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21.08.2002
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gespräche

geh gestern so durch die stadt - nichts besonderes. kühle überall, keine sonne weit und breit, grau ziert das braun der fassaden.

im cafehaus, 16 uhr 36: ecktisch bei der tür, mir gegenüber franz, zwei tassen wiener melange - wir reden.
[...]
F: ... nicht mehr!
L: versteh dich voll und ganz, aber...
F: nix aber! es muss so...
L: nein, muss es nicht! du steigerst dich in was rein.
F: das musst du wohl am besten wissen, warst es nicht du, der...
L: jetzt fängst wieder mit den alten gschichten an, reg dich mal ab!
F: nix reg dich mal ab. ich halt deine ständigen...
[...]
verlass das lokal, geh richtung apotheke. erkenn in den spiegelnden auslagen eine schmerzende blaufärbung beim rechten auge. franz war einmal mein freund. das dusige wetter des novembers drückt zusätzlich auf meine angespannte stimmung!

buchhandlung, 18 uhr 12: gudrun steht mir gegenüber, abteilung fremdsprachen, in der hand eine bilingua von beckett´s endspiel (französisch/deutsch). trotz lärmender umgebung entwickelt sich eine unterredung:
[...]
L: ...versteh (Lärm) nicht.
G: (Lärm) immer so brutal (Lärm)
L: Nein, da täuschst (Lärm)
G: (Lärm) in Schutz?
L: Wieso (Lärm) ich?
Verkäuferin: Kann (Lärm) behilflich sein?
L (V ignorierend zu G): (Lärm) weiß, dass du mit (Lärm)
Verkäuferin geht ab, kopfschüttelnd.
G (V nachblickend): es ist einfach (Lärm)
[...]
mit lippenstiftzeichnungen auf beiderlei wangen verlasse ich das geschäft (beckett in der tasche) richtung geparkten wagen.

im wagen, 19 uhr 24: günter am steuer, ich am beifahrersitz, gelber käfer mit roten klebepunkten (deko). nur selten werden worte gewechselt:
[...]
L: ...ziemlich hochtourig.
G: bessere beschleunigung.
L: mehr spritverbrauch.
G: macht nichts.
L: seit wann hast du denn schon den führerschein?
G (wendet seinen blick von der fahrbahn ab, schaut mir in die augen): hab ihn letzten...

 

Hi linjus,

diese Geschichte über nicht stattfindende und unverständliche Gespräche finde ich von der Idee und deiner Umsetzung ausgezeichnet.
Du hast da was schwieriges ausprobiert und es ist dir wirklich gelungen.
Kurz, nachvollziehbar und schön reduziert.

Liebe Grüße - Aqualung

 

Hallo linjus!

Eigentlich sind diese unvollständigen Gespräche, bzw. dieses Aneinandervorbeireden ja recht folgenschwer für Deinen Protagonisten. Er kriegt bei jeder "Unterhaltung" irgendwas ab... Allerdings ist mir bei der mittleren Episode nicht klar, warum er die Buchhandlung mit Lippenstiftzeichnungen verläßt?

"L (V ignorierend zu G):"
- hier mußte ich eine Weile überlegen... wenn Du zwischen "ignorierend" und "zu" einen Beistrich machst, ist es klarer.

Nicht ganz zum Stil dieser Geschichte passend finde ich
"grau ziert das braun der fassaden"
- Würde es noch einfacher ausdrücken, etwa "alles grau in braun"

"gelber käfer mit roten klebepunkten (deko)"
- Bist Du sicher, daß es nicht diese Farbkleckse waren, die eine Zeitlang auf vielen Autos klebten (vorzugsweise auf jedem zweiten Golf)? Die würden mir noch besser gefallen, auf dem gelben Käfer von Günter...:lol:

Alles liebe,
Susi

 

Hallo linjus, denke auch, dass die Umsetzung sehr schwierig ist. Aber...es hat fast ganz geklappt. Jedenfalls war es witzig und ja...irgend wie klingt es sogar ein wenig traurig und auch resignierend, dein kleiner Tagesablauf.

liebe grüsse Archetyp

 

nun habe ich sie gelesen, so sollte ich auch irgendetwas dazu schreiben.

hi linjus,

besser ich halte meine klappe, denn ich verstehe nichts von dem, was ich da gelesen habe, und ich verstehe den stil nicht.
nicht verstehen im sinne von: barde hat keine ahnung!

es sind übrigens sehr viele gross und kleinschreibungsfehler drin, etwa so, wie bei meiner kritik hier :D.

sorry
barde

 

Hi linjus,

tja, jetzt dacht ich, dass wär'n neuer Text von Dir, dawei is der ja schon wieder rund zweieinhalb Monate alt und "nur" von Häferl wieder nach oben geholt. Na egal, deshalb ist er ja nicht weniger wert.

So, intellektuelle Schilderung. Bei Dir als Autor erwartungsgemäß äußerst nüchtern gehalten. Sogar auf die Großschreibung hast Du verzichtet.
Was mir daran gefiel ist, dass es zumindest mich durchaus zur Auseinandersetzung mit dem Text(-gefüge) brachte. Dabei lebt dieser vor allem von seiner Struktur, kaum von seinem Inhalt. Letzterer bleibt ausstauschbar.

Unter Miteinbeziehung von Aqualungs Posting eine Frage an Dich:

diese Geschichte über nicht stattfindende und unverständliche Gespräche [...]
War das von Dir so beabsichtigt? Unter dieser Voraussetzung wäre dann lediglich der erste Satz im Rahmen dieser Schilderung real. Alles weitere somit nur Ausführungen von Ls Gedankengängen.

Allerdings schreibst Du: "geh gestern so durch die Stadt". Da das unmöglich ist, nehme ich an, dass die gesamte Schilderung ausschließlich in Ls Kopf stattfindet(?).

mit lippenstiftzeichnungen [...]
Sollte es nicht besser: "-zeichen" heißen? Hört sich aber auch dumm an... :hmm:

So viel von mir...

 

@Ratte, ich denke nicht, daß die Gespräche nicht stattgefunden haben. Sehe keine Anzeichen im Text, daß sie bloß im Kopf des Protagonisten entstanden sind. Aber es sind halt auch nicht wirklich so richtige "Gespräche"... seeehhr passend für "Alltag"...

 

@Häferl, dann passt aber eins nicht zum andern: Wer ist "L"? Der Ich-Erzähler? Warum steht bei den Dialogen dann nicht konsequenterweise "Ich"? Warum betrachtet sich der Ich-Erzähler in den Dialogen aus der dritten Person? Warum werden die Gespräche unvollständig widergegeben, obwohl die jeweiligen Dialogpartner untereinander keine Probleme in ihrer Gesprächsführung zu haben scheinen, sehr wohl aber der Erzähler bei der Betrachtung bzw. "Nacherzählung" dieser als auch notwendigerweise der Leser?

Die Widergabe unvollständiger Dialoge macht hier (und es wollen ja offensichtlich keine Inhalte verborgen werden) nur Sinn, wenn der Erzähler diese selbst nicht miterlebt hat. Dann aber kann "Ich" und "L" nicht identisch zueinander sein! Dennoch bezieht sich der Ich-Erzähler mit seinem einleitenden Satz offensichtlich selbst auf diese Dialoge!

Ergo: Die Dialoge müssen völlig fiktiv sein... :idee:

seeehhr passend für "Alltag"...
stimme zu. Mehr "Experiment" als "Alltag".

 
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@Ratte, Einspruch!

Nachtrag (hatte grad klebrige Finger):
Mit dem Link meinte ich, daß es nicht sein muß, daß man, wenn man sich selbst zitiert, das mit "ich" tut...

 

@Häferl (mir dünkt, das wird ja ein schöner Dialog hier zwischen uns... aber, ich hoffe, ohne (Lärm) und Motorengeräusche! Leider auch ohne Wiener Melange... :shy: ) So, so.. weil das Alpha dort so schön vormacht? ;)

Naja, ist vielleicht einen richterlichen Einspruch wert. Aber dann verstehe ich einfach den Sinn des Textes nicht mehr! Wenn diese Dialoge nur gedankliche Spekulationen blieben: Okay. Dann ginge es für mich in Ordnung. Anders macht der Text für mich einfach keinen Sinn...

 

Ratte, ich kann es Dir auch (noch) nicht in Worten erklären, aber da ist schon was...
Sieh Dir mal an, was L sagt und was die Folgen für ihn jeweils sind (in den Zeilen nach den Dialogen)... ;)

 

Also Häferl: zweimal Streit und einmal belangloser Wortwechsel. Ja und?
Außerdem fehlt dann ja wieder der passende Ausgang am Ende des letzten Dialoges (der mir sowieso nur einfach hinten nachgeschoben vorkommt...). Nach Deiner Spekulation müsste doch hier eigentlich jeder Art Operation (Wortwechsel) immer ein entsprechendes Resultat folgen. Sehe ich das richtig?

Für mich bleibt jedenfalls der Eindruck: Die Story läuft einfach nicht rund!

(bin aber gespannt, wieviel wir noch aus linjus Text rausholen können... ;) )

 

Naja, so streng würde ich es nicht zusammenfassen.

Ganz zu Beginn steht die Feststellung, es passiert nichts besonderes...

Dann ein Streit - er ist derjenige, der versucht, den anderen zu beruhigen - bekommt aber ein blaues Auge.

In der Buchhandlung - erst stellt er fest, das Buch sei französisch/deutsch - wobei ich nicht ganz verstehe, ob jetzt G oder L das Buch in der Hand hält, ich hab es so gelesen, daß sie es in der Hand hält -, im Dialog sagt er u.a. "...versteh (Lärm) nicht" - und trotzdem geht er mit dem Buch hinaus, samt einem (ich nehme an, es sollte einer sein) Kussabdruck. So gelesen paßt sich diese Szene zu den anderen beiden: Es geschieht das Gegenteil, von dem, was er sagt/will... (wenn man es so liest, daß sie das Buch in der Hand hielt und es ihm eingeredet hat...)

Und im dritten Teil kommen ihm leider etwas zu spät die Gedanken, ob er dem Fahrer wirklich hätte so vertrauen sollen (steht nicht wörtlich da, aber aus dem Dialog ist es deutlich: L stellt intelligente Fragen bzw. als Feststellung verkleidete Fragen, G gibt unreife Antworten) mit der Frage, wie lange er denn schon den Führerschein hätte, war er zu spät dran.
Außerdem fällt mir auf, daß in dieser Szene zum ersten Mal der Gesprächspartner wirklich auf die Frage antworten will, ohne dran vorbeizureden - aber das im falschen Moment...

Und im gesamten Text ist das Gegenteil von dem passiert, was der Erzähler zu Beginn festgestellt hat:
"nichts besonderes".

Aber eigentlich hat er auch Recht, denn so besonders ist das alles ja nicht. Es ist Alltag, daß man aneinander vorbeiredet... ;)


Und jetzt meldet sich hoffentlich mal linjus und sagt uns dann, daß er sich eigentlich was ganz anderes dabei gedacht hat... :D

 

tja, wenn man es so liest, scheint "L" wirklich vom Pech verfolgt zu sein. Nichts läuft so, wie er sich das anscheinend vorgestellt hat.

Ob er die Frage nach dem Führerschein aber deshalb stellte, weil "L" Günter nicht vertraut, halte ich nun wirklich für sehr spekulativ. Mit Deiner Bewertung der Aussagen der beiden hast Du zwar recht, dennoch fehlt aber im Anschluss ein folgerichtiger Satz wie "Ihr Wagen kam von der Straße und krachte gegen einen frei stehenden Baum"!

Also? Is nix passiert! :p


Aber ich glaub, ich weiß jetzt langsam, was linjus eigentlich vor hat, mit Geschichten wie diesen. Er liefert uns einfach einen frei konfigurierbaren Baukasten an Szenen und Dialogen, und wir können dann schon schaun, wo wir bleiben... :hmm:

Es ist Alltag, daß man aneinander vorbeiredet... ;)
wie wahr, wie wahr... aber solange es nicht in einen :fluch: entartet, bleibt ja zum Glück noch alles im grünen Bereich. :)

 
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Ob er die Frage nach dem Führerschein aber deshalb stellte, weil "L" Günter nicht vertraut, halte ich nun wirklich für sehr spekulativ
Naja, das hab ich vielleicht schlecht ausgedrückt. Aber daß er die Frage nach dem Führerschein stellt, hat ja wohl seinen Grund, meinst Du nicht? Dem gehen ja gewisse Gedanken voraus, man fragt ja nicht einfach so den Fahrer eines Autos, wie lang er den Führerschein schon hat...:lol:

dennoch fehlt aber im Anschluss ein folgerichtiger Satz
Hmmm,...
G (wendet seinen blick von der fahrbahn ab, schaut mir in die augen): hab ihn letzten...
...findest Du nicht genug? Wo ist Deine Fantasie, liebe Ratte? ;)

LIIIIIIIIIIINNJUUUUUUUSSSSSSS! Sag mal was...:)

 
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linjus, warum sagst Du nix zu Deiner Geschichte? :)

Hab auch "Perversitäten" schon gelesen, aber die Kritik kriegst Du erst, wenn Du hier geantwortet hast... :p :D

 

es ist sehr schwer, die richtigen worte zu diesem text zu finden. immerhin ist er schon etwas älter, hat schon lange keine beachtung mehr gefunden, so dass ich jetzt alles viel distanzierter als vor drei monaten vor mir sehe.

sagen wir mal, es sind gespräche die wirklich stattfinden können - man blicke sich nur etwas um: worte werden gewechselt, selten allerdings inhalte, das wort wird beinahe zum selbstzweck. ähnliches zeiht sich auch in diesen fragmentarischen redereien - die protagonisten kommen zwar miteinander ins gespräch, reden aber oft aneinander vorbei, unterbrechen sich gegenseitig, etc...

teilweise steckt allerdings meinen gesprächen doch ein versteckter inhalt, der sich, so glaube ich, nur erahnen lassen kann - ein kleiner trick; entsteht durch das abbilden von nur kleinen ausschnitten ([...]gespräch[...]; das gespräch in sich ist wiederum nur bruchstückhaft wiedergegeben: [lärm]gespräch,... oder gespräch (abbruch) replik ...) so kann sich der leser aus gegebenen fragmenten seine eigene version der geschichte konstruieren - z.B.: L ist in einer stadt, erledigt irgendwelche einkäufe, trifft im cafehaus f - streit, f schlägt l, l verläßt lokal - stößt auf alte bekannt (g), sucht trost bei g, kauft buch, fährt nach hause (mit günter), unachtsamkeit, unfall ... (wäre mein vorschlag - dahinter könnte man sich noch einiges dazukonstruieren: konstellation l - franz und gudrun; gudrun freund von franz, gudrun geht mit l fremd; ...)

so. mehr fällt mir momentan dazu nicht ein.
gruß l.

 

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