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Glanz und Schatten

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04.03.2011
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Glanz und Schatten

Alle rufen danach aber keiner hört dem Anderen zu. Jeder glaubt für sich an seine Einzigartigkeit und es käme ihm nicht in den Sinn, die gleichen Bedürfnisse wie sein Nachbar zu haben. Während er diese herausschreit hört er nicht mehr, nach was die armen Menschen neben ihm schreien. Genauer gesagt, ist es ihm egal, da dies wenn überhaupt nur eine Bedrohung seiner Eigenen darstellt.


Die schwere Eichentür gibt dem Druck nach und öffnet sich langsam und er riecht, den ihm entgegenkommenden Weihrauch-Moder-Geruch, den diese Bauten immer an sich haben. Nicht, dass es unangenehm wäre. Es erinnert ihn an seine Kindheit, an die Tage, an denen er mit seinen Eltern in die Kirche gegangen war zu diesem oder jenem Anlass. Manchmal zu traurigen, manchmal zu feierlichen.
Aber für ihn hatte es in diesem Alter noch keinen Unterschied gegeben. Der Geruch war immer der gleiche gewesen, irgendwie neutral würde er heute sagen. Es hatte weder etwas feierliches noch etwas morbides an sich aber früher hatte sich das Eine mit dem Anderen vermischt und er hätte die Atmosphäre einer Beerdigung nicht von der einer Weihnachtsmesse unterscheiden können. Nur an den Gesichtern seiner Eltern oder seiner Brüder hatte er den Anlass ablesen können. An den Gesichtern der Verwandten oder aber auch an denen der anderen Krichenbesucher.
Doch heute war er allein hierhergekommen. Er wusste nicht einmal warum. Das Wetter war nicht gerade berauschend gewesen, als er aus dem Fenster gesehen hatte. Die Kälte war schon durch die unmerklichen Ritzen im Fachwerk des alten Bauernhauses gedrungen. Er hatte sich seinen Mantel übergeworfen und war hinaus auf den Hof und in sein Auto gestiegen. Gut, es war wirklich keine bedeutende Strecke gewesen aber er war sie dennoch gefahren. Irgendetwas hatte ihm gesagt, er sollte hinunter zu der alten Kirche fahren. So wie ein stiller Notruf war ihm klar gewesen, er musste nun dorthin.
Doch jetzt als er die Tür aufstieß, wusste er nicht mehr, was er hier wollte. Er hatte nie etwas mit Religion am Hut gehabt, seit seiner Kindheit. Nicht einmal an Weihnachten, hatte er seine tiefe Abneigung, die sich entwickelt hatte, ignorieren können. Ja man könnte fast sagen, er hasste es.
Langsam schritt er durch den Vorraum, indem die vielen Gesangsbücher in den dunklen Regalen schliefen und ordnete die Flut von Erinnerungen, die sich plötzlich wie abgesprochen aus einem dunklen Winkel auf ihn stürzten. Er öffnete die Glastür und betrat nun die grosse Halle oder Kirchenschiff oder wie auch immer sie es nannten. Zu beiden Seiten waren die dicken Säulen von den unzähligen Sitzbänken gesäumt. Er blieb hinten am Gang stehen und blickte hinunter zum Altar und der, so scheint es, immer eingeschalteten Beleuchtung. Mit einer leichten Erfürchtigkeit betrachtet er diese Rednerbühne, auf der er als Junge so viele Male das Schauspiel der Messe verfolgt hatte. Doch nun schien es leer dort vorne ganz ohne Priester und Messdiener und was man sonst noch zu sehen bekam. Er schritt langsam nach vorne und sah im Augenwinkel wie neben ihm in den Sitzbänken, all die Menschen sitzen, die ihm sonst als kleines Kind aufgefallen waren. Er blickte nur nach vorne und doch bemerkte er ihre Blicke, die ihn im vorbeigehen musterten, wie einen der in der ersten Reihe Platz nehmen wollte, und damit unmerklich die Missgunst aller auf sich zieht. Ganz vorne an den Stufen hoch zum Altar angekommen dreht er sich um und erblickt wieder die Leere, die den großen Raum ausfüllt. Niemand sitzt dort und niemand schaut ihn an. Keiner würde auf die Idee kommen bei dem Wetter aus dem Haus zu gehen und hier runter zu fahren. Doch der Kirchenraum war trotz seiner Größe angenehm warm und angenehm beleuchtet. Für wen, fragte er sich. Für das Gewissen der Gruppe, derer die hier an den Sonntagen ihre Sorgen in den Hintergrund zu stellen versuchen. Die, die es nie anders kannten, die, die immer wieder und wieder hierher kommen und doch eigentlich den Grund dafür vergessen haben oder nie wussten.
Sein Blick wanderte von bunten Glasfenstern zu den überlebensgroßen Statuen von irgendwelchen Heiligen oder was auch immer sie vollbracht hatten, um nun hier gezeigt zu sein. Die große Figur in der Mitte mit dem riesigen Stab in der einen und einer Schriftrolle in der anderen Hand faszinierte ihn auf eine vertraute Art und Weise.
Der weiße Stein schien einen gewissen Glanz zu haben durch die vielen kleinen Scheinwerfer, die auf ihn gerichtet waren. Das Gesicht dieser Statue, dessen Name oder Funktion ihm unbekannt war, schien fast lebendig durch den Schattenwurf des Lichtes. Er blickte ihm in die weißen steinernen Augen und fragte sich, warum nicht alles so schlicht und beruhigend elegant gehalten sein kann wie diese eine Statue. Sie offenbarte sich ihm, stand in voller Lebensgröße vor ihm und ließ nichts unentdeckt. Man überblickte sozusagen das Werk desjenigen Bildhauers komplett. Nicht so, wie wenn man ganz nah vor einem Gemälde steht um Details zu erkennen und so das gesamte Bild aus den Augen verliert.
Er blickte sich kurz verstohlen über die Schulter um, obwohl er wusste, dass niemand da sein würde. Mit ein paar Schritten über den glänzenden Marmorboden war er direkt vor der Statue und blickte an an ihr hoch. Doch dann beugte er sich zur Seite und sah hinter die Statue.
Dort war kein Lichtstrahl der etwas beleuchtete, es war nur dunkel und obwohl es die gleichen Marmorplatten auf dem Boden sind, auch kein Glanz mehr. Trotz dem Schatten, glaubte er sogar Staubflocken auf dem Boden zu erkennen. Der dunkle Winkel hinter der Statue. Abseits von allen Fresken, Kerzen und Scheinwerfern war hier nur die Dunkelheit, die sich dem Auge des Betrachters bot. Es schien wie eine Ecke, die irgendwie vergessen worden war. Etwas, dass auch wenn man es entdeckte, nicht darüber zu reden lohnte, da der übrige Glanz dies zu entschädigen scheint.
Ein kleines dunkles Geheimnis hinter dem Licht und dem weißen Stein. Etwas sehr trostloses hatte dieser Zwischenraum an sich und ihm wurde klar, dass genau diese dunkle Leere ihm damals klargemacht hatte, dass all der Glanz immer auch tiefe Schatten auf alles wirft, dass sich außerhalb des Blickwinkels verbirgt. Er hatte in sich selbst diesen dunklen Winkel gefunden und anstatt artig darüber zu schweigen, ihn ausgeleuchtet. Und ab diesem Moment, war ihm klar, dass der Glanz dieser Welt nicht für die Menschen bestimmt war. Auf jedem der Gesichter, dessen Blick starr nach vorne gerichtet war, spielten eigenen Schatten und zerstreuten sich in dem Dunkel hinter dem licht. Dort kauern sie alle und warten auf jene, die immer noch an das Licht glauben und sich an dem weißen Glanz erfreuen können. Doch wenn sie nur nah genug herankommen würden, könnten sie die gekrümmten Gestalten hinter all dem erkennen, die leise und verbittert in dem einen dunklen Winkel kauern und mit verbissenen Blicken in die Herzen der Heiteren dringen.

Auf dem Rückweg bließ er den Qualm der Zigarette aus dem Fensterspalt und genoss das Aufblitzen der an ihm vorbeiziehenden Straßenlaternen. Der immer wiederkehrende kurze Lichtschein auf seinem Gesicht schien zu hypnotisieren und trägt ihn weg vom Schauplatz dieser einen Erkenntnis.

 

Lieber baal,

es ist nicht "brechtig", gleich im ersten Satz ein Komma zu unterschlagen. Aber jetzt erst einmal zu deiner Geschichte: Du setzt sie hier in die Rubrik "Philosophisches" und offerierst uns einen Text über einen Jugendlichen (?), der ein Problem mit Kirche hat, dann aber aufgrund unerklärlicher Gründe in die Kirche getrieben wird, um Erkenntnisphilosophie zu betreiben und über den Schein und das Sein der Welt nachzudenken. Der erste und der vorletzte Absatz hören sich viel versprechend an, da stets eine allgemeingültige Mehrdeutigkeit mitschwimmt. Leider kann der Rest des Textes mich nicht überzeugen und aus diesem Grunde die Versprechungen des ersten Absatzes nicht erfüllen. Stutzig macht mich auch dein Ende. Die Autofahrt (?) macht den Jugendlichen schon einmal volljährig, aber was hat das Rauchen zu bedeuten und warum erzeugen die Lichtreflexe hypnotische Wirkung?

Zunächst aber ein paar Korrekturen:

Alle rufen danach aber keiner hört dem Anderen zu.
Alle rufen danach, aber keiner hört dem Anderen zu.

Während er diese herausschreit hört er nicht mehr, nach was die armen Menschen neben ihm schreien.
... heraus schreit, hört ...

Genauer gesagt, ist es ihm egal, da dies wenn überhaupt nur eine Bedrohung seiner Eigenen darstellt.
... da dies - wenn überhaupt - nur eine ...

Der Geruch war immer der gleiche gewesen, irgendwie neutral würde er heute sagen.
ab dem Komma wird es unschön und er bezeichnet heute "Weihrauch-Moder-Geruch" als neutral? Extreme sind nie neutral ...

Es hatte weder etwas feierliches noch etwas morbides an sich aber früher hatte sich das Eine mit dem Anderen vermischt und er hätte die Atmosphäre einer Beerdigung nicht von der einer Weihnachtsmesse unterscheiden können.
Mit feierliches wiederholst du dich und mit morbid kannst du dem traurig nicht entfliehen. Die Antithese ist klar - warum zweimal betonen, dass es für ihn keinen Unterschied gab?

Doch heute war er allein hierhergekommen.
Doch heute war er allein hierher gekommen.

Er wusste nicht einmal warum.
Er wusste nicht einmal, warum.

Gut, es war wirklich keine bedeutende Strecke gewesen aber er war sie dennoch gefahren.*
Jedes deiner "aber" verschling ein Komma zu viel!
Gut, es war wirklich keine bedeutende Strecke gewesen, aber er war sie dennoch gefahren.*

So wie ein stiller Notruf war ihm klar gewesen, er musste nun dorthin.
Eher: Es war ein stiller Notruf gewesen und ihm war klar, er musste dorthin.

Nicht einmal an Weihnachten, hatte er seine tiefe Abneigung, die sich entwickelt hatte, ignorieren können.
Der Satz scheint mir zu umständlich geraten. Muss denn diese Entwicklung unbedingt mit rein oder leistet sie einen besseren Dienst zwischen den Zeilen?

Nicht einmal an Weihnachten. Seine tiefe Abneigung war nicht zu leugnen.

Langsam schritt er durch den Vorraum, indem die vielen Gesangsbücher in den dunklen Regalen schliefen und ordnete die Flut von Erinnerungen, die sich plötzlich wie abgesprochen aus einem dunklen Winkel auf ihn stürzten.
Der Satz wirkt richtig gekonnt. Doch schreibe statt "indem" lieber "in dem" und füge noch ein Komma hinzu:
"Langsam schritt er durch den Vorraum, in dem die vielen Gesangsbücher in den dunklen Regalen schliefen, und ordnete die Flut von Erinnerungen, die sich plötzlich wie abgesprochen aus einem dunklen Winkel auf ihn stürzten."

grosse
große

Erfürchtigkeit
wenn, dann Ehrfürchtigkeit

Doch nun schien es leer dort vorne ganz ohne Priester und Messdiener und was man sonst noch zu sehen bekam.*
Hier widersprichst du dich, scheint es mir, ungewollt selbst. Siehst du warum?

Er blickte nur nach vorne und doch bemerkte er ihre Blicke, die ihn im vorbeigehen musterten, wie einen der in der ersten Reihe Platz nehmen wollte, und damit unmerklich die Missgunst aller auf sich zieht.
- im Vorbeigehen
Dieser Satz wirkt unnötig umständlich. Außerdem ist es nicht logisch, dass Menschen, die die erste Reihe aufsuchen, Missgunst auf sich ziehen.

Ganz vorne an den Stufen hoch zum Altar angekommen dreht er sich um und erblickt wieder die Leere, die den großen Raum ausfüllt.
Symptomatisch für deinen Stil: Kommafehler und Patzer im Tempus.
... angekommen, dreht ...
ausfüllte statt ausfüllt

Die, die es nie anders kannten, die, die immer wieder und wieder hierher kommen und doch eigentlich den Grund dafür vergessen haben oder nie wussten.
Hier wird es philosophisch. Das kannst du ruhig in Portionen servieren: Die, die es nie anders kannten. Die, die immer wieder und wieder hierher kamen. Die, die den Grund nie kannten oder vergaßen.

um nun hier gezeigt zu sein.
gezeigt zu werden

Die große Figur in der Mitte mit dem riesigen Stab in der einen und einer Schriftrolle in der anderen Hand faszinierte ihn auf eine vertraute Art und Weise.*
Die große Figur in der Mitte, mit dem riesigen Stab in der einen und einer Schriftrolle in der anderen Hand, faszinierte ihn auf eine vertraute Art und Weise.

Wobei mir unbegreiflich bleibt, wie Faszination vertraut sein kann.

Der weiße Stein schien einen gewissen Glanz zu haben durch die vielen kleinen Scheinwerfer, die auf ihn gerichtet waren.
Du verschweigst den direkten Bezug. Du meinst mit dem weißen Stein das Material, aus dem die Figur gefertigt wurde. Dann schreibe doch:
Die vielen kleinen Scheinwerfer, die auf diese Figur gerichtet waren, schienen dem weißen Stein einen gewissen Glanz zu verleihen.

Er blickte ihm in die weißen steinernen Augen und fragte sich, warum nicht alles so schlicht und beruhigend elegant gehalten sein kann wie diese eine Statue.
Das klingt stark nach einem klassischen Seufzer - macht diesen Satz aber nicht uninteressant. Leider erfährt man zu wenig über die Beweggründe des Protagonisten. Du erwähnst nur immer wieder, dass er keine Ahnung hat, es sei ein stiller Notruf ...

wie wenn man ganz nah vor einem Gemälde steht um Details zu erkennen
steht, um

Mit ein paar Schritten über den glänzenden Marmorboden war er direkt vor der Statue und blickte an an ihr hoch.
Da hast du ein "an" zu viel getippt ...
Vielleicht auch nicht "Mit ein paar Schritten", sondern "Nach ein paar Schritten".

Dort war kein Lichtstrahl der etwas beleuchtete, es war nur dunkel und obwohl es die gleichen Marmorplatten auf dem Boden sind, auch kein Glanz mehr.*
Lies dir diesen Satz noch einmal langsam durch.

Etwas, dass auch wenn man es entdeckte, nicht darüber zu reden lohnte, da der übrige Glanz dies zu entschädigen scheint.
Etwas, worüber es sich nicht zu reden lohnte, auch wenn man es entdeckte, da ...
Ja, welcher Glanz entschädigt? Meinst du, der schöne Glanz der Statue macht den Dreck dahinter wett?

Auf jedem der Gesichter, dessen Blick starr nach vorne gerichtet war, spielten eigenen Schatten und zerstreuten sich in dem Dunkel hinter dem licht.
Licht


Die Aussage deiner Geschichte verschließt sich insofern, da vieles ungeklärt bleibt. Was treibt den Jungen in die Kirche? Wie kommt er auf die Idee hinter die Statue zu blicken? Was führt ihn zu dieser einen Erkenntnis, wo versteckt sich der Zusammenhang zur Glanz-Schatten-Interpretation?

Nichtsdestotrotz kann man den Handlungen des Jungen aufgrund präziser Schilderungen folgen. Verstehen tut man sie jedoch nicht.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.

Beste Grüße
markus.

 

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