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Gustavius, der Brotproduzent

Fab

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29.01.2014
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Gustavius, der Brotproduzent

Gustavius, der Brotproduzent

Gustavius liebt Brot. Sehr sogar. So sehr, dass er sich dazu entschieden hat, sein Leben voll und ganz der vielseitigen Backware zu verschreiben. Schon während seiner Geburt hatte er die erste Interaktion damit, doch lasst mich kurz ausholen:
Seine Mutter hatte den seltsamen Lebenstraum, ihren Sohn im Stehen zu gebären und ihn in ein Kissenmeer fallen zu lassen: „So, wie die Geburt verläuft, verläuft auch das Leben!“ hatte sie steif und fest1 behauptet und wollte dem Kind deshalb die schönste, weichste, angenehmste Geburt aller Zeiten bieten. Für einen minimen Zustupf in der Höhe von rund einer halben Million Rappen, planten die Hebammen, ein ganzes Zimmer einzurichten. Das Licht sollte stimmen, die Kissen sollten stimmen, die Musik sollte stimmen. Einfach alles sollte stimmen. Nur der Geburtstermin stimmte leider nicht und so wollte das Kind einfach nicht zum vereinbarten Termin zur Welt kommen, sondern früher. Da die Kissen – samtene Seidenkissen aus reiner Baumwolle – noch nicht angekommen waren, blieb den Hebammen nichts anderes übrig als zu improvisieren. Der Spitalbäcker hatte zufälligerweise hundertdreiundfünfzigeinhalb komma fünf Laib Brot übrig, die er eigentlich hätte wegwerfen müssen. Ein Geist erschien und flüsterte der Haupt-Hebamme zu: „He, Bamme!2 Brot ist auch weich! Du kannst der guten Frau erzählen, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Brot bequemer ist als Kissen und so das Geld trotzdem einsacken!“ Bamme war begeistert von der Idee und ihre mitarbeitenden Nebencharaktere auch. So kam es, dass das Zimmer bei der Ankunft der Mutter mit rindenlosen Brotlaiben ausgefüllt war. Die Mutter kaufte den Hebammen die Wissenschafts-Geschichte ab3 und stellte sich über das schön hergerichtete Brotbett, wo sie ihren Sohn gebar. Wie dies im Detail geschah, möchtet ihr mit Sicherheit wissen, allerdings scheint es mir, dass solche Szenen in diesem Buch bereits zur Genüge vorhanden sind. Gustavius wurde jedenfalls Hals über Kopf in einen Haufen weichen Brotes hineingeboren, verschluckte sich an den Krümeln und musste bereits nach seinen ersten dreissig Sekunden auf dieser Erde auf die Intensivstation gebracht werden, wo sie ihm die Krümel aus der Lunge rausspülten. Soviel zu seiner Geburt.
Wenn die Aussage seiner Mutter stimmte, hatte sie nun einen Sohn geboren, der sich an jedem Krümel verschlucken und immer zu früh kommen würde4. Leider trifft ihre Voraussagung zu und Gustavius verstirbt bereits im Alter von 29 Jahren, weil er sich nach dem Verschlucken eines Krümels5 aus Versehen die Lunge umstülpt beim Husten. Aber so weit sind wir ja noch nicht.


1Haha
2Ja, das war ihr Name und ist es auch heute noch.
3Tun wir das nicht alle?
4Seine einzige Freundin, mit der er eine dreitägige Beziehung führte, kann dies bestätigen.
5Ja, es handelte sich wirklich nur um einen einzigen Krümel. Ein Laugengipfelkrümel, um genau zu sein.


Gustavius ging nie zur Schule. Er hatte bereits als Sechsjähriger ein gleichaltriges Waisenkind auf der Strasse gefunden und zwang dieses dazu, in seinem Namen zur Schule zu gehen. So kam es, dass er jeden Tag frei hatte und dem Bäckermeister Bröötli in der Stadt zuschauen ging. Gustavius log ihn an: „Ich habe Krebs und werde in zwei Jahren sowieso sterben. Deshalb muss ich nicht zur Schule und kann machen, was ich möchte.“ Schon wieder kommt in dieser Geschichte eine völlig dumme Geschichte vor, die von einem noch viel dümmeren Charakter abgekauft wird. Langsam beginne ich mich wirklich zu fragen, ob diese Geschichte wirklich stimmt oder doch nur erfunden ist. Aber weiter im Text: Der Brotbackmensch kaufte ihm also die Krebsgeschichte ab und schenkte ihm zusätzlich noch jeden Tag ein Semmeli, welches Gustavius am Abend mit dem Waisenkind teilte. Gustavius war ein sehr selbstständiger Knabe. Seine Mutter hatte nämlich Krebs und war im Spital und sein Vater reiste beruflich um die Welt. Sein Beruf war Weltreiser und das macht man halt in diesem Beruf.
„Bäckermeister, was für ein beschissener Ausdruck!“, dachte Gustavius. „Das klingt so abgehoben! Als ob der Herr Bröötli ein Meister wäre! Ist ja gar nicht schwierig, was der macht! Zutaten in die Maschine, rausnehmen, in den Ofen, fertig. So ein arroganter Titel. Arschloch!“ Gustavius steigerte sich richtig in eine Hassattacke hinein und entschloss sich, selbst nie ein „Bäckermeister“ zu werden.
„Brotproduzent“, jaaah. Was für eine wunderschöne Aneinanderreihung von Wortlauten. Welch’ orgasmische Silbenkombination. Ein Wort, das an universaler, unendlicher, niemals endender Schönheit allen anderen keinen Schritt – nein, einen Sprung, einen meilenweiten Sprung – voraus ist.6
Nun könnte der Eindruck entstanden sein, dass Gustavius den Herrn Bröötli nicht mochte. Dies stimmt allerdings nicht. Der Herr Bröötli ist ein feiner Kerl, und dessen war sich Gustavius auch bewusst. Nur seinen Titel fand er Scheisse. Gut, die Geschichte geht so weiter, dass Gustavius mit acht Jahren nicht starb, weil er ja mit 29 stirbt und keinen Krebs hatte. Also er bekam dann Krebs und wäre im Alter von dreissig Jahren sowieso gestorben, aber das kommt ja nicht drauf an, denn er verschluckt sich ja. Aber er musste dem Bäckermeister Bröötli7 – sorry, dem Brotproduzenten Bröötli – eine neue Geschichte auftischen, weshalb er noch lebt und nicht zur Schule muss. Es kam ihm allerdings keine in den Sinn, was nicht weiter schlimm war, denn Bröötli fragte nie nach und als Gustavius mit 17 Jahren zufälligerweise eine Backstube mit Wohnung in einer naheliegenden Stadt geschenkt bekam, wurde ein Umzug vollzogen und Gustavius eröffnete seine eigene Bäckerei, die er allerdings Brotproduktionsunternehmen nannte. „Gustavius, der Brotproduzent“ prangte in riesigen Leuchtlettern über seinem Laden und das Geschäft lief so gut, dass nach einem halben Jahr der nun arbeitslose Herr Bröötli vorbeikam und von Gustavius angestellt wurde. Er starb allerdings ein Jahr später wieder, denn er hatte Krebs. Doch Gustavius fand weitere Mitarbeiter und organisierte das Unternehmen so, dass er selbst gar nichts mehr zu tun hatte.


6Ja, ich weiss. „unendlich“ und „niemals endend“ ist genau das Selbe. Ich hoffe ihr habt dies bemerkt und habt dieses Buch sofort – aus lauter Enttäuschung über die Schlechtheit des Autoren – zum Fenster rausgeschmissen. Allerdings war das Fenster entweder geschlossen oder gar nicht vorhanden, sodass ihr das Buch wieder aufgelesen und weitergelesen habt. Stimmts?
7Ich kriegte einen wütenden Anruf von Gustavius, der mir sagte, ich sei doch ein verdammter Tubel und ich dürfe dieses Wort: „Bäckermeister“ nicht mehr schreiben, weil er die Hauptperson sei und dieses Wort nicht mehr in seiner Geschichte haben möchte. Ich gehorchte.

Sein Lebensinhalt bestand nun darin, alle seine Träume zu erfüllen. Bei ebenjenen Träumen handelte es sich vor allem um diverse Interaktionen zwischen ihm und Brot. Dies ist zum Beispiel auch der Grund, weshalb seine Dreitagebeziehung ihn so schnell wieder verlassen hatte. Ich denke, das Stichwort „Baguette“ und zehn Sekunden Stille sollten genügen. So könnt ihr euch in dieser kurzen Ruhezeit überlegen, was er wohl mit diesem langen, attraktiven Brot gemacht hatte.


...


So, Ruhezeit um! Tut mir leid, wenn ich euch aus euren baguettalen Vorstellungen reisse, um euch diese Geschichte weiter zu erzählen.
Bis zu seinem Tod verbrachte er jede Minute damit, mit seinen Broten Dinge zu unternehmen. Ah, da kommt mir noch in den Sinn: Das Baguette war fünf tage alt, also richtig steif und hart. Aber weiter im Text: So nahm er zum Beispiel mit einem Brotlaib in Form eines Pferdes an einem Pferderennen teil und verlor kläglich. Aber er hatte Spass. Desweiteren ging er mit seinem Lieblingsbaguette tauchen oder nahm damit an den olympischen Spielen in der Kategorie Fechten teil. Die Welt amüsierte sich ab seinen Taten, was dazu führte, dass sein Brotproduktionsunternehmen so gut lief, dass er nie in finanzielle Sorgen geriet und bis zu seinem Tod lebte. Glücklich sogar.

 

Der Text ist nicht "seltsam", sondern eine Klamotte. Ich find den Text ziemlich furchtbar, weil er so angestrengt komisch ist. "He, Bamme" - die Hebamme heißt Bamme - das ist ein Witz.
Da frag ich mich: In welcher Welt und zu welcher Zeit? Für wen?

Ich krieg manchmal den Eindruck, wenn ich hier Humor-Geschichten lese, dass das alles irgendwie in einer Welt lustig ist, wo nur an Karneval gelacht wird, weil nur dann der wunderbar verstaubte Wortwitz der 60er Jahre wieder voll zelebriert wird. Der hat ein Brot! Und er macht mit dem Brot die tollsten Sachen! Baguettale Sachen!

Ich denke ja gerade "geschriebener Humor" müsste noch mal feiner und diffiziler sein als der gesprochene, um zu funktionieren. Vielleicht müsste der noch mit einer Geschichte verbunden werden. Aber das ist ja dann wirklich noch "holzhammerartiger" auf die Pointe zu als gesprochenes.

Dir ist auch klar, dass bei dem Seitenlayout Fußnoten einfach nicht funktionieren, oder? War das von Belang oder hast du dir gedacht: Ist ja net mein Problem, wenn die Seite das nicht kann, dann mir doch wurscht.

Also eins ums andere Mal steh ich fassungslos vor der Humor-Rubrik.

Was liest du denn an humorvoller Literatur oder was sind deine Humor-Vorbilder? Woran orientierst du dich? Wie möchtest du schreiben? Ich hab den Eindruck, jeder der hier bei Humor schreibt, sagt: Ich orientier mich an gar nix. Ich bin total crazy und ich mach einfach das, was ich toll finde, ohne nach links und nach rechts gucken.
Das klappt so richtig spitze.

Ich lösch mal Seltsam hier raus und schreib "Humor" rein.

Viel Spaß hier noch im Forum

 

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