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Serie Geschichten der Familie T. Rottel - Der optimale Umgang mit der uns gegebenen Zeit

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Geschichten der Familie T. Rottel - Der optimale Umgang mit der uns gegebenen Zeit

Geschichten der Familie T. Rottel

Als Tina Rottel einmal in einem Café saß, beobachtete sie am Nebentisch einen Herrn bei seiner Lektüre. Sie sprach ihn an. „Bücher lesen ist mir einfach zu langweilig. Wann immer ich von der Schule oder sonst wem gezwungen werde, ein solches zu lesen, kommt mir dies vor wie endlose Langeweile.“
Der ältere Mann schob ein Lesezeichen in die Seiten seiner Lektüre und legte sie auf den Tisch. „Wahrlich“, sprach er ruhig „mag uns so manch ein oller Schinken, den die Professoren Buch nannten, hin und wieder als langwierig und zeitverschwenderisch erscheinen. Aber ich frage dich: was hätte denn ein gegenteiliges Prädikat verdient?“
Tina, die mit dieser Frage gerechnet hatte, antwortete schlagartig: „Na ganz einfach: ins Kino gehen, sich mit Freunden treffen, Musikhören, und, und, und.“
Der alte Herr sah ein, dass die Beschäftigungen des jungen Mädchens ihr als wichtig erscheinen mochten, als die seinigen ihm. So bat er sie, sich lediglich einer Sache gewiss zu sein, und zwar nur der diesen, da alles andere in den subjektiven Irrungen der menschlichen Seele enden mochte: „Uriniert man aus Müßigkeit oder einem Versehen heraus ein Gefälle hinauf, so mag dies zwar sehr erleichternd wirken. Gibt man jedoch nicht genügend Acht, so vermag der Grund der Erleichterung (im wahrsten Sinne des Wortes) auf einen negativ zurückzufließen.“
Anschließend nahm er sein Buch wieder zu Händen und begann zu lesen.

 

Hallo hoEyo,

hm, was soll ich davon jetzt halten. Also wenn ich deine sehr formale Sprache richtig verstanden habe, fühlt sich der alte Mann von Tina belästigt und beleidigt sie mit Hilfe einer Metapher. Was die Metapher nun mit Tinas Antwort zu tun hat, ist für mich nicht ersichtlich. Entweder wollte der alte Mann sie nur loswerden oder die Auflösung folgt in einem späteren Teil deiner Serie.

Also bin ich mal gespannt, wie es weiter geht und welches Ziel du mit dieser sehr formalen, archaisch anmutenden Sprache verfolgst.

Grüße
Jay

 

Hallo Jay, und vielen Dank für deine Kritik!

Die formale Sprache ist an Brechts Keunergeschichten angelehnt und sicherlich Geschmackssache.

Deine Interpretation ist... nun ja, nicht "falsch", aber auf jeden Fall überraschend! Für mich scheint es viel eher so, als beleidige Tina Rottel den alten Herrn. Immer ist sie es, die die Konversation erst beginnt, und das letztlich mit einer wahren Streitfrage, die ich persönlich als Provokation auffassen würde. Und inwiefern der alte Herr sie beleidigt haben soll, geht mir ebenfalls nicht auf, gibt er ihr doch lediglich eine recht einfache Moral auf den Weg. Diese ist Kern und Höhepunkt der Geschichte, die übrigens nicht eine Serie ist, wie du dachtest. Wie die Keunergeschichten aufgebaut sind, so habe auch ich einzelne Episoden geschrieben, die wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben, außer, dass die Protagonisten stets aus der Familie T. Rottel stammen.

Was ich eigentlich sagen wollte: Jener vermeintliche Höhepunkt wurde von dir gänzlich ignoriert. Ich frage mich warum.

MfG

hoeyo

 

Hallo hoEyo,

der Kern deiner Geschichte ist das Kommunikationsproblem, das beide miteinander haben.
Keiner, weder der alte Herr, noch das Mädchen, spricht über die Sache. Jeder trifft schon zuvor ein Werturteil auf eigener Erfahrungsbasis. So reden sie aneinander vorbei.
Das Mädchen beleidigt nicht. Es ist zwar ungewöhnlich, das Gespräch derart zu eröffnen, sie sagt ja aber nicht, jeder der liest, sei langweilig, sondern nur, das Lesen ihr persönlich nichts bringt.
Der Herr antwortet mit einer Gegenfrage. Das ist im Grunde geschickt, denn so kann er etwas über das Mädchen erfahren. Er hätte auch eine Plattitüde wie "Dann ist dir noch nicht das richtige Buch begegnet" verwenden können oder sich an seinen eigenen Deutschunterricht erinnern.
Und jetzt wird der Text irrational, obwohl die Antwort des Mädchens es nicht ist. Während die Antwort des Mädchens die Frage des alten Herrn beantwortet, fantasiert der Text offenbar eine Wertung hinein. "das Mädchen, das mit dieser Frage gerechnet hatte" ist eine sprachliche Wendung wie bei einem Sportwettkampf, bei einer wirklichen Auseinandersetzung. Für die Frage des Zeitvertreibs bedarf es doch keine Auseinandersetzung. Es ist gar keine Streitfrage. Der eine liest lieber, der nächste geht lieber ins Kino.
Wenn der alte Herr das einsieht, wie der Text behauptet, dann bedarf es auch aus seiner Sicht nichts, was es für das Mädchen zu bedenken gäbe, schon gar nicht eine Antwort nach der Moral "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus". Die wirkt, da gebe ich JayWalker recht, mehr aus der Luft gegriffen als im Zusammenhang zu stehen.
Du sprachst dabei von falscher Interpretation. Mein Irrtum kann darin bestehen, dass ich in dem Gesprächsgegenstand eben gar kein Streitthema sehe, in der Frage also auch keine Streitfrage.

Aber vielleicht möchtest du auf etwas ganz anderes hinaus?

Lieben Gruß, sim

 

Zerbrösel-Pistole schrieb:
Ist der Titel absichtlich falsch geschrieben?
Kann ich mir nicht vorstellen und habe den fehlenden Buchstaben unter Vorbehalt (möglicher Einwand des Autoren?) ergänzt.

Danke für den Hinweis, Z-P!

 

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