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Gras

ViU

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30.03.2016
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Gras

Die Nacht stürmt auf mich ein, bedeckt die Felder, durchdringt die Wälder, windet sich durch Gassen und verdirbt des Tages letztes Licht. Ich bin allein in diesem Schauer, blicke auf in diese endlos kalte Dunkelheit – ein Schwarz, als würd‘ es jede Wellenlänge absorbieren und mich und meine Emotionen ganz und gar verschlingen. Ich taumle über dichtes Gras, das unter meinen Füßen – Millimeter nur erdrückt – die Schritte dämpft und jeglichen Laut verkümmernd in sich zieht. Der Mond ist kaum mehr hoch am Himmel, wie eine Schnur legt er sich über Land und Horizont und erhellt die Nacht nicht mehr als ein glühendes Kohlenstück das Universum. Aus der Lautlosigkeit dringt ein Keuchen auf, ein schnarrendes Husten, ein brechendes Schnaufen und ich sehe mich um, versuche mit den Augen den traurigen Dunst, die lustige Reinheit zu durchbrechen, um nun das Wesen schnell zu orten. Seine Töne klingen nah und hallen gleich von Ferne her, ein Echo wie im Höhlengang, dann wispernd leise, hoch von oben wie der Krähen Schrei, von unten auf wie Zirpen, Jammern winz’ger Grillen. Ein Schauerwesen, ein dunkles, trauriges Geschöpf. Wie Sirenen singt es zu mir her. Ich lausche und renne und taumle über Gras. Und vor mir steht in grausigster Montur – so hört‘ ich früher über seinen Anschein – im Mantel ewig fallender und sinkend weinender, so leblos trockner Blätter ein Mann mit schemenhaftem Lächeln, das ich nur durch Schlagen seiner Zähne und das Schmatzen seiner Lippen als dieses zu erkennen glaube und beugt sich scheppernd zu mir nieder, um mit seinen kalten Klauen mein Gesicht wie Spielzeug zu umfassen. „Mein Kind, mein elend‘ Weib, oh teuerstes Gebilde, versuche nicht, dich meiner still zu wehren, gar laut dich zu beschweren; meine Hand sitzt dort, wo sie dich am meisten schmerzt.“ Ein kalter Luftzug mit dem Duft, dem Geruch, dem Gestank von faulem Gras – der Wind des Waldes, ein Atem abscheulicher Art? – durchdringt mich und meinen Körper, meine Seele und mein Leben. Ich erschaudere unter diesem Druck der Eiseskälte und der Häme, die aus diesen Augen sprach, die – von Nacht und Brauen, von Lidern und von Hass verdeckt – selbst nun nicht weniger als dies verlockend sagen konnten. Windend drehte sich mein Körper unter seinem Schein, das Gesicht in seinen Pranken, die Arme frei, die Beine kaum noch das Gras berührend. Verloren ward ich in diesem Augenblick in seinen Händen, wie ein Kind, das aus dem Schlaf erwachte, wie ein Blumenköpfchen, das sich auf zur Sonne reckte, wie eine Feder, die dem Winde folgte, so folgte ich dem Schwingen seiner Stimme und warf den Kopf mit Stöhnen in den Nacken, um meinen Hals den Zähnen dieser Kreatur wie ein Festmahl zu servieren. Die Dunkelheit verbarg dies‘ grausam‘ Spiel vor Neugier und vor Blicken, vor Hochmut und vor Neid und ich ergab mich vor dem Throne dieser Nacht dem Tode selbst in seinen schauderhaften Zügen.

 

Hallo ViU,

und willkommen hier.

Es wäre schön, wenn du deiner Geschichte noch ein oder mehrere Stichworte hinzufügst (z.B. "Spannung" etc.), dann ist dein Text dem richtigen Genre zugeordnet, ist leichter zu finden und die Leser wissen, worauf sie sich einlassen. Außerdem ist dann auch eine Zuordnung zu einem Moderator möglich.

Du kannst das nachgträglich wie folgt machen:
Ganz, ganz unten am Bildschirmrand "Stichworte bearbeiten" auswählen.

Viel Spaß hier.

LG, GoMusic

 

Liebe ViU,

ja, das ist schon starker Tobak, den du uns hier kredenzt. Viel Wortgeklingel, viele Bilder, die Vorstellungen auslösen sollen, es aber für mein Gefühl leider nur sehr selten schaffen.

Inhaltlich habe ich deinen Text folgendermaßen verstanden: Eine Frau wird in der Nacht von einem unheimlichen Wesen verfolgt, eingeholt, gepackt; sie ergibt sich dem Wesen und wird von diesem schließlich getötet.

Diese Handlung beschreibst du in ihren Einzelheiten sehr ausführlich und benutzt eine altertümlich anmutende, teilweise bildhafte (metaphorische) Sprache. Metaphern sollen ja beim Leser Assoziationen auslösen, ihm das eigentlich Gemeinte auf andere Art und Weise näher bringen. Das tun deine Vergleiche oft leider nicht, zumindest schaffen sie es nicht bei mir.

Beispiele:

ein Schwarz, als würd‘ es jede Wellenlänge absorbieren
jede Wellenlänge??? Was meinst du?

Ich taumle über dichtes Gras, das unter meinen Füßen – Millimeter nur erdrückt ??? – die Schritte dämpft
Absolut keine Ahnung, was hier gemeint ist.

Der Mond ist kaum mehr hoch am Himmel, wie eine Schnur ??? legt er sich über Land und Horizont …
Der Mond wie eine Schnur?

Aus der Lautlosigkeit dringt ein Keuchen auf, ein schnarrendes Husten ???, ein brechendes Schnaufen ??? und ich sehe mich um, versuche mit den Augen den traurigen ??? Dunst, die lustige ??? Reinheit zu durchbrechen, um nun das Wesen schnell zu orten.
Ein Keuchen, ein schnarrendes Husten, ein brechendes Schnaufen (was immer das ist), dazu Augen, die den traurigen Dunst und die lustige Reinheit durchbrechen. Das ist schon allerhand auf einmal und nichts davon kann ich mir vorstellen.

Seine Töne klingen nah und hallen gleich von Ferne her, ein Echo wie im Höhlengang, dann wispernd leise, hoch von oben wie der Krähen Schrei, von unten auf wie Zirpen, Jammern winz’ger Grillen.
(s. meinen letzten Satz zum Vorhergehenden)

Und vor mir steht in grausigster Montur – so hört‘ ich früher über seinen Anschein ???– … ein Mann mit schemenhaftem Lächeln, das ich nur durch Schlagen ??? seiner Zähne und das Schmatzen ??? seiner Lippen als dieses zu erkennen glaube und beugt sich scheppernd ??? zu mir nieder, …
Wie hört man über einen Anschein?
Und wieso erkennt man ein schemenhaftes Lächeln durch das Schlagen der Zähne und das Schmatzen der Lippen?
Und wie stelle ich mir schepperndes Niederbeugen vor?

der Wind des Waldes, ein Atem abscheulicher Art? ???
Ich empfinde den Wind des Waldes immer als etwas Angenehmes.

die aus diesen Augen sprach
Warum wechselt hier die Zeit und wir befinden uns plötzlich in der Vergangenheit?

die – von Nacht und Brauen, von Lidern und von Hass verdeckt – selbst nun nicht weniger als dies verlockend sagen konnten.
Die Augen werden von der Nacht, den Brauen, den Lidern und dem Hass verdeckt. ???

Verloren ward ich in diesem Augenblick …
‚Ward’ ist das dichterische Wort für ‚wurde’, also ‚Verloren wurde ich in diesem Augenblick’. Funktioniert hier aber so nicht. Also besser ganz normal: Verloren war ich …

Wie schon gesagt, ein furioses Wortgeklingel, das mir leider nicht viel sagt, besonders, wenn ich es der Minimal-Handlung gegenüberstelle. Ich bewerte deinen Text als Experiment, aus einem Korb von Substantiven, Adjektiven, Verben, deren Substantivierungen und Partizipien einen Text zu generieren und dabei möglichst alle irgendwie unterzubringen. Das dürfte dir gelungen sein. Bis auf das ‚ward’ und den unmotivierten Zeitwechsel stimmen Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Für mich ein überzeugendes Beispiel dafür, dass auch ein unverständlicher Inhalt eine korrekte Form haben kann.

Irgendwie erinnert mich dein Text an Goethe, Schiller oder Hölderlin. Aber deren Bilder habe ich meistens entschlüsseln können. Deine leider nicht.
Liebe ViU, ich begrüße dich bei den Wortkriegern und empfehle dir, dich hier im Forum umzuschauen und möglichst viel zu lesen (und selber zu kommentieren).

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm,
da ich hier noch neu bin, weiß ich nicht, wie es hier abläuft und ob Du meine Antwort lesen wirst. Wie fast jeder Schreibende habe ich mir mit den von Dir genannten Dingen etwas gedacht. Dennoch ein ganz liebes Dankeschön für Deine Kritik.
Zu der Wellenlänge: ich meinte, in Physik gehört zu haben, dass ein schwarzer Gegenstand sämtliche sichtbaren Wellenlängen des Lichtes absorbiert und daher schwarz erscheint. Da dieses Schwarz der Nacht nun sämtliche Wellenlängen absorbiert – also auch die im infraroten und ultravioletten Bereich – sollte das eigentlich ausdrücken, wie dunkel und undurchschaubar die Nacht ist.
Das „Millimeter nur erdrückt“ bezieht sich auf das Gras und zeigt, dass es nicht weiter zusammengedrückt werden kann, weil es so niedergetrampelt ist oder sich aus sonstigen Gründen nicht weiter senken kann.
Der Mond als Schnur ist für mich ein Bild für den Mond, der in einer scheinbar nur millimeterbreiten Sichel über dem Horizont steht.
„ein Keuchen auf, ein schnarrendes Husten, ein brechendes Schnaufen“ Die Nutzung solcher Aufzählungen, bei denen die Adjektive nicht zu den Substantiven passen, ist eine kleine Macke an mir, die mir auch bereits aufgefallen ist, die ich aber irgendwie mag (allerdings werde ich es nun versuchen zu verändern, da ja nun explizit von Dir der Hinweis darauf kam). Die Aufzählung, woher die Geräusche kommen, sollte eigentlich die Übermacht der Nacht darstellen, die die Protagonisten in den Wahnsinn zu treiben versucht. Wobei ich auch bei dem eigentlich Inhalt wäre, den ich mir wahrscheinlich viel zu abstrahiert als Kampf der Protagonistin mit der Angst vor Dunkelheit und Nacht vorgestellt habe, dem sie sich letztlich ergibt – dieses Wesen sollte für sie also einerseits die Nacht, aber auch den Tod darstellen und nicht als ein wirklich existierendes betrachtet werden. Vielen Dank noch einmal für Deinen Kommentar – ich merke, dass ich etwas ändern muss, damit das, was ich sagen will, auch wirklich beim Leser ankommt und ihn nicht als Wortschwall überschüttet.
Der Zeitwechsel ist intuitiv entstanden und ich wollte ihn nicht rausschmeißen, weil ich damit die Endgültigkeit des Verderbens/Todes recht hübsch dargestellt fand – aber ich sollte weniger finden und mehr an den Leser denken ^^
Ach – zu dem Lächeln noch - ziehe mal Deine Lippen aus der Ruhelage zu einem Lächeln und öffne sie dabei leicht – ich vernehme dabei tatsächlich ein „Schmatzen“ und wenn ich es richtig anstelle, schlagen dabei auch meine Zähne aufeinander – mich würde wirklich interessieren, ob es sich bei Dir ebenso verhält!
Danke
ViU

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe ViU,

danke für dein ausführliches Eingehen auf meine Kritik. Zwei Punkte sind mir dazu noch eingefallen:
Der erste ist, dass eine Geschichte dem Leser verständlich sein muss, auch ohne dass sie ihm vom Autor erklärt wird.
Die zweite Sache ist die mit den Bildern und Vergleichen. Hier zielen wir ja auf ein allgemeines Verständnis ab, wenn wir sie benutzen. Wenn das Herangezogene (bei dir z.B. die Sache mit der Wellenlänge) nur einem kleinen (elitären) Kreis bekannt ist, funktioniert es eben nicht so gut. Und schon gar nicht, wenn das Gemeinte erst verständlich wird, nachdem der Autor es dem Leser erklärt hat.

Bei der Bewertung einer Geschichte, und ich muss hier eigentlich nicht darauf hinweisen, dass diese allemal subjektiv ist, gehe ich eben auch davon aus, ob sich mir der Inhalt erschließt (seine Handlung, die Intention des Autors) und dann, wie er sich mir erschließt (Stil und Form). Aus deiner Rückmeldung habe ich erkannt, dass sich mir noch nicht einmal die Handlung wirklich erschlossen hat. Das kann natürlich daran liegen, dass ich nicht gut gelesen habe, aber das kann auch daran liegen, dass die von dir erdachte Handlung nicht gut transportiert worden ist.

Grundsätzlich muss sich ein Autor natürlich entscheiden: Für wen schreibt er? Schreibt er für einen Leser, der ihn verstehen soll, oder sieht er seinen Text als ‚L’art pour l’art’, als ein Konstrukt, das nur mit der Sprache spielt. Im zweiten Fall wird der Autor u.U. nur sich selber erfreuen, vielleicht noch wenige andere, die ihm folgen können und denen die (schöne) Form wichtiger ist als ihr Inhalt.

Vielleicht lässt du dir meine Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen. Besonders solltest du dir klar machen, welche grundsätzliche Intention du beim Schreiben eines Textes verfolgst.

Aber das hast du ja auch schon selber erkannt:

...ich merke, dass ich etwas ändern muss, damit das, was ich sagen will, auch wirklich beim Leser ankommt ...

In diesem Sinne: Viel Spaß hier und beim Überarbeiten deines Textes.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Die Nacht stürmt auf mich ein, bedeckt die Felder, durchdringt die Wälder, windet sich durch Gassen und verdirbt des Tages letztes Licht.

Wieso stürmt die Nacht? Kann sie das? Dann durchdringt sie die Wälder. Was kann ich mir da drunter vorstellen? Nacht durchdringt Wald. Dann windet sie sich durch Gassen und verdirbt auch noch das letzte Licht. In diesem Satz sind so viele Vermengungen drin, das liest sich für mich unfreiwillig komisch.

Ich finde, das ist ein grausamer Text. Der behauptet von sich, poetisch zu sein, aber es bleibt halt dann bei dieser Behauptung. Poesie hat etwas mit Klang und einer gewissen Sprachästhethik zu tun, einem Willen zum Stil, und denn finde ich leider nirgends. Das klingt wie: Ich schreibe unbedingt etwas Poetisches. Aber diese Poesie, die muss aus sich selbst heraus kommen, die entsteht eben nicht durch den Plan, sich hinzusetzen und so etwas zu schreiben. Man merkt es auch an deinen Manierismen, die du einbaust, die für dich richtig klingen, es aber nicht sind, man liest den Vorsatz.

Ich meine, ich stehe überhaupt nicht auf solche Sachen, aber eventuell würde ich dir empfehlen, mal bei Valerie Fritsch reinzulesen, die dürfte dir gefallen.

Gruss, Jimmy

 

Hi ViU!

Yo, also ich muss auch gestehen, dass mich dieses Teil doch ziemlich geplättet hat. Die verschachtelten Sätze, wirklich überladenen Beschreibungen und der zentimeterdicke "Kitt", den du jedem Satz aufgekleistert hast, macht dieses Geschichte in meinen Augen nicht besonders poetisch oder ästhetisch, sondern viel mehr ziemlich kitschig, schwer und ermüdend zu lesen.
Weniger ist eben doch mehr. Schmeiß mal den ganzen Overkill-Balast über Bord - würd deiner Story mehr nützen als schaden!

Eisenmann

 

Hallo jimmysalaryman,

kurz etwas zur Nacht: mit dem ersten Satz wollte ich die Phase der Dämemrung beschreiben, aber auch, wie die Protagonistin die Nacht als etwas Gewaltsames, Unheilvolles empfindet, indem sie den Tag von der Welt verdrängt.

ich möchte nicht anmaßend sein - kein bisschen und zumal ich mir das als Neuling hier erst recht nicht leisten könnte - dennoch klingt es für mich beinahe wie eine Unterstellung, wenn du schreibst, dass man den Vorsatz liest, unbedingt etwas Poetisches schreiben zu wollen. Das war nie mein Anliegen - ich habe einfach geschrieben, was ich gefühlt habe. Wenn es für dich so wirkt, als hätte ich den Willen gehabt, unter Zwang irgendwie zu versuchen, mir poetische Sätze abzuringen, dann zeigt mir das vor allem, dass ich etwas Grundlegendes falsch mache, wenn nichtmal das Gefühl vermittelt werden kann, dass ein Text von Herzen kommt. Ich hoffe, ich habe deine Kritik nicht völlig missverstanden. Sie hat mich von allen hier am meisten getroffen, das gebe ich zu. Vielleicht sollte ich dir dafür danken, vielleicht bin ich auch einfach noch nicht kritikfähig genug.

Danke, ViU

 

Liebe maria.meerhaba

ganz, ganz lieben Dank für die erste zumindest etwas positive Kritik. Ich gebe zu, dass ich hier kaum Wert auf Inhalt gelegt habe, weil ich eigentlich nur große Lust hatte, meine Stimmung einzufangen und spontane Gedanken festzuhalten. Ich stimme dir zu - lange Geschichten sind in diesem Stil unmöglich und habe ich auch nicht vor, so zu schreiben - da ist mir der Inhalt letztlich doch wichtiger.

Danke
Lg ViU

 

Seine Töne klingen nah und hallen gleich von Ferne her, ein Echo wie im Höhlengang, dann wispernd leise, hoch von oben wie der Krähen Schrei, von unten auf wie Zirpen, Jammern winz’ger Grillen.

Das hast du gefühlt? Auch das winz'ge?

Sieh mal, ich finde das poetische Schreiben sehr gut, ich lese es auch sehr gerne. Aber Poesie entsteht nicht aus Manierismen, aus der Vorstellung, was poetisch ist. Poesie erwächst aus einem Gefühl, nicht aus gefühligem Schreiben.

Warum sage ich das? Ich habe auch mal so geschrieben. Vollkommen ausufernd, lyrisch, ich wollte klingen wie Lorca und irgendwer aus dem 19 Jahrhundert. Es musste brennen und toben, und natürlich auch romantisch sein. Und von Herzen! Aber das ist alles nur eine Vorstellung, das ist nicht in uns. Natürlich kann man so schreiben, aber dann, um eben nicht wie ein Klischee zu klingen, musst du neue Bilder erfinden, die Sprache neu ordnen. Sonst liest es sich wie etwas Epigonales, etwas, was nicht echt, sondern nur abgekupfert ist.

Das ist nichts gegen dich persönlich, denn ich denke, du kannst schreiben. Es ist nur eine Kritik an diesem Stil. Ich glaube, wenn du loslässt, wenn du dir genau überlegst, was du sagen möchtest, was du beschreiben möchtest, darin ein und untergehst, wirklich eintauchst, dann schreibst du poetisch, und es wird nach dir selbst klingen.

Das wollte ich nur sagen.

Gruss, Jimmy

 
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jimmysalaryman
Vielleicht kann ich dir erklären, warum ich glaube, diese Sätze zu fühlen. Es war ein Text, den ich für einen lieben Menschen als Dank für einen anderen geschrieben habe und der zum Vorlesen bestimmt war. Und beim Vorlesen komme ich seltsamerweise schnell in eine wellenartige Silbenbetonung, die durch das Schreiben von 'winziger' gebrochen worden wäre, deshalb hat mir mein Gefühl beim Schreiben das Apostroph aufgezwungen. So fließen eigentlich alle Sätze - durch den Gedanken an das Vorlesen. Ich nehme mir deine Worte an und bessere mich.

Entschuldige, wenn ich jetzt eine kleine, etwas andere Frage habe (und gibt es hier einen Ort, wo man solche stellen könnte?) - ist es erlaubt, hier Texte reinzustellen, die eine Fortführung eines Romanes eines anderen Autoren sind oder sind nur komplett eigenständige und eigene Ideen erwünscht?

ViU

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich nehme mir deine Worte an und bessere mich.

Nein NEIN NEIN!!!

Keiner hier verlangt eine "Besserung", die nicht aus deiner eigenen Erkenntnis und deiner eigenen Motivation heraus geboren ist! Du musst (und solltest!) dich nicht ändern, bessern, angleichen, was auch immer, bloß weil dein Text einem Anderen nicht gefällt. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Jimmy das nicht im Sinn hatte, als er dir sein Feedback gegeben hat.
Wir reden jetzt nicht von formalen Dingen, Fehlern, usw.. Es geht hier um persönliche Meinungen, Ansichten und das eigene Gusto - die Seele einer Geschichte, nicht den Körper, wenn du so willst.
Wenn du also der Auffassung bist, das dir positive/negative Kritik etwas bringt, dann setze diese um. Aber wenn nicht, dann lass es! Denn für wen schreibst du - für dich oder für Fremde?
Ich habe dir ja auch geschrieben, dass mir dein Text zu überladen und kitschig ist und du die überflüssigen Elemente (den "Overkill") kürzen solltest. Schön und gut - aber das ist halt "nur" in meinen Augen ein Overkill, der mir nicht gefällt. Und deine Geschichte sollte doch gewiss nicht dem Zweck dienen, dem Eisenmann zu gefallen, nicht wahr?;)
Von daher kannst du als Autor dir auch nur überlegen, ob das, was ich gesagt habe, für dich einen Benefit bringt oder nicht.

In diesem Sinne ist meine Empfehlung, dir auf jeden Fall selbst treu zu bleiben - ganz besonders dann, wenn's überwiegend schlechte Kritiken hagelt!

Und was deine Frage über das Fortführen fremder Geschichten angeht - ich denke mal, das musst du mit dem jeweiligen Autor der Geschichte klären, ob ihm das recht ist oder auch nicht. Ansonsten wüsste ich aber nicht, was im Prinzip dagegen sprechen sollte.

Viele Grüße vom Eisenmann

 

Hallo ViU

lautmalerisch, poetisch, rhythmisch, was du da beschreibst. Gefällt mir. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das laut vorgelesen Eindruck hinterlässt. Wie ein Gedicht, dessen Entschlüsselung beim mehrfachen Lesen oder Hören gar nicht mehr wichtig ist, weil es aus dem Klang wirkt.

Die Nacht stürmt auf mich ein, bedeckt die Felder, durchdringt die Wälder, windet sich durch Gassen und verdirbt des Tages letztes Licht.
das markierte, ohne den Rest, ist richtig gut.

so folgte ich dem Schwingen seiner Stimme und warf den Kopf mit Stöhnen in den Nacken, um meinen Hals den Zähnen dieser Kreatur wie ein Festmahl zu servieren.
ach, welch hübsch-morbide Geschichte könnte man daraus machen :Pfeif:

Der Text klingt mir wie eine Ankündigung einer Geschichte, die du nicht erzählst. Schade.
Dennoch hab ich`s gern gelesen, hat mir gefallen, sprachlich. (Obwohl sich die Sätze raffen ließen, um ihrem Inhalt mehr Bedeutung zu geben)

Viele Grüße
Isegrims

 

Eisenmann
Wenn ich aber das Gefühl bekomme, dass der Großteil der Leser gegen mein Schreiben ist, dann führt das für mich zu der Erkenntnis, dass ich damit nur eine geringe Anzahl von Menschen erreichen kann, denen mein Stil nichts ausmacht oder denen es sogar gefällt (bisher bin ich nur auf Leute gestoßen, die tatsächlich letzteres empfanden - die ich aber auch persönlich kannte und die deshalb auch ein anderes Empfinden für meine Texte haben oder aber zu zurückhaltend für Kritik sind). Also ist das Bessern ein sogar selbstmotivierter Versuch, vielleicht auch irgendwann dem Eisenmann zu gefallen ;)
Aber ich muss sagen, ihr werdet mir gerade sehr sympathisch! :D
ViU

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Isegrims,

ich hätte tatsächlich eine hübsch-morbide Geschichte daraus gesponnen, hätte mich die Müdigkeit an jenem Abend nicht eingeholt und ich allgemein betrachtet das Problem, dass sich mein Schreibstil von Tag zu Tag und je nach Stimmung zu sehr verändert, um einen eigentlich vollendeten Text wieder zu zerreißen und Passagen einzufügen. Vielleicht wird es ja nochmal was, wenn ich demnächst wieder in der Stimmung bin wie an diesem Schreibabend.

Übrigens danke für die positive Kritik. Ein kleiner Stimmungsaufheller für mich :D

Liebe Grüße
ViU

 

Hey ViU

Wenn ich aber das Gefühl bekomme, dass der Großteil der Leser gegen mein Schreiben ist, dann führt das für mich zu der Erkenntnis, dass ich damit nur eine geringe Anzahl von Menschen erreichen kann, denen mein Stil nichts ausmacht oder denen es sogar gefällt

Wie würdest du auf diese Erkenntnis reagieren, falls es denn eine wäre? Das ist m.E. die eigentliche Frage. Kann ja auch sein, dass du sagst: "Ich schreibe für ein kleines Publikum mit speziellen Vorlieben". Hier ist eh niemand GEGEN eine Art des Schreibens, man findet bloss die eine Art ansprechender, die andere weniger, und versucht das auch zu begründen. Deine Art zu schreiben ist speziell, die unterscheidet sich schon deutlich von dem, was man hier üblicherweise liest. Die entsprechende Auseinandersetzung wird dir nicht erspart bleiben.

Zum Text: Ich habe den Text schon mal gelesen, aber nicht kommentiert. Jetzt bin ich ihn noch mal durchgegangen und habe ihn spezifisch auf den Rhythmus hin gelesen. Ich muss sagen, wenn ich den Satzbau fokussiere, den Fluss, dann gefällt mir das ausgezeichnet, und ich denke, dass du ein sehr gutes Gespür dafür und für Sprache insgesamt hast.

Andererseits konnten mich viele auch auf mich gewollt wirkenden Wendungen (z.B. "Wellenlänge" und "Millimeter" im Kontext von Formulierungen, die stark an vergangene Jahrhunderte erinnern oder diese bewusst schiefen Kombinationen (sich scheppernd beugen) nicht begeistern.

Und dann bleibt auch der Beigeschmack, dass du diese Geschmeidigkeit in den Formulierungen, diesen Rhythmus, durch Kunstgriffe (winz'ger / Genitivbildungen wie "der Krähen Schrei" usw.) generierst. Die Frage, die sich mir hier stellt, ist folgende: Wie fantastisch wäre ein Text, der diesen Rhythmus hinkriegt, der fliesst und seinen Zauber entfaltet, obwohl er sich bloss der "natürlichen" Sprache bedient und nichts Gekünsteltes, Antiquisierendes an sich hat? Du siehst, auch dieser Rückmeldung liegt letztlich (m)eine Idealvorstellung eines guten Textes zugrunde.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hey Peeperkorn,

zu sagen, nur für ein kleines Publikum zu schreiben, heißt aber auch, dieses zu finden oder bereits gefunden zu haben - und das ist mir bisher (abgesehen von drei Leuten) nicht gelungen bzw. ich habe keine Ahnung, wie ich es anstellen könnte, an Interessierte zu kommen.

Diese Erkenntnis würde mich dazu bringen, mal tatsächliche Kurzgeschichten zu schreiben, bei denen ich mir vorher ein inhaltliches Bild mache und dieses mit Sprache verziere und nicht ein sprachliches Experiment mit Inhalt, wie es bei diesem Text hier der Fall war. Ich glaube, damit wird sich auch der Aspekt der Kunstgriffe verändern, weil das auch immer ziemlich abhängig davon ist, wie abstrakt mir ein Thema erscheint und ob ich eine tatsächliche, unbedingte Intention mit dem Text verfolge.

Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Viele Grüße
ViU

 

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