Was ist neu

Großmutters Auftrag

Mitglied
Beitritt
18.09.2003
Beiträge
10
Zuletzt bearbeitet:

Großmutters Auftrag

An einem verdammten Samstag

So eine Scheiße.
Mark war sauer, richtig sauer. Schon wieder musste er für seine blöde, nervende Oma einen Auftrag erledigen, diesmal Semmeln holen. Dabei war es doch gerade erst elf Uhr! Und das an einem Samstag.Verdammt
Sein Schädel dröhnte, gestern waren wohl große Mengen an Alkohol vernichtet worden – so genau konnte er sich jedoch nicht mehr daran erinnern.

Am Liebsten hätte er sich wieder hingelegt, nachdem der Harndrang ihn dazu ermunterte, für einen kurzen Moment sein Bett zu verlassen. Doch wie es nun mal der Zufall wollte, stand auf dem Rückweg auf einmal seine Großmutter vor ihm.

„Schön dass du wach bist, mein Junge. Wärest du so lieb und könntest deiner alten Oma ein paar Semmeln und Honig vom Bäcker holen?“
Sie atmete tief ein und drückte Mark einen Geldschein in die Hand.
„Der Rest ist für dich, mein Schatz.“

Ohne ein Wort zu verlieren, nickte Mark ihr zu, zog sich eine Jogginghose und einen Pullover über den Schlafanzug und machte sich auf den Weg. Er wusste genau, was auf ihn warten würde, wenn er der Bitte seiner Oma nicht Folge leisten würde; ein heftiges Donnerwetter seiner Mutter, schlimmstenfalls Hausarrest. Vielleicht auch Weggehverbot am Wochenende, dann würde er auf seine Freunde und den Alkohol verzichten müssen, das Einzige, was ihm im Leben für wichtig und erfüllend erschien.
Er schloss die Haustür hinter sich, sprang auf sein Fahrrad und versuchte den gestrigen Abend zu rekonstruieren, doch das Kopfweh machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Die Bäckerei lag zwar nur knappe fünf Minuten entfernt, aber den Weg für diese alte Frau zurück zulegen, die doch kein Spaß mehr am Leben verspüren konnte, schien nicht wert.
Seine Oma war mittlerweile schon 82 Jahre alt, konnte kaum ohne Stütze aufrecht sitzen und sich auch nur noch mit einer Gehhilfe fortbewegen.
Tot hätte sie sicherlich mehr Nutzen für mich, dachte Mark, während er sein Fahrrad vor der Bäckerei abstellte. Ein kleines Schmunzeln bildete sich auf seinem Mund, was ihm sein Kopf jedoch gleich mit einem harten Pochen quittierte.

Auf dem Rückweg fiel ihm ein, dass seine Eltern heute Nachmittag wieder aus dem Urlaub zurückkommen würden und er noch unbedingt sein Zimmer aufräumen müsste, doch dafür war ja noch genügend Zeit.
Eine kleine Brise blies ihm ins Gesicht. Plötzlich fiel ihm auf, dass die Sonne strahlte. Er überlegte, dass er die Sonne wohl erst jetzt bemerkte, da es doch recht kühl war.

Wieder daheim angekommen, suchte er seine Großmutter. Sie konnte eigentlich nur in der Küche auf ihre Semmeln warten.
„Oma? Ich bin wieder hier! Ich hab die Semmeln mitgebracht.“
Tatsächlich, eine Stimme ertönte aus der Küche.
„Oh, danke, ich bin hier.“

„Da hast du die Semmeln. Lass sie dir schmecken. Ich geh wieder ins Bett, mein Kopf tut ziemlich weh.“

„Ja, Junge, tu das. Ich danke dir. Du bist ein echter Schatz.“

Nachdem er aus dem Blickfeld seiner Oma verschwunden war, verzog sich sein aufgesetztes Lächeln schnell. Das Bett wartete bereits.

„Mark? Mark... wach auf!“

Mark wälzte sich und kam ruckartig zu sich. Oh nein, das war doch die Stimme seiner Mutter, wie lange hatte er geschlafen? Leicht verunsichert drehte er sich zu ihr.

„Hi Mom... Was gibt’s denn?“, seine Stimme klang nervös.

Mit starrem Blick musterte er seine Mutter, irgendetwas schien anders. Was war das in ihrem Gesicht? Er erkannte es schnell. Eine Träne floss über ihre Wangen.

„Oma...Oma ist tot. Sie ist in ihrem Zimmer...ich glaube, sie ist eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht...Oh, Mark...“ Tränen strömten nun im Überfluss.
Mark heuchelte Traurigkeit, doch innerlich berührte es ihn herzlich wenig.
Er wartete bis sich seine Mutter beruhigte und ging schließlich ins Schlafzimmer seiner Oma.

Dort lag sie, die alte Frau. Die Hände über dem Bauch verschränkt, ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.
Ein starkes Hämmern machte sich wieder in seinem Kopf bemerkbar. Eine Träne wich aus seinen Augen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Zu allererst hat mich gleich zu Beginn ein Detail gestört, siehe hier:

So eine Scheiße.
Mark war sauer, richtig sauer. Schon wieder musste er für seine blöde, nervende Oma einen Auftrag erledigen, diesmal Semmeln holen. Dabei war es doch gerade erst elf Uhr! Und das an einem Samstag.Verdammt
Sein Schädel dröhnte, gestern waren wohl große Mengen an Alkohol vernichtet worden – so genau konnte er sich jedoch nicht mehr daran erinnern.

Am Liebsten hätte er sich wieder hingelegt, nachdem der Harndrang ihn dazu ermunterte, für einen kurzen Moment sein Bett zu verlassen. Doch wie es nun mal der Zufall wollte, stand auf dem Rückweg auf einmal seine Großmutter vor ihm.

„Schön dass du wach bist, mein Junge. Wärest du so lieb und könntest deiner alten Oma ein paar Semmeln und Honig vom Bäcker holen?“
Sie atmete tief ein und drückte Mark einen Geldschein in die Hand.
„Der Rest ist für dich, mein Schatz.“

Warum weiß, der Junge bereits, dass er Semmeln holen muss, BEVOR es ihm seine Oma überhaupt sagen kann?

Ansonsten kann ich deine Geschichte nur als durchschnittlich bewerten, nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Hin und wieder blitzen ein paar Satzteile auf, die aufgrund ihrer liebevollen Formulierung glänzen, wie zum Beispiel das hier:

Am Liebsten hätte er sich wieder hingelegt, nachdem der Harndrang ihn dazu ermunterte, für einen kurzen Moment sein Bett zu verlassen.

Leider war die Pointe der Geschichte schon seit der ersten Erwähnung des Wunsches nach dem Tod der Oma absehbar, jedoch gefiel mir die Idee/ bzw. die Formulierung mit dem Gehämmere im Kopf ganz gut, eine schöne Idee, das Gewissen zu versinnbildlichen. Das hat die Geschichte etwas aufgelockert, ansonsten hat es mich aber dennoch irrsinnig gestört, dass das Ende so leicht absehbar war.

 

Hi Jingles!

danke für deine kritik.
mit "durchschnitt" kann ich vorerst mal leben, aller Anfang ist schwer :)


Ich kann dir sagen, warum es der Junge bereits wusste. Absatz 2 und 3 waren als kurze Rückblende gedacht, damit man weiß, wieso er sauer ist. Leider fällt mir im Nachhinein auf, dass ich das schlecht bzw. überhaupt nicht gekennzeichnet habe. Während ich schrieb, war es für mich aber logsch :)

Ein unabsehbares Ende kam mir in der Geschichte eigentlich nicht in den Sinn und hat zumindest mich nicht gestört. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden, vielleicht schon in meinem nächsten Versuch.

Gruß
I.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom