf den Wartebereich für den Embryotransfer zusteuerte. Dann setzte sie sich schweigend wieder auf das Sofa, versuchte möglichst unsichtbar zu sein und wartete darauf, für den Transfer aufgerufen zu werden. Die Minuten zogen sich quälend dahin und immer wieder wanderte ihr Blick nervös Richtung Eingangstüre. Im Grunde wusste sie allerdings, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Er würde sich die Chance nicht entgehen lassen, ein letztes Mal so lange wie möglich alles aus dem Wagen herauszuholen.

Mit ihrer Einschätzung war Lisa ziemlich gut gewesen. Als sie fast genau zwei Stunden später die Klinik verließ, stieg Thomas gerade erst aus dem Wagen. Fast schon zärtlich schloss er die Tür des Porsche. Das war offensichtlich kein Abschied, der ihm leicht fiel. Für die junge Frau, die an ihm vorbei in Richtung Taxis ging, hatte er nur einen halben Blick über. Ein hässliches Ding. Die mausbraunen Haare erinnerten in ein wenig an Lisa, aber wenigstens hätte die nie so einen unförmigen, ein oder zwei Nummern zu großen Krankenhauskittel mitten auf der Straße getragen. Und sie hätte sich niemals mit einer solchen Kraterlandschaft im Gesicht vor das Haus gewagt. Fröhlich pfeifend ging Thomas an ihr vorbei, ohne die Frau eines zweiten Blickes zu würdigen, die sich trotz der ziemlich warmen Temperaturen fest in den Kittel hüllte und schützend die Hand auf den Bauch legte, während sie auf die Taxis neben dem Klinikeingang zusteuerte.
Erst, als sich die Türe des KI-gesteuerten Taxis hinter ihr schloss, wagte Lisa wieder zu atmen.
„Willkommen an Bord! Bitte nennen Sie ihr Fahrziel“, forderte sie das Fahrzeug mit fröhlicher Stimme auf.
„Zum Flughafen“, wies Lisa die KI an.
Wenn sie es geschickt anstellte, dann würden die Credits, die sie für die BeautyBots bekommen konnte, für den ersten Schritt in ein neues Leben reichen. Eines, in dem sie nie wieder über Genoptimierung sprechen würde. Vor allem nicht ihrer Tochter gegenüber. Sie würde sie mit allen Kräften fern halten von diesem Econ Labs, den anderen Konzernen und von jedem, der sie nur als Ressource sehen würde. Lisa ließ sich in die weichen Sitzpolster sinken und hatte das Gefühl, ganz deutlich zu spüren, dass ihrer kleinen Tochter diese Entscheidung gefiel. Jetzt gab es nur noch sie und Sarah. Lisa atmete tief durch und sprach den Namen zum ersten Mal flüsternd aus. Es war befreiend. So befreiend wie der Gedanke, dass sie sich nun keine Sorgen mehr machen würde, ob Thomas der Name gefallen hätte.
Das Taxi nahm Fahrt auf und Lisa verzichtete darauf, sich noch einmal umzudrehen und zu versuchen, einen letzten Blick auf Thomas zu erhaschen. Damit entging ihr auch das Econ Labs Logo, das ein paar Arbeiter gerade über dem Eingang der Klinik montierten. Bei der Pressekonferenz am Nachmittag, wenn der Merger zwischen BetterBaby und Econ Labs offiziell bekannt gemacht werden würde, sollte auch der Haupteingang bereit sein als Hintergrundmotiv für die Fotos.

In den nächsten Monaten gab es eine Menge Dinge, um Lisa sich als werdende Mutter kümmern musste. Die internationalen Wirtschaftsnachrichten standen dabei nicht besonders weit oben auf ihrer Prioritätenliste. Von dem Merger der beiden Konzerne erfuhr sie erst kurz nach der Geburt. Die Türglocke hatte sie aus dem Schlaf gerissen und sie fühlte sich mehr als nur etwas zerknittert, als sie mit der kleinen Sarah im Arm zur Türe eilte. Sie hatte bereits die Hand auf dem Türknauf, als sie sich daran erinnerte, hastig ihre langen Haare wie immer ein wenig über ihre Wangen fallen zu lassen, bevor sie öffnete. Nichts an dem perfekten Lächeln des Boten in der dezenten, dunkelblauen Uniform, verriet, was er über die Frau in dem hastig gebunden Morgenmantel und den etwas wilden, mausbraunen Haaren dachte. Er überreichte ihr mit einer kleinen Verbeugung einen wundervollen Strauß blassrosa Rosen und eine Karte. Sie sah auf den ersten Blick ganz harmlos aus. Teures Papier. Elegantes Design, wenn auch ein wenig nüchtern. Als Lisa das Billett öffnete, blickte sie auf die besten Wünsche von Econ Labs zur Geburt einer talentierten, wunderschönen Tochter. Econ Labs begann Verkaufsgespräche gerne mit einem Kompliment. Der erste Hinweis auf die Details des Vertrags, unter den Lisa vor gut neun Monaten ihren Daumenabdruck gesetzt hatte, würde erst später kommen.

 

Hallo @velvet,

die Grundidee finde ich durchaus interessant: Du beschäftigst dich mit einer zukünftigen Welt, in der künstliche Intelligenz und genetisch veränderte Designerbabies auf der Tagesordnung stehen. Leider muss ich dir sagen, dass mich deine Geschichte in der Umsetzung absolut nicht überzeugen konnte. Ich versuche dir meinen subjektiven Leseeindruck möglichst klar zu schildern. Erstens finde ich, dass du ziemliche viele Themen anreißt. Erst dachte ich, dass es um die BeautyBots geht und Lisa Berger einen Strukturvertrieb in der Zukunft aufbauen will. Das wird dann aber nicht weitergeführt und stattdessen kommt dann das Baby ins Spiel. Mir war als Leser nicht klar, worum genau es dir geht. Das hat auf mich den Eindruck gemacht, dass der Text etwas überladen ist. Zweitens hatte ich den Eindruck, dass deine Zukunftswelt nicht glaubwürdig ist. Ich finde künstliche Intelligenz sehr, sehr spannend und da hatte ich an einigen Stellen doch einige Fragezeichen. Beispielsweise ist KI mittlerweile schon so weit, dass sie den besten Go Spieler der Welt schlägt. Er ist vor einigen Jahren zugzurückgetreten und hat noch einmal darauf hingewiesen, dass er nicht daran glaubt, dass Menschen noch eine Chance gegen die KI haben. Und in deiner Welt sind dann plötzlich 6 Jährige so extrem intelligent, dass ein großes Unternehmen ein Trainee Programm mit ihnen eingeht? Warum setzen sie sich nicht einfach Maschinen ein? Das gleiche Gefühl hatte ich auch bei dem Porsche. Meinst du wirklich, dass in einer extrem automatisierten Welt ein alter Porsche 100.000 Credits wert ist? Habe letztens gelesen, dass die Vision von selbstfahrenden Autos so aussieht, dass alle Autos, die autonom fahren, miteinander kommunizieren sollen. Das würde dann dazu führen, dass es kaum noch Unfälle gibt, weil es zu einem großen Netzwerk zusammengeschlossen wird, basierend auf Berechnungen durch Computer und ohne menschliche Fehler. Das meinte ich damit, dass ich deine Welt als nicht glaubwürdig wahrgenommen habe. Ich gehe im Folgenden im Detail auf meinen Leseeindruck ein:

Sie wusste, dass die Nanobots die Dockingstation eigentlich viel schneller verließen, aber sie wollte sicher gehen, dass auch der letzte kleine Bot sich dem Schwarm angeschlossen hatte.
Ich fand die Idee interessant: Nanobots, die einen Einfluss auf das eigenen Aussehen nehmen können. Es könnte meiner Einschätzung nach interessant sein, wenn du dich für ein Thema entscheiden würdest. Fände es schon spannend zu sehen, wie du die BeautyBots einführst und darum einen Konflikt aufbaust.

Dann holte sie tief Luft und sah in den Spiegel.
Habe das auch mal selbst mit dem Spiegel gemacht und da ist mir mitgeteilt worden, dass das ziemlich oft verwendet wird und daher die Gefahr des Klischees beinhaltet.

Die besten Kunden fand man meistens in seinem direkten Umfeld - zumindest hatte der Trainer das bei der letzten BeautyBotsVerkäuferschulung behauptet. Da es nur noch fünf Tage bis zum Quartalsende waren, wäre es wohl besser, auf jeden Tipp zu hören. damit sie auch diesen Monat ihre Quote erfüllen würde.
Hier hatte ich dann den Gedanken, dass du Networkmarketing in die Zukunft versetzt hast mit der Fokussierung auf BeautyBots. Liegt wohl vor allem an der Verkäuferschulung und der Quote. War mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll.

„Hallo“, rief sie und biss sich dann auf die Lippe. Wie immer, wenn sie nervös war.
Ich finde, dass sich das etwas klischeehaft liest. Sie beißt sich auf die Lippe, weil sie nervös ist. Hat für mich nicht funktioniert.

Vielleicht würde das besser werden, wenn sie endlich den Junior-Status hinter sich gebracht hatte und zu den Intensivseminaren eingeladen wurde.
Hier kommen dann der Junior-Status und die Intensivseminare, was mich wieder an die Networkmarketingbranche denken lässt. Meine, dass es da auch so Stufen gibt und die ganzen Verkaufsseminare.

„Hier bin ich! Mein Name ist Lisa, ich bin ihre neue Nachbarin“, rief Lisa und hob die Hand, um zu winken.
Den Dialog finde ich nicht so authentisch. Ich hatte von außen den Eindruck, dass sich das etwas steif anhört. Würde man im Alltag wirklich so reden? Wäre es nicht realistischer, wenn man einfach sagt: "Ich bin Lisa. Die neue Nachbarin." Das kann aber auch nur an meinem Geschmack liegen, ist mir jedenfalls aufgefallen.

„Nett dich kennen zu lernen, mein Name ist Maria“ stellte sie sich vor.
Hier fehlt ein Komma. An manchen Stellen fehlen manchmal ein paar Leerzeichen oder Satzzeichen. Mich hat es nicht so gestört, allerdings könntest du da noch einmal drüber schauen, um das zu verbessern.

Lisa holte tief Luft und versuchte, sich an ihre Schulungen zu erinnern. Was sie jetzt brauchte, das war ein Kompliment. Es war immer gut, ein Gespräch damit zu beginnen.
„Was für ein zückendes Mädchen“, sagte Lisa.
Ich weiß ja nicht. Lisa ist mir ziemlich unsympathisch. Das ist alles so berechnend und ich bin etwas über das Wort "zückendes" gestolpert.

Unglaublich, was die Kinder nun schon in der Schule lernten. Die Kleine konnte wirklich nicht älter als sechs sein. Was für ein schlaues Mädchen. Aber klug zu sein würde für die nächste Generation wohl wichtiger sein als alles andere, um mit den KIs mithalten zu können.
Das meinte ich weiter oben. Kann mir nicht vorstellen, dass wirklich weit entwickelte KIs kleinen Kindern überhaupt noch eine Chance lassen. Man darf hier ja nicht vergessen, dass es bei Menschen Entwicklungsstadien gibt und dass das Gehirn mit 6 Jahren noch am Wachsen ist. Daher fand ich diese Stelle nicht glaubwürdig.

Er wirkte wie immer ungeduldig, sich endlich hinters Steuer seines Porsche zu setzen. Der Wagen war sein ganze Stolz.
"Ganzer Stolz". Ja, Thomas finde ich auch ziemlich unsympathisch. Auf der einen Seite benimmt er sich wie so ein arroganter Klischee-Typ, der zu viel Kohle hat und andere dominieren will und auf der anderen Seite gibt er dann seinen Porsche her und kann sich das Designerbaby eigentlich gar nicht leisten.

Links glitten nun die KI-gesteuerten Fahrzeuge an ihnen vorbei. Thomas warf den vorbeirauschenden KI-Mobilen grimmige Blicke zu und schien nicht länger in Plauderlaune zu sein. Manchmal fragte sie sich, wie er es schaffte, genau diese Modelle tagsüber im Autohaus seinen Kunden anzupreisen.
Das hat mich auch nicht überzeugt. Wenn doch alles autonom gesteuert ist, dann braucht man doch keinen Autoverkäufer mehr, oder? Gibt ja immer wieder diese Konzepte zur Mobilität in der Zukunft und da besitzt man eigentlich gar keine Autos mehr.

"Porsche Carrera S“, erklärte Thomas lässig, so als wäre das keine große Sache.
Lisa wusste, wie lange er auf diese Zusatzausstattung gespart hatte. Aber so war das ungeschriebene Gesetz unter Männern. Einen möglichst dickes Ding an Land ziehen und es möglichst leicht wirken lassen.
Kann mir nicht vorstellen, dass man in dieser Zukunft noch einen alten Porsche fährt und ob das überhaupt so einfach ist, überhaupt noch selbst zu fahren. Dazu kommt noch, dass er in einem Autohaus arbeitet. Wer braucht denn in so einer hochtechnologisierten Zukunft noch Autos? Kann mir nicht vorstellen, dass es diesen Job so überhaupt noch geben wird.

„Ein echtes Schmuckstück. Sieht man heute nicht mehr oft.“
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Porsche in Zukunft noch so ein Statussymbol ist. Da gibt es doch bestimmt ganz andere Technologien, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Wer interessiert sich da noch für ein altmodisches Auto, das noch nicht einmal autonom fahren kann?

Über dem Tisch materialisierte sich ein kleines Baby. Leicht durchscheinend, wie alle Hologramme, aber so echt, dass Lisa selbst die feine Bewegung seiner Nasenflügel beim Atmen sehen konnte.
Das fand ich dann wieder sehr interessant, allerdings war ich mir nicht ganz sicher, wie weit in der Zukunft wir uns befinden. Das liegt vor allem daran, dass ich den Porsche und diese Hologramme so überhaupt nicht zusammenbringen konnte.

„Mir würde ein Sohn gefallen. Sie wissen schon - ein Stammhalter“, erklärte Thomas.
Ein Stammhalter, ja das fand ich ziemlich merkwürdig. Wer redet denn so in einer hochmodernisierten Gesellschaft? Mich hat das nicht überzeugen können.

Sie war sich nicht sicher, wie Thomas überhaupt irgendetwas hier finanzieren wollte.
Thomas ist also eigentlich nur ein totaler Angeber, der nur so tut, als hätte er Kohle. Das ist ein Bruch, den ich interessant fand. Hatte ihn mir wie schon beschrieben anders vorgestellt.

Das Anti-Krebs-Paket ist wohl ziemlich selbsterklärend, zusätzlich empfiehlt es sich auch, das Immunsystem zu aktivieren. Damit ist ihr Kind selbst gegen zur Zeit noch unbekannte Erreger geschützt.“
Ist das so wirklich möglich? Am Ende ist es doch so, dass unsere Körper dem Zufall unterlegen und man darf nicht vergessen, dass Gene nicht alles sind. Es gibt hier ja immer wieder die Debatte zwischen Nature und Nurture. Und genau diese Umweltkomponente fehlt mir hier an dieser Stelle. Wie kann das Kind noch gegen unbekannte Erreger geschützt sein, die aus der Umgebung einwirken?

„Wie ich bei unserem letzten Treffen schon sagte, Ihren Wagen können Sie gerne in Zahlung geben. Dafür kann ich Ihnen 100.000 Credits gutschreiben.“
100.000 Credits für einen alten Porsche?

“Abgemacht. Ab sofort gehört ein XXX Porsche XXX mit XXX Ihnen.“
Das mit den XXX liest sich nicht gut für mich als Leser. Thomas ist doch so ein toller Hecht und liebt sein Auto, da sollte er schon wissen, was genau er da eigentlich besitzt.

Wie gut Thomas das hier organisierte. Wie selbstlos er alles tat, was für das Glück ihres Babys notwendig war. Er war jetzt schon der perfekte Vater. Das hatte sie so gar nicht in ihm vermutet.
Das klingt für mich ziemlich kitschig und ich hab an dieser Stelle fast aufgehört zu lesen.

Viele werden aber schon ab dem fünften Geburtstag in ein Traineeprogramm aufgenommen.“
Das fand ich überhaupt nicht glaubwürdig, weil sich das menschliche Gehirn eben noch entwickeln muss und die KIs jedes 6 Jährige Kind in die Tasche stecken. Warum sollte ein Unternehmen also überhaupt noch in menschliche Intelligenz investieren?

Vielleicht war die intellektuelle Herausforderung eines Traineeprogramms ja auch genau das, was sich ein hochbegabtes Kind wünschen würde.
Auch ein hochbegabtes Kind unterliegt der menschlichen Biologie. Ich hätte es hier überzeugender Gefunden, wenn die Kinder zu Cyborgs werden und ihre Gehirne beispielsweise mit einer künstlichen Intelligenz kombiniert werden. So hat es für mich jedenfalls nichts funktioniert, weil ich das so nicht kaufen konnte.

Als hätte sie Lisas Gedanken geahnt, beeilte sich Maria fortzufahren:“Es ist dieser furchtbare Konzern. Econ Labs. Sie haben Felicitas letztes Jahr unter Vertrag genommen für ein Trainee-Programm. Seit dem versuchen sie, immer mehr Kontrolle zu bekommen. Und dann haben sie plötzlich behauptet, dass wir als Eltern nicht länger geeignet wären. Dass unsere Tochter eine stimulierendere Umgebung brauchen würde, um ihr volles Potential zu erreichen. Econ Labs hat eine ganze Armee von Anwälten ins Rennen geschickt.“
Warum bekommen die Kinder nicht einfach die Möglichkeit, mit KIs zu trainieren?

Für die junge Frau, die an ihm vorbei in Richtung Taxis ging, hatte er nur einen halben Blick über. Ein hässliches Ding.
Zeigt wieder einmal Thomas Charakter, der wirklich ein übler Zeitgenosse ist.

Erst, als sich die Türe des KI-gesteuerten Taxis hinter ihr schloss, wagte Lisa wieder zu atmen.
„Willkommen an Bord! Bitte nennen Sie ihr Fahrziel“, forderte sie das Fahrzeug mit fröhlicher und etwas blecherner Stimme auf.
Mit blecherner Stimme? Es ist schon jetzt im Gespräch, dass die KI bald möglicherweise sogar menschliche Synchronsprecher ersetzten kann, weil sich die Stimmen wie echte Stimmen anhören.

Der erste Hinweis auf die Details des Transfervertrags, unter den Lisa vor gut neun Monaten ihren Daumenabdruck gesetzt hatte, würde erst später kommen.
Das mit den Designerbabies als Ware hat mich nicht überzeugen können, einfach, weil ich mich die ganze Zeit gefragt habe, warum ein Unternehmen so viel Geld investiert, anstatt einfach mit Maschinen zu arbeiten. Mich hätte hier vor allem die Frage interessiert, was denn der Mehrwert der Menschen ist? Hier gibt es ja die spannende Diskussion zwischen Bewusstsein und Intelligenz.

Insgesamt konnte mich deine Geschichte leider nicht überzeugen. Nichtsdestotrotz fand ich die Grundidee mit der Zukunft interessant. Ich würde mich an deiner Stelle auf einen kleineren Bereich konzentrieren. So schneidest du viele Themen an, die für mich aber noch nicht so richtig plausibel miteinander zusammenhängen. Nimm dir raus, was du brauchen kannst.

Beste Grüße
MRG

 

Das ist eine komplexe Geschichte und ich habe nicht jeden Satz lesen können. Bei dem Genre kommen immer viele Details und hier gab es allein durch die Länge viel zu beachten. Es ist schon etwas romanreif von der Fülle der möglichen Themen.

 

Danke dir MRG, das hat mir echt weitergeholfen. Mir ging da wohl wirklich zu viel durch den Kopf bei der Geschichte. Ich hab ihr jetzt eine harte Schlankheitskur verpasst :-)

@High Potential mit 5 - doch, dazu stehe ich. Wenn es besonders aussichtsreiche Kinder gibt, dann werden sich Firmen unter Garantie schon sehr früh für sie interessieren. Nicht, um ihnen dann im Kindergartenalter einen Aufsichtsratjob zu geben, sondern um sie zu fördern und früh an sich zu binden.

@alte Karre vs Liebhaberstück - ich denke, bei Autos wird es immer einen Markt für Liebhaberstücke geben. Ich kenne eine, die sich mit einem alten Porsche einen Traum erfüllt haben, an dem Ding liebevollste herumbasteln und Unsummen reinstecken. Um das Geld hätten sie längst einen Brandneuen bekommen, aber die Nostalgie hat halt für viele eine starke Anziehung. Ich selbst hab's nicht so mit Autos, aber für alte Uhren kann ich mich sehr begeistern.

@Selbstfahrer - der Begriff war wohl das Größte Problem der Story. Damit meinte ich einen Wagen, den man ohne KI lenkt. Aber das kann man natürlich auch genau andersrum verstehen. Im Sinne der harten Schlankheitskur ist der Themenbereich jetzt aber eh vom Tisch und die Verwirrung hat keine Chance mehr.

lg und vielen Dank für's Lesen,
velvet

 

Hallo Velvet,

Schönheit war für sie nur einen Knopfdruck entfernt.

Das ist ein spannender Einstieg.
(Ich würde das "für sie" eher weg lassen. Dann klingt es noch mehr nach "schöner neuer Welt", aber trotzdem klasse.

Die ganze Geschichte hat Potential und erinnert mich ein wenig an Marc Elsberg: Helix.

Ich hatte ein Problem: Die Protagonistin hat mich nicht wirklich überzeugt. Ich fand sie eher nervig als dass ich ihre Motivation nachvollziehen konnte. Auch der Umschwung mit der folgenden Flucht hat mich nicht wirklich überzeugt. Ich hätte sie gerne geschüttelt, dass sie mal aufwacht.

Was mir gefallen hat war, dass die Firma sich am Schluss wieder gezeigt hat ... eventuell wäre es noch spannender, wenn sie vorher versucht hätte, sich nicht nur vor ihrem Mann zu verstecken, sondern auch vor der Firma.

Aber das sind nur ein paar kleine Anmerkungen zu einer an sich guten Geschichte.

Viele Grüße,
Gerald

 

@C. Gerald Gerdsen mit dem Anfang hast du ganz recht, das werde ich weglassen. Aber was dein Bedürfnis, die arme Lisa zu schütteln, angeht - welche Motivation kannst du bei ihr nicht nachvollziehen? Dass sie überhaupt mit Thomas zusammen ist? Dass sie ein Baby nicht auf die altmodische Art ohne genetische Optimierung plant?

Vor der Firma versteckt sie sich nicht, da sie ja nicht ahnt, dass die längst hinter ihr und dem Kind her ist. Das wäre eigentlich die Pointe gewesen. Aber ich sehen schon, da muss ich noch feilen. ;-)

 

Hallo @velvet ,

bevor ich die Frage beantworte, sollte ich nochmal dazu sagen, dass ich hier eine ganz persönliche und sehr subjektive Meinung abgebe. Es kann gut sein, dass andere das Deine Protagonistin ganz anders wahrnehmen.

Thus said ...

Dass sie mit Thomas überhaupt zusammen ist, ist ja erstmal Teil der Geschichte. Und noch mehr das Designer-Baby. Das finde ich tatsächlich ganz grundsätzlich problematisch, sehe aber die gesellaftliche Relevanz. Also nein, das alles bringt mich nicht aus der Geschichte heraus.

Es ist das Devote an ihrer Haltung, die Angst vor seiner Missbilligung, die mich stört. Jahrzehnte lang haben Frauen (und Männer) dafür gekämpft, dass Frauen sich nicht mehr nur als Anhängsel stärker Männer fühlen müssen und jetzt nimmt sie das alles klaglos hin? Grrrr.

Natürlich verstehe ich, dass Du hier eine beispielhafte Protagonistin zeichnest, aber sie überzeugt mich, so wie der Text jetzt ist, weder vor noch nach ihrer Rebellion.

Ich weiß aber nicht, ob das nur mein persönlicher Eindruck ist, oder ob es am Text liegt. Ich wüsste auch im Moment nicht, wie oder wo Du etwas ändern könntest.

Vielleicht hilft Dir das ja trotzdem

Liebe Grüße, Gerald

 

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