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Glas oder Pappbecher?
Glas oder Pappbecher?
Die Frauen, die mit ihren vollbepackten Tüten die Kaufhäuser verliessen, blieben verdutzt stehen und sahen den beiden gut gekleideten Personen nach. Kinder, die auf den breiten Bürgersteigen der Kleinstadt Coshocton im US-Bundesstaat Ohio, spielten, hielten inne und begannen zu kichern. Ein Lagerarbeiter, der gerade einen Pic-Up entlud, stiess begeistert einen Pfiff aus.
Sogar die Hunde, die normalerweise vor keinem menschlichen Beinpaar halt machten, schlichen in einem großen Bogen um die beiden spazierengehenden Menschen. Von weitem betrachtet war eigentlich nichts Besonderes an dem Paar und hätte die Passanten wohl kaum in Erstaunen versetzt. Wären da nicht die Geschehnisse vom zwanzigsten Juni Zweitausendundeins und die darauffolgende Gerichtsverhandlung gewesen!
Jack Thornton und sein bester Freund Steve Chaplar trafen sich wie jeden Tag nach Feierabend noch zu einem Bier in der kleinen Kneipe neben der Kirche, um den anstrengenden Arbeitstag Revue passieren zu lassen und sich den Abend mit einem kalten Bier zu versüssen.
Ausserdem verdiente sich dort seit Anfang der Woche eine sehr hübsche Bedienung ihr Geld, auf die Jack ein Auge werfen wollte, was Steve wohl schon getan hatte. Denn kaum kam die zierlich Blondine auf die beiden Freunde zu, schlang der zweiundzwanzigjährige Schwarze seine Arme um ihren schlanken Körper und raunte ihr ein "Wenn du noch eine Zwillingsschwester hättest, könnten wir drei doch einen schönen Hotdog abgeben!" ins Ohr. Doch wie so oft kam dieser Anmachspruch auch bei Josie, so hiess die Bedienung, nicht an und sie bewiess, obwohl sie beide Hände mit Flaschen und Gläser beladen hatte, Schlagfertigkeit, indem sie ihm die Spitzen ihrer Pumps auf das Schienbein seines rechten Beines knallte!
Laut aufheulend lies Steve die Hände von der Bedienung und umarmte stattdessen sein anschwellendes Bein.
"Wenn du ein Indianer wärst, würden wir bestimmt ein leckeres Tomatensandwich abgeben, aber so wird das nichts. Ich bin nämlich Vegetarierin!", flüsterte sie ihm hämisch grinsend zu und machte sich wieder an die Arbeit!
Steve, dem sein schmerzendes Bein fast die Sinne raubte, wollte schon wütend nach der selbstbewussten Frau greifen, doch Jack packte ihn am Arm und hielt ihn zurück!
"Lass mich mal ran Alter!" sagte er augenzwinckernd! "Mit solchen wilden Frauen muss man anders umgehen!"
Zögernd und immer noch sein Schienbein reibend entschloss sich Steve, seinen gewalttätigen Plan zu vergessen und abzuwarten, auf welche Art und Weise sich sein Freund einen Korb abholen würde. Es dauerte auch nicht lange, bis die beiden jungen Männer ihr Bier ausgetrunken hatten und eine neue Bestellung bei Josie aufgaben.
Diese erschien auch sofort und stellte zwei frischgezapfte Krüge Bier auf den Tisch. Dabei blieb es auch nicht aus, dass sie durch das Nachvornebücken ihr prallgefülltes Dekolltee preisgab, was Jack anstachelte, mehr als einen Blick in die Bluse Josies zu werfen. Doch kaum hatten die Finger die Initiative, sprich die Brust der Frau ergriffen, verspürte er einen schmerzhaften Stich in seinem Unterleib.
Denn Josie, war derartige Angriffe schon gewöhnt und hatte mehrere Konter parat. Diesmal hatte sie sich für den Plan entschieden ihrem breitbeinig dasitzenden Gegenüber mit dem Pfennigabsatz auf die Hoden zu treten.
Je mehr Jack zu schielen begann und merkwürdig spitze Töne von sich gab, desto grösser wurde das Grinsen auf Josies Lippen. Erst als die Hand des Grapschers matt von ihrer Brust fiel, setzte sie ihren Fuss wieder auf den Boden und wollte sich wieder an die Arbeit machen.
Doch kaum hatte sie den beiden Lustmolchen den Rücken zugewandt, knallte auch schon harter Gegenstand an ihren Hinterkopf, was zur Folge hatte, dass Josie bewusstlos zusammenbrach!
Zwei Wochen später standen die zwei Freunde Steve und Jack im Gerichtssaal von Coshocton und wollten ihren Augen, oder besser gesagt Ohren, nicht trauen. Da nicht einwandfrei ermittelt werden konnte, wer von den Männern der Werfer eines Bierkruges war, der der Bedienung Josie Miller eine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung beigebracht hatte, wurden beide schuldig gesprochen. Doch das war es nicht, was so verwunderlich war. Es war viel mehr das Urteil.
Jack Thornton und Steve Chaplar wurden nämnlich zu einer Geldstrafe von zweihundertfünfzig US-Dollar verpflichtet und ausserdem wurde ihnen freigestellt eine Haftstrafe von sechzig Tagen zu absolvieren oder eine Stunde in Frauenkleidern, Perücken und Makeup durch die Stadt zu laufen!
"Verdammt!" fluchte Steve, der sich für eine Stunde Stephanie nennen musste und versuchte angestrengt nicht mit den hochhackigen Schuhen umzuknicken. "Wenn ich gewusst hätte wie peinlich das ist, hätt ich nie in ihren Ausschnitt gegriffen."
"Eines verspreche ich dir!" sagte Jack, dem sein Makeup über das Gesicht floss. "In Zukunft bestell ich mir mein Bier nur noch in Pappbechern!"
Nachtrag!
Auch diese Geschichte ist nur zum Teil auf meinem Mist gewachsen!
Es ist erstaunlich, welch amüsante Geschichten das wahre Leben schreiben kann.
So habe ich den folgenden Artikel in der Ingolstädter Sonntagspost gelesen und war über das Urteil mehr als begeistert!
Strafe für Werfer
Zwei Männer mussten eine Stunde lang in Frauenkleidern durch die Kleinstadt Coshocton im US-Bundesstaat Ohio laufen. Das hat ein Richter als Strafe bestimmt, weil die 21 und 22 Jahre alten Männer eine Frau mit Bierkrügen beworfen hatten. Sie mussten in Kleidern, mit Perücken und Makeup durch das Stadtzentrum gehen. Ansonsten wären sie zu 60 Tage Haft verurteilt worden. Ausserdem mussten sie eine Geldstrafe von 250 Dollar (rund 550 Mark) zahlen!
Ich hoffe, mir nimmt es keiner übel, dass ich eine wahre Geschichte mehr oder weniger geklaut habe, aber ich fand den Artikel so besonders, dass ich einfach nicht umhin konnte eine Geschichte darüber zu schreiben!