Hallo Angela,
ichhabe deine Geschichte schon vor einiger Zeit gelesen. Geantwortet habe ich damals nicht darauf, weil ich zwar spürte, mich stört etwas daran, weil ich dieses Gefühl aber nciht in Worte fassen oder begründen konnte.
Ich fange mal ganz oberflächlich an. Beim Titel. Zwar habe ich bei einer Geschichte auch schon auf ein geflügeltes Wort als Titel zurückgegriffen (und dafür auch Kritik geerntet) aber in deinem Falle verleiht er der Geschichte einen Geruch betulicher Gemütlichkeit, die mich sofort an Hera Lind denken ließ. Für mich also ein absoluter Grund, diese Geschichte unter dem entsprechenden Vorbehalt anzuklicken. 
Aber es hätte ja sein können, dass du ihn in der Geschichte ironisch persiflierst, dass du den Zynismus dieser Redewendung deutlich machst. Die Sorgen die du beschreibst, sind schließlich real, nicht von der Hand zu weisen und die Zukunftsaussichten für Jugendliche, erst recht, wenn sie kein Abitur haben sind alles andere als rosig.
Das verwischt der Titel und die Wiederholung der Phrase in der Geschichte für mein Gefühl. So sehr, wie du auch inhaltlich dagegen anschreibst, assoziiere ich immer die schauerliche Sendung "Blond vor Mitternacht" in die Atmosphäre deiner Geschichte und sie erhalte so eine Oberflächlichkeit, die weder der Thematik, noch deiner Geschichte gerecht wird.
Problematisch finde ich als "Muttergeschädigter", also ebenfalls recht voreingenommen, die Perspektive, die du gewählt hast. Dadurch schwankst du für meinen Eindruck ein bisschen zwischen zwei nicht miteinander kommunizierenden Gefühlsebenen hin und her. Die des Sohnes streifst du dabei nur leicht in der wütenden Verzweiflung, die er ihr an den Kopf schmeißt. Leider verweigerst du uns den Dialog. Deine Protagonistin reflektiert zwar über das schlechte Gewissen, ihn geboren zu haben, nicht aber darüber, was diesen Wutanfall "Du hast überhaupt keine Ahnung" ausgelöst hat. Bekommt der Sohn etwas mit von ihren Sorgen, empfindet er sie vielleicht als zusätzlichen Druck, auch wenn es nicht so gemeint ist? Was ging dieser Aussage voran?
Ich kann mir gut vorstellen, dass Mütter, die mitbekommen, dass ihrem Kind keine Chance gegeben wird, so empfinden, wie deine Protagonistin, gleichzeitg kann ich aber durch die Form der Schilderung den Vorwurf nachvollziehen, dass die Geschichte zu selbstmitleidig wäre. Eine Frage, wie die nach der egoistischen Schuld, ihn geboren zu haben, führt eben nicht weiter, sie zermartert nur. Das wäre in dieser Subjektivität auch in Ordnung, dann wäre es aber geschickter gewesen, die Geschichte aus der "Ich-Perspektive" zu erzählen. Die Gedanken und Gefühle der Mutter hätten eher ins Herz getroffen. Allwissende Erzähler neigen eher dazu, analytisch zu erzählen, schaffen Distanz, die deiner Geschichte für mein Gefühl schadet und im Widerspruch zu der Subjektivität des geschilderten Erlebnis steht.
Inhaltlich fehlt mir ein Punkt, den ich für wichtig halte, nämlich den fundamentalen Gegensatz der Versprechen, die Jugendlichen heute gemacht werden (Du kannst alles schaffen, du hast alle Möglichkeiten, du musst es nur wollen und zugreifen) und der Realität. Die pseudoesoterischen Versprechungen der Gesellschaft und vor allem der New Economy gehören für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung unbedingt in so eine Geschichte und würde ihr mehr Tiefe verleihen.
Kommen wir zur Textarbeit:
„Du hast überhaupt keine Ahnung“, beinah hasserfüllt spuckte er ihr diese Worte entgegen, ging und knallte die Tür hinter sich zu.
Der Situation gegenüber angemessener wäre es so:
„Du hast überhaupt keine Ahnung!“ Beinah hasserfüllt ...
Er wird ganz bestimmt lauter gewesen sein, bei dem Ausspruch, ein Ausrufezeichen scheint mir mehr als berechtigt.
Am liebsten wäre sie hinterher gelaufen, hätte ihn in den Arm genommen und mit einem Pusten alles wieder gut gemacht, doch das ging schon lange nicht mehr.
Ihc würde nach
gut gemacht einen Punkt setzen und
doch groß schreiben. Das verleiht dem in sich schönen Bild für Sehnsucht nach alten Tagen mehr Gewicht.
Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Ein Satz, den sie schon oft gehört hatte, der nun eine reale Bedeutung bekam.
Wie schon erwähnt, den Satz würde ich komplett steichen. Er verkitscht deine Geschichte für mein Gefühl. Außerdem ist er so etwas wie ein Fazit der eigenen Geschichte schon zu Beginn, was ich auch als störend empfinde.
Wie alles in seinem 15- jährigen Leben
fünfzehnjährigen Leben sieht doch viel besser aus
sprach mit ihr von seiner Zukunft, wie er sie sich vorstellte,
er sprach ganz bestimmt mir ihr
über seine Zukunft.
Dieser Satz ist unnötig lang. Wenn du ihn dir mal laut vorliest, wirst du sehen, wo du statt eines Kommas auch einen Punkt machen kannst.
Als ob es ihr besser ging.
Für mich drückt dieser Satz den gleichen "Egoismus" aus, den sich deine Protagonistin nachher wegen der Geburt vorwirft. Es geht hier nicht um sie, es geht um ihren Sohn. So sehr ich auch nachvollziehen kann, dass es ihr mit den Sorgen nicht gut geht.
Richtig hieße er übrigens: Als ob es ihr besser ging
e.
Aber alles was sie sagte klang hohl, war kein Trost.
sagte sie es trotzdem? Warum ist sie dann nicht ehrlich mit ihm, drückt ihre Hilflosigkeit aus?
Sie fühlte sich schuldig, aus reinem Egoismus hatte sie ihn geboren, sie wollte Kinder, die ihr Leben reichen machten.
Hier ist ein Tempifehler, da es eine Möglichkeitsform in der vollendeten Vergangenheit sein müsste. So hast du den Satz jedenfalls angefangen.
Sie fühlte sich schuldig, aus reinem Egoismus hatte sie ihn geboren. Sie hatte Kinder gewollt, die ihr Leben reichen machen sollten. (besser noch: bereichern sollten/würden)
Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von ihm auf. Als er in den Kindergarten kam, voller unbändiger Energie stürmte er in die Räume, zog die Kinder wie auch Betreuer mit seiner lebensbejahenden Art in seinen Bann.
Auch hier hakt es leicht. Vorschlag:
Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von ihm auf. Davon, wie er in den Kindergarten kam, voller unbändiger Energie in die Räume stürmte und die Kinder wie auch die Betreuer mit seiner lebensbejahenden Art in seinen Bann zog. Wie er sich auf die Schule freute, die nicht immer seinen Erwartungen entsprach. Und dennoch ...
Versuche mal, deinen Absatz, so wie du ihn geschrieben hast, laut zu lesen. Mir scheint es, als ob du mit den Gedanken beim Schreiben da schneller wart, als mit der Tastatur und dich so ein bisschen verheddert hast.
Das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer, aber aufgeben wollte er nicht, so baute sich Wut auf, die er in Energie umsetzte, voller Kraft zerriss er die Absagen und suchte sich neue Adressen von Betrieben heraus.
Auch dieser Satz lässt sich ohne Wörter zu ändern bequem teilen.
„Warum Mama?“
da war noch der kindliche Klang in seiner Stimme
„Zu viele Bewerber“, oder „Es sind schlechte Zeiten“
Antworten die ihn nicht zufrieden stellten.
Den ersten Zeilenumbruch kann ich nicht nachvollziehen. Ich ahne zwar warum du keinen Punkt gemacht hast, aber empfinde es als passender so:
„Warum Mama?“ Da war noch der kindliche Klang in seiner Stimme.
„Zu viele Bewerber“, oder „Es sind schlechte Zeiten.“
Antworten die ihn nicht zufrieden stellen konnten. Mit
stellen konnten stellst du ein Einvernehmen zwischen Mutter und Sohn her. Die Mutter würden sie auch nicht zufrieden stellen.
„Was mache ich falsch?
Ich kriege ja nicht mal eine Einladung zu einem Gespräch, die kennen mich nicht, warum geben die mir keine Chance?“
aus müden beinah alt wirkenden Augen sah er sie an, das Leuchten war verschwunden und sie hatte keine Antwort mehr.
Warum die Zeilenumbrüche nach
falsch und
Chance?
Aus muss übrigens groß geschrieben werden.
Er hatte recht, sie hatte keine Ahnung, sie sah seine Verzweiflung, aber was sie fühlte war ihr Schmerz.
Schön, da greifst du meine Bemerkung zum Egoismus oben wieder auf.
Er hatte sich nicht von den Versprechen, der überall auf seinem Weg lauernden Drogenhändler verführen lassen, war jeden Tag zur Schule gegangen, hatte gelernt
Den Satz würde ich streichen. Er eröffnet ein anderes Thema, auf das du nciht weiter eingehst und gibt eine unangenhme moralische Komponente. Haben Drogensüchtige keine Chance verdient? Ist Anständigkeit ein Privileg? Fürmich ein moralischer Holzhammer. Er ist doch immer gut gewesen, warum ist man nicht gut zu ihm.
So, jetzt bin ich fertig mit meiner Dauernörgelei. Jetzt kannst du mich einen arroganten Pinel nennen, dich ärgern und alles lassen, wie du es für richtig hälst. 
Lieben Gruß, sim