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Getrennte Wege

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09.02.2018
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Getrennte Wege

Ich fluche, lasse die Haustür hinter mir ins Schloss krachen und stapfe los.
Er benimmt sich seit Wochen komisch. Warum fällt mir das erst jetzt auf? Hat weniger gesprochen, behauptet, er hätte keine Zeit, hat kaum noch Lust auf Sex. Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!
Er macht Schluss, da bin ich mir sicher. Vielleicht hat er Panik bekommen, weil unser Zweijähriges bevorsteht. Oder er hat eine Andere? Sofort denke ich an Clara. Sie sei nur eine Freundin, sagt er immer wieder, ich solle mir keine Sorgen machen. Trotzdem will sie ihn, das Gefühl habe ich schon seit ich sie kennengelernt habe.
Wahrscheinlich hat er einfach genug von mir. Will was Neues machen, Erfahrungen sammeln, was eigentlich nur bedeutet, sich durch alle Studentenbars der Stadt zu vögeln. Meine Hand ballt sich, als ich an ihn mit einer anderen denke.
Okay, entspann dich. Vielleicht geht es um was ganz anderes.
Warum aber diese beschissene Nachricht? Wir müssen reden. Mehr nicht. Ich werde wütend, beiße mir die Wange auf.
Wir treffen uns an unserem Platz. Die Bank auf der Böschung neben dem Spielplatz mit der wunderbaren Aussicht auf die vierspurige Bundesstraße. Am Anfang haben wir uns fast jeden Tag dort getroffen und gequatscht, bis wir keine Autos mehr sahen, meistens noch länger.
An unserem Platz lernte ich Marc völlig neu kennen. Dass so viel mehr in ihm steckte, als er zuerst zeigte. Er war in der Schule beliebt, die Partys von seinem Hockeyteam waren Veranstaltungen, die sich schnell herumsprachen und auf die man sich tagelang freute. Bevor ich ihn wirklich kennenlernte, beobachtete ich mit Abscheu, wie die Mädchen ihm hinterherliefen und die Jungs ihn beneideten. Erst auf unserer Abschlussfahrt kamen wir uns näher, so begann es mit uns.
Er kann zuhören, das erwartet man zuerst gar nicht von ihm. Und er ist klug, auch das ließ er sich normalerweise nicht anmerken. Weiß unglaublich viel über Politik, Sport und Technologie. Ich hörte ihm zu, obwohl ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr mitkam. Meistens lag ich mit dem Kopf in seinem Schoß, lauschte nur dem tiefen Klang seiner Stimme. Er streichelte mir den Kopf und ich fühlte mich geborgener als irgendwo sonst auf der Welt.
An unserem Platz hatten wir auch unseren ersten Kuss. Ich erinnere mich, dass er davor über die Anschläge vom elften September sprach, danach verfielen wir in Stille und sahen uns an. Ich lehnte mich langsam nach vorne …
Ich schiebe den Gedanken fort. Es schmerzt zu sehr, daran zu denken. Ich versuche die Tränen wegzublinzeln, schniefe. Bitte, das kannst du mir nicht antun. Bitte! Unwillkürlich formte mein Kopf schon Sätze, um ihn umzustimmen. Gib uns noch eine Chance! Ich will dich nicht verlieren. Ich kann mich schon flehen hören.
Reiß dich zusammen.
Kurz nach halb acht. Ich bin ein paar Minuten zu spät, aber er kommt immer noch ein paar Minuten später als ich, es ist fast eine Tradition bei uns.
Ich nähere mich von hinten der Bank, Marc ist schon da. Muss echt ernst sein. Er macht sowas von Schluss.
Er hört das Rascheln des Herbstlaubes, dreht sich herum zu mir. Wir küssen uns und ich setze mich neben ihn, weiter weg als sonst. Ich schaue ihn möglichst ausdruckslos an, er sieht auf die Straße hinunter.
Er reibt seine Finger mehrmals gegen die Handflächen, wie immer, wenn er nervös ist. Seine Kieferknochen treten hervor.
„Ich hab‘ mir eigentlich schon überlegt, wie ich’s dir sagen soll, aber jetzt kann ich mich nicht mehr erinnern.“ Sein Mund deutet ein scheues Lächeln an, doch es füllt sein Gesicht nicht.
„Schon gut, lass dir Zeit“, sage ich, doch meine es nicht.
Er fingerte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und steckt sie sich in den Mund. Er schirmt die Flamme des Feuerzeugs mit der anderen Hand ab, obwohl es windstill ist. Das Feuerzeug streikt, er schüttelt es, dann steckt er sich die Zigarette an.
„Mara, bitte lass mich zuerst ausreden, ja?“
Ich nicke. Er hat ´ne andere. Mein Magen verkrampft sich. Ich versuche ruhig zu atmen.
„Wir sind hier nicht allein.“
Ich drehe meinen Kopf in alle Richtungen, kann aber niemanden sehen.
„Nein, nein“, sagt er, „So meine ich das nicht. Ich meine uns alle.“ Er macht eine weit ausholende Geste. „Wir Menschen.“
Marc zieht an seiner Zigarette, dann spricht er weiter. „Ich habe recherchiert. Mich umgehört. Die Beweise sind überall, sie werden nur ignoriert und vertuscht. Sie sind unter uns, sehen aus wie wir.“
Er sieht mich eindringlich an, mein Mund bleibt offen.
„Es gibt außerirdisches Leben, das ist schon längst bewiesen. Und sie sind auf unseren Planeten gekommen, vermutlich vor elf oder zwölf Jahren. Es ist fast unmöglich, sie von uns zu unterscheiden. Sie sind hinter unserem Wasser her und sie wollen die Menschheit versklaven. Es wird einen Angriff geben, es dauert nicht mehr lange. Sie sammeln nur noch genug Informationen. Ich weiß, das ist jetzt ein Schock für dich, aber ich kann es dir beweisen, ich zeig’s dir später auf meinem Laptop. Du musst mir glauben. Es gibt tausende Beweise, wenn man weiß, wo man suchen muss.“
Er lehnt sich zurück und atmet tief durch. Noch immer fällt mir nichts ein, was ich sagen könnte. Ist er high? Ich schiele verstohlen auf die Zigarette.
„Aber es gibt eine gute Nachricht“, sagt er.
Bitte sag mir, dass es hier irgendwo eine versteckte Kamera gibt.
Er rückt näher zu mir hin, flüstert jetzt. „Ich habe ein Bunker gebaut. Nicht weit von hier. Mit Reserven für knapp sechs Jahre. Bis dahin sollten sie fort sein und vielleicht unsere Spezies ausgerottet, bis auf einige wenige. Und wir werden dabei sein. Hörst du? Ich will, dass du mit mir kommst. Ich konnte es dir nicht früher sagen, tut mir leid. Die haben ihre Augen und Ohren überall, man weiß nie, wem man trauen kann. Ich liebe dich, deshalb will ich, dass du mitkommst.“
Er sieht mir direkt in die Augen und grinst komplizenhaft. Ich fange an zu kichern, erst schüchtern, doch als auch er losprustet, halte ich meinen Bauch vor Lachen. Man, da hat er mich aber echt erwischt. Vor Erleichterung kann ich nicht aufhören, auch er lacht immer noch.
Er japst nach Luft, dann sagt er: „Ich weiß, es ist großartig! Wir werden leben!“
Ich verstumme.
Er schnipst seine Zigarette weg und steht auf. „Komm, ich zeig‘ dir …“, er hält inne, sieht sich um und flüstert mir ins Ohr: „den Bunker.“
Er meint das echt ernst. Scheiße, er meint das wirklich ernst.
Ich bekomme Angst. Vor meinem eigenen Freund.
„Äh, nein. Ich muss nach Hause“, sage ich. „Hab Amelie versprochen, dass wir um halb neun telefonieren.“
Marc lässt die Schultern sinken. „Okay. Dann morgen?“
„Ja, ja. Morgen. Tschüss.“ Ich will ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange drücken, aber er zieht mich an sich und presst leidenschaftlich seine Lippen auf meine. Er hält mein Kopf noch fest, als er mir tief in die Augen schaut und flüstert: „Ich lass dich nicht zurück.“
Ich nicke ernst, weil ich mir sonst keine bessere Reaktion einfällt. Dann gehe ich davon, immer schneller, bis ich fast renne.
Noch am Abend bekomme ich eine Mail von ihm mit einigen Links, Beweise steht in der Betreffzeile. Ich klicke jeden der Links an, lese ein paar Zeilen und schließe die Seiten kopfschüttelnd.

Wir müssen reden, schreibe ich ihm am nächsten Tag.
Wir treffen uns wieder an unserem Platz, ich mache Schluss. Er versucht verzweifelt, mir seine „Beweise“ zu präsentieren. Ich bleibe hart.
Irgendwann, nachdem seine Worte nicht mehr von Schluchzen unterbrochen werden, sagt er: „Na gut. Du willst mir nicht glauben. Wenn es losgeht, wirst du es. Du kannst mich dann unter dieser Nummer anrufen.“ Er zieht einen Zettel aus der Hosentasche und drückt ihn mir feierlich in die Hand. „Sie werden Chemikalien versprühen, die die Menschen gefügig machen werden. Aber wenn die Luft noch sauber ist, werde ich dich hereinlassen.“

 

Ich hätte ihm nicht erlauben sollen, nach der Hausparty auf ihrer Couch zu übernachten.
Ich fluche, lasse die Haustür hinter mir ins Schloss krachen und stapfe los. Wahrscheinlich hat er einfach genug von mir. Will sich die Hörner abstoßen, sich durch alle Studentenbars der Stadt vögeln.

Ja, da traustu Dich was,

lieber Salomon,

Stil- und Rollenwechsel in einem, kurz, mal was ganz anderes – und am Anfang wollt‘ ich mich entrüsten, dass obige Zitat sei keine Terminologie der Liebe. Ob nun Frauen denken, wie Mara, die Icherzählerin es uns vormacht, weiß ich nicht, aber das ist auch ziemlich wurscht im weiteren Verlauf der Geschichte – und da fallen mir die Veganer ein, vor allem aber auf - denn die sind wie wir, sehen aus wie wir und - ganz schlimm - wir sind es wahrscheinlich selber.

Ich weiß nun nicht, ob Du die amerikanische Serie “The Invaders“ (deutsch: „Invasion von der Wega“) kennst – und seit dem öffentlichen Auftauchen der „veganen“ Lebensweise muss man überzeugt sein, "die" Weganer gewönnen die Oberhand, wiewohl die auch Pilze essen. Wahrscheinlich gedankenlos.

Nunja, schräge Endzeit-Geschichte, in die der potenzielle Einfluss von Verschwörungshypothesen (wer nennt die eigentlich Theorie?) auf eigentlich normale Beziehungen aufgezeigt wird. Mir gefällt‘s, womit wir schlicht zum Trivialen übergehen!

Er hat sich schon seit Wochen komisch benommen.
Ja warum lacht sie dann nicht? „Seltsam“ ist m. E. das richtig Adjektiv

kleine Flüchtigkeit

Plötzlich hat Marc stunde[n]lang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!

Bis dahin sollten sie fort sein und vielleicht unsere Spezies ausgerottet, bis auf einige wenige.
Ginge auch ohne Komma, meine ich (bisschen Möbelrücken mit der "bis"-Passage direkt nach dem "vielleicht" - aber ich unterstell mal, dass Du die wenigen hervorheben willst - oder? Was mich natürlich zu einem Ausflug in das harmlose Verb "sollen" verleitet.

Hier kommt in der konjunktivierten soll-Regelung (in der Juristerei wie in den zehn Geboten das dritte Verb zwischen Muss- und Kannregelung [„ist“/“kann“], also „soll“ als ein Tun oder Unterlassen [das im juristischen Sinne selber ein Tun ist] nicht zwingend vorschreibt, sondern auf den Regelfall zurückgreift.) Dabei zeigt die sprachliche Entwicklung der germanistischen Zunge – gotisch „skulan“, ahd. „sculan“, mhd. „suln, soln“ die Entwicklung weg vom „sculan“ als „schuldig sein“ zum bloßen „sollen“ und „müssen“ (mancher formuliert ja schon ein schlichtes "er soll kommen" in ein gedanklich verschwiegenes "muss kommen" um)

Der Konjunktiv „sollten“ impliziert gleichzeitig das „müssen“ - aber im Bunker wird es niemand erzwingen können. Aber warum sollten Veganer von der Erde verschwinden?, wenn sie doch selbst vom modellierten Schnitzel nicht lassen können? Sie sind doch in Wirklichkeit die Angepassten ...
Nun, ich hab die Kuriositäten hineingebracht, Du führst uns unbewusst und eher un- denn gewollt hinaus

Rechtsschreibfehlern in beinahe jedem Wort

Nein, 's geht nicht um „rechts“ zu schreiben - wir schreiben eh von links nach rechts, aber, der Rechtschreibfehler tut es ohne Fugen-s

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Salomo,

deine Geschichte ist unterhaltsam, lässt sich gut lesen und sprachlich kann ich auch nichts aussetzen.

„Wir sind hier nicht allein.“
Ich drehe meinen Kopf in alle Richtungen, kann aber niemanden sehen.
„Nein, nein“, sagt er, „So meine ich das nicht. Ich meine uns alle.“ Er macht eine weit ausholende Geste. „Wir Menschen.“
Marc zieht an seiner Zigarette, dann spricht er weiter. „Ich habe recherchiert. Mich umgehört. Die Beweise sind überall, sie werden nur ignoriert und vertuscht. Sie sind unter uns, sehen aus wie wir.“
Sehr coole, völlig überraschend kommende Wendung, die allerdings ein Problem hat, darauf komme ich gleich...

Er kann zuhören, das erwartet man zuerst gar nicht von ihm. Und er ist klug, auch das ließ er sich normalerweise nicht anmerken. Weiß unglaublich viel über Politik, Sport und Technologie. Ich hörte ihm zu, obwohl ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr mitkam.
An unserem Platz lernte ich Marc völlig neu kennen. Dass so viel mehr in ihm steckte, als er zuerst zeigte. Er war in der Schule beliebt, schmiss verrückte Partys mit seinen Jungs vom Hockeyteam. Erst auf unserer Abschlussfahrt kamen wir uns näher, so begann es mit uns.
An unserem Platz hatten wir auch unseren ersten Kuss. Er erzählte lange von einer wilden Party vom Vortag, danach verfielen wir in Stille und sahen uns an. Ich lehnte mich langsam nach vorne …
Das wirkt auf mich nicht nach einer echten, richtigen Verliebtheit/Partnerschaft. Was liebte sie an ihm? Dass er über Politik, Sport und Technologie Bescheid weiß? Dass er verrückte Partys schmiss? Da geht sicher noch mehr!

Ist er high?
Dachte ich auch :lol:

In all der Zeit hat er nie über seine Verschwörungstheorien gesprochen? Der kleine Ausschnitt, den du uns lieferst, lässt anderes vermuten.
Genau das ist das Problem. Seine Veränderung ist nicht schlüssig. Man denkt, er ist der belesene und nicht sie, am Ende beschwert aber sie sich über die Rechtschreibfehler auf den Beweisseiten. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich sonst unauffällig zu Weltpolitik geäußert hat und plötzlich so abdriftet. Außer er ist wirklich high.
Ich hörte ihm zu, obwohl ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr mitkam.
Das sollte vielleicht eine Andeutung sein, dass er damals schon wirr sprach. Das ist mE zu wenig, um es plausibel zu erklären. Hier müsste mehr her.

Wirklich witzige Idee, viele Grüße effa

 

Hi, @Salomon

Der Weg in den Wahnsinn ist ein schwieriges Pflaster, trotzdem ist es mir hier in Form einer Kurzgeschichte schon häufiger begegnet. Einmal in einer Form, die mich selbst dazu motiviert hat, was zu machen, weil sie eher so mäh war, einmal von mir selbst – auch eher so mäh – und einmal in Form von Die Meißnern von @NWZed. Ah, hab gesehen, das hast Du gelesen.

Hier finde ich, Du hast ein paar Ansätze, die schön sind. Dass Marc sich nämlich in der letzten Zeit von der Prota distanziert hat, finde ich ein gutes Foreshadowing, löst für mich auch die meisten Fragen, die andere Kommentator/inn/en aufwerfen. Außerhalb von WK beschäftige ich mich ja mit der Erforschung der sozialen Kognitionen von Menschen, die an Verschwörungen glauben, und bin zu der Überzeugung gelangt: Es braucht gar nicht viel, um aus einem von uns eine/n Verschwörungstheoretiker/in zu machen. Eigentlich steckt Verschwörungsglauben in jedem/jeder von uns. Hand aufs Herz: Wer glaubt, dass die Nazis den Reichstagsbrand verursacht haben, um schneller an mehr Macht zu kommen?

„Verschwörungstheorie“ heißt nicht, dass etwas unwahr ist. Und so glaubt jede/r von uns an Verschwörungen. Mein Vater z.B. glaubt, dass die REWE Group in unserem Örtchen Leute ermorden ließ, um ein großes Grundstück für den Bau eines Penny zu kaufen. Ich glaube, dass der Putsch in der Türkei fingiert war. So what? Wir beide sind gesunde Leute.

Natürlich geht es viel extremer, und Du wählst ein viel extremeres Beispiel. Aber die Penny-Verschwörung und die Erdogan-Verschwörung sind nur Vorstufen. Vielleicht hilft es Dir, schon solche Vorstufen, solche „orthodoxen“ (also allgemein akzeptierten) Verschwörungstheorien zu Anfang einzubringen. Dass wir wissen: Marc glaubt an so etwas, aber in völlig normalem Rahmen. Erst einmal.

Aber ich möchte eigentlich lieber über Klischees sprechen. Als ich nämlich zuerst die Kommentare las, habe ich mich auf eine weibliche Prota wie in „Metro 2034“ eingestellt (das Buch liegt immer noch vor der Wand, gegen die ich es geworfen habe). So schlimm finde ich aber auch das nicht. Tatsächlich finde ich Marc viel klischeehafter dargestellt, und da stört es mich viel mehr.

Ein paar Details:

Plötzlich hat Marc stundelang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!

„stundenlang“ statt „stundelang“. Außerdem glaube ich, dass der Wechsel ins PQP nicht notwendig ist.

Ich finde den Einstieg nicht so gut gewählt. Anstatt mit den Gedanken der Prota zu beginnen, würde ich damit beginnen, dass sie zur Bank geht. Das wäre als Einstieg einfach bildhafter und unmittelbarer. Ihre Gedanken kannst Du danach ausbreiten.

Will sich die Hörner abstoßen, sich durch alle Studentenbars der Stadt vögeln.

Manche Stellen klingen für mich so, als wäre Deine Prota eine, die keine Ahnung von Marcs Leben hat. Das z.B. klingt so klischeehaft! In Braunschweig zumindest gibt es keine Bars, in denen so etwas möglich ist. Außer „Die Silberquelle“, wo ältere Frauen auf der Suche nach einem Jüngeren sind, aber das meint sie sicher nicht mit „Studentenbars“. Es gibt noch das "Eulenglück", wo Maschbau-Studis Minderjährige aufreißen. Aber auch das meint sie wohl nicht. Da sind für mich einfach so viele Vorannahmen in diesem Satz, die aus meiner studentischen Perspektive einfach unzutreffend sind, dass sich mir die Zehennägel hochkräuseln. Und originell ist das auch nicht. Im Gegenteil! Es ist einfach ein Klischee.

Und er ist klug, auch das ließ er sich normalerweise nicht anmerken. Weiß unglaublich viel über Politik, Sport und Technologie. Ich hörte ihm zu, obwohl ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr mitkam.

Bis auf das „nicht mehr mitkommen“ kann ich mich super mit Deiner Prota identifizieren. Es ist beeindruckend, wenn man nach all den Honks aus der Schulzeit jemanden trifft, der interessiert und engagiert ist (beziehungsweise, wenn plötzlich in den Blickfeld rückt, dass auch die Honks aus der Schule interessiert und engagiert sind). Und wahrscheinlich brauchst Du das, dass sie nicht mehr mitkommt, dafür, dass sie halt einfach von Anfang an nicht checkt, dass er ein Weirdo ist. Weil sie zu blöd ist. Und das an sich ist ja nicht schlimm, aber ...

An der Stelle ein bisschen weiblicher Input: Wenn sie nicht mehr checkt, wovon er spricht, muss es einen anderen Grund geben, aus dem sie bei ihm sitzt. Ich bin mir sicher, dass sich keine Frau den ganzen Abend damit vertreibt zu bewundern, wie klug jemand ist. Ich würde da vielleicht schreiben, wie ihre Gedanken abschweifen, wie sie zum Beispiel seine raumgreifende Gestik bewundert, die schönen Hände. Denn kaum eine Frau genießt das, wenn sie nicht zuhören kann, weil das Thema zu abstrakt ist. Sie kann es vielleicht ertragen, wenn es etwas anderes gibt, was an ihm super ist.

Er war in der Schule beliebt, schmiss verrückte Partys mit seinen Jungs vom Hockeyteam.

Auch das klingt, als hätte es jemand geschrieben, der nie auf einer Schulparty war. Was soll das heißen? „Verrückte Parties“, sind damit „Skins-Parties“ gemeint? Haben die sich da mit Essen beworfen und mit Nudelsoße eingeschmiert. DAS wäre verrückt! Aber das Wort ist viel zu deutungsoffen, klingt wischiwaschi und furchtbar naiv. Und ist dadurch eben klischeehaft.

Er erzählte lange von einer wilden Party vom Vortag, danach verfielen wir in Stille und sahen uns an.

Oh, eine „wilde Party“. Noch so ein Klischee. Hat er gesagt: "Ich war gestern auf einer wilden Party, hör zu!" Also, hier im Norden sagt das niemand. Man würde sagen: "Ich war gestern auf der Hausparty von Karl, und nach einer Stunde war der Hartalk leer." Von "wilden Parties" habe ich selbst geschrieben, als ich 13 war und keine Ahnung von Parties hatte. Bist Du 13, Salomon? Ich glaube nicht.

Nee, mich stören kaum weibliche Klischees. Mich stören mehr die Klischees von Marc als „Studenten“ und „Sportler“ und „Schüler, der Parties ausrichtet“. Es klingt, als hätte seine Freundin überhaupt keine Ahnung, wovon sie spricht, denn sie benutzt nur Klischees, wenn sie von ihm redet. An Marc und seinem Leben ist nichts Originelles, nichts Konkretes.

Ein bisschen blöd an der Überzogenheit beider Figuren, vor allem ihrer Sorge, dass er Schluss macht, ist, dass man von Anfang an weiß, dass er nicht Schluss machen wird. Von der Dramaturgie her ist das natürlich ein Problem. Wenn Du ihre Überzeugung ein bisschen weniger vehement vertrittst, wäre es vielleicht nicht so offensichtlich.

„Komm, ich zeig‘ dir …“, er hält inne, sieht sich um und flüstert mir ins Ohr: „den Bunker.“

Hier würde ich drei Punkte vor „den“ setzen: „… den Bunker.“

Er meint das echt ernst.
Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.

„Er meint das echt ernst“ ist doch ein ziemlich klarer Gedanke.

Vier Stunden lang versucht er verzweifelt, mir seine Beweise – ein paar Websites mit Rechtsschreibfehlern in beinahe jedem Wort - zu präsentieren. Ich bleibe hart.

Vier Stunden? Und das lässt sie sich gefallen? Und sie nennt das "hart bleiben"? Hallo! Als ich mit meinem Exfreund Schluss gemacht habe, hat er mir gedroht, sich umzubringen. Ich bin nach Hause gefahren und habe seinen besten Freund angerufen, damit er ein Auge auf ihn hat. In keinem Moment hätte ich mir das gefallen lassen, mich vier Stunden vollzusabbeln. Lass Deine Prota doch wenigstens einmal konsequent auftreten. Vier Stunden brauchst Du für das Ende nicht.

Ich fand es insgesamt gar nicht schlecht umgesetzt. Ich finde auch Deine Figuren nicht schlecht. Ich würde mir nur mehr Originalität darin wünschen, wie Deine Prota Marc sieht. Sie scheint keine Ahnung zu haben, was er im Leben eigentlich tut und getan hat. Und wenn das beabsichtigt war, na ja … Mir würde für ihre Fehleinschätzung seiner momentanen Situation eigentlich reichen, dass er in der letzten Zeit abwesend war. Nicht dass sie ihn nie richtig kannte. Da würde ich mir einfach mehr Authentizität in der Liebe zu ihm wünschen, Dinge, die sie ganz originell nur an ihm bewundert. Und das sind nicht „Sportler“ und „Studenten“. Sondern etwas, das an ihm besonders ist.

Dass sie ein bisschen naiv und blond ist, gehört wahrscheinlich zur Figur. Aber Du kannst auch ihr mehr Tiefe geben, wenn Du ihr einen originellen, besonderen, nicht klischeehaften Grund gibst, Marc zu lieben. Den sehe ich bisher nicht. In der Beziehung zwischen den beiden, in ihrer ganzen Kommunikation hilft mir einfach die Tiefe. Schau Dir zum Beispiel an, was @Ronja in Das Mädchen mit dem schwarzen Kleid allein dadurch erreicht, dass der Mann das Mädchen "Zaubermaus" nennt. Was das über ihre Beziehung aussagt! Solche Dinge fehlen hier hinten und vorne. Da würde ich nachlegen. Das könnte wahrscheinlich auch viele weitere Fragen klären, wenn Du der Beziehung zwischen den beiden stärkere Beachtung schenkst.

Hoffe, ich kann Dir damit weiterhelfen. Make it work!

Klischeehafte Grüße,
Maria

 

Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank schon mal für euer Lesen und Kommentieren! Ich werde gleich mal anfangen, mich durchzuarbeiten. Bitte versteht, dass es noch etwas dauern kann, bis der gemäß eurer Kritik und meinem Ermessen überarbeitet wird. Ich will die Kritik sacken lassen, alle Anregungen aufnehmen und das Ding dann nochmal im Ganzen überarbeiten (ich bin der Meinung, mit vielen Korrekturen an vielen Stellen macht man selten etwas besser ....).

Hallo @N. Ostrich,

es ist, als wäre die Geschichte unvollständig. Das Ende kommt zu abrupt, es ist pointenlos. Man sieht ihm an, dass du nicht darauf hingearbeitet hast. Stattdessen hast du irgendwann aufgehört zu schreiben und dir gedacht: "So, das muss reichen!" Ich mag mich irren, doch das glaube ich wirklich.

Das kann ich nachvollziehen, ich hadere auch noch ein bisschen. Dass ich natürlich nicht auf den Wortzähler geschaut habe und mir gedacht hab, das Limit sei jetzt erreicht, ist klar. Das Ende, das du vorschlägst, nämlich an der Stelle, an deutlich wird, dass er es absolut ernst meint, habe ich auch überlegt, allerdings erschien mir das unvollständig. Ich werde mal noch etwas darüber brüten, wie ich die Sache auslaufen lasse.

warum sie ihren Freund bei einer anderen auf der Couch übernachten ließ. Wenn sie so sensibel ist, wie konnte sie Derartiges erlauben?

Das typische "Sie ist NUR eine Freundin, jetzt beruhig dich doch mal" gibt es im Film, in Geschichten und in der Wirklichkeit. Das wäre wohl ein möglicher Grund, warum sie dem zugestimmt hat, auch wenn sie es direkt danach bereut hat. Diese Stelle finde ich nicht unauthentisch, aber dass sie als Charakter für dich unglaubwürdig erscheint, behalte ich mir im Kopf.

Diese Sorgen, die sie sich macht, sind so klischeehaft formuliert, man könnte meinen, du machst dich lustig.

Klischeehafte Formulierungen scheinen ein großes Problem bei mir zu sein. Danke für den Hinweis. Ich kümmer mich drum, versprochen!

In all der Zeit hat er nie über seine Verschwörungstheorien gesprochen? Der kleine Ausschnitt, den du uns lieferst, lässt anderes vermuten. Der Freund deiner Protagonistin ist geradezu fanatisch. Und das so von jetzt auf gleich? Der Leser verfolgt ihre Gedanken ja im Detail, wieso ist sie ausnahmslos verwundert? Warum hat sie sowas nicht erahnen können?

Dieser Gedanke ist mir noch am Abend nach meinem Upload gekommen, ohne einen Kommentar gelesen zu haben. Ich habe schon einen Ausweg parat, den ich schon im Kopf hatte, der es offensichtlich nur nicht aufs Papier geschafft. Er ist in gewisser Weise paranoid, er weiß ja, dass die genau so aussehen wie wir, unter uns leben und ihre Augen und Ohren überall haben. Er muss wissen, ob er ihr trauen kann. Werd ich noch einbringen.

Nochmal vielen Dank fürs Kommentieren, hast einige wunde Punkte erwischt!
Viele Grüße!

Was wäre nur ein Kommentar von @Friedrichard, den man beim ersten Lesen schon komplett verstanden hat? Immer wieder muss ich bei dir einen Absatz doppelt und dreifach lesen, weil ich einfach nicht mitkomme ... Schön, Herausforderungen zu haben!

Verschwörungshypothesen (wer nennt die eigentlich Theorie?)

Ich - im Text zumindest - jedenfalls nicht!

Mir gefällt‘s, womit wir schlicht zum Trivialen übergehen!

Das hört man gern! Und die Trivialitäten werde ich gleich ausbessern.

Nein, 's geht nicht um „rechts“ zu schreiben - wir schreiben eh von links nach rechts, aber, der Rechtschreibfehler tut es ohne Fugen-s

Peinlich, ein Rechtschreibfehler in selbigen Wort ... Naja, was soll's.

Danke für dein Feedback! Liebe Grüße, Friedl!

Hi @AWM,

Schön, mal wieder was von dir zu hören.

Solche Sätze finde ich sehr klischeebeladen. Natürlich denkt man solche Dinge in einer solchen Situation. Aber es ist der Ausdruck mit dem ich Probleme habe. Du solltest dich mehr trauen und eine Sprache finden, die authentischer wirkt.

Klischeehaftigkeit, da haben wir's wieder. Schon gut, ihr habt ja recht!

Ich kann den Wandel des Freundes leider nicht abnehmen. Ich denke so etwas eignet sich auch nicht für eine Kurzgeschichte, weil man die Veränderung detailliert über Wochen nachzeichnen müsste. So ist es einfach wenig glaubhaft, dass deine Prota nichts von der Psychose mitbekommt und dann auf einmal einen derart verändertern Freund trifft.

Es als Psychose zu bezeichnen, finde ich überzogen. Kerngesunde Menschen denken an haufenweise Unfug und lassen sich nicht abbringen. Dass sie den Wandel nicht früher erkennt, werde ich noch stärker erklären, wenn ich den Text überarbeite (siehe oben bei meiner Antwort auf N. Ostrich). Auch da muss wohl in Sachen Glaubwürdigkeit noch einiges geleistet werden.

Dass Verschwörungstheoretiker durch die Bank dumm sind und nicht schreiben können, ist auch wieder ein Klischee.

Da hast du recht.

Und würde sie danach sofort Schluss machen? Sie scheint ja ihren Freund sehr zu lieben. Würde sie nicht versuchen, ihm zu helfen, ihn zurückzuholen?

Hier sind wir wieder beim Unterschied zwischen Glauben und Psychose. Wenn du darin eine Psychose siehst, wäre "zurückholen" auf jeden Fall die wahrscheinlichere Reaktion. Allerdings sehe ich darin wie gesagt einfach eine Überzeugung von unkonventionellen Theorien. Ein Beispiel: Würde ich herausfinden, meine Freundin wählt bei den kommenden Landtagswahlen bei uns die AfD, weil sie in Einwanderern die Beschmutzung deutschen Blutes und der Vernichtung unserer Kultur sieht, würde ich wohl auch Schluss machen, ohne von einer Psychose auszugehen.

Die Geschichte funktioniert für mich im Großen und Ganzen leider nicht wirklich.

... und dafür hast du gute Gründe genannt, auch wenn ich nicht alle teile. Ich klemm mich dafür noch mal hinter den Laptop. Merci beaucoup!

Hallo @effa,

deine Geschichte ist unterhaltsam, lässt sich gut lesen und sprachlich kann ich auch nichts aussetzen.

Freut mich sehr!

Das wirkt auf mich nicht nach einer echten, richtigen Verliebtheit/Partnerschaft. Was liebte sie an ihm? Dass er über Politik, Sport und Technologie Bescheid weiß? Dass er verrückte Partys schmiss? Da geht sicher noch mehr!

Sehr guter Punkt, das ist auf jeden Fall zu kurz gekommen, was sie an ihm liebt. Wird gemacht!

Den Kritikpunkt, dass sie so völlig überrumpelt ist, kläre ich noch besser auf, wie ich oben schon erwähnt habe. Hoffe, das überzeugt dann mehr.

Vielen Dank und liebe Grüße,
Euer @Salomon

 

Hi @TeddyMaria,

Schön, dass du hergefunden hast!

„Verschwörungstheorie“ heißt nicht, dass etwas unwahr ist. Und so glaubt jede/r von uns an Verschwörungen. Mein Vater z.B. glaubt, dass die REWE Group in unserem Örtchen Leute ermorden ließ, um ein großes Grundstück für den Bau eines Penny zu kaufen. Ich glaube, dass der Putsch in der Türkei fingiert war. So what? Wir beide sind gesunde Leute.

Sehe ich sehr ähnlich wie du, allerdings ist es interessant, wie unterschiedlich das aufgefasst werden kann. AWM spricht oben sogar von einer Pychose.

Vielleicht hilft es Dir, schon solche Vorstufen, solche „orthodoxen“ (also allgemein akzeptierten) Verschwörungstheorien zu Anfang einzubringen. Dass wir wissen: Marc glaubt an so etwas, aber in völlig normalem Rahmen. Erst einmal.

Gute Idee.

Manche Stellen klingen für mich so, als wäre Deine Prota eine, die keine Ahnung von Marcs Leben hat. Das z.B. klingt so klischeehaft! In Braunschweig zumindest gibt es keine Bars, in denen so etwas möglich ist. Außer „Die Silberquelle“, wo ältere Frauen auf der Suche nach einem Jüngeren sind, aber das meint sie sicher nicht mit „Studentenbars“. Es gibt noch das "Eulenglück", wo Maschbau-Studis Minderjährige aufreißen. Aber auch das meint sie wohl nicht. Da sind für mich einfach so viele Vorannahmen in diesem Satz, die aus meiner studentischen Perspektive einfach unzutreffend sind, dass sich mir die Zehennägel hochkräuseln. Und originell ist das auch nicht. Im Gegenteil! Es ist einfach ein Klischee.

Hm, also nach Branschweig will ich jetzt nicht mehr ... :(;)
Es war ein - wohl ziemlich plumper - Versuch, das Alter der beiden früh im Text klarzustellen.

Wenn sie nicht mehr checkt, wovon er spricht, muss es einen anderen Grund geben, aus dem sie bei ihm sitzt

Das hat effa auch schon angesprochen, das trifft absolut ins Schwarze.

Auch das klingt, als hätte es jemand geschrieben, der nie auf einer Schulparty war. Was soll das heißen? „Verrückte Parties“, sind damit „Skins-Parties“ gemeint? Haben die sich da mit Essen beworfen und mit Nudelsoße eingeschmiert. DAS wäre verrückt!

:lol::lol::lol:

Oh, eine „wilde Party“. Noch so ein Klischee. Hat er gesagt: "Ich war gestern auf einer wilden Party, hör zu!" Also, hier im Norden sagt das niemand. Man würde sagen: "Ich war gestern auf der Hausparty von Karl, und nach einer Stunde war der Hartalk leer."

Von "wilden Parties" habe ich selbst geschrieben, als ich 13 war und keine Ahnung von Parties hatte. Bist Du 13, Salomon? Ich glaube nicht.

Nö, war aber ne geile Zeit. Viel weiß ich nicht mehr, war meine Crack-Phase. ;)

Ein bisschen blöd an der Überzogenheit beider Figuren, vor allem ihrer Sorge, dass er Schluss macht, ist, dass man von Anfang an weiß, dass er nicht Schluss machen wird. Von der Dramaturgie her ist das natürlich ein Problem.

Ja ... Hab ich mir auch gedacht, aber ich hoffe, gerade deswegen bleibt man dran. Es ist klar, dass er nicht Schluss macht, irgendwas anderes muss also passieren. Klappt wohl nicht?

Hoffe, ich kann Dir damit weiterhelfen. Make it work!

Autsch, liebe Maria, da hast du meine Schwachpunkte aber knallhart aufgedeckt. Da wird wohl noch einiges gemacht werden müssen, damit das workt. (Dabei hasse ich überarbeiten doch so sehr ... :heul:)
Danke für dein sehr hilfreiches Feedback!

Selbstmarkierende Grüße,
@Salomon

 

Hi @AWM,

Vielen Dank, dass du dir nochmal die Zeit genommen hast! Deine Anmerkungen treffen auch diesmal ins Schwarze.

gezeigt hatte

Hier lasse ich "zeigte" stehen, weil er es generell zuerst nicht zeigt, nicht nur ihr gegenüber. Hm, vielleicht muss ich dann Präsens draus machen, das klingt für mich aber irgendwie nicht gut im Text.

Hier fände ich es besser, wenn du spezifischer werden würdest. Deine Prota erinnert sich und weiß bestimmt ganz genau, was das für Ereignisse waren. So zeichnest du den Freund auch viel besser und kannst seine seltsame Neigung andeuten. Natürlich nicht zu offensichtlich.

War auch meine erste Überlegung, hab's dann als zu offensichtlich verworfen und hab's jetzt mal mit 9-11 probiert, ohne auf seine Gedanken dazu einzugehen. Dass es dazu haufenweise Verschwörungstheorie (Verzeih - Verschwörungshypothesen) gibt, ist vielen geläufig, denke ich.

So leicht lässt er sich abspeisen? Er denkt, dass ein Krieg kommt und baut einen Bunker etc. Und dann gibt er so schnell klein bei, weil die, die er retten will, mit einer Freundin telefonieren will?

Er hat ja schon Tage und Wochen damit gewartet, während er den Bunker gebaut hat. Aber klar ist er ernüchtert und enttäuscht.

Erfinde hier doch eine absurde Theorie. Fände ich interessant, mehr zu erfahren. Ein seltsamer Anführer, komische Artikel auf der Internetseite etc.. Da kannst du viel mehr rausholen.

Habe ich mir auch gedacht, wäre dann aber zu langatmig, finde ich. Es ist ja eher nur noch ein Auflösen, was dann noch passiert, der Hauptteil ist rum. Da ist nur noch wenig Spannung, dem Leser ist klar, dass sie Schluss macht. Da noch eine Theorie darzulegen wäre an der Stelle too much, finde ich.

Ansonsten habe ich alle Korrekturen und Vorschläge übernommen, danke!

Viele Grüße,
dein @Salomon

 

Er hat sich schon seit Wochen seltsam benommen. Warum fällt mir das erst jetzt auf? Hat weniger gesprochen, immer behauptet, er habe keine Zeit, hat kaum noch Lust auf Sex. Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!
[…]
„Schon gut, lass dir Zeit“, sage ich, doch meine es nicht.

Hallo, Salomon,

Du schreibst aus der Perspektive des Mädchens, Mara, versuchst Dich an einen Rollentausch (oder bistu im richtigen Leben eine Salome?), in den trotz aller biologischen Nähe der Geschlechter vom „Mannsweib“ bis zur „Tunte“ mrd. Varianten (jeder ist anders und wär‘s auch nur ein bisschen) der Gattung Homo gibt, die aber vor allem von den gesellschaftlichen Rollenerwartungen und Erwartungshaltungen geformt werden und da hab ich beim oben zitierten Gedankenstrom der Icherzählerin schon das erste Problem: Wer denkt in grammatisch korrekten Bahnen, außer man erzählt einem andern seinen Kummer – aber die Icherzählerin weiß nichts von dem, dass sie beobachtet – gelesen, belauscht – wird vom Publikum und wenn sie dergleichen vermutet, zu wissen glaubt, würde sie da nicht als paranoid eingestuft?

Wer also denkt grammatisch korrekt, gar in zweistelligen Zeitformen, verwendet Personalpronomen, wenn die Form des Verbs schon die Person verrät.

Nun werd ich den Teufel tun, jemandem vorzuschreiben, wie er einen Gedankenstrom (Musterbeispiel für mich gibt ohne Punkt und Komma im letzten Kapitel des „Ulysses“ Molly Bloom), aber wie gesagt – jeder ist (und denkt) anders. Also warum „Er hat sich schon seit Wochen seltsam benommen“, wenn er sich immer noch seltsam benimmt? Und käme nicht zuerst die Frage, statt der Antwort? Warum fällt ihr das jetzt auf, dass er sich seit Wochen seltsam benimmt (lass Füllsel wie „schon“ weg) – und dann geht‘s doch ohne Pronomen „Hat weniger gesprochen, immer behauptet, er habe keine Zeit“ und da darfstu auch den Konjunktiv verwenden, um Zweifel anzuzeigen, „…, behauptet, hätte keine Zeit“ usw., denn der Zweifel beherrscht die Rede, nicht aber „Liebe“, die weniger mit der Eigentumsordnung und Besitzansprüchen zu tun hat, als mit einem geradezu kindlichen Urvertrauen zum andern (und politisch gewendet wird aus der Nächstenliebe Solidarität).

Kurz:

Beobachte mal Deine eigenen Gedanken – natürlich nicht, wenn Du gerade einen Satz konstruierst, sondern wenn dabei die Maschine abstürzt oder der Bleistift abbricht … oder – was ja nicht auszuschließen ist – Dir einer von 9/11 erzählt und um die im Keller verborgenen Sprengsätze weiß, weil selbst Ingenieure es für unwahrscheinlich hielten, dass diese Superbomben hochoben Hochhäuser bis auf die Grundfesten platt machen könnten, wie die bewegten und bewegenden Bilder es beschreiben … Aber warum sollten die Bushs sich mit ihren Geschäftspartnern, den bin Ladens, sich anlegen wollen?

Wenn jemand aber denkt

… sich durch alle Studentenbars der Stadt zu vögeln
der sollte mit den Zweifeln bei sich selbst anfangen und die eigene Aufrichtigkeit gegenüber dem andern hinterfragen. Siehe den zwoten Teil des einleitende Zitats
„Schon gut, lass dir Zeit“, sage ich, doch meine es nicht.

Trivialeres, jenseits des Gedankenstromes

Trotzdem will sie ihn, das Gefühl habe ich schon[,] seit ich sie kennengelernt habe.

Wir treffen uns an unserem Platz. Die Bank auf der Böschung neben dem Spielplatz mit der wunderbaren Aussicht auf die vierspurige Bundesstraße.
Was hat die Aussicht auf die B was weiß ich mit den beiden zu tun?
Fernweh unter allem Nahschmerz?

Am Anfang haben wir uns fast jeden Tag dort getroffen und gequatscht, bis wir keine Autos mehr sahen, meistens noch länger.
Der Komparativ erlangt eigentlich den Vergleich - länger als was?

Er fingerte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und steckt sie sich in den Mund.
So spricht man, aber interessant wäre ein Pronomen/Name nur, wenn er der Erzählerin oder wem auch immer, außer sich die Zigarette in den Mund steckt – das Reflexivpronomen ist entbehrlich!

Er sieht mich eindringlich an, mein Mund bleibt offen stehen.

„Ich habe ein[en] Bunker gebaut.
Er hält mein[en] Kopf noch fest …
(auf Endungen musstu aufpassen!, wie klappt das mit den Fällen – hier Akk.?, die Wiederholung verleitet mich zu der Frage)

Es sei mir zu dem Zitat

Sie sind hinter unserem Wasser her und sie wollen die Menschheit versklaven.
eine recht nüchterne Nachricht an Marc erlaubt:

Lieber Marc,

gewöhne Dich daran, in Nachrichten auch den Wirtschaftsteil zu lesen/hören, dann wüsstestu, dass der soeben zitierte Satz einen sehr, sehr realen Hintergrund hat: Die Invasion kommt vom Planeten Nestle und anderen Konzernen - die greifen zuerst nach dem Trinkwasser (das sie dann in Flaschen portioniert an euch verkaufen wollen/werden, nachdem Grund und Boden bereits aufgeteilt sind. Hernach wird die Luft zum Atmen an den meistbietenden versteigert werden.
Schau auch einmal in das Freihandelsabkommen mit Japan ...

Wie dem auch sei, lieber Salomon, immer noch gerne gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes knappes 2/3 Wochenende wünscht!

 

Lieber @Friedrichard,

Danke, dass du nochmal reingeschaut hast!

(oder bistu im richtigen Leben eine Salome?)

Nein, Salomon ist schon richt :)

Also warum „Er hat sich schon seit Wochen seltsam benommen“, wenn er sich immer noch seltsam benimmt?

Das stimmt natürlich. Unaufmerksamkeit schon beim ersten Satz ...

Was hat die Aussicht auf die B was weiß ich mit den beiden zu tun?
Fernweh unter allem Nahschmerz?

Nichts, ein bisschen Wortmalerei. Stört doch nicht, oder doch?

Lieber Marc,

gewöhne Dich daran, in Nachrichten auch den Wirtschaftsteil zu lesen/hören, dann wüsstestu, dass der soeben zitierte Satz einen sehr, sehr realen Hintergrund hat: Die Invasion kommt vom Planeten Nestle und anderen Konzernen - die greifen zuerst nach dem Trinkwasser (das sie dann in Flaschen portioniert an euch verkaufen wollen/werden, nachdem Grund und Boden bereits aufgeteilt sind. Hernach wird die Luft zum Atmen an den meistbietenden versteigert werden.
Schau auch einmal in das Freihandelsabkommen mit Japan ...


Wahre Worte, Friedel, du weiser Mann.

Deine Anmerkungen werde ich schnurstracks übernehmen. Vielen Dank!

lieber Salomon, immer noch gerne gelesen vom

... Und das hört man natürlich immer am liebsten!

Ich habe mir das Wochenende wortkriegerfrei genommen, deshalb:

Einen guten Start in die Woche und viele Grüße,
@Salomon

 

Nichts, ein bisschen Wortmalerei. Stört doch nicht, oder doch?
fragstu bzgl. der Bundesstraße ("B was weiß ich"). Nee, stört nicht, hat aber wenig mit dem eigentliche Geschehen zu tun - vielleicht Straßenlärm als Begleitmusik?

Tschüss,

Friedel

 

Hi, @Salomon

Ich finde es immer echt schwierig, wenn eine ersehnte Überarbeitung kommt und ich dann das Gefühl habe, ich könnte meinen ersten Kommentar einfach reposten, und es würde immer noch passen. Dass das so ist, kann ja zwei, nein, drei Gründe haben: 1) Ich habe mich unklar ausgedrückt. 2) Die Überarbeitung ist nicht so gelungen. 3) Der/Die Autor/in sieht es halt anders – was sein/ihr gutes Recht ist. Also: Was sage ich dazu? The struggle is real!

Da ich immer erstmal davon ausgehen möchte, dass der Autor sich einfach dagegen entschieden hat, ohne mir was davon zu sagen, greife ich jetzt nur noch Anfang und Ende raus und gehe auf den Rest nicht weiter ein. Bitte, wenn Du Dich ganz bewusst gegen meine Anmerkungen entschieden hast, sag es mir einfach. Am besten direkt beim Antworten. Dann weiß ich, was ich Dir lasse und warum. Ich akzeptiere das ja auch.

Und zuerst sage ich:

Meistens lag ich mit dem Kopf in seinem Schoß, lauschte nur dem tiefen Klang seiner Stimme. Er streichelte mir den Kopf und ich fühlte mich geborgener als irgendwo sonst auf der Welt.
An unserem Platz hatten wir auch unseren ersten Kuss. Ich erinnere mich, dass er davor über die Anschläge vom elften September sprach, danach verfielen wir in Stille und sahen uns an.

Das finde ich gut. Das ist detailreich und lebendig. Ich weiß nicht, ob jede/r den Hinweis mit dem elften September mitkriegt, aber aus meiner Perspektive klappt das sehr gut.

Kommen wir zum Anfang:

Er benimmt sich seit Wochen komisch. Warum fällt mir das erst jetzt auf? Hat weniger gesprochen, behauptet, er hätte keine Zeit, hat kaum noch Lust auf Sex. Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!

Den fand ich vorher schon nicht gut, und gerade bereue ich es, dass ich davon keine Kopie gemacht habe, denn ich glaube, den fand ich in Version 1 noch halbwegs erträglich, während das hier … Puh. Du steigst direkt mit Gedanken ein und tauchst direkt tief in die Beziehung. Eine Beziehung zwischen zwei Leuten, die ich noch nie GESEHEN habe.

Uh, habe den ursprünglichen Anfang gefunden:

Plötzlich hat Marc stundelang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!

(Übrigens bin ich nach wie vor der Meinung, dass Du das PQP nicht brauchst. (Mist, das hier ist fast ein Repost.))

Auch nicht optimal, wie ich finde, aber ein bisschen weniger abstrakt als das, was jetzt am Anfang ist, weil da zwar leider nicht Deine Prota, aber immerhin Marc eine echte Aktion hat. Ich glaube, da liegt der Hund auch so ein bisschen begraben, dass ich am Anfang nur was über Marc erfahre und nichts über die Prota. Das ist doch seltsam. Als würde eine Stimme mir aus der Dunkelheit etwas über ihren Freund zuflüstern, die Stimme eines Mädchens (nach dem, was ich zu dem Zeitpunkt weiß, könnte es aber auch ein Junge sein, denn ich weiß ja nichts), das ich noch nie gesehen habe und deren Gesicht ich nicht sehen kann.

Ich würde Dir wirklich empfehlen, damit zu beginnen:

Ich fluche, lasse die Haustür hinter mir ins Schloss krachen und stapfe los.

Wir hatten uns ja mal über „Stein on Writing“ ausgetauscht, und was ist die erste Lektion, die Stein lehrt? Die Geschichte ist wie eine Bühne. Und die Leser/innen, das Publikum, wollen etwas sehen. Solange nur Gedanken und Flashbacks geschildert werden, hören sie nur Stimmen von Offstage.

Unter dem aktuellen Anfang kann ich mir nichts vorstellen, es ist wie absolute Finsternis, in die wirre Mädchengedanken einfallen. Bei mir hookt das leider überhaupt nicht. Wenn Du wiederum mit einer sichtbaren Aktion anfangen würdest, damit, wie Du zeigst (was Du gut zeigst), dass die Prota wütend ist und gerade irgendwo hingeht, dann ist das alles weniger diffus, weniger abstrakt, sichtbarer, greifbarer.

Ich hoffe, Du kannst mir halbwegs folgen. Ich meine, man könnte meinen, dass direkt zu erzählen, dass der Freund der Prota fremdgeht, mehr über sie sagt, als dass sie die Tür ins Schloss donnern lässt, aber eigentlich ist Letzteres lebendiger und versieht den Anfang auch mit mehr Fragezeichen. Denn anstatt dass ich erfahre, dass irgendein diffuses Etwas befürchtet, dass irgendein diffuser Er fremdgeht, erfahre ich, dass eine Prota echt wütend irgendwohin geht. Und ich frage gleich: Oh, Salomon, warum ist sie so wütend? Wohin geht sie? Ergo: Ein viel besserer Anfang, eine echte Hook. Würde ich sagen. :)

Nun zum Ende:

Zwei Stunden lang versucht er verzweifelt, mir seine „Beweise“ zu präsentieren. Ich bleibe hart.

Ich finde es süß, dass Du aus vier Stunden zwei machst. Aber sorry. Zwei Stunden zuhören und „hart bleiben“, das ist immer noch … Das schließt sich gegenseitig aus. Immer, wenn Autor/inn/en so eine zeitüberbrückende Floskel verwenden, versuche ich, mir vorzustellen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Und was da in der Zwischenzeit passiert ist, ergibt für mich keinen Sinn.

Die Prota ist erschreckt, aufgewühlt, aber sie hat sich vorgenommen: Ich bleibe hart. Sie überlegt einen halben Tag, dann stratzt sie einfach dahin und macht Schluss. Bäm! Hartbleiben! Dem Loser nicht mehr zuhören! Aber was passiert danach mit ihr, was Du mir verschweigst, was dazu führt, dass sie sich zwei Stunden lang anhört, was der Typ labert, was sie abschreckt, was der Grund ist, aus dem sie Schluss macht. Warum hört sie ihm so lange zu? Denn zwei Stunden, das ist vielleicht unter Freund/inn/en ein: Oh, wir haben uns zwei Stunden verquatscht, hoppla, dabei wollten wir eigentlich nach Hause!, aber unter Leuten, die gerade Schluss machen, wo eine Person der anderen nicht mehr zuhören will, ist das eine verflucht lange Zeit.

Es ergibt keinen Sinn. Und wenn sie da doch noch einen halben Sinneswandel durchmacht, doch nicht hart bleibt, doch gerne zuhört, dann ergibt es keinen Sinn, dass Du diese Stelle überspringst. Und ich kann mir eigentlich nur erklären, dass Du so viel Zeit brauchst, damit er diesen dramatischen Schlusssatz raushauen kann. Allerdings sehe ich keinen Grund, aus dem er den nicht auch nach zwei Minuten raushauen kann. Zwei Minuten ist eine angemessene Ich-bleibe-hart-Zeit. Das reicht, dass sie sich kurz anhören kann, dass er echt durchgeknallt ist und nichts Hilfreiches mehr zur Sache beitragen wird. Dass sie also sagen kann: Sorry, aber das ist der Grund für mein Schlussmachen. Talk to my back, loser.

Puh. Wenn Du Dich intentional dafür entschieden hast, den Anfang im Dunkeln und ohne Hook zu lassen (sorry for being tendenziös), dann: Bitte sag’s mir einfach direkt.

Und so viel oder wenig erstmal von meiner Seite aus. Make it work!

Hookende Grüße,
Maria

 

Liebe @TeddyMaria,

Ich glaube, dass ich generell noch zu viele Probleme hab, einen Text umfangreich zu überarbeiten. Wenn ich größere Abschnitte ändere, habe ich oft das Gefühl, dass es nicht mehr zum Rest passt. Und vielleicht ist ein Stück Faulheit auch noch dabei. Ich meine, wer überarbeitet lieber einen alten Text, als einen Neuen zu schreiben?
Ich ärgere mich, wenn du schreibst, dass dein erster Kommentar noch zutreffen würde. Natürlich nicht über dich, sondern über mich. Weil mein Eindruck eigentlich war, dass ich recht viel von deinen Anmerkungen aufgenommen habe. Aber gut, dann habe ich jetzt zwei Kommentare von der guten Fee, die ich mir nochmal anschauen muss.

Ich habe mir also deinen ersten Kommentar nochmal durchgelesen und ...

Dass das so ist, kann ja zwei, nein, drei Gründe haben: 1) Ich habe mich unklar ausgedrückt. 2) Die Überarbeitung ist nicht so gelungen. 3) Der/Die Autor/in sieht es halt anders – was sein/ihr gutes Recht ist.

Ich denke wir haben hier einen Fall von 2b): Der Autor war beim Überarbeiten sehr unaufmerksam.
Es kam mir gerade manchmal vor, als würde ich deinen Kommentar zum ersten Mal lesen. Ich weiß nicht, was los war, als ich das erste Mal gelesen, üerarbeitet und geantwortet habe, aber scheinbar war ich da nicht so ganz auf der Spur. Tut mir ehrlich leid, ich setze mich nochmal an deine beiden Kommentare.

Uh, habe den ursprünglichen Anfang gefunden:

(Übrigens bin ich nach wie vor der Meinung, dass Du das PQP nicht brauchst. (Mist, das hier ist fast ein Repost.))

Auch nicht optimal, wie ich finde, aber ein bisschen weniger abstrakt als das, was jetzt am Anfang ist, weil da zwar leider nicht Deine Prota, aber immerhin Marc eine echte Aktion hat. Ich glaube, da liegt der Hund auch so ein bisschen begraben, dass ich am Anfang nur was über Marc erfahre und nichts über die Prota. Das ist doch seltsam. Als würde eine Stimme mir aus der Dunkelheit etwas über ihren Freund zuflüstern, die Stimme eines Mädchens (nach dem, was ich zu dem Zeitpunkt weiß, könnte es aber auch ein Junge sein, denn ich weiß ja nichts), das ich noch nie gesehen habe und deren Gesicht ich nicht sehen kann.


Das war zwar nicht der Anfang der ersten Fassung (habe ich gerade nochmal nachgeschaut), aber ich verstehe, was du meinst. Beim ersten Mal habe ich mich aus irgendeinem Grund dagegen entschieden, jetzt lenke ich ein. Hast recht.

Dass das PQP hier nicht hingehört, erschließt sich mir nicht. Oder gibt es das PQP nur in Sätzen, in denen "eigentliche Vergangenheit" im Präteritum beschrieben ist?

Zum Ende:

Ich finde es süß, dass Du aus vier Stunden zwei machst. Aber sorry. Zwei Stunden zuhören und „hart bleiben“, das ist immer noch … Das schließt sich gegenseitig aus. Immer, wenn Autor/inn/en so eine zeitüberbrückende Floskel verwenden, versuche ich, mir vorzustellen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Und was da in der Zwischenzeit passiert ist, ergibt für mich keinen Sinn.

Die Prota ist erschreckt, aufgewühlt, aber sie hat sich vorgenommen: Ich bleibe hart. Sie überlegt einen halben Tag, dann stratzt sie einfach dahin und macht Schluss. Bäm! Hartbleiben! Dem Loser nicht mehr zuhören! Aber was passiert danach mit ihr, was Du mir verschweigst, was dazu führt, dass sie sich zwei Stunden lang anhört, was der Typ labert, was sie abschreckt, was der Grund ist, aus dem sie Schluss macht. Warum hört sie ihm so lange zu? Denn zwei Stunden, das ist vielleicht unter Freund/inn/en ein: Oh, wir haben uns zwei Stunden verquatscht, hoppla, dabei wollten wir eigentlich nach Hause!, aber unter Leuten, die gerade Schluss machen, wo eine Person der anderen nicht mehr zuhören will, ist das eine verflucht lange Zeit.


Ist es nicht normal, dass Schlussmachen ziemlich lang dauert, insbesondere wenn der andere es nicht einsehen will (asking for a friend). Naja, jedenfalls habe ich mir es so vorgestellt, dass sie es ihm schuldig ist, ihm zumindest zuzuhören, und sie das auch weiß. Und es zeigt, wie verzweifelt er versucht, an beiden (Theorie und Freundin) festzuhalten. Naja, letztendlich brauche ich da vielleicht auch gar keine Zeitangabe, dann wird das gekickt.

Also sorry, dass von deinem eigentlich überaus hilfreichen ersten Kommentar so wenig bei mir und im Text hängengeblieben ist. Schau ich mir demnächst nochmal an! (Vielleicht auch nicht, weil ich mehr und mehr das Gefühl habe, der Text ist für die Tonne.)

Danke, dass du dir nochmal die Zeit genommen hast!

Hupende Grüße,
@Salomon

 

Hi, @Salomon

Bevor die Motivationsrede kommt (ja, die habe ich auch mitgebracht), erstmal zum technischen Aspekt: Das mit dem PQP ist ja sowieso irgendwie kniffelig, vor allem bei DIESEM Satz. Schauen wir nochmal genau hin.

Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hatte er sie gelesen!

Die Geschichte ist im Präsens geschrieben, und Du benutzt für die Vergangenheit Perfekt. Dass Marc erst eine Nachricht lesen muss, um nicht zu antworten, was wiederum schon in der Vergangenheit passiert, heißt ja, dass das Lesen in der Vorvergangenheit stattfindet. So weit, so gut.

Dass das PQP hier nicht hingehört, erschließt sich mir nicht. Oder gibt es das PQP nur in Sätzen, in denen "eigentliche Vergangenheit" im Präteritum beschrieben ist?

Ich würde mir aber all diese Gedanken gar nicht machen. Denn so weit, so gut, so kompliziert. Den Kopf habe ich mir früher auch gemacht, aber inzwischen benutze ich PQP nach der Regel: Wenn es nicht zu gravierenden Missverständnissen führt, wenn ich kein PQP verwende, verwende ich es nicht. Und wenn ich jetzt schreibe: Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hat er sie gelesen! Entstehen dabei gravierende Missverständnisse? Würde irgendjemand sagen: Sorry, aber das Lesen ist ja eigentlich in der Vorvergangenheit passiert, er kann ja nicht gleichzeitig lesen und nicht antworten, das muss ja nacheinander sein. Also muss das Lesen doch im PQP stehen. Voll der dumme Fehler! Schlechte Geschichte. Wahrscheinlich nicht. Und deshalb würde ich PQP hier nicht verwenden. Denn es sieht doof aus und klingt doof, und das ist ja wohl auch ein Aspekt, den wir beim Schreiben nicht vergessen sollten. Hinzu kommt noch, dass Du ja diesen Gedankenstrom hast, und wer denkt denn bitte im PQP? Eben!

Zum anderen:

Ich glaube, dass ich generell noch zu viele Probleme hab, einen Text umfangreich zu überarbeiten. Wenn ich größere Abschnitte ändere, habe ich oft das Gefühl, dass es nicht mehr zum Rest passt. Und vielleicht ist ein Stück Faulheit auch noch dabei. Ich meine, wer überarbeitet lieber einen alten Text, als einen Neuen zu schreiben?

Ich glaube, das Zauberwort heißt „Zeit“. Von Kommentaren fühle ich mich häufig auch erstmal erschlagen. Und weißt Du was? Inzwischen mache ich erstmal nichts. Antworten ja (und dabei die To-Do-Liste ergänzen, die ich für jeden Text führe), vielleicht auch mal ein paar winzige Fehlerchen direkt verbessern. Aber sonst nichts.

Ich konzentriere mich erstmal eine Woche auf meine Initiative, mein Zeitschriftenprojekt, plane mal wieder einen Roman, beiße mir die Zähne an einer ganz privaten KG aus - also alles, nur nicht überarbeiten -, und irgendwann fühle ich es einfach. Dann weiß ich: Jetzt kann ich die Geschichte überarbeiten. Wenn der Druck und die Ungewissheit und die Furcht vor Verschlimmbesserungen weg sind, wenn man plötzlich dasitzt (bei mir ist’s meistens Zugfahren) und sich denkt: SO mache ich das. Und dann habe ich meistens auch schon den Abstand gewonnen, um einzelne Teile austauschen oder verschieben zu können, ohne dabei in Betriebsblindheit größere Fehler zu machen.

Und natürlich machen Überarbeitungen nicht immer Spaß. In diesem Aspekt trennen sich dann wahrscheinlich reine Spaß-Schreiberlinge von … Schreiber/inne/n. :lol: Ich würde mir da einfach keinen Druck machen, vor allem keinen Zeitdruck. Wenn’s erstmal nicht will, wenn der Kopf vor lauter Anmerkungen überquillt, dann ist das halt so. Hier wird Dir das bestimmt jede/r verzeihen.
Kopf hoch also, ne?

Vielleicht auch nicht, weil ich mehr und mehr das Gefühl habe, der Text ist für die Tonne.

Ich glaube nämlich, von den vielen, vielen Texten über VT und Psychose hier bei WK könnte dies einer der besseren werden. Ich finde den gewählten Ansatz gut, der kann nur noch etwas Aufmerksamkeit gebrauchen. Aber eigentlich ist das ja alles auch kein Hexenwerk. Nur Salomons Werk. ;) Make it work!

Entspannte Grüße,
Maria

 

Liebe TeddyMaria,

Was hast du doch für einen Engelsgeduld (Halt, du warst doch die gute Fee?) mit mir.

Ich würde mir aber all diese Gedanken gar nicht machen. Denn so weit, so gut, so kompliziert. Den Kopf habe ich mir früher auch gemacht, aber inzwischen benutze ich PQP nach der Regel: Wenn es nicht zu gravierenden Missverständnissen führt, wenn ich kein PQP verwende, verwende ich es nicht. Und wenn ich jetzt schreibe: Plötzlich hat Marc stundenlang nicht auf meine Nachrichten geantwortet, dabei hat er sie gelesen! Entstehen dabei gravierende Missverständnisse? Würde irgendjemand sagen: Sorry, aber das Lesen ist ja eigentlich in der Vorvergangenheit passiert, er kann ja nicht gleichzeitig lesen und nicht antworten, das muss ja nacheinander sein. Also muss das Lesen doch im PQP stehen. Voll der dumme Fehler! Schlechte Geschichte. Wahrscheinlich nicht. Und deshalb würde ich PQP hier nicht verwenden. Denn es sieht doof aus und klingt doof, und das ist ja wohl auch ein Aspekt, den wir beim Schreiben nicht vergessen sollten. Hinzu kommt noch, dass Du ja diesen Gedankenstrom hast, und wer denkt denn bitte im PQP? Eben!

Good point. Ist gekauft.

Ich glaube, das Zauberwort heißt „Zeit“. Von Kommentaren fühle ich mich häufig auch erstmal erschlagen. Und weißt Du was? Inzwischen mache ich erstmal nichts. Antworten ja (und dabei die To-Do-Liste ergänzen, die ich für jeden Text führe), vielleicht auch mal ein paar winzige Fehlerchen direkt verbessern. Aber sonst nichts.

Idiotischerweise habe ich oft das Gefühl, respektlos mit den Kommentaren anderer umzugehen, wenn ich mich nicht gleich an die Überarbeitung mache. Unsinnig, ja ich weiß. Werd mir zukünftig wieder mehr Zeit nehmen.

Ich glaube nämlich, von den vielen, vielen Texten über VT und Psychose hier bei WK könnte dies einer der besseren werden. Ich finde den gewählten Ansatz gut, der kann nur noch etwas Aufmerksamkeit gebrauchen. Aber eigentlich ist das ja alles auch kein Hexenwerk. Nur Salomons Werk.

Na dann ... Mach's ich mal working.

Liebe Grüße,
@Salomon

 

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