Gib mir die Definition von Liebe.
'Nennt mich Agathe, oh bitte nennt mich Agathe!' hab ich leise geflüstert, als ich nach und nach mit jeder Freundin, der ich von Dominik erzählt hatte an der Aula vorbei gegangen war.
Er war tatsächlich gekommen! Sicher, Ich hatte ihn eingeladen, aber das er sich Zeit für mich nehmen würde, hatte Ich nicht gedacht. Wir chatteten, wir telefonierten, aber wir hatten uns noch nie persönlich gesehen.
Das sollte sich nun ändern. Ich habe ihn sofort erkannt. Die Beschreibungen, die Ich mir von Freunden eingeholt hatte, waren perfekt. Da saß er also, der 'Exotische', mit den 'schokobraunen' Locken, dem 'treuen Hundeblick', und den 'bonzigen' Klamotten. Wunderschön. Ich fand ihn von Anfang an wunderschön. Und dieses Wunderschöne machte ihn für mich auch unerreichbar. Alleine saß er dort auf dem Stuhl, schaute verwirrt und blickte sich nicht einmal um.
Ich fürchte, Ich hab ihn erschreckt, als Ich plötzlich aus dem Hintergrund geschossen kam und mich neben ihn setzte. 'Ääääh... Hallo', stammelte Ich. 'Lena G Punkt', grinste er und blickte mich erwartungsvoll an. 'Naaaaa?!'. Ich stand auf und führte ihn die breite, graue Schultreppe hinunter zu unserem Klassenraum.Wir redeten viel. Nach und nach verschwand die anfängliche Schüchternheit, und wir gaben immer mehr von uns preis. Diese Nähe, und die Offenheit waren von Anfang an wunderbar. Ich konnte ewig mit ihm reden, so schien es. Das taten wir. Jeder Sekunde mit ihm war kostbar. Jedes seiner Worte, und jede seiner Bewegungen.
'So, gibt es eine Möglichkeit mit dir alleine zu sein?', fragte er schelmisch, nachdem Ich ihn wirklich jedem vorgestellt hatte, und all meiner auch entferntesten Bekannten wussten, wer er war. Ich war so stolz, mit ihm an meiner Seite gesehen zu werden.
Wir setzten uns draußen hin.
Redeten. Über Gott und die Welt. Über alles.
'Würdest du für mich sterben?', fragte er leise.
'Ja.', meinte Ich, ohne zu zögern.
Hätte Ich damals gewusst wie Nah an der Realität der Tod für uns ist.
'Ich finde dich verrückt. Wunderbar verrückt', sprach er langsam, und betonte dabei jede einzelne Silbe. Die Welt verharrte. Das Leben blieb stehen. Dieser eine Moment, in dem nur wir zwei existierten. Eine kleine Ewigkeit. Bis er leise rief: 'Aber, Ich muss los, bis demnächst, hoffentlich!'
Er sprang auf, plötzlich. Unerwartet. Überstürzt.
Und er umarmte mich. Mein Kopf war auf seiner Brust gebettet, seine großen Hände lagen sanft auf meinem Rücken. Und plötzlich hörte Ich sein Herz schlagen.
Es klang anders.
Er fur davon, auf diesem schwarzen Mountainbike.
Ich schaute ihm lange hinterher, dann rannte Ich.
So schnell Ich konnte.
Rannte davon, vor meinen Gefühlen, die keine Gefühle sein durften.
Ja. Ich durfte ihn nicht lieben, das spürte Ich.
war es nur, weil ich niemanden verletzen wollte? Oder hatte mir mein Unterbewusstsein bereits ein Zeichen gegeben, dass mit diesem Jungen keine Ewigkeit bestand?