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Grammatikalisches Rechnen
An die Eltern
Cordula und Hans-Peter Liebling
Betreff: Auszug einer Prüfungsarbeit ihres Sohnes, Conny Liebling
Wie vorgeschrieben, wird die Schule zwecks Leistungsnachweises ihres Bildungsauftrags ausgewählte Stichproben an das zuständige Ministerium schicken. Als eines dieser Beispiele soll die Arbeit ihres Sohnes Conny dienen. Gemäß der aktuellen Rechtslage bitten wir um Kenntnisnahme und ihr einverständliches Signum.
Freundlichst
das Sekretariat
Aktenzeichen: MontGr VI/za-cl
Prüfungsaufgabe an einem Bayerischen Montessori Internat im Fach kreatives Denken des Jahres 2065.
Themengebiet: Grammatikalisches Rechnen; 9. Jahrgangsstufe, Gruppe B, Aufgabe 3.
Aus einer hypothetischen Monokausalität mit negativer Tendenz galt es, eine verkürzte Kausalitätsschleife mit philosophischem Hintergrund zu entwickeln. Das Ganze sollte in Form einer Gleichung dargestellt werden. Der Schüler konnte die Aussage selbst formulieren und sollte einen geeigneten Lösungsweg aufzeigen.
Aussage des Schülers:
Vor dem Sex ist man schlagfertig.
Nach dem Sex – auf einen Schlag fertig.
Sowohl die Bedingung, als auch den hypothetischen Charakter der Aussage, sahen wir, gerade wegen der mangelnden Erfahrung des Prüflings, als erfüllt an.
Lösungsweg:
Zuerst bog sich der Schüler einen gemeinsamen Nenner zurecht und nahm dann grammatikalische Buchstabenkürzungen vor.
Dann klammerte er, im Sinne der Vogelbergschen Lautlehre und nach Regeln der Haselbacher Lehrsätze, zuerst ein doppeldeutiges Unisexum, dann eine Präposition und schließlich das überflüssige Zahlwort weg.
Übrig blieb, das für ihn subjektiv Wichtige.
Vor dem Sex ist (man) schlagfertig.
Nach dem Sex – (auf) (einen) Schlag fertig.
So gelangte er zu der Gleichung:
Vor dem Sex ist nach dem Sex.
bzw.
Nach dem Sex ist vor dem Sex. wzbw/WYFIWYG
Die abschließende Darstellung in Form einer Beweisführung spiegelt zum einen seine wissenschaftliche Ansicht: wzbw (was zu beweisen war)
zum anderen auch die familiäre Aussicht wider: WYFIWYG (Whatyoufuckiswhatyouget)
Bericht: Ende
Nachwort des Betreuungslehrers an die Eltern:
Der Schüler erhielt für seine phantasievolle Interpretation des Themas die volle Punktzahl und wurde anschließend versetzt, bei einer Verabredung mit der Dorfschönheit, eben von dieser. Die Entwicklung ihres Sohnes entspricht somit dem üblichen Habitus eines pubertierenden Heranwachsenden. Zum Zeitpunkt dieses Eintrags steht die Anzahl seiner Aknepickel in umgekehrtem Verhältnis zur prozentualen Chance, jemals den Beischlaf zu vollziehen. So wünschen wir Conny vorerst ein glückliches Händchen und alles Gute für die weitere Zukunft.
gez.
Dr. paed. Ignaz Semmelweiß
(Schulleiter)