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Ghetto Edukation
Ich liebte den Sommer. Wenn sich die beiden Sonnen nicht mehr berührten, die Mädchen ihre schweren Winterkleider ablegten und wieder viel Haut zeigten machte das die Arbeit viel angenehmer. Wenn es doch nur immer so sein könnte ...
„Ey, Gial!“, grinste ich das Mädchen an, das mir gerade entgegenkam. „Ich will deine Bumbum tanzen sehen!“
„Machst du gerade meine kleine Schwester an?“
Eine schwere Hand klebte plötzlich an meiner Schulter.
„Jah love, Bruder!“ Ich hob beide Hände. „Ich würd' deine Schwester nicht mal ansehen.“
„Gefällt sie dir etwa nicht?“
„Doch, doch! Nur ... würd' ich zuerst ihren Bruder um Erlaubnis bitten.“ Ich entwand mich seinem Griff. „Da du sicher nur den Besten für sie haben willst ...“ Ich ging einige Schritte rückwärts, grinste, streckte ihm die Faust entgegen, drehte mich um und verschwand.
Das war knapp. Aber ich ließ sich davon nicht beirren. Es gab auch schöne Mädchen ohne Brüder.
Ich befand mich gerade auf dem Weg zu einer der Prachtstraßen um zu Arbeiten. Im Slum gab es nicht viel zu holen. Geld ist immer da wo die Touristen sind. Man musste nur aufpassen, dass einen die Bullen nicht kriegten. Dann war alles ganz einfach.
Ein paar Kids sprühten gerade eine Wand voll. Irgendwelche Sprüche im Stil von Bun daun Babylon. Früher hab ich das auch gemacht. Jetzt war ich erwachsen und wusste wie das Universum funktionierte. Sprüche änderten gar nichts.
Einen Augenblick. Ich traute meinen Augen nicht als ich die Touristin sah. Ging sie doch ohne jede Begleitung durch das Slum. Sie mochte achtzehn, vielleicht zwanzig Jahre alt sein. Die Farbe ihrer Haut war etwas heller als meine, also nicht das krasse Weiß einer gewöhnlichen Touristin. Ihre braunen Haare hatte sie zu Cornlocks nach hinten geflochten. Einzelne Strähnen waren in grellen Farben gehalten. Die Jeans und das ärmellose Top, beides aus rotem Latex, deuteten auf viel Geld. Sie hatte verdammtes Glück gehabt, dass sie soweit gekommen war. Nun, ihr Glück war meines.
Betont lässig und unauffällig ging ich auf sie zu. Noch fünf Meter, noch drei, noch einer ... ich rempelte sie an.
Das nächste an das ich mich erinnerte war, dass ich auf dem Rücken im Staub lag. Ihr Knie ruhte leicht auf meiner Kehle und war alleine dadurch eine tödliche Warnung. Sie nahm gerade das Magazin aus meiner Pistole und schüttelte den Kopf als sie die Patronen sah.
„Schwarzpulver“, meinte sie verächtlich, „damit kommt man durch keinen Kampfanzug.“
„Rails gibt’s ja auch wie Sand am Meer“, krächzte ich, woraufhin der Druck auf meinen Hals sofort stärker wurde.
„Du bist?“, fragte sie und schob das Magazin wieder in die Waffe.
„Gong! Mein Name ist Gong! Nicht schießen! Bitte, bitte nicht schießen!“
Natürlich griff niemand von den Passanten ein. Ich nahm es ihnen nicht übel, nicht wirklich. Sie könnte ja 'n Cop sein. Sollte ich sterben oder verschwinden war das wirklich meine Schuld.
Zu meiner Erleichterung verschwand der Druck plötzlich.
„Danke“, sagte ich während ich versuchte wieder auf die Beine zu kommen. „Einen Augenblick dachte ich wirklich du würdest abdrücken.“ Ich schielte auf die Waffe, die noch immer auf mich gerichtet war. „Gut das du es nicht getan hast. Ich kenne hier nämlich wirklich jeden, und jeder kennt mich. Vielleicht kann ich dir helfen?“ Warum hab ich das Gesagt? Wahrscheinlich war sie ein Bulle. Aber dann würde sie nicht in diesem Aufzug durch das Slum gehen. „Übrigens, willkommen in Jamrock, dem verrufensten Viertel von ganz Jahston. Wie heißt du eigentlich?“
„Clarity.“ Sie sah mich an als würde ich sie langweilen. „Vielleicht kannst du mir wirklich helfen. Wer hat hier das sagen?“
„Jeder Bezirk wird von einem Sound kontrolliert“, erklärte ich ohne den Blick von der Pistole lösen zu können. „Die Soundleader bestimmen natürlich wo's lang geht.“
„Auf welchen Soundleader hören die anderen?“
„Du sprichst von Laifec?“
Aus irgendeinem Grund gab sie mir plötzlich meine Waffe zurück. „Bring mich zu ihm.“
Mittlerweile konnte ich die feinen Roots hören, die Laifec's Soundsissdem bevorzugte. Noch einen Block Fußmarsch und wir waren da. Ich wagte einen Seitenblick zu Clarity. Ihr Kopf bewegte sich leicht im Rhythmus der Musik.
„Daran erinnere ich mich“, hörte ich sie murmeln.
Eine seltsame Frau. Ihrem Namen nach kam sie von dieser Welt. Ihre Kleidung, ihre Frisur, die Art wie sie sich Bewegte ... das alles sagte das Gegenteil. Ich wusste, Einheimische konnten Neu Zion nur als Sklaven verlassen. Allein, ich sah die typischen Armbänder an ihren Handgelenken nicht. Alles was ich konnte war den Kopf zu schütteln.
Inzwischen erreichten wir den Club. Ein schwarzhäutiger Riese von einem Türsteher hielt Wache. Ich schluckte und ballte die Hände zu Fäusten ehe ich so selbstsicher wie möglich auf ihn zuschritt.
„Ey!“ Ich streckte dem Türsteher meine Faust entgegen. Er berührte sie mit seiner. Dann klopften wir uns zweimal auf die eigene Brust. „Jah love ... Elephant, richtig? Das ist Clarity, 'ne Freundin von mir. Wir wollen zu Laifec und ...“
„Passwort“, fiel mir Elephant ins Wort.
„Faia bun Rom“, murmelte ich automatisch den Code für einen nicht vertrauenswürdigen Gast.
„Jah love. Was willst du eigentlich hier?“, fragte Elephant. „Du bist erst nächste Woche dran.“
„Das war nicht meine Idee. Ehrlich! Ich geh wie üblich zur Arbeit und seh diese Touristin mitten im Slum. Da denk ich mir natürlich: Was für'n Schnäppchen; geh auf sie zu und im nächsten Augenblick lieg' ich auf der Straße und sie verlangt, dass ich sie her bringe.“
„Du hast gedacht, Gong. Das hat dir noch nie Glück gebracht. Nach Cop sieht sie nicht aus“, wandte er sich an Clarity. „Geheimdienst?“
Clarity streckte ihre Hände zur Seite. „Du kannst mich gern durchsuchen.“
Das sie weder Waffen noch irgendwelche Aufzeichnungsgeräte trug war sofort ersichtlich. Das Latex schmiegte sich viel zu eng an ihre Haut, als das man da noch etwas verstecken könnte.
„Geht rein“, meinte Elephant schulterzuckend. „Du siehst viel zu auffällig dafür aus.“
„Das ist die beste Tarnung.“ Das erste Mal, dass ich sie grinsen sah!
Wir warteten an der Bar des leeren Clubs. Es hatte etwas unheimliches an sich. Das Halbdunkel roch nach Alkohol, kalten Tabak und Ganja. Abgewetzte Stühle standen auf nicht minder schäbigen Tischen. Die Leere war von einer gespannten Erwartung erfüllt. Es fehlten ganz einfach die Gäste.
„Du arbeitest für Laifec?“, fragte Clarity während sie sich, die Hände an die Hüften gestützt, umsah.
„Ich bin eigentlich mehr so was wie 'n freier Dienstnehmer“, sagte ich. „Manchmal braucht er Männer mit geschickten Fingern. Dann komme ich ins Spiel, erledige den Job, werde bezahlt und gehe wieder meiner Hauptbeschäftigung nach.“ Ich wartete einige Sekunden um zu sehen ob sie darauf reagierte – nichts. „Ich erleichtere Touristen um ihr Erspartes.“
Sie nickte nur kurz während sie die Lichtanlage begutachtete.
Der Lian war der Erste aus Laifec's Gefolge, der den Club betrat.
„Haile Emperor Selassie da First, Conquering Lian of Juda, Prophet of Jah, Rastafarai“, begrüßte uns der heilige Mann. Unsere Fäuste berührten sich kurz, dann klopften wir uns zweimal auf die eigene Brust.
„Haile Selassie“, gab ich zurück.
„Komisches Begrüßungsritual“, meinte Clarity.
Jetzt kamen die Leibwächter, vier an der Zahl. Sie richteten alle ihre Pistolen auf das Mädchen. Erst dann erschien Laifec.
„Du posed als würdest du dich Guardian nennen“, sagte er zu Clarity. „Aber du trägst keinen Adler auf der Stirn. Gehörst du vielleicht zu irgendeiner geheimen Einheit?“
Eine geschlagene Minute starrte sie ihm in die Augen.
„Genau genommen bin ich einen Kopf zu groß für 'ne Guardian“, sagte sie. „Die wachsen immerhin in 'ner zweieinhalb Ge Umgebung auf – mindestens.“ Dann stellte sie sich mit gespreizten Armen und Beinen hin.
Laifec nickte einem der Leibwächter zu. Der steckte seine Waffe in den Hosenbund, nahm einen Scanner und ging auf sie zu.
Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist verdammt schnell“, fügte ich hinzu.
Der Leibwächter sah mich an, dann Laifec und legte die Pistole schließlich auf den Tisch. Dann begann er damit sie abzusuchen. Er fing am Kopf an und arbeitete sich langsam nach unten. Dabei lies er keinen Zentimeter ihres Körpers aus. Clarity lies diese Behandlung über sich ergehen ohne den Blick von Laifec zu nehmen.
Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, aber irgendwann war der Leibwächter fertig und trat zurück. „Sie ist sauber“, sagte er. „Keine Wanzen – keine Implantate.“
„Zumindest keine, die wir aufspüren können“, fügte Laifec hinzu, „und für umfassendere Cyborgs bin ich nicht wichtig genug.“
„Noch nicht“, meinte Clarity.
„Was willst du trinken“, fragte er als er hinter die Bar ging.
„Whisky.“
„Den gibt es nicht. Ich habe nur Conodau-Schnaps und Bier.“
„Dann nehm' ich den Schnaps.“
„Und ich ein Bier“, sagte ich.
Sie ging auf die Bar zu, nahm das kleine Glas und stürzte den Inhalt mit einem Schluck hinunter. Mir ist der Schnaps viel zu stark, aber das Mädchen verzog noch nicht einmal das Gesicht!
„Bevor wir beginnen“, sagte sie und räusperte sich. „Kennst du einen Hacker?“ Laifec nickte. „Er soll überprüfen ob ich überhaupt auf dieser Welt bin.“
Ich gestehe, ich verstand kein Wort.
„Warum?“, war alles was Laifec wissen wollte.
„Er soll es einfach tun. Wie lange wird es dauern?“
Er wackelte unschlüssig mit dem Kopf.
„Dann kommen wir übermorgen wieder.“
„Ich'n'ich werden dich genau überprüfen.“
„Das sollt ihr auch tun. Meine Fingerabdrücke hast du ja jetzt. Kommst du, Gong?“
Ich lächelte ihn an, zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Schade um das schöne Bier.
„Wo ist der Friedhof“, wollte Clarity wissen, als wir den Club verlassen hatten.
„Hier entlang“, sagte ich und ging voran.
Ich fühlte die neugierigen Blicke der Passanten auf meiner Haut prickeln. Mittlerweile wusste sicher schon ganz Jamrock, dass sie bei Laifec gewesen war. Spätestens morgen waren alle wichtigen Leute von Jahston darüber informiert. Niemand würde Clarity jetzt noch angreifen.
„Du stammst von hier“, sagte ich eigentlich nur um die Stille zu beenden. Sie stieg nicht darauf ein. „Weißt du“, fuhr ich fort, „ich kann echt nur sagen: Respekt. Du konntest die Sterne aus nächster Nähe sehen, andere Welten besucht und auch noch deinen Herrn so um die Finger gewickelt, dass er die Ringe abgenommen hat. Wow, wirklich da kann ich dir nur gratulieren.“
„Wenn du meinst.“
Ich war kurz davor es aufzugeben. Aber ich beschloss noch einen versuch zu wagen: „Du wurdest genetisch aufgebessert, nicht wahr? Ich hab schon einige Touristen-Gials gesehen und kann das darum beurteilen.“
„Ich war noch jung genug dafür“, gestand sie. „Kannst du eigentlich nie die Klappe halten?“
Ich hielt sie. Es war ja auch nicht mehr weit bis zum Friedhof.
Dort angekommen wandte sich Clarity sofort an den Eingangscomputer und ließ sich die gewaltsamen Tode von vor zehn Jahren ausgeben. Es dauerte geschlagene drei Minuten bis sich das altersschwache Gerät durch den Datenwulst gearbeitet hatte. Auf dem Bildschirm erschienen gerade mal etwas unter tausend Namen. Muss 'ne ruhige Zeit gewesen sein, damals.
Nach einer kurzen Orientierung verlangte Clarity den zwölften Oktober zu sehen. Nur zwei Namen blieben übrig. Eine gewisse Mia Marley und ein unbekannter Mann von 42 Jahren.
Clarity schloss die Augen. Sie wirkte mehr als nur enttäuscht.
„Nicht der dabei, den du erwartest hast“, sagte ich.
„Nicht alle.“
Sie sah noch einmal auf die beiden Platzcodes und ging los.
Schon bald erreichten wir das Grab der Frau. Clarity ging in die Knie und berührte den groben Grabstein.
„Es tut mir leid, dass ich dich nicht früher besuchen konnte“, murmelte sie. Dann drehte sie sich zu mir um. „Hast du etwas Ganja?“
Ich gab ihr einen Butt, sie mir einen Geldschein. Ich erwähnte nicht, dass dieser ungefähr das Zehnfache des Butts wert war.
„Deine Mutter?“, fragte ich.
Clarity schüttelte den Kopf. „Sie war nett zu uns, als es nötig war.“
Sie legte den Butt vor den Grabstein und ging. Ich sah ihr nach, griff schnell nach dem Butt und folgte ihr. Das gute Ganja sollte man nicht verkommen lassen.
Ich schloss beim zweiten Grab zu ihr auf. Die Arme in die Hüften gestützt studierte sie es.
„Mein Vater“, sagte sie nach einer Weile, spuckte auf das Grab, trat gegen den Grabstein und stapfte davon.
Ehrlich, ich wollte nicht wissen was er getan hatte um diesen Hass zu verdienen.
„Komm mit!“, rief sie über die Schulter. „Ich muss dich noch für deine Führung bezahlen!“
Es war das erste Mal, dass ich das Jahston Plaza betrat – zumindest durch die Eingangshalle. Clarity meldete sich beim Portier an, der mir einen seltsamen Blick zu warf. Ich dachte mir nichts und folgte ihr zum Lift.
„Was wollte der?“, fragte ich dann doch.
„Der hielt dich für 'nen Stricher.“
„Was?!“ Zu seinem Glück war die Tür bereits geschlossen. Ich weiß echt nicht, was ich sonst getan hätte.
Der Aufzug hielt ganz oben. Warum machte sie Geschäfte mit heruntergekommenen Sounds wenn sie sich ein Penthouse leisten konnte? Ich blickte da einfach nicht durch.
Ein Mann kam uns entgegen. Weiße Haut, Vollbart, muskulös ... ich stutzte als ich die für Sklaven typischen Armbänder an seinen Handgelenken sah. Sie sagte etwas zu ihm in einer Sprache, die ich nicht verstand. Der Sklave verschwand.
„Der gehört dir?“, fragte ich ungläubig.
„Ich hab ihn zur Volljährigkeit geschenkt bekommen.“
„Hat er auch einen Namen?“
„Ja.“
In diesem Moment kam der Sklave zurück – mit einer Pistole in seinen Händen! Sofort hatte ich meine im Anschlag und zielte auf seinen Kopf.
„Was machst du da?“ Ich war es den Clarity ansprach.
„Aber er ist ... er ...“
„... bringt dir nur deine Bezahlung“, beendete sie meinen Satz. „Das ist 'ne Rail der Marke Glock.“
Ehrfürchtig nahm ich sie an mich. „Sie ist so klobig.“
„Das muss sie sein, immerhin beschleunigt sie das Projektil auf bis zu Mach 2. Die höchste Durchschlagskraft ihrer Klasse. Hier wird sie eingeschaltet, hier kannst du die Projektilgeschwindigkeit einstellen und wenn du den Finger hier drauf legst erscheint der Ladestand des Akkus und des Magazins.“ Dann gab sie mir einen Rucksack. „Hier ist noch Munition, Clips und der Adapter für den Akku. Viel Vergnügen.“
Ich packte die Waffe in den Rucksack, schulterte ihn und verließ das Penthouse. Ohne irgendwelche Umwege ging ich zu Laifec und erzählte ihm alles was ich von Clarity wusste. Der Soundleader dankte mir und bat mich das Mädchen weiter zu beobachten. Natürlich bekam ich kein Geld für diesen Auftrag, dafür war Laifec mir einen Gefallen schuldig. Das war viel besser.
Ich kehrte also in die Innenstadt zurück. Mit einem Feldstecher bewaffnet erklomm ich das Dach eines Nachbarhauses des Plazas. Meine Beobachtung begann gerade rechtzeitig um zu sehen, wie sich Clarity von ihrem Sklaven massieren ließ. Den Bewegungen nach würde es nicht dabei bleiben.
Ich drehte mir einen Joint und freute mich schon auf das Liebesspiel.
Ehrlich, das zu beobachten war Schwerstarbeit.
Laifec lud mich ganz von selbst zu dieser Besprechung mit Clarity ein. Wahrscheinlich, weil ich der einzige Besitzer einer Rail war. Trotzdem war ich froh darüber. So brauchte ich den Gefallen nicht einzufordern.
Meine Beobachtung hatte nicht wirklich was ergeben. Clarity war in den letzten beiden Tagen sehr aktiv gewesen. Allerdings nur im Bett. Als ihr Sklave endlich aufgab hatte sie sich einfach einen Stricher kommen lassen. Für mich hatte das ganze etwas verzweifeltes. Wäre sie an mich getreten, ich hätte ganz sicher ihren Hunger stillen können.
Es waren bereits alle Wichtigen im Club, Laifec, der Lian, ich und die Leibwächter, als Clarity mit ihrem Sklaven antanzte. Sie trug irgendeine blau-grüne Kombination aus Latex, er einen Anzug aus ungefärbter Baumwolle. Beides sah sagenhaft heiß aus. Nur Touristen konnten sich so anziehen.
„Und?“ Sie hielt sich nicht mit langwierigen Begrüßungen auf.
„Jah love“, begann Laifec. „Wir wissen, dass ein achtjähriges Mädchen namens Clarity vor zehn Jahren auf dem Raumhafen arbeitete. Sie verschwand nach ein paar Wochen spurlos zusammen mit ihrem Bruder Budjo.“
Ich sah wie das Mädchen ihre Augen schloss, als sie das hörte. Jetzt verstand ich! Sie hatte ihren Bruder im Friedhof gesucht!
„Und plötzlich taucht ein Mädchen mit den selben Fingerabdrücken plötzlich im Jahston Plaza auf“, fuhr Laifec fort. „Im Raumhafen bist du nie gelandet, Clarity, und es wurden auch keine illegalen Landungen registriert. Also wie im Namen Jah’s bist du wieder auf diese Welt gekommen?“
„Es ist so gut wie unmöglich ein Orbitalvolumen vollständig abzusichern“, erklärte Clarity, „selbst auf den Kernwelten nicht. Im Prinzip ist es also nur eine Frage des Timings. Wir sind Schmuggler und diese Aktion sollte euch beweisen was wir können.“
„Schmuggler?“
„Wir können alles liefern was ihr wollt. Waffen, also hauptsächlich Rails und Coils, Alkohol, Nahrungsmittel, Kleidung, ... das alles natürlich zu Vorzugspreisen.“
„Babylon macht keine Geschenke“, sagte der Lian
„Da hat er recht“, meinte Laifec. „Wo ist der Haken?“
„Der schwere Wasserstoff wird auf den Kernwelten gemacht. Wir benötigen aber hin und wieder ein Ausweichlager und jemanden der es bewacht. Das soll hier entstehen.“
„Was wird in dem Lager sein?“
„Hauptsächlich mahatmanische Drogen, die für den Verkauf auf den Kernwelten bestimmt sind. Manchmal auch Menschen und andere Dinge.“
„Sklaven?“
„Auch.“ Sie reichte ihm eine Datenrolle. „Hier stehen alle Konditionen drauf. Kurz gesagt: es gibt keinen weiteren Haken.“
Das hörte sich gut an. Wenn ich Laifec richtig einschätzte würde er sich zuerst einige Tage zieren, verhandeln und dann zusagen. Für mich hieß das, dass ich demnächst die fette Kohle verdienen könnte. Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen.