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Grausige Beschaffungswege

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12.02.2004
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Grausige Beschaffungswege

Bevor die Zaubertrolle vom Orden der gestörten Wahrnehmung ihren Opfern das Gehirn aus dem Schädel saugen konnten, war es nötig, diese im starren Augenkontakt zu einem unbewegten Gegenstand (mindestens 1024x768 Pixel!) zu fixieren.

Atmen Sie ruhig und gönnen Sie sich einige Momente im Einklang mit sich selbst.

„Wie ist dies zu bewerkstelligen?“, krächzte der 59. Thetan in seinem Verlies zwischen Feuer und Glut. „Sie rufen ja sofort nach Polizei und Feuerwehr und laufen schreiend fort, wenn wir zu ihnen kommen, um sie zu verzehren.“

Schließen Sie nun die Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihr Inneres.

„Bevor unsere Gruppen auch nur richtig anfangen können, von unten Löcher in den Fußboden zu sägen, sind sie schon davongelaufen“, klagte der Fresser vom Dienst aus seinem mit spitzen Zähnen bewehrten Maul.

Alle Nebengeräusche rücken mehr und mehr in den Hintergrund. Nichts Nicht einmal die Hammerschläge auf Stemmeisen unter Ihren Füßen oder die hektischen Versuche, Ihr Fenster aufzubrechen
kann sie aus der Ruhe bringen, denn Sie bemerken, wie Ihnen alles mehr und mehr gleichgültig wird.

„Erbarmen!“, schrie der Hypnotiseur, den sie vor zwei Monaten entführt hatten, um ihn in der Kanalisation gefangen zu halten. Dort fütterten sie ihn mit Leichenteilen und faulem Obst. „Ich habe Seiten ins Internet gestellt, die viele Menschen reglos an den Bildschirm fesseln werden. Sie sind versehen ...“
Ein Hustenanfall schüttelte ihn! Die behaarte Hand des Menschenfressertrolls hinter ihm klopfte ihm auf den Rücken. „Danke, geht schon.“
Er spuckte einen Batzen Schleim auf den Boden und fuhr fort: „... Versehen mit suggestiven Texten.“

Alles um Sie herum ist wunderschön! In Ihrer Vorstellung hören Sie Musik von Mozart oder Vivaldi. Nichts Nicht einmal ein Biss in Ihr linkes Bein oder die Krallenhand, die gerade nach ihrem Kopf greift, kann Ihren entspannten Zustand stören.

„Ach, ich weiß nicht“, sagte der Thetan, scheuerte dabei mit seiner Klaue über die Hornplatten an seinem Kinn. „Die werden doch nicht so dumm sein, einen solchen Text zu Ende zu lesen, ohne zu merken, dass da was faul ist ...“

Es ist vor allem wichtig, diesen Zustand so lange wie möglich beizubehalten und alles was in Ihr Leben dringt – was es auch sein mag – willkommen zu heißen.

* * *​

Epilog: "Oder doch?"

 

Hallo Berg,

also mir hat sie gut gefallen, deine Geschichte (und sie hat mich tatsächlich entspannt ;)).

Schön, dass die Zaubertrolle auch endlich das Medium Internet für sich nutzen können ...

Und:

59. Thetan
Fresser vom Dienst
sind sehr schöne Namen.

Endlich erfahren die Monstren unserer Märchen mal mehr Individualität als nur "böser Wolf" oder "schrecklicher Troll", oder so ;).

Kleine Korrektur:

was es auch sein mal

Ich denke, du meinst: mag!

Gerne gelesen.

Lg

fvg

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Berg!

Die Methode der Trolle funktioniert nur unzureichend.

Ich habe zwar weder Sägen noch Hämmern gehört, auch kein Beißen gespürt, aber das, was faul ist, war mir nicht entgangen:
Sie sind versehen(Leerzeichen)...“
„...(Leerzeichen)Versehen mit
Nicht einmal ein Biss in Ihr linkes Bein oder die Krallenhand, die gerade nach ihrem Kopf greift(Komma) kann Ihren entspannten Zustand stören.
was faul ist(Leerzeichen)...“

Dein kurzes Werk hat mir gefallen. Ein außergewöhnliches Stück, das den Leser irgendwie in das fiktive Geschehen einbindet. Ich vermute, das bewirkt der Prolog. :D

Lieben Gruß

Asterix

 

Und wem schicke ich jetzt die Rechnung für mein während des Lesegenusses abgefressenen Beins?

Davon abgesehen: gern gelesen!

 

Salü Berg

In Form und Stil ein äusserst gelungenes Schmunzelstück.
Also bei mir funktionierts nicht ganz, weil ich ja noch da bin, ätsch.

Ich finde ...

MENSCH HÖRT MAL KURZ AUF MIT DEM KRACH! ...​
ähm, wo war ich? Ach so, ja,
auch wenns nicht funktioniert, finde ich, du hast die k&g-Vorgabe von der Idee her gut abgehandelt, denn wer sollte am Ende von diesem Märchen berichten, wenn keiner von uns Lesern mehr übrig... arrrgh!

Könnte er, würde er sicher noch schreiben:

Gerne gelesen.
Gruss dot
oder so was komisches, hrhr

 

Lieber fvg, lieber Asterix, lieber svg, lieber dotslash,

vielen Dank für Eure freundlichen Reaktionen zu dieser (sehr) kurzen Geschichte. Ich habe letzte Woche ein Paul-McKenna-Buch gelesen und hatte Lust, diese Medien, die einem angeblich helfen, ein besserer Mensch zu werden, durch den Kakao zu ziehen. Die kleinen Korrekturen von fvg und Asterix habe ich umgesetzt. Danke fürs Finden!

@dotslash: Knoblauch hilft vielleicht. Den mögen sie nicht.

Euer ergebener

Berg

 

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