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Grenzschutz-Patrouille

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13.03.2013
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Grenzschutz-Patrouille

Kamen die Bomber der Engländer und Amerikaner in die Schweiz geflogen, war das meistens, weil sie über Deutschland beschädigt den Rückflug nach England nicht mehr schafften. Statt dass die Besatzungen im Feindesland absprangen, versuchten sie neutrales Gebiet zu erreichen. Meistens zerschellten ihre Maschinen nach der Grenze an einem Berg oder auf einem Feld. Manchmal kamen die Besatzungen um und manchmal hatten sie Glück. Dass der Absprung aus einem beschädigten Bomber in den Alpen gelang, erforderte tatsächlich viel, sehr viel Glück. Außerdem war das Wetter in der Nacht vom Zwölften auf den 13. Juli 1944 über den Ostalpen kein Fliegerwetter.
Schneeböen waren über die Gebirgskämme hinweggefegt und hatten die Sicht auf nahezu Null vermindert. Einwohner eines Dorfes hatten ein Flugzeug und eine Explosion gehört. Sie alarmierten die Polizei und die Polizei alarmierte das Militär. Am frühen Morgen des 13. Juli klarte der Himmel auf. Eine Patrouille der Grenzschutz-Kompanie II/259 wurde ausgesandt. Ihr Befehl: Die Lage aufklären und allenfalls Überlebende zur Internierung festnehmen.

„Das ist aber seltsam“, sagte Füsilier Guler. Er stand bei einem Schneefeld und zeigte auf eine Spur, die das Feld querte. Deutlich war der Abdruck eines Stiefels zu erkennen.
„Teufel auch, das ist ja mindestens Größe …“ Niggli setzte seinen eigenen Fuß neben die Spur und kratzte sich an der Stirn. „Was ist das, Schuhgröße 48, oder so?, und was ist mit dem anderen Fuß? Der ist normalgroß. Herr Leutnant, sehen Sie?“
Der Leutnant stand einige Schritte entfernt und schaute durch einen Feldstecher. Weiter hinten im Tal lag ein Karr, ein kleiner Talkessel. Er suchte das Kar ab, wo der Weg über ein Joch ins Österreichische ging. „Das da ist die Spur eines einzelnen“, sagte er, indessen er noch immer durch das Fernglas schaute. „Eigentlich müssten es zehn sein.“
„Vielleicht wurden die anderen getötet“, wandte Guler ein.
„Ja, kann sein“, murmelte der Leutnant, „oder sonstwas.“ Er verstaute den Spiegel in dessen Halfter und kehrte sich seinen fünf Füsilieren zu. „Halt auf!“, befahl er. „Den einen kriegen wir.“

Schattenwerk Allach​

Die Flugmotorenfabrik Allach GmbH war eine Gründung der BMW AG und der BMW Flugmotorenbau GmbH. Der Betrieb wurde von der NS-Regierung unterstützt. Schattenwerk wurde er genannt, weil er bereits vor dem Krieg geheim gehalten werden musste. So, weil er dem Aufbau der Luftwaffe diente und somit gegen internationale Verträge verstieß. In den Kriegsjahren waren ungefähr 15-tausend der 17-tausend Arbeiter Zwangsarbeiter.


„Guler und Niggli kommen mit mir. Die anderen sichern ab und geben, falls nötig, Feuerschutz. Alles klar?“
„Jawohl, Herr Leutnant.“
Der Leutnant schaute seinen Füsilieren in die Augen. Er schaute jedem in die Augen, bis er nickte. Guler und Niggli nickten rasch. Steiger und Battaglia nickten auch. Nur Thöny zögerte einen Augenblick. Er senkte den Blick, schaute zur Seite und in den Himmel. Doch dann nickte auch er.
Mitten im Kar stand eine Hütte. Die Soldaten kannten sie. Schon oft hatten sie darin übernachtet, wenn sie auf Patrouille waren. Hundert Schritte davon entfernt floss ein Bach. Das Bachbett lag vertieft. Seine Böschung war geeignet, wenn man sich verdeckt der Hütte nähern wollte. Thöny, Steiger und Battaglia hielten sich hinter der Böschung bereit. Doch Guler, Niggli und der Leutnant verließen deren Schutz und näherten sich mit entsicherten und ausgerichteten Waffen der Hütte.

USAAF Station 130​

Durch das amerikanische 809. Ingenieur Bataillon erbaut, war das Flugfeld von Glatton in England die Basis der 457. Bombergruppe. Die Bombenfracht einer B-17G-20-BO bestand aus Spreng-, Brand- oder Splitterbomben. Das Gewicht der MG-Munition war dagegen eher gering, sprich eine Tonne. Das Fluggewicht bestimmte, wie weit die Bomber fliegen konnten. Bis zu 2900 Kilometer weit konnten sie fliegen. Allach bei München lag somit in Reichweite.


Füsilier Thöny zielte auf die Hütte. Er legte den Finger auf den Abzug. Bis an den Druckpunkt zog er ihn zurück. Er zwang sich, tief und ruhig zu atmen. Doch kaum, dass er den Druckpunkt erspürt hatte, begann sein Hand zu zittern. So heftig überkam es ihn, dass er erschrocken den Abzug wieder losließ. Verunsichert schaute er zu Steiger hinüber. Steiger lag keine zwei Meter entfernt. Den Karabiner im Anschlag spähte er über Kimme und Korn hinweg.
„Ich kann nicht“, sagte Thöny. „Wenn es Deutsche wären, ja. Aber das sind keine.“
„Was, du kannst nicht? – Reiß dich zusammen.“
„Aber das sind Amerikaner. Das ist Wahnsinn.“
„Amerikaner, Deutsche, Russen – was macht das schon für einen Unterschied. Wenn die schießen, dann schießen wir zurück“, zischte Steiger.
Thöny wandte den Blick erneut nach der Hütte. Vorsichtig legte er den Finger wieder auf den Abzug. Doch seine Hand zitterte noch immer.

457. Gruppe​

Zur 457. Bombergruppe der 8. US-Air Force gehörten 36 Bomber. Insgesamt starteten am Zwölften Juli 1944 1124 Bomber und 717 Jäger. 2708 Tonnen Bomben wurden abgeworfen. Ein Bomber der 457. wurde vor dem Abwurf durch Flakfeuer beschädigt und musste abdrehen. Zwei Jäger begleiteten ihn bis an die Grenze der Schweiz. Während des ganzen Fluges verlor die Maschine an Höhe und konnte kaum gerade fliegen, da nur noch die linken Motoren arbeiteten.


Füsilier Guler zielte auf die Hüttentür. Niggli näherte sich der Tür von der Seite. Der Leutnant hob eine Hand. Alle drei hielten kurz inne und horchten. Jemand befand sich in der Hütte. Deutlich konnte man Geräusche hören, als würde etwas geschabt. Der Leutnant legte den Zeigfinger auf die Lippen und wies Niggli mit einer Handgeste an, die Tür aufzureißen. Niggli wollte gerade nach der Klinke greifen, als die Geräusche in der Hütte aussetzten.

Kennzeichen „H“​

552 war die Nummer des Bombers, der vor München Allach getroffen wurde. Er gehörte der 748th Squadron, der 457th Bomb Group, der 8th Air Force an. Auf seinem Seitenleitwerk war ein großes, weißes „H“ aufgemalt. Obschon es Juli war, geriet er über den östlichen Alpen in Schneeböen und verlor so sehr an Höhe, dass der Pilot zwischen Berggipfeln durchzirkeln musste. Als von vieren auch noch der dritte Motor ausfiel, machten sich die Schützen zum Absprung bereit.


„Don´t shoot, don´t shoot!“ Als der Amerikaner plötzlich in der Tür stand, visierte Steiger hastig dessen Brust an. Fünf Sekunden braucht einer für einen Fangschuss, wenn er dazu die Deckung verlassen muss, vier oder drei Sekunden, wenn er schon bereit liegt und den ungefähren Standort des Ziels voraussehen kann. Thöny ließ das Gewehr los und riss die Augen auf. Der Leutnant brüllte: „Hände hoch!“, und fuchtelte mit der Pistole himmelwärts, als wollte er anzeigen, was mit hoch gemeint war. Niggli und Guler standen nahe genug für einen Schuss aus der Hüfte. Doch sie erkannten gleich, dass der Gegner sich ergeben wollte. Allein Steiger war zu weit entfernt, um sicher sehen zu können, ob der Mann bewaffnet war, derweilen der Bach rauschend dessen „Don´t shoot, don´t shoot!" übertönte.
Da endlich riss der junge Kerl seine Hände hoch und hob sie über den Kopf.

Leon Finnegan, zwanzigjährig, Mechaniker​

Mit ihm waren der Pilot Gerald L. Kerr geflogen, der Copilot Arthur H. Lindskoog, der Navigator Edward A. Schilling, der Bombenschütze Melvin L. Levine, der Funker Ernest J. Hegedus, sowie die Schützen Donald B. Boyle, Harold E. Ahlfors und Samuel P. Younger. Finneran war der einzige, der wirklich Glück hatte. Die vor ihm abgesprungen waren, landeten um wenige Kilometer vor der Grenze und gerieten in deutsche Gefangenschaft, der Fallschirm des Co-Piloten, der mit Finneran absprang, öffnet sich zu spät und die nach ihm noch abspringen wollten, flogen kurz darauf gegen einen Berg.

Noch ein Detail zum Schluss: Bei seiner Festnahme trug Finneran einen einzelnen Überschuh. Getragen wurden diese besonders dicken und warmen Überschuhe, weil es in großen Höhen sehr kalt ist. Den zweiten hatte er beim Absprung verloren.

 

Hallo teoma,

Die Geschichte hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Das Thema ist interessant und weitgehend unverbraucht. Lesefluss geht völlig in Ordnung, die Struktur auch.

Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen.

Steiger lag keine zwei Meter entfern.
*entfernt
Er Gehörte der 748th Squadron,
gehörte muss klein geschrieben werden

Ferner finde ich den letzten Satz überflüssig. Soweit sollte der durchschnittliche Leser schon mitdenken können.

Grüße
Henrik

 
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Hallo Henrik

Danke für deinen Kommentar. Die beiden Fehler habe ich korrigiert.

Was den letzten Satz betrifft, denke ich, dass viele Leser nicht wissen, dass damalige Flieger der Kälte wegen Überschuhe trugen. Ich jedenfalls wusste es bis vor Kurzem nicht. Die sonderbare Spur dürfte ihnen ohne den letzten Satz ein Rätsel bleiben. Das will ich vermeiden. Ich lasse ihn darum stehen.

Danke und wünsche einen schönen Abend
Gruss teoma

Ps (4.7.17) Habe irrtümlich gemeint, Henrik halte den ganzen letzten Absatz für überflüssig. Wollte darum nichts streichen. Allein den letzten Satz kann man wirklich streichen. Da hat er Recht.

 
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Hallo, Teoma,

Danke für deine Story, einer fiktiven Welt hier und da durchmischt mit einem Schuß Dokumentalismus.

Ich meide allgemein Geschichten mit der Rubrik "Historik", da ich kaum einen Unterschied sehe zwischen der fiktiven Welt áller KG hier bei den Wortkriegern und Geschichtsbüchern, die wir in der Schule weltweit lesen. Diese Story ist für mich kaum bisschen weniger fiktiv, wie alle Geschichten hier. So, wenn jemand den Anspruch auf "wahre GEschichte" erhebt, so gehe ich meistens "weiter".

Der Titel ließ mich aber nicht los und so landete ich doch bei der KG.

Diese Mischung aus mehreren Stimmen: Erzählerstimme, Progagonistenstimmen, die Stimme irgendeiner Enzyklopädie - das verleiht deiner Geschichte einen besonderen Stil. In diesem Stil würde sich "Geschichte" in der Schule am besten unterrichten lassen.

Viele Grüße,
Herr Schuster

 

Hallo teoma,
deine Geschichte ist auf jeden Fall sehr informativ, auch wenn mir der ständige Wechsel von Informationen und Stroy nicht wirklich behagt. Das ist definitiv nichts, was ich normalerweise lese. Allerdings hast du mir eine Menge neue Informationen geliefert, die ich zuvor nicht hatte. Ich mag zwar Geschichte lieber, je älter sie ist, aber das Thema Zweiter Weltkrieg mal aus Schweizer Perspektive zu erfahren war etwas ganz neues und auf jeden Fall sehr interessant. Du hast wirklich gut recherchiert.
Nur wie ich schon angedeutet habe, hat mir bei deiner KG etwas der Fluss gefehlt.
Eine Kleinigkeit ist mir noch aufgefallen. Du schreibst:

Zur 457. Bombergruppe der 8. US-Air Force gehören 36 Bomber.
Gibt es die immer noch genau so? Falls nicht müsste es gehörten heißen. Ich bin nur beim Lesen drüber gestolpert. Falls die immer noch so existieren, ist das natürlich so in Ordnung.
LG
Scribo

 

Hallo Herr Schuster

Mehr oder weniger vermischt sich Wahrheit und Erfindung wohl meistens. Ich denke gar, dass der, der es ganz genau haben will, dass der sich selber ein Bein stellt.

Diese Mischung aus mehreren Stimmen: Erzählerstimme, Progagonistenstimmen, die Stimme irgendeiner Enzyklopädie - das verleiht deiner Geschichte einen besonderen Stil.

Da musste ich jetzt gleich ein wenig nachdenken. Sind es wirklich dreierlei Stimmen? Ich denke: Die "Enzyklopädie-Stimme" ist immer dann zu hören, wenn sich der Erzähler so unwahrscheinlich neutral gibt, dass es schon fast schmerzt. Anderseits stimmt es wirklich, dass die ersten Einschübe noch nichts erzählen, sondern einzig Zahlen und Fakten aufzählen. Insofern muten sie an wie einmontierter Text eines Nachschlagewerks.

Danke auch dir für deine Rückmeldung
Gruss teoma

 

Hallo Scribo

deine Geschichte ist auf jeden Fall sehr informativ, auch wenn mir der ständige Wechsel von Informationen und Stroy nicht wirklich behagt.

Dass die "Story-Teile" länger wären, wäre vermutlich besser. Ich meine damit die Teile, die von der Patrouille erzählen. Die "Informations-Teile", die über den Luftkrieg informieren, würden wahrscheinlich bald übersättigen. Bisher hat sich die Geschichte zwar gegen einen Ausbau gesperrt, im Hinterkopf wälze ich aber noch immer Gedanken wie "man könnte vielleicht die Landschaft beschreiben oder die Uniformen der Füsiliere oder einflechten, wie anstrengend eine Patrouille im Hochgebirge ist?" Wären die Story-Teile länger würde der Fluss mehr gemächlich und beschaulich, und somit auch mehr behagen, nehme ich an.

Du schreibst:
Zur 457. Bombergruppe der 8. US-Air Force gehören 36 Bomber.
Gibt es die immer noch genau so? Falls nicht müsste es gehörten heißen. Ich bin nur beim Lesen drüber gestolpert. Falls die immer noch so existieren, ist das natürlich so in Ordnung.

Habe ich geändert. Auf der Internet-Seite der heutigen 8. US-Air Force wird sie nicht mehr aufgelistet. Erzählt wird so oder so von der Gruppe von Damals. Selbst dann, wenn es die 457. noch gäbe, wäre zu sagen, dass es um die Gruppe geht, die sie einmal war.

Vielen Dank für den Kommentar und einen schönen Tag noch
Gruss teoma

 

Hallo teoma,

was mir zunächst auffällt, ist der schöne Anfang, der ohne Hilfsverb auskommt,

Kamen die Bomber der Engländer und Amerikaner in die Schweiz geflogen, ...
der in meinem Hinterkopf ein Volkslied anstimmen lässt mit einer gänzlich anderen Botschaft, als sie Grenzschützer und die etwas anderen Vögel der Kriegsmaschinerie in unruhigen Zeiten verbreiten können.

Aber der schöne Anfang stolpert förmlich - passend zum Thema - über die Hilfsverben, geradezu philosophisch über "sein" und "werden"

war das meistens, weil sie über Deutschland beschädigt worden waren und darum den Rückflug nach England nicht mehr schafften
wiewohl es auch eleganter ginge ohne Hilfsverb (etwa "..., weil sie - über Deutschland beschädigt - den Rückflug nach England nicht mehr schafften"). Bliebe die Frage, ob eine elegante Form dem Ereignis gerecht würde ...

Mich stört übrigens die Flut an Information überhaupt nicht, weil sonst tatsächlich zu viel vorausgesetzt werden müsste. Vielleicht könnte das "Kar" dem Bewohner des flachen Landes schon bei der ersten Nennung erklärt werden ...

Er suchte ein Kar ab, das hinten im Tal lag, ...
statt gegen Ende
Mitten im Kar, einem kleinen Talkessel, stand eine Hütte.

Aber warum substantivierstu fast jede Zahl? Spätestens bei den drei Motoren muss es Dir doch auffallen, dass der vierte halt ohne Substantiv auskommen muss und kann ... Solltestu noch mal überdenken ...

Sonstige Trivialitäten, wie die Höflichkeitsform

Herr Leutnant, sehen ie?“

Und potentiell entbehrliche Flusen wie hier das "um"

Der Leutnant stand um einige Schritte entfernt ...
und hier "vorbei"?
Hundert Schritte davon entfernt floss ein Bach vorbei.
Wenn das allederdings "schweizer" Eigenarten wie beim Zeigfinger sind, lass sie stehen. Eigenarten sollte man bewahren in einem Meer aus Einheitsbrei ...

Gruß innen Kanton ausm Pott vom

Friedel

 
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Hi teoma,

ich finde den Erzählton sehr angenehm. Die Umstände kann ich mir gut bildlich vorstellen. Ich gehöre allerdings zu denen, die finden, dass unter den vielen Infos die Geschichte ein bisschen verloren geht. Ein Kampfflugzug ist abgestürzt, die Grenzer wollen den Überlebenden stellen, und das tun sie ohne größere Probleme. Das erscheint mir mehr oder weniger eine Darstellung von Routine, auch wenn etwas Gefahr dabei ist, und deswegen ist mir der Plot trotz des interessanten Hintergrunds ein bisschen dünn.
Und dann ist da noch die Spur mit dem einen großen Schuh. Das könnte eine Spannungslinie sein, aber die schickst du auf ein Nebengleis, und die Auflösung kommt nur nachträglich. Und vielleicht ist es auch gut, den Spannungsbogen nicht an die merkwürdige Spur geknüpft zu haben, denn ist es wirklich glaubwürdig, dass die Grenzschützer von diesen Überschuhen noch nie gehört haben? Kann sein, aber ich zweifle dran.


Außerdem war das Wetter in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1944 über den Ostalpen kein Fliegerwetter.
Ich finde es eigentlich gut gelungen, so von der allgemeinen Situation zum konkreten Ereignis zu kommen. Mir könnte trotzdem gefallen: „in dieser Nacht“, dann sehe ich noch deutlicher, wie jetzt scharf gestellt wird, sozusagen.


Schattenwerk Allach​
Die Flugmotorenfabrik Allach GmbH war eine Gründung der BMW AG und der BMW Flugmotorenbau GmbH. Der Betrieb wurde von der NS-Regierung unterstützt. Schattenwerk wurde er genannt, weil er bereits vor dem Krieg geheim gehalten werden musste. So, weil er dem Aufbau der Luftwaffe diente und somit gegen internationale Verträge verstieß. In den Kriegsjahren waren ungefähr 15-tausend der 17-tausend Arbeiter Zwangsarbeiter.
Ja, hm, das wusste ich noch nicht, finde ich auch nicht für sich genommen uninteressant. Aber warum steht das hier? Die sind ja nicht in Allach. Man meint jetzt fast, die Grenzer planten einen Übergriff. Halt, nein, jetzt fällt es mir wieder ein: Ich dachte beim ersten Lesen, das wäre ein geheimes Nazi-Werk auf Schweizer Boden! Was weiß ich, wo Allach liegt. Ich kenne die Region, in der spielen muss, zwar ganz gut, aber es gibt immer irgendwo noch ein Dorf, dessen Namen man noch nie gehört hat …


Er schaute jedem in die Augen, bis er nickte. Guler und Niggli nickten ohne Zögern. Steiger und Battaglia nickten auch. Nur Thöny zögerte einen Augenblick.
Das find ich nicht ganz stimmig. „Schaut in die Augen bis er nickte“ legt nahe, dass es einen Moment dauert. Bei Guter und Niggli dauert es nicht, das macht aber nichts, weil das nur zwei von fünf sind. Bei Steiger und Battaglia dauert es dann aber offensichtlich schon etwas länger. Jetzt hab ich nicht klar vor Augen: Was ist der Unterschied zwischen ein kleines bisschen dauern lassen und zögern? In der Haltung macht es einen Unterschied, aber wie erkenne ich das hier? Wichtiger als die Spitzfindigkeit ist mir eine an der Frage: Warum zögert der Thöny eigentlich? Der bleibt doch erst mal im Hintergrund, da muss er gar nicht unmittelbar Angst haben.

USAAF Station 130

Durch das amerikanische 809. Ingenieur Bataillon erbaut, war das Flugfeld von Glatton in England die Basis der 457. Bombergruppe. Die Bombenfracht einer B-17G-20-BO bestand aus Spreng-, Brand- oder Splitterbomben. Das Gewicht der MG-Munition war dagegen eher gering, sprich eine Tonne. Das Fluggewicht bestimmte die Reichweite. Sie betrug maximal 2900 Kilometer. Allach bei München lag somit in Reichweite.

Diesen Einschub finde ich an der Stelle wieder etwas merkwürdig. An anderer Stelle in der Geschichte, mit einem Kontext, würde ich mir das sagen lassen, ich finde das nicht grundsätzlich zu viel Info, das ist schon in Ordnung, damit man sich vorstellen kann, in welcher Lage der Überlebende ist, was sein Hintergrund ist. Aber ausgerechnet hier eingestreut? Warum?

Kleinigkeiten hab ich übrigens doch noch an dem Abschnitt selbst auszusetzen:
„sprich eine Tonne.“ — Dieser Punkt ist mir zu akribisch. „Eher gering“ reicht mir völlig, „eine Tonne“ macht mir das nicht besser vorstellbar.

„Das Fluggewicht bestimmte die Reichweite. Sie betrug maximal 2900 Kilometer. Allach bei München lag somit in Reichweite.“ Zweimal „Reichweite“. Kannst du leicht ausräumen.

Langsam zog er ihn zurück, bis er den Druckpunkt der Waffe spürte.
„Zog zurück“ finde ich gelinde irritierend, ich hätte eher gesagt: drückt ihn durch. „Zurückziehen“ könnte genauso heißen, dass er den Finger wegnimmt vom Abzug. Dabei hab ich keine Ahnung, wie man das fachsprachlich richtig sagt. Wenn es so richtig ist, könntest du das eventuell für Unbedarfte wie mich noch etwas deutlicher sagen, wohin der Finger geht. (Es wird ja sofort klar, aber da ist man dann schon gestolpert.)

„Ich kann nicht“, sagte Thöny. „Wenn es Deutsche wären, ja. Aber das sind keine.“
Deswegen hat er also gezögert. Muss man oben wahrscheinlich nicht vorwegnehmen. Es sei denn, du möchtest ausschließen, dass man den Thöny bis hierhin für ängstlich hält.

457. Gruppe​
Wieder so ein Einschub. Wenn die kursiv gesetzt wären, könnte ich mich wahrscheinlich schon viel eher damit anfreunden. So wie es dasteht wirkt es halt, als wäre das eine Überschrift für den ganzen Abschnitt, und dann gehört aber nur die Hälfte dazu.

Schön spannend erzählt, wie sie den Amerikaner dann stellen. Ich frage mich nur: Hat der nicht beigebracht gekriegt, immer schnell die Hände hoch zu nehmen, wenn man sich ergeben will? Er macht ja die Tür auf und überrascht die anderen, nicht umgekehrt.


Leon Finneran, 20 jährig, Mechaniker​
Gut, ich geb’s zu, es macht schon Sinn, diese Einschübe häppchenweise zu bringen und am Ende bei dem Leon zu landen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon ganz zufrieden wäre, wenn sie nur insgesamt von der übrigen Erzählung klar abgesetzt wären, so dass mich die Überschriften nicht jedesmal irritieren würden. Aber es könnte sein.

Noch ein Detail am Rande:
Den Satz find ich nicht so schön, würd ich streichen. Es gab doch so viele Details am Rande, warum willst du das dann ausgerechnet bei dem einzigen Detail, das in beide Erzählstränge übergreift, betonen und es dadurch ins Abseits stellen?

Fazit für mich: Schöner Erzählton, schöne Einzelstellen, jede für sich. Zum Ende hätte ich gerne irgend etwas mehr, damit ich das satte Gefühl habe, der Aufwand, das Ereignis so sauber zu erzählen, bringt einen handfesten Ertrag. (Ich hoffe, du verstehst, was ich meine?)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hallo Friedrichard

wiewohl es auch eleganter ginge ohne Hilfsverb (etwa "..., weil sie - über Deutschland beschädigt - den Rückflug nach England nicht mehr schafften"). Bliebe die Frage, ob eine elegante Form dem Ereignis gerecht würde ...

Gleich am Anfang, so denke ich, sind kunstvolle Stilhärten (?) eher zu vermeiden. Ausserdem gefällt es mir, wenn man mit einem Adjektiv einen Satz schöner schreiben kann. Das sage ich, weil oft so geredet wird, als ob Adjektive literarisch wertlos und verwerflich wären. Wie man an deinem Vorschlag sieht, sind Adjektive jedoch eine brauchbare Wortart.

Aber warum substantivierstu fast jede Zahl? Spätestens bei den drei Motoren muss es Dir doch auffallen, dass der vierte halt ohne Substantiv auskommen muss und kann ... Solltestu noch mal überdenken ...

Mache ich. Ahne schon, warum ich da allenfalls viel substantiviert habe.

Die Flusen habe ich weggebürstet.
Der Satz ohne "vorbei" mutet zwar verkürzt und weniger anschaulich an, aber ich ändere ihn, um zu schauen, ob ich mich einfach nur daran gewöhnen muss.
Damit ich das Kar bei seiner ersten Erwähnung erklären kann, muss ich mir noch einen Satz, vielleicht auch mehr ausdenken. Der erste Satz, in dem das Kar erwähnt wird, wirkt sonst vielleicht zu unruhig. Vielleicht muss ich mich aber auch dort nur umgewöhnen. Es wäre aber sicher sinnvoller, den erklärenden Einschub bei der ersten Nennung anzubringen.

Eigenarten sollte man bewahren in einem Meer aus Einheitsbrei ...

Ja, soll man.

Friedel, hat mich gefreut, von dir zu hören.
Gruss teoma

 

Hallo teoma,

sprachlich-stilistisch gefällt mir der Text, guter Tonfall, fließende Dialoge, elegant erzählt. Es gibt ein paar Stellen, an denen du den Leser mit Infos überflutest, schwierig bei einem vergleichsweise kurzen Text, solch eine Menge an Namen (du nennst jeden, der im Flugzeug saß) und Bezeichnungen (BMW).

Was mich aber beschäftigt: Mir wird nicht recht klar, wozu die Geschichte erzählt wird. Du beschreibst zwar eindringlich die Furcht der Schützen vor dem, was sie anrichten, das könnte so ein Ansatzpunkt sein, aber dafür bräuchte es kein historisches Setting. So bleibt es eine angenehm zu lesende Textskizze.

Textstellen:

Schneeböen waren über die Gebirgskämme hinweggefegt
Schneebüen im Juli?

15-tausend der 17-tausend Arbeiter Zwangsarbeiter.
das wird nie und nimmer so geschrieben


„Ich kann nicht“, sagte Thöny. „Wenn es Deutsche wären, ja. Aber das sind keine.“
„Was, du kannst nicht? – Reiß dich zusammen.“
„Aber das sind Amerikaner. Das ist Wahnsinn.“
haha, die Schweizer wieder, Frankenimperialismus, Bergfetischisten, Kauderwelsch, aber Vorbehalte gegen Deutsche. :D

viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @erbeerschorsch

ich finde den Erzählton sehr angenehm. Die Umstände kann ich mir gut bildlich vorstellen. Ich gehöre allerdings zu denen, die finden, dass unter den vielen Infos die Geschichte ein bisschen verloren geht.

Gut, ich geb’s zu, es macht schon Sinn, diese Einschübe häppchenweise zu bringen und am Ende bei dem Leon zu landen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon ganz zufrieden wäre, wenn sie nur insgesamt von der übrigen Erzählung klar abgesetzt wären, so dass mich die Überschriften nicht jedesmal irritieren würden. Aber es könnte sein.

Wenn die kursiv gesetzt wären, könnte ich mich wahrscheinlich schon viel eher damit anfreunden.

Das habe ich mir selber auch überlegt. Dachte freilich, dass es zu unruhig wirkt. Ich ändere die Einschübe. Mit kursiver Schrift ist es hoffentlich besser. Optisch macht es jedenfalls keinen so immensen Unterschied, wie ich dachte.

Einigen Kritikpunkten, die du vorbringst, kann ich nicht zustimmen.

Beispiel:

Warum zögert der Thöny eigentlich? Der bleibt doch erst mal im Hintergrund, da muss er gar nicht unmittelbar Angst haben.

Man kann sich viele Gründe vorstellen. Am besten wäre freilich, wenn man nur liest, was wirklich geschrieben steht. Thöny hat gezögert. Mehr muss man an der Stelle nicht wissen.

Noch ein Beispiel:

ist es wirklich glaubwürdig, dass die Grenzschützer von diesen Überschuhen noch nie gehört haben? Kann sein, aber ich zweifle dran.

Du sagst ja selber, dass es möglich ist. Warum also weiter an etwas zweifeln, von dem du weisst, dass es möglich ist?

Spannend dürfte folgendes sein:

„Das Fluggewicht bestimmte die Reichweite. Sie betrug maximal 2900 Kilometer. Allach bei München lag somit in Reichweite.“ Zweimal „Reichweite“. Kannst du leicht ausräumen.

Das Wiederholen von Wörtern habe ich in dieser Geschichte ein wenig ausgetestet. Zum Beispiel in dem Satz mit der Polizei und dem Militär und in der Szene mit dem Blick in die Augen und dem Zögern. Manchmal klappt es und manchmal nicht. Woran liegt das? - Hoffentlich nicht an den Launen der Leser und Kritiker. Warum stört dich die Wiederholung bei

Das Fluggewicht bestimmte die Reichweite. Sie betrug maximal 2900 Kilometer. Allach bei München lag somit in Reichweite.

stört dich aber nicht bei

Der Leutnant schaute seinen Füsilieren in die Augen. Er schaute jedem in die Augen, bis er nickte.

und auch nicht bei

Sie alarmierten die Polizei und die Polizei alarmierte das Militär.

Es stört dich hoffentlich nicht, wenn ich kritisch abwäge, was du kritisierst. Ich begegne dir auf gleicher Augenhöhe. Das macht weiterführende Rückfragen möglich.

„Zog zurück“ finde ich gelinde irritierend, ich hätte eher gesagt: drückt ihn durch. „Zurückziehen“ könnte genauso heißen, dass er den Finger wegnimmt vom Abzug. Dabei hab ich keine Ahnung, wie man das fachsprachlich richtig sagt. Wenn es so richtig ist, könntest du das eventuell für Unbedarfte wie mich noch etwas deutlicher sagen, wohin der Finger geht. (Es wird ja sofort klar, aber da ist man dann schon gestolpert.)

Der Satz als Ganzes erscheint mir verständlich. Auf mich wirkt es so, als würdest du, Satzteile isoliert deuten. Satzteile zu deuten, als wären es eben keine Satzteile sondern abgeschlossene Sätze, erbringt wenig.

Danke für das Lob und danke für die Kritik. Auch wenn ich manches davon nicht umsetzte, ist der eine Punkt, den ich umsetzte, die Kursivschreibung, doch wertvoll. Zu erfahren, dass du den Verlauf und das erzählerische Ziel der Einschübe erkannt hast, ist für mich auch wichtig und erfreulich.

Wünsche einen schönen Tag
Gruss teoma

 

Hallo Isegrims

Schneeböen waren über die Gebirgskämme hinweggefegt
Schneebüen im Juli?

Vor neun Tagen hat es hier auch geschneit. Bis auf geschätzte 2500 Meter herab waren die Gipfel der Berge gepudert. Das war also am 29.6.2017. Am 12.7.1944 war hat es tatsächlich auch so. Die Geschichte ist teils wahr, teils erfunden, wobei man statt "erfunden" vielleicht eher sagen müsste "ergänzt" oder "ausgeschmückt".

15-tausend der 17-tausend Arbeiter Zwangsarbeiter.
das wird nie und nimmer so geschrieben

Gefällt mir eigentlich gut so. Hast du etwas dagegen? - Nein, ist doch gut, oder?

„Ich kann nicht“, sagte Thöny. „Wenn es Deutsche wären, ja. Aber das sind keine.“
„Was, du kannst nicht? – Reiß dich zusammen.“
„Aber das sind Amerikaner. Das ist Wahnsinn.“

haha, die Schweizer wieder, Frankenimperialismus, Bergfetischisten, Kauderwelsch, aber Vorbehalte gegen Deutsche.

:) Habe das tatsächlich ein wenig abgeschwächt. Vielfach werden die Deutschen hier als "Sauschwaben" bezeichnet. Dass nicht alle Deutschen Schwaben sind, wird dabei vernachlässigt. Thönys Aussage mutet dagegen schon fast "politisch korrekt" an. ;)

Was mich aber beschäftigt: Mir wird nicht recht klar, wozu die Geschichte erzählt wird. Du beschreibst zwar eindringlich die Furcht der Schützen vor dem, was sie anrichten, das könnte so ein Ansatzpunkt sein, aber dafür bräuchte es kein historisches Setting. So bleibt es eine angenehm zu lesende Textskizze.

Im Gegensatz zu vielen Bomber-Absturz-Fällen in der Schweiz entwickelt sich der vorliegende mehr und mehr zu einer Geschichte. Ich bin nicht der erste, der davon erzählt, und ich werde auch nicht der letzte sein. Ich finde es immer spannend, sich mit historischen Begebenheiten auseinanderzusetzen, die das Zeug zum Stoff haben. Kommt hinzu, dass der nieder gespannte Bogen der Geschichte mich herausforderte. Tatsächlich habe ich den Spannungsbogen noch ein wenig höher geschraubt, als er normalerweise verläuft und vielleicht auch in Wahrheit war. Ob das jetzt eine Skizze im negativen Sinn ist, muss ich noch überdenken.

Danke auch dir, Isegrims, und wünsche auch dir noch einen schönen Tag
Gruss teoma

 

Hi teoma,

deine Antwort auf mich enthält Fragen, deswegen reagiere ich gerne darauf.

Zunächst allerdings ungefragt:

Man kann sich viele Gründe vorstellen. Am besten wäre freilich, wenn man nur liest, was wirklich geschrieben steht. Thöny hat gezögert. Mehr muss man an der Stelle nicht wissen.
Ich widerspreche nicht. Von den vielen Gründen, die man sich vorstellen kann, hat sich mir beim Lesen allerdings einer ganz von selbst aufgedrängt. Es schadet sicher nicht, wenn du das weißt, um dann abwägen zu können, was zu damit machst.
Im übrigen merke ich gerade, dass ich meinen eigenen Eindruck falsch gedeutet habe: Das nicht weiter erklärte Zögern würde ich sicher ohne weiteres schlucken, scheint mir jetzt, wenn ich nicht durch die Formulierung darauf gestoßen würde, dass die ersten beiden der fünf ohne Zögern nicken, die übrigen drei aber im Umkehrschluss offenbar nicht ohne Zögern nicken, denn "nickten auch" hast du andeutungsweise vom ersten Nicken abgesetzt.
Wenn hier offenbar ein Unterschied in der Haltung zwischen Steiger und Battaglia auf der einen Seite und Thöny auf der anderen besteht, dann möchte ich ihn gerne auch sehen. Vom Standpunkt des äußeren Beobachters sieht das ja erst mal weitgehend gleich aus: Nur Guler und Niggli nicken sofort. Du kannst natürlich auch die Haltung weiterhin außen vor lassen und stattdessen Thönys Zögern für den zuschauenden Beobachter sichtbar absetzen. Oder du lässt es einfach, wie es ist, und vertraust ganz lässig darauf, dass nur solche gelegentlich oberpedantischen Spitzfindlinge wie ich überhaupt ein Problem in der Darstellung sehen.

Du sagst ja selber, dass es möglich ist. Warum also weiter an etwas zweifeln, von dem du weisst, dass es möglich ist?
Weil ich das Mögliche in diesem Fall gleichwohl für unwahrscheinlich halte, und am Unwahrscheinlichen zweifle ich.

Warum stört dich die Wiederholung bei
Das Fluggewicht bestimmte die Reichweite. Sie betrug maximal 2900 Kilometer. Allach bei München lag somit in Reichweite.
Ich würde mal so sagen: Eine Wiederholung bringt häufig einen gewissen Nachdruck. Wenn ich den Satz auf "lag" betont lese, stört mich in diesem Gefüge die Wiederholung nicht (oder kaum?) mehr. Dann habe ich jemanden vor Augen, der es noch einmal ganz deutlich machen möchte: Doch, Allach lag in Reichweite. Hier hat aber niemand daran gezweifelt, deswegen gehört der Satz nicht auf "lag" betont. Und die Wiederholung ohne Nachdruck stört mich dann eben.

stört dich aber nicht bei
Der Leutnant schaute seinen Füsilieren in die Augen. Er schaute jedem in die Augen, bis er nickte.
Weil hier der leichte Nachdruck, der sich aus der Wiederholung ergibt, die Intensität unaufdringlich erhöht. Die Füsiliere wiederholst du nicht als Wort, aber inhaltlich ("jedem") ja auch noch einmal, das passt demnach gut zusammen.

und auch nicht bei
Sie alarmierten die Polizei und die Polizei alarmierte das Militär.
Ich finde es ganz natürlich, in einer Folge von A nach B und von B nach C die einzelnen Glieder auszuschreiben. Deswegen stört mich das nicht nur nicht, es fällt mir beim Lesen nicht einmal auf.

Auf mich wirkt es so, als würdest du, Satzteile isoliert deuten.
Da kann ich nicht widersprechen.
Satzteile zu deuten, als wären es eben keine Satzteile sondern abgeschlossene Sätze, erbringt wenig.
Hier widerspreche ich dann aber schon. In diesem speziellen Fall bin ich vielleicht im Unrecht, aber generell ist das aus meiner Sicht keine fruchtlose Krittelei. Ich lese den Satz ja nicht auf einmal, sondern Stück für Stück, und ich deute ihn beim Lesen auch Stück für Stück. Ich halte nicht - übertrieben ausgedrückt - nach jedem Satz inne, um ihn erst dann zu deuten. Dabei passiert es, dass mich frühe Stücke des Satzes auf eine Fährte bringen, die erst von späteren Stücken korrigiert wird. In diesem Fall ist das so gewesen, deswegen habe ich dir das mitgeteilt. Nun ist es eben so: Ich versuche solche winzigen Stolpersteinchen nach Kräften zu vermeiden (was noch nichts über das Gelingen aussagt), sofern sie zufällig auftreten und nicht mit einer Absicht verbunden sind. Du kannst das natürlich weniger pedantisch handhaben, und vielleicht ist das ja unterm Strich auch besser, weil es wahrscheinlich eh nie ganz gelingt.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo erdbeerschorsch

Besten Dank für die Rückmeldungen. Meine Frage ist beantwortet. Auch die anderen Rückmeldungen habe ich aufmerksam gelesen, danke.

Schau einmal, Erdbeerschorsch, was ich neu geschrieben habe. Wiederhole jetzt Reichweite nicht mehr, die Stelle mit dem Nicken und Zögern habe ich umgeschrieben und auch den Satz mit dem Finger am Abzug habe ich geändert. Bin mir aber nicht sicher, ob es sich gelohnt hat.

Wiederholungen gibt übrigens noch immer viele im Text. Wenn du sie mit einem Rotstift anmalst, fallen sie erst richtig auf.

Du sagst ja selber, dass es möglich ist. Warum also weiter an etwas zweifeln, von dem du weisst, dass es möglich ist?
Weil ich das Mögliche in diesem Fall gleichwohl für unwahrscheinlich halte, und am Unwahrscheinlichen zweifle ich.

Wenn das Unwahrscheinliche eintritt, dann sollte man sich eingestehen, dass es eingetreten ist. In der Geschichte findest du nichts, mit dem du belegen könntest, dass Niggli und Guler nicht waren, wie ich es erzähle.

Ich versuche solche winzigen Stolpersteinchen nach Kräften zu vermeiden

Habe einmal gehört, die Sprache sei eine Kiesgrube. Schenke dir eine Schaufel. Willst du eine? Brauchst eine, wenn die Sprache eine Kiesgrube ist, sonst wirst du mit den Steinchen nie fertig.

Noch einmal Dank und Gruss
teoma

 

Hi teoma,

beide Stellen finde ich jetzt besser. Vor allem die mit dem Zögern. Aber auch die Reichweite. Jetzt wiederholst du zwar "konnten fliegen", aber das kommt mir annehmbar vor. Vielleicht auch deshalb, weil "fliegen" so grundlegend die entsprechende Tätigkeit ausdrückt, dass es leicht künstlich klingen kann, wenn man das unbedingt ersetzt. Keine Ahnung, ob es daran liegt ...

Und das Unwahrscheinliche: Möglich, dass ich die Grenzschützer zu nah am Soldatentum sehe. Als Soldaten müssten Sie von den Überschuhen eigentlich wissen, weil ihre Kumpels auch solche tragen. Aber als Grenzschützer vielleicht wirklich nicht. Was haben die schon mit Flugzeugen am Hut!

Habe einmal gehört, die Sprache sei eine Kiesgrube. Schenke dir eine Schaufel. Willst du eine?
Nur her damit!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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