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Gnade - mehr verlange ich nicht
Gnade - mein letzter Wunsch
Dunkelheit umgibt mich. Ein Wandeln zwischen Welten. Schwarze Flammen schlagen mir eisige Kälte entgegen. Groteske Fratzen gieren nach mir, als ich meinen Weg fortsetze. Gieren nach meiner Seele. Blutverkrustete Klauen, bereit sich in mein Fleisch zu schlagen. Stimmengewirr von ungekannten Worten umgibt mich. Eine Flucht erscheint aussichtslos. Meine Hände liegen in Fesseln. Meine Beine tragen mich nicht. Ein eiskalter Schmerz erfasst meinen Körper. Ich winde mich. Doch die Fesseln sind zu stark. Meine Hilfeschreie vergellen in der Schwärze.
„Wo bist Du jetzt !? Ein jahrelanger Knecht bedarf Deiner Gnade!“
Doch er scheint mich nicht zu hören. Wo sind seine geflügelten Diener? Mein Geist ist müde. Meine Gedanken schwer. Der Tod scheint näher als jemals zuvor. Doch sie werden mich meinen Weg nicht gehen lassen. Sie werden mich das Licht nicht sehen lassen. Ich sehne mich nach Schlaf. Nach Frieden. Nach Freiheit! Ich habe mein Leben gelebt. Nun gönnt mir Ruhe. Gönnt mir meinen Tod.
„Gönnt mir meinen Tod!“
Helles Licht. Ich höre Schritte auf mich zukommen. Schemenhafte Gestalten. Umrisse. Mein Oberkörper erhebt sich. Doch sogleich wird er wieder in die Tiefe gezwungen. Die Fesseln an Armen und Beinen werden erneut festgezogen. Ich kann mich nicht bewegen. Ein stechender Schmerz fährt in meinen Arm. Wärme...
Ich dämmere weg. Die Schritte entfernen sich wieder. Entfernte Stimmen.
„Was hat der Patient?“
„ Ach, das ist nur ein Schizophrener. 89 Jahre alt. Ich hab´ ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Der schreit fast jede Nacht rum. Nichts besonderes. Daran musst Du Dich gewöhnen, wenn Du Nachtdienst hast. Lass uns einen Café trinken.“
Dunkelheit