- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Grenzgang.
Ich bin jung. Die Matura, das Abitur war ein reiner Klaks. Immer lauter Einser im Zeugnis, bis auf die Zwei im Turnen, und die war klar geschenkt. Mit dem Sport habe ich es nicht so. Das Bundesheer dann hat mich kein Nuancerl "gescheiter" gemacht. Das Gegenteil war der Fall. Die letzten Monate habe ich im Burgenland im Grenzeinsatz verbracht. Eines Nachts dann habe ich einer jungen Frau, keinen Wimpernschlag älter als ich, ein kleines Kind im Arm, in die so traurigen, verzweifelten Augen geschaut. Da ist mir in einer Sekundenentartung der ganze Sinn meines Lebens in milliarden Stücke zerbrochen.
Ich stand da, zwei Köpfe größer - ich habe tapfer und hart auf sie hinab geschaut - ein scharfes Schnellfeuergewehr in der zitternden Hand. Ich hätte mich laut Soldatenhandbuch stark und mächtig fühlen sollen. Die Anweisung lautete: nur ja keine Gefühle zeigen, einfach cool bleiben, nur cool. Doch ich sah nur die Angst und die Verzweiflung in ihren Augen, und wie das letzte Stückchen Hoffnung darin zerbrach. Und als dann auf einmal das kleine Kind in ihren Armen ganz leise zu wimmern begann, da hatte ich dann auf einmal selber soo viel Angst. Ich hatte Angst vor mir selbst.
In mir brannte auf einmal ein Gefühl, so als wäre ich selbst "die Grenze". Da habe ich mich auf einmal sooo sehr gehasst. Am Liebsten hätte ich die Waffe weg geworfen und diese scheiß Uniform gleich hinterher. Am Liebsten hätte ich die Frau mit samt ihrem kleinen Kind in die Arme genommen und sie und die anderen völlig fertigen, völlig abgekämpften Leute dann laufen gelassen. Einfach so. Doch meine Kameraden hätten dabei wohl niemals weg geschaut. Das waren schwer von Pflicht erfüllte Leute. Die brüllten ganz laut, wohl ihre eigene Angst überdeckend, die rannten geschäftig hin und her. Ich habe dabei aber nur in diese großen, schwarzen Augen geschaut. Ich konnte nichts Anderes machen. Ich war wie gelähmt. Hinterher bin ich dann vom Offizier vor allen Anderen zur Sau gemacht worden. Es war mir wurscht. Ich konnte sowieso nicht klar denken.
Ich bin jung. Aber ich habe heute keine Illusionen mehr. Der ganze Sinn meines Lebens ist wie weg geblasen. Ein einziger Augenblick nur - bloß ein Blick in die tiefsten Augen dieser Welt - und Alles, Alles, Was einst so wichtig für mich war, war auf einmal so mir nichts dir nichts weg. All meine so hoffnungsfrohen Gedanken entbehren nun jeglichen Sinn.
Ich wollte doch Germanistik und Englisch studieren, fleißig sein und vielleicht ein Stipendium für eine berühmte amerikanische Universität ergattern. Mama und Papa, die Omas und der Opa haben glücklich versprochen: sie unterstützen mich. Doch das Germanische kotzt mich heute so an. Dieses Englisch, diese Sprache unserer Weltpolizei von Heute versaut mir ganztags den Magen. Nur daran denken, und ich kann nicht mehr. Und ich denke dauernd daran und an diesen Tiefsee der Verzweiflung in der mich verschlingenden Dunkelheit dieser Augen. Stell dir vor: manchmal muss ich deshalb sogar weinen.
Ich hänge jetzt schon über ein gutes Jahr nur herum. Mein Studium versumpft. Meine Alten schimpfen nur noch mit mir. Sie wollen, sie können nicht verstehen. Meine Argumente gehen an ihnen vorbei, sie gehen glatt durch sie hindurch. Wenn ich nicht bald eine Prüfung bestehe, dann wollen sie mir den Unterhalt streichen. Vater hat gesagt: bis Ende März gibt er mir noch. Verdammt! Das werden beschissene Zeiten.
Verdammt! Mein ganzes Leben ödet mich an. Ich fühle mich krank. Ich bin nur noch eine einzige Flucht in die Wüste meiner Gedankeneinsamkeiten. Ich habe begriffen: ich bin einer einzigen Lüge vom Leben aufgesessen.
Meine langjährige Freundin, ich liebe sie seit meinem ersten Kuss, die mag mich auch nicht mehr so. Als ich dreizehn war, da verzückte ich mit ihr beim ersten Händchen halten. Auch sie hat kein Verständnis mehr. Ich liebe sie noch immer, doch für sie zählt nur der Erfolg. Sie ist jetzt erste Maskenbildnerin beim ORF. Sie kennt alle siegreichen Starmania-Kandidaten, ha, und die erfolglosen sowieso. Ha, .... und Das, bitte, Das nennt man heute Erfolg!?
Ich habe in die traurigsten Augen der Welt geschaut. Da ist Irgendetwas in mir zerbrochen. Mir ist heute Alles sooo egal. Ich weiß heute, wie sich dies anfühlt - Grenze! Verdammt! Dabei mag ich Grenzen doch nicht. Deshalb war ich doch schon als Kind so froh über dieses endlich grenzenlose Europa. War denn dies Alles bloß ein Schmafu?
Verdammt! Ich kann Grenzen nicht ausstehen. Über Grenzen zu gehen war doch mein Traum. Ich dachte einmal: jeder Mensch sollte ein Grenzgänger sein - ein Leben lang. Und dann hat mich ein einziger Grenzgang zerbrochen. Verdammt! Diese Schweine! Dürfen die denn Das?
Ja, sie dürfen! Sie haben ja nach den Weltkriegen diese Welt hier wieder aufgebaut. Sie haben daher heute alle Rechte. "Wohl erworbene Rechte" - so nennen sie Das. Sie sagen dir, sie müssten nun ihre so schön wieder aufgebaute Welt beschützen, die ja auch die unsere wäre. Wir sollten froh sein! Uns geht es gut! Sie, diese nun alt und ängstlich gewordenen einstigen Super-Grenzgänger einer Zeit, sie haben nun Angst davor, dass alle Grenzen fallen und dass diese traurigsten Augen der Welt in Massen nach ihrem Reichtum trachten. Und ihre armseligen Klons helfen ihnen dabei.
Ich habe in den Abgrund menschlicher Verzweiflung geschaut und konnte Alles darin lesen. Sie hat kein Wort gesagt und doch habe ich Alles verstanden. Ihre Augen haben mir erzählt, dass ein Leben im Westen ihre einzige Hoffnung für ein Überleben war. Sie hat Alles, wirklich Alles für diese Flucht getan. Sie hat tausend Dollar dafür bezahlt. Dafür hat sie sich tausend Mal hingelegt - auf einer stinkenden, feuchten Matratze. Tausend Mal durchgefickt von oft so dreckigen, oft so grausamen Männern, für zwei Dollar den Fick. Tausend Mal, denn zum Leben brauchte sie ja auch Etwas. Sie ist tausend Mal daran zerbrochen. Ihre Seele flattert wie eine zerfetzte Fahne im Wind. Entschuldige, ...., aber ich muss schon wieder weinen.
Ihre Augen haben mich gefragt: "Verdammt! Warum macht Ihr uns Hoffnung? Warum lügt Ihr uns an? Was seid Ihr bloß für Menschen? Warum schreiben Eure so hoch gepriesenen Denker so viele Lügen in Bücher hinein? Wissen Eure Philosophen denn nicht, dass Bücher auch zum Lesen sind? Wenn sie es denn wissen, warum lügen sie dann? Warum seid Ihr nicht ehrlich? Warum sagt Ihr uns nicht, dass Ihr uns nicht haben wollt? Wir wollten Euch ja damals auch nicht haben, als Ihr mit Euren Kanonenbooten zu uns gekommen seid und unsere ganze uralte Kultur für Immer und auf Ewig in Stücke geschossen habt. Wir wissen ja eigentlich auch heute noch nicht, wo es lang geht in dieser nun Eurer Welt.
Ihr nennt Euch Gutmenschen und doch seid Ihr nichts Anderes als eine Perfektionierung der Lüge. Wie die ausgerotteten Indianer Nordamerikas einst doch so schön einfach erkannt und gesagt haben: der Weiße Mann spricht mit gespaltener Zunge. Glaube ihm nicht, wenn er dir schöne Geschichten erzählt. Ihr Weißen Gutmenschen von Heute, Ihr habt diese "gespaltene Zunge" perfektioniert. Eure Worte machen Hoffnung, doch Euer Tun bedeutet dann Verzweiflung und Tod. Ihr stellt Euch zwischen Täter und Opfer. Ihr redet auf Beide gutmütig ein. Und wenn Euch der Täter seinen Stinkefinger zeigt und über das Opfer herfällt, dann dreht Ihr Euch missmutig und enttäuscht von der Menschheit um und wendet Euch dem nächsten Täter mit seinem Opfer zu. Ihr schimpft auf die Welt. Alle sind schuld. Dabei ist diese Schuld allein in Euren Gedanken begraben. Die Geschichte des letzten halben Jahrhunderts ist voll davon. Srebrenica war nur ein Beispiel von hunderten.
Wer Hoffnung ohne Sinn erzeugt, der provoziert Verzweiflung und Tod. Wegen dieser Hoffnung bin ich tausend schreckliche Tode gestorben."
Seitdem glaube ich nicht mehr an unsere schönen Worte. Gestern habe ich alle meine Bücher verbrannt. "Ausgelöscht" von diesem ekelhaften Bernhard, diesem Philosophen der halben Wahrheit, habe ich so lange in meiner Hand gehalten, bis eine große, schmerzhafte Brandblase entstand. Du siehst ja den Verband. Dieses Buch hatte doch gestern noch für mich so große Bedeutung. Als Sloterdijks "Die Verachtung der Massen" und Habermas´ "Glauben und Wissen" lichterloh verbrannten, da habe ich verachtend drauf gespuckt. Und zuletzt, als nur noch ein Häufchen glühende Asche rauchte, habe ich auf Feuerwehrmann gemacht und all diese Lügen vom Leben mit einem dicken Löschstrahl in den verschneiten Boden gebrunzt. So hat dann mein Leben doch irgendwie, zumindest auf kurze Zeit, wieder einen Sinn ergeben.
Doch ich bin noch jung. Verdammt! Und ich bin kein Klon! Ich habe Nichts! Ich habe Nichts, das mir, das wirklich nur mir gehört. Eigentlich gehört Alles, Alles Was ich habe, meinen Alten. Selbst diese stinkende Unterhose, die seit drei Tagen zwischen meinen Beinen klebt, gehört nicht wirklich mir. Ich habe sie zu Weihnachten von Mama geschenkt erhalten. Am Liebsten möchte ich mir alle Fetzen vom Leibe reißen und nackt durch die Straßen laufen. Nur die Nacktheit, nur diese Nacktheit, die gehört ganz mir allein.
Sie haben mich in die Welt gesetzt, ohne mich zu fragen, und wenn ich nicht funktioniere, wie erwünscht, dann zeigen sie mir, Wer und vor Allem Was ich bin. Ich bin jung, irgendwie fast noch ein Kind. Ich bin ein Bettler, ein Bittsteller auf Zeit. Jeder einzelne Cent wird zum Almosen. Selbst dieser Feuchtfetzen einer geschenkten Unterhose gehört mir eigentlich nicht.
Nachdem ich die Bücher verbrannt habe, habe ich stundenlang "The Who" gehört. Der "Young Man Blues" und "My Generation" trieben mich in so unbekannte Wut. Roger Daltrey hat mir aus dem Herzen gesprochen. Er rotzte damals Ende der Sechziger so wild, so wütend und so frech:
Oh well, a young man ain't got nothin' in the world these days.
I said: a young man ain't got nothin' in the world these days.
You know in the old days,
When a young man was a strong man,
All the people they'd step back,
When a young man walked by.
But you know nowadays,
It's the old man,
He's got all the money,
And a young man ain't got nothin' in the world these days,
I said nothing.
Everybody knows that a young man ain't got nothin'.
Everybody!
Everybody knows that a young man ain't got nothin'.
He got nothin',
Nothin'
Take it easy on the young man,
They ain't got nothin' in the world these days.
I said they ain't got nothin'!
They got sweet fuck-all!
An diesem Tag ging mir diese Musik durch und durch. Pete Townsend sagte später einmal in einem Interview dazu: "Wir waren damals Alle so wütend. Alle. Am Liebsten hätten wir diese Alte Welt verbrannt. Aber ohne dieser irren Wut im Bauch, im Kopf, im Herzen, hätten wir niemals so Großes geschaffen."
Verdammt! I´m such a young man! Ich bin auch so wütend jung, gerade mal der Kindheit entwachsen. Kindsein bedeutet in dieser unserer Welt nichts Anderes, als eine einzige Tragödie der Rechtlosigkeit. Eltern können schalten und walten, mit ihren Kindern ganz nach Belieben tun oder lassen. Und wenn diese Eltern saudumm sind, sich vielleicht nicht mehr miteinander verstehen, weil sie das Kommunikationsmittel, das uns Menschen von den Tieren unterscheidet, die Sprache, verloren haben, dann regiert auch noch ein saudummer Gesetzgeber auf oft so saudumme Art und Weise hinein. Man muss sich ja nur diese richterlich angeordnete Entführung des kleinen Christian durch eine saudumme Gutmenschenbehörde vor ein paar Tagen ansehen. Schon da weiß man, Was hinter ihren schönen Worten steckt. Verdammt! Solche Bücher kann man nur noch verbrennen, die haben sonst keinerlei anderen Wert.
Kinder haben keine Rechte. Wir Kinder haben keinen Fuß in den Türen der Sprache unserer Zeit. Unsere Worte unterliegen einer unausgesprochenen Zensur: Nicht einmal ignorieren ist ihre Devise. Die Frauen hatten schon ihre Revolution. Wenn sie Glück haben und hinreichend gebildet sind, dann dürfen sie heute schon "Muh" sagen zu den Dingen, die die Welt bewegen. Doch wenn es ums Eingemachte, also um die wirklich wichtigen Sachen geht, da haben auch die Frauen noch immer zu schweigen.
Doch wir Kinder - wir dürfen nicht einmal Das. Selbst wenn wir überall zustimmend "Ja" muhen, werden wir bloß wohlwollend ausgelacht. Dafür dürfen wir aber heute für sie wieder einmal ihre "Grenze" spielen, mit einer abschreckenden Waffe in der Hand. Und wenn du Das nicht hin kriegst, weil du noch keine verrohte Seele hast, dann mögen sie dich nicht mehr so, und dann zerbrichst du daran.
Ich bin jung. Ich war "Grenze" für die traurigsten Augen dieser Welt. Und das kleine Kind in den Armen dieser armen Frau, die ungefähr in meinem Alter war, hat sich wegen mir nicht einmal laut weinen getraut. Dieses kleine Kind hat nur leise dahin gewimmert und mir dabei so wissend in die Augen geschaut. Dieses kleine Kind hat wegen mir in die Windeln gemacht. Ich kann es sogar heute noch riechen.
Verdammt! I´m a young man. I have the young man blues. Ich bin jung. Ich verbrenne an meiner Gedankeneinsamkeit. Ich bin so einsam. Niemand da, der mich versteht. Ich habe mit meinen Gedanken keinen Fuß in den Türen der Sprache meiner Zeit.
"Break on through" hat der Hero ihrer Zeit, Jim Morrison, einst gesungen. Vater und Mutter lieben ihn, die eine Oma und der Opa sowieso. "The Doors" haben sich bei uns andauernd auf dem Plattenteller gedreht. Mit "The Doors", zum Beispiel bei einem Familienfest, konnten wir Alle leben. "Durch Türen gehen" und ihr "Ich" suchen war angesagt. Und kein anderer Sänger hat so oft in meinem CD-Player aufgesungen. Ich liebe ihn. Sie haben damals dazu abgetanzt und haben sich wie die glorreichen Sieger gefühlt und mitgesungen.
Und Was, bitte, Was haben sie dann daraus gemacht? Sie haben Neue Grenzen errichtet und wieder alle Türen zugemacht. Und ihr "Ich" haben sie im Fitnessstudio und auf den Schönheitsfarmen gefunden. Das ist Alles, Was von der 68er-Revolution geblieben ist. Wenn meine Freundin mit ihren Freundinnen beisammen sitzt, dann ist "welche Hautcreme gerade die beste ist" Gesprächsthema Nummer Eins.
Verdammt! Ich bin jung. Diese ihre Grenzen gehen mich Nichts an. Ich habe nicht die geringste Lust für diesen alt und so gierig gewordenen Frusthaufen jetzt "Grenze" zu spielen und ihre Neuen Grenzen, die sie am Liebsten türlos machen würden, zu bewachen. Kann Das denn Niemand verstehen? Sollen diese ich-verlorenen Grenzenmacher doch selber eine Knarre in die Hand nehmen und ihren scheiß Geldhaufen bewachen. Vielleicht würden diese Schüssels, Schröders, Blairs und Bushs und wie sie Alle heißen, ja anders denken, wenn sie einmal selber "Grenze" sind für die traurigsten Augen dieser Welt?
"Break on through!" Ich liebe diesen Song. Doch ich bin jung. Ich habe keinen Fuß in den Türen der Sprache meiner Zeit. Ich weiß nicht mehr: Was machen?! In mir kocht eine so unheimliche, sinnlose Wut. Ich hänge nur noch sinnlos herum sinnierend in der Gegend herum. Ich bin nun schon seit drei Tagen angesoffen, ja zugespeedet, völlig eingeet. Vom vielen Haschisch rauchen bin ich ganz umnebelt.
Und weil das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, habe ich jetzt sogar mit dem Dealen angefangen. Vor einer Woche habe ich aus Amsterdam fünftausend Ecstasy-Tabletten abgeholt, zwei Euro das Stück. Verkaufen tu ich es um zehn. Und von den zwei im Kofferraum völlig sinnlos versteckten Kilo Marihuana stinkt mein alter Audi 80, der ja eigentlich auch nicht wirklich mir gehört, immer noch. Da hätten die Bullen nicht mal einen Hund gebraucht. Verdammt! Ich weiß, dass das Alles nicht in Ordnung ist. Aber ich weiß nicht mehr: Was tun?!
© Copyright by Lothar Krist (28.2.2004 von 04.15 - 06.10 Uhr)
Als Arnie mir gestern seine Geschichte erzählt hat, da habe ich ihm irgendwann auch von meinem Sohn Jimi erzählt, den ich nach der geilsten Gitarre aller Zeiten, Jimi Hendrix, benannt habe. Da meinte er auf einmal, ach, welch geiler Name. Sein Vater, Bodybuilding-Fan der ersten Stunde, hat ihn nach Arnold Schwarzenegger, seinem absoluten Idol, benannt. Shit! Manche seiner Freunde rufen ihn schon "Hey, Big Brother, wie geht´s?" Die haben ja keine Ahnung, wie weh ihm das tut. Er möchte am Liebsten seinen Namen ändern. "Jimi" klingt verdammt gut. Der war ein irres Genie. Der hat gewusst, wann es Zeit ist zu gehen, nämlich bevor man anfängt, den Anderen weh zu tun.
Da habe ich dann zu ihm gesagt: "Na, so darfst du es auch nicht sehen. Und was ist mit mir? Ich bin ja auch schon so ein alter Hund." Da meinte er: "Ja, aber du bist nicht so wie Die. Du versumpfst nicht jeden Tag vor der Glotze. Du sitzt mitten unter uns. Du weißt, Was so abläuft. Und du hast keine Angst davor."
Mann o Mann, ich weiß, das klingt nach Angeberei. Aber ich will verdammt sein, so gut und zufrieden bin ich schon lange nicht mehr eingeschlafen. Ja, er hat Recht. Ich habe keine Angst davor. Ich will mithelfen, alle Türen wieder weit zu öffnen. Dieser schöne Traum verbrennt mich immer noch. Man darf nur nicht aufhören, wütend zu sein.