Was ist neu

Glücklich und stark....

Mitglied
Beitritt
08.06.2002
Beiträge
9

Glücklich und stark....

Jeder in der Schule kannte sie. Sie war jemand, der nie auffällig war und immer im Hintergrund blieb. Die Lehrer und Schüler kannten sie, aber nie richtig.
Natürlich hatte sie Freunde, einen festen Freundeskreis, aber nur um nicht aufzufallen. In Wirklichkeit machte sie sich nie viel aus den Leuten. Warum sollte sie auch?
Sie war irgendwie anders, nicht auffällig, aber anders halt. Nicht richtig normal. Sie ging nicht mit in die Disco, sie kam nie auf Partys. Merkwürdig halt.
Aber sie war glücklich und stark.
Ihre Eltern waren zwar immer da, aber niemals für sie da. Sie lebten aneinander vorbei. Sie war immer das glückliche und starke Kind aus guten Elternhaus. Ihren Eltern war das immer recht. Die Fassade nach aussen hin war perfekt. Die Leute beneideten sie immer um ihr glückliches Familienleben. Ja, die Fassade stand wirklich. Probleme gab es nie, es durfte sie ganz einfach nicht geben.
So war es halt. Ihre Probleme übersah man einfach, sie waren einfach lästig.
Ja, so war ihr Leben.
Aber ihr Leiden bemerkte niemand.
Sie war doch glücklich und stark.
In ihr selbst war es düster.
Sie schnitt ihre Arme und Beine auf, sie wollte sicher sein, dass sie noch existierte.
Sie kotzte, sie haßte ihren Körper und wollte ihn so bestrafen.
Sie trank, sie wollte der Realität entfliehen, in ihrer eigenen Welt ohne Probleme leben.
Sie nahm Tabletten, sie wollte sich ihr eigenes Leben erträglicher machen.
Sie war fasziniert von der dunklen Seite der Macht und gleichzeitig liebte sie Gott.
Doch konnte Gott überhaupt noch existieren?
So war ihr Leben wirklich.
Doch sie war glücklich und stark.
Sie beherrschte das Maskenspiel perfekt, vielleicht zu perfekt. Ihre stummen Schreie gingen im grauen Alltag unter. Vielleicht wollte man sie auch nicht hören.
Sie war doch glücklich und stark.
Doch der Tag der Abrechnung war nahe. Sie wollte wenigstens einmal die anderen leiden sehen. Einmal wollte sie die anderen weinen hören, ihre Tränen hörte schließlich nur ihr Teddybär.
Sie lag wie immer in ihrem Bett, doch diesmal weinte sie nicht. Nein, sie wollte so gehen, wie sie die anderen sahen, glücklich und stark.
Der Vollmond tauchte ihr Zimmer in ein gedämptes Licht. Ihr Spiegelbild zeigte sie im Dämmerlicht noch einmal lächelnd, glücklich und stark.
Da stand sie nun an ihrem Fenster, ihren Teddybär in ihrem Arm, ihr einzig wirklicher Freund und Tröster.
Der Wind spielte mit ihren Haaren und sie hörte ihn ihren eigenen Namen rufen. Er flüsterte ihr leise ins Ohr, dass sie eins werden könnten. Er umschmiegte ihr Gesicht so sachte und vorsichtig, als ob sie zerbrechen könnte.
Ja, da stand sie nun, ließ sich vom Wind streicheln und drückte ihren Teddybär an ihr Herz.
Sie hatte zuviel getrunken, zuviele Tabletten geschluckt. Sie wurde immer schläfriger und der Wind wiegte sie sachte in den Schlaf. Dann fiel sie nach vorne und es wurde schwarz.

Da liegt sie nun in einem weißlackierten Sarg aus Zedernholz. Die Leute waren fassungslos, niemand rechnete damit.
Denn sie war glücklich und stark.

 

Tja...kleiner Schwan...Ein Alltägliches (Leider) Geschehen was Du da mit sensiblen Worten schilderst...leider lässt Du wie schon so viele vor Dir Deine Protagonistin sterben...ich bin nach wie vor der Meinung dass nur das Leben, und die überwindung der Probleme wirklich stark machen, und auch das Glück kommt mit der selbst erfahrenen Stärke...vielleicht baust Du das mal in eine neue Geschichte ein, wenn Du dich hier auf Kg.de wohl zu fühlen beginnst..

Willkommen einstweilen
Lord

 

Eine traurige, aber sehr schöne Geschichte und sehr,sehr nahe an der Realität. Der Stil war etwas gewöhnungsbedürftig, sorry frag mich nich warum, aber nach einer weile ab ich mich dran gewöhnt.
Es ist traurig, das zuzeit so viele traurige geschichten Geschrieben werden, aber viel trauriger ist das sie absolut gerechtfertigt sind, und wenn sie dann so schön sind wie deine tröstet mich das zumindest ein wenig.

 

Hallo zusammen!
Sorry, dass ich erst jetzt antworte, hatte in der letzten Zeit eine Menge zu tun *schief grins*
Danke für eure Kritiken.
@Lord Arion: Das mit dem "leben lassen" klappt bei mir nicht wirklich. Habe es mal versucht, doch da kam nichts vernünftiges bei raus, leider.
Vielleicht lerne ich es ja noch.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom