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Grübchen

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10.09.2014
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Grübchen

Dann sollen sie mich am Arsch lecken, auch wenn es die Herren des „Gundel“ sind. Lassen mich nach Budapest kommen, nur um mir zu sagen, dass sie mich in diesem Jahr nicht mehr gebrauchen können.
Haben es aber eleganter ausgedrückt und mir für nächstes Jahr Hoffnung gemacht.
Ja, ich will ins „Gundel“ – unbedingt. Kennt man auch in New York, und wenn die mir ein gutes Zeugnis geben, hab ich eine echte Chance in Amerika. Nur muss ich die Wartezeit leider in dieser Galeere abarbeiten, auf keinen Fall geh ich zurück in die Provinz.
Die Küche ist im Keller, und András, der Küchenchef, führt mich herum und stellt mich der Mannschaft vor.
Máté, ein verdrießlich wirkender Mensch, ist für die Fleischtöpfe zuständig, Vencel mit Kugelbauch und Riesenschnauz kommandiert die Frauen, die flink und unermüdlich den Ruhm der ungarischen Küche verteidigen. Schließlich noch Ödön, der Metzger mit einem ziemlich versoffenen Gesicht und Gyöngyi, die Hauptfrau der Kartoffel- und Gemüseküche.
Sie gibt mir die Hand und sagt: “Wenn dir mal ’n Messer im Bauch steckt“, dabei zeigt sie auf den Sanitätsschrank, „dann komm zu mir. Ich zieh’s wieder raus.“ Ihr Lächeln hat was, so was Spitzbübisches, kommt von den hübschen Grübchen. Sympathische Frau, muss ich sagen. Könnte meine Mutter sein. Aber die hatte keinen Dutt.
Ja, gut. Morgen geht’s los – von Zehn bis halb Drei und von Sechs bis halb Elf.


Hab mich schnell eingearbeitet. Die Kollegen flachsen, wie kühl es im Sommer hier unten wäre – und andrerseits so mollig warm im Winter, dass man hier bestens aufgehoben sei.
Das kann nichts Gutes bedeuten.
Ich find’s bald selbst heraus. Sie haben die Fettfilter ausgebaut, in der Hoffnung, der Küchenmief würde besser abziehen. Aber nein – er bleibt.
Uns tränen die Augen und wir stürzen das Bier nur so in uns hinein.
Nachmittags komme ich schniefend ans Licht der Welt. Muss nur einige Blocks weitergehen und schon bin ich auf den breiten Treppen an der Donau. Endlich frische Luft!
Die Zigarette ist blöd, aber ich häng dran. Zuerst schau ich nach Frauen, bin schon länger solo. Schöne Exemplare laufen herum, leider mit Begleitung. Von Studentinnen halte ich nicht viel, mag nicht deren Hochnäsigkeit und kluges Geschwafel. Aber die Zugänglichen will ich auch nicht, schlimmer noch: Vor denen habe ich Schiss.
Wenn du mit denen quatschst, geben sie dir andauernd recht, egal, was für einen Stuss du erzählst. Die wollen dich einwickeln, suchen einen Blöden, meist haben sie ein oder zwei Blagen am Hals und hätten gerne einen Ernährer, weil ihr Kerl über alle Berge ist.

Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Bin total unzufrieden, immer müde, zu nichts Lust. Und wenn mich „Gundel“ auch nächstes Jahr nicht nimmt? Soll ich in der Galeere weiterschuften, an schönen Nachmittagen den Verliebten beim Küssen und alten Männern beim Angeln zuschauen – bis mal eine der Zugänglichen ihr Netz über mich wirft?
Was mach ich in dieser tollen Stadt, nach Feierabend, wenn sich die beleuchtete Pracht in der Donau spiegelt, alles so großartig wirkt, wie ein Versprechen: Wer es bis Budapest geschafft hat, schafft’s auch nach Amerika.

Allerdings muss ich beim Alkohol aufpassen. Aber was zur Hölle soll ich machen?
Komm ich nachts aus der Tretmühle, bin ich zu aufgedreht, um ‚nach Hause’ zu gehen. In diesem Zimmerchen kann man nur schlafen, mehr nicht. Meist lande ich, schon mit schwerer Schlagseite, in einer Tanzbar. Die gibt’s wie Sand am Meer; Bass, Gitarre, Schlagzeug, schwaches Licht, Knistern in der Luft.
Das kommt von den Frauen, von ihren Blicken, wie sie sich bewegen.
Das sind keine leichten Mädchen, die arbeiten in allen erdenklichen Berufen, tanzen gern, lieben gern – aber natürlich wären sie nicht hier, wenn sie glücklich wären.
Irgendwann lässt der Schlagzeuger erkennen, dass dies der letzte Tanz war. Überrascht oder benommen reiße ich die Augen auf: Sie ist weg, und ich dachte .... War ein Konkurrent schneller, war sein Vorteil meine Langsamkeit? Bin ich verzagt und gehemmt? Egal, es ist ihre Entscheidung.
Nur die Notbeleuchtung brennt noch, die Musiker verstauen ihre Instrumente, die Kellner sammeln Gläser und Aschenbecher ein. Ich ziehe noch Zigaretten und stehe wackelig in der milden Nachtluft. Nach Hause schaff ich es nicht mehr, die Bank an der Haltestelle tut es auch. Mir wird sauübel. Ich fantasiere vom Waldorf Astoria, dessen Küchenchef ich am Ende meines Lebens sein möchte.

Jemand rüttelt mich. „Ja, was?“ – mehr krieg ich nicht raus.
„Kannst nich hierbleibn“, sagt sie und zieht mich langsam hoch. Grübchen? Ich halluziniere, aber sie sagt: „Ich mach dir ’n Tee, hak dich bei mir ein.“
Völlig im Tran schlurfe ich neben ihr her. „Kannst froh sein, dass ich noch so spät unterwegs bin“, sagt sie, „unser Chor hat den ersten Platz gemacht und wir konnten gar nicht genug feiern.“ Wir durchqueren Hinterhöfe und ich bin froh, als sie eine vergitterte Tür aufschließt und mich die Treppen hochschiebt. Da hänge ich in einem harten Sessel und muss Tee trinken. Ein böser Husten schüttelt mich, fast bekomme ich keine Luft. Sie gibt mir ein Dragee, pult mich aus meinen Klamotten und schon liege ich im Bett. Ich rolle auf die Seite und spüre, wie sie mich zudeckt.

Wonach riecht es? Sie hat Kaffee gemacht; prima Idee, noch besser mit Zigarette.
Langsam komme ich zu mir, nehme den Regenhimmel wahr, die unsägliche Lampe über uns, das verdrehte Laken, das aufgeschüttelte Kissen. Sie bringt mir eine Tasse, setzt sich im Morgenrock an meine Seite und sagt: „War ziemlich spät geworden.“
„Hör mal, Grübchen“, druckse ich herum, „ich muss mich bei dir sehr bedanken. War total neben der Spur, weiß auch nicht, wie das gekommen ist.“
Sie streicht mir übers Haar, nein, nicht wie meine Mutter. Die kannte das gar nicht.
„Ach, Ákos, ihr Kerle seid so verrückt wie die Weiber. Ich kenn’ das. Wir wollen alle bisschen was vom Leben, aber man kann’s nicht erzwingen.“
Mit dem Kaffee im Leib fühle ich mich etwas besser, kann die Hand heben und ihre Schulter berühren. Diese Nähe tut mir gut, so möchte ich es immer haben.
Dann geh ich höher und massiere ihren Nacken. Sie hält nicht nur still, sie stemmt sich ein wenig dagegen. So richte ich mich auf und massiere ihre Schultern mit beiden Händen ganz gleichmäßig, gerade so, wie ich mir das bei einem Masseur vorstelle.
Dieser zarte Rhythmus überkommt uns beide, auch sie legt ihre Hände um meinen Hals, knetet und streichelt. Dabei haben sich unsere Gesichter genähert und streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen. Wir rücken näher, genießen die Wärme, werden hektisch. Grübchen hat einen wunderbaren Busen, die Kartoffelschürze hatte ihn verborgen.
Ihre Augen sind wirklich schön. Graublau und ganz klar, die Brauen wie mit dem Lineal gezogen. Die Haut spannt sich glatt über das hübsche Gesicht. Sie macht die Augen zu – ein Signal? Wir küssen uns, zaghaft und unsicher.
Es ist fantastisch, wir sind völlig übergeschnappt. Es ist so unglaublich, dass es mich ernüchtert.
Ich hab mir so oft gewünscht, nach dem Höhepunkt weiterzumachen, mehr aus Zärtlichkeit, der Frau zuliebe – aber nein, schon hab ich irgendeinen Scheiß im Ohr, der nichts zu tun hat mit dem wundervollen Erlebnis vor wenigen Momenten.


Ein Riesenberg Kartoffeln will geschält, zu Püree, Kroketten, zu was weiß ich verarbeitet werden. Sie ist schon da, neugierig schaut sie mich an. Ich hebe die Hand, nicke ihr zu, aber wegen der misstrauischen Blicke der anderen Frauen verdrücke ich mich.
Ich sehe sie erst zum Feierabend, als sie die Schälmaschine saubermacht. „War viel los heute, oder?“
„Kann man sagen“, erwidert sie.
Warum wird sie nicht deutlicher? Ich frage fast wie in Not: „Morgen ist Ruhetag. Haste was vor?“
„Ich werd’ viel schlafen, letzte Nacht war ziemlich kurz“, antwortet sie, „aber wunderbar.“
Ich muss etwas sagen, weiß aber nicht was. Da frag ich zögernd: „Darf ich dich besuchen?“
„Meinst du das wirklich?“
„Aber ja! Welche Frage!“, entrüste ich mich, obwohl ich merke, wie ich herumscharwenzle.
„Dann komm“, sagt sie, „egal wann.“

Auf dem Weg zu ihr kaufe ich Veilchen. Je näher ich ihrer Tür komme, desto langsamer werden meine Schritte, dann bleib ich stehen. Ich betrachte die zarten Blumen in meiner Hand, drehe sie hin und her, soll ich sie wegwerfen und nach Hause gehen? Aber ein gegebenes Wort muss man halten.

Die Tür ist unverschlossen, ich gehe nach oben, räuspere mich.
„Komm nur rein, hab dich schon gehört.“
Sie trägt das Haar offen. Ich weiß nicht so recht, so wirkt es fast grau. Sie zeigt auf zwei altmodische Gläser. „Tokajer magst du doch?“
Ja, dann ... Wir kommen direkt zur Sache. Und wie auch nicht? Zweimal war sie verheiratet, und dazwischen hat sie auch nicht nur im Beichtstuhl gesessen.


Der Rausch ist vorbei, wir rauchen. Sie lässt nur ein Lämpchen brennen. Meine Eltern taten es in völliger Dunkelheit. Das hat mich erstaunt, weil Geräusch und Finsternis nicht zusammenpassen.
Ich studiere die Linien in ihrem Gesicht, beim ersten Mal hatte ich sie nicht wahrgenommen. Ganz fein, wie mit der Klinge gezogen, überziehen sie die Stirn, umsäumen die Augen und markieren Mund und Kinn. Sie dreht sich hinüber zum Nachttisch, um die Zigarette auszudrücken. Der Rücken ist ein bisschen rundlich geworden, aber sie ist ein netter Kerl. Und mit den Grübchen einmalig.

Ich kann sie wirklich gut leiden, aber ich hätte nicht herkommen sollen. „Ich hab Durst“, sage ich verlegen.
„In der Küche steht der Siphon. Bedien dich.“
„Möchtest du auch?“
„Nein, hab kein' Durst“, antwortet sie.
Das Wasser schäumt ins Glas, schmeckt aber nicht. Abgestanden, fad. Ich spüle mir nur den Mund und spucke es aus.
In der Tür zwischen Küche und Schlafzimmer bleibe ich stehen. „Ich lass dich jetzt in Ruhe schlafen ...“, sage ich zögerlich. Eine Sekunde schaut sie mich überrascht an – dann antwortet sie gedehnt, als ob sie furchtbar müde wäre: „Ach ja, das ist lieb. Bist ein Schatz.“
„Tja dann ...“, sage ich konfus, „schlaf schön.“ Ich will ihr einen flüchtigen Kuss geben, um meine Unbeholfenheit zu überspielen, doch als ich den ersten Schritt zu ihr mache, wehrt sie ab:
„Nein, nein, lass nur ...“
Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.

 
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Hallo @josefelipe,

ich lese deine Geschichte jetzt wohl vor allem, weil sie von dir ist, denn der Einstieg hat mich nicht mitgerissen, wegen des Stils, diesen ... na, knappen Sätzen, diesem Frei-von-der-Leber-weg-reden. Liegt nicht an der Umsetzung, sondern an meinem Geschmack, aber egal, los geht's.

... Ja und Gott sei Dank werde ich nicht enttäuscht, nur enttäuscht dich mein Kommentar vielleicht, weil ich nicht viel zu sagen habe, das ist nämlich eine dieser Geschichten, die keine Fragen offen lässt, außer die hier vielleicht:

meist haben sie ein oder zwei Plagen am Hals

Meinst du Blagen?

Und die hier noch:

Dabei haben sich unsere Gesichter genähert und streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen.

Streifen da die Gesichter die Haut des anderen? Ansonsten würde es vielleicht so funktionieren: "Dabei haben sich unsere Gesichter genähert, wir streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen."

Na, und vielleicht die hier noch:

wegen der misstrauigen Blicke

misstrauischen?

Große Träume in der Großstadt, und dazwischen, ganz klein, ein Mensch, der Akos, der seine große Sehnsucht für einen kleinen Moment zu stillen weiß im "kleinen Tod", la petite mort. Aber nur kurz, dann geht's zurück zu den Kartoffeln.

An einer Stelle hätte ich noch einen Vorschlag, den du gerne ausschlagen darfst:

„Ich hab Durst“, sage ich verlegen.
„In der Küche steht der Siphon. Bedien dich.“
„Möchtest du auch?“
„Nein, hab kein' Durst“, antwortet sie.

Ich fände es stärker, wenn der Dialog mit - "Nein", antwortet sie. - enden würde.

Ich könnte einige davon aufzählen, aber mein liebster Satz ist wohl der hier:

Der Rücken ist ein bisschen rundlich geworden, aber sie ist ein netter Kerl.

War mir ein Vergnügen, José, und die Einstiegsschwierigkeiten habe ich schon wieder vergessen.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hola @Manlio,

Dein letzter Satz zuerst:
Ein ganz reicher, lyrischer, an Beobachtungen reicher Text, habe ich mit viel Spaß gelesen!
Dieses Fazit hab ich auch mit viel Spaß gelesen, vielen Dank. Und Dank auch für Deine Gedanken zum Text.
Dann sollen sie mich am Arsch lecken, auch wenn es die Herren des „Gundel“ sind.
... es wirkt unnatürlich. Der Ákos ist ja wütend, gereizt, innerlich aufgewühlt - und dann im Nachsatz so eine würdevolle Formulierung ", auch wenn es". Das ist nicht stimmig, weil inhomogen.
Das sehe ich bisschen anders – ist „auch wenn es“ tatsächlich würdevoll? Ich wollte es so verstanden wissen, dass Ákos in seiner Wut dieses Angebot auch dem Kaiser von China gemacht hätte: ‚auch wenn es’ der K.v.Ch. wäre.
"Dann leckt mich am Arsch! "Gundel"! Wer ist das schon!
MMn wird er das nicht sagen, denn „Gundel“ ist schon wer für einen Provinzler, der ein Zeugnis dieses renommierten Hauses braucht.

Flachsen statt flaxen?
Gerne, danke (ich dachte an feixen).

„In der Küche steht der Siphon. Bedien dich.“
Hast du dir das mal laut vorgelesen und hat es dann immer noch für dich funktioniert?
Will mich nicht doof stellen, aber hier müsstest Du mir auf die Sprünge helfen. Sagt sie das zu unpersönlich? Die beiden sind Arbeitskollegen und haben zusammen geschlafen – was meinst Du, was oder wie hätte Grübchen antworten sollen?

Lieber Manlio, für Deinen Kommentar besten Dank nochmals. Wahrscheinlich werden meine Texte – altersbedingt – ruhiger und sanfter, bis sie dann ganz einschlafen. Ich werd’ die Sache im Auge behalten:susp:.

Beste Grüße!
José

 

Hola @Lani,

das ist ja fast Schmeichelei:
... ich lese deine Geschichte jetzt wohl vor allem, weil sie von dir ist, ...
Darauf bilde ich mir – trotz meiner schüchternen Art – etwas ein, danke!
... der Einstieg hat mich nicht mitgerissen, wegen des Stils, diesen ... na, knappen Sätzen, diesem Frei-von-der-Leber-weg-reden.
Verstehe. Aber Ákos ist Koch – die reden alle so. Und sie fluchen auf eine verabscheuungswerte Art und Weise. Einfach schlimm. Und sie saufen.
Fertig ist das Berufsbild.
... und Gott sei Dank werde ich nicht enttäuscht, ...
Das freut mich wirklich, weil ich eine für mich beinahe neue Richtung eingeschlagen habe – so mit viel Menschelei, wie man in eine komische Situation gerät, ohne eigenes Zutun, wie die Kugel im Flipper.
... nur enttäuscht dich mein Kommentar vielleicht, weil ich nicht viel zu sagen habe, das ist nämlich eine dieser Geschichten, die keine Fragen offen lässt, ...
Tja, das ist wohl ein Nachteil.

Meinst du Blagen?
Ach Gott – was hab ich denn geschrieben?

wegen der misstrauigen Blicke
misstrauischen?
Gott oh Gott – äußerst peinlich!

Dabei haben sich unsere Gesichter genähert und streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen.
Streifen da die Gesichter die Haut des anderen? Ansonsten würde es vielleicht so funktionieren: "Dabei haben sich unsere Gesichter genähert, wir streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen."
Stimmt. Hab’s geändert / gekürzt. Danke Dir.
Große Träume in der Großstadt, und dazwischen, ganz klein, ein Mensch, der Akos, der seine große Sehnsucht für einen kleinen Moment zu stillen weiß im "kleinen Tod", la petite mort.
Oder sind’s zwei Menschen (wenn man Grübchen mit dazu nimmt)? Oder gar noch mehr – mit der restlichen Million? Und wieso die Franzosen vom ‚kleinen Tod’ reden, ist mir rätselhaft – in der Einschätzung meines Vaters und Großvaters haben die doch die Liebe erfunden?! Wäre ‚le petit bonheur’ nicht mehr nach unserem Geschmack?

„Ich hab Durst“, sage ich verlegen.
„In der Küche steht der Siphon. Bedien dich.“
„Möchtest du auch?“
„Nein, hab kein' Durst“, antwortet sie.

Ich fände es stärker, wenn der Dialog mit - "Nein", antwortet sie. - enden würde.
Ich will Dir nicht widersprechen, aber warum sollte sie so schroff sein? Oder bereut sie schon das zweite Mal? Bei Frauen klickt’s ja schneller als bei Männern:schiel:.

War mir ein Vergnügen, José, ...
Und mir erst!
... und die Einstiegsschwierigkeiten habe ich schon wieder vergessen.
Welche – wie heißen die Dinger?

Liebe Lani, hab mich sehr gefreut über Deinen Komm
und wünsch Dir eine gute Zeit - bei welchem Wetter auch immer.

José

 

Hey José,

das ist eine sehr schöne Geschichte! Irgendwie erinnert sie mich vom Setting an Fallada, die kleinen Leute in ihren grauen Welten mit ihren Träumen vom nicht mehr grauen Alltag. Dieses Suchen und Stolpern und Weitermachen.

Den Anfang fand ich auch nicht so ganz glücklich, ich musste das erst mal alles auf die Reihe sortieren.

Dann sollen sie mich am Arsch lecken, auch wenn es die Herren des „Gundel“ sind. Lassen mich nach Budapest kommen, nur um mir zu sagen, dass sie mich (wegen Saisonende) in diesem Jahr nicht mehr gebrauchen können.
Zuerst habe ich gelesen, dass wegen Saisonende für ihn Schluss ist, weiß nicht warum, steht da ja nicht. Wahrscheinlich, weil am Saisonende immer für viele Schluss ist, da hat meine Erfahrung den Satz schneller interpretiert, als ich aufmerksam war. Deshalb würde ich das hier rausnehmen und in den nächsten packen.

Haben es aber eleganter ausgedrückt und mir für nächstes Jahr Hoffnung gemacht.
Haben mir aber für die nächste Saison Hoffnung gemacht.

Also muss ich die Wartezeit in dieser Galeere abarbeiten, auf keinen Fall geh ich zurück in die Provinz.
Ja, ich will ins „Gundel“ – unbedingt. Wenn ich von dieser auch in New York bekannten Adresse ein gutes Zeugnis bekäme, hätte ich eine echte Chance in Amerika.
Und die beiden Sätze würde ich tauschen. Weil da springst Du zur Galeere und dann zurück zum Gundel. (Und im nächsten Abschnitt wieder zur Galeere.)

Sie gibt mir die Hand und sagt: “Wenn dir mal ’n Messer im Bauch steckt“, dabei zeigt sie auf den Sanitätsschrank, „dann komm zu mir. Ich zieh’s wieder raus.“ Ihr Lächeln hat was, so was Spitzbübisches, kommt von den hübschen Grübchen. Sympathische Frau, muss ich sagen.
Mir war sie auch gleich sympathisch.

Sie haben die Fettfilter ausgebaut, in der Hoffnung, der Küchenmief würde besser abziehen. Aber nein – er bleibt.
Boah, da habe ich gleich einen Geruch in der Nase, den ich im Verlauf der Geschichte auch nicht mehr los werde.

Die Zigarette ist blöd, aber ich häng dran.
Schöne, kleine, feine Charakterisierung.

Aber die Zugänglichen will ich auch nicht, schlimmer noch: Vor denen habe ich Schiss.
Gefällt!

Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Bin total unzufrieden, immer müde, zu nichts Lust. ...
Diesen Abschnitt, vom brodelndem Leben in der Großstadt und die Enttäuschung, die Einsamkeit, die man gerade mit Millionen Menschen um einen herum spürt, das ist doch ein sehr zeitgemäßes Thema. Zumindest für Berlin. Heute will man ja nicht mehr nach Amerika, heute will man nach Berlin. Ein Jahr feiern, ein zweites, um zu begreifen, dass läuft alles nicht ganz so optimal, ein drittes für den letzten Versuch, um im vierten Jahr wieder abzuhauen. Irgendwie so stand das in einem Artikel, den ich mal gelesen habe. Weiß nicht, wie vertrauenswürdig der war, aber gefühlt läuft das so.

Komm ich nachts aus der Tretmühle, bin ich zu aufgedreht, um ‚nach Hause’ zu gehen. In diesem Zimmerchen kann man nur schlafen, mehr nicht. Meist lande ich, schon mit schwerer Schlagseite, in einer Tanzbar. Die gibt’s wie Sand am Meer; Bass, Gitarre, Schlagzeug, schwaches Licht, Knistern in der Luft.
Party als Gegenmittel. Funktioniert auch nur paar Stunden lang, um dann an einer Bushaltestelle wieder vom ganz großen zu träumen.

Ich fantasiere vom Waldorf Astoria, dessen Küchenchef ich am Ende meines Lebens sein möchte.

Wir durchqueren Hinterhöfe und ich bin froh, als sie eine vergitterte Tür aufschließt und mich die Treppen hochschiebt. Da hänge ich in einem harten Sessel und muss Tee trinken.
Nice!

Warum wird sie nicht deutlicher? Ich frage fast wie in Not: „Morgen ist Ruhetag. Haste was vor?“
„Ich werd’ viel schlafen, letzte Nacht war ziemlich kurz“, antwortet sie, „ aber wunderbar.“
Ich muss etwas sagen, weiß aber nicht was. Da frag ich zögernd: „Darf ich dich besuchen?“
„Meinst du das wirklich?“
Das ist auch schön. Also eigentlich ja total traurig, weil man spürt, dass Grübchen (wunderbar!) mehr der Ofen gegen die (emotionale) Kälte ist als Frau. Das kommt so unterschwellig daher, ich mag das.

Der Rausch ist vorbei, wir rauchen. ... Der Rücken ist ein bisschen rundlich geworden, aber sie ist ein netter Kerl. Und mit den Grübchen einmalig.
Ja, das ist sie.

„Ich lass dich jetzt in Ruhe schlafen ...“, sage ich zögerlich. Eine Sekunde schaut sie mich überrascht an – dann antwortet sie gedehnt, als ob sie furchtbar müde wäre: „Ach ja, das ist lieb. Bist ein Schatz.“
...
Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.
So traurig. Aber so läuft es wohl. Man sucht die Freiheit um an ihr zu scheitern.

Ja, wirklich guter Text. Hat mir gefallen.

Beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola José,

schöne Geschichte, ja, finde ich auch.
Wieder gelingt es dir, diesen feinen Melancholiefaden durch den gesamten Text zu spannen. Manchmal ist er so fein, dass man ihn nicht auf Anhieb erkennen kann, aber er ist stets da und bindet das Ganze zusammen. Der (hier etwas leisere) Joséhumor bildet dabei wie immer diesen dezenten Kontrast, der sich wunderbar einfügt und die Geschichte feinfühlig austariert erscheinen lässt.

Einzig der Anfang will auch mir nicht so recht gefallen. Ich konnte mich nicht gleich zurechtfinden und hätte mir gewünscht, wenn du anstatt mit Wut gleich mit Sehnsucht eingestiegen wärst, wenn du den Traum anstelle der Anklage stärker betont, wenn du diesen vorangestellt hättest - alles ein wenig weicher gezeichnet vielleicht.

Dann aber bin ich deinem Prota gerne gefolgt, seinem Sturm und Drang, seiner jugendlichen Zielstrebigkeit und Freiheitsliebe, seiner Wut und Autoaggression, die auch dein wunderbares "Grübchen" nicht brechen kann und vermutlich gar nicht will. Sie versteht ihn, desillusioniert wie sie ist. Fühlt sich vielleicht auch aus diesem Grund zu ihm hingezogen - vielleicht hat sie auch ein wenig Mitleid mit ihm. Vielleicht träumte sie auch einst von einer großen Karriere in Budapest oder einem Auftritt in der Carnegie Hall. Nun, sie hat ihre Erfahrungen in der großen Stadt gemacht, arbeitet zwar in der Galeere, aber immerhin hat sie Arbeit, und wenn auch keine Maria Callas aus ihr geworden ist, so hat sie mit ihrem Chor doch immerhin den ersten Platz gewonnen.

„Ach, Ákos, ihr Kerle seid so verrückt wie die Weiber. Ich kenn’ das. Wir wollen alle bisschen was vom Leben, aber man kann’s nicht erzwingen.“

Vielen Dank fürs Hochladen!


hell


Hola @hell,

Du treibst die Spannung ins Unerträgliche!

Komm schon, José, so lange musstest du dann noch nicht warten :).

 

Hallo @josefelipe,

wenn hell nicht will, mache eben ich schnell weiter hier unter deiner Geschichte, die mir richtig gut gefallen hat. Diese beiden verlorenen Seelen hast du schön beschrieben, sehr sympathisch alle beide.
Ich kann dir jetzt gar nicht viel reinmeckern in deine Geschichte. Mal sehen, ob ich wenigestens irgendwas finde.

Ha! Gleich am Anfang:

auch wenn es die Herren des Gundel sind
Mich persönlich stören diese Anführungszeichen immer im Lesefluss, wenn es nicht wirklich wörtliche Rede ist, ich finde kursiv dann immer geschmeidiger.
Aber ist natürlich wie immer Geschmackssache.

Wenn ich von dieser auch in New York bekannten Adresse ein gutes Zeugnis bekäme, hätte ich eine echte Chance in Amerika.
Den Satz finde ich ziemlich sperrig formuliert, ich denke, Ákos würde das anders sagen, vllt. so ähnlich: Gundel, die sind ja sogar in NY bekannt. Wenn die mir ein gutes Zeugnis geben, habe ich eine echte Chance ...

Deine Galeerenküche kann ich mir sehr gut vorstellen, da möchte ich auch nicht gerne arbeiten.

wir stürzen die großen Biere nur so in uns hinein.
Das glaube ich gerne!

Das sind keine leichten Mädchen, die arbeiten in allen erdenklichen Berufen, tanzen gern, lieben gern – aber natürlich wären sie nicht hier, wenn sie glücklich wären.
Das ist so schön melancholisch ...

Ich ziehe noch Zigaretten und stehe wackelig in der milden Nachtluft. Nach Hause schaff ich es nicht mehr, die Bank an der Haltestelle tut es zur Not auch. Mir wird sauübel.
Mir auch, ehrlich!

Wir durchqueren Hinterhöfe
Ich war irgendwann in Budapest und diese Höfe haben mich sehr fasziniert, aber wahrscheinlich die mit den blinkenden Geschäften, sicher gibt es auch ganz trostlose, schäbige.
und ich bin froh, als sie eine vergitterte Tür aufschließt und mich die Treppen hochschiebt. Da hänge ich in einem harten Sessel und muss Tee trinken. Ich bekomme einen bösen Husten, muss mich nochmals übergeben. Sie gibt mir ein Dragee, pult mich aus meinen Klamotten.
Wie 'ne Mutti! :herz:

Grübchen hat einen wunderbaren Busen, die Kartoffelschürze hatte ihn verborgen. … Es wird fantastisch, wir sind völlig übergeschnappt. Es ist so unglaublich, dass es mich ernüchtert.
Doch nicht wie 'ne Mutti … ;)

Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.
Hm, weiß auch nicht, passt wohl nicht wirklich ...

Ja, Mensch, das ist eine schöne Geschichte, kompakt und rund und gut geschrieben!

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
wünscht dir Raindog

 

Raindog schrieb:
wenn hell nicht will, mache eben ich schnell weiter hier unter deiner Geschichte
Und wie ich will ... äh ... wollte! Hab' doch auch :pah:!

 

Hey José,
das ist eine sehr schöne Geschichte!

Hola @Fliege, das ist ein sehr schöner Kommentar, besten Dank!
Deine Verbesserungsvorschläge leuchten mir ein und ich hatte mich gleich an die Umsetzung gemacht:
... dass sie mich (wegen Saisonende) in diesem Jahr nicht mehr gebrauchen können.
... weil am Saisonende immer für viele Schluss ist, da hat meine Erfahrung den Satz schneller interpretiert, als ich aufmerksam war. Deshalb würde ich das hier rausnehmen und in den nächsten packen.

Hast Recht, Saison ist nicht mehr.

... Und die beiden Sätze würde ich tauschen. Weil da springst Du zur Galeere und dann zurück zum Gundel. (Und im nächsten Abschnitt wieder zur Galeere.)

Hab ich gemacht, danke. So klar hab ich das nicht gesehen, obwohl ich da immer hängen geblieben bin.

... das ist doch ein sehr zeitgemäßes Thema. Zumindest für Berlin. Heute will man ja nicht mehr nach Amerika, heute will man nach Berlin.

Schlecht für Stuttgart:shy: und die Provinz, gut für Berlin. Mit Budapest läuft es ähnlich.

... Also eigentlich ja total traurig, weil man spürt, dass Grübchen (wunderbar!) mehr der Ofen gegen die (emotionale) Kälte ist als Frau. Das kommt so unterschwellig daher, ...

Liebe Fliege, mit dem Ofen triffst Du ins Herz! Das freut mich sehr, dass Du das so empfindest.

Und ein treffenderes Schlusswort konntest Du nicht finden:

So traurig. Aber so läuft es wohl.

Dem schließe ich mich an. Wir sind alle nur Statisten.


Doch Trübsal beiseite – einen frohen und schönen Sonntag wünsche ich Dir,
und nochmals besten Dank. Das waren sehr gute Tipps.

José

 

Hallo @josefelipe,

traurig aber schön ... trifft für mich bei deiner Geschichte ganz gut.
Zu mäkeln habe ich gar nichts, mir fiel nämlich nichts auf, zu gerührt war ich wahrscheinlich von dem was sich abspielt.

Sie spielt die harte Frau, wie oft ist es ihr wohl so ergangen? Und wieder geht einer ... wer ist schon frei von jeder Oberflächlichkeit, wohl du nicht und ich auch nicht.

Du hast hier, wie ich finde ein sehr schönes Bild der Gesellschaft gezeichnet. Vom Wollen und doch nicht können, weil was würden die Anderen denken, was würden sie sagen ... dabei hat er sie doch so gern, gibt sie ihm die Wärme, die Ruhe die ihm so fehlt.
Mütterlich ... na und wenn schon, sollte man nicht tun was glücklich macht?

So lässt auch er sich in eine Form pressen, in der eigentlich gar nicht passt ... wie so oft im Leben ...

Wunderschön ...

Liebe Grüße
Charly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Raindog

wenn hell nicht will, mache eben ich schnell weiter
Yeah, das nenn ich Entschlusskraft und -freudigkeit – glaube schon, dass Du im nicht anonymen Leben eine Führungsposition bekleidest.
Daher wohl auch der Spaß, bei anderen Fehler zu entdecken:

Mal sehen, ob ich wenigstens irgendwas finde.
Ha! Gleich am Anfang: ...

Allein dieses Ha! ist kennzeichnend für einen gewissen Charakter. Händereibend mit Genugtuung herumschreien: ‚Ha! Hab ich’s doch gewusst!!
... ich finde kursiv dann immer geschmeidiger.
Aber ist natürlich wie immer Geschmackssache.
Aber dann ist’s doch nur Geschmackssache, na ja.

Trotzdem vielen Dank, dass Du die vollmundige Ankündigung von @hell in die Tat umgesetzt hast. Ich mag kein Tamtam, wenn dann nichts folgt. Aber nun ja – wir haben zu arbeiten:

Wenn ich von dieser auch in New York bekannten Adresse ein gutes Zeugnis bekäme, hätte ich eine echte Chance in Amerika.
Den Satz finde ich ziemlich sperrig formuliert, ich denke, Ákos würde das anders sagen, vllt. so ähnlich: Gundel, die sind ja sogar in NY bekannt. Wenn die mir ein gutes Zeugnis geben, ...

Da hast Du so was von recht! Ich hab das flugs geändert.

Deine Galeerenküche kann ich mir sehr gut vorstellen, da möchte ich auch nicht gerne arbeiten.

Diese Pressluftschuppen gibt es tatsächlich, ich kenne einige, oft unter renommiertem Namen. Wo bleibt der Artenschutz für Köche? Lieber kümmert man sich um die Rohrdommel.

Ich war irgendwann in Budapest und diese Höfe haben mich sehr fasziniert, aber wahrscheinlich die mit den blinkenden Geschäften, sicher gibt es auch ganz trostlose, schäbige.
Ja, die gibt es auch, in Hülle und Fülle. Wenn nachts einer singend heimkehrt, wachen hundert Leute auf.

Wie 'ne Mutti!
Doch nicht wie 'ne Mutti …

Eher wie ’ne Frau?

Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.

Hm, weiß auch nicht, passt wohl nicht wirklich ...

Oh, das ist wirklich sehr sehr schade – und auch das erste Mal, dass ich nicht Deiner Meinung bin. Das verstimmt mich etwas. Aber Du lenkst schnell wieder ein:

Ja, Mensch, das ist eine schöne Geschichte, kompakt und rund und gut geschrieben!

Hättste doch gleich sagen können! Alles okay.

Liebe Raindog, es hat mich sehr gefreut, danke für`s Lesen und die guten Tipps. Das nächste Mal lobe ich Deine Geschichte > allerdings mit Vorbehalt:bib:.

Schöne Grüße und eine arbeitsreiche Woche:D!

José

PS: Grübchen und Ákos nennst Du:

Diese beiden verlorenen Seelen ...
Schöner und treffender kann man es nicht sagen, typisch Raindog.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @josefelipe,

Hab mich schnell eingearbeitet.

Dein Erzählton ist ziemlich flapsig. Das finde ich nicht schlecht. Gut ist, dass du es konstant auf einem Level hältst und deine Figur damit authentisch machst. Noch ein, zwei Gedanken zu Textstellen:

Dann sollen sie mich am Arsch lecken, auch wenn es die Herren des „Gundel“ sind.

Ich sehe es wie @Raindog. Um es von der wR abzugrenzen, wäre für mich kursiv gefälliger. Besonders weil der Satz ein Ausspruch ist. „Gundel“ musste ich nachschlagen. Weshalb für mich der Einstieg nicht so gelungen ist. Eine Szene in der miefigen Küche fände ich gut. Aber wir sind hier ja nicht bei Wünschdirwas. :shy:


Máté, Vencel, die Frauen, Ödön, Gyöngyi, Ákos – ganz schön viele Personen, von denen die meisten nicht mehr auftauchen.


Ich find’s bald selbst heraus. Sie haben die Fettfilter ausgebaut, in der Hoffnung, der Küchenmief würde besser abziehen. Aber nein – er bleibt.

Er arbeitet schon eine Weile da, hat sich bereits eingearbeitet, wie du vorher schreibst. Der Mief ist ab der ersten Sekunde da, er braucht nichts herausfinden. Das ist nicht ganz schlüssig.


Uns tränen die Augen und wir stürzen die großen Biere nur so in uns hinein.

Bier ist ein Neutrum. BierE sagt/schreibt man eigentlich nur, um z.B. verschiedene Sorten aufzuzählen. Aber im Singular klingt es schon schräg.


Nachmittags komme ich schniefend ans Licht der Welt.

Wolltest du damit eine Allegorie zur Geburt schreiben? Klingt ähnlich. Dann ginge auch „Nachmittags erblicke ich schniefend das Licht der Welt.“ „Ans Licht kommen“ hat so etwas Enthüllendes.


Nach Hause schaff ich es nicht mehr, die Bank an der Haltestelle tut es zur Not auch.

„zur Not“ könnte weg. Hast seine Lage ja schon ausgeführt.


Völlig im Tran schlurfe ich neben ihr her.

Ich weiß nicht warum, aber der Satzpunkt ist fett gedruckt. :susp:


Sie streicht mir übers Haar, nein, nicht wie meine Mutter. Die kannte das gar nicht.

Schöne Ellipse zu dem ersten Muttervergleich.


„Ich werd’ viel schlafen, letzte Nacht war ziemlich kurz“, antwortet sie, „ aber wunderbar.“

Überflüssiges Leerzeichen vor „aber“.


Ein atmosphärisch dichter Text ist dir da gelungen.
Sehr gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

kurzes Edit:
bei
„Nein, nein, lass nur...“
fehlt das Leerzeichen vor den Auslassungspunkten.

 

Hola @hell,

Komm schon, José, so lange musstest du dann noch nicht warten

Doch! Schon Xanthippus sagte: ‚Wie Jahre erschienen dem Wartenden die Stunden, wo er warten tat’. Aber @Raindog ist ja blitzschnell eingesprungen.

Es sind also keine irreparablen Schäden zu beklagen.

Liebe(r?) hell, da hast Du mir ja einen – für meine Ohren – wunderbaren Kommentar zukommen lassen, vielen Dank. Fühle mich sehr gut, wohl wissend, welch unerbittlich genauer Kritiker Du sein kannst.

Einzig der Anfang will auch mir nicht so recht gefallen. Ich konnte mich nicht gleich zurechtfinden und hätte mir gewünscht, wenn du anstatt mit Wut gleich mit Sehnsucht eingestiegen wärst, wenn du den Traum anstelle der Anklage stärker betont, wenn du diesen vorangestellt hättest - alles ein wenig weicher gezeichnet vielleicht.

Ja, das kann ich so nachempfinden. Ehrlich gesagt hab ich den deftigen Anfang nur gewählt, um so vielleicht den einen oder anderen Leser zu angeln – hier im Forum gelernt. Aber:
Wäre ich gleich mit Sehnsucht eingestiegen, würde der Text ev. bisschen weinerlich auf diesem Level bleiben und damit langweilig wirken – also bisschen Pep, muss ja nicht gleich das Arschelecken sein.

Jedenfalls freue ich mich, dass Du den Text so aufgenommen hast, wie er gemeint war. Zweimal ‚vielleicht’ hast Du benutzt – in meiner Interpretation hätten’s auch zehn sein können. Man weiß nie, was der nächste Tag bringt – und wie man selbst drauf ist.
Aber wir bleiben optimistisch!

Und schöne Grüße!

José

 

Hallo @Joséfelipe

glaube schon, dass Du im nicht anonymen Leben eine Führungsposition bekleidest.
Leider nur im anonymen Leben …
Allein dieses Ha! ist kennzeichnend für einen gewissen Charakter.
… und nur ein kleines, rechthaberisches Ha! hin und wieder ist meine einzige Freude … :shy:

Aber weshalb ich mich eigentlich nochmal melde: Ich glaube, hier hast du mich falsch verstanden (oder ich dich etwa?)

Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.
Hm, weiß auch nicht, passt wohl nicht wirklich ...
Oh, das ist wirklich sehr sehr schade – und auch das erste Mal, dass ich nicht Deiner Meinung bin. Das verstimmt mich etwas.
Und ich möchte dich nicht verstimmt zurücklassen:
Mein „passt wohl nicht wirklich“ bezieht sich nicht auf das Geschriebene, deinen letzten Satz, den ich sehr wohl passend und schön finde, sondern auf die Möglichkeit einer dauerhaften Beziehung zwischen den beiden. Ich habe da einfach so vor mich hin gequatscht.

Viele Grüße von Raindog

 

Hola @Charly1406,

na, das fängt ja gut an:

Zu mäkeln habe ich gar nichts, ...
Das ist wirklich sehr ärgerlich, müssen wir demnächst besser machen:shy:. Aber für dieses Mal bin ich zufrieden.

Du hast die Geschichte auf Deine ganz persönliche Art (ich weiß – wie denn sonst?) gelesen und interpretiert:

Du hast hier, wie ich finde ein sehr schönes Bild der Gesellschaft gezeichnet. Vom Wollen und doch nicht können, weil was würden die Anderen denken, was würden sie sagen ... dabei hat er sie doch so gern, gibt sie ihm die Wärme, die Ruhe die ihm so fehlt.
Mütterlich ... na und wenn schon, sollte man nicht tun was glücklich macht?

Meine Intention war eine Winzigkeit anders, doch auch ein Bild muss verschiedene Betrachtungsweisen gestatten – und somit zählt nur, was Du sagst:

traurig aber schön ...

Da danke ich sehr, und natürlich auch dafür, dass Du Deinen 100. Beitrag ganz speziell für mich aufgespart hast:lol:. Glückwunsch uns beiden! Übrigens: Wäre wirklich unendlich schade gewesen, wenn Dir die anfänglichen Schwierigkeiten die Lust am Forum vergällt hätten – es läuft doch wie geschmiert!

Beste Grüße!


Hola @Manlio,

Dein Standpunkt erschließt sich mir ohne Wenn und Aber. Alles paletti korrekt!
Und danke fürs Nachhaken!


Hola @Raindog,

… und nur ein kleines, rechthaberisches Ha! hin und wieder ist meine einzige Freude …
Also ährlisch, meine Liebe – als ich das las, bin ich fast zusammengebrochen. Tränen schossen mir in die Augen, ich bebte vor innerer Bewegtheit – mit einem Wort: Ich sehe diese junge schöne Frau mit wehendem Haar und knospenden Brüsten, und dann das! Nicht mehr hat sie in diesem Leben!
Bin fassungslos – und ich bin keine verdammte Glühbirne!

Doch es gibt Linderung:

... ich möchte dich nicht verstimmt zurücklassen ...
Das ist lieb.

Mein „passt wohl nicht wirklich“ bezieht sich nicht auf das Geschriebene, deinen letzten Satz, den ich sehr wohl passend und schön finde, sondern auf die Möglichkeit einer dauerhaften Beziehung
...

Welch Brocken da von meinem Herzen fällt! Muss aufpassen, keine Lawine auszulösen.

Aber jetzt passt es wirklich. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht;).

Liebe Raindog, bedankt und gegrüßt!

José

 

Hey @josefelipe noch mal,

das war mein 100 Beitrag? Hab ich gar nicht gesehen, steht das irgendwo? :)

Sorry, dass ich nicht so ganz deine Intention getroffen habe, doch du hast absolut Recht, ich glaube unter dem Strich zählt dann eher, wie der Leser das Gelesene für sich interpretiert, denn (normalerweise) wird der Autor es mir nicht erklären.
Ich lese die Kommentare auch wenn erst hinterher, denn ich machte am Anfang hier die Erfahrung, dass mich das beeinflusst und das sollte nicht sein.

Ist doch die Frage wie manche Dichter und Denker ihre Worte gemeint haben, ich erinnere mich an lange Diskussion zum Erlkönig in der Schule. Fragen können wir sie nicht, vielleicht würde Goethe sagen: "Mensch Leute, da hatte ich bloß zwei Weinchen zu viel ..."

Danke für deine wirklich nette Rückmeldung. :)

Liebe Grüße
Charly

 

Hola @wegen,

ich freue mich über Deinen Kommentar und danke Dir.
Höchst ärgerlich für Dich ist allerdings der Anfang

„Gundel“ musste ich nachschlagen. Weshalb für mich der Einstieg nicht so gelungen ist.
– und ich hab ihn so gelassen, obwohl völlig klar war, dass nicht jeder Leser das Gundel kennt. Hab so etwas schon bei anderen Texten gemacht, bekam aber immer Absolution, weil Unklarheiten schon im nächsten, spätestens im übernächsten Satz geklärt wurden – ohne dass jemand gugln musste. Aber jetzt ist es passiert. Ich schreib mir das hinter die Ohren und werde in Zukunft dieser Unsitte abschwören. Okay?

Eine Szene in der miefigen Küche fände ich gut. Aber wir sind hier ja nicht bei Wünschdirwas.
Ach, das kann man locker sehen; oft haben sich ja Textänderungswünsche fast wie von selbst erfüllt, wenn sie geäußert wurden, oder wenn noch einmal nachgehakt wurde:D.

Máté, Vencel, die Frauen, Ödön, Gyöngyi, Ákos – ganz schön viele Personen, von denen die meisten nicht mehr auftauchen.
Die Aufzählung ist nicht ganz vollständig, es wurden vergessen: die Küssenden und Angelnden auf den Donaustufen, die Frauen und Kellner in den Bars, die Herren des Gundel und der Kapitän des Donauvergnügungsdampfers – ach nein, den hatte ich vorher rausgenommen. Aber Ernst im Scherz: Natürlich hätte ich die Mannschaft namenlos lassen können, die Namen waren nur zur Einstimmung auf Ungarn gedacht. Im Übrigen meine ich, dass bei den zwei Protas keine Verwechslungsgefahr besteht – es geht ja wirklich bloß um die beiden.

Ich find’s bald selbst heraus. Sie haben die Fettfilter ausgebaut, in der Hoffnung, der Küchenmief würde besser abziehen. Aber nein – er bleibt.

wegen: schrieb:
Er arbeitet schon eine Weile da, hat sich bereits eingearbeitet, wie du vorher schreibst. Der Mief ist ab der ersten Sekunde da, er braucht nichts herausfinden. Das ist nicht ganz schlüssig.
Beschwerde stattgegeben. Nächster Punkt?

Bier ist ein Neutrum.
Nein, nein und abermals nein, meine liebe wegen – Bier ist wesentlich mehr als ein Neutrum! Es ist nicht nur in manchen Fällen elegant und weiblich, in anderen hammermäßig wie ein echter Kerl, sondern dazwischen und drumherum gibt es einen unermesslichen Kosmos mit allen Eigenschaften, die wir Menschen auch haben, doch darüber hinaus nochmals so viele Eigenschaften, die wir gerne hätten. Das erklärt auch seine Beliebtheit, da kommt der Wein nicht mit! Nur vom Bier kann man in einer Nacht einen ganzen Eimer saufen und seinen Charakter zehnmal verändern, kosmisch gesehen. Pardon.

Uns tränen die Augen und wir stürzen die großen Biere nur so in uns hinein.
BierE sagt/schreibt man eigentlich nur, um z.B. verschiedene Sorten aufzuzählen. Aber im Singular klingt es schon schräg.
Schräg wie Kochsprech, aber ich hab’s geändert.

Nachmittags komme ich schniefend ans Licht der Welt.
Wolltest du damit eine Allegorie zur Geburt schreiben?
Nee. Wie kommst Du darauf? Der ist doch schon geboren:shy:. Ach so – Allegorie! Muss gugln.
Dann ginge auch „Nachmittags erblicke ich schniefend das Licht der Welt.“
Gewiss, das ginge – wenn es sein müsste. Aber das Licht der Welt hat er schon bei seiner Geburt erblickt (vor ca. vierundzwanzig Jahren).

„Ans Licht kommen“ hat so etwas Enthüllendes.
Hat’s das? Zu enthüllen gibt’s eigentlich nichts, es ist lediglich so, dass er die Sphäre der üblen Schwaden und des Kunstlichts verlässt und wieder auf der Welt ist. Dachte ich so:sconf:.

... der Satzpunkt ist fett gedruckt.
Eijeijei!

Überflüssiges Leerzeichen vor „aber“.
Jessas!

... fehlt das Leerzeichen vor den Auslassungspunkten.
Schweinerei, verdammte! Das macht mir die ganze Geschichte kaputt. Werde den Lektor feuern, aber vorher verklagen. Was für ein Heini – keine Ahnung von nix, aber paar Tausend Euro abräumen.
Ich werde diese Fehler persönlich ausbessern! Und das tue ich gerne, schließlich sagt wegen:

Ein atmosphärisch dichter Text ist dir da gelungen.
Sehr gern gelesen.

Wie schön! Besten Dank und viele Grüße!

José

 

¡Hola @josefelipe!

Desillusionierte Figuren, die an nichts wirklich glauben, schon gar nicht an die Liebe. Die melancholische und doch leichte Innensicht eines Suchenden, die uns durch die Geschichte zieht. Ein abgeklärter Prot, der sich vom Strom der Stadt treiben lässt, dem das Leben so passiert und der das, was er erlebt, mit seinen Erfahrungen abgleicht. Hat mich ein wenig an Philippe Djian erinnert und den lese ich wirklich gerne.

Peace, linktofink

Mal ganz off-topic: Woher kommt deine Ungarn-Affinität?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej @josefelipe ,

als erstes hab ich das Gundel in Budapest gegugelt, was im Nachhinein ein Fehler war, denn dieses hochherrschaftliche Ambiente schwebte nun über allem, vor allem über Grübchen.
So war ich sehr bemüht, mich auf das zu beschränken, was du mir angeboten hast und das kostete zusätzlich Energie. Auch die diversen Vornamen, die in meinen Ohren nicht geläufig klingen, brauchen eine Zuordnung ... und ich bin schon im ersten Absatz schwer angespannt. Hinzu kommt die latente Aggressivität des Protagonisten und die Überlegung, ob mit Galeere tatsächlich ein Schiff gemeint ist ... schon fordernd das Ganze.

Die wollen dich einwickeln, suchen einen Blöden, meist haben sie ein oder zwei Blagen am Hals und hätten gerne einen Ernährer, weil ihr Kerl über alle Berge ist.

Cool, eins meiner Lieblingsthemen ... mal von der ... mittleren Sicht. ;)

Nachmittagen den Verliebten beim Küssen und alten Männern beim Angeln zuschauen – bis mal eine der Zugänglichen ihr Netz über mich wirft?

Muss er halt immer ein Taschenmesser dabei haben. ;)

Das sind keine leichten Mädchen, die arbeiten in allen erdenklichen Berufen, tanzen gern, lieben gern – aber natürlich wären sie nicht hier, wenn sie glücklich wären.

Dein Protagonist ist schon ziemlich abgeklärt und frustriert, nicht wahr? Und ich hoffe, es liegt daran, seinen Zielen, dem Gundel und Amerika weit entfernt zu sein und nicht wirklich an seinem Glauben, dass Frauen nicht auch aus Lust und purer Lebensfreude tanzen gehen können ... und mehr.

Ich sehe sie erst zum Feierabend, als sie die Schälmaschine saubermacht. „War viel los heute, oder?“
„Kann man sagen“, erwidert sie.
Warum wird sie nicht deutlicher? Ich frage fast wie in Not: „Morgen ist Ruhetag. Haste was vor?“
„Ich werd’ viel schlafen, letzte Nacht war ziemlich kurz“, antwortet sie, „aber wunderbar.“
Ich muss etwas sagen, weiß aber nicht was. Da frag ich zögernd: „Darf ich dich besuchen?“
„Meinst du das wirklich?“
„Aber ja! Welche Frage!“, entrüste ich mich, obwohl ich merke, wie ich herumscharwenzle.
„Dann komm“, sagt sie, „egal wann.“

Ein so schöner Dialog. Ich erkenne beide Charaktere ganz genau.


Ich betrachte die zarten Blumen in meiner Hand, drehe sie hin und her, soll ich sie wegwerfen und nach Hause gehen? Aber ein gegebenes Wort muss man halten.

Och, wie schade. Er ist nicht verliebt.

Meine Eltern taten es in völliger Dunkelheit. Das hat mich erstaunt, weil Geräusch und Finsternis nicht zusammenpassen.

Ach so? Muss ich mal drüber nachdenken.

Der Rücken ist ein bisschen rundlich geworden, aber sie ist ein netter Kerl. Und mit den Grübchen einmalig.

Aber der ist nicht seit der letzten Nacht rundlicher geworden, oder? Der war wohl genauso schon da, wie die Linien und das Grübchen.

In der Tür zwischen Küche und Schlafzimmer bleibe ich stehen. „Ich lass dich jetzt in Ruhe schlafen ...“, sage ich zögerlich. Eine Sekunde schaut sie mich überrascht an – dann antwortet sie gedehnt, als ob sie furchtbar müde wäre: „Ach ja, das ist lieb. Bist ein Schatz.“
„Tja dann ...“, sage ich konfus, „schlaf schön.“ Ich will ihr einen flüchtigen Kuss geben, um meine Unbeholfenheit zu überspielen, doch als ich den ersten Schritt zu ihr mache, wehrt sie ab:
„Nein, nein, lass nur ...“
Leise ziehe ich die Tür hinter mir zu und gehe fast auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, weiß auch nicht warum.

Hach herrje, das ist so traurig. Mit den Gefühlen und den Leidenschaften, mit dem Verstand, der Vernunft, dem Wünschen, der Hoffnung, den Erwartungen, der Enttäuschung ... mit allm.

Überrascht oder benommen reiße ich die Augen auf: Sie ist weg, und ich dachte

Und ich hab gar nicht mitgekriegt, dass er eine spezielle im Auge hatte. :hmm: Schade.

Egal, es ist ihre Entscheidung.
Nur die Notbeleuchtung brennt noch, die Musiker verstauen ihre Instrumente, die Kellner sammeln Gläser und Aschenbecher ein. Ich ziehe noch Zigaretten und stehe wackelig in der milden Nachtluft. Nach Hause schaff ich es nicht mehr, die Bank an der Haltestelle tut es auch. Mir wird sauübel. Ich fantasiere vom Waldorf Astoria, dessen Küchenchef ich am Ende meines Lebens sein möchte.

Ich weiß, dass du gefälliger erzählen kannst. Vermutlich hast du hiermit den Frust zum Ausdruck bringen wollen, in dem du kurz und knapp schilderst, was passiert.

Ich fantasiere vom Waldorf Astoria, dessen Küchenchef ich am Ende meines Lebens sein möchte.

Achje, ja, man sagt ja, der Mensch bräuchte Ziele. In diesem „Fall“ ist der Weg aber arg steinig und das Gemüt ungeduldig. Mir tut er leid.

„Kannst froh sein, dass ich noch so spät unterwegs bin“, sagt sie, „unser Chor hat den ersten Platz gemacht und wir konnten gar nicht genug feiern.“

Und gleich am Ende ihres Satzes dachte ich: Wie schade, mir hätte es gut gefallen, wenn Grübchen gefeiert hätte, obwohl sie letzte geworden sind, weil sie doch auch so ein ... kleines Schäfchen ist und ihr Weg auch nicht vergoldet zu sein scheint. :shy:

Da hänge ich in einem harten Sessel und muss Tee trinken. Ich bekomme einen bösen Husten, muss mich nochmals übergeben. Sie gibt mir ein Dragee, pult mich aus meinen Klamotten und schon liege ich im Bett. Ich rolle auf die Seite und spüre, wie sie mich zudeckt.

Ein Bild des Jammers.

Sie streicht mir übers Haar, nein, nicht wie meine Mutter. Die kannte das gar nicht.

Im Kummer denkt „mann“ gerne an Mutti.
Der letzte Satz fügt sich beschwerlich in mein Hirn, weil ich eine aktive Tat von ihr vor Augen hätte, nämlich das Übers-Haar-streichen, was es leicht zu kennen gilt, aber gemacht hat sie es wohl eher nicht.

Mit dem Kaffee im Leib fühle ich mich etwas besser, kann die Hand heben und ihre Schulter berühren. Diese Nähe tut mir gut, so möchte ich es immer haben.

Der Schatz, viel will er ja nicht.

So richte ich mich auf und massiere ihre Schultern mit beiden Händen ganz gleichmäßig, gerade so, wie ich mir das bei einem Masseur vorstelle.

Du zeichnest ihn geschickt. Er wirkt immer sympathisch und authentisch. Er will ne Frau und Koch sein, mehr nicht und mehr gibt er auch nicht vor zu sein.

Dieser zarte Rhythmus überkommt uns beide, auch sie legt ihre Hände um meinen Hals, knetet und streichelt. Dabei haben sich unsere Gesichter genähert und streifen die Haut des anderen mit halboffenen Lippen. Wir rücken näher, genießen die Wärme, werden hektisch. Grübchen hat einen wunderbaren Busen, die Kartoffelschürze hatte ihn verborgen.

Eine Liebesszene der anderen Art und herrlich natürlich und ganz bei dem Protagonisten, er wird und wird kein heißer Casanova.

Ich hebe die Hand, nicke ihr zu, aber wegen der misstrauischen Blicke der anderen Frauen verdrücke ich mich.

Hier wieder - er bleibt ganz er selbst mit all seinen Schwächen und Liebenswürdigkeiten.

José, wieder einmal hast du einen durch und durch authentischen Charakter innerhalb einer kleinen Welt gezeichnet. Und wie immer hätte ich ihm noch eine Weile folgen mögen, seine Versuche, seine Anstrengungen, sein Menscheln beobachten wollen ... was ja ein gutes Zeichen ist, nicht wahr?

Vielen Dank für diese Geschichte und ein freundlicher Gruß, Kanji

 

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