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Gula - Die fünfte Todsünde
Gula – die fünfte Todsünde
Ich stand auf einer riesigen, menschenleeren Wiese, weit weg von der wirklichen Welt. Als ich so vor mich hin schlenderte, bemerkte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich ruckartig, erschrocken um und sah etwa 20 Fuß entfernt eine dunkle Erscheinung, die auf mich zukam. Meine Schritte wurden schneller und schneller. Angst überkam und ich rannte fast. Doch so sehr ich mich auch beeilte, die Gestalt in dem dunklen Umhang blieb stets auf gleicher Entfernung hinter mir. Noch einige Minuten zuvor, war die Wiese menschenleer und es war außer mir niemand weit und breit zu sehn. Wer war diese mysteriöse Gestalt und noch wichtiger, was wollte sie von mir und warum verfolgte sie mich?
Nach Atem ringend und erschöpft blieb ich stehen und drehte mich um. Die Gestalt tat es mir gleich und starrte mich an. Durch den dunklen Umhang und die tief sitzende Mütze konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen. Sie hatte etwa meine Größe und Statur.
Instinktiv griffen meine Hände in meine Taschen und suchten nach etwas, was man eventuell als Waffe verwenden konnte. Doch meine Taschen waren leer.
Aus der Ferne konnte ich erkennen, wie aus dem Mantel des Fremden etwas aufblitzte. Als ich es erkannte, erstarrte ich vor Schreck und kalte Schauer jagten meinen Rücken hinunter.
Es war eine Art Sichel die er zum Vorschein brachte, womit mir endgültig bewusst wurde das die Gestalt mir nichts Gutes wollte. Ich wollte losrennen, doch war wie am Erdboden gefesselt. Reglos stand ich nun da und dieses Ding kam mit langsamen Schritten näher.
Ich starte einen zweiten verzweifelten Versuch davon zu kommen und sah zu meiner Überraschung einen Baum kurz vor mir stehen. Das kann unmöglich wahr sein, der stand eben doch nicht da. Hier ging es nicht mit natürlichen Dingen zu. Die düstere Gestalt hatte mich fast erreicht, und ich konnte unter der Kapuze eine ekelerregende Grimasse erkennen, welche vermutlich versuchte mich zu zerhacken oder weiß Gott, was er mit mir anrichten würde. Ich rannte Richtung Baum und schwang mich mit letzter Kraft dahinter. Obwohl ich zu Tode erschöpft war, schlug mein Herz so langsam, dass ich meinen Herzschlag kaum noch spüren konnte. Urplötzlich blendete mich ein grelles Licht, wie das eines Scheinwerfers und ich schloss kurz meine Augen. Wo kam nur dieses Licht auf einmal her und der Baum. Aber die Frage die mich momentan am meisten beschäftigte, wer oder was war diese Gestalt,. Ich linste hinter den Baum und sah wie sie dahinter blutgierig auf mich lauerte. Es schien mir auf einmal als höre ich eine Stimme, die meinen Namen rief. Es war eine weibliche Stimme. Das muss ein Traum sein, jetzt dachte ich schon der Baum rede zu mir. Ich versuchte die Stimme aus meinem Kopf zu verdrängen, doch sie erklang immer wieder.
In meiner schieren Verzweiflung kletterte ich auf den Baum. Dem Kapuzenmann schien das gar nicht zu gefallen und er versuchte mich mit einigen Hieben seiner Sense zu erwischen.
Ich bemerkte, wie die Klinge seiner Sense Zacken bekam ähnlich einer Säge. Er schlug nun damit auf den Baum ein, der einen recht dünnen Stamm hatte und nicht sehr stabil war. Doch seine gezackte Klinge konnte dem Bäumchen nichts anhaben, es war als würde er gegen Stahl schlagen. Ein leises Gefühl des Triumphes machte sich in mir bemerkbar und ich lächelte das widerwärtige Wesen an. Das Wesen verschwand im Nichts. Ich hatte gewonnen!
Triumphierend über meinen Sieg griff ich mir den nächst besten Apfel, der vor mir hing und welcher schön rosig und saftig aussah. Ich erinnerte mich kurz an die Geschichte Adam und Evas, tat den Gedanken doch schnell wieder als Unsinn ab.
Ich biss kräftig in den Apfel und im selben Moment sah ich das grelle Licht wieder. Um mich herum standen Männer in grünen Anzügen. Die Lampe, die grünen Anzüge, die Atemschätzer vor ihren Mündern. Schlagartig wurde mir bewusst dass ich in einem Krankenbett lag und diese Menschen um mein Leben kämpften. Einer der Ärzte rief „Wir haben ihn zurück“, erst da sah ich dass meine Mutter auch dabei stand und ständig meinen Namen rief. Sie lächelte mit Tränen in den Augen, als sie sah, dass ich meine Augen öffnete.
Doch ich konnte nicht atmen, es war als würde mir etwas im Hals stecken. Ich brachte noch die Worte „…kann nicht atmen“ raus, wonach eine Arzthelferin mir sofort eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht drückte. Doch es half nicht, irgendetwas steckte in meiner Speiseröhre und ich erstickte langsam, während sich meine Umgebung wieder wechselte.
Ich befand mich wieder auf dem Baum und versuchte das riesige Apfelstück welches ich zuvor abgebissen hatte raus zu würgen, doch es gelang mir nicht. Ich fiel vom Baum und schlug auf der Wiese auf, immer noch nach Luft ringend. Wie einen Blitz sah ich aus der Ferne einen schwarzen Fleck, der sich mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu bewegte.
Als er mich erreichte, konnte ich erkennen um was es sich handelte. Es war wieder dieses grausige Wesen mit seiner Sichel, den ich Minuten zuvor triumphierend auslachte.
Er beugte sich über mich und ich konnte erkennen, dass seine fürchterliche Fratze sich zu einem Lächeln formte, ein Lächeln das mein Blut gefrieren ließ und alles Leben in mir erlosch. Er holte weit aus, während hinter ihm das grelle Licht erstrahlte. Er hatte gewonnen!
Das Licht erlosch.