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Gott 2
Schlechte Nachricht Leute, Gott ist tot. Er starb beim Versuch die frischgewaschenen Gardinen in seiner Küche aufzuhängen. Man sollte mit nassen Hausschlappen nicht auf eine Leiter steigen. Ich hatte ihn eine Weile nicht mehr besucht und entdeckte seine verwesende Leiche, als ich mir etwas Mehl borgen wollte. Er müffelte etwas. Wie peinlich. Er lag direkt neben dem Mülleimer auf den kalten Fließen, was die Fliegen verwirrte. Sie wussten nicht, ob sie sich lieber auf ihn, oder den Biomüll stürzen sollten. Mit einem Taschentuch vor dem Gesicht zerrte ich ihn hinaus in den Garten und verscharrte ihn unter seinen Lieblingsbaum. Hey, wozu waren gute Nachbarn (ich) da? Zwischen seinen Pornoheften (ich wollte sie in „Sicherheit“ bringen, damit im Nachhinein sein sauberes Image nicht versaut wurde) fand ich überraschenderweise ein Testament.
Lieber Sam,
im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen... ach scheiß drauf!
Du warst immer mein bester Freund. Auch der einzige. Ich weiß nicht warum ich so unbeliebt war. All die Wünsche die ich zu erfüllen hatte. Ich konnte doch nicht jeden im Lotto gewinnen lassen. Falls ich sterbe, übernimm bitte Du meinen Job. Als Hilfe habe ich all mein Wissen in eine Zauberkugel gepackt. Du musst nur eine Frage stellen und sie schütteln. Sie befindet sich in meinem Tresor hinter dem Gemälde von meiner Ex-Frau auf dem Klo. Die Kombination ist: 666.
Und kümmere Dich bitte um Jesus. Er wird auf seine alten Tage etwas schrullig der Bengeln. Das Mehl, das Du wolltest befindet sich links im Küchenschrank. Den Rasenmäher den Du vor 32 Jahren ausgeliehen hast, kannst du behalten. Vergiss nicht, Dich gut um die Erde zu kümmern, um das Universum auch, aber vor allem um die Erde. Die Menschen sind ja so dumm. Das kommt davon wenn man etwas nach seinem Abbild erschafft.
Ich will ja keinen unnötigen Druck aufbauen oder so, aber jetzt hängt alles von dir ab. Und vergiss nicht meine Blumen zu gießen.
In Liebe, Dein Nachbar Gott
Eine Träne schlich meine Wange hinunter. Mit einem Finger wischte ich sie ab und leckte daran – salzig, wie ich vermutet hatte.
Gott war wirklich allwissend. Sogar bevor er starb und ich nicht mal angefangen hatte den Kuchen zu backen, wusste er, dass ich kommen und mir Mehl borgen würde. Vielleicht lag es daran, dass ich mir seit über 30 Jahren Mehl von ihm borgte. Auf täglicher Basis. Und Eier. Und Zucker. Salz auch. Lebensmittel generell. Klamotten immer. DVDs manchmal. Den Rasenmäher nur einmal. Ok, ziemlich lange, aber dafür gehörte er jetzt mir.
Armer Gott. Aus seinem Garten pflückte ich ein paar Blumen und stellte sie ihm aufs Grab. Vergissmeinnicht. Was sollte ich nur ohne ihn tun, er fehlte mir so sehr. Ich entschloss seinem letzten Willen zu entsprechen und mich um die Welt zu kümmern. Wenn danach noch etwas Zeit blieb, vielleicht auch um das Universum.
Auf dem Klo fand ich das Gemälde. Aber erst mal musste ich durchlüften, der Allmächtige hatte nach seinem letzten Geschäft vergessen das Fenster zu öffnen. Puh, war bestimmt ein ganz fieser Bierschiss. Mein Blick wanderte über das Gemälde von seiner Alten. Sie war nicht gerade eine Mona-Lisa. Egal, ich öffnete meine Hose und...
*ZENSIERT*
...die Zahlenkombination 666 knackte den Tresor wie erwartet und da schlummerte sie friedlich in ihrer Höhle wie ein Bär der Winterschlaf hielt: Die Zauberkugel.
Ich fragte: Was soll ich jetzt tun ohne Gott? Und schüttelte die Kugel. Als Antwort erschien in gelben Neonbuchstaben: Kümmere Dich um die Erde und um Jesus, aber backe erst den Kuchen!
Der Kuchen war schnell gebacken und noch schneller gegessen. Lecker. Die Erde kam später an die Reihe, nur keine Hektik.
Ich fragte die Kugel: Wer hat J. F. K erschossen? Antwort: Oswald und..
Verdammt! Abgestürzt. Ich drückte den Reset-Knopf und bootete die Kugel neu.
Nächste Frage: Was passierte damals wirklich in Area51? Sind tatsächlich Außerirdische abgestürzt? Antwort: Um auf diese Frage explizit zu antworten, müssen erst mal einige grundlegende metaphysische, physische, biologische und chemische Details erläutert werden. Die Politik und Philosophie der.. blabla.. sowie der.. blabla..
Ich drückte wieder auf den Reset-Knopf. Wenn es das Ding mit Sprachausgabe gibt, zieh ich mir den Scheiß vielleicht mal irgendwann rein.
Nächste Frage: Existiert Gott? Antwort: Er ist tot Du Idiot! Du hast ihn vorhin erst im Garten vergraben, schon vergessen?
Die Kugel war so schlau..
Let´s rock! Aus Gottes Garage holte ich seine lange Leiter und stieg zur Erde hinab. Als erstes beschloss ich den Weltfrieden herzustellen. Die Kugel riet mir Georg Bush den alten Kriegstreiber einfach nett zu fragen, ob er die Kriege nicht beenden wollte. Georg, fragte ich, willst Du nicht einfach die Kriege beenden? Bringt doch nichts. Ok, sagte Georg. Ein verdammt feiner Zug von ihm wie ich fand. Der Mann war nicht so schlecht wie sein Ruf. Gleich darauf empfahl mir die Kugel bei Osama das Gleiche zu probieren. Osama, fragte ich ganz vorsichtig, könntest du eventuell wenn es dir in den Kram passt damit aufhören Flugzeuge in Wolkenkratzer zu jagen? Er versprach mir darüber nachzudenken und auch seinen Bart zu rasieren. Mein Argument, dass die Weiber eher auf rasiert abfahren zog zwar nicht (er war konservativ, typisch Bombenleger), aber die Sache mit der Hygiene hat ihn glaub überzeugt. Wer wollte schon einen Flohteppich im Gesicht haben?
Als nächstes musste ich die Kinder in der 3ten Welt retten. Wie kann ich sie retten liebe Kugel? Gib ihnen zu essen und zu trinken. Verdammt war die Kugel schlau. Aus Gottes Vorratskammer der unendlich vorhandenen Lebensmittel besorgte ich mir ganz viel Mehl und alles was man für guten Marmorkuchen braucht. Jesus war so nett und verteilte den ganzen Kuchen gerecht unter den Hungernden. Er hatte darin Erfahrung und es war gut, wenn er mal wieder unter die Leute kam. Den Jungen musste man auf Trab halten, sonst machte er nur Dummheiten. Um die Menschen vor dem Verdursten zu retten, öffnete ich einfach den Zapfhahn aus Gottes unendlichem Bierfass und ließ es auf die Menschheit regnen. Boah haben die sich vielleicht gefreut. Die Statistik der Alkoholtoten explodierte danach zwar sprunghaft, aber ich konnte nicht an alles denken. Das war vermutlich so ne Ying-Yang Sache. Oder Karma. Ach was weiß ich!
Gottes Job war leichter als ich dachte. Leider konnte ich ihn nur für einen Tag ausüben, denn am nächsten Tag ist mir ein Missgeschick passiert. Es war mein Bowlingtag und ich hatte meine Bowlingkugel verlegt. Also nahm ich die Zauberkugel und hoffte, dass es damit auch gehen würde. Aber schon beim ersten Wurf, zerdepperte die Kugel in Millionen von Splittern und es hatte sich ausgezaubert. Naja die Menschheit würde schon für sich alleine sorgen können, ich machte mir da keinen Stress. Es war Glück im Unglück, denn ich konnte die Splitter noch für ein paar Euro bei ebay verkaufen. Haha manche Leute kaufen auch echt alles. Lucy Fair hieß die dumme Kuh glaub.
Manchmal hänge ich der alten Zeiten willen bei Gott herum und mache Telefonseelsorge. Falls Ihnen mal langweilig ist, rufen Sie an: 0160/XXXXXXXX. Vielleicht gehe ich ran. Aber bitte nur nachts, da habe ich meine kreative Phase. Ganz oft sind die Leute dann überrascht wenn ich ihnen die Sache mit seinem Tod erzähle. Vor allem seine Jünger. Thomas konnten es kaum glauben. Und Petrus hatte beinahe einen Nervenzusammenbruch. Aber soll er sich wo anders ausheulen, ist doch nicht mein Problem.
Mal sehen ob Gottes Abo für den Pornokanal noch gültig ist. Sein Breitbildfernseher ist wirklich klasse. Muss mal Jesus fragen, ob er mir hilft ihn in meine Bude zu tragen. Gott braucht ihn ja jetzt nicht mehr. Aber zuerst hänge ich mir das Bild von seiner Alten über mein Bett und spiele Mütze-Glatze. Hm, fast hätte ich vergessen die Blumen zu gießen. Oh, vertrocknet.
Sam, 2005