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Gleis 10 oder Ankunft kann doch nicht so schwer sein
Gepäckträger Fiete Schnabeldonk hielt freundlich die Hand auf, während die pensionierte Lehrerin Münze für Münze aus ihrem Portemonai kramte. Schön erzählen könne er. Der riesige Hauptbahnhof wäre sein Arbeitsplatz. Nunmehr seit einem Jahrzehnt mit Schnellbahnanschlüssen zum Airport und zum Landeplatz der Shuttles. Beide sahen wie am Himmel eine silbrig glänzende Fähre aus dem Orbit hereinschwebte und so Passagiere von der Wega zur Landebahn brachte. Schwierige Kundschaft die reichen Weganer. Frau Studiendirektorin a.D. sagte bye und der Porter marschierte zum Gleis 10, wo sich Türen der Schnellbahn schon öffneten.
Schaulustige füllten wieder die Brücke über den Rolltreppen. Eine Ankommende verhedderte sich beim Aussteigen an der Waggon-Tür und schwenkte ihr Arm-Modul hilfesuchend zum Gepäckträger. Selbst auf Fiete Schnabeldonk wirkte die Bewohnerin der Wega sehr fremdartig. Ihr gesamter Körper bestand aus durchsichtigen Kunststoff-Bauteilen. Irgendeine blutartige Flüssigkeit spülte durch die Organe. Alles abnehmbar und austauschbar konstruiert. Selbst ihr Blut stellte kein Endprodukt dar, sondern wurde immer wieder durch Zugabe einiger Tropfen optimiert. Sie wirkte geschwächt und wollte etwas Belebendes. Schnabeldonk stöpselte den Translator in die Buchse und die Weganerin wies auf eine aktivierende Arznei im Medizinkoffer. Wo war ihre Puppe geblieben? In ihrem Kramkoffer wurde er fündig. Arm in Arm wankten sie langsam Richtung Taxi-Stand. Die Koffer und Taschen stapelten sich hoch auf seinem Karren.
Dann war der Weg zuende. "Sie soll sich anziehen!", riefen die Leute am Treppenaufgang. Wieviel Fremdheit vertrug die Stadt? Nur ein gläserner Modulkörper mit sichtbaren Bauteilen ohne Haut und Kleidung ließ alte Vorurteile gegen Eindringlinge aus fernen Sternenwelten wieder wach werden. Die Bewohnerin der Wega zeigte auf ihren Hautkoffer, der eine kombiartige Überstreifhaut enthielt. Gepäckträger-Profis sind unerschütterlich. Erst das linke Bein, dann das rechte usw. Wie eine Schaufenster-Puppe stand sie nun unten vor der Rolltreppe. Oben vertrieben sich einige Punks die Zeit mit Ticket-Betteln. Ratze hatte seine Ratte Mausi wie immer im weit aufgerissenen Mund. Plötzlich ein Schrei, die Ratte sprang heraus und schnappte sich die Weganer-Puppe. Fiete machte das Richtige, er träufelte Beruhigungsmittel in die Einfüllöffnung der Sternenprinzessin. Ratze schrie sein "Scheissviech, lang die Puppe her oder du kommst in Wald!" Reumütig brachte Mausi das Püppchen zum Herrchen, der dann Dolly lässig zum Gepäckträger warf. Nun noch das Gewand der Prinzessin: Qual der Wahl. Heute sollte es ein dunkelblaues eng auf Taille geschnittenes Kostüm sein. Ihre Kunstformen wurden optisch unterstrichen und eine Schwester der Samariter lobte: "Das kleidet dich super, mein Kind!" Vor der Taxe öffnete die Weganerin ihren Geldkoffer und packte Gold-Nuggets in seine beiden Hände. Danke Porter, du warst klasse!
Hier hätte die Ankunft-Story enden können, wenn das Reporter-Team der NEWSAT nicht noch ein Statement von der Sternenprinzessin gefordert hätte. "Nein, nein, nein! Ich habe nichts zu sagen mein Gebieter ALABASTOR soll reden." Verwirrt forschte die On-Line-TV-Welt nach dem Sinn ihrer Antwort. Entsetzen lief süß schaudernd durch die sonst gelangweilte Fernsehwelt, als durch ein rochenartiges Untier die Hülle der Dolly-Puppe von innen her zerrissen wurde. Krächzend orderte ALABASTOR einen Teller Blutsuppe mit Pfeffer und Salz.