Was ist neu

Grenzenlose Einsamkeit

Mitglied
Beitritt
12.03.2002
Beiträge
19

Grenzenlose Einsamkeit

Da stand ich nun wieder, wie immer, schaute hinauf zu dem Fenster irgendeines mehr oder weniger verfallenen Hauses ...
Eigentlich wollten wir ja nur ein paar Pizzen holen, aber ich war kurz stehengeblieben, denn der Anblick dieses alten Hauses zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich stand im Innenhof und betrachtete es mit einer gewissen Wehmut. Alles in allem sah es heruntergekommen aus, alt und grau. Der Putz war größtenteils abgebröckelt und die Ziegelsteine darunter lagen frei. Und trotzdem übten gerade diese Zeichen der Vergänglichkeit einen seltsamen Reiz auf mich aus. Der Verfall war ein Zeuge der Zeit und ihrer Wirkung, er zeigte mir, daß alles irgendwann einmal dahinwelkt und stirbt.
Doch noch ein Detail faszinierte mich - die Gardinen in den Fenstern bewiesen mir, daß dort trotz allem noch jemand wohnte, auch wenn das Haus äußerlich verfallen wirkte. Von der Athmossphäre dieser Eindrücke bewegt und berührt, verfiel ich wieder ins Träumen und meine aufkeimende Sehnsucht tat ihr übriges dazu. Meine Augen wurden von einem kleinen Fenster wie magisch angezogen und ich stellte mir vor, wie wohl das Zimmer dahinter aussah. Das Zimmer in dem "er" saß ... "ER" - das war eine Gestalt meiner Sehnsucht, ein unerfüllter Wunsch, eine Einbildung, eine schöne Illusion. Ich stellte mir vor, wie dieses männliche Wesen hinter diesem Fenster des verfallenen Hauses in ihrem kleinen Zimmer sitzen würde und genauso einsam wäre wie ich.
Dort würde er sitzen, in einem kleinen, gemütlichen Raum, auf seinem Bett - an die Wand gelehnt - und würde langsame, traurige Musik hören, so wie ich. So würde er da sitzen, in Gedanken versunken vor sich hin starren und sich - ebenso wie ich - fragen, warum er so einsam ist, was er für einen Sinn haben sollte, wo er doch immer nur allein in ihrem Zimmer sitzt. Und insgeheim würde er sich wünschen, daß jemand zu ihr käme, um sie aus ihrer Einsamkeit zu befreien. Sein darbendes Herz würde nur darauf warten von einem liebenden Menschen berührt zu werden.
All das würde ihn bewegen, während er dort hinter dem Fenster auf seinem Bett saß und in die Leere starrte. Unfähig auszubrechen würde dieses traurige Wesen verweilen in ihrer kleinen Welt, so wie auch ich es tat, und würde sich wüschen, daß es anders wäre.
Mit all diesen Gedanken und der brennenden Sehnsucht in meinem Herzen starrte ich hinauf zu diesem einzelnen, einsamen Fenster dieses alten, verfallenen Hauses und stellte mir vor, wie nah ich ihm sein könnte, wie schön alles wäre, könnte ich er nur erreichen, würde er mich nur bemerken. Würde er nur dieses kleine Fenster öffnen und mich sehen, zu mir sprechen und mich aus meiner eigenen kleinen Existenz befreien ...
Aber wem wollte ich schon etwas vormachen ?!? Er existierte nicht - es gab "ihn" nur in meinen Gedanken, in meiner Sehnsucht, in meinem Herzen. Das Zimmer war leer, ebenso wie mein Herz, die Einsamkeit gaukelte mir Trugbilder vor, um mir seine Existenz zu verschleiern. Doch ich wußte, daß dies alles nur eine Illusion, nur ein schöner Traum - "Ein Traum zum träumen, nicht zum leben ..." (T. Wolff). Was nützte es mir denn, mir etwas vorzumachen, mich meiner Sehnsucht zu ergeben ? Hier würde ich ihn nicht finden. Nicht hinter diesem Fenster und auch nicht hinter einem anderen. Die Vorstellung war alles was mir blieb, wie Scherben eines Traumes ...
Mit einem Gefühl der Bitterkeit wandte ich mich ab, ich mußte weitermachen, alles was ich erreicht hatte, waren ein paar schöne Sekunden in einer Traumwelt, mehr nicht. Außerdem bekam ich langsam Hunger, es wurde Zeit die Pizzen zu holen und dann zurückzufahren. Der Abend würde sicherlich auch nichts Besonderes bringen, wir würden unsere Pizzen verspeisen, und irgendwann würde ich dann wieder nach hause fahren, zurück in mein eigenes kleines Zimmer ...

Und wieder einmal saß ich allein in meinem Zimmer. an die wand gelehnt hockte ich auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Die Musik, die leise im Hintergrund lief, beflügelte bzw. beschwerte meine Gedanken und wieder mal sinnierte ich über mein Leben, meine Einsamkeit, Meine Sehnsucht - so wie immer ...
Dieses Zimmer war nun schon zu meiner Heimat geworden, zu einem Zufluchsort, zu meiner Festung, zu meinem Gefängnis, zu meinem Grab. Der Horizont dieser meiner kleinen Welt erstreckte sich gerade mal bis zu den kahlen Wänden und wurde nur von meinen Gedanken überschritten. Denn - "Die Gedanken sind frei ..." - oder doch nicht ? Bewegten sich meine nicht eigentlich immer in den gleichen Bahnen ?!? Waren sie nicht ebenso hier gefangen wie ich ? In diesem Raum ... ?!?
Nur meine Sehnsucht konnte diesen Teufelskreis ab und zu verlassen, ließ mich etwas von der Welt da draußen erfahren, erhoffen. Nährte mich mit meinen eigenen Vorstellungen, auch wenn mein Herz verhungerte. Und doch, es war wenigstens etwas, ein wenig Licht in diesem farblosen, grauen Alltag. War es nicht die Hoffnung, die letztenendes noch immer blieb, egal wie traurig und aussichtslos die Lage war? Egal wie illusionistisch sie war, die Hoffnung blieb. So auch an meiner Seite, in meinem Herzen - ein weiterer Gefangener dieses dunklen Verließes ...
Und doch genoß ich jede Sekunde mit ihm, genoß jeden schönen Gedanken, den er mir schenkte, auch wenn es nur ein schwacher Trost war. Doch die Hoffnung und die Sehnsucht waren alles was ich noch hatte, alles was mir blieb. Warum sollte ich es dann nicht auskosten ?!?
So sah ich auf, hinüber zu dem kleinen Fenster, meiner trüben Verbindung zur Außenwelt. Die Gardinen sahen alt und grau, aber sie paßten zu dem Gesamteindruck, den das Haus von außen machen mußte.
Es wirkte verfallen und heruntergekommen, doch ich mochte diese Athmossphäre der Vergänglichkeit. Aber wen würde es schon interessieren ?!? Die meisten glaubten sicherlich, daß dieses Haus unbewohnt wäre. Denoch ertappte ich mich bei der Vorstellung, daß da jemand sein könnte, jemand der dieses kleine Fenster bemerkt. Nur ein einziger Blick, der meine kleine Welt streift, er erhellt für einen kurzen Augenblick ...
Ich stellte mir vor, daß "er" irgendwo da unten stehen könnte, und zu mir, zu meinem Fenster empor schaut. "Er", derjenige der mich erlösen, mit dem ich diese Existenz teilen könnte. "Er", der Verlorene, der mich gesucht hat, "er", der mich nun gefunden hätte ... . Ich stellte mir vor, daß ich nur zu meinem Fenster gehen und es zu öffnen brauchte, um ihm zu begegnen, um wieder neuen Glanz in diese traurige Existenz zu bringen. "Er" würde mich verstehen, denn er wäre ebenso einsam wie ich. Wir könnten Schmerz und auch Freude teilen, uns gegenseitig einen Sinn im Leben schenken. Den Sinn, den ich so lange vermißt hatte.
Ich hätte nur das Fenster öffnen brauchen, aber ich tat es nicht. Ich kannte meine Sehnsucht und so schön die Bilder waren, die sie mir vorgaukelte, so glaubte ich ihnen doch schon lange nicht mehr. Ja, es wäre schön gewesen, doch ich wand meine Blicke wieder ab von dem kleinen Fenster. Was nützt es auch mir schöne Gedanken zu machen?!? Am Ende bleibe ich doch allein, hier in meinem Zimmer ...

 

vielleicht sollte es die männliche kreatur heißen, wäre zwar fies, würde aber grammatikalisch wieder passen.

find den text auf jeden fall schön geschrieben inhalt und schreibstil ergänzen sich perfekt.schön!

 

Hi DarkAngel!

Ich finde Deine Geschichte ganz gut. Stil, Atmosphäre und Beschreibung der Handlungsorte sind gelungen.
Aber an manchen Stellen wird es mE etwas langatmig, zu häufig wiederholst Du dieselbe Aussage. Vielleicht könnte der Text in einigen Punkten gekürzt werden. So finde ich die Szenen vor dem verfallenen Haus sehr beeindruckend, in dem Zimmer der Protagonistin jedoch kommt es zu immer denselben Worten.

Du schreibst -er-, der Mann der Sehnsucht, mal in Anführungsstrichen, mal nicht. Ich würde sie völlig weglassen, denn es wird aus dem Text klar, dass es sich nicht um eine real existierende Person handelt.

fragen, warum er so einsam ist, was er für einen Sinn haben sollte, wo er doch immer nur allein in ihrem Zimmer sitzt. Und insgeheim würde er sich wünschen, daß jemand zu ihr käme, um sie aus ihrer Einsamkeit zu befreien. Sein darbendes Herz würde nur darauf warten von einem liebenden Menschen berührt zu werden.

Hier bist Du wohl mit den Pronomen etwas durcheinandergeraten oder steckt ein Sinn dahinter, den ich nicht erschließen konnte? :rolleyes:

Die Pronomen, die "das Wesen" betreffen sind nicht richtig. Hier müsstest Du auf jeden Fall "sein", "seinem" usw. verwenden.

wie schön alles wäre, könnte ich er nur erreichen,

...könnte ich ihn nur erreichen

Doch ich wußte, daß dies alles nur eine Illusion, nur ein schöner Traum

...nur ein schöner Traum war

"Ein Traum zum träumen, nicht zum leben ..." (T. Wolff).

Wird "zum träumen" und "zum leben" im Original klein geschrieben? Eigentlich müsste es doch groß sein. Ausserdem würde ich, wenn Du den Urheber des Zitates nennen willst, dessen Namen nicht in Klammern setzen, denn das sieht aus wie eine Anmerkung des Herausgebers, sondern der Protagonistin diese Information in den Mund legen oder besser denken lassen.

Und wieder einmal saß ich allein in meinem Zimmer. an die wand gelehnt hockte ich auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Die Musik, die leise im Hintergrund lief, beflügelte bzw. beschwerte meine Gedanken und wieder mal sinnierte ich über mein Leben, meine Einsamkeit, Meine Sehnsucht - so wie immer ...

"wieder einmal" mindestens einmal zuviel. Ausserdem sind ein paar Tippfehler drin, was die Groß- und Kleinschreibung betrifft.

Dieses Zimmer war nun schon zu meiner Heimat geworden, zu einem Zufluchsort, zu meiner Festung, zu meinem Gefängnis, zu meinem Grab.

Hier würde ich auch "meinem Zufluchtsort" schreiben.

Die Gardinen sahen alt und grau,

...aus


So, die allgemeinen Punkte hab ich schon am Anfang geschrieben.

Trotz der Länge der Kritik, ich finde die Geschichte gelungen. :D

Alles Liebe,
Sylvia

 

Danke für euer Lob und eure Kritik!!!

Hinter den Pronomen steckt schon ein wenig Sinn!...Es ist zwar für den Leser etwas verwirrend aber ich wollte es so beibehalten, also eigentlich geht es um 'ihn' aber da SIE ja in ihrer Traumwelt ist, stellt sie sich vor das es ihm genauso geht und er sich vorstellt das es da eine 'sie' hinter dem Fenster gegenüber ist! Ich weiss sehr verwirrend das ganze aber da durch ließt man sich die Sache genauer durch ;) :D

Liebe Grüße
DarkAngel

 

daas hab ich auch nicht verstanden aber ist es nicht so das der leser etwas verstehen soll. ich habe in einem buch nachtragend nie eine erklärung gefunden und wenn der lerser das buch nicht versteht findet er es sicher auch nicht so toll. vielleicht solltest du das im text genauer erläutern!
der schreibstil passt toll zum inhalt und das thema geht wohl auch jeden irgendwo was an.- also bis auf die pronomen find ichs ganz gut!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom