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Grau eben?

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27.04.2002
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Grau eben?

Grau eben?

Ich sitze im Bus und schaue aus dem Fenster. Ich fahre nach München, mit meinen Freundinnen. Draußen merkt man, dass es Frühling ist. Alles ist grün, die Sonne scheint, der Himmel ist bilderbuchblau. Jetzt fahren wir über eine Brücke. Der See darunter reflektiert die Sonnenstrahlen. Alles ist hell. Im Bus, hinter mir, höre ich Gelächter. Es sind fast keine Wolken am Himmel.

Nur in mir ist alles grau. Wie Schneematsch. Dickflüssig, schwer und grau eben. Ein Mischmasch aus hellem, weißen Schnee und dunklem, dreckigem Schmutz. Grau eben. Auf dem Grünstreifen neben der Strasse blüht alles. Ich weiß nicht, wie die Bäume heißen, aber es sieht schön aus. So freundlich. Es gab Zeiten, da hat in mir auch etwas geblüht. Liebe? Ja, ich denke schon. Da war auch bei mir alles hell und freundlich. Der Grünstreifen wir immer schmaler, die graue Strasse immer breiter. Dann ist der Grünstreifen zu Ende.
Er hört einfach auf, wie auch ich aufgehört habe. Aufgehört – zu lieben. Langsam, aber sicher. Zuerst habe ich es kaum gespürt. Aber dann wurde das Gefühl immer stärker. Das Gefühl, als ob ein grauer Schleier über allem liegt, der alles undeutlicher und verschwommener macht. Seine Augen waren nicht mehr so strahlend und intensiv grün, sein Lächeln erschien mir immer öfter aufgesetzt. Nicht wirklich aus dem Herzen. Irgendwie grau. Eintönig, langweilig. Der Bus fährt gerade durch die Pampa. Dass es hier überhaupt schon Strassen gibt... Rechts ein leuchtend gelbes Rapsfeld, links eine saftig grüne Wiese. Heile Welt.

Plötzlich ein Zaun, der das Rapsfeld von einem grauen Feldweg trennt. Ich befand mich damals auf dem Feldweg und konnte nicht wieder zurück, zum sonnigen Rapsfeld. Der Zaum war zu hoch. Je weiter wir uns München nähern, desto grauer und bedeckter wird der Himmel. Graue Regenwolken, nur noch vereinzelt blitzt ein Stückchen blau zwischen den Wolken hervor. Bei mir gab es auch solche Momente, in denen ich es fast geschafft hatte, die grauen Gedanken zu verdrängen. Etwas fehlte mir, aber ich wollte es unter keinen Umständen zurück. Ich wollte etwas neues, anderes, besseres. Etwas, voller Licht, Leben und Liebe. Aber wie sollte ich das machen? Wie sollte ich das finden, was mir fehlt?

Autobahn. Grau, viele Autos. In der Mitte, ein kleiner, schmaler Streifen mit kahlen, kargen Bäumen. Sie sehen tot aus. Aber ich bin nicht tot! Ich lebe doch! Aber mein Leben ist grau. Ich schaue in den Himmel. Das Blau gewinnt wieder Überhand den Wolken gegenüber. Bald wird er wieder ganz blau sein, vielleicht. Die Sonne scheint nun auch wieder. Der Streifen in der Mitte der Autobahn wird etwas breiter. Ich erkenne kleine grüne Blättchen an den Ästen der Bäume. Die Bäume sind also doch nicht ganz tot. Etwas lebt in ihnen, auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Es dauert nur noch ein bißchen, bis man es wieder ganz deutlich erkennen kann.

Plötzlich erkenne ich auch Gänseblümchen zwischen dem spärlich wachsenden Gras. Die weißen Blüten leuchten richtig. Sie sind der Beweis, dafür, dass Frühling ist. Meine Laune wir immer besser. Inzwischen scheint die Sonne so sehr, dass ich meine Sonnenbrille aufsetze und meinen Pullover ausziehe. Es wird bestimmt lustig in München. Wir sind schon fast da. Und ich bin plötzlich richtig gut drauf. Vielleicht ist dieser Tag doch nicht ganz so grau, wie ich gedacht hatte.
Und wenn ich das nächste Mal das Blaue, das die Wolken durchbricht, in mir spüre, dann werde ich kämpfen und es bitten, dass es bleibt.

 

Hallo Wolkenschubser

Gratuliere zum 1. Posting auf Kg.de und heiße Dich willkommen.

Wenn Du die Gedanken noch besser ordnest, auch wenn die vielen Wiederholungen vielleicht ein Stilistisches Mittel darstellen, wird die Geschichte besser und "runder" zu lesen sein.

Schau Dich mal in Ruhe hier um, und lass Dich nicht von harschen Kritiken ins Bockshorn jagen.

Was das Thema Deiner Geschichte angeht, so liest man das im laufe der Zeit halt sehr oft, und deshalb hält sich meine Persönliche Begeisterung in Grenzen... ;)

Schreib weiter, und hab Spaß daran..

Der Lord

 

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