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Goo

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10.09.2016
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Goo

Leute, die Eike nicht kannten, erzählten sich in der Regel drei Dinge über ihn: Erstens, dass er gut aussah, zweitens ein Langweiler war und drittens seltsam. An das Erste glaubte Eike nicht; die Kombination aus Zweitens und Drittens schien ihm unlogisch. Niemand konnte zugleich seltsam und langweilig sein.

Eike hatte ein Geheimnis und er hatte etwas, dass er das Orakel nannte – das war der Ort zwischen Gaumen, Zäpfchen und Zunge. In der verschwiegenen Zeit hatte Eike viele Entscheidungen treffen müssen. Die Versuchung, seiner Mutter alles zu erzählen, hatte ihn gequält. Das Orakel half, indem es ihm Entscheidungen abnahm. Er konnte ihm jede Frage stellen: sollte er es ihr sagen? Ja oder Nein? Zwischen Zungenballen und Gaumen baute sich Druck auf. Das war seine Art zu antworteten.

Eikes Geheimnis hing mit der Grundschulzeit zusammen und einem Spiel namens Kabelsalat und natürlich mit dem stotternden, stinkenden Tobi, seinem Mitschüler. Dabei war alles nur ein Versehen. Aber wer hätte das geglaubt?
Im Wald war das passiert und abends. Da hatten sie ihn hingelockt und Kabelsalat mit ihm gespielt. Denn niemand mochte den Tobi – selbst Eike nicht. Hinter einem Baum hatte er gestanden und beobachtet, wie seine Mitschüler ihm eine Augenbinde anlegten. Da dachte der sich wahrscheinlich noch, das wäre jetzt zum Spaß, weil er eben der Neue wäre. Dann zogen sie ihm die Plastiktüte über den Kopf und sagten, dass sie ihm den P. abschneiden, wenn er petzen geht. Und der heulte so sehr, und Eikes Herz hätte ihn fast verraten.
Als sie mit dem fertig waren und der weinend in den Ästen hing – mit all den Schnüren und der Plastiktüte –, da kam Eike hinterm Baum vor. Er wollte ihm helfen, zog an den Strippen, aber der ungeschickte Tobi stolperte und fiel. Es knackte und der schrie, wie nie einer geschrien hatte, und schüttelte seinen Kopf unter der Tüte und zappelte und Eike rannte.

Die Schuldigen wurden aufgespürt und bekamen, was Eike glaubte, verdient zu haben – auch wenn das Orakel etwas anderes meinte. Er konnte nicht mehr schlafen. Zumindest nicht mehr gut. Wenn er seine Tränen mit der Zungenspitze leckte, wusste er, dass er von nun an einer von den Bösen war. Mama fragte, was mit ihm sei, aber er konnte sie nicht ansehen. Er wollte nicht, dass sie ihn hasste. Einige Wochen weinte Eike scheinbar sinnlos, bis sie zu einer Ärztin gingen. Der Eiki weint nur noch, der war immer glücklich, der lacht nicht mehr.
Es dauerte nicht lange, bis Eike für intelligent und sonderbar genug befunden wurde, um auf eine spezielle Schule zu wechseln. In der zwölften Klasse, kurz vor seinem Abschluss, kam er mit einem Mädchen namens Goo zusammen, die in der Neunten war, fünfzehn, und rauchte.

*​

Sib badete in der Milch; nicht, weil es gut für die Haut war. Es war wie Kaffee trinken für andere, machte wach und glücklich. Sie kaufte einhundert Liter mit der Kreditkarte ihres Vaters, erhitzte alles in drei Wasserkochern und prüfte mit einem Thermometer, ob die Temperatur 40,5 Grad betrug; alles andere machte sie dösig und das mochte sie nicht. Sie lag im Bad bis die Milch kalt war und ihre Finger schrumpelig und dann duschte sie heiß.

Eiki fehlte ihr manchmal. Sonst eigentlich nichts. Sie würde nie arbeiten müssen und also hatte sie Zeit für andere Dinge im Leben. Es war nicht gerecht, aber schön. Sie lag auf dem Bett in weißer Unterwäsche und dachte daran, wie es wäre, endlich einen Penis zu besitzen. Gegen alles würde sie pinkeln: Litfaßsäulen, Zäune, leere Dosen, Urinale. Die Möglichkeiten waren unbegrenzt und sie konnte es nicht erwarten; dabei hatte sie noch gar keine Entscheidung getroffen. Weiße Unterwäsche würde sie nicht aufgeben. Sie wollte besonnen sein und auf eine Weisung warten.
Sib hatte auch ein Geheimnis, das kannte außer ihr nur Eike. Das Geheimnis war eine ältere Frau mit rotem Lippenstift, blassen Wangen und kurzen Locken. Sie war selbstbewusst, elegant, ein richtiges Mannequin. Sie nannte Sib bei ihrem vollen Namen und gab ihr Ratschläge, wenn Sib sie darum bat. Das Schöne war, dass Sib die Frau mit dem Lippenstift nie besuchen musste. Sie konnte ihre Fragen einfach in sich drin stellen und bekam direkt eine Antwort. Da nämlich saß die Frau – in Anzughose, die Beine überschlagen in einem gepolsterten Sessel mit schwarzgrünem Lederüberzug und lächelte wissend. Sie nannte Sib Sibylle und Sib nannte sie Gott.

Bevor Sib an die neue Schule kam, fanden Leute sie merkwürdig. Es war ihr wie ein Wunder vorgekommen, dass Eike sie gemocht hatte. Scheinbar wollte niemand – außer alten Männern in Kneipen – über Geschlechtsumwandlungen reden und viele fragten sich offenbar ungern, ob sie sich in ihrem Leben wohlfühlten. Ihre Eltern schoben Sibs Ideen auf Flausen in ihrem Kopf. Das war nicht grundsätzlich falsch, nur dass es eben keine Flausen waren. Seit Sib neun war, und Gott ihr zum ersten Mal erschienen, hatte sie Sib versprochen, dass sie einmal ein Mann sein werde.

*​

Die Kippe glomm und knisterte. Goo nahm einen tiefen Zug und wischte sich Träne und Mascara von der Wange. Warum musste alles immer nach Eike gehen. Dieser scheiß Eike. Und diese noch beschissenere Sib.
Eine Frau im Pelz klackerte an ihr vorbei. Goo schloss die Augen, sog ihren Duft ein. Sie liebte den Duft reicher Frauen. Das hatte etwas von Blumen und feuchtem Gras. Es machte sie glücklich. Eine wie Sib würde das nie verstehen. Geld hatte eben doch einen Geruch, aber den rochen nur Arme. Für solche Frauen war Goo ein blinder Fleck. Selbst wenn sie sich ihnen zum Essen angeboten, sich bis auf die Knochen hätte ausschlürfen lassen, es wäre nie mehr als eine flüchtige Erinnerung von ihr geblieben. Goo hustete, warf die Kippe weg.

Die Hände in den Manteltaschen lief sie durch die Straße. Vielleicht sollte sie eine Ausbildung machen. Sagten eh alle. Andererseits, was wussten die? Goo mochte Eike und der sie eventuell auch. Hätte sie die Sache bloß nicht erzählt. Wie lange wäre das gut gegangen? Ein Zettel in der Herztasche – mit Zitronenschrift; und die Tischtennisplatte erst.
Nach dem Training hatten sie und der Neue ein bisschen gespielt und der hatte den Ball geschmettert und ihn aufgehoben und dabei ihren Bauch gestreift; sie hatte ihn genommen und das T-Shirt weg; und dann hatten sie es auf der Tischtennisplatte gemacht; und natürlich ging die Platte kaputt und stand seitdem wie ein Mahnmal im Raum.

Alte Männer machten ihr Offerten, als erinnerte Goo sie an jemand. Wenn sie einen an der Imbissbude fragte, der hatte vielleicht einen Golf. Der konnte sie in der Gegend herumfahren – auch wenn heute kein Regen war. Wieder musste sie weinen. Scheißkerl. Der hatte sie einfach rausgeschmissen – auf halbem Weg zu McDonald’s –, sie könne jetzt ja wieder demonstrieren gehen, freitags mit den Freundinnen.
Zwei Jahre noch bis zum Führerschein. Vielleicht sollte sie einfach sterben.

*​

Ich will, dass du weißt, wie es mit ihm war. Ich glaub, er heißt Jacob. Sein Schweiß riecht männlich, und er hat hübsche, schwarze Haare auf den Armen. Ich hab ihn ausgezogen und er hat meine Hände genommen und mich auf die Tischtennisplatte gedrückt. Ich hab mich gegen nichts gewehrt. Meine Wangen waren knallrot, weil er so süß war. Er hat es gemacht und jetzt kannst du es für immer vergessen. Es hat ein bisschen weh getan, aber ich bin froh, dass er es gemacht hat und nicht du. Donnerstag seh ich ihn wieder, und ich hoffe, du weißt, was wir dann tun.

Goo faltete das Papier in der Mitte, nahm die Zigarette aus dem Mund, bohrte sie hindurch. Es qualmte. Alles machte sie nur kaputt. Immer kaputtmachen. Sie nahm die Zigarette auf die Zunge. Es zischte. Goo spuckte die Zigarette aus, fühlte das Brennen, die Strafe, spuckte noch einmal. Der Brief blieb liegen. Goo ging.

*​

Mit dem Fernseher fing er an, und der Playstation. Er riss die Kabel, den Fernseher mit, und trat in die Mattscheibe. Weil es nicht reichte, nahm er den Fernseher und schleuderte ihn gegen die Wand. Er riss den Tisch hoch, den Stuhl, nahm ihn, schleuderte ihn aus dem Fenster; knüllte und zerriss Papiere; schmiss Stifte um sich, nahm einen, zermalte ihn auf dem Boden. Eike atmete schneller.
Nicht die dümmste Kuh der Schule hatte er ficken können. Nicht einmal das.

*​

Und es regnete doch. Goo hustete und hielt sich an einem Baum fest. Die Kippe leuchtete. Sie ließ sich fallen, die feuchten Haare ins Gesicht, nahm die Kippe wieder auf. Gegen die Rinde; Goo atmete Wölkchen aus und weinte.

*​

Sib nickte mit geschlossenen Augen, während ihre Fingerspitzen die Stelle berührten, an der es fehlte. Durchs Fenster hörte sie die Tropfen trotz Musik. Sie strich über den Hügel.

Ein Stein flog durchs Zimmer und noch einer. Sib setzte die Kopfhörer ab, ging zum Fenster. Eike sah aus wie ein nasser Pudel; sie musste lachen, das Blut pochte.
Mach auf!
Sib nickte, warf ein Handtuch runter.
Seine Augen waren rot, als hätte er geweint. Sib hob die Bettdecke, Eike öffnete seinen Gürtel und zog die Hose aus. Dann stieg er zu ihr. Er sagte nichts. Sie nahm seinen nassen Kopf, drückte ihn an sich. Er zog sein T-Shirt aus und sie kraulte seinen Rücken. Er seufzte, schien zu weinen.
Eine Weile lagen sie da, er hatte die Augen geschlossen. Seine Hand berührte die Stelle, obwohl sie schon einmal darüber gesprochen hatten. Es fühlte sich ja nicht schlecht an. Sib starrte auf die Fotowand; Eike, sie im Arm und eine Flasche Moët. Seine Finger kreisten. Das Handy vibrierte. Irgendwann hörte es auf, vibrierte aber gleich wieder. Sib tippte gegen Eikes Schulter; wie ein Fötus lag er neben ihr. Sie schob seine Hand beiseite, stieg aus dem Bett, fischte sein Handy aus der Hose. Goo, sagte sie. Eike reagierte nicht. Goohoo! Na dann halt nicht. Ich bau einen.

Wir schreiben ihr, sagte Eike. Er tippte; Sib zog, hielt den Rauch, bließ gegen den Bildschirm.
Ich hab so eine Vermutung, dass sie im Wald ist. Hab ihr mal erzählt, dass einem dort alles Böse vergeben wird.
Aber du wolltest nicht mehr hin.
Ich mach eine Ausnahme, sagte Eike.
Sie sagt, wir sollten es lassen.
Ist mir egal, was sie sagt.
Aber sie ist Gott, Eike!
Nicht meiner.

*​

Sie glaubte, Stimmen zu hören, nahm einen Zug. Goo! Warum war diese Sib mit dabei? Sie hielt seine Hand. Etwas stimmte nicht. Hey Goo! Eike hockte sich neben sie und Sib neben Eike. Sie konnte seine Wärme spüren, wollte ihn an sich, alles vergessen.
Schön hier, so kalt und nass, sagte Eike lustig.
Sie schwiegen.
Du willst, dass ich dir vergebe?
Goo nickte.
Dann bin ich also dein Gott?
Goo nickte.
Sollen ja unbarmherzig sein, diese Götter. Aber nicht ich. Ich vergeb dir.
Etwas fiel von Goo ab.
Aus der Dunkelheit löste sich ein Schatten, griff nach Eike, zog ihn an sich. Sib presste ihre Lippen auf seine, drückte ihn auf den Waldboden. Es roch nach Blumen. Goo schloss die Augen; Tränen kamen. Sie hörte alles mit, hinter verschlossenen Augen, nahm eine Kippe, gab sich Feuer, zog.

 

Hallo @Carlo Zwei,
interessante Charaktere und toll geschrieben!
Die Geschichte als solche habe ich leider nicht ganz verstanden. Da ist die Sache mit Tobi, Sib, die von einer Geschlechtsumwandlung träumt und Goo, die nicht weiß, wohin mit sich, durch die Gegend zieht und mit schmierigen Männern schläft. Das reicht für einen Roman! Ich finde, du solltest die Story vertiefen und tatsächlich einen draus machen. :)
Für eine Kurzgeschichte gehst du (für mich) zu intensiv auf die Charaktere ein und dann passiert zu wenig.
Eine Zeitlang habe ich gedacht, Sib und Goo wären ein und dieselbe Person, und das Ende verstehe ich nicht so ganz. Ich habe es so gelesen, dass sie beide in Eike verliebt sind, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe etwas Wichtiges überlesen und Schwierigkeiten, das mit dem Rest zu verknüpfen.
Weil die Figuren so komplex sind, wirkt vieles (die Geschlechtsumwandlung, bzw. der Wunsch danach, Tobis Tod, Goos Männergeschichten) zwar hoch interessant, aber am Ende fügt es sich für mich nicht zu einer Einheit zusammen. Das liegt, denke ich, daran, dass die Handlung neben den Figuren her zu laufen scheint, d.h., das, was passiert, hat wenig mit deren Eigenarten zu tun.
Bei drei so vielschichtigen Figuren ist es schwer, ihre Persönlichkeiten so weit zu entfalten und in einer Handlung unterzubringen, dass sie in eine Kurzgeschichte passen. Das hätte mehr Platz gebraucht und eine Handlung, in der all diese Dinge eine Rolle spielen. Oder zumindest die meisten. So wirkt es zu überladen auf mich und ich finde den roten Faden nicht oder habe ihn einfach nicht kapiert.

Also wie gesagt, mach 'nen Roman draus, denn die Figuren sind toll und machen mich neugierig!

Fehler habe ich keine entdeckt, du schreibst auf hohem Niveau und transportierst Stimmung. Wenn du kein größeres Projekt daraus machen willst, würde ich mich aber nur auf eine der Figuren konzentrieren und die noch weiter ausbauen.

Trotzdem gerne gelesen.

Es dauerte nicht lange, bis Eike für intelligent und sonderbar genug befunden wurde, um auf eine spezielle Schule zu wechseln
Der Anfang klingt sehr professionell, aber ab hier wurden mir die Details zu viel und es hätte für meinen Geschmack szenischer werden müssen.

Geld hatte eben doch einen Geruch, aber den rochen nur Arme.
Da bin ich mir nicht so sicher ...

Liebe Grüße,
Chai

 

Ich nochmal. Sind die drei vielleicht sogar ein und dieselbe Person? Ich komme darauf, weil du anfangs von drei Dingen sprichst. Gutaussehend (Goo?), seltsam (Sib?) und langweilig (Eike.) Das macht das Ganze sogar noch interessanter, hätte mMn aber trotzdem mehr Platz gebraucht.

 
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„Ob schon des Höchsten Hand die ganze Welt versehen /
daß nicht es drinn gebricht / doch sol noch in der Welt
gebohren werden der / der allen wohl gefält /
und eh der lebend wird / wird wohl die Welt vergehen.“
Sibylla Schwarz (1638 +), „Wer kan jederman gefallen“​

Eike hatte ein Geheimnis und er hatte etwas, das[…] er das Orakel nannte – das war der Ort zwischen Gaumen, Zäpfchen und Zunge. In der verschwiegenen Zeit ...
[...]
Da nämlich saß die Frau – in Anzughose, die Beine überschlagen in einem gepolsterten Sessel mit schwarzgrünem Lederüberzug und lächelte wissend. Sie nannte Sib Sibylle und Sib nannte sie Gott.

Ich weiß nun nicht,

lieber Carlo,

ob Du den Namen bewusst oder eher zufällig gewählt hast, ich meine Sibylle, „die Prophetin“ und das in einem sehr verschlüsselten, m. E. gelungenen Stück „Jugendliteratur“ von der ersten erinnerten, bitteren und sicherlich lange noch nachwirkenden Gewalttat, dem „Kabelsalat“, die Gewissensbisse auslöst und doch ein Geheimnis bleibt, bis zu den mutmaßlich ersten warmen Gefühlen zum anderen Geschlecht jenseits der eigenen Sippschaft.

Flusenlese (nicht zu vergessen im Eingangszitat!)

Sie lag auf dem Bett, in weißer Unterwäsche und dachte daran, wie…
Warum das erste Komma? Weg mit ihm!
Scheinbar wollte niemand – außer alten Männern in Kneipen – über Geschlechtsumwandlungen reden und [v]iele fragten sich offenbar ungern, ob sie sich in ihrem Leben eigentlich wohlfühlten.

Ihre Eltern schoben Sibs Ideen auf Flusen in ihrem Kopf.
Da fehlt was – wahrscheinlich ein zurück, und hier
Die Hände in den Manteltaschen lief sie die Straße.
vemutlich auch, wenn auch keineswegs ein zurück

Alte Männer machten ihr Offerten, als erinnere Goo sie an jemand.
Konjunktiv ist okay, aber besser II

Wir schreiben ihr, sagte Eike. Er tippte; Sib zog, hielt den Rauch, blie gegen den Bildschirm.

So, jetzt grübel ich ein bisschen ...

bis bald

Friedel

 
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"Tischtennis, ist doch nur Tischtennis"
(jimmysalaryman - Dahin, wo es weh tut)
Das kam mir in den Sinn, @Carlo Zwei, weil der melancholische Sound sich etwas ähnelt.

Die Lebensfäden eines Mitläufers, einer Tussi im goldenen Käfig und einem sich selbst hassenden Punk verknüpfen sich zu einem Kabelsalat. Melange a trois, würd ich sagen, wären die drei schon etwas älter. :D
Aber hier handelt es sich wohl eher um ein Coming-Age-Drama, dass vor allem durch schwankende Gefühlswelten (an sich selber scheiternder Jugendlicher) besticht. Klasse geschrieben, ich kann mich in die drei Charaktere sehr gut einfühlen. Allerdings folgte ich nicht immer ganz der Storyline, denn für mich knüpfst du die drei Charakter-Fäden leicht verwirrend zusammen: Eike kommt traumabedingt an die neue (Sonder-)Schule und trifft dort Goo - Schnitt - es geht weiter mit Sib, der Eiki manchmal fehlt und erst in der Rückblende kommt Sib an die Schule, wo sich Eiki als einziger für ihr Transgender-Anliegen interessiert. Jetzt zeichnest du Goo als no future girl, dass sich selber hasst und für ein bisschen Glück sich selbst aufgeben - sich bis auf die Knochen ausschlürfen lassen - würde.
Allerdings trieb sie es mit einem Neuling auf der Tischtennisplatte - Tischtennis, ist doch nur Tischtennis - und drückt es Eike aufs Aug. Hier fehlt mir der Link, das Motiv. Ist Sib zu diesem Zeitpunkt bereits mit Eike zusammen? Aber wann spielt dann der Abschnitt, wo Sib badet und resumiert, dass ihr Eike manchmal fehlt? Ich bin verwirrt ...

Na jedenfalls mit der trotzigen Beichte in Briefform verliert sie Eike, der daraufhin ausrastet und damit gewinnt Sib. Die reiche Sib, die sich alles nimmt - weil sie's kann. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dass mit dem Penis erst mal sein lässt, denn es fühlt sich ja auch so gut an - mit Eiki. Und damit das auch klar ist, wird gleich noch mal vor Goo gevögelt und das legt dann Goo's Schalter komplett um. Wehe wer ihr ab jetzt in die Quere kommt.

Fazit: Die Erzählung hat Fahrt und der Sound stimmt, einzelne Passagen haben mich verwirrt, aber die Stimmung kam gut rüber.

Einziger Stolperer: "Flusen im Kopf" kenn ich nur als "Flausen im Kopf", aber nach Wörterbuch und Sprichwortverzeichnis geht beides.

Liebe Grüsse
dot

 

Liebe @Chai ,

danke für deinen Kommentar, für dein Lob und deine kritischen Anmerkungen. Die Geschichte entwickelt sich auf jeden Fall langsam und in den Figurenbeschreibungen. Zuerst wird jede Figur vorgestellt, dann werden alle zusammen gezeigt. Vom Aufbau ist das Verhältnis von Handlung und Expositionen umgedreht. Die Exposition überwiegt. Mit 'Expositionen' meine ich die ersten drei durch Sternchen getrennten Abschnitte, in denen die Figuren umfangreich vorgestellt werden. Ich finde daran interessant, dass die Handlung zugunsten des Psychogramms in den Hintergrund tritt und das Ergebnis auf die Psyche der Figuren zurück verweist. Das Prinzip ist nicht neu, aber trotzdem ungewohnt. Wie eine seltsame Schacheröffnung. Es geht zuerst um Eike, der so etwas wie der Antagonist von Goo ist (Sib ist das sprichwörtliche Zünglein an der Waage). Dann um Sib und mit Goo leitet es von der Exposition zur Handlung über. Idee war es, das mithilfe eines Personalen Erzählers immer aus der Perspektive einer anderen Figur zu bringen, mit einem Schwerpunkt auf Goo.
Die Handlung ab Goos Expositon ist recht klassisch: Goo hat wenig Perspektive, aber mit Eike jemanden gefunden, der etwas Besonderes in ihr Leben bringt – er ist älter, hat ein Auto und ist irgendwie ungewöhnlich, wirkt auf seine berechnende Weise charismatisch. Goo betrügt Eike spontan, woraufhin der sie abschießt. Frustriert und gekränkt darüber, abserviert worden zu sein, will sie ihm einen Brief schreiben und ihm die Affäre unter die Nase reiben. Sie merkt, dass sie alles nur immer schlimmer macht, bestraft sich selbst und lässt den Brief zu Hause. Sie geht in den Wald (ein Ort der Vergebung, wie Eike ihr erzählt hat). Es regnet, sie ist allein, es ist nass und kalt. Eike und Sib suchen sie auf, Eike verzeiht ihr – Goo bekommt, was sie will. Doch dann machen Eike und Sib in ihrer Anwesenheit miteinander rum, demütigen sie. Goo schließt sich ab.
In einer früheren Version habe ich Sib und Eike mehr Text und Fokus zugestanden. In späteren Versionen habe ich bei Sib und Eike gestrichen und Goo u. a. mit der letzten Szene betont. Wie du schon sagst, ist der Text sehr dicht. Es gibt zum Beispiel das Motiv des Religiösen, das ins Shizophrene oder zumindest Zwanghafte ragt.

Goo, die nicht weiß, wohin mit sich, durch die Gegend zieht und mit schmierigen Männern schläft

hmm, das ist wohl etwas anders rübergekommen. Sie hatte mit dem Tennis-Neuling ihr erstes Mal. Hatte das im Brief versucht anzudeuten. Das mit den Männern und dem Golf hört sich verdächtig nach deiner Vermutung an, das stimmt.

Das reicht für einen Roman! Ich finde, du solltest die Story vertiefen und tatsächlich einen draus machen. :)

Das wäre eine schöne Sache. Gerade nicht die Zeit für so etwas Gewaltiges. Ich habe schon mehrere Anläufe gemacht, aber bisher ist es immer gescheitert bzw. noch unfertig. Ich hoffe, dass ich es irgendwann hinbekomme.

Eine Zeitlang habe ich gedacht, Sib und Goo wären ein und dieselbe Person

Vielleicht wegen des Übergangs zwischen Eike und Sib. Aber abgegrenzt sind sie. Sowohl strukturell als auch durch ihre verschiedenen Storys. Sib ist reich und mit der Schule fertig – obwohl nicht klar ist, ob sie vorzeitig abgebrochen hat oder ob sie durchgezogen hat. Auf Geld ist sie nicht angewiesen. Goo (hält sich für) arm und hat wenig Perspektive, sie beneidet reiche Frauen.

dass sie beide in Eike verliebt sind

Ja, schon. Ich wollte Eike als Charismatiker zeigen, der trotzdem irgendwie Probleme damit hat, zum Schuss zu kommen. Er ist manipulativ und macht auf Goo und Sib Eindruck.

würde ich mich aber nur auf eine der Figuren konzentrieren und die noch weiter ausbauen

Das wäre so oder so auf jeden Fall interessant. Auch im Sinn, das vom Umfang her zu dehnen. Andererseits frage ich mich halt, ob das angesprochene Verhältnis von Exposition und Handlung nicht auch so funktionieren kann.

Sind die drei vielleicht sogar ein und dieselbe Person?

Sehr interessante Vermutung. Ich habe es nicht so angelegt und diese Lesart auch noch nicht ausprobiert. Werde ich dank deiner Anregung jetzt aber nochmal.

liebe Chai, vielen Dank, dass du dir die Zeit für den Text genommen hast. Auch wenn ich nicht auf jeden Punkt eingegangen bin, habe ich alles gelesen, nehme das auf und schau, wie das meinen Blick auf den Text verändert.

Liebe Grüße und bis bald
Carlo

 

Moin, moin @Carlo Zwei ,

bevor ich auch diese Geschichte verpasse zu kommentieren, denn bei der zauberhaften Friedhofsvariante kann ich jetzt nur noch zur Empfehlung gratulieren, versuche ich jetzt die Mittagspause zu nutzen.
Ich finde die Typen echt super, ja, wirklich sehr extrem, aber sehr glaubhaft beschrieben. Und irgendwie muss ich Chai rechtgeben, das reicht bestimmt für mehr Text, ich möchte mehr wissen. Auch wenn ich keinerlei Ahnung von Trauma-Entwicklung und -Auswirkung habe, es fühlt sich sehr glaubhaft an, man möchte die Kids in den Arm nehmen und helfen ...

Ich hab jetzt beim zweiten lesen mal die Stellen zitiert, wo mir was durch den Kopf ging:

Leute, die Eike nicht kannten, erzählten sich in der Regel drei Dinge über ihn: Erstens, dass er gut aussah, zweitens ein Langweiler war und drittens seltsam.
Was für ein toller Einstiegssatz, und der erste Prot ist schon mal sehr interessant.

Niemand konnte zugleich seltsam und langweilig sein.
oh doch, das geht eindeutig!

Dabei war alles nur ein Versehen.
Hier stutze ich, was war das "Versehen" - das er dabei war, das er nicht einschritt oder das er dann bei der "Rettung" irgendwas verursachte?

Und der hat so geheult, und Eikes Herz hätte ihn fast verraten.
ja, ich kan mir den kleinen Kerl gut vorstellen, total überfordert ...

der weinend in den Ästen hing
hier hab ich ein Bild, das der Junge in den Baum hinauf gezogen wurde, er hängt ja

ungeschickte Tobi stolperte und fiel.
aber hier muss er ja am Erdboden sein?

Zumindest nicht mehr gut. Wenn er seine Tränen mit der Zungenspitze leckte, wusste er, dass er von nun an einer von den Bösen war.
Das finde ich auch prima gemacht, ich sehe ihn unter seiner Bettdecke, armer Kerl

Einige Wochen weinte Eike scheinbar sinnlos, bis sie zu einer Ärztin gingen. Der Eiki weint nur noch, der war immer glücklich, der lacht nicht mehr.
Es ist bestimmt richtig so, aber ich bin beide Male gestolpert, Wahrscheinlich ist mir der Perspektivwechsel einfach zu schnell, vielleicht eine Angabe, wer das sagt?

Sie kaufte einhundert Liter mit der Kreditkarte ihres Vaters, erhitzte alles in drei Wasserkochern und prüfte mit einem Thermometer, ob die Temperatur 40,5 Grad betrug; alles andere machte sie dösig und das mochte sie nicht.
Herrlich, ich mag Deine Ideen total, was für ein Herzchen

Es war nicht gerecht, aber schön.
Ist sie wirklich so reflektierend? Irgendwie nehme ich Ihr die Formulierung nicht ab ...

viele fragten sich offenbar ungern, ob sie sich in ihrem Leben eigentlich wohlfühlten.
Das "offenbar" als Relativierung finde ich hier sehr passend, aber das "eigentlich" ist mir dann zu viel, natürlich rein subjektiv

Seit Sib neun war, und Gott ihr zum ersten Mal erschienen, hatte sie Sib versprochen, dass sie einmal ein Mann sein werde.
Keine Ahnung, wie oft ich den Satz gelesen habe, aber irgendwie stehe ich immer auf dem Schlauch. Vielelicht ist es einfach die Vertauschung der Geschlechter, den "Gott" ist hier ja weiblich. Aber ich glaube, ich hake immer wieder an der Idee, wer wem verspricht, das sich etwas ändert. Denn in meiner Vorstellung, kann "Gott" es nur fordern oder erbitten, aber die Handlungsfähigkeit liegt bei Sib.

Die Hände in den Manteltaschen lief sie die Straße.
Das fehlende "entlang" oder "hinauf/hinunter" hat schon irgendwer vermisst.

Ein Zettel in der Herztasche – mit Zitronenschrift; und die Tischtennisplatte.
okay, das kapiere ich jetzt wirklich nicht, ich behalte mal die Kommentare im Auge, vielleicht fällt ja dann der Groschen.

sie hatte ihn genommen und das T-Shirt weg;
ich kann der Handlung folgen, aber was nimmt sie hier?

Wenn sie einen an der Imbissbude fragte, der hatte vielleicht einen Golf. Der konnte sie in der Gegend herumfahren – auch wenn heute kein Regen war. Wieder musste sie weinen. Scheißkerl. Der hatte sie einfach rausgeschmissen – auf halbem Weg zu McDonald’s –, sie könne jetzt ja wieder demonstrieren gehen, freitags mit den Freundinnen.
Du hast in der Antwort an @Chai gesagt, das die Vermutung hinsichtlich des Sex mit schmierigen Männern nur eine Vermutung sei. Aber was macht sie denn nun in dem Golf? Die Anspielung auf die Freitags-Demos lässt mich grinsen, schöner Kontrast

Der Brief blieb liegen. Goo ging.
Sie ist doch irgendwo auf der Straße, oder? Und sie hat den Brief?
Wieso tickt dann Eike aus? Was habe ich überlesen?

schmiss Stifte um sich, nahm einen, zermalte ihn auf dem Boden.
ich sehe gerade ein Loch in einer Gipswand vor meinem inneren Auge, es geht nichts über pubertierende Jugendliche.
Nur noch zu meiner Logik, ich fühle mich gerade wie die supergenaue @bernadette , sorry. Er schmeißt die Stifte durch die Gegend, dann hebt er einen auf und malt auf dem Fußboden. Oder zertritt, zermalmt er einen mit dem Fuß?

Ein Stein flog durchs Zimmer und noch einer.
ich finde Verniedlichungen auch doof, aber es sind doch hoffentlich Steinchen oder kleine Steine

Sib tippte gegen Eikes Schulter; wie ein Fötus lag er neben ihr. Sie schob seine Hand beiseite, stieg aus dem Bett,
Sorry, wenn ich soviel Kleinkram rauspicke, aber das mache ich wirklich nur, weil ich die Geschichte, die Typen so interessant finde.
Also er hat seine Hand auf ihrem Schamhügel, liegt aber in Fötushaltung. Da verliere ich mein Bild, Föushaltung ist sehr geschlossen, auch die Hände sind normalerweise gebunden.

Aber sie ist Gott, Eike!
Nicht meiner.
Okay, nach dem vierten Anlauf habe ich es kapiert, bin wohl einfach zu langsam. Aber vielleicht wäre hier nochmal ein kurzer Ansatz, wer spricht, oder einfach nur der Name Sybille hilfreich, schau halt, ob ich die einzige Langsam-Merkerin bin

An dieser Stelle begann ihre Radikalisierung. Hier gab es nichts mehr, das sie hielt.
Oh, bei Radikalisierung denke ich an potentielle Attentäter. Interessanter Gedanke, ja, so könnte es starten. Ich empfinde das als eine tollen Schluss, er lässt alles offen, aber ich kann der armen Goo folgen. Interessante Wendung, so ganz am Schluss.

Also, ich empfinde die Geschichte als sehr interessant, die Typen sind extrem schräg, aber durchaus glaubhaft. Und ich mag Deine Sprache unheimlich gerne, also Dankeschön.
Beste Wünsche
witch

 

Hallo @Carlo Zwei ,
Ich muss ehrlich sagen, ich finde deine Geschichte ein bisschen antiklimatisch. Eike's Vergangenheit war einfach überwältigend. Das war zumindest für mich ein heftiger Einstieg und alles was danach kam, war zwar echt gut, aber nicht so stark wie der Anfang.
Mit dem Schlusssatz bin ich auch nicht ganz zufrieden. Das war ein ziemlicher Stilbruch vom emotionalen erleben der Gedankenwelt hin zur distanzierten Aussage. Es wirkt, als konntest du dich bis zu diesem Zeitpunkt noch mit Goo identifizieren, aber dann willst du nichts mehr mit ihr zu tun haben. Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn du tatsächlich ihre Gedanken in diesem Moment statt ihrer Zukunft erzählst. Etwas in die Richtung "Jetzt war Schluss. Jetzt würde sie niemanden an sich ran lassen. Jetzt wird sich ihr niemand mehr in den Weg stellen."

zweitens ein Langweiler war und drittens seltsam. An das Erste glaubte Eike nicht; die Kombination aus Zweitens und Drittens schien ihm unlogisch. Niemand konnte zugleich seltsam und langweilig sein.
Ich dachte mir noch bevor ich es in deinen Worten gelesen habe, dass langweilig und seltsam eine skurrile Kombination ist. Schön, dass wir anscheinend den gleichen Gedanken hatten.
Eikes Geheimnis hing mit der Grundschulzeit zusammen und einem Spiel namens Kabelsalat und natürlich mit dem stotternden, stinkenden Tobi, seinem Mitschüler.
Wenn ich Schuldgefühle hätte, weil ich mich für den Tod eines Menschen verantwortlich fühlte, dann würde ich kaum im nachhinein über ihn ablästern. Höchstens in sehr abgeschwächter Form mit Wörtern wie "Eigentlich" oder "ein bisschen". Meinst du nicht?
Außerdem würde ich das Anhängsel am Schluss weg lassen
Er wollte ihm helfen, zog an den Strippen, aber der ungeschickte Tobi stolperte und fiel.
Das klingt, als würde er die ganze Schuld auf Tobi schieben (Wäre er nur nicht so ungeschickt gewesen). Das mag vielleicht auch so gewesen sein, aber würde Eike so denken, dann wäre der Rest der Geschichte gar nicht passiert.
Einige Wochen weinte Eike scheinbar sinnlos, bis sie zu einer Ärztin gingen. Der Eiki weint nur noch, der war immer glücklich, der lacht nicht mehr.
Warum stellst du wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen? Nicht nur hier, sonder im ganzen Text.
In der zwölften Klasse, kurz vor seinem Abschluss, kam er mit einem Mädchen namens Goo zusammen, die in der Neunten war, fünfzehn, und rauchte.
Den Satz würde ich etwas später einbauen, sonst hast du im letzten Satz des Abschnitts noch einen massiven Zeitsprung. Eventuell nur eine persönliche Vorliebe, aber ich fände es ein bisschen eleganter.
Sie würde nie arbeiten müssen und also hatte sie Zeit für andere Dinge im Leben. sie könne jetzt ja wieder demonstrieren gehen, freitags mit den Freundinnen.
Zwei Jahre noch bis zum Führerschein.
Eine sehr schöne Art zu zeigen, wie wenig Lust sie auf Fridays for Future hat.

Ich hatte in letzter Zeit wenig Zeit für Wortkrieger. Jetzt wieder rein geschaut und sofort so eine tolle Geschichte gelesen. Hat mir wirklich Spaß gemacht. Wie gesagt Eikes Vergangenheit hat mich besonders berührt.

Man sieht sich,
Träumerle

 

Lieber @Friedrichard ,

ich hoffe, ich sage dir oft genug, dass ich deine Kommentare schätze. Dieser divergente Blick, stößt bei mir eigentlich immer etwas an.

„Wer kan jederman gefallen“

Ein wirklich sehr schönes Gedicht, das du rausgesucht hast. Diese Sibylla kannte ich nicht.

ob Du den Namen bewusst oder eher zufällig gewählt hast

Die Namen Eike und Sibylle sind mehr zufällig gewählt – wenn man so will. Jeden Namen würde ich trotzdem nicht nehmen. Das wäre mal eine Sache, die gut für einen Thread hier im Forum taugen würde: Namensgebung fiktiver Gestalten.
Goo ist nach Raymond Pettibon’s 'Sir Drone' bzw. nach dem Song und Album von Sonic Youth benannt. Beim Schreiben habe ich Blonde Redhead gehört, bei denen es für mich eine geistige Verwandtschaft zu Sonic Youth gibt. 


sehr verschlüsselten, m. E. gelungenen Stück „Jugendliteratur“

Dafür vielen Dank
:gelb:


bis zu den mutmaßlich ersten warmen Gefühlen

So hatte ich mir das gedacht. Aber Chai und greenwitch haben zurecht auf die Männer von der Imbisbude (Goos Abschnitt) hingewiesen. Da gibt es auf jeden Fall noch was zu klären ...

Warum das erste Komma? Weg mit ihm!

haha
:lol:
"Weg mit ihm!"
Danke

Da fehlt was – wahrscheinlich ein zurück, und hier

Das hat ja greenwitch auch gemeint. Ich habe es jetzt geändert, weil's mir den Stolperstein nicht wert ist. Trotzdem habe ich das bewusst geschrieben: "Sie lief die Straße." Ist das nicht innerhalb poetischer Toleranzgrenzen? Immerhin ist der Akkusativ (?) gegeben. 


Konjunktiv ist okay, aber besser II

Hab ich gemacht, zuerst noch ein bisschen gefremdelt, aber jetzt gefällt es mir gut.

Danke nochmal, Friedl. Bin immer sehr froh über und neugierig auf deine Kommentare.

Liebe Grüße
Carlo


-----------

Hey @dotslash ,

ich hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Danke für deine wertvollen Anmerkungen und das angenehme Lob. Wertvoll ist der Kommentar für mich deshalb, weil du mir (wie auch @Chai und später Greenwitch und Träumerle) zeigst, an welchen Stellen ich etwas umbauen muss, damit die Dinge klarer werden – ohne das etwas bloß Angedeutetes dabei völlig auserzählt wird.

jimmysalaryman - Dahin, wo es weh tut

diese Geschichte von Jimmy geht hier um wie ein Gespenst. Ich würde sie ja gerne mal lesen, aber ich glaube, es gibt sie hier nicht mehr; habe sie gesucht, aber nicht gefunden.

weil der melancholische Sound sich etwas ähnelt.

das ehrt mich

Die Lebensfäden eines Mitläufers, einer Tussi im goldenen Käfig und einem sich selbst hassenden Punk verknüpfen sich zu einem Kabelsalat

Eine sehr schöne Zusammenfassung. Vor allem die Tussi im goldenen Käfig und der sich selbst hassende Punk. Eike ist irgendwie ein Mitläufer, da hast du schon recht. Ich sehe ihn aber auch als Eigenbrötler und Sonderling und darin fast auch als das Gegenteil eines Mitläufers.

Melange a trois, würd ich sagen, wären die drei schon etwas älter. :D

Du meinst so als positiver Ausblick, als Chance?:lol: 'All you need is love' oder so ähnlich.

dass vor allem durch schwankende Gefühlswelten (an sich selber scheiternder Jugendlicher) besticht. Klasse geschrieben, ich kann mich in die drei Charaktere sehr gut einfühlen

Danke, das geht gut runter.

für mich knüpfst du die drei Charakter-Fäden leicht verwirrend zusammen

Ja, das stimmt. Dazu hatte ich Chai schon etwas ausführlicher geschrieben. Das ist eine größere Entscheidung gewesen, das eben nicht linear zu erzählen, sondern in personalen Steckbriefen.

Schnitt - es geht weiter mit Sib, der Eiki manchmal fehlt und erst in der Rückblende kommt Sib an die Schule, wo sich Eiki als einziger für ihr Transgender-Anliegen interessiert.

Das werde ich nochmal im Auge behalten. Für mich sagst du hier: vielleicht kannst du die Verbindung von Eike und Sib schon früher bringen(?). Darüber werde ich nachdenken und das ggf. bei der Überarbeitung berücksichtigen.

Goo als no future girl

diesen Ausdruck finde ich passend. Danke dafür. Das kommt mir auch wie ein zeitbezogenes Konzept vor, dass für mich eine Rolle spielen könnte.

Tischtennis - und drückt es Eike aufs Aug. Hier fehlt mir der Link, das Motiv. Ist Sib zu diesem Zeitpunkt bereits mit Eike zusammen? Aber wann spielt dann der Abschnitt, wo Sib badet und resumiert, dass ihr Eike manchmal fehlt? Ich bin verwirrt ...

Das verstehe ich. Das hab ich nicht deutlich genug gemacht. Wie ich mir das gedacht habe: Goo ist sauer auf Eike, einerseits weil er sie rausgeschmissen hat, andererseits aus Trotz. Diese Stelle braucht etwas mehr Klarheit.
Zeitlich verlaufen die Abschnitte linear, was ich nicht extra markiert habe und vielleicht in einem kleinen Hinweis in den ersten Sätzen zu Sib machen könnte. Eike erzählt aus der Vergangenheit bis zu seinem letzten Schuljahr. Es geht mit Sib weiter, die zum selben Zeitpunkt mit der Schule fertig ist, also etwas älter als Eike, und deshalb wenig Kontakt mit ihm hat. Hier ist nicht ausreichend geklärt, warum das so ist. Da werde ich versuchen, etwas anzudeuten: z. B. dass die beiden, seitdem Eike und Goo zusammen sind, weniger unternehmen. Sib und Eike führen eine Freundschaft, die deshalb nicht sexuell ist, da das für Sib ein heißes Eisen ist.

mit der trotzigen Beichte in Briefform verliert sie Eike

Nee, der Brief bleibt zu Hause. Goo brennt ihre Zigarette hindurch und geht. Ist aber verständlich, dass du das so kombinierst, weil die Motivation Eikes, Goo aufgrund des Fremdgehens zu verlassen, noch nicht ausreichend dargestellt ist. Eike war ja Grunde hauptsächlich an Sex mit ihr interessiert, resümiert nach seinem Wutanfall, dass er es nicht einmal geschafft hat, 'die dümmste Kuh der Schule zu ficken'. Er ist ein ziemliches Arschloch in der Hinsicht, weil es ihm bei der Sache nur um sich selbst geht, er sich kaum vorstellen kann, was er damit bei Goo anrichtet. Goo ist zwar verwirrt und hat definitiv Scheiße gebaut – aber sie hat ein Herz, was für Eike nicht immer behauptet werden kann.

der daraufhin ausrastet

Deswegen rastet er aus.

damit gewinnt Sib. Die reiche Sib, die sich alles nimmt - weil sie's kann
Und damit das auch klar ist, wird gleich noch mal vor Goo gevögelt

Das fand ich eine sehr coole Zusammenfassung, ähnlich wie die oben erwähnte Sache. Ja, so ist das und tatsächlich fällt das auch mit der Prämisse der Geschichte zusammen, weil sie nun einmal so ausgeht.

Und wenn ich es richtig verstanden habe, dass mit dem Penis erst mal sein lässt, denn es fühlt sich ja auch so gut an - mit Eiki

Ja. Ich wollte andeuten, dass sie neben Eike den Schwanz einzieht. Bereits durch seinen Befehl: "Mach auf!" und später seine bestimmerische Art, wenn es darum geht, dass sie Goo suchen werden ("Wir schreiben ihr, sagte Eike."). Er stellt ihr 'Gottes'konzept in Frage. Und sie lässt sich alles gefallen. Eigentlich verunsichert er sie über das, was sie vielleicht wirklich will.

das legt dann Goo's Schalter komplett um. Wehe wer ihr ab jetzt in die Quere kommt.

Hier werde ich versuchen auf @Träumerle einzugehen, der moniert hat, dass ich da aus Goos Perspektive falle. Das kann ich trotz Greenwitchs Lob nachvollziehen. Im besten Fall bleibe ich bei Goo, schaffe es aber, klar zu machen, dass das für sie einen großen Einschnitt und eine Entfremdung bedeuten; natürlich soll das auch eine interessante Perspektive auf einen möglichen, weiteren Verlauf werfen.

Die Erzählung hat Fahrt und der Sound stimmt, einzelne Passagen haben mich verwirrt, aber die Stimmung kam gut rüber.

vielen Dank für das Lob. Zu den verwirrenden Passagen habe ich hoffentlich ausreichend geschrieben.

"Flusen im Kopf" kenn ich nur als "Flausen im Kopf"

Habe mich für deinen Vorschlag entschieden.

Liebe Grüße und vielen Dank, Dot.
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Carlo,

und ja, mein Gewissen begleitet mich seit dem Sommer. Sag nichts. Der Mohnkuchen ist eine super schöne Geschichte, fand ich schon seit dem Einstellen, nur damit Du das weißt. Ich will Dich nicht um Dein verdientes Lob bringen. Aber ich dachte, ich schreib jetzt zur Neuen einen Komm, ist wahrscheinlich gerade spannender für Dich.

Das war ein schräges Leseerlebnis irgendwie. Ich hatte nicht das Gefühl, sicher an deiner Hand zu gehen, mir ging es ähnlich wie chai, habe dann auch deine Erläuterung gelesen und dachte, aha, so also. Ich geh mal durch und gebe dir meine Eindrücke.

Eike hatte ein Geheimnis und er hatte etwas, dass er das Orakel nannte – das war der Ort zwischen Gaumen, Zäpfchen und Zunge. In der verschwiegenen Zeit hatte Eike viele Entscheidungen treffen müssen. Die Versuchung, seiner Mutter alles zu erzählen, hatte ihn gequält. Das Orakel half, indem es ihm Entscheidungen abnahm. Er konnte ihm jede Frage stellen: sollte er es ihr sagen? Ja? – Nein? Zwischen Zungenballen und Gaumen baute sich Druck auf. Das war seine Art zu antworteten.
Das fand ich an sich ja spannend. Aber steht Druck für ja oder für nein? Und ich hätte es gut gefunden, wenn das Orakel im Laufe der Geschichte noch mal herhalten müssen, aber eigentlich spielt es überhaupt keine Rolle. Schade eigentlich. Der erste lose Faden für mich, der nun einsam im Wind weht.

Als sie mit dem fertig waren und der weinend in den Ästen hing – mit all den Schnüren und der Plastiktüte –, da kam Eike hinterm Baum vor. Er wollte ihm helfen, zog an den Strippen, aber der ungeschickte Tobi stolperte und fiel. Es knackte und der schrie, wie nie einer geschrien hatte, und schüttelte seinen Kopf unter der Tüte und zappelte und Eike rannte.
Harter Stoff. Meine Fresse. Aber wirkt im Nachhinein auch so bisschen sehr auf Effekt gebürstet für mich. Habe da mal wen umgebracht, na ja, später hat Eike Trouble mit Weibern. Weiß noch nicht, wie ich das finden soll.

In der zwölften Klasse, kurz vor seinem Abschluss, kam er mit einem Mädchen namens Goo zusammen, die in der Neunten war, fünfzehn, und rauchte.
Nice!

Es war nicht gerecht, aber schön. Sie lag auf dem Bett in weißer Unterwäsche und dachte daran, wie es wäre, endlich einen Penis zu besitzen.
Keine Ahnung wer nun sib ist und welcher Beziehung sie zu Eike steht (klärt sich sicher noch) - aber das ist auch irgendwie geil. Reich, verwöhnt, Geschlechtsumwandlung. Bumm, bumm, bumm.

Das Schöne war, dass Sib die Frau mit dem Lippenstift nie besuchen musste. Sie konnte ihre Fragen einfach in sich drin stellen und bekam direkt eine Antwort. Da nämlich saß die Frau – in Anzughose, die Beine überschlagen in einem gepolsterten Sessel mit schwarzgrünem Lederüberzug und lächelte wissend. Sie nannte Sib Sibylle und Sib nannte sie Gott.
Auch sehr cool. Aber wie vorher das Orakel von Eike, spielt eigentlich alles keine Rolle.

... sie hatte ihn genommen und das T-Shirt weg; und dann hatten sie es auf der Tischtennisplatte gemacht; und natürlich ging die Platte kaputt und stand seitdem wie ein Mahnmal im Raum.
:)

Ich will, dass du weißt, wie es mit ihm war. Ich glaub, er heißt Jacob. Sein Schweiß riecht männlich, und er hat hübsche, schwarze Haare auf den Armen. Ich hab ihn ausgezogen und er hat meine Hände genommen und mich auf die Tischtennisplatte gedrückt. Ich hab mich gegen nichts gewehrt. Meine Wangen waren knallrot, weil er so süß war. Er hat es gemacht und jetzt kannst du es für immer vergessen. Es hat ein bisschen weh getan, aber ich bin froh, dass er es gemacht hat und nicht du. Donnerstag seh ich ihn wieder, und ich hoffe, du weißt, was wir dann tun.
Selbes Ding wie mit Eike? Nur ein anderer? Hä? Why?

Der Brief blieb liegen. Goo ging.
Also soll Eike das nun doch nicht erfahren?

Eike atmete schneller. Nicht die dümmste Kuh der Schule hatte er ficken können. Nicht einmal das.
Okay, hat also nicht geklappt. Aber warum steht dann da:
und dann hatten sie es auf der Tischtennisplatte gemacht
und nicht, dass sie es eben nicht gemacht haben?

Aber sie ist Gott, Eike!
Nicht meiner.

Ah, jetzt kommt die Frau aus sibs Bauch doch zum Einsatz. Ich dachte, sie spräche über goo und wußte nicht, warum die nun auch ein Gott ist. Okay, Du verlangst echt ein hohes Maß an Konzentration. Kein Text zum Vorlesen.

Sie glaubte, Stimmen zu hören, nahm einen Zug. Goo! Warum war diese Sib mit dabei? Sie hielt seine Hand. Etwas stimmte nicht. Hey Goo! Eike hockte sich neben sie und Sib neben Eike. Sie konnte seine Wärme spüren, wollte ihn an sich, alles vergessen.
Ist das Absicht den Leser so zu verwirren? Ich mein, Goo ruft sich doch nicht selbst - aber alles so im Fließtext - phuu.

Du willst, dass ich dir vergebe?
Goo nickte.
Was? Den Brief hat sie doch entsorgt?

Dann bin ich also dein Gott?
Goo nickte.
Die Beziehung zwischen den beiden kriege ich nicht klar. Sie schwärmt für ihn, die hatten einen verpatzen Quickie, mehr weiß ich nicht, aber woher jetzt diese Vertrautheit zwischen den beiden?

Sib presste ihre Lippen auf seine, drückte ihn auf den Waldboden. Es roch nach Honig. Goo schloss die Augen; Tränen kamen. Sie hörte alles mit, hinter verschlossenen Augen, nahm eine Kippe, gab sich Feuer, zog. An dieser Stelle begann ihre Radikalisierung. Hier gab es nichts mehr, das sie hielt.
Krass. Goo wird also auf ziemlich brutale Weise von ihrer Schwärmerei erlöst. Einmal Verlierer, immer Verlierer. Sie haut ab. Eigentlich ist am Ende alles noch immer wie am Anfang. Keine Ahnung, was ich jetzt damit anfangen soll.

Ich weiß echt nicht, ich finde das alles spannend und gut zu lesen, habe mich auch gut unterhalten, aber das sind alles so Schlaglichter, kann man machen, muss sich auch nicht alles zusammenfügen am Ende von mir aus, aber irgendwie ziehen die alle ihr Ding allein durch, ob da nun noch wer dabei ist oder nicht, die beeinflussen sich gegenseitig null. Da hast Du drei Mordscharaktere und null Figurendynamik. Das muss man auch erst mal hinbekommen :D.Mit anderen Worten, die eigentlich Geschichte hätte sich auch genauso gut mit drei "Normalos" zutragen können. Wozu dann die Schwergewichte am Anfang?
So richtig sortiert und aufgeräumt kommt mir mein Kommentar jetzt auch nicht vor, ... dafür sehr nah am Leseeindruck. Der war ja auch diffus.

Beste Grüße, Fliege

 

Diese Sibylla kannte ich nicht.

Man muss und kann nicht alles wissen und kennen,

lieber Carlo,

Sibylla Schwarz starb in einem Alter, mit dem Rimbaud wie eine Bombe in die frz. Literatur einschlug, um wenige Jahre später Waffenhändler zu werden ...

Tschüss und weiter so!

Friedel

 

Liebe @greenwitch ,

es hat ein paar Tage gedauert, weil ich zuerst noch auf ein paar Kommentare unter dem anderen Text eingehen wollte. Vielen Dank jedenfalls, dass du deine 'Mittagspause' für den Text hergegeben hast. Dein Kommentar enthält eine Menge nützlicher Hinweise, von denen ich viele in die erste Überarbeitung mitnehme – dazu gleich im Einzelnen. Es freut mich, dass du mit der Geschichte was anfangen konntest.

aber sehr glaubhaft beschrieben

vor allem das :gelb:

irgendwie muss ich Chai rechtgeben, das reicht bestimmt für mehr Text

Da muss ich @Chai auch nochmal recht geben: ich werde wahrscheinlich auch versuchen, das umzusetzen. Das heißt, dass ich mich auf eine Figur beschränke.
Weil das dann aber ein anderer Text sein wird, überlege ich mir mal, in welchem Format ich das hier posten kann. Trotzdem möchte ich ja gerne auch an dieser Version festhalten. Es muss ja möglich sein, auf der vorhandenen Textgrundlage weiterzuarbeiten.

man möchte die Kids in den Arm nehmen und helfen

Das spricht, finde ich, für dich. Ich denke, nicht jede hat für derlei Probleme solches Verständnis :shy:

Hier stutze ich, was war das "Versehen" - das er dabei war, das er nicht einschritt oder das er dann bei der "Rettung" irgendwas verursachte?

Das ist eine Äußerung von ihm selbst. Hier bin ich mit dem personalen Erzähler nah an ihn rangegangen. Du hast damit recht, dass die Frage, worauf sich das Versehen bezieht, ungeklärt bleibt. Finde es mittlerweile auch störend und werde das ändern. Gemeint war, dass er Tobi ja eigentlich hatte helfen wollen. Tobi ist dabei gestolpert und hat sich erhängt, das Genick gebrochen, oder einfach nur schwer verletzt. Ich glaube, es nicht auszusprechen, macht die Stelle stärker. An das "Versehen" werde ich mich nochmal ransetzen.

hier hab ich ein Bild, das der Junge in den Baum hinauf gezogen wurde, er hängt ja
aber hier muss er ja am Erdboden sein?

solche Anmerkungen finde ich besonders wertvoll. Ja, da ist ein logisches Problem, zum Glück behebbar. Ich habe es mir so vorgestellt, dass der Tobi schon im Baum hängt; bei einem niedrigen Baum in etwa so, dass seine Füße in einer Gablung auf 1,5 - 2 Metern Halt suchen. Eike stellt sich auf die Zehenspitzen, versucht eine Schlinge zu lösen, die sich um Tobis Füße gelegt hat. Tobi erschrickt sich, verliert das Gleichgewicht und fällt vorn über.

Es ist bestimmt richtig so, aber ich bin beide Male gestolpert, Wahrscheinlich ist mir der Perspektivwechsel einfach zu schnell, vielleicht eine Angabe, wer das sagt? [bezieht sich auf: Der Eiki weint nur noch, der war immer glücklich, der lacht nicht mehr.]

Das ist auch so ein Einschub dieser personalen Erzählweise. Eike mimt seine Mutter. Ich finde, das passt so. Der Text ist ein bisschen schwieriger, vielleicht muss man ihn zweimal lesen, aber gerade in dem Rahmen finde ich das okay.

Ist sie wirklich so reflektierend? Irgendwie nehme ich Ihr die Formulierung nicht ab ...

wieder so eine treffende Anmerkung. Ich geb dir vollkommen recht. So reflektierend ist sie nicht; du hast allen Grund, es ihr nicht abzunehmen :lol:
Ich hatte mich ein bisschen in die Formulierung verliebt. Vielleicht kriege ich davon ja noch etwas gerettet. Ändern werde ich sie aber.

"offenbar" als Relativierung finde ich hier sehr passend, aber das "eigentlich"

ist raus

Keine Ahnung, wie oft ich den Satz gelesen habe, aber irgendwie stehe ich immer auf dem Schlauch. [bezieht sich auf: Seit Sib neun war, und Gott ihr zum ersten Mal erschienen, hatte sie Sib versprochen, dass sie einmal ein Mann sein werde.]

Das sehe ich wie im Beispiel: Der Eiki weint nur noch. Es gibt ja hier noch die Kursivschrift, die das ein bisschen auffängt. Ansonsten wirds halt beim zweiten Mal ersichtlich. Ich weiß, dass hört sich komisch an, wenn man so mit zweierlei Maß misst. Bei den einen Geschichten muss alles unbedingt sofort verständlich sein und bei den anderen soll es plötzlich eine Qualität darstellen, dass man beim zweiten Mal lesen neue Nuancen entdeckt. Aber ich glaube, genau so ist es.

Das fehlende "entlang" oder "hinauf/hinunter" hat schon irgendwer vermisst.

Da habe ich Friedrichard etwas zu geschrieben und es mittlerweile geändert. Eigentlich sollte das so eine Art Ellipse sein.

das kapiere ich jetzt wirklich nicht, ich behalte mal die Kommentare im Auge [bezieht sich auf: Ein Zettel in der Herztasche – mit Zitronenschrift; und die Tischtennisplatte.]

Ich weiß, dass diese Stelle ein Hindernis darstellt. Goo findet eine mehrschichtige Metapher für das Behalten eines Geheimnisses. Sie ist ja noch etwas jünger und deshalb hat mich der kitschige Anklang, den Herzmetaphern nun einmal haben, nicht gestört. Sie bewahrt den Zettel (das Geheimnis) in ihrem Herzen (in der Herztasche – gibt es ja auch wirklich als anatomische Bezeichnung; hier aber analog zur Jackentasche etc.). Der Zettel ist in Zitronenschrift geschrieben. Kennst du wahrscheinlich. Falls nicht: Wenn du mit Zitronensaft auf Papier schreibst, es trocknen lässt und dann über eine Kerze hältst, wird die unsichtbare Schrift sichtbar. Machen Kinder, um sich geheime Nachrichten zu schicken. Für jemand Außenstehendes ist es nur ein weißer Zettel.
Weil Goo eben noch jung ist, fand ich das passend. Sie bewahrt also einen Geheimzettel in der Herztasche auf – eigentlich behält sie ein Geheimnis für sich.

ich kann der Handlung folgen, aber was nimmt sie hier? [bezieht sich auf: sie hatte ihn genommen und das T-Shirt wegs]

Das hast du gut rausgesucht. Danke! :gelb: Ich meinte, dass sie ihn, also diesen Jacob nimmt/greift/packt. Die Stelle hakt ein bisschen, das stimmt. Da setze ich mich nochmal ran.

Aber was macht sie denn nun in dem Golf? Die Anspielung auf die Freitags-Demos lässt mich grinsen, schöner Kontrast

Sie lässt sich auf Flirts ein, aber sie wahrt ihre Grenzen. Sie sucht nach Bestätigung. Ich denke, das passt schon, wenn da auch eine Unklarheit besteht. Dadurch, dass sie im Brief andeutet, dass sie mit Jacob ihr erstes Mal hatte, erklärt sich die Bedeutung dieser Flirts eventuell bzw. wird es abwegig, dass sie mit ihnen schläft oder sich gar prostituiert.

Sie ist doch irgendwo auf der Straße, oder? Und sie hat den Brief?
Wieso tickt dann Eike aus? Was habe ich überlesen?

Du hast nichts überlesen. Das habe ich noch nicht so geschickt miteinander verknüpft. Da fehlt noch etwas. Es war einfach nur als Parallele gedacht: Goo schreibt einen Brief, bestraft sich, geht – weil der Verlust Eikes sie aufwühlt. Schnitt: Eike rastet aus, weil er Goo nicht ins Bett bekommen hat. Ich denke es würde schon reichen, wenn ich beschreibe, wie Eikes Wut auf dem Nachhauseweg langsam hochkocht, er sie vielleicht noch durch Ablenkung verschiebt, und dann, als er zu Hause ist, sein Zimmer kurz und klein haut. Natürlich aus Egozentrik.

Er schmeißt die Stifte durch die Gegend, dann hebt er einen auf und malt auf dem Fußboden.

jap, so war das gedacht.

ich finde Verniedlichungen auch doof, aber es sind doch hoffentlich Steinchen oder kleine Steine

Werde ich bei der nächsten Änderung – vielleicht auch vorher – berücksichtigen.

Also er hat seine Hand auf ihrem Schamhügel, liegt aber in Fötushaltung. Da verliere ich mein Bild, Föushaltung ist sehr geschlossen,

Finde deine Genauigkeit sehr löblich. Hier nehme ich das kleine Logikloch gerne in Kauf, weil das Bild spannend ist.

habe ich es kapiert, bin wohl einfach zu langsam
Langsam-Merkerin

nein, keine Langsam-Merkerin :p ist halt ein etwas verschachtelter Text, der tatsächlich – sehe ich mittlerweile ein (@Chai) – ein bisschen mehr Handlung gebrauchen könnte. Also so richtig, richtig funktioniert das mit diesem gegensätzlichen Verhältnis von Handlung und Charakterbeschreibung wahrscheinlich nicht :lol: Auch wenn das Feedback jetzt ja nicht schlecht war bisher.

Oh, bei Radikalisierung denke ich an potentielle Attentäter. Interessanter Gedanke, ja, so könnte es starten. Ich empfinde das als eine tollen Schluss, er lässt alles offen, aber ich kann der armen Goo folgen.

Cool, dass dir der Schluss so gut gefallen hat. Träumerle hat hier noch einen guten Vorschlag gebracht, aus dem ich was machen werde. Den Charakter dieser Schlusssätze sollte das trotzdem nicht verändern. Ich denke nur, dass ich das noch authentischer aus Goos Perspektive schreiben könnte.

So, das war kein Fastfood-Kommentar deinerseits. Vielen Dank für die guten Anregungen!
Carlo

 

Hey @Träumerle ,

danke, dass du vorbeigeschaut hast. Habe dich ja bereits bei dotslash verlinkt, aber nochmal: die Kritik am Schluss klingt für mich sehr plausibel. Auch mit deinen übrigen Anmerkungen konnte ich was anfangen.

antiklimatisch

hehe, was für ein Wort in diesem Zusammenhang :p Ich hab zwar eine ungefähre Ahnung, weiß aber nicht genau, wie du das meinst. Macht ja nichts. Ich reims mir einfach zusammen.

Mit dem Schlusssatz bin ich auch nicht ganz zufrieden

Ja, deine Kritik konnte ich gut nachvollziehen. In der nächsten Überarbeitung schreib ich das um und versuch das mehr aus Goos Perspektive zu bringen. Guter Hinweis.

Ich dachte mir noch bevor ich es in deinen Worten gelesen habe, dass langweilig und seltsam eine skurrile Kombination ist.

hehe, das beruhigt mich etwas, weil greenwitch ja eher fand, dass das sehr wohl der Fall sein kann.

Wenn ich Schuldgefühle hätte, weil ich mich für den Tod eines Menschen verantwortlich fühlte, dann würde ich kaum im nachhinein über ihn ablästern
Das klingt, als würde er die ganze Schuld auf Tobi schieben

Gilt für beide Zitate: Ich glaube zu wissen, was du meinst. Für mich funktioniert das etwas anders. Eike hat große Schuldgefühle, die sich eben auch dadurch äußern, dass er dem Opfer eine Teilschuld zuschreibt, scheinbar wenig effektiv. Ich werde deinen Einwand aber mal im Hinterkopf behalten.

Warum stellst du wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen? Nicht nur hier, sonder im ganzen Text. [bezieht sich auf: Einige Wochen weinte Eike scheinbar sinnlos, bis sie zu einer Ärztin gingen. Der Eiki weint nur noch, der war immer glücklich, der lacht nicht mehr.]

Das braucht es hier für mich nicht. Wahrscheinlich werde ich einzelne Stellen eingeschobener, wörtlicher Rede noch mit Absätzen versehen, wie ich das unten gemacht habe. Bei diesem und auch den übrigen Beispielen, wo die wörtliche Rede zum Personalen Erzähler gehört, bleibe ich bei der etwas sperrigen Variante. Ich finde es fügt sich besser. Es macht nichts, wenn man nicht alles auf Anhieb mitschneidet. Dafür entsteht meiner Hoffnung nach so eine Art Sog.

Wie gesagt Eikes Vergangenheit hat mich besonders berührt.

Das merke ich mir mal für die eventuelle, komplett überarbeitete Version. Würde das ganze vielleicht nochmal in die Geschichte einer dieser Figuren umschreiben.

Vielen Dank, Träumerle, und bis demnächst (vielleicht zur Challenge?)
Carlo

----

Liebe @Fliege ,

du brauchst doch kein schlechtes Gewissen haben :lol: Es ist sympathisch und auch einfach praktisch, dass du statt der Bockwurst lieber die neue Geschichte kommentierst. Danke aber für dein nachträgliches Statement.

Ich hatte nicht das Gefühl, sicher an deiner Hand zu gehen, mir ging es ähnlich wie chai

Ja, da habe ich bisschen drüber nachgedacht und auch etwas an greenwitch geschrieben. Es macht schon Sinn, dass über einen längeren Erzählrahmen zu spannen – wie Chai meinte. Es war ja eben genau wieder einer von den Texten, die das Verhältnis von Beschreibung und Handlung umdrehen. Habe mir als Konsequenz überlegt, nochmal eine von der Größe proportionale Handlung für nur eine der Figuren zu erzählen. Vielleicht hier, vielleicht in einem neuen Post, definitiv nicht sofort! :D

Das fand ich an sich ja spannend. Aber steht Druck für ja oder für nein? [bezieht sich auf das Orakel]

Hatte das mit der Kursivschreibweise versucht anzudeuten, aber mir ist bewusst, dass das nicht reicht. Da muss nich wohl nochmal ran.

ich hätte es gut gefunden, wenn das Orakel im Laufe der Geschichte noch mal herhalten müssen

Also ich finde, das tut es auf seine Weise. Es ist ja eine Parallele, die sich bis zum Ende durchzieht. Was für Eike das Orakel ist, hat Sib mit der Frau in ihrem Kopf. Goo hat das nicht, aber dafür betet sie Eike an.

Harter Stoff. Meine Fresse. Aber wirkt im Nachhinein auch so bisschen sehr auf Effekt gebürstet

ach, ich weiß nicht. Was heißt schon, auf Effekt gebürstet? Es hat Wirkung und das soll es auch. Natürlich erscheinen all diese Figuren-Details für sich genommen sehr wichtig, weil ihnen viel Raum zugestanden wird. Ich bin mal gespannt, wie ich da in eine Geschichte von einer dieser Personen reinfinde. Vielleicht würde es wirklich Eike sein und nicht Goo.

Selbes Ding wie mit Eike? Nur ein anderer? Hä? Why?

Ich glaube, da ist ein Missverständnis entstanden. Aber ist eben auch sehr dicht, der Text. Also Goo und Eike sind zusammen und dann hat Goo was mit einem Typen aus ihrem Tischtennisverein. Klang jetzt so, als ob du gedacht hättest, der Typ beim Tischtennis wäre auch Eike gewesen.

Also soll Eike das nun doch nicht erfahren?

Genau so war es gemeint. Sie bohrt ihre Zigarette durch den Brief und lässt ihn liegen.

Okay, hat also nicht geklappt. Aber warum steht dann da:
und dann hatten sie es auf der Tischtennisplatte gemacht
und nicht, dass sie es eben nicht gemacht haben?

Ich glaube, hier war das Missverständnis.

Ist das Absicht den Leser so zu verwirren? Ich mein, Goo ruft sich doch nicht selbst - aber alles so im Fließtext - phuu.

nee, natürlich nicht, hehe. Da mach ich Absätze rein, damit zumindest klar ist, dass das jemand anderes sagt. Danke für den Hinweis.

Mit anderen Worten, die eigentlich Geschichte hätte sich auch genauso gut mit drei "Normalos" zutragen können

Dann wäre es halt nicht interessant, aber ja, bestimmt :p Ich glaube, dass der Text einfach sehr auf die Darstellung dieser drei Psychogramme zielt. Eine Version mit mehr Handlung würde auf jeden Fall mehr Fleisch bieten; habe auch Lust, das auszuprobieren.

So richtig sortiert und aufgeräumt kommt mir mein Kommentar jetzt auch nicht vor

fand ich jetzt nicht. Konnte deine Punkte eigentlich alle gut verstehen. Das Missverständnis ist natürlich ärgerlich, aber einfach diesem sehr dichten Text geschuldet.

Danke, dass du kommentiert hast. Schöne Anregungen, die ich nur noch umsetzen muss ... hoffentlich demnächst :-)

Liebe Grüße und einen schönen Abend für dich!
Carlo

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Sibylla Schwarz starb in einem Alter, mit dem Rimbaud wie eine Bombe in die frz. Literatur einschlug, um wenige Jahre später Waffenhändler zu werden ...

Diese Geschichte um Rimbaud habe ich auch schon ein paar Mal gehört und sie fasziniert mich immer wieder. Was für ein biografisches Paradox! Darin ja irgendwie auch schon wieder naheliegend.
Wie auch immer. Hab auch du einen schönen Abend :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Carlo Zwei!

So ganz habe ich deine Geschichte beim ersten Lesen nicht verstanden, aber - das war mir auch herzlich egal. Denn was ich wirklich, wirklich, wirklich an Deinen Geschichten schätze, ist die Kreativität und Ideenfreude. Beim zweiten Mal konnte ich die von den Vorkommentatoren beschriebenen Fäden besser zusammenpacken, da schälte sich mehr Plot heraus.

Gegen alles würde sie pinkeln: Litfaßsäulen, Zäune, leere Dosen, Urinale.

Zum Beispiel das. Oder die schöne, bildnerische Zuspitzung im Dialog:

Ich mach eine Ausnahme, sagte Eike.
Sie sagt, wir sollten es lassen.
Ist mir egal, was sie sagt.
Aber sie ist Gott, Eike!
Nicht meiner.

Ich glaube, du bist so ein typischer Hangelschreiber. Nein, "Hangeln" meine ich nicht negativ oder gar improvisatorisch, nein, nein:
Aus dem Samen wächst ein Apfelbaum, dort bastelt Chrissi ein Baumhaus, Chrissi und Hayo küssen sich zum ersten Mal im Baumhaus, der Kuss schmeckt salzig, salzig, sagt Hayo, salzig wie das Mittelmeer, das im Dinozeitalter mehrfach verdunstete, Chrissi ist geschockt: "Die alpidische Gebirgsbildung begann nach dem Einschlag des Dinotod-Asteroidens", Hayo nickt mit Bitterblick: "Ich werde niemals ein guter Geologe sein. Ich habe alle Steine im Kopf. Aber Erdgeschichte, das ist nicht meins. Nie!"
"Sei nicht traurig. Ich küsse dich doch. Ich!"

Gut, seltsames und ödes Beispiel-Imitat, aber mit "Hangelschreiber" meine ich den Fluss Deiner Schreibkunst, das kreative Auf- und Abblühen Deiner Ideen und das beherrschst du richtig, richtig gut:

Alles machte sie nur kaputt. Immer kaputtmachen.

Den Anfang fand ich sehr, sehr gut, die Lebensgeschichte des Eikes. Danach dröselte sich die Geschichte etwas auf und es fiel mir schwer, den Plot, das Beziehungsmuster Deiner Charaktere zu erkennen oder gar zu erklären. Aber ja, das ist ein Mäkeln auf hohem Niveau.

So, das war's!
Lg
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @kiroly ,

ich muss jetzt erstmal sagen, dass ich mich freue, dass du hier so aktiv bist. Ich lese deine Kommentare (auch zu Geschichten anderer) gerne; da strahlt so eine optimistische Begeisterung für Geschichten ab, die mir angesichts des wildwüchsigen Sounds deiner Texte gefällt; nicht nur das toll finden, was man selbst macht.

Über deinen Kommentar zur Geschichte habe ich mich natürlich auch gefreut. Und jetzt, nachdem ich ihn ein paar Tage sacken gelassen hab, versteh ich ihn sehr; könnte aber auch meiner eigenartigen Erkältung liegen – fühle mich ein bisschen berauscht.

So ganz habe ich deine Geschichte beim ersten Lesen nicht verstanden

Da ging es dir, glaub ich, wie den anderen. Der Plot ist sehr zusammengestaucht im Vergleich zu den drei langen Psychogrammen.

was ich wirklich, wirklich, wirklich an Deinen Geschichten schätze, ist die Kreativität und Ideenfreude

Das freut mich sehr. Danke!

Ich glaube, du bist so ein typischer Hangelschreiber

Das fand ich interessant – genau wie dein Beispiel übrigens, dass ich nicht für ein "seltsames und ödes Beispiel-Imitat" halte, sondern cool finde. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich das mit dem Hangelschreiber richtig verstanden habe. Es wird ja gerne von diesen zwei vorherrschenden Autoren-Typen gesprochen. Demnach gibt es den Architekten und den Entdecker – vielleicht meinst du ja das(?). Die Architekten, heißt es, planen alles minutiös, entwerfen, skizzieren, bis alles funktioniert. Die Entdecker lassen sich gern überraschen. Was eben aus der Feder fließt. Ich würde mich selbst auf jeden Fall zu den Entdeckern (wie positiv das klingt ;)) zählen, auch wenn ich sicher nicht einfach drauf losschreibe – das finde ich (aus Leserperspektive) eine der schlimmsten Sachen. Manchmal überkommt mich aber auch die Lust, dann skizziere und plane ich alles bis ins Detail aus. Nicht so sehr bei dieser Geschichte. Hier habe ich zwar selbstverständlich Figuren und Handlung vorher entworfen, jedoch eben nach Prinzipien, die es zulassen, mich selbst beim Schreiben zu überraschen. Ich bin sicher, dass es Leute gibt, die mit dieser Art des Schreibens nichts anfangen können, denen diese Weise vielleicht sogar zuwider ist. Letztlich – nur meine Meinung – ist das Typsache.

Das hier fand ich super!:
Chrissi und Hayo küssen sich zum ersten Mal im Baumhaus, der Kuss schmeckt salzig, salzig, sagt Hayo, salzig wie das Mittelmeer, das im Dinozeitalter mehrfach verdunstete, Chrissi ist geschockt: "Die alpidische Gebirgsbildung begann nach dem Einschlag des Dinotod-Asteroidens", Hayo nickt mit Bitterblick: "Ich werde niemals ein guter Geologe sein. Ich habe alle Steine im Kopf. Aber Erdgeschichte, das ist nicht meins. Nie!"

... des "Dinotod-Asteroiden" :lol:

Danke für deinen Kommentar!
Grüße
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei, ja, das freut mich sehr, dass du damit etwas anfangen konntest :-) Ja, mit Hangelschreiber meinte ich mehr den Entdecker, der aus deinen Geschichten spricht! Nur wusste ich kein Wort und da fiel mir irgendwie Hangelschreiber ein.

Lg
kiroly

 

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