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Geschwaderjungs

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27.12.2016
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Geschwaderjungs

Die katalanische Hafenstadt Sant Feliu liegt mit seinen gerade einmal 22.000 Einwohnern 115 km nordöstlich von Barcelona in einer Bucht an der „wilden Küste“ Spaniens, der Costa Brava. Umgeben von Hügeln, felsigen Steilhängen, sowie Pinienwäldern ist diese iberische Kleinstadt über die kurvenreiche A-19 oder der C-253 zu erreichen.

Bereits nach fünf Autominuten, ausgehend vom kleinen Fischerhafen in Richtung Landesinnere, erreicht man durch die vorhandene Ausschilderung mühelos die seit 1984 bestehende Unterkunft. Parkplätze sind nur wenige Gehminuten vom Haupteingang entfernt, jedoch gibt es einen Fahrservice, welcher bei Notfällen oder unter besonderen Umständen genutzt werden kann. In der erfrischend klimatisierten Eingangshalle angekommen, muss man sich bei Anmeldung mit den Ausweispapieren registrieren und erst einmal zum Warten auf den unbequemen Stühlen Platz nehmen. Währenddessen ist es dem Besuchenden nicht gestattet, die Eingangshalle zu verlassen. Es bleibt das stumpfe Sitzen.

Nach einer Zeit fragt ein Angestellter nach elektronischen Geräten und bittet darum, diese abzugeben. Nach noch mehr Zeit begleitet der uniformierte Escort, welcher sich untereinander nur mit „Kollegin“ oder „Kollege“ anspricht, den Übernachtenden durch die Flure, die alle paar Meter mit verriegelten Schutztüren unterbrochen sind. In einem Vorraum, ausgestattet nur mit einem Tisch und zwei Stühlen, klärt der Hausherr über die Regeln auf. Ab und an spricht er in einer unverständlichen Sprache, woran man ihn erinnern muss. Bei etwas Glück kommt nach ein paar Stunden, wenn das Gröbste überstanden ist, jemand zum Übersetzen. Der letzte Anruf vor Unterkunftsbezug sollte gut ausgewählt sein: Ist der Angerufene nicht Zuhause, gibt es keine zweite Chance. Dann nur noch die Formalitäten- eine kleine Unterschrift auf einem unverständlichen Dokument. Wieso? Ok.

Das nun geschlechtsmäßig passende Personal begleitet in den nächsten Raum, wo Brille, Büstenhalter, Schmuck, Schnürsenkel, sowie das kleine Halstuch, was die zu kalt eingestellte Klimaanlage etwas zurückgehalten hat, bleiben müssen. Tasche und deren Inhalt ebenfalls. Ohne unnötigen Smalltalk überprüft das weibliche Personal leidenschaftlich und mit fanatischer Genauigkeit die Sicherheit der Hausgäste. Ein wichtiger Job. Gesicht zur Wand. Mit Verantwortung.
Die Location an sich ist jedoch wie aus einem Film: Der gleichmäßig grau betonierte Raum ist dunkel und es dringt Licht über den Flur hinein. Die marineblauen Matratzen kleben an der Haut: Latex. Ein stechender Ammoniakgeruch ummantelt die vorhandenen schweren Fließdecken und die sanitären Anlagen sind spartanisch. Wo ist das Toilettenpapier?

Sind die Kopfschmerzen durch Augenschließen kurzzeitig überwunden, kehren sie durch das Donnern der schweren Eisentüren zurück. Der einzige Farbtupfer in der tristen Unterkunft ist das regelmäßig rot-blinkende Licht oben an der Decke. Mit der Hand kann man nun, wie viele andere Übernachtende zuvor, etwas an die Wand malen. Ein Lamm. Wasser bekommt man schlückchenweise in kleinen Plastikbechern durch die Tür serviert; Fragen zum nächstmöglichen Check-Out werden jedoch nicht beantwortet. Es bleibt das stumpfe Sitzen. Die feuchte Kälte, angefeuert durch die übermächtig scheinende Klimaanlage, tritt in jede Pore des Körpers ein.

Wieviel Uhr ist es? Fotos, mehr schwarze Farbe an den Händen, Personalwechsel, ein Lachen, ich sehe nur verschwommen. Schwere, kalte Armreifen. „Die sind nicht nötig.“ – „es gehört zum Protokoll.“

 

Hallo Shirin,

nimm meine Kritik nicht persönlich, ich möchte dir bloß zu deinem Text ein paar Sachen sagen - (nachdem du ihn hier, auf einem Literatur-/Autorenforum hochgeladen hast, denke ich, möchtest du auch in die Richtung Feedback bekommen).

Hintergrund siehe:
Der Hintergrund kommt mir ehrlich gesagt aus dem Text herausgerissen vor. Wieso? Weil Ich nichts von dem Flashmob im Text lese. Bestenfalls müsste ich, als Leser, den Hintergrund, welchen du in deinem Text behandeln willst, gleich beim Lesen der Geschichte mitbekommen - wenigstens minimal, angeschnitten.

Bereits nach fünf Autominuten, ausgehend vom kleinen Fischerhafen in Richtung Landesinnere, erreicht man durch die vorhandene Ausschilderung mühelos die seit 1984 bestehende Unterkunft.
Die katalanische Hafenstadt Sant Feliu liegt mit seinen gerade einmal 22.000 Einwohnern 115 km nordöstlich von Barcelona in einer Bucht an der „wilden Küste“ Spaniens, der Costa Brava. Umgeben von Hügeln, felsigen Steilhängen, sowie Pinienwäldern ist diese iberische Kleinstadt über die kurvenreiche A-19 oder der C-253 zu erreichen.

Zweitens finde ich deinen Text inhaltlich überladen. Du schiebst sehr, sehr viel Info in deine Sätze - ist es wirklich wichtig für deinen Text, dass der Leser weiß, dass das Hotel seit 1984 besteht? Oder über welche Autobahn man den Ort erreicht? Überlege dir mal bei jeder Info, die du im Text stehen hast, ob es die wirklich braucht, oder ob das doch Ballast sein könnte, ohne den du deinen Lesern das Lesen viel flüssiger machen würdest.

Hm ... also was willst du hier erzählen? Leute haben Bock auf gute Geschichten, sie wollen was sehen, wollen Konflikt, gute Dramaturgie. Falls es dir ernst ist mit dem Schreiben, und das hier einer deiner ersten Gehversuche darstellt, wirst du nicht drumherum kommen, dich damit zu beschäftigen, was eine richtig gute Geschichte ausmacht, was gute Figurenzeichnung, Drama, emotionales Packen ist und wie du als Autor das umsetzen kannst. Ich finde, in diesem kurzen Text passiert einfach nichts, was spannend oder erzählenswert ist, so hart das jetzt klingt. Ein guter Trick, um herauszufinden, welche Geschichte erzählenswert ist: Stell dir vor, du erzählst das, was in dieser Geschichte passiert, deinem besten Kumpel/beste Freundin bei einem Bier. Würde sie sich langweilen und nach fünf Sätzen nur noch halb zuhören? Oder würde sie dir gebannt folgen und zum Schluss die Hände über dem Kopf zusammenschlagen? Klar, du kannst jetzt sagen, die Art von Text, die willst du gar nicht, aber dann schreibst du für dich selbst, und nicht für Publikum - das will nämlich immer unterhalten werden.

Ich sehe das als ersten Gehversuch - wenn du dran bleibst am Schreiben wird das schnell besser, wenn nicht, dann nicht. Nimm meine Kritik wie gesagt nicht persönlich, aber wir kommentieren hier relativ direkt und auch hart, nur so wird man besser.


Grüße,
zigga

 

Hallo Shirin,

ich habe die Geschichte gelöscht mit der Begründung, dass es ein Reisebericht sei. Dem widersprichst du vehement und hast per PN reklamiert. Ich bot dir an, dass du mir den Text nochmal schickst und ich ihn in der Moderatorenrunde zur Diskussion stelle, ohne davor gesehen zu haben, dass du ihn schon wieder online gestellt hast.
Ich lasse den Text jetzt hier stehen; sollen die Mitglieder mit ihren Kommentaren entscheiden, ob das nun eine Kurzgeschichte ist oder ein Reisebericht. Trotzdem finde ich dein Vorgehen alles andere als freundlich, meine Einschätzung einfach so zu übergehen, ohne mir die Chance zu lassen, mich zu äußern.

 

Hallo Shirin

willkommen hier :thumbsup:

Ich habe die Anmerkung am Anfang des Textes verschoben, bitte poste das immer gesondert. Die Titelangabe oberhalb des eigentlichen Textes habe ich entfernt.

Wär klasse, wenn du der Geschichte noch Tags verpasst, dann kann man sich besser orientieren und weiß, auf welches Genre man sich einlässt.

viele Grüße
Isegrims

 
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Hallo zigga,

danke für dein ausführliches Feedback :)

Es ist ein Glück nicht mein erster Gehversuch, weshalb ich mich ganz bewusst mal etwas anders an eine Geschichte herangewagt habe, als die "klassische" Kurzgeschichte. Darum habe ich mich hier auch in dem Forum registriert, da ich mehr Meinungen dazu hören/lesen wollte, als die der universitären SchriftstellerInnengruppe.

Ich beginne die Story mit ner Art Beschreibung, die eben der eines Reiseberichtes ähnelt, weshalb der Beitrag ja auch zuerst gelöscht wurde.

Meine Intention war nicht, den Hintergrund, den ich verlinkt habe, in die Geschichte zu verpacken, vielleicht war das tatsächlich überflüssig, euch hier noch hereinzuverlinken.

Informationen wie die der Autobahnen und der Jahreszahl finde ich tatsächlich sinnvoll, da es wie gesagt, am Anfang den Charakter eines Reiseberichts haben soll. Deshalb auch die hohe Dichte an möglichst anschaulichen Informationen. Der Lesende soll ca bei Mitte des Textes dann irgendwann merken, dass es sich nun nicht um eine "Unterkunft" handelt, sondern es tatsächlich um eine Zelle in einem Gefängnis geht. "Geschwaderjungs", das sind die seit 1984 bestehenden "Mossos d'Esquadra" in Katalonien, eine paramilitärische Polizeieinheit.

Am Ende des Textes meldet sich letztendlich das lyrische Ich, der Leser merkt also, dass es sich tatsächlich nicht um einen objektiven Bericht handelt, sondern es subjektiv beschrieben ist, ja sogar eine Erfahrung, die das "Ich" in einer Zelle bei den Mossos gemacht hat, welches am Ende in Handschellen abgeführt wird.

Liebe bernadette,

tut mir Leid, dass ich nicht mehr auf eine Antwort von dir gewartet habe, aber ich ging ehrlich gesagt davon aus, dass wenn du den Text bis zum Ende gelesen hast, nicht mehr der Meinung bist, es sei ein Reisebericht.

 
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Hi Shirin
Für mich ist das Ganze keine Geschichte. Zu bemüht ist der Twist mit dem staatlichen Hotel. Der Übernachtende, der Besuchende, das ist so gewollt verklauselt, da wartet man genervt, wann wird endlich was erzählt. Aber wenn man dann schnallt, das es der Knast und kein (Stunden-)Hotel ist, fragt man sich, was will der Autor erzählen? Wo sind die Figuren, wo versteckt sich zum Teufel der Plot?
Nein, auch der Verweis auf den unglücklichen Flashmob rettet nicht die flache Beschreibung einer Einweisung in eine spanische Arrestzelle. Die Mossos d'Esquadra sind nicht mehr als Statisten, werden in keiner Weise dem Titel gerecht.
Ich finde, du machst es dir mit diesem Text zu einfach, vertraust auf den Twist, der jedoch ohne Plot leider verpufft.

Fazit: Titel ist Mogelpackung, der Text ein Sack mit heisser Luft.
Nix für ungut,
Gruss dot

 

Hallo,

ich muss dot hier vollumfänglich Recht geben: ist eine astreine Mogelpackung. Ich lese da was von lyrisches Ich - äh, bitte was? Das lyrische Ich, das ist eine Perspektivform der Poesie, du schreibst hier aber Prosa, und knochentrockene dazu.

Da könnte ich die Bedienungsanleitung von einem Wäschetrockner abschreiben und eine Zeile dranhängen, wo ich sage: Also, dieser Fortschritt, ich weiß nicht. Und dann nenne ich das Ganze: Früher war alles besser. So in die Richtung geht das.

Hier fehlt ja echt alles: Dialoge, Szenen, wenigstens etwas wie Plot, Handlung, Charaktere, da ist nix. Man kann sagen: Jaaaaaa, experimentell! Aber wo ist hier das Experiment? Was soll da aufgebrochen werden, was revidiert, wo ist die Transgression, wo wird was eingerissen?

Nee, sorry, so ist das nix.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Shirin,

Also, ich muss mich der Meinung meiner Genossen anschließen. Ich finde nicht, dass das als Kurzgeschichte durchgeht.
Es gab gar keinen Spannungsbogen. Wäre der Text nicht so kurz, hätte ich ihn nicht fertig gelesen.
Am Anfang erzählst du wie in einem Reisebericht. Wieso? Es muss doch einen logischen Grund geben, warum du das so beschreibst.
Warum denkt der Prot, er wäre in einem Hotel (jedenfalls habe ich den Text so verstanden)? Er war an einem Flashmob beteiligt und Leute in Uniform haben ihn festgenommen. Es ist doch vollkommen unlogisch, in so einer Situation nicht davon auszugehen, dass man ins Gefängnis gebracht wird.
Also, ein Reisebericht ist das nicht, aber eine Kurzgeschichte, denke ich, auch nicht.
Vielleicht würde ich es persönlich als experimentelle KG akzeptieren, wenn deine Geschichte logischer wäre.
Lass dich nicht entmutigen. Noch viel Glück :)

LG, alexei

 
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Bereits nach fünf Autominuten, ausgehend vom kleinen Fischerhafen in Richtung Landesinnere, erreicht man durch die vorhandene Ausschilderung mühelos die seit 1984 bestehende Unterkunft.

Hallo Shirin -

und ersteinmal herzich willkommen hierorts!

Nein, ein Reisebericht ist das sicherlich nicht.

Der substantivierte Stil, den Du pflegstt, beherrscht Verwaltung und Bürokratie. Nehmen wir zum Beleg den ersten Satz von 28 Wörtern.

Die katalanische Hafenstadt Sant Feliu liegt mit seinen gerade einmal 22.000 Einwohnern 115 km nordöstlich von Barcelona in einer Bucht an der „wilden Küste“ Spaniens, der Costa Brava.
Auf ein Verb („liegen“) kommen zwölf Substantive (ca. 43 %! des Satzes): „… Hafenstadt Sant Feliu liegt …. Einwohnern ... km ... Barcelona ... Bucht … „wilden Küste“ Spaniens, … Costa Brava“, die durch zugehörige Artikel, Pronomen, Adverbien/Präpositionen und Zahlwörter/Adjektive näher bestimmt werden „Die katalanische ... mit seinen gerade einmal 22.000… 115 … nordöstlich von … in einer ... an der …, der ...“, also zum Hofstaat des jeweiligen Substantives/Namen gehören.

Wer nun glaubt, der zweite Satz von 20 Wörtern und „nur“ sechs Substantiven wäre weniger verwaltungsdeutschlastig, weil nun immerhin 1/7 der verwendeten Wörter Verben („umgeben“, „sein“, „erreichen“) sind, irrt. Es sind immer noch 30 % Substantive und den zugehörigen, der näheren Bestimmung dienenden Wortarten gesellt sich nun eine einsame Konjunktion hinzu.
Der bürokratische Ton wird gelegentlich durchs German gerund abgerundet (etwa „zum Übersetzen“, wo der Infitiv auch verwendet werden könnte).

Usw. usf.

Kurz: Es ist ein Prospekt, um nicht zu sagen Propaganda für den beschriebenen Ort, der mit der Jahreszahl „1984“ (s. o., Eingangszitat) einen Orwellschen Touch anstrebt und doch verfehlt. Die Welt als Hochsicherheitstrackt.

Dem Stil korrespondieren die typischen grammatischen Schnitzer, wenn der Gedankenstrich sich direkt ans Wort schmiegt

Dann nur noch die Formalitäten- eine kleine Unterschrift auf einem unverständlichen Dokument.
oder die Abkürzung des us-amerikanischen Bundesstaates Oklahoma als ein „okay“ (= o. k.) daherkommen will
Das Personal mäßigen Geschlechtes ist
Das nun geschlechtsmäßig passende Personal …
und der Eindruck wird erweckt, das Vlies stamme vom Verb „fließen“, was wohl an den Argonauten liegen mag, die mit der Argos und entsprechenden Augen das Schwarze Meer bereisten und noch einen komischen Effekt erzielt, die gemeinhin Sportreporter bei Fernsehreportagen fertigbringen („wo ist Behle?“ / „… und sie standen an den Hängen und Pisten“)
Ein stechender Ammoniakgeruch ummantelt die vorhandenen schweren Fließdecken und die sanitären Anlagen sind spartanisch. Wo ist das Toilettenpapier?

Kurz: Ein Stil, der zur unfreiwilligen Komik geraten kann
Die feuchte Kälte, angefeuert durch die übermächtig scheinende Klimaanlage, tritt in jede Pore des Körpers ein.

Wieviel Uhr ist es?
Wie viel auseinander, es ist eine unbestimmte Mengenangabe
Dann spricht tatsächlich der zur Miniatur geronnene DialogFotos, mehr schwarze Farbe an den Händen, Personalwechsel, ein Lachen, ich sehe nur verschwommen. Schwere, kalte Armreifen. „Die sind nicht nötig.“ – „es gehört zum Protokoll.“
oder doch ein Monolog?

Nimm's nicht krumm und sieh's einfach als Fingerübung an - meint der

Friedel

Nachtrag

Hoppla, hab ich doch glatt den Titel vergessen (hoffentlich verlauf ich mich nicht noch auf dem Weg nach Alsheim):

Ja, der Titel - welchen Bezug könnt der zu dem Text haben? Keinen offensichtlichen. "Geschwader", eine "Kollektivbildung zu spätmittelhochdeutsch swader = Reiterabteilung, Flottenverband < italienisch squadra = in quadratischer Formation angeordnete (Reiter)truppe, zu lateinisch quadrus = viereckig [Duden], vllt. "kantige"/"eckige" junge Männer? Mannschaft eines Bombergeschwaders? Legion Condor?, oder doch eher el condor pasa? Nur im Zusammenhang mit dem Orwell find ich einen Zusammenhang.

Friedel

 
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Hallo Shirin!

Wow - da hast du ja bisher ganz gut einstecken müssen, was die Kommentare der anderen Wortkrieger angeht!;) Der Eisenmann ist ebenfalls nicht unbedingt zimperlich, was seine Kommentare/Kritiken/Verrisse angeht! Oh ha, jetzt rede ich schon selbst von mir in der dritten Person - ich sollte wohl mal wieder meine Pillen nehmen!!:D

Umso mehr freut es mich (ganz ehrlich!), dass ich dir für dein kurzes Geschichtchen hier eigentlich ein Lob ausspreche will. Was heißt hier eigentlich "eigentlich"?! Nee - nix da - ich spreche dir ganz entschieden ein Lob aus! Klar und deutlich!!

Zunächst mal habe ich auch nicht das Gefühl, dass es sich hier um einen "Reisebericht" handelt! Der Anfang - der erste Absatz - liest sich tatsächlich wie aus einem Marco-Polo-Reiseführer. Aber wenn man den Text weiterliest, dann relativiert sich dieser erste Eindruck - jedenfalls für mich. Ich habe darin eher ein Stilmittel zur Verwirrung und Irreführung gesehen. Eine nüchterne, beschreibende Erzählung, die bei Leser einen bewusst falschen Eindruck erweckt.

Ein Reisebericht soll doch von Land, Leuten und Kultur berichten und die Vorzüge und Sehenswürdigkeiten eines Landes anpreisen und zu einer Reise dorthin animieren. Also echt jetzt - spätestens wenn man bei der Beschreibung der Abläufe dieses Knast-artigen Guantanamo-Hotels angekommen ist, bleibt von nem "Reisebericht" nicht mehr viel übrig. Wie kommt man denn darauf? Wer bitte soll denn so einen "Reisebericht" schreiben? Josef Mengele?!

Ich fand diese kühlen, emotionslosen und bedrückenden Details dieses "Hotels" und seines Check-In-Verfahrens sehr plastisch und gut beschrieben. Das abgefahrene dabei ist jedoch, dass ich beim Lesen ständig den Eindruck hatte, die "Gäste" würden das alles freiwillig über sich ergehen lassen.

Ich kann den Unmut der anderen Kommentatoren über den unpassenden Titel der Geschichte verstehen. Mit "Geschwader" verbinde ich einen militärischen Flug- oder Flottenverband. Auch habe ich mir nicht die Mühe gemacht, mir den Link zu dem Zeitungsartikel anzusehen. Ich finde, eine Geschichte muss ohne solches "Beiwerk" auskommen können. Das alles kann ich wie gesagt durchaus nachvollziehen.

Was die reine Erzählung als solche angeht, finde ich die Geschichte allerdings wirklich gar nicht übel. Meiner Ansicht nach braucht es hier keine Dialoge oder Ausschmückungen. Die "Ich"-Form im letzten Abschnitt würde ich weglassen. Insgesamt hat mich die Geschichte dieses Urlaubs/Hotels/Reiseziels/Gefängnisses/Was-auch-immer neugierig gemacht. Und das ist meiner Meinung nach nicht das Schlechteste, das eine Geschichte verursachen kann.

Ich schmälere nicht die Ansichten und Kritiken der anderen Kommentatoren, denn die haben durchaus (meiner Ansicht nach mit Einschränkungen) Hand und Fuß. Die Ansichten jetzt! Die Kommentatoren haben sicher auch Hand und Fuß - und das hoffentlich ohne Einschränkungen!!!:lol:

Ich persönlich jedoch fand die Geschichte -ob der negativen Kritik tatsächlich sehr überraschend!- jedenfalls gar nicht mal schlecht.

Einen guten Rutsch und hoffentlich schöneren Urlaub als in deiner Story wünscht der EISENMANN

 

Hej Shirin,

für mich funktioniert der Text nicht und eine Vorstellung davon, was Du Dir dazu im Vorfeld überlegt hast, fällt mir schwer.

Wenn Du die Verhältnisse im Gefängnis dem Reiseführerbericht gegenüberstellen wolltest, scheitert das in meinen Augen daran, dass es keinen Kontrast gibt. Wie schlimm es in diesem oder irgendeinem Gefängnis zugeht, wird nicht geschildert und so wirkt der Text euphemistisch und obwohl deutlich wird, dass das nicht Deine Intention war, verharmlosend.

Nach einer Zeit fragt ein Angestellter nach elektronischen Geräten und bittet darum

Schwere, kalte Armreifen

Wie um den Text als was-auch-immer zu rechtfertigen, baust Du zum Schluss einen Erzähler ein. Schön finde ich dazu die mögliche Idee, dass Dein "lyrisches Ich" so der Bedeutung gleicht, die ein Mensch in einem Gefängnis vllt hat, nämlich kaum eine.
Wenn Du es so gemeint hast, machst Du es Dir aber zu leicht. Wenn Du zeigen willst, wie einem Menschen die Würde genommen wird, brauchst Du eine Figur, der Du zuvor Würde angedichtet hast.
Wie gesagt, was Deinen Intention war, kapier ich nicht so richtig.

Zuletzt würde ich Dir empfehlen, Deinen Stil einfacher zu halten, zumal es Deinem Konzept (das ich nicht verstehe) entspricht.
Nur mal zum Beginn, aber im Text gibt noch einige solcher Stellen

Die katalanische Hafenstadt Sant Feliu liegt mit ihren gerade einmal 22.000 Einwohnern 115 km nordöstlich von Barcelona in einer Bucht an der „wilden Küste“ Spaniens, der Costa Brava. Umgeben von Hügeln, felsigen Steilhängen, sowie Pinienwäldern ist diese iberische Kleinstadt über die kurvenreiche A-19 oder die C-253 zu erreichen.

Bereits nach fünf Autominuten, ausgehend vom kleinen Fischerhafen in Richtung Landesinneres

kursiv markiertes stört mMn den berichtenden Stil, auf den Du es ja abgesehen hast.

Hierüber bin ich jedesmal wieder gestolpert:

Das nun geschlechtsmäßig passende Personal
Du meinst "ab diesem Zeitpunkt"
Und "geschlechtsmäßig passend" klingt furchtbar ungelenk und könnte sogar vollkommen anders gedeutet werden.

Der Lesende soll ca bei Mitte des Textes dann irgendwann merken ...

... der Leser merkt also ...
Schreibst Du wirklich aus so einer Intention heraus?
Dein Text würde sich also nur für Leser eignen, die sich wie Schafe in die eine und oder andere Richtung treiben lassen?

Jedenfalls viel Spaß noch hier.

Gruß
Ane

 

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