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glücklicher Tod

lew

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20.12.2007
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glücklicher Tod

Ich nehme mir das Leben. Mein Beschluss steht. Ich sitze hier im vierten Stock eines Wohnhauses, in mitten anständiger Leute- und ich begehe Selbstmord. Das Leben ist sinnlos. Ich wollte kämpfen. Ich habe 52 Jahre lang gekämpft, doch heute ist die Energie aufgebraucht. Der Kampf ist gekämpft, er ist verloren. So viel gelitten, um mir dann selbst ein Ende zu setzen. Doch so erscheint es mir würdiger: kein anderer, kein Gott beendet mein Leben- nur ich. Ich habe mein Leben gelebt, die wenigen schönen Momente genossen, die Härte erfahren und auch ich bin es, der es jetzt auslöscht. Mein Blick fällt auf das Bild meiner verstorbenen Eltern neben der Tür. Vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben, meine Mutter schon früher. Sein Tod ermöglicht meinen. Ich brächte es nicht übers Herz ihm meinen Suizid zuzumuten. Niemandem, der mich liebt, möchte ich das zumuten. Doch niemand liebt mich mehr. Seit Jahren verlasse ich diesen Raum nur um zu arbeiten und um einzukaufen. Zweimal im Jahr habe ich meinen Vater besucht: an seinem Geburtstag und an Weihnachten. Ihm bedeutete Weihnachten viel- mir nicht. Ich glaube nicht. Ich glaube nicht an Gott. Ich erwarte das Nichts; nicht mehr. Ich vegetiere dahin, sinnlos. Mein menschlichen Kontakte bestehen darin, dass mein Chef mir mein Monatsgehalt überweist und die Kassiererin im Supermarkt mir noch einen schönen Tag wünscht. Ich erwidere dann, ich wünsche es ihr auch. Doch diese Worte sind so aufrichtig wie ihre. Mein Blick kommt wieder zurück auf den kleinen Holztisch. Ich sitze auf dem Sofa davor, beuge meinen Oberkörper leicht nach vorn. Auf dem Tisch, ein Wasserglas. Die tödliche Substanz darin. Ich wünsche, es käme jemand. Jemand, der die Tür öffnete. Jemand, der sagte er oder sie brauche mich, meine Hilfe. Jemand, der sagte, tu 's nicht, du bist wertvoll. Doch niemand wird kommen. Seit drei Wochen ist niemand gekommen. Damals hat sich einer in der Tür geirrt, ein Bekannter meines Nachbarn. Das leben ist trostlos. Ein schöner Schlusssatz, meine rechte Hand nimmt das Glas führt es zum Mund, ich sehe hinein. Das soll mich umbringen? Meine Lippen berühren schon den Rand des Glases. Was ist, wenn mich nicht das Nichts erwartet? Wenn doch ein Gott kommen sollte, um über mich zu richten? Wenn mich ein Gott in seine glühende Hölle verbannen würde bis in alle Ewigkeit? Ich müsste schmoren. Ich wäre verdammt, schlimmere Qualen zu erleiden, als mein irdisches Gehirn sich vorzustellen in der Lage ist. Die Ewigkeit ist mir zu lange für die Hölle. Aber wäre die Ewigkeit nicht auch zu lange für ein immerwährendes Nichts? Spürte ich im Nichts mich selbst oder ist das ein Zustand gleichsam dem vor meiner Geburt? Hier auf der erde weiß ich, was geschieht. Ich stehe früh morgens auf, arbeite, esse, schlafe und bin einsam, bin melancholisch. Doch ich lebe, meine zu existieren. Ich stelle das Glas zurück. Ich spüre Schweißperlen auf meiner Stirn, ich spüre, wie sie langsam an meiner Nase herunterrollen. Mir ist heiß, fast übel. Ich muss an die frische Luft, denke ich, öffne die Tür, gehe die Treppe hinunter, einen Aufzug gibt es nicht. Nicht einmal so frei bin ich, mich selbst umzubringen, mich selbst zu erlösen. Ich bin ein Versager. Ich schäme mich. Ich bin im Erdgeschoss angekommen. Ich gehe hinaus auf den Gehsteig, überquere die Straße. Ein Auto kommt. Ich bemerke es nicht. Ich stehe währenddessen mitten auf der Straße. Das Auto ist schnell, sehr schnell. Eine Frau, die einen Kinderwagen schiebt, stößt einen entsetzlichen Schrei aus, meinetwegen. Nur meinetwegen. Ich sterbe glücklich.

 

Hallo Lew und willkommen auf kg.de

Zuerst möchte ich sagen, dass die Punkte, die ich nun aufführe, einzeln nicht stören würden, doch zusammen vermiesen sie den Gesamteindruck des Textes, zumindest meiner Meinung nach:

Beschluss
'Entschluss' fände ich passender, weil es irgendwie besser klingt, und weil da 'Ende' drin steckt.

und ich begehe Selbstmord.
Das mit dem Selbstmord hast du davor schin gesagt, und die benutzt etwas oft das Wort 'ich'.

Der Kampf ist gekämpft
Zweimal hast du im Satz davor schon 'kampf' drin gehabt.

auch ich bin es, der es jetzt auslöscht. Mein Blick fällt auf
Zwischen diesen Sätzen würde sich ein Zeilenumbruch gut machen. Allgemein kann dein Text ein paar mehr Absätze vertragen.

Ansonsten finde ich den Rückblick ganz akzeptabel. Davor 'schwafelst' du wegen den Wiederholungen etwas.

Doch niemand liebt mich mehr.
Noch kein Grund, sich umzubringen, oder? Zumindest klingt es gerade danach.

Jemand, der sagte
Du springst in den Zeiten herum. Dies hier ist Vergangenheit, davor hast du alles (bis auf die Rückblicke) in der Gegenwart geschrieben.


Außerdem finde ich die Beweggründe des Prots etwas unlogisch, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich jemand aus Einsamkeit umbringt. Immerhin hat der Prot nichtmal versucht, der Einsamkeit zu entkommen, indem er neue Leute kennen lernt. Nein, er sitzt da und jammert, weil er ja ach so unglücklich ist.
Allerdings lässt er dann den Selbstmordversuch sein, läuft auf die Straße und es kommt

Ich sterbe glücklich.
Denkt er das, weil die Frau mit dem Kinderwagen wegen ihm schreit? Aber deswegen ändert sich ein Gemütszustand doch nicht so vollständig.

Außerdem frage ich mich, was an der Geschichte experimentell ist. Zwischendurch dachte ich, ich wäre in 'Philosophisches' gelandet und habe nach oben gescrollt, um das zu überprüfen.

Grüße von Jellyfish

 

Schon die Überschrift weist zwei Fehler auf. Zum einen wird das erste Wort eines Titels immer groß geschrieben, zum anderen würde dein Titel bedeuten, der Tod selbst (also der Mann mit der Sense) wäre glücklich. Ausdrücken sollte er aber der Geschichte nach, dass dein Suizidaler eines glücklichen Todes stirbt.
Womit wir natürlich mal wieder bei der Frage wären: Muss man die Sprache beherrschen, um zu schreiben? Oder ist diese nur ein notwendiges aber zu vernachlässigendes Übel?

Ach ja, herzlich willkommen im Forum gnadenloser Kritik, lew.

Lieben Gruß
sim

 

Der Text wirft am Ende eine philosophische Frage auf. Das ist diskussionswürdig, daher verschiebe ich ihn in die entsprechende Rubrik. Dort gibt es dann hoffentlich auch Antworten.

 

also erstaml an jellyfish:
du hast recht, das entschluss besser ist als beschluss. finde ich jetzt auch. das mit dem "ich" ist mir besonders wichtig- auch wenn es manchmal etwas oft kommt. der icherzähler steht im mittelpunkt der geschichte. er ist es doch von dem alles abhängt.
was ist schon ein grund sich umzubringen? es ist wohl der gesunde menschenverstand zu sagen, dass das kein grund sei. "Das Leben ist sinnlos. Ich wollte kämpfen. " das ist die andere begründung. er wollte sich gegen ein sinnloses leben auflehnen. doch er zerbricht daran. und gleichzeitig kann er sich nicht umbringen.
"Jemand der sagte"
irrealis der vergangenheit ist hier der modus, also etwas mit dem nicht zu rechnen ist. also würde ich sagen, dass das hier passt.
jetzt zu sim:
meinst du, dass ein formfehler zeigt, nicht mit sprache umgehen zu können? existiert der tod als mann mit der sense oder nur als zustand den wir bei anderen menschen wahrnehmen und der nur durch sein wahrgenommen werden können existiert. der "sensenmann" kann nicht wahrgenommen werden. demnach ist seine existenz für mich nicht. denn berkley sagt: "esse est percipi", was von sartre vervollständigt wird: "esse est percipi vel posse percipi". (deutsch: "sein ist wahrgenommen werden oder wahrgenommen werden können") daraus kann man meiner meinung auch folgern, dass der tod als "sensenmann" nicht gemeint ist.

 

Hallo lew,

natürlich sagt ein Formfehler nichts über den Umgang mit Sprache aus, wohl aber ein Perspektivfehler. Es geht nicht um die Bildhaftigkeit des Tods als Mann mit der Sense, damit wollte ich nur etwas verdeutlichen. Deiner Überschrift nach ist der Tod als wahrgenommener Zustand glücklich, deinem Text nach aber geht es darum, dass dein Prot glücklich diesen wahrgenommenen Zustand erreicht, also eines glücklichen Todes stirbt. Das ist ein inhaltlicher Unterschied.

Lieben Gruß
sim

 

du sagst richtig, dass der ich-erzähler den zustand des todes glücklich erreicht und in der überschrift wird dieser zustand personifiziert, in dem diesem zustand eine eigenschaft zugeordnet wird, die er an sich nicht haben kann. allerdings kann der ich-erzähler, der mensch, diesen zustand, der eintritt, als glücklich empfinden. da es sterbliche wesen sind, die dem tod erst ein sein verleihen, dadurch, dass sie sterben (denn wenn niemand stirbt, ist der tod nicht), hängt der mensch und der tod in gewissem sinne zusammen. da der mensch nun diesen tod als glücklich empfindet, bin ich der meinung, durchaus von einem glücklichen tod sprechen zu können ohne auf ein solches sinnbild, wie es zum beipiel der angesprochene "sensenmann" ist, anzuspielen.

liebe grüße und ich freue mich auch, dass du das ansprichst, wenn es dich stört
lew

 

:confused: Hallo lew,

ich werde das Gefühl nicht los, dass du dir das alles noch nicht beim Schreiben gedacht hast, sondern erst seitdem die Geschichte hier nach "Philosophisches" verschoben wurde, und dass deine in meinen Augen verworrenen, aufs Geratewohl konstruiert wirkenden Gedanken dazu die Geschichte so hinbiegen sollen, damit sie scheinbar gegen Sims Kritik Bestand hat.

Ungeachtet dieser Versuche sehe ich in dem Text den bloßen Bewusstseinsstrom eines Selbstmitleiders (richtig, eine Geschichte ist das kaum), der sogar noch so feige und egoistisch ist, mit seinem passiven Selbstmord auch anderen - der Mutter und viel mehr noch einem Autofahrer - ganz schön den Tag zu verderben. Ich kann null Sympathie und Empathie für den Protagonisten empfinden, von daher ist die Geschichte auf ganzer Linie bei mir durchgefallen.


-- floritiv.

 

ja wenn du meinst, dass ich mir nichts dabei gedacht hab dabei, gerne.
muss der ich-erzähler sympathisch erscheinen? ich denke nicht.
ich mein aber auch, dass der selbstmord die logischste konsequenz seines bewußtseinstroms ist. denn wenn er sagt, dass das leben für ihn sinnlos ist und ihn nichts am selbstmord hindern kann, warum dann weiterleben?
wegen der behauptung, die gedanken seien aufs geratewohl konstruiert, hab ich mal eine fragen an dich:
stimmt es nicht dass der tod an sich nicht sein kann?

gruß lew

 

Der Tod "an sich" ist, selbstverständlich. Und zwar ist er auf die Art wie jeder abstrakte Begriff "ist", wie 12, die Würde oder das Vergessen. Es ist dies die schiere Existenz einer Idee in den Köpfen der lebendigen Menschen.

 

Kann es sein, dass hier gerade mit philosophischen Taschespielertricks die Grammatik ausgehebelt werden soll?

 

Der Tod "an sich" ist, selbstverständlich. Und zwar ist er auf die Art wie jeder abstrakte Begriff "ist", wie 12, die Würde oder das Vergessen. Es ist dies die schiere Existenz einer Idee in den Köpfen der lebendigen Menschen.

ja eben dadurch, dass diese abstrakten begriffe nur durch das bewußtsein der menschen existieren können, existieren sie nicht an sich, da sie allein nicht sein können. wenn es auf der erde keine menschen oder andere wahrnehmenden wesen gibt, hört auch das auf zu exisitieren, das nur in deren köpfen existiert.

sim, ich denke, dass die personifizierung des todes, wie sie in dieser überschrift erfolgt, nicht dazuführt, dem tod als "person" die eigenschaft glücklich zu geben.

liebe grüße lew

 

Hallo lew,

Selbstmordgeschichten gibt's wie Sand am Meer.
Nun versuchst du hier, wie du sagst, den Selbstmord als logische Konsequenz darzustellen. Das gelingt dir (Gott sei Dank, muss man ja fast sagen) nur ansatzweise. Die verzweifelte Situation, die Einsamkeit des Protagonisten zu Beginn sind schlüssig. Auch hat er keinen Glauben an das Jenseitige. Warum also, fragst du, sollte er sich nicht umbringen?
Gegenfrage: Warum sollte er? Gut, er hat keinen Grund es nicht zu tun - abgesehen vielleicht von der wohl immer vorhandenen Chance, dass alles noch irgendwie "gut" wird - aber letztlich hat er auch keinen triftigen vernünftigen Grund, sich umzubringen - was für die Geschichte, die ja die Logik eines Selbstmordes aufzeigen sollte, denkbar schlecht ist.
Er ist einsam? Da muss ich dann aber sagen: Na und, was soll's? Letztlich ist das nur rein emotionales Elend - verheerend für den Betroffenen, aber letztlich völlig irrational. Fern jeder Logik.
Der Selbstmord ist hier nicht logisch, sondern rein empfindungsbedingt.
Nun könnte man sagen: Auch der Logik folgt man nur aus einem letztlich nicht zu begründendem Antrieb heraus und ist es nicht logisch, sich emotionalem Leid entziehen zu wollen - auch wenn dieses selbst keiner Logik unterliegt?
Schön - aber was unterscheidet diesen Selbstmord, diese Gedankenkette, dann von allen anderen, was macht die Geschichte erzählenswert?


Zum Streit um den Titel:
Der Titel ist doppeldeutig. (Was ich nicht schlimm finde.) Er ist in keinem Falle definitiv falsch. Sieht man im Titel eine Personifikation nach dem Schema: Tod = Sensenmann, so ist eben der Tod glücklich. (Der Sensenmann grinst sich einen...)
Aber es gibt genau so (und für mich naheliegender) die Deutungsmöglichkeit im Sinne von "ein glückliches Ende". Wer diese Formel hört wird auch nicht denken, dass hier ein ominöses Wesen namens "Ende" glücklich ist, sondern er wird annehmen, dass das Ende für eine Person glücklich ist - die Person mit dem Ende glücklich - wie in dieser Geschichte eben der Tod für jemandem glücklich ist - dieser Jemand mit dem Tod glücklich ist.

Noch ein Fehlerchen:

Das leben ist trostlos.

Gruß,
Abdul

 

...
Ungeachtet dieser Versuche sehe ich in dem Text den bloßen Bewusstseinsstrom eines Selbstmitleiders (richtig, eine Geschichte ist das kaum), der sogar noch so feige und egoistisch ist, mit seinem passiven Selbstmord auch anderen - der Mutter und viel mehr noch einem Autofahrer - ganz schön den Tag zu verderben. Ich kann null Sympathie und Empathie für den Protagonisten empfinden, von daher ist die Geschichte auf ganzer Linie bei mir durchgefallen.


-- floritiv.


Empathie ist eine Eigenschaft die schheinbar so manchen Leuten in diesem Forum in nicht gerade großem Maße zur Verfügung steht. Insofern kann man keine Empathie für jemanden empfinden, sonder höschsten aufgrund der eigenen Empathie die Gefühle einer anderen Person verstehen oder nachempfinden.

Mir hat die Geschichte gefallen, da ich sehrwohl in der Lage bin, mich in die Gefühlswelt des Prot. hineinzuversetzen. Allerdings muß ich in einem Punkt zustimmen: das Ende ist nicht 100% stimmig und klar.

 

Hallo Lew!

Interessante Geschichte. Besonders die Schluss-Aussage macht sie lesenswert. Aber dazu später mehr.

und ich begehe Selbstmord.
würd ich streichen.
Das Leben ist sinnlos.
Dafür liefert deine Story keinerlei Beweis. Selbst dein Prot hält nur sein Leben für sinnlos, nicht z.B. das seiner Nachbar, an deren Tür immerhin absichtlich geläutet wird, und nicht irrtümlich, wie an seiner eigenen Tür. = Mein Leben ist sinnlos.
doch heute ist die Energie aufgebraucht.
Eindeutiger wäre: Nun ist alle Energie aufgebraucht. Bei dir schimmert noch die Möglichkeit durch, dass es morgen anders sein könnte.
Mein Blick fällt auf das Bild meiner
Damit würd ich einen neuen Absatz beginnen.
Doch niemand liebt mich mehr.
Vorschlag: Doch mich liebt niemand mehr.
Ich erwarte das Nichts; nicht mehr.
;mehr nicht.
Ich erwidere dann, ich wünsche es ihr auch. Doch diese Worte sind so aufrichtig wie ihre.
Dein Prot schließt von sich auf andere. Nur weil es ihm am Arsch vorbei geht, ob die Kassiererin einen guten Tag hat oder nicht, denkt er, in Bezug auf sich selbst, von ihr das Gleiche. Bestimmt ist das einer der Gründe für seine Einsamkeit, seine eigene Ablehnung den Mitmenschen gegenüber. Das beißt sich ein wenig mit seinem verlorenen Kampf, über den man ja nichts Näheres erfährt.
Mein Blick kommt wieder zurück auf den kleinen Holztisch.
erstens: Hier würd ich einen neuen Absatz empfehlen; zweitens: für kommt fällt dir bestimmt ein besseres Wort ein.
Das leben ist trostlos. Ein schöner Schlusssatz, meine rechte Hand nimmt das Glas führt es zum Mund, ich sehe hinein.
Mein oder dieses. Zwischen Schlusssatz und meine ein Punkt und Absatz.
Die Ewigkeit ist mir zu lange für die Hölle.
Gefällt mir. Mir wär die Ewigkeit auch zu lange für das Paradies. Endlos nur Obst essen und mit Löwen kuscheln, Gott bewahre mich davor!
Doch ich lebe, meine zu existieren.
Atme. Kleiner Vorschlag.
Ich spüre Schweißperlen auf meiner Stirn, ich spüre, wie sie langsam an meiner Nase herunterrollen.
kann gestrichen werden.

Ich schäme mich. Ich bin im Erdgeschoss angekommen.
Hier müsste eigentlich ein Absatz zwischen, aber dann ginge die schöne Doppeldeutigkeit von "bin im Erdgeschoss angekommen" verloren.
Ein Auto kommt. Ich bemerke es nicht. Ich stehe währenddessen mitten auf der Straße. Das Auto ist schnell, sehr schnell. Eine Frau, die einen Kinderwagen schiebt, stößt einen entsetzlichen Schrei aus, meinetwegen. Nur meinetwegen. Ich sterbe glücklich.
Dieser Schluss ist inhaltlich gelungen, aber erzählerisch äußerst gewagt.
Das ein Entsetzensschrei, der nur ihm gelten kann, (und obwohl dieser ihn in den Tod begleitet) deinen Prot glücklich macht, verstärkt deine Anfangs dargestellte Einsamkeit, diese schmerzliche Nullreflektion seiner Person. (Ob diese Ignoranz auch zum Teil seine Schuld ist, kann er nicht erkennen, spielt aus seiner Sicht also keine Rolle.)
Die echte Anteilnahme (weil ausschließlich auf den Prot bezogen) der Frau mit Kinderwagen kommt zu spät. Somit wird aus der Story über einen Selbstmord-Kandidaten auch eine Geschichte über den Leser. (Wer sich von dieser Ansprache distanzieren möchte, kann es gerne versuchen)

Erzählerisch ist dieser letzte Absatz, also der Tod des Ich-Erzählers, reiner Bockmist. So würde mein Urteil in der Krimi/Spannung Rubrik lauten. Aber das Ganze ist ja mehr eine philosophische Betrachtung als eine bloße Erzählung. Dennoch würd ich das Ende etwas umgestalten. Er kann z.B. nicht die Geschwindigkeit eines Autos einschätzen, welches er gar nicht sieht. Nachdem er die Straße überquert hat, kann er nicht mitten auf der Straße stehen. Usw.
Nun etwas zu deiner Bemerkung, die du in deinem Komm # 9 hast.

ich mein aber auch, dass der selbstmord die logischste konsequenz seines bewußtseinstroms ist.
Es gibt also mehrere logische Konsequenzen, mit anderen Worten, es herrscht Unsicherheit. So interpretiere ich das. Und nur so kann ich dir zustimmen.

LG

Asterix

 

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