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Guài Wù Dash

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30.12.2008
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Guài Wù Dash

„Wie weit ist es noch?“
„Dad, sei keine shīpse. Der lóng-gon shēives mitten im sēn woo.“
Halb sechs Uhr morgens, und ich stapfe mit meinem Sohn über eine taunasse Wiese. Den Sonntag hatte ich mir anders vorgestellt.
„No Problem. Ist cool mal einen Ausflug mit meinem Youngster zu machen.“
Himmel! Halt’s Maul und sei froh, dass dein Sohn dich noch hip genug findet, um dich auf einen seiner dashes mitzuschleifen.
„Kevin, wie heißt noch mal das Spiel, das wir hier machen?“
„Kai wén, Dad. Es heißt Kai wén.“
Er geht weiter, zögert, bleibt stehen und sagt: „Nicht Kevin. Das Spiel heißt guài wù dash.“ Dann patscht er mit quietschenden Sohlen wieder über das Gras.
Kai wén, Kai wén. Als ob es nicht genug Chinesen auf der Welt gäbe! Nein, mein Sohn und der Rest seiner Generation sind der Meinung, dass Chinglisch total porno ist.
„Sohn, was sagst du noch mal für porno?“
„Bāng.”
Sprichts und geht weiter. Kein Blick für seinen alten Herrn.
Autsch.


Die Wiese, einen Stacheldrahtzaun und zwei Felder weiter sind meine Schuhe komplett durchnässt und ich brauche eine Pause. Einen Moment lang starre ich unwirsch den Feldweg an, auf dem wir uns befinden.
Ich überlege mir, ob ich meinen Sohn fragen soll, warum wir uns keinen einfacheren Weg gesucht haben und belasse es schließlich bei einem Seufzer.
Unbeholfen krame ich meine Zigaretten aus der Jacke und stecke mir eine an. Bemüht in der Kulisse einer freien Natur cool - falsch - Bāng auszusehen. Vergebens.
„Dad, rauchen ist gou shit!“
Er starrt mich vorwurfsvoll an, während in meinem Rücken stilgerecht die Sonne aufgeht. Ich setze ein fettes Grinsen auf, doch es ist Frau Borgloh, unsere Nachbarin, die mich rettet.
Ausgestattet mit Shinto-Stiefeln und Yoga-Stöcken kommt sie auf uns zu gejoggt.
Schon von Weitem sieht man, dass ihr Kopf in einer MySpace Wolke steckt, von der sich einzelne Sprach- und Bildfetzen in unsere Richtung verirren. Sie trägt ihr grellbuntes Avatar-Outfit aus dem Global Family Network, wo ich selbst Mitglied bin, woraufhin ich entnervt meine VR-Brille abnehme.
Es sind Momente wie diese, wo ich dankbar bin, dass ich eine Augenunverträglichkeit gegenüber Linsen besitze. Manchmal, so wie jetzt, ist die Brille doch vorteilhaft, auch wenn ich mir damit immer wie ein altmodischer Dinosaurier vorkomme.
„Sohn, wie sagst du für Dinosaurier?“
„lóng-gon!“
Ich stutze.
„Wollten wir nicht so was heute jagen?“
„Bāng!” Jetzt ist er es, der grinst. Dann hechelt Frau Borgloh zwischen uns vorbei.
Ich blicke der ungeschminkten Erscheinung nach, die mich ohne das ganze VR-Brimborium stark an eine weibliche Bovinae in rosa Stretch erinnert. Seit VR chic ist, kümmert sich keine Frau mehr um ihr Aussehen.
„Und wie nennst du eine Milchkuh?“
Er glotzt mich an, zuckt mit den Schultern und sagt: „Borgloh?“
Hehe, mein Sohn, denke ich mir und schmeiße die Zigarette weg.


Ein Stunde später sind wir im sēn woo, der sich als Meulenwald in der Eifel entpuppt.
Fernab von allen Wegen kriechen wir unter Zweigen und Büschen hindurch, kämpfen uns durch sumpfige Lichtungen voller Farnwedel und klettern nadelbedeckte, Baum bestandene Hügel empor.
Ich habe keinen Schimmer, wo ich bin, aber Kevin schreitet wie von einem Magneten gezogen voran.
Dieses Vater-Sohn Ding, dieses Lass-uns-mal-was-zusammen-machen, wird von Minute zu Minute beschissener.
Ich blicke zum Himmel, schaue meinem davoneilenden Sohn nach und starre schließlich zu Boden. Ich stelle fest: Hose und Schuhe sind im Eimer.
„Ich geh wieder nach Hause. Mach deinen Dash allein, Junge.“ Es dauert eine Weile, bis die Botschaft zu Kevin durchdringt.
Noch bevor er zurück ist, um seinen alten Herrn zu überreden einen weiteren schlammigen Hügel, oder ein weiteres sumpfiges Tal zu bezwingen, setze ich meine Brille auf und logge mich in das Global Family Network ein. Es wird Zeit meinen Blog um ein paar Anekdoten zu bereichern.
Routiniert wühle ich mich durch Erziehungstipps, Profile und Forumsbeiträge, wobei ich wieder einmal unzählige Spams, Holes, Wigger, Scouts und Whisps aus dem Untergrund aufscheuche, die augenblicklich die nahen Bäume besiedeln. Auf jedem Zweig sitzt und wetterleuchtet es und buhlt um meine Aufmerksamkeit. Bald ist es so laut, dass ich einmal mehr meine Multi-Task Helper aktivieren muss.
Ich sollte endlich meine Updates ziehen, dann wäre Schluss mit der Marketing-Kakophonie.
Dann steht Kevin wieder vor mir.
„Dad, sei nicht so ein bore jìng. Der Dash ist gleich dahinten.“
Die Multi-Tasks stürzen sich auf die unerwünschte Horde und treiben sie auseinander. Es ist ein binäres Gemetzel, aber gegen die Hartnäckigkeit meines Sohnes kommen auch die Helper nicht an. Im Gegenteil. Sie schrecken regelrecht vor ihm zurück, was schließlich einen Wigger veranlasst sich auf dem Kopf meines Sohnes in Sicherheit zu flüchten.
„Sohn, hast Du Dir mal meine Schuhe angesehen?“
- Makalu, Cho Oyu, Shishapangma … -
„Dad, deine Schuhe sind doch eh schon hin. Was macht es da aus, wenn wir noch eine halbe Stunde länger hier rumhängen?“
- … Lhotse, Gasherbrum II, Manaslu … -
„Gott! Zu meinen Zeiten haben Computerspiele noch am Computer und nicht in der freien Natur stattgefunden. Damals hatten wir richtige Gemeinschaften. Riesige Clans, die sich versammelten und feindliche Spielerhorden ins Jenseits beförderten. Das war noch was!“
„Dad, Massiv-Multiplayer ist doch totaler gou shit!”
- … Broad Peak, Kangchendzönga … Scheiße … -
„Das spielt doch seit Jahren keiner mehr. Es ist doch mo-duō bāng, rúf wo āirel mon-guàis dashen.“
- … Annapurna, Nanga Parbat. … viel geiler, wenn wir in echt Monster jagen … - Holen Sie sich die unberührten Achttausender in ihr Zuhause. Erleben Sie die schönsten …-
„Halt mal, kannst Du den letzten Teil wiederholen?“
Mein Sohn sieht mich schief an, während ich fasziniert den Wigger anstarre.
„Mon-guàis dashen. Dad ist alles in Ordnung?“
- … Monster jagen … -, übersetzt der Wigger. Gleich darauf beginnt er die visuellen Vorzüge von glazialen Gletscherzungen im heimischen Wohnzimmer anzupreisen. Wow!
Ehe mein Sohn auf die Idee kommt den Wigger mit einem eigenen Helper zu killen, signalisiere ich mein Kaufinteresse, woraufhin sich der Kommerz-Quälgeist flötend auf meine Schulter niederlässt. Triumphierend grinse ich meinen Sohn an.
„Du bist so uncool, Dad“, ist sein ganzer Kommentar. Dann trottet er davon.
Eins zu Null für mich, denke ich mir und laufe hinterher.


Einige Zeit später stehen wir zu dritt, mein Sohn, der Wigger und ich, auf einem lichten Hügel und spähen in eine schmale Schlucht.
Mittlerweile habe ich jedwede Orientierung verloren. Zu allem Überfluss hat der Wigger seinen Redeschwall bislang nicht einmal unterbrochen.
Ob sich der Annapurna wohl für den Garten eignet? Und ist so ein Ding überhaupt wetterfest?
Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was meine Frau sagt, wenn sie erfährt …

Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass es nicht mehr weitergeht und mein Sohn mit akribischem Blick auf dem Boden herumkriecht. Seitdem der Wigger uns begleitet, hat Kevin kein Wort mehr gesagt.
„Suchst du was?“
„Schhh, der lóng-gon - … Drache ... - ist ganz in der Nähe.“
„Woher weißt Du das?“
„Na wegen der Spur, Dad!“
Er deutet auf den Boden, aber abgesehen von Nadeln und abgestorbenen Ästen vermag ich nichts zu erkennen.
Ich geh in die Knie, lasse prüfend ein paar Nadeln durch die Hand rieseln und hoffe auf eine Eingebung. Vergebens. Außer krümeligem Waldboden kann ich nichts erkennen.
„Du bist nicht eingeloggt, hab ich Recht?“
Ich schweige, jedoch scheint der Wigger meine Not zu erahnen. Eingekeilt zwischen Angaben zur Garantiezeit und Pflegehinweisen zu nepalesischen Achttausendern steckt die Botschaft: Spur führt in nördliche Richtung.
Wie ich diesen kapitalistischen kleinen Teufel doch inzwischen liebe.
Einen Moment lang überlege ich, wo Norden sein könnte, dann deute ich vage in eine Richtung.
„Da müssen wir lang.“
Diesmal habe ich Glück.
Wenig später stolpere ich wieder über Baumwurzeln. Bleibe mit meiner Jacke an einem Ast hängen, wobei das Innenfutter reißt und hangele mich irgendwie durch das Charaktererstellungsmenü, um endlich in das Spiel zu gelangen. Mir fallen tausend Dinge ein, die ich in diesem Moment lieber machen würde.
„Ja! Standardausrüstung!“ schimpfe ich, während mein Sohn, einige Dutzend Schritte weiter vorn, von Baum zu Baum hechtet.
„Ja, männlich!“ poltere ich und überlege klammheimlich, wie ich als weiblicher Krieger aussähe.
„Schwert? Bogen? Gib mir einfach irgendwas!“
Plötzlich höre ich meinen Sohn schreien. Kurz darauf sehe ich, wie er von dem Pfad in die schmale Schlucht hinabhüpft. Dann kippt die Welt vor meinen Augen zur Seite und ich bin im Spiel.

Willkommen bei Guài Wù Dash.

Eine volltönende, omnipräsente Stimme. Der Wald: tiefer, dunkler, geheimnisvoller.
Ganz nett, denke ich mir und betrachte die eindrucksvolle Drachenspur, die sich von mir weg in Richtung Schlucht zieht.
Graphisch ist das Spiel zweifellos top. Kein Vergleich zu den alten Online-Games aus meiner Zeit.
Genüsslich nehme ich die Details meiner Umgebung in mich auf, während ich unbewusst die Grenze zwischen Echtem und Beigefügtem suche. Dann gerät der Wigger in mein Blickfeld und der Zauber verfliegt.
Zeit meinem Sohnemann bei seinem Drachen zu helfen.
Ein entschlossener Sprung und in einer Lawine aus Nadeln und Blätter rausche ich den Hang hinab, mitten hinein ins Kampfgeschehen.
Nun, vielleicht nicht ganz mitten hinein. Eher ein wenig abseits, zwanzig Meter, oder so. Und Hilfe scheint mein Sohn auch nicht wirklich zu brauchen. Graphisch aufgemotzt erscheint er einen halben Meter größer. Dazu jede Menge Muskeln, Helm und Rüstung, sowie einen drei Meter langen Speer.
Geschickt springt er von Links nach Rechts, sucht Deckung hinter Baumstämmen, die seitlich aus dem Erdreich ragen, und stößt immer wieder blitzschnell mit seinem Speer zu.
Doch der schuppenbewehrte Leib des Drachen ist nicht weniger behände. Obwohl der Drache so groß ist, dass er die ganze Spanne der Schlucht ausfüllt, schafft er es spielend den Angriffen meines Sohnes auszuweichen.
Eine Weile lang kann ich nicht anders, als gebannt der Choreographie des Kampfes zu folgen. Doch schließlich werden die Bewegungen meines Sohnes langsamer und er ruft mich um Hilfe.
Der Augenblick, auf den jeder Vater sein ganzes Leben lang wartet.
Ich brauche ein paar Sekunden, um herauszufinden, dass die Standardausrüstung weder Schwert noch Rüstung beinhaltet. Stattdessen trage ich ein grünliches Gewand, einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen.
Mit dem ersten Schuss treffe ich den Wigger, der farbenfroh zerplatzt.
Der zweite Schuss erwischt meinen Sohn. Seine kriegerische Gestalt sinkt röchelnd zu Boden, während sein echtes Ich in geisterhafter Textur wutschnaubend auf mich zu kommt.
Dann steht der Drache vor mir.
Einen dritten Schuss habe ich nicht.
Hilflos starre ich in einen monströsen Rachen. Jeder Zahn so lang wie mein Bein. Schon erkenne ich die lohfarbene Glut am Ende des Mauls, als das Spiel plötzlich unterbricht. Mein Sohn hat auf Pause geschaltet.
„Danke.“
Erleichtert schaue ich ihn an und höre mich sinnlos schnaufen. Selbstverständlich weiß ich, dass das Ganze nur ein Spiel ist, aber in meinen Ohren rauscht dennoch das Blut.
„Tut mir leid, dass ich Dir in den Rücken geschossen hab. War echt keine Absicht.“
„Schon gut, ich hab noch zwei Leben. In einer halben Stunde hat mein Avatar resurrected, dann bin ich wieder dabei.
„Okay und was mache ich jetzt?“ Ich blicke in das aufgerissene Maul.
„Sterben“, meint mein Sohn und zuckt die Achseln.
Dann erwacht das Bild und noch ehe ich weiß was geschieht, schließt sich knirschend das Maul um meinen Leib.


Zehn Minuten später sitzen wir, umgeben von Farnwedeln, auf einem Moospolster und verdrücken Sandwiches aus meinem Rucksack.
Es ist ein stilles Essen. Meine Zähne durchdringen die körnige Präsenz der Brotschicht, gleiten durch die cremige Butter und finden schließlich Halt im Schinken. Bei jedem Bissen starre ich auf die Überreste meines zweigeteilten Helden.
Ob mein Sohn noch sauer ist?
Ich stupfe ihn an und deute mit vollem Mund in Richtung Massaker. Er schaut, schweigt und beißt in sein Brötchen. Keine Reaktion.
Nach einer weiteren Minute wortlosen Kauens fange ich an zu schnaufen und zu zischen. Ich brülle, fauche, nehme mein Sandwich quer und beiße es mittendurch.
Schweigen. Ein langer Blick zwischen meinem Sohn und mir.
Dann, einen Augenblick später, fliegen uns Brotkrümel und Schinkenstücke aus dem Mund, dicht gefolgt von lautem Lachen.
Immer wieder gibt mein Sohn meine Sterbeszene zum Besten, wobei er seine Backen aufbläst und mit den Augen rollt. Wir lachen, knuffen uns und bekommen gar nicht mit, dass unsere Avatare mittlerweile wiederauferstanden sind. Erst als Kevins Krieger einen gellenden Pfiff ausstößt, blicken wir auf.
Ungeduldig tappt der Speerkämpfer mit seinem Fuß, wohingegen mein Bogenschütze hektisch seinen Körper nach Zahnabdrücken absucht. Schließlich, als er keine findet, schnauft er erleichtert durch und klopft sich imaginären Staub von der Kleidung. Ein letztes Zupfen hier, ein letztes Pusten dort, gefolgt von einem kurzen Winken in meine Richtung. Dann fallen beide Figuren in ihre Ausgangsstellung zurück.
Ich wusste gar nicht, dass Spielfiguren mittlerweile so eitel geworden sind.
Schließlich schaue ich meinen Sohn an.
„Ich kann hierbleiben und zuschauen, wenn Du magst.“
Verlegen blickt Kevin zu seinem Krieger, während in der Ferne das Gebrüll des Drachen ertönt. Dann gibt er sich einen Ruck.
„Komm Dad, wird Zeit, dass der long gon pic cài gedé.“
Er steht auf, verschmilzt mit seiner Figur und sprintet die Schlucht entlang. Kurz bleibt er stehen, um mir zu zuwinken, dann verschwindet er hinter einer Biegung.
Zufrieden und mit einem warmen, prickelnden Gefühl im Bauch mache ich mich auf ihm zu folgen, als ich plötzlich eine bekannte Stimme höre:
„ … Drache Saueres kriegt …“
Ich dreh mich um und schüttele ungläubig den Kopf.
Das gibt’s nicht! Jetzt kann das Teil auch noch resurrecten!


Global Family Network
- Green Dasher Blog -​

Es ist jetzt fast eine Woche her, dass ich mit meinem Sohn dashen war und ich trage immer noch mein grünes Gewand. Ich finde es passt zu mir, auch wenn mein Sohn jedes Mal mit den Augen rollt, wenn er mich darin sieht.
Zum Drachentöter habe ich es zwar nicht geschafft, aber das ist auch nicht der Grund für mein Outfit.
Ich trage es, weil ich seit dem Dash wieder meinen Sohn verstehe - und damit meine ich nicht sein Kauderwelsch. Nein, ich habe begriffen, wer mein Sohn ist.

Das klingt jetzt alles furchtbar pathetisch, ich weiß. Trotzdem ist es genau das, was ich fühle.

Zwar bin ich immer noch nicht bāng – schlagen Sie das Wort nach, wenn Sie es nicht wissen -, aber scheinbar findet er mich doch ein wenig cool.
Trotz des desaströsen Ausgangs unseres Dashs - dank meines Geschicks habe ich es geschafft, dass mein Sohn und ich sooft gestorben sind, dass unsere Charaktere nicht mehr resurrecten konnten - hat er mich ein paar Tage später gefragt, ob ich nicht Lust hätte wieder mitzukommen. Es gäbe da ein neues Monster irgendwo an unserem Badesee. Und … Ich hab schließlich nein gesagt.
So lehrreich die Erfahrung auch war, ich habe Angst, dass eine Wiederholung alles verderben könnte.
Im Moment genieße ich einfach, dass mein Sohn wieder zu mir kommt und von seinen Abenteuern erzählt. Schweigend höre ich ihm dann zu und stelle mir vor, was für ein großartiger Mensch er einmal sein wird.


mfg

Ah eins noch. Der Annapurna macht sich prächtig. Er steht draußen neben dem Briefkasten und ist dank der Pflege meiner Frau seit letzter Woche um gut einen Zentimeter gewachsen.


ENDE​

 
Zuletzt bearbeitet:

Nachfolgende Liste (bekomm leider kein besseres Format hin) hilft vielleicht, wenn man Kevins Kauderwelsch verstehen will. Die Story sollte aber hoffentlich auch ohne funktionieren.
Alles in allem war/ist es eine Arbeitsliste, die ich beim Schreiben gebraucht hab.

Deutsch - SimpleChinesisch - Englisch - Chinglisch

  • Abenteuer = tàn xian = adventure = tàn xian ture
  • auferstanden = fù huó = resurrected = sur huó
  • Avatar = tóu xiàng = Avatar = tóuvatar
  • Computer = jì suàn jī = computer = jī comp jī
  • Drache = lóng = dragon = lóng gon
  • Echt / real = āi hè tè = real = āirel
  • Geil / Cool = jīn bāng = horny = bāng
  • Greis = lao rén = old man = old rén
  • Heim = jiā = home = hojiā
  • Jagd = shòu liè = hunt / dash = shòu dash
  • Langweiler = gāng jìng = bore = bore jìng
  • lebt = shēng mìng = lives = shēives
  • Leiche = shī ti = corpse = shīpse
  • Monster = guài wù = monster = mon guài
  • Penner = péng nà = homeless = péngless
  • Sarg = guān cai = coffin = coff-cai
  • Scheiße = gou shi = shit = gou shit
  • Schild = dùn = shield = dùn
  • Schleichen = rú biàn = creep = cree ban
  • Schwert = jiàn = sword = jiord
  • Spiel = yóu xì = game = xìme
  • Stubenhocker = shū chóng = bookworm = book chóng
  • Viel / mehr = xu duō = much / more = mo duō
  • Wald = sēn lín = wood / forest = sēn woo
  • Wenn = rú guo = if = rúf
  • Wir = wo men = we = wo

 

Salve Mothman!
Hat mir gut gefallen, die Idee mit dem Onlinespiel, das in reale Landschaften projiziert wird! Den Plot fand ich nur ein wenig simpel, und du greifst auf das schon öfter zitierte Thema Vater-Sohn-Gemeinschaftsuntermung zurück, ohne großartig Neues hinzuzufügen. Finde ich nicht so weltbewegend bei einer so kurzen Geschichte, aber da ging sicher noch was. Die Kulisse, die du aufbaust ist recht gelungen, aber vielleicht hätte man sie noch mehr ausschmücken können. Mein Eindruck: Netter Rahmen, der aber noch einiges hergeben würde.
Grüße
jacksmouth

 

Mir hat die Geschichte gefallen. Du hast Dir viel Mühe mit den Details gegeben, das merkt man deutlich und erzeugt ein intensives Leseerlebnis.
Das augmented reality Spiel gibt's freilich schon auf meinem Android-Handy (wenn auch grafisch nicht so fortschrittlich), aber das tut der Sache keinen Abbruch. Den Vater-Sohn-Konflikt hätte ich mir etwas tiefer gewünscht, vor allem, als Dad mit Pfeil und Bogen etwas zu ungenau zielt... damit verdirbt er ja die ganze Dash. Genaugenommen gibt's gar keinen richtigen Konflikt. Sohnemann müsste echt pissed sein, Dad "ist doch nur ein Spiel" flöten, der Wigger eine live-Schaltung zur Pubertätsberatung verkaufen (oder so).
Insofern widerspreche ich jacksmouth: Die Kulisse ist wahrlich genug ausgeschmückt. Aber das, was dahinter steckt, könnte etwas tiefer sein.

Der Nachsatz setzt dem feinen Humor der Details die Krone auf und rundet die Geschichte perfekt ab.

Trotz der leicht schwächelnden Erzähltiefe eine der besten Storys dieses Jahr bislang. Merke ich mir für den GOLEM vor.

 

Hallo,

Dazu jede Menge Muskeln, Helm und Rüstung, sowie einen drei Meter langen Speer
Der Speer muss unbedingt neonfarben leuchten. Ehm, beschreib doch hier ausführlicher. Es ist wirklich ein toller Text, da sollte man nicht hetzen.

Ach, schade. Also der Text ist wirklich toll, die Idee dazu, die Ausführungen, auch die Dosierung der einzelnen Teile, das ist alles richtig toll. Der ganze Text ist großes Tennis, da kannst du dir was drauf einbilden, aber das Ende ist lasch. So ein Antiklimax, ich hab nichtmal verstanden, warum der Sohn „versteht“ und lacht, was gab’s da groß zu verstehen?
Und der Blog-Eintrag ist dann eben: es geht de Mensche wie de Leut. Die Generationen ändern sich, die Probleme bleiben. Das ist doch nach der Hälfte des Textes klar, dass hier ein heute Mit-Zwanziger dreißig Jahre in der Zukunft rumrennt. Also bis auf das Ende ist das ein herausragender Text, dann hab ich allerdings das Gefühl, der Text hätte das Pulver verschossen. Also es kann doch bei der ursprünglichen Idee, wenn man sich so eine Geschichte ausdenkt und einem Freund erzählen würde, dann sagt man doch nicht so was: „Und als der Drache dann tot ist, sitzen sie da und essen. Und dann schreibt er noch einen Blogeintrag“. Also das passt mir nicht, die Geschichte verdient einen Höhepunkt am Ende und kein Augenzwinkern, das man den ganzen Text über schon spürt.

Gruß
Quinn

 

Hallo, olle Motte :)

In der Tat, deine Geschichte ist top und hat mir sehr viel Spass gemacht, sie zu lesen. Chapeau, Monsieur.
Als Vater eines Sohnes kann ich den Prot verstehen, auch wenn mir der Konflikt der beiden etwas zu dünn daher kommt.

Und hier liegt auch der einzige, winzige, Kritikpunkt. Durch den weichgespülten Konflikt der beiden verpufft die Wirkung der Geschichte etwa ab den umherfliegenden Brötchenstücken. Würde der Konflikt noch besser herausgearbeitet, wäre die Geschichte unerträglich gut. ;)

Ein Kompliment für das Chinglish. Es gefällt mir gut, dass du die Möglichkeit der chinesischen Omnipräsens als Ablösung der amerikanischen Allgegenwärtigkeit ansprichst.

lg
Dave

 

Hallo Leute,

ich muss zugegeben, ihr habt mich ganz schön kalt erwischt.
Soviel positive Resonanz hab ich nicht erwartet, besonders da sich die erste Kritik (von meiner Freundin) mit einem Schulterzucken zusammenfassen lässt.


Hallo jacksmouth

Freut mich, dass dir der Rahmen soweit schon mal gefallen hat. Der Plot ist tatsächlich etwas simpel geraten.
Ich muss gestehen, dass die Geschichte ohne Idee zu einem Plot entstanden ist. Um genau zu sein, habe ich eigentlich nur drauflos fabuliert.
Ich danke Dir jedenfalls für das Lesen und Kommentieren.


Hallo Uwe

Genaugenommen gibt's gar keinen richtigen Konflikt.

Stimmt. Die Geschichte hatte verschiedene Versionen das Ende betreffend. Mal stand der Kampf mit dem Drachen im Mittelpunkt. Mal war der Generationenkonflikt schärfer.
Letztlich kam dann aber vorliegendes Ende heraus. Hauptsächlich deswegen, weil ich eine grundsätzlich positive Geschichte schreiben wollte. Den Vater-Sohn Konflikt zuzuspitzen wäre/ ist mir irgendwie falsch vorgekommen.

Dem Vorwurf der geringen Erzähltiefe muss ich akzeptieren und auch zustimmen. Aber wie gesagt, die Idee zu dieser Story war eigentlich nur das Online-Spiel in der freien Natur. Darauf folgte wildes herumspinnen und dann erst der Plot, den ich anfangs allerdings selbst erst suchen musste. :Pfeif:

Trotz der leicht schwächelnden Erzähltiefe eine der besten Storys dieses Jahr bislang. Merke ich mir für den GOLEM vor.

Wow! Das hört man gerne, vielen Dank! Würde mich natürlich tierisch freuen, wenn die Story im Golem erschiene. :)


Hallo Quinn

Also der Text ist wirklich toll, die Idee dazu, die Ausführungen, auch die Dosierung der einzelnen Teile, das ist alles richtig toll. Der ganze Text ist großes Tennis, da kannst du dir was drauf einbilden, aber das Ende ist lasch.

Ich fühl mich fast ein wenig überrumpelt, von so viel Lob. Besonders, da es von dir stammt. Im Vergleich zu deinen sprachlichen und schriftstellerischen Fertigkeiten fühle ich mich immer noch mehr wie ein Schüler, denn als Kollege.
Also vielen Dank, insbesondere für das „große Tennis“. Hast mir damit echt „Auftrieb“ gegeben.
Das mit dem Ende, jo, das hatten wir ja schon. Ich mein ich kann verstehen, wenn einem da was fehlt. Im Moment jedenfalls fühlt es sich für mich noch richtig an.
Jedenfalls empfand ich als Schreiberling die erwähnte Antiklimax erfrischend.
Wobei ich zugeben muss, dass ich verschiedene Alternativen länger überdacht hab. Einmal stand der Kampf mit dem Drachen im Mittelpunkt, mal der Vater-Sohn Konflikt und einmal sogar Frau Borgloh, die Yoga-Joggerin.

Letztlich kam ich zu der Meinung, dass das Spiel nicht wirklich den Höhepunkt der Geschichte darstellt, sondern es eigentlich nur um die Beziehung von Vater und Sohn geht.
Die Brötchen-Szene ist für mich dabei der Wendepunkt. Beide Helden sind tot und die Spieler kümmert es nicht. Sie sitzen, mampfen und verstehen sich ohne Worte. Ab dem Zeitpunkt fand ich einen weiteren Kampf mit den wiederauferstandenen Charakteren und dem Drachen überflüssig.

Das die Geschichte dann mit einem Blogeintrag endet, war für mich schon recht früh klar. Trotz des damit verbundenen Spannungsabfalls sehe ich den Blog immer noch als Muss in der Geschichte.


Hallo Dave

Vielen Dank. Besonders für dieses beinahe „unerträglich gut“. :)
Tja, ansonsten haust du in die gleiche Kerbe, wie die anderen. Mittlerweile bin ich stark versucht die Story noch mal umzuarbeiten. Wenngleich ich nur eine Richtung sehe, in die sich die Story noch entwickeln könnte: der Kampf mit dem Drachen.
Aber da muss ich erst noch ein wenig überlegen und vor allem Zeit finden. Wenn ich mir vorstelle, wie lang ich jetzt für diese Story gebraucht hab … oh Mann.

wkr
Mothman

 

Die Brötchen-Szene ist für mich dabei der Wendepunkt. Beide Helden sind tot und die Spieler kümmert es nicht. Sie sitzen, mampfen und verstehen sich ohne Worte. Ab dem Zeitpunkt fand ich einen weiteren Kampf mit den wiederauferstandenen Charakteren und dem Drachen überflüssig.
Dann beende die Geschichte auch so. Schilder das wirklich in einer Szene, erst ist der Junge noch ein bisschen eingeschnappt, dann essen sie, machen sich über die Leichen lustig, vielleicht simuliert der Vater nochmal die Kopf-Abschlag-Szene, sie rücken ein wenig näher und die Geschichte endet.
Im Moment wirkt die Szene so, als lachen sie über einen Witz, den ich als Leser nicht mitbekomme.

Ich stupfe meinen Sohn an und nicke mit vollem Mund zu dem Massaker.
Er schaut, schweigt und beißt in sein Brötchen, dann versteht er.
Plötzlich fliegen uns Brotkrümel und Schinkenstücke aus dem Mund, dicht gefolgt von lautem Lachen.
Hier, das ist wirklich die Stelle, die für mich nicht funktioniert.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn

Du hast Recht. Jetzt, im Nachhinein, ist mir klar geworden, dass besagte Stelle tatsächlich eine eigene Szene braucht.
Ist eigentlich sonnenklar, aber vermutlich habe ich soviel über alternative Szenarien nachgedacht, dass ich diesbezüglich blind war.

Ich hab die Stelle jetzt umgeschrieben und eine neue Szene eingefügt. Ich hoffe die Story funktioniert jetzt besser.

Nochmal vielen Dank für den Hinweis.

Grüße

Mothman

 

Der Schluss ist jetzt deutlich diferenzierter aufgebaut. Gefällt mir besser als vorher.

Dave Nocturn hat die Geschichte mittlerweile (angebrachterweise) empfohlen.

Und wegen GOLEM Nr. 90 komme ich auf Dich zurück :)

 

Interessant ist auch die Thematisierung der Sprache. Uns mit einer Welt konfrontiert zu sehen, in deren Jugendjargon das Chinesische nicht nur sehr weit eingedrungen ist, sondern bereits wieder an Einfluss verliert, das ist ein feinsinniger Gedanke.

Ansonsten gefiel mir noch, wie die Grenze zwischen Realem und Virtuellem verwischt wurde.

Seine kriegerische Gestalt sinkt röchelnd zu Boden, während sein echtes Ich in geisterhafter Textur wutschnaubend auf mich zu kommt." ]
Das ist ein sehr präzises und aussagekräftiges Bild. Gute Literatur!

 

Hallo Mothman!

mir hat die Geschichte auch sehr gut gefallen, da ich folgende Aspekte sehr interessant fand:
1) Das Sprachkauderwelsch mit chinesischen Einflüssen - cool!
2) Die farbenfrohe VR-Beschreibung
3) Die Werbungen - total Weltklasse!!!:-) Ich hab das Bild richtig vor meinen Augen gesehen und musste direkt daran denken, wie das heutzutage so ist, wenn man surft!
4) Das schöne Ende- ich hatte ehrlich vermutet, die "Helden" würden mit ihrem Tod auch die Protagonisten mit in den Tod reißen! Oder es gäbe irgend eine düstere Pointe! Auf alle Fälle habe ich kein derart "friedliches" Ende vermutet!:-)

Viele Grüße an die Motte vom EISENMANN

 

Hi Mothman,

deine Geschichte steht zu Recht in den Empfehlungen. Ich zumindest habe mich sehr unterhalten gefühlt. Stelle mir auch so hin und wieder vor, wie das mal sein wird, wenn ich Kinder habe und ich den Trends der dannmaligen (<-- neues Wort, Duden, bitte eintragen) Welt teils ablehnend, teils überfordert gegenüberstehe. Ob sie dann "Chinglisch" sprechen werden, wird sich zeigen. Aber insbesondere die hyperrealistische VR wird 99,999%-ig eine einschlägige Rolle in der Unterhaltungswelt von morgen spielen, davon bin ich überzeugt. Gewiss auch Nanotechnologie in unserer Fresskultur und im medizinischen Kontext.

Vielleicht etwas viel chinglisches Gebrabbel für meinen Geschmack, aber das soll keine Kritik sein.

Gern gelesen,
-- floritiv.

 

Hallo SteffenHerrmann

Freut mich, dass es Dir gefallen hat. Persönlich war ich ein wenig skeptisch, ob mein Chinglisch-Kauderwelsch beim Leser ankommt. Befürchtet hatte ich eigentlich, dass diese ganz Slang-Passagen eher nerven, denn gefallen.
Aber so wie es aussieht, waren diese Sorgen unbegründet.

Viele Grüße

Mothman


Hallo Eisenmann

Auch Dir meinen Dank für’s Lesen, Kommentieren und für’s Gefallen.

Das schöne Ende- ich hatte ehrlich vermutet, die "Helden" würden mit ihrem Tod auch die Protagonisten mit in den Tod reißen! Oder es gäbe irgend eine düstere Pointe! Auf alle Fälle habe ich kein derart "friedliches" Ende vermutet!:-

Meinem Empfinden nach, sind die meisten Sci-Fi Storys mittlerweile zu Dystopien, oder Satiren mutiert.
Von daher hatte ich den Wunsch mal wieder eine Story mit friedlichem Ende zu schreiben. Davon abgesehen handelt es sich bei der Geschichte um eine „Trittbrettgeschichte“; sprich eine Geschichte, die beim Schreiben an einer anderen Story entstanden ist. Da die andere eine Horrorgeschichte ist, hatte ich also ein doppeltes Bedürfnis nach einer Guten-Laune Story.

Viele Grüße zurück. Von der Motte an den Eisenmann.


Hallo floritiv

Vielen Dank für die wohlmeinenden Worte. Es freut mich, dass die Geschichte bei Dir ankam.

Vielleicht etwas viel chinglisches Gebrabbel für meinen Geschmack, aber das soll keine Kritik sein.

Jep, ich kann verstehen, wenn einem das Chinglisch auf Dauer zu viel ist. Ich war beim Schreiben sehr bedacht, dass ich es damit nicht übertreibe. Ich hoffe, dass ich aber im Rahmen des Verträglichen geblieben bin.

Viele Grüße

Mothman

 

Hallo Mothman!

Ich musste bei deiner Geschichte schmunzelnd an die Serie Firefly denken, wo die Leute ins Chinesische wechseln, wenn sie fluchen. Dort spielt es keine Rolle, dass man es nicht versteht (die Aussprache ist nämlich grottig...). Man weiss ja, worum es geht.
Bei deiner Geschichte war ich am Schluss dann doch froh, dass du eine Liste aufführst. (Ich finde die Kombinationen übrigens sehr reizvoll – hast du die Begriffe selbst zusammen gebastelt?) Vielleicht sind es zu Beginn ein bisschen viele Begriffe, was ein wenig aufgesetzt wirkt. Jugendliche benutzen gerne Trendwörter, aber nicht so, dass es sich dann anhört, als hätte ein Schriftsteller verzweifelt nach Synonymen gesucht ... ;)

Inhaltlich ist die Geschichte nett, dass es keine grosse Storyline gibt, weisst du ja selbst. Schön finde ich vor allem die Umkehrung, dass die Jugendlichen wieder "hinaus" spielen gehen. Mach Lust darauf, sich selbst eine VR-Brille aufzusetzen und in den Wald zu stürmen. Du schaffst in meinen Augen einen durchaus glaubwürdigen Zukunftsentwurf.
Was mir am Schluss jedoch noch ein bisschen fehlt, ist ein Gedankenanstoss. Die Geschichte plätschert einfach aus. Wenn du den Text noch überarbeiten willst, sehe ich da am meisten Nachschleif-Potential. Nicht, dass da ein dramatisches Ende her muss, auf keinen Fall, aber einfach ein bisschen mehr als ein heranwachsender Achttausender.

Aber alles in allem, gerne gelesen!

Gruss,
sirwen

P.S.: An manchen Stellen fehlen bei den Chinglish-Begriffen noch Akzente, würde da noch einmal drüber gucken, weil du es ja konsequent durchziehst ...

 

Hallo Mothmann,
für mich passt auch das Ende Deiner Story wie die Faust aufs Auge, denn es verdeutlicht die trotz aller futuristischen Technik simple Gegenwart der Protagonisten gegenüber der fantastischen Pixelwelt, in die sich der Sohn ,flüchtet’.
Dieser durchschnittliche Vater hat keinen Draht mehr zu seinem durchschnittlichen (!) Sohn. Das ist eine typische Situation, die es alle Zeiten gab und geben wird.
Wie jede Generation Heranwachsender versucht der Sohn, sich durch sein chinglish und die Ausübung von Spielen, die für die 'Alten' zu hoch sind, abzugrenzen.
Der Vater versucht, die Unvereinbarkeit mit dem Kinde zu überwinden, indem er dem Sohn zu spüren gibt, dass er ihn zumindest verstehen möchte.
Der hat das begriffen, und ihm liegt durchaus etwas daran, dass sie sich wieder näher kommen. Nur sein Stolz – was werden die anderen über mich lästern, wenn sie erfahren, dass ich meinen Vater mitgenommen habe! – ließ bisher nicht zu, den Anfang zu machen.
Daher ist es für den Sohn im Grunde auch nicht tragisch, dass sein Vater die Sache vermasselt – im Gegenteil, ihm ist wichtig, dass er auf seinem Terrain der Bessere bleibt – und auch künftig für sich allein! (Er fragt später nur anstandshalber, ob der Vater noch einmal mitkommen will. Dieser lehnt dankend ab, denn er spürt, dass der Sohn lieber allein los will. Dieses Frage- und Danke-nein-Ritual dient lediglich der Stärkung des gegenseitigen Vertrauens.)
Der Zweck der ganzen abstrakten Aktion wird voll und ganz erreicht – die beiden kommunizieren (wieder) miteinander.
Der Stolz des Vaters zeigt, dass er sich bereits sicher ist, dass sein Sohn so wird, wie er es möchte. Als Vater wird dieser dann die gleichen Schwierigkeiten mit seinem Sohn, dem Enkel haben – der wird natürlich einen anderen Jugendslang (bayfriesch?) haben und noch irrere Spiele machen (Was machen elf Schalker und elf Dortmunder auf einer einsamen Insel?)).
Mein Fazit: Ein klasse in SF-Text verpacktes Alltagsproblem, so dass man es kaum noch sieht – Daumen hoch!
Schöne Tage noch!
kinnison

 

Hallo Mothman,

ich habe eben deine Geschichte im Golem 90 gelesen und war vom Fleck weg begeistert.
Die ersten fünf, sechs Zeilen dachte ich noch: "Was ist das denn für ein Kauderwelsch", aber dann gefiel mir die Idee eines chinesischen Kultureinflusses gut. Obwohl in der Realität vorausgesagt, wird der in der Science Fiction ja doch recht selten aufgegriffen. (Firefly als Ausnahme wurde ja schon genannt.)
Auch das eigentlich banale und zeitlose Thema der Vater-Sohn-Beziehung fand ich als sehr passend. Es muss nicht immer die große Weltenrettung sein, die eine gute Geschichte macht. Schon gar nicht in einer so kurzen.
Beängstigend schön auch die ganzen Auswüchse der Kommerzialisierung in der VR.
Das Highlight war für mich der Satz des Vaters:

Zu meiner Zeit haben Computerspiele noch am Computer und nicht in der freien Natur stattgefunden.

Ich bin rundum glücklich mit dieser Geschichte und finde echt nichts zu Meckern. Das ist mir lange nicht passiert. Vielen Dank!

P.S.: Wenn ich so darüber nachdenke, wäre VR-Technik doch genau das richtige, um LARPs mal ein bisschen aufzupolieren, oder?

 

Hey, das ist schön, dass die Geschichte mal wieder ausgegraben wurde. Das freut mich richtig! Vielen Dank dafür Teetrinker.
Aber zu meinem Schrecken habe ich gesehen, dass da noch zwei Kommentare unbeantwortet geblieben sind - wird Zeit das ich das nachhole!

@Sirwen
Ich muss gestehen, dass ich Firefly bis heute nicht gesehen hab. Obwohl ich weiß, dass es die Serie gibt und das sie viele gute Kritiken bekommen hat. Aber irgendwie habe ich es bis heute nicht geschafft sie anzusehen. Von daher sind Ähnlichkeiten zur Serie tatsächlich rein zufällig.
Als ich beim Schreiben der Geschichte bemerkte, dass ich einen Jugendjargon brauchte, war für mich sofort klar chinesische Spracheinflüsse zu verwenden. Aber kann sein, dass meine künstlichen verbogenen Wörter an einigen Stellen etwas hölzern klingen. Tatsächlich ist die beigefügte Liste am Ende wesentlich länger, als die eingesetzten Worte in der Geschichte. Was mir, abgesehen vom „Chinglisch“ zusätzlich Kopfzerbrechen bereitete, war das Kauderwelsch des Wiggers, auch wenn später aufgeklärt wird, dass das Ding die Eigennamen nepalesischer Achttausender ausspuckt, weil er auf Werbung geschaltet ist. Da hatte ich schon ein wenig die Befürchtung den Leser zu überfordern. Seltsam, dass deswegen keiner gemeckert hat.
Was den „Gedankenanstoss“ betrifft: Die Story wurde für die Veröffentlichung im Golem überarbeitet, so dass hier die ältere Fassung zu lesen ist. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass Dir dort ebenfalls ein „Denkanstoss“ fehlt. Ist natürlich ärgerlich, wenn man als Leser das Gefühl hat, über eine Lücke zu stolpern -das kenne ich sehr gut- persönlich kann ich allerdings keine Lücke sehen, höchstens die etwas „dünne“ Handlung.
Aber es freut mich, dass Dir die Geschichte Spaß gemacht hat und wenn Du nun Lust verspürst, selber mit ner‘ VR-Brille in den Wald zu stürmen ...
Da kann ich nur sagen: VIELEN DANK!

@kinnison
Auch für Dich eine verspätete Antwort.
Erstmal freut es mich das Dir die Geschichte gefallen hat und auch Deine Lesart denkt sich wunderbar mit meiner Intention. Aber ob „Bayfrisch“ sich als Jungendslang durchsetzen wird, wage ich zu bezweifeln. Soviel Zukunft gibt‘s gar nicht, als dass das Realität werden könnte. ;)
Jedenfalls vielen Dank für Dein Kommentar und das tolle Lob!


@Teetrinker
So jetzt zu Dir. Erstmal ein großes Dankeschön für das Ausgraben des Textes.
Ich mag die Geschichte ebenfalls sehr gern, gerade weil sie keinen Weltrettungsplot hat und ohne jegliche Dystopie auskommt.
Die Geschichte soll einfach Spaß machen und ich finde es toll, wenn das bei den Leuten ankommt.
Der Gedanke mit dem LARP finde ich lustig, weil ich früher selbst in Rüstung mit Schwert und Schild durch die Wälder gejagt bin. „Leider“ fand man da zwar nur Latexmaskentragende Orks, aber unseren Spaß hatten wir trotzdem. Boah, war schon ne coole Zeit, was hätten wir nicht alles gegeben für ein bisschen mehr „Special-Effect“. So ein Real-Augmented Drache mittels VR, das wäre schon was gewesen ...

Also nochmal ein großes Dankeschön an alle.

Grüße zurück

Mothman

 

Hey, Mothman…

Ich freu mich auch, dass die Story ausgegraben wurde, denn so bin ich darauf gestoßen… In der SF-Rubrik bin ich ja sonst kaum unterwegs. Wie ich jetzt feststelle zu Unrecht!

Plötzlich höre ich meinen Sohn schreien. Kurz darauf sehe ich, wie er von dem Pfad in die schmale Schlucht hinabhüpft. Dann kippt die Welt vor meinen Augen zur Seite und ich bin im Spiel.
Willkommen bei Guài Wù Dash.

Eine volltönende, omnipräsente Stimme. Der Wald: tiefer, dunkler, geheimnisvoller.
Ganz nett, denke ich mir und betrachte die eindrucksvolle Drachenspur, die sich von mir weg in Richtung Schlucht zieht.


Das funktioniert wirklich sensationell ! Ich bin in diesem Spiel !!


Okay und was mache ich jetzt?“ Ich blicke in das aufgerissene Maul.
„Sterben“, meint mein Sohn und zuckt die Achseln.

wundervoll :D


Bei mir wechselten Staunen, Grinsen, Lachen, vor allem Letzteres, über so viel: z.B über die Frau Borgloh…:lol: die virtuelle Werbung!!


Ich mag diese Geschichte vor allem, weil Du es durch diese ganze Verrücktheit geschafft hast, auf coole Weise einen herzlichen Text, einen richtigen Familientext zu schreiben. Das muss man erst mal schaffen.

Super, super! - T.


P.S.

Meine Zähne durchdringen die körnige Präsenz der Brotschicht, gleiten durch die cremige Butter und finden schließlich halt im Schinken

Halt

 

Hi T.

Freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat. Ist auch mein persönlicher Fave. Wobei ich hoffe, dass dies nicht den Höhepunkt meiner schriftstellerischen Karriere darstellt. ;)

Also vielen, vielen Dank für das Lob. Den sprachlichen Schnitzer habe ich korrigiert (Auch wenn die Version eine andere ist, als die im Golem. Meine aber, dass da der gleiche Fehler drin ist - grummel)

Herzliche Grüße

Mothman

 

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