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Glaswellen

Seniors
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01.10.2002
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Glaswellen

Vater und Bruder betrachten den unförmigen Kasten, der auf dem Küchentisch steht.
Draußen brennt die Sonne auf die Gärten, aber davon merkt man drinnen nichts. Besonders nicht in der Küche. Bis auf die Lampe über dem Tisch ist es dunkel. Mutter und Lina haben aus dem hohen Küchenfenster das Glas entfernt und durch feinmaschigen Draht ersetzt. Davor steht nun ein schwerer Schrank mit fehlender Rückwand und wenn man die Schranktüren öffnet, huschen schwache Lichtstrahlen zwischen den Weckgläsern auf den Boden. Aber das kommt selten vor.

Linas Mutter braucht keinen Vorratsschrank, sondern eine Ausrede für die Nachbarn.
Besonders die alte Käthe vermutet hinter jedem Vorhang ein Geheimnis, vor allem seit Linas Mutter erwähnt hat, dass sie geschieden sei. Offiziell ist Vater nicht mehr da. Und wenn es klingelt, verschwindet er durch eine Bodenluke in den Vorratskeller. In den Monaten, die er sich versteckt, ist er blasser geworden und zunehmend schlecht gelaunt. Er hat beschlossen, dass Lina nicht mehr zur Schule geht. Stattdessen hilft sie nebenan im Herrenhaus.

Seitdem Lina nicht mehr daran glaubt, studieren zu dürfen, liegt sie am liebsten im Bett. Oder bürstet ihre Haare, wie auch jetzt, und betrachtet sich dabei in dem kleinen Spiegel über dem Spülstein.
„Koch uns lieber einen Kaffee“, brummt ihr Vater, während er die Rückwand des Radios abschraubt.
„Für mich auch einen“, ahmt Heinrich Vater nach.
Lina hat keine Lust auch noch zu Hause die Dienstmagd zu spielen - vor allem nicht für ihren neunjährigen Bruder - doch schweigend setzt sie das Wasser auf.
Sie hört die beiden fachsimpeln. Kondensatorblock, Spulenturm, großer Heizwiderstand. Eigentlich redet nur ihr Vater. Heinrich lächelt begeistert, dabei geht es ihm nur darum, alles aufzuschrauben. Lina versteht nicht, warum das fast neue Radio dafür herhalten muss. Es war gar nicht so einfach, im Dorf eins zu besorgen. Die erforderlichen siebzig Reichsmark besaß Mutter nicht, aber sie hatte genug zu tauschen, weil Lina so viel Vorräte vom Herrenhaus bekommt.

Als Lina das Wasser in den Porzellanfilter gießt, verbrennt sie sich beinahe, als etwas zu Boden fällt und Heinrich aufschreit. Heinrich schreit sowieso oft und gern, aber diesmal ist wirklich etwas passiert, ein großer Glassplitter steckt in seiner rechten Hand und Vater sieht aus, als würde er gleich losweinen. Heinrich hat tatsächlich das magische Auge fallen lassen, die Abstimmhilfe! Lina hätte dafür einen Satz Backpfeifen eingefangen. Warum versteht Vater nicht, dass sie viel geschickter ist als Heinrich, viel schlauer, viel wissbegieriger?

Als Bruder und Vater schlafen, geht Lina in die Stube. Auf dem Teppich steht die Burg. Heinrich hat sie aus Schachteln und Papprollen gebastelt. Das Holz wird für den Ofen gebraucht und Geld für richtiges Spielzeug ist nicht da. Liebevoll ist alles aufgeschichtet. Sogar an Zinnen und Schießscharten ist gedacht. Lina lächelt. Dann geht sie zum Hauptturm und reißt ihn ab.
Später nimmt sie Mutters gute Schneiderschere, mit der nur Stoff geschnitten werden darf, und geht in ihr Zimmer.

Am nächsten Morgen steht sie als Erste auf. Eine Tasse Muckefuck im Stehen, ihr einziger Luxus. Dann steckt sie ihre Haare zu einem Turm hoch, viel zu kunstvoll, um damit den ganzen Tag zu putzen, und geht zum Herrenhaus.
„Wat für eine Prinzessinnenfrisur“, sagt Käthe und lächelt dabei vielsagend. Lina hofft, dass die alte Frau mit ihren nassen Händen nicht über ihre Haare streicht.

Es riecht nach eingekochten Birnen. Batterien von Weckgläsern stehen auf dem Tisch. Dutzende Bienen schwirren im Raum. Das Radio rauscht im Hintergrund, genauso eins wie zu Hause und Lina überlegt sich, was sie sagt, nachdem das Radio auf den Boden gefallen ist. Aber noch ist es nicht so weit. Und wird auch nicht so weit kommen, wie Lina kurz darauf erstarrt feststellen muss.
„Mein Mädel, wo du dich heut so fein gemacht hast, hab ich was Besonderes für dich“, sagt Käthe. „Du darfst heute die Zimmer der jungen Damen machen.“
„Aber die kommen doch erst Weihnachten heim“, wendet Lina ein.
„Und ich dachte, ich mach dir eine Freude, willst doch sonst immer alles sehen. Komm schon. Keine Widerrede.“
Lina steigt die teppichbespannte Treppe nach oben. Schon seit einem Jahr träumt sie davon, nach oben zu gehen, und sie weiss nicht, was stärker ist, ihre Neugier oder ihr Ärger. Linas Pläne sind mit einem Mal durchkreuzt. Wann wird sie wieder ungestört mit Käthes Küchenradio allein sein?

Sie soll die Teppiche nach unten bringen und ausklopfen. Es ist still oben, nur den Regulator von unten hört man. Lina schaut sich um. Im letzten Zimmer gibt es ein batteriebetriebenes Picknickradio, es sieht aus wie ein Reisekoffer, das hat sie in dem Prohaska-Prospekt zu Hause gesehen. Das würde Vater gefallen, aber er darf sowieso nicht mehr nach draußen. Und dahinter steht noch ein Kasten.
Linas Entschluss ist gefallen.
Sie setzt sich aufs Bett, damit jetzt nichts schief gehen kann.
Dann zieht sie ihre Haarnadeln heraus. Ihre kastanienfarbenen Locken fallen über ihren Rücken. Sie fängt die Papprolle auf und entnimmt ihr den Schraubenzieher.

Dann zieht sie den Radiostecker, entfernt die Rückwand des größeren Radios, löst die Chassisschrauben. Sie fragt sich, ob sie alles richtig machen wird. Immerhin hat sie die Schritte nur in der Theorie üben können.
Ihr Herz klopft, als sie das magische Auge in der Hand hält, jetzt hat sie doch Angst, dass sie es fallen lassen könnte, und steckt die Glasröhre vorsichtig in die Papprolle.
Gott sei Dank, es passt!
Lina hat schon fast ihre Haare erneut hochgesteckt, als sie einen Schatten im Fenster wahrnimmt. Sie schaut vorsichtig nach draußen. Da stehen die Birnbäume, nur die Schaukel weht leicht im Wind.

Hoffentlich hat sie niemand gesehen! Aber wer außer ihr und Käthe sollte schon draußen sein? Das Herrenhaus liegt einfach zu abgelegen. Und sie würde alles geben, alles riskieren, damit ihr Vater auch auf sie einmal stolz sein könnte.

Flugs nimmt sie einen der Teppiche, Käthe ist vielleicht schon argwöhnisch geworden, warum sie noch nicht nach unten gekommen ist. Hoffentlich fällt ihr nicht auf, dass die Haare tiefer liegen.
Unten in der Küche steht ein junger Mann, den Lina nicht kennt.
Käthe umarmt ihn überglücklich und kann nicht aufhören ihn abzuküssen.
„Das ist unser Karl“, stellt Käthe ihn Lina vor. „Nun mach schon, der junge Mann ist fast 20 Stunden im Zug gesessen, nun setz den Teekessel auf.“
Jetzt erfährt Lina, dass sie das Zimmer für Karl putzen sollte. Und der wird bestimmt heute Abend die Radios ausprobieren.
Lina bekommt Angst.
Käthe schaut Lina plötzlich seltsam an. Fällt ihr doch etwas auf?
Hat sich der Schraubenzieher etwa durch die Haare gebohrt?
Lina fängt stärker an zu schwitzen.
Da hört sie das Summen.
Alle hören das Summen.
Es ist nicht irgendein Summen. Viele Bienen schwirren um den Birnentopf.
Aber dieses Geräusch klingt gedämpfter und gleichzeitig so nah - als ob eine Biene sich in Linas Kleidern verkrochen hätte. Lina läuft unruhig ein paar Schritte, was die Biene ebenfalls unruhiger werden lässt.

Sie ahnt, dass das Summen nicht aus ihren Kleidern kommen kann.

„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, hört sie den junge Mann noch hinter sich rufen, als sie schnell an ihm vorbei aus der Küche hetzt.
Sie war einmal dabei gewesen, als Käthe bei Martha, der anderen Angestellten, ein Gänseei in der Schürze gefunden hat.
Lieber lässt sie sich von der Biene stechen.
Lina rennt und rennt. Erst als sie bei der Bleichwiese ankommt, wagt sie sich umzudrehen.
Sie ist nicht allein. Natürlich nicht.
Karl hat sie fast eingeholt.

Jetzt ist alles vorbei.
Sie sieht in Karls Augen. Ihr Verfolger lächelt sie strahlend an. Noch strahlend, denkt Lina.

Dann sieht sie ihren Vater vor sich, wie enttäuscht er sein wird. Seine Tochter, eine Diebin, nicht nur eitel, sondern auch noch dumm. So dumm, dass sie sich vom Sohn des Hauses auf frischer Tat ertappen lässt.
Noch schlimmer kann es nicht mehr kommen.

Lina ist so außer Atem, dass sie alles geschehen lassen wird.
Als Karl sie einfängt, denkt sie für Momente, dass er ihr unter anderen Umständen sogar gefallen würde.
Karl nutzt die Gelegenheit, sie länger im Arm zu halten, als normalerweise erlaubt.
Und vorsichtig nähert er seine kräftigen, sommersprossigen Hände ihrem Haarknoten. Die Sommersprossen waren ihr schon in der Küche aufgefallen.
Lina wundert sich, eigentlich müsste ihm die Papprolle doch schon längst aufgefallen sein.
Und als er die Biene zu befreien versucht, wird er auch noch gestochen. Aber er lächelt sie trotzdem an.

„Ich habe Sie von der Schaukel aus gesehen“, sagt er „ da habe ich gleich davon geträumt, in Ihren Haaren wühlen zu dürfen und viel lieber würde ich mit Ihnen heute Abend spazieren gehen, als alleine oben Radio zu hören.“

 

Hallo petdays,

auf handwerklicher Ebene gibt es für mich nicht viel zu mäkeln.

Aber ich habe mit der Geschichte an sich ein Problem, kann nicht erkennen, was mir das Ganze sagen soll. Geschichten brauchen keine Moral - logo -, aber was willst du mir erzählen? Und das Ende, Karls Auftritt, kommt abrupt und die letzten Sätze stellen mich - im Hinblick auf Anfang und Mittelteil - vor Verständnisprobleme. Auch der historische Rahmen ist dünn, sehr dünn, jedenfalls kann ich hinter der Bindung an die Zeit des dritten Reichs nicht viel finden - immerhin: Diese Bindung ist zu erkennen. :)

Unterm Strich bleibt - wie auch bei anderen Geschichten von dir - für mich die Frage bestehen, warum du dein sprachliches Können (dafür Daumen hoch!) nicht in den Dienst einer richtigen Geschichte stellst, denn so bleibt es, für mich in jedem Fall, unbefriedigend. Und bei dem Tempo, mit dem du in den letzten Wochen Geschichten ins Forum gestellt hast, liegt der Verdacht nahe, es mit mäßig ambitionierten, wenn auch als solchen gelungenen Fingerübungen zu tun zu haben, hm?:)

Fazit - wie beim letzten Mal -: Mehr Story! :D

Tschüss!
Sam

, viel zu kunstvoll, um damit den ganzen Tag zu putzen und geht zum Herrenhaus.
putzenKomma

und Lina überlegt sich was sie sagen wird, nachdem das Radio auf den Boden gefallen sein wird.
Solche wird-wird-Konstruktionen irgendwie vermeiden ...

Sie war einmal dabei gewesen, als Käthe bei Martha der anderen Angestellten ein Gänseei in der Schürze gefunden hat.
MarthaKomma - AngestelltenKomma

 

Überarbeitung

Hallo Sam,

danke für dein kritisches Lesen. :) Deine Anmerkungen habe ich gleich eingebaut und wie du bemerkst, die Geschichte gleich weiter ausgebaut. Ich hoffe, sie wird jetzt eher eine Story und die Unklarheiten sind hoffentlich beseitigt.

Eigentlich bin ich gar keine Vielschreiberin. Der Text ist von 2008. Damals hatte ich schon einiges dafür recherchiert, all die kleinen Details, die diese Momentaufnahme in den 40ern verorten sollen. Ich wollte nicht mit genauen Datumsangaben etc. arbeiten. Schön, dass du die Anbindung ans dritte Reich auch so bemerkt hast.

Historische Stoffe sind für mich ziemliches Neuland. Das war der erste Versuch. Aber so schnell gebe ich nicht auf. ;)

Wie du richtig beobachtet hast, fällt mir das Sprachliche eher leichter, das Plottechnische leider schwerer. Aber ich arbeite daran.

schöne Grüße Petdays

 

’s gibt eine Auffassung, die begreift „Geschichte“ als belletristische Kategorie sehr eng, deren Vertreter dann auch schon einmal den „Spannungsbogen“ oder das „Authentische“ vermissen, da sie von Geschichte als Historie weniger wissen, als einem an sich mündig scheinenden Leser angemessen sein kann, als könne man ahnungslos in irgendeine beliebige Geschichte hineingehn. So erstaunt mich schon, dass man Deine kleine Geschichte, petdays, nur als „halbe“ Geschichte betrachten kann, was darauf hinausliefe, dass Geschichte hinter erzählter Geschichte miterzählt werden müsste, selbst wenn jeder doch einiges über die disziplinierende Wirkung i. S. der herrschenden Kaste durch Strafandrohung (es muss ja nicht gleich der blanke Terror sein) und Angst, aber auch von Spitzeln und Denunzianten wissen sollte – allein schon, wenn ein Denunziant im engsten Bekanntenkreis lauern kann, umso mehr, als die Angst ausdrücklich hier genannt wird

…, jetzt hat sie doch Angst, dass sie es fallen lassen könnte[,] und steckt die Glasröhre in die Papprolle,

u. a., sehn wir mal vom fehlenden Komma ab. Hier findet sich dann die Spannung, die Sam vermisst, denn es ist nicht einfach Angst, es ist Todesangst, wer Volksgut zerstört oder raubt, war, wenn schon nicht des Todes, geächtet, was dem sozialen Tod gleichkommen kann!

Hallo petdays –
schön, dass wir uns auch einmal begegnen!

Deine kleine Erzählung ist eine vollwertige Geschichte, denn Du trittst hier nicht als Geschichtslehrer, sondern Geschichtenerzähler auf.
Schon der Titel birgt ein Geheimnis, kennt man doch keine Glaswelle, wohl aber Glaswolle, die auch Glaswatte genannt wird, weil sie der (jetzt kommt eine verdammt lyrische Konstruktion) Baumwollwatte ähnelt. Wellen kennt man als Woge (an Wassern), die auch wegen ihrer Kurvenform bestimmten Strahlen (Funk [Radio]/Licht) als Wellen bezeichnet werden. Obwohl man anderen Strahlen (nehmen wir die Röntgenstrahlen) die Bezeichnung „Welle“ verweigert, werden sie doch in Wellenlängen gemessen.
Doch das Geheimnis der Wortschöpfung lichtet sich zu Anfang der Geschichte, die sachlich und nüchtern erzählt wird. Es kann kein Makel sein, dass die Strafdrohung durch das totalitäre System bei Diebstahl am und Zerstörung des Volksvermögens implizit in den Ängsten dargestellt wird. Es wäre lächerlich, das irrsinnige Rechtssystem darzustellen.

Einiges Futter gibt’s gleichwohl immer noch für die Kleinkrämerseele:

Zeichensetzung​

Der Einschub findet so kein Ende, darum sollte ein Komma gesetzt werden:
… bürstet ihre Haare, wie auch jetzt[,] und betrachtet sich …
Jeder, aber auch jeder Nebensatz hat – wie im richtigen Leben – Anfang und Ende …
Wie auch hier (da hat Sam zweifellos recht, ist aber im Prinzip das gleiche Problem)
… , viel zu kunstvoll, um damit den ganzen Tag zu putzen[,] und geht zum Herrenhaus.

Ohne Kommentar
Später nimmt sie Mutters gute Schneiderschere, mit der nur Stoff geschnitten werden darf[,] und geht in ihr Zimmer.

…, als Käthe bei Martha[,] der anderen Angestellten[,] ein Gänseei …

Ein schöner Übergang zu Anmerkungen zu

Formulierungen​

Vorne wieder kommentarlos
… und Lina überlegt sich[,] was sie sagen wird, nachdem das Radio auf den Boden gefallen sein wird.
Nicht nur im Deutschen kann das einfache Futur durchs Präsens ersetzt werden, wie etwa im „ich komm morgen“. Hier bietet sich diese Variante als elgant an:
… und Lina überlegt sich[,] was sie [sagt], nachdem das Radio auf den Boden [gefallen ist].

… und zunehmend schlecht gelaunt,
ist mir die einzige Stelle, wo ein partieller Befall von Adjektivitis zu finden ist.
An sich kein Fehler, aber drei Adjektive, von denen das eine (zunehmend) recht unbestimmt ist und eigentlich nur das andere steigert (schlecht/ -er/ -esten), während das ursprüngliche Substantiv „Laune“ gar nicht mehr verbal genutzt wird - „launen“ - und nur noch als Adjektiv – launig – oder Partizip - wie hier - vorhanden ist, um auch dadurch den Rang eines Adjektives zu erreichen. Wie wäre es schlicht und einfach mit
„… und seine Laune nimmt ab.“
Ganz ohne ein paradoxes "zunehmend abnehmen".

…, aber sie hatte genug zum Tauschen, …
Warum German Gerund (wie ich es nenne, hier im Ruhrgebiet ist es ganz schlimm, da „bin ich am Laufen“, da „tu ich Laufen“, aber schön wird so bewiesen, dass ein Unterlassen auch ein Tun sei – wie Juristen so sagen – in der Weise „dann tu ich ma’ nix machen“ usw.). Zudem ist die Präposition "zu" hier mit dem Artikel "dem" verschmolzen und bedeutet demnach aufgelöst
…, aber sie hatte genug zu[. de]m Tauschen, …
was ziemlich holprig klingt. Warum nicht eleganter die Infinitivgruppe
…, aber sie hatte genug zu[… t]auschen, …

…, aber diesmal ist wirklich etwas passiert, ein …
Ist das „wirklich“ nicht wirklich entbehrlich?

Die Redewendung „wollst“ kenn ich nicht - auch nicht im Dialekt

…, ich mach dir eine Freude, wollst doch sonst immer alles sehen.
Was heißt das?

Käthe schaut Lina plötzlich komisch an –
Aber es lacht doch keiner! Du meinst komisch i. S. von seltsam / befremdlich.

Und zum Abschluss ein Satz, der durch die Personalpronomen verwirren könnte (Du merkst am Konjunktiv, dass es nicht so kommen muss):

Lina hofft, dass die alte Frau mit ihren nassen Händen nicht über ihre Haare streicht.
Der flüchtige Leser könnte das Haar der nicht gemeinten Person zusprechen! Ein Versuch wäre incl. Konjunktiv für die Hoffnung
Lina hofft, dass die alte Frau mit [den] nassen Händen nicht über ihre Haare streich[e].

Gern geslesen vom

Friedel

 

lieber Friedrichard,

freut mich, dass dir das Geschichtchen gefallen hat. Herzlichen Dank auch für die vielen ausführlichen Korrekturen! :) Den größten Teil habe ich eingebaut.

schönes Wochenende!
petdays

 

Hi petdays,

du erzählst hier die Geschichte einer jungen Frau, die in der männerdominierten Gesellschaft des dritten Reichs die Anerkennung ihres Vaters sucht. Mir gefielen besonders die vielen Details, die du aus der Zeit eingebaut hast, wie das Prohaska-Prospekt, Begriffe wie Herrenhaus, Spülstein, etc.
Das macht die ganze Geschichte echt authentisch, und macht meiner Meinung nach auch den nicht erzählten allgemein geschichtlichen Kontext wett, das passt schon, denn ich kann mir gut vorstellen, dass ein Mädchen in dieser Zeit sich nicht großartig für Weltgeschehen/gesellschaftlichen Prozess interessiert hat, sondern ihre eigenen alltäglichen Problemchen hatte, die vllt. auch aus dem gesellschaftlichen Kontext/Weltgeschehen resultierten. N
aja aber bei Beschreibungen, wo es über die technischen Details von Radios ging, hast du es vielleicht ein bisschen übertrieben mit den Fachchinesisch, das kam mir ein bisschen so vor, als ob du in einer Gebrauchsanweisung von damals geblättert hättest, und dann versucht hast, möglich viele von den Begriffen einzubauen. ;)
Nichts desto trotz, erzähltechnisch finde ich die Story top, aber meiner Meinung nach endet die Geschichte an der spannensten Stelle:

„Ich habe Sie von der Schaukel aus gesehen“, sagt er „ da habe ich gleich davon geträumt, in Ihren Haaren wühlen zu dürfen und viel lieber würde ich mit Ihnen heute Abend spazieren gehen, als alleine oben Radio zu hören.“
Sie wird wohl gezwungen sein, mit dem Kerl auszugehen, um ihren Diebstahl zu vertuschen. Da ist doch ein riesen Konfliktpotential, ein (ich denke mal) Wehrmachtssoldat geht mit einem Mädchen aus, deren Vater sich im Keller versteckt hält (weil er verfolgt wird?).
Gerne gelesen, war aber am Ende etwas enttäuscht, dass sie an dieser Stelle geendet hat :)

Grüße grüße

 

Hallo zigga,

Herzlichen Dank fürs aufmerksame Lesen und deinen ausführlichen Kommentar! :)

Nichts desto trotz, erzähltechnisch finde ich die Story top, aber meiner Meinung nach endet die Geschichte an der spannensten Stelle:
Zitat:
„Ich habe Sie von der Schaukel aus gesehen“, sagt er „ da habe ich gleich davon geträumt, in Ihren Haaren wühlen zu dürfen und viel lieber würde ich mit Ihnen heute Abend spazieren gehen, als alleine oben Radio zu hören.“
Sie wird wohl gezwungen sein, mit dem Kerl auszugehen, um ihren Diebstahl zu vertuschen. Da ist doch ein riesen Konfliktpotential, ein (ich denke mal) Wehrmachtssoldat geht mit einem Mädchen aus, deren Vater sich im Keller versteckt hält (weil er verfolgt wird?).
Gerne gelesen, war aber am Ende etwas enttäuscht, dass sie an dieser Stelle geendet hat

>>>> ... du könntest recht haben, dass die Geschichte an der spannendsten Stelle aufhört. das war mir beim schreiben so gar nicht bewusst. vielleicht fällt mir noch etwas ein, um sie auszubauen!

schöne grüße pe

 

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