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Glasperlenspiel

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07.02.2002
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Glasperlenspiel

Warten, auf dem Fußboden sitzend mit einer Glasperle in der Hand.
Sie ist klar, unbeschmutzt und zerbrechlich. Sie gleitet durch die Hände und zieht erkundende Bahnen auf dem harten Boden.
Bald wird sich wie jeden Montag und Mittwoch die Tür öffnen – genau wie die Tür zu meinem Herzen. Einströmende Kälte wird durch mein inneres Lodern ausgeglichen.
Sie hält die Perle ruhig zwischen Daumen und Zeigefinger, betrachtet ihre edle Reinheit.
Wir haben uns in Vaters Stammbierkneipe kennen gelernt. Ich hatte keine Chance. Gleich an diesem Abend genossen wir unsere Liebe.
Sie schließt die Perle fest in ihre Hände, umschließt sie völlig bis ihre Fingerabdrücke darauf zu sehen sind. Dann gibt sie sie wieder frei.
Von ihm geht so viel Stärke aus. Verbringen alle übrige Zeit (also montags und mittwochs) gemeinsam – in diesem Zimmer. Kein Kino, kein Café, nie Gesellschaft.
Sie lässt die Perle nach Belieben durch die Hände kreisen – auf und ab.
Bei ihm muss ich mich nicht entscheiden, nichts arrangieren. Er ruft an – kribbeln vom Ohr am Telefon bis zu den Zehenspitzen. Seine Telefonnummer hat er mir immer noch nicht gegeben.
Sie beginnt die Perle von einer Hand in die andere zu werfen – hin und her.
Montags und mittwochs verlangende Küsse, feurige Blicke, Leidenschaft. Ich glaube zu erkennen, was Hingebung bedeutet. Danach hastige Schritte treppabwärts. Motoren-
geräusche.
Sie schleudert die Perle nun regelrecht. Schmettert sie von einer Seite zur anderen.
Es ist Mittwoch. Die Tür öffnet sich. Sie wirft ihm die Glasperle zu.
Sie fällt.

 

Wieder so ne stephy-Geschichte...! :D

Tja, und zum Inhalt... Verwirrend. Ich muss sie wohl noch ein paarmal lesen, auch wenn sie so kurz ist, um dahinterzusteigen... :rolleyes:

Was mich beim lesen sehr irritiert hat sind die fehlenden Namen in der Geschichte:
Immer nur "ich", "sie" und "er", wobei das "sie" zudem manchmal für die Glasperle, und manchmal für die Person steht die mit ihr spielt. Das hat es für mich sehr undurchschaubar gemacht, trotz der Kürze des Textes.

Hab ich das richig verstanden dass das Ich gleichzeitig auch "sie" ist, dass es also nur ihre Gedanken sind, die da dargestellt werden und nicht eine gesonderte Ich-Erzählerin...? Ich hoffe mal...

Du siehst, ich hab wirklich noch nicht viel verstanden. Liegt vielleicht an mir... :rolleyes: Wenn ich sie nochmal gelesen hab kann ich hoffentlich mehr dazu sagen...

 

Salut Gérard.

Ich danke dir für deine Kritik. Du hast den Grundgedanken der Geschichte prinzipiell richtig erfasst. Die Geschichte zeigt die erblindende Wirkung und die Widersprüchlickeit der Liebe. Obwohl sich die Hauptfigur in einem Gefühl höchsten Glückes wähnt, zeigt ihr Umgang mit der Perle doch ihre innere Aufgewühltheit. Die Geschichte zeigt ihre Ambivalenz übrigens nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die ständig wechselnde Erzählperspektive: mal aus der Erinnerung der "Heldin", mal die auktoriale Beschreibung des Symbols.

Hallo Ginnyrose.
ich gestehe, dass die Geschichte keine "leichte Kost" ist. Sie ist vollgepackt mit verschlüsselten Symbolen, schnellen Wechseln und gezielter Wortwahl. Kämpf dich einfach nochmal durch!

;)

 

Hah! Jetzt hab ich die Geschichte gerade zum dritten Mal durchgelesen und jetzt, denk ich, hab ich's ganz erfasst: Die Glasperle ist ihre Seele!

Dann passt nämlich alles! :cool:


Ach ja: schön erzählt übrigens!

 

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