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Gott ist tot

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14.10.2016
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Gott ist tot

„Gott ist tot“ habe ich dir gesagt. Beziehungsweise, dass Nietzsche das gesagt hat, habe ich dir gesagt. Dass Gott gelebt haben müsste, um tot zu sein habe ich gesagt. Und du hast gesagt, dass das wohl eine Metapher für den Glauben und die Religion ist. Die Erinnerungen sind klar, ungefähr das einzige Klare hier. Nicht wie meine Gefühle für dich, diese ungebändigten Gezeiten aus Liebe und Hass, wenn ich dich sehe. Bei jeder kleinsten Begegnung, jedem noch so kleinen Seitenblick auf dich oder von dir, könnte ich kotzen vor Unklarheit, vor Verwirrung, vor Liebe, vor Hass. Hass auf dich, auf mich, auf uns, eigentlich auf alle.
„Es liegt nicht an dir“ hast du zu mir gesagt, als du mich allein hast stehen lassen. Woran es liegt, hast du mir aber nicht gesagt. Reden war nie so deins gewesen. Genau so, wie Nähe, gemeinsame Unternehmungen und alles Andere nie so deins waren. Mein Glauben ist tot. Mein Glauben an die Liebe, ob mit Nietzsche oder ohne.
Kotzen könnte ich, beziehungsweise will ich, könnte ich nicht, dafür habe ich zu lang nicht gegessen. Mein Körper ist genauso kaputt wie meine Gedanken. Eine leblose Hülle, gezeichnet von Appetitlosigkeit und Schlafmangel, am Leben gehalten von Kaffee und Amphetaminen. Nicht mehr wie früher, in den alten Zeiten mit dir. Nicht mehr muskulös und sportlich, sondern schwach und ausgezehrt. Nicht mehr fröhlich lächelnd, sondern völlig teilnahmslos. Nicht mehr begeistert oder interessiert, sondern notorisch gelangweilt mit abweisendem Blick. Von einem guten Fang zum Inbegriff eines menschlichen Wracks.
Halb 3 morgens, ich lese den Zettel meiner Schlaftabletten. Maximale Tagesdosis: 4 Tabletten. Nehmen wir 8… oder gleich 12. Ich sollte schlafen wie ein verdammter Stein, meinen Wecker verschlafen, in 2 Jahren erholt und ohne Gedanken an dich aufwachen. Irgendwie liege ich trotzdem wach, wach in meinem Bett. Verirrt, verwirrt und platt, wie eine überfahrene Flunder. Genauso zermatsch, hässlich und stinkend. Und allein. Irgendwann breche ich dann doch zusammen, schlafe ein. Träume wirre, verwirrende Dinge. Dinge, die den Schlaf zu einem qualvollen Marathon durch eine psychedelische Hölle, randvoll mit ins unendlich Abstrakte übersteigerten schlechten Erinnerungen und Gedanken, machen.
Wache auf, zerstörter als beim Einschlafen. Schleppe mich Richtung Bad. Sehe im Spiegel mein Gesicht, meine eingefallenen Wangen, meine rot-blau unterlaufenen Augen, meine Lippen, vom Lachen verlassen. Doch ich lache. Ich lache über die Silhouette meiner selbst. Ich lache über meine Gefühle für dich. Ich lache über dich. Ich lache über meine Trauer, meinen Hass, meine Liebe. Ich lache und gehe duschen.
Ich bin glücklich.

 

Das hier ist meine erste richtige Kurzgeschichte und sie ist relativ persönlich. Außerdem ist sie relativ spontan entstanden und hat wenig Nachbearbeitung erfahren. Ich hoffe sie gefällt euch.

 

Hallo NightRainbow,
Willkommen bei den Wortkriegern.
Was mir zunächst an deiner Geschichte sehr gefallen hat, war, dass ich jedenfalls keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler beim Lesen entdeckt habe. Das ist nicht selbstverständlich.

Die Sprache fand ich auch schön.

Leider hast du einen typischen Anfängerfehler gemacht: Man erfährt nur sehr wenig von deinem Protagonisten und von der Handlung. Du hast dir bestimmt etwas Wunderschönes ausgedacht, leider kann ich aber nicht in deinen Kopf reingucken und muss mich deshalb mit den vagen Anspielungen in deiner Kurzgeschichte, dass irgendetwas passiert sein könnte, begnügen :(

Ach ja. Bau auch unbedingt Absätze ein. Das macht den Text leserlicher.

Alles in allem rate ich dir: Lass dich nicht demotivieren. Schreibe weiter und trau dich auch, mehr Handlung einzubauen.

Liebe Grüße,
alexei

 

Hallo NightRainbow,

willkommen bei den Wortkriegern.

Außerdem ist sie relativ spontan entstanden und hat wenig Nachbearbeitung erfahren.

Das ist schade; und es ist schade, dass man ihr das anmerkt. Ich war kurz davor, sie in unser Korrektur-Center zu verschieben. Als Faustregel kannst du dir merken, dass du immer so weit wie möglich selbst korrekturlesen solltest, bevor du hier einen Text einstellst. Damit vermeidest du übrigens auch, dass alle nur deine Schreibfehler anmerken und inhaltliche Kommentare zu kurz kommen.

Hauptsächlich fehlen ungefähr ein Dutzend Kommas, da solltest du dringend noch mal drübergehen. Weitere Fehler:

Mein Körper ist genau so kaputt wie meine Gedanken.
genauso (ein Wort)

Genau so zermatsch, hässlich und stinkend.
Genauso zermatscht

Nehmen wir 8Leerschritt

Kein Fehler im engeren Sinne, aber stilistisch unschön sind die fehlenden Absätze, die alexei schon moniert hat. Außerdem sollte man Zahlen bevorzugt als Worte schreiben, erst recht, wenn es kleine Zahlen sind. Ein paar Wortwiederholungen hast du drin, die vielleicht nicht alle beabsichtigt sind, z.B.:
Träume wirre, verwirrende Dinge.

Inhaltlich: Die Beziehung des Nietzsche-Zitats zum restlichen Text erschließt sich mir nicht. Wenn z.B. der Erzähler seine missliche Lage zur Abwesenheit Gottes in Bezug setzen würde, ergäbe das einen Sinn. Aber so trägt bringt es m.E. nicht viel mehr zum Text bei, als dass es dir einen vermeintlich provokanten Titel und Einstieg verschafft. Wenn die Geschichte natürlich eine persönliche ist, mag es wohl sein, dass dieses Gespräch so stattgefunden hat und dem Erzähler sehr wichtig ist. Aber damit kann der Leser nichts anfangen, solange du ihm diese Bedeutung nicht sichtbar machst.

Kotzen könnte ich, beziehungsweise will ich, könnte ich nicht.
Der Satz ist unklar. Will bzw. kann er/sie nun oder nicht?

Allein und platt, wie eine überfahrene Flunder.
Dieses Bild ist schief. Um überfahren zu werden, müsste sich die Flunder ja auf die Straße verirrt haben. Platt ist sie auch so schon (okay, nach dem Überfahren ist sie "doppelt platt", falls du das ausdrücken wolltest). Und allein ist sie vermutlich, aber nicht mehr und nicht weniger als ein Blatt, das auf derselben Straße liegt; das ist also kein charakteristisches Merkmal von überfahrenen Flundern. Zermatscht, hässlich und stinkend ist sie allerdings schon.

Tut mir leid, wenn ich an deinem Erstling jetzt kein gutes Haar gelassen habe. Aber wenn ich mir deine Sprache anschaue, denke ich, dass du auch zu stärkeren Texten in der Lage bist.

Grüße vom Holg ...

 

danke an alexei und Holg für das Feedback.
Ich werde die Geschichte in den nächsten Tagen überarbeiten.

 

Hallo NightRainbow.

Einige Sachen als Anmerkung:

Deine erste "richtige Kurzgeschichte"? Sorry, das ist defintiv keine Kurzgeschichte. "Geschichten" zeichnen sich durch Handlungen, Personen, Darstellungen und mehr oder weniger logisch nachvollziehbare Einordnungen in Rahmensituationen aus. Das alles taucht in deinem Text nicht auf.

Außer einem Nitzsche-Zitat und der Tatsache, dass der Erzähler beschreibt, wie kaputt, fertig, erledigt, verbraucht, ausgebrannt, verbittert, enttäuscht, übermüdet, kränklich, erschöpft, usw. usw. usw. ist, erzählst du dem Leser eigentlich nicht viel. Der Grund dafür ist wohl scheinbar irgend eine Frauengeschichte.

Das reicht nicht! Wie soll ich mich in die Figur hineinversetzen, wenn du mir nix über sie erzählst? Richtig - gar nicht. Einfach nur den ausgewalzten Leidensweg des Erzählers darzulegen, ist allenfalls eine emotionale Beschreibung.

Das kryptische, widersprüchliche "Ende" trägt auch nicht gerade zum Verständnis dieses Textes bei. Falls du einen eher philosophischen Ansatz wählen wolltest, reicht es auch dafür nicht. Nitzsche zu zitieren und im Übrigen nur das kaputte Innenleben des Erzählers auszubreiten macht den Text ebensowenig "philosophisch" wie die Tagesweisheit aus einem Glückskeks beim Chinesen um die Ecke.

Holg hats erwähnt - ich bestätige es. Sehr "spontan" ist da noch ein regelrechter Euphemismus - oberflächlich und lieblos passt besser.
Autobiographische Bezüge hin oder her - der simple Einwand, dass es sich hier um etwas selbst Erlebtes handelt, verleiht dem Text keinen Unantastbarkeitsstatus, der ihn über Fehlerkritik und Aufzählung von Unzulänglichkeiten erhaben macht.
Und der Mangel an Nachbearbeitung trägt da mit Sicherheit nicht dazu bei, dass diese Geschichte "gefällt" - mich persönlich verärgert so etwas eher.

Und wo wir grad bei "Verärgern" sind, mal etwas Grundsätzliches:
Wenn sich Kritiker die Mühe machen, deine Werke (ausführlich) zu kommentieren, kannst du ruhig so höflich sein, etwas mehr als einen lapidaren Zweizeiler zu schreiben. Das zeugt nicht nur von fundamentalem Respekt, sondern sorgt auch dafür, dass wir uns hier überhaupt noch mit dir und deinen Werken auseinandersetzen.
Wer so antwortet, kriegt hier in aller Regel über kurz oder lang auch kein Feedback mehr - da kannst du "überarbeiten", soviel du willst!

In diesem Sinne ...

 

Auch an dich, Eisenmann, danke für das Feedback.

Retrospektiv muss ich euch dreien rechtgeben, dass ich wohl nicht genug Gedanken und Arbeit in diese "Geschichte" gesteckt habe. An Figurenverständlichkeit und Textkohärenz und Inhalt werde ich definitiv weiter arbeiten. Mir fällt es relativ schwer solche persönlichen Gedankengänge und Erlebnisse für andere verständlich darzulegen.
Der Kommentar zur mangelnden Bearbeitung und dem persönlichen Bezug sollte keinesfalls mangelnde Textqualität rechtfertigen.
Außerdem tut es mir Leid, dass ich dich, lieber Eisenmann, mit was auch immer so sehr verärgert habe, dass du einen so negativen Ton anstimmst.
Trotzdem vielen Dank an euch 3.

 

[...], mit was auch immer so sehr verärgert habe, dass du einen so negativen Ton anstimmst.

Ich denke, dass ich durchaus nachvollziehbar dargelegt habe, was mich verärgert hat - trotz deiner Formulierung "mit was auch immer", die offenbar implizieren soll, dass meine Verärgerung bzw. der "negative" Ton völlig unverständlich, aus der Luft gegriffen oder willkürlich ist.

Wie dem auch sei - gern geschehen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde nicht viel gut an dieser "Geschichte", außer das Ende. Ich sehe allein im letzten Satz einen Menschen, der auf dem Weg ist, sich in seinem Elend den besten Platz zu reservieren und diesen mit einem Lächeln zu feiern.
Das so eine Person in diesem Text beschrieben wird, sehe ich allerdings nicht, denn dann wäre die Aufzählung der misslichen Gefühlszustände und Schuldzuweisungen m.E. nicht in vorliegender Form gestaltet, sondern eher in einer selbstbezogeneren Art und Weise, eventuell mit der Reife eines Menschen, der weiß, das seine Mitmenschen nicht für sein eigenes, inneres und äußeres Elend verantwortlich sind.

Besten Gruß

Strand.

 

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