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Gleis 10 oder Ankunft kann doch nicht so schwer sein

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06.06.2002
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Gleis 10 oder Ankunft kann doch nicht so schwer sein

Gepäckträger Fiete Schnabeldonk hielt freundlich die Hand auf, während die pensionierte Lehrerin Münze für Münze aus ihrem Portemonai kramte. Schön erzählen könne er. Der riesige Hauptbahnhof wäre sein Arbeitsplatz. Nunmehr seit einem Jahrzehnt mit Schnellbahnanschlüssen zum Airport und zum Landeplatz der Shuttles. Beide sahen wie am Himmel eine silbrig glänzende Fähre aus dem Orbit hereinschwebte und so Passagiere von der Wega zur Landebahn brachte. Schwierige Kundschaft die reichen Weganer. Frau Studiendirektorin a.D. sagte bye und der Porter marschierte zum Gleis 10, wo sich Türen der Schnellbahn schon öffneten.

Schaulustige füllten wieder die Brücke über den Rolltreppen. Eine Ankommende verhedderte sich beim Aussteigen an der Waggon-Tür und schwenkte ihr Arm-Modul hilfesuchend zum Gepäckträger. Selbst auf Fiete Schnabeldonk wirkte die Bewohnerin der Wega sehr fremdartig. Ihr gesamter Körper bestand aus durchsichtigen Kunststoff-Bauteilen. Irgendeine blutartige Flüssigkeit spülte durch die Organe. Alles abnehmbar und austauschbar konstruiert. Selbst ihr Blut stellte kein Endprodukt dar, sondern wurde immer wieder durch Zugabe einiger Tropfen optimiert. Sie wirkte geschwächt und wollte etwas Belebendes. Schnabeldonk stöpselte den Translator in die Buchse und die Weganerin wies auf eine aktivierende Arznei im Medizinkoffer. Wo war ihre Puppe geblieben? In ihrem Kramkoffer wurde er fündig. Arm in Arm wankten sie langsam Richtung Taxi-Stand. Die Koffer und Taschen stapelten sich hoch auf seinem Karren.

Dann war der Weg zuende. "Sie soll sich anziehen!", riefen die Leute am Treppenaufgang. Wieviel Fremdheit vertrug die Stadt? Nur ein gläserner Modulkörper mit sichtbaren Bauteilen ohne Haut und Kleidung ließ alte Vorurteile gegen Eindringlinge aus fernen Sternenwelten wieder wach werden. Die Bewohnerin der Wega zeigte auf ihren Hautkoffer, der eine kombiartige Überstreifhaut enthielt. Gepäckträger-Profis sind unerschütterlich. Erst das linke Bein, dann das rechte usw. Wie eine Schaufenster-Puppe stand sie nun unten vor der Rolltreppe. Oben vertrieben sich einige Punks die Zeit mit Ticket-Betteln. Ratze hatte seine Ratte Mausi wie immer im weit aufgerissenen Mund. Plötzlich ein Schrei, die Ratte sprang heraus und schnappte sich die Weganer-Puppe. Fiete machte das Richtige, er träufelte Beruhigungsmittel in die Einfüllöffnung der Sternenprinzessin. Ratze schrie sein "Scheissviech, lang die Puppe her oder du kommst in Wald!" Reumütig brachte Mausi das Püppchen zum Herrchen, der dann Dolly lässig zum Gepäckträger warf. Nun noch das Gewand der Prinzessin: Qual der Wahl. Heute sollte es ein dunkelblaues eng auf Taille geschnittenes Kostüm sein. Ihre Kunstformen wurden optisch unterstrichen und eine Schwester der Samariter lobte: "Das kleidet dich super, mein Kind!" Vor der Taxe öffnete die Weganerin ihren Geldkoffer und packte Gold-Nuggets in seine beiden Hände. Danke Porter, du warst klasse!

Hier hätte die Ankunft-Story enden können, wenn das Reporter-Team der NEWSAT nicht noch ein Statement von der Sternenprinzessin gefordert hätte. "Nein, nein, nein! Ich habe nichts zu sagen mein Gebieter ALABASTOR soll reden." Verwirrt forschte die On-Line-TV-Welt nach dem Sinn ihrer Antwort. Entsetzen lief süß schaudernd durch die sonst gelangweilte Fernsehwelt, als durch ein rochenartiges Untier die Hülle der Dolly-Puppe von innen her zerrissen wurde. Krächzend orderte ALABASTOR einen Teller Blutsuppe mit Pfeffer und Salz.

 

Naja.
Also, der erste Teil gefällt mir ganz gut: Fängt mitten drin an, Weganer lustig beschrieben, etwas hilflos. Dann sind Dir leider die Ideen ausgegangen, denn es folgt keine richtige Handlung, bzw. sie ist vorbei, bevor es eigentlich richtig losgeht (und so ganz hab ich auch nicht verstanden, was die Ratte da macht). Daraus hätte man mehr machen können. Einen dicken Lapsus leistest Du Dir: Wir leben heute schon lange im Zeitalter drahtloser Kommunikation, also wird man sicher auch in der Zukunft keine Übersetzungsgeräte per Kabel irgendwo einstöpseln müssen.
Die Sequenz mit der Landung bis zum Öffnen der Türen der Schnellbahn geht viel zu schnell, es sei denn, die Passagierin ist mit einer früheren Fähre gekommen.
Der fetteste, sehr peinliche Fehler ist aber Wega: Wega ist ein Stern im Sternbild Leier (Lyra) und selbst kein Sternbild. Ein Raumschiff wird auch nie "aus einem Sternbild" kommen, denn die Sterne, die dieses an unserem Himmel bilden, sind ja alles andere als nah beieinander. Das ist wieder so eine Gelegenheit, wo ich den Physiker raushängen lassen muss, und darüber schimpfe, dass man, wenn man (Weltraum-)SF schreibt, gefälligst seine Hausaufgaben machen soll, sprich: Astronomie-Bücher lesen und über aktuelle Technologie Bescheid wissen. Klar, man kann einfach ein Alien auftreten lassen und schon ist die SF-Geschichte fertig. Aber so derbe Fehler entlarven den Autor als Laien.

Fazit: Sprachlich okay, wenngleich irgendwie leicht anstrengend, inhaltlich im Ansatz stecken geblieben.

Uwe
:cool:

 

Hallo Gerhard,

Dein Text kommt mir wie ein Einleitungskapitel für etwas längeres vor.
Es fehlt einfach ein interessantes Geschehen, etwas überraschendes.
Dass Gepäck auf Karren transpirtiert wird, obwohl man interstellaren Verkehr kennt... ?

„Selbst Fietje Schnabeldonk“ - Selbst für ...

Tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

:headset: Hallo,
Ihr rennt offene Türen ein. Wenn ich trotzdem dazu Stellung nehme, dann nicht, um eine Story mit Entschuldigung zu schreiben oder gar Kritik abzuwehren, sondern es soll protokolliert werden, wie bestimmte Textpassagen entstanden sind, eventuell interessiert es.
Die kulturellen und geistigen Entwicklungsstufen einer Stadt sind sehr different, somit kommen High-Tech-Dinge vor, die neben vorsintflutlichen Gerätschaften existieren. Technologie, weit vorgeprellt, während viele noch mit der alten Kaffeemühle ihre Bohnen mahlen. Auf den Gepäckkarren bestehe ich. Selbst dort, wo die Concorde landete, wurden Koffer und Taschen auf Karren befördert. Dasselbe gilt für die Übertragungstechnik. Das Keyboard am PC hat ein Kabel bei mir. Irgendein Sprachübersetzer mit Lautsprecher wurde an der Fernreisenden befestigt. Die Ratte gehört zu einer Szene, der Bahnhofs-Szene. Punks, Alkies, Rentner freuen sich, wenn irgendetwas "los" ist. Man versucht, sich profiliert darzustellen. Für die "Weganerin" wäre es auch der erste Tierkontakt auf dem Planeten Erde. Wie gesagt, es soll etwas Atmosphäre, Stimmung und "Sinn" rüberkommen, was sich dann in Form, Stil und Inhalt ausdrückt: Die überraschte etwas stupide enge Stadtbevölkerung, die plötzlich mit völlig anderen Lebewesen konfrontiert wird. Vielleicht gehört dazu auch der etwas legere Umgang mit den präzisen Details. Ob das sowieso mit unserer Optik und hyperschnellen "Raumsprüngen" so hinhaut? Das Ungefähre wäre eventuell näher an gesellschaftlicher Realität. Fazit: Einer aus dieser Bahnhofsszene schreibt eine Geschichte.
MfG Gerhard Kemme

 

Also ich finde deine ´Geschichten irgendwie allesamt etwas...ähem... nunja... merkwürdig... so ist auch diese Geschichte hier ganz und gar nicht unterhaltsam. Sie wirkt eher wie eine sehr bunt ausstaffierte Form von Poesie, es sind zahlreiche Stilmittel vorhanden, die sonst in normalen Geschichten nicht in der gegebenen Form auftauichen ( und ebensowenig kriege ich die Namen jener besgaten Stilmittel zusammen... :-) )
Es ist ein wenig schwierig so eine Geschichte bis zum Ende zu lesen, da sie ... ich weiss nicht... so ungewöhnlich ist/sind. Wenn man das aber tut, so bereut man es dennoch nicht. ( Ich zumindest nicht
Urgendwas haben diese Geschcihten, so auch diese... Ich verstehe die Geschichte jetzt einfach mal als eine Art futuristischer Witz vom fünften Planeten des Wega Systems...

Gegen Bezeichnungen wie " aus dem Sternbild" und "vom Stern" usw. finde ich hingegen total coooooooool ( als alter Captain Future Fan...

Freu mich irgendwie auf die nächste Geschichte von dir, auch wenn ich dennoch an ihrer Geschichtigkeit und ihrem Unterhaltungsgehalt zweifeln wede, sollte sie so sein wie das Bisherige... ach, ich weiss auch nicht...


greetz Jay

 

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