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Goethe VS Schiller - Das Duell
Im Lichte der Fackel tanzten unheimliche Schatten auf dem Pergament und der nächtliche Sturm rüttelte an den Fensterläden. Johann Christoph Friedrich Schiller wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Mit hastigen Bewegungen ließ er die Feder über das Blatt sausen. Was auch passieren möge, er würde sein Manuskript vollenden.
Mit fahlem Grinsen auf den Lippen schaute er auf das Buch in seinem Schoß: Letter für Letter, Zeile für Zeile saugte er in sich auf. „Das also war des Pudels Kern…“.
Hach, dieser Kerl schrieb wahrhaft genial – aber das könnte von man ihm selbst ja auch bald sagen. Einige Federstriche später hatte er die Passage komplett übernommen.
Plötzlich schreckte er auf. War da nicht eben etwas im Treppenhaus zu hören? Schiller war sich sicher, Schritte gehört zu haben. Schweißperlen tropften von seiner Stirne, als er sich langsam umdrehte.
Ein tiefer Donnerschlag ließ die Tür er zittern; ein weiterer riss sie aus den Angeln.
„SCHILLER!!!“
Im Türrahmen stand eine Gestalt mit Hakennase, schütterem Seitenhaar und unglaublich breiten Schultern – die schreckliche Faust hocherhoben. „Du willst den Faust mir kopieren, dafür werd ich dich MASSAKRIEREN!“
Schiller fasste allen Mut und bekämpfte das Amphibium in seinem Hals. Mit gefasstem Blicke schaute er seinem Erzfeind in die Augen. „Du bist blass, Wolfgang.“
Pulsierende Krampfadern bildeten sich im Gesichte Goethes. „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, Schiller. Diesmal werden wir es zu Ende bringen.“
„Ein edler Sinn – wie der des Fausts – liebt edlere Gestalten. Dieses Werk kann aus eurer Feder nicht stammen, alter Mann.“
„Einst war ich euer Schüler, Friedrich.“, sprach Goethe mit tiefer, sonorer Stimmer. „Jetzt bin ich der Meister.“
„NUR EIN MEISTER DES BÖSEN, GOETHE!“
„Du sprichst ein großes Worte gelassen aus, Bursche. Wer wollte denn den Faust mir stehlen, he?“
Mit einem Schwall aus Wut und Entrüstung stampfte Schiller auf den Boden. „Erlaubt ist, was gefällt. Erlaubt ist, was gefällt!“ Seine Stimme klang jetzt wie die eines alten Fischerweibes. „Donna und Doria, Goethe, zieht blank!“
„Der Feige droht nur, wo er sich sicher ist.“ Binnen eines halben Augenblickes zog Goethe ein Repetitionsgewehr aus seinem Sockenhalfter. „Heut Nacht schläfst du bei den Maden, Niederträchtiger. Uhaharharharhar!“
Mit einem eleganten Rückwärtssalto wich Friedrich dem heransausenden Blei aus, sprang in Richtung Decke und griff im Flug zwischen die Balken. Als er wieder auf dem Boden aufkam, hielt er eine zweischneidige Kriegsaxt in den Händen. „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“
Goethes Kinnlade klappte wie ein Guillotinenbeil herunter, als er feststellte, dass ihm die Munition ausgegangen war. „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor…“ Ehe er noch weitere Ausführungen machen konnte, wirbelte auch schon Schillers Axt herbei.
Das widerlich matschend- knacksende Geräusch ließ selbst den hart gesottenen Schiller die Magensäfte überkochen.
Blutüberströmt drehte Goethe die Augen nach oben. „Ihr – ihr, habt mir die Schädelkapsel abgesäbelt.“ Nach links und rechts schwankend griff er erneut in seinen Sockenhalfter. Diesmal kam ein waschechtes Jetpack mit zwei Petroleumtanks zum Vorschein.
Ehe Schiller noch einmal die Axt nach seinem Erzfeind schleudern konnte, hob Goethe auch schon ab.
„Wir sehen uns in der Hölle, Schiller!“ Dann brauste er in Richtung Fenster; Glas barst, Schreie ertönten auf der Straße. „WIR SEHEN UNS IN DER HÖLLE!!!“. Mit hysterischem Lachen verschwand Goethe als Feuerball im Nachthimmel.