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Giraffen-Gang - Ein Hatschi in heißer Sonne
Ein Hatschi in heißer Sonne
Wie immer heftig quasselnd schlurfte die Giraffen-Gang, von ihrem Südpol-Ausflug zurückgekehrt, Richtung Savannen-Tümpel.
Die letzten Meter wurden sie jedoch immer schneller.
Da jeder zuerst den zu Haus gebliebenen Giraffen-Freunden von all den herrlich frostigen Urlaubserlebnissen erzählen wollte, drängelten und schubsten sie sich wie bei einem Wettlauf an den Akazienbäumen und aneinander vorbei.
Die größte Giraffe erreichte als erste das Ziel und plapperte sofort munter drauf los:
„Wir waren Stiefelkaufen und Schlittenfahren. Und neue Freunde haben wir auch gefunden und…“ Mitten im Satz stockte sie. Was war das? Sie konnte nicht mehr weiter sprechen. Ein heftiges und irgendwie seltsames Kribbeln eroberte ihre Nase, ließ ihren Mund sperrangelweit aufspringen und brachte anschließend ein ohrenbetäubendes: „Haaaaaatschi“ hervor. Die anderen Giraffen hielten den Atem an und glotzten die große Giraffe entsetzt an. So ein komisches und lautes Geräusch hatten sie noch nie gehört. Doch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, machte eine zweite Giraffe der Gang ein ähnliches Geräusch und dann eine dritte und eine vierte. Zudem kam, dass sich die Giraffen-Gang urplötzlich gar nicht mehr so gut und erholt fühlte, sondern richtig elendig. Ihr braungelbes Fell war ein bisschen blass geworden und erschöpft ließen sie sich unter die schattigen Bäume plumpsen.
Eine Giraffe hielt sich den brummenden Kopf und fing an, wie ein bellender Hund zu husten. So laut und Furcht einflößend, dass sich sogar die vorbei schleichenden Löwen erschreckten. Ein anderes Gang-Mitglied spürte mächtige Schmerzen in seinem meterlangen Hals, so dass es weder schlucken noch weiter reden konnte. Und das war ganz schön schlimm für eine Giraffe. Einer Dritten lief komisches, grün-gelbes Zeug aus der Nase.
„Igitt!“, schrie diese entsetzt auf und versuchte sich, die schnoddrige Masse mit Akazienblättern immer wieder abzuwischen.
Was war nur mit ihnen los? Müde und schlaff streckten die Gang-Mitglieder alle Viere von sich und jammerten im Chor.
Die anderen Tiere beobachteten die sonst so fröhlich-frechen Giraffen besorgt, machten aber vorsichtshalber einen großen Bogen um die schniefende, niesende Truppe, um nicht angesteckt zu werden. Sicherlich hatte sich die Giraffen-Gang in eisiger Kälte eine gemeine, gefährliche Südpolkrankheit eingefangen.
Um den Giraffen aber dennoch zu helfen, riefen sie einen Arzt, der unmittelbar nach Hilferuf mit Blaulicht und Giraffen-Spezialausrüstung am Savannen-Tümpel eintraf. Mit einer Leiter kletterte er zu ihren Köpfen hinauf, untersuchte Ohren und Nase, blickte tief in den langen Hals hinein und maß die Temperatur.
„Ihr habt Euch eine dicke, fette Giraffenerkältung am Südpol eingefangen!“, teilte er ihnen anschließend mit und schmunzelte ein wenig. Eine Erkältung in der Savanne hatte er noch nicht oft gesehen.
Er verordnete der Giraffen-Gang literweise Hustensaft, tellergroße, lecker schmeckende Lutschtabletten und ganz viel Ruhe, um schnell wieder gesund zu werden.
Mit Kopfkissen, Wolldecken und Wollschals machten es sich die, trotz Hitze zitternden und bibbernden Giraffen unter den Bäumen gemütlich und ließen sich gehörig verwöhnen. Von den gesunden Giraffen ließen sie sich die Blätter von den Bäumen zupfen und mal gegrillt und mal gebacken servieren. In dicke Decken eingemummelt schlürften sie heißen Tee, spielten stundenlang Karten und ruhten sich aus. Aber vor allem schmiedeten sie mit heiserer und verschnupfter Stimme neue Pläne. Ihr Ausflug zum Südpol war erst der Anfang gewesen. Nun wollten sie noch viel mehr erleben.