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28.01.2014
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Großhirn

„ ... Scheiß auf euer intellektuelles Gehabe. Ihr seid auch nichts besseres als ich! Ab jetzt ohne mich. Auf Nimmer-Wiedersehen.“
Senden. Zigarette anzünden. Wein nachschenken. Ein großer Schluck und ein tiefer Zug. Sternchen. Befriedigung. Das war richtig – Floskel: Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.
Wie schön Genugtuung ist.
Wonnig, warmes Gefühl. Wohltuend. Abgeschickt und erledigt. Zurückgelehnt und locker. Zerstreut und leicht.

Ein Individuum. Kein Teil des Ganzen. Stechender Kopfschmerz. War das richtig? Keine Frage. Mir geht es blendend. Und vor allem: ich bin frei. Ich habe keine Konsequenzen zu befürchten. Ich kann tun was immer ich will. Ich, ich, ich. Das wichtigste: nicht Ihr und schon gar nicht Wir. Kaffee mit Milch: wohltuendes Balsam. Was nun? Es hinter mich bringen? Warum jetzt schon? Habe doch alle Zeit der Welt. Kafka lesen und lachen: Macht der Sprache. Das Urteil durch die Verbalisierung erst ausgeführt. Die Strafkolonie: Mein Urteil mir selbst. Genieße den Schmerz. Den großen Stachel durch die Stirn.
Raus hier und kommunizieren.

„Hey du. Du siehst nett aus. [PAUSE] Verwirre ich dich? [PAUSE] Willst du Ficken? [PAUSE] Bist du auf den Mund gefallen?“ Keine Antwort. Überlegenheit und Macht. Das erste Mal?! Herrliches Gefühl. Genussvoll ist das Stechen. Stiche im Bereich der Amygdula. Das Zentrum der Angst im limbischen System des menschlichen Gehirns. Niemals wieder werde ich dich brauchen. Die Stiche lähmen dich. Gehasster Teil. Von nun an nur noch retrospektiv betrachtet. Wie mit dem Skalpell herausgeschnitten. Das sind Phantomschmerzen, denn: Schmerzen kann nur ein Teil von mir. Amygdala – Amywegda – Amygnichtda.
Moment. Da ist ja ... Sein Name ist nicht von Belang. Nicht mehr. Hat er die Mail schon gelesen? Besser schnell weg. Umgedreht und Davongelaufen. Falsch. Nur in Gedanken. Seit letzter Nacht ja Amygwegjaja. Also Konfrontation. Ohrfeige – er hat‘s verdient. Wie weiter?
Achso ja: Macht und Ficken. „Hey wir wollten doch Tiere sein. Alkohol. Geh schnell welchen holen. Du fragst was? Egal. Hauptsache stark und viel.“
„Dich habe ich nicht gefragt – und komm mir nicht mit wir. Ich gehe nach hause und du folgst mir!“
„Verhütung? Du spinnst. Tiere habe ich gesagt!“

Ein Individuum. Kein Teil des Ganzen. Stechender Kopfschmerz. War das richtig? Keine Frage. Mir geht es blendend. Und vor allem: ich bin frei. Ich habe keine Konsequenzen zu befürchten. Ich kann tun was immer ich will. Ich, ich, ich. Das wichtigste: nicht Ihr und schon gar nicht Wir.
„Hey. Wach auf. Raus hier. Ich hab dich satt.“ Stechender Kopfschmerz. Nucleus Caudatus und Putamen. Inaktive Teile meines Gehirns. Für das Verliebtsein verantwortlich. Ohne mich. Euer Bier. Schmerzen im Schritt – sinnlos. Hat mein Körper das noch nicht realisiert? Endlose Sinnlosigkeit. Raus hier und nur nicht kommunizieren. Zum Fluss und auf die Brücke.
Intellektuelles Scheißgehabe: Sterbend sprach Cäsar altgriechisch. Wahre Größe?

Leerstelle.

Anna krazt sich mit der Linken zwischen den Beinen und mit der Rechten am Kopf. Ihre letzten Worte bevor sie sich hinabstürzt sind von Tolstoi und ergeben keinen Sinn:
„Mein Leben ist nun, mein ganzes Leben, unabhängig von allem, was mir zustoßen kann, in jedem seiner Augenblicke - es ist keineswegs mehr sinnlos, wie es früher war, vielmehr hat es einen unanzweifelbaren Sinn: das Gute, das hineinzubringen in meiner Macht steht!“
Sinn war nie Antipode zur Sinnlosigkeit.

Wie war das bei Kafka?
„In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.“

 

Hallo liebes Forum,

schreibe seit einer kleinen Weile. Macht mir Riesenspass. Habe mich ein wenig in das Forum eingelesen und: mir gefällts! Vor allem, dass kein Blatt vor den Mund genommen wird.
Hier jetzt mein Einstand. Halte (noch) nicht viel von meiner Schreibkunst...
Wollte eigentlich erst mal selber kommentieren, bevor ich was hochlade.
Jetzt aber doch andersrum.
Freue mich auf Kritik und würde gerne weiter an der Kurz(Kürzest?)geschichte arbeiten.

Grüße Epsilon

 

Hallo,
mir hat dein Text leider nicht gefallen. Ich habe versucht da mal durchzusteigen, aber mir ist es nicht gelungen, weil mich die Art schnell genervt hat. Meiner Ansicht nach bemüht sich der Text zu sehr um eine überraschende inhaltliche Struktur, aber das ist alles so abgerissen, und auf Effekt gemünzt, dass ich als Leser schnell zumache.
Da ist wohl eine Abrechnung mit der Gesellschaft drin usw., so mutet das für mich jedenfalls an, aber für mich ergeben diese vielen kleinen Inseln kein greifbares Bild. Das scheint schon alles ineinander aufzugehen, also von deinem Grundkonzept ausgehend, ist das schon stimmig aufgezogen, aber ich bevorzuge persönlich Geschichten im klassischen Sinne, mit Entwicklung, Charakterzeichnung, Dramaturgie, und nicht wirre Stimmungsbilder, zumal mit einem arroganten Touch.

Scheiß auf euer intellektuelles Gehabe.
Ja, die durchgehend elliptischen Sätze nerven auch ziemlich. Das ist schon ein gutes Stilmittel grundsätzlich, aber das ist bei allen guten Sachen so, man darf nicht mit ihnen übertreiben. Die Wirkung verpufft schnell, und dann wird es sehr anstrengend zu lesen. Und dann hört sich das auch irgendwie eitel an.
Na ja, tut mir leid, dass ich dir nichts Positives sagen konnte. Ich finde schon, dass du in dem Text sprachlich einige Ideen hast, die bei einer anderen Konzeption wirken könnten. Diese unstete Konstruktion kann durchaus ihren Reiz haben, und du scheinst auch kreativ zu sein, und auch die nötige Eigenartigkeit mitzubringen. Aber hier, dieser Kunsttext, den finde ich unglücklich komponiert.
Ja, aber ist natürlich alles sehr subjektiv, der Text wird bestimmt Leute finden, die ihn mögen. So oder so, wünsche ich dir noch viel Spaß hier.
lg, randundband

 

Hallo EpsilonMInus

Willkommen hier im Forum. :)

Dir gefällt, dass hier kein Blatt vor den Mund genommen wird. Ich hoffe, das muss ich nicht dahingehend verstehen, dass Du daraus einen Lustgewinn ziehst. Ich habe nicht vor, die Rolle eines Peinigers zu erfüllen, auch wenn mir kritische Worte als Leser nicht fehlen. Aber nun zur Sache:

Weder den Titel noch den Inhalt des Textes fand ich sehr erbaulich. Auch dünken mich die Indikationen zu einer Geschichte sehr schwach. Eine solche bedarf grundsätzlich einer Transformation. Von der Ausgangssituation muss sich ein Wandel ergeben, in dessen Ergebnis sich dieser als bedeutungsvoll erweist. Ein Sprung von der Brücke, im gegebenen Kontext, erfüllt mir dies unzureichend.

Du eröffnest mit einer Negation des intellektuellen Auftretens, praktizierst aber ein solches – wenn auch nicht gelungen – durch den ganzen Text. Es ist heikel, ein Thema aufzugreifen und mit vermeintlich wissenschaftlichen Fakten zu bestücken, ohne sich deren korrekter Einsetzung sicher zu sein. In einer Geschichte ist es angezeigt, sich möglichst einer einfachen, stilvollen Sprache zu bedienen. Natürlich ist es die Gedankenwelt Deiner Protagonistin, die durchaus konfus sein darf, doch als ihr Schöpfer stehst Du in der Verantwortung.

Als Stilmittel hast du gleich nach Beginn ein punktuelles Satzgefüge gewählt, was durchaus die Hektik Deiner Protagonistin widerspiegelt, aber mir störend Gedanken und Handlungen vermischt. Was dann abläuft, verstehst Du als Krankheitsgeschichte. Die Amygdala spielt durchaus eine Rolle bei verschiedenen Erkrankungen, doch wie Du es darstellst, sind diese symptomatisch nicht klar erkennbar. Vom Ablauf her nehme ich an, dass Dir Schizophrenie vorschwebte. Die Protagonistin vermischt einige klinische Fakten in laienhaft falscher Deutung mit ihrer Befindlichkeit.

Das Zentrum der Angst im limbischen System des menschlichen Gehirns.

Dies war mir nebst andern Unstimmigkeiten schon etwas arg. Die Amygdala hat eine bedeutende Rolle bei der Produktion und Steuerung von Emotionen, aber von vielseitigerer Art, als nur Angst zu erzeugen.

Insgesamt hat mir der Monolog, trotz der kritischen Betrachtung nicht einfach missfallen. Das Geschöpf, das Du zeichnest, lässt einem als Leser nicht einfach gelichgültig. Doch die Umsetzung erscheint mir als Leser ungenügend, sowohl der Handlungsverlauf als auch die inhaltlich übertriebene Intellektualität tragen das ihre dazu bei, dass man keine Befriedigung aus der Lektüre zieht. Ich denke, Du könntest aus diesem Stoff mehr machen, wenn Du es auf eine lesbarere Form herabbrichst.

Der Text ist relativ kurz, dennoch durchsetzt mit Fehlern, die auf Flüchtigkeit bei der Abfassung hinweisen. Sie liegen noch unter dem Limit, das mich veranlasst, den Text ins Korrektur-Center zu verschieben. Aber als Erstes solltest Du diese beheben. Nachfolgend zeige ich Dir einige auf, doch stecken noch mehr drin. Gehe also selbst sorgfältig nochmals durch den Text.

„ ... Scheiß auf euer intellektuelles Gehabe. Ihr seid auch nichts besseres als ich!

Kein Leerschlag zwischen Anführungs- und Auslassungszeichen. Besseres grossgeschrieben.

Ich kann tun[KOMMA] was immer ich will.

Stiche im Bereich der Amygdula.

Amygdala. Hier zeigt die falsche Bezeichnung keinen Wert. Zudem unsinnig, wie möchte sie ein Stechen entsprechend zuordnen? Der Sitz ist keineswegs hinter der Stirn.

Das sind Phantomschmerzen, denn: Schmerzen kann nur ein Teil von mir.

Dieser Satz ist unvollständig oder denn falsch dargestellt.

Achso ja: Macht und Ficken.

Ach so

Ich gehe nach hause und du folgst mir!“

Hause

Ich kann tun[KOMMA] was immer ich will.

Anna krazt sich mit der Linken zwischen den Beinen und mit der Rechten am Kopf.

kratzt … Zudem wäre schöner zu lesen: mit der linken Hand …

Noch zur Stichwortwahl, die mich nicht sehr geglückt dünkt. Gesellschaft mag angehen, Seltsam umfasst an sich eher Unerklärliches, und letztlich Philosophisches, da sitze ich mit einem Fragezeichen hier, es wird mir nicht erkennbar.

Viel Vergnügen noch weiterhin beim Lesen, Kommentieren und Schreiben. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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