Geschichten aus dem Himmel - Die wahre Geschichte der Schöpfung (1) - Version 2
„Nun zeig schon!“ Maria stand, die Arme in die Hüfte gestemmt, hinter ihrem Mann.
„Los! Oder hast du etwas zu verbergen?“
„Nein, mein Honigkuchenpferd; du weißt doch, ich bastle halt gerne hier und da, Modelllandschaften und so und…“
„Oh Gott, wieder diese Leier! Wann wirst du endlich erwachsen? Wann werden wir uns niederlassen? Und vor allem: Wann bekomme ich endlich mein Kind?“
„Das dauert noch ein wenig…“
„Ein wenig? Das dauert noch ein wenig? Seit 10 Milliarden Jahren hältst du mich schon hin – und warum? Weil du nichts als diese blöden Spielereien im Sinn hast!“
„Es waren 9 Milliarden, 624 Millionen…“
„Zum Teufel mit dir!“
„Der macht gerade die Hölle heiß und ist beschäftigt.“
„Oh du heiliger Himmel…“
„Fertig!“
„Was?“, fragte Maria.
„Schau es dir an, Schatz.“
„Ich sehe…nichts!“
„Oh, wie dumm von mir… Es werde Licht!“
Mehr als ein müdes „Na toll…“ bekam er nicht zu hören. „Wieder einmal so ne Wasserlandschaft: nichts als Wellen und nochmals blöde Wellen.“
„Du verkennst die Besonderheit, Mausi: endlich habe ich Gravitation, Masse und Anziehungskraft so modelliert, dass sich eine Atmosphäre auf dem Planeten bilden kann, der in optimaler Entfernung von der Sonne, dem hellsten Licht an diesem Firmament…“
„War ja wieder mal klar! Du Leuchte! Immer nur denkst du an dich! Eine Sonne, die dir zu Ehren scheint: wahrscheinlich wieder einmal das himmlischte Licht, Lebensspender, Energielieferant, Zentrum der…“
„Schon gut, schon gut!”, beschwichtigte Gott. ”So, bitte schön; hier hast du dein Licht. Soll es Mona heißen. Es gehört dir.“
„Nein! Ich will es Luna nennen.“
„Bitte, wie du willst…“
„Und Selene.“
„Auch gut.“
„Und Moon!“
„Okay.“
„Und Mond.“
„Zufrieden?“
„Und…“
„Ich muss weg!“
Und so beschloss Gott, bei seinem Freund, dem Teufel, auf ein Bier vorbeizuschauen, um Marias Kreativität freien Raum zu geben.
Er drückte auf die Taste im Fahrstuhl.
„Na, du Gehörnter“, begrüßte ihn der Teufel.
„Hallo alter ego!“
Teufel und Gott umarmten sich.
„Dann komm mal n’ein in die guate Stub’n. Hoabs schon moal a bissl ang’ heizt, wenn du verstahst, woas i mein!“
„Es ist wirklich ziemlich warm hier.“, meinte Gott.
„Hergotts Zeitn, du bringst mi mit deinem sprühn’dem Witz imma wieada zum Lach’ n“
Der Teufel klatschte in die Hände und schon leckten zwei feuerrote Flammen aus einer Bodenspalte empor. „Wie findst dua mei Kreation? Würds nicht schöain auf die Erd’ pass’n? I hoab mir übrlegt, a Pfundskerl wie mi sollt’ a Standard dort sain, meinst net?”
Gott schaute fragend drein.
„Woas?” Gfällst de net?”
„Sie gefallen mir, aber…“
„Abr?“
„Mir brennt das Wort auf der Zunge…“
„Pfeffr?“
„Nein…“
„Cayenne?“
„Blödsinn!“
„Chili?“
„Nein, Blödsinn!“
„Chili ist Blöadsinn?“
„Blödsinn ist das Wort, das ich gesucht habe.“
„Wieso des?“
Sie setzten sich auf die Ausguckplattform der Elysischen Gefilde. In der Ferne zeichnen sich die Gipfel des Kaukasus ab.
„Ich will es dir erklären. Die Erde besteht momentan aus tosendem Wasser. Genug für ewiges Bierbrauen, keine Frage. Aber es wäre ein Spiel mit dem Feuer, dein Ebenbild aus den Tiefen des Ozeans entstehen zu lassen. Da macht meine Elementar-Versicherung nicht mit.“
„Des lassn wa enfach unt’r der Hand lauf’n…die Sklavnoarbait im Kaukasus hab i auch g’nehmigt bekomma: hier a Fassl Bier, da a Feu’rwass’r. Des klappt scho…“
„Maria würde mir den Himmel heiß machen.“
„Na, pfunig: trautes Heim, Glück allein!“
„Heimlichkeiten bekommt sie immer raus… weiß der Teufel, woher die Frauen ihren sechsten Sinn bekommen haben.“
Die Flamme leckte abermals aus dem Boden: „Eure Bier, bitte schön!“, lächelte sie.
„Danke- autsch!“ Gott stellte das Glas schnell ab.
Des Teufels Augenbraue schnellte nach oben.
„An deiner Kreation verbrennt man sich die Finger!“
„I moag es, wenns heiß zugeht, verstoahst?”
Sie prosteten sich zu und tranken einen kräftigen Schluck.
„Ja mei!“, seufzte der Teufel zufrieden. „Schmackerle achz’g Grad! Des is a Biäh.”“
Gott rümpfte die Nase: „Ich werde nie verstehen, wie man warmes Bier mögen kann…“
„Teuflisch, gell?“
„Trinkt man zuviel davon, kommt man in Teufels Küche…“
„…trinkst halt noch a Biäh beim Frühshoppn.”
„…ein Teufelskreis, der da entsteht!“
„Woahrhft göttlich!“
Die beiden klönten noch eine Weile über Gott und die Welt und ließen sich von heißen Flammen bewirten, sodass Gott am Ende hackenstramm war.
Als er aus dem Fahrstuhl getorkelt kam, schlug Maria die Hände über dem Kopf zusammen: „Du bist ja sternhagelvoll!“, schimpfte sie.
„Sterne…hicks… Sterne und Ha…Hagel…Hegel…hicks…mach ich morgen…“
Gott musste in dieser Nacht auf einer Schleierwolke schlafen.
In den nächsten Tagen schuf Gott viele Sterne am Himmel. Er sagte, dies seien neue Projekte, Zukunftsvisionen, um die er sich in den nächsten Jahren kümmern werde. In der Tat waren dies Gottes geheimste Wünsche, seine Träume, die er sich zur rechten Zeit erfüllen wolle.
Maria indes war wütend: „Was ist mit der Erde? Bring endlich mal was zu Ende. Das kann sich ja keiner mit angucken! Wann werden wir endlich unser Feriendomizil haben?“
Und so trennte Gott das Land vom Wasser und übergab es Maria. „Von nun an soll dieses Land „Mittelerde“ heißen und...“, meinte Gott.
„Nein!“, unterbrach Maria. „Lieber: Mutter Erde!“
„Gut, wie du möchtest.“
„Und: blauer Planet. Blau ist meine Lieblingsfarbe…“
„Ich weiß, mein Blauwal.“
„Und…“
„Ich muss weg!“
Gott traf sich abermals mit dem Teufel.
„Wer soll nun die Erd’ bevölkrn?“, fragte er.
„Meinesgleichen!“, erwiderte Gott.
„Plappr koan Schmarn! Loass uns oa Spiel spieln: Wers gwinnt, doarf bevölkrn.”
„Ich wette nicht!“, meinte Gott.
„Giab dir a Ruck!”, drängte der Teufel.
„Geht nicht. Ich habe große Pläne: Einer meiner Göttersöhne soll einmal ein Buch über mich schreiben…“
„Schreibn? Des is a Taubnschlag!”
„Lästere nicht! Am Anfang stand das Wort!“
„Scho recht...”
„Pass auf: meine Faust beginnt zu jucken!“
„Dane krumm’n Grätchnfing’r könne mi net schreck’n...”
Gott riss sich zusammen. Er wusste ja, dass der Teufel am Ende verlieren würde. Also willigte er in dessen Wette ein, hoffend, dass nie jemand davon erfahren würde.
„Also pass auf: Wir lassen die Einzeller in der Ursuppe kämpfen. Ohne Maulkörbe, versteht sich. Der Fitteste unter ihnen gewinnt und darf an Land gehen, um die Erde zu bevölkern. Einverstanden?“
Der Teufel war es. Er setzte auf die Pantoffeltiere, während Gott die Amöben favorisierte.
Zelle um Zelle, Geißel um Geißel fiel dem Glücksspiel zum Opfer. Am Ende gewann ein Pantoffeltier.
„Sikst!“, rief der Teufel beglückt. „I hoab die Pantoffln an!“, jubilierte er und schickte den Gewinner auf das Land, damit der Siegeszug beginnen könne.
Gott aber war ein schlechter Verlierer. Schlimm genug schon, dass Maria immer das letzte Wort haben musste. Und jetzt auch noch sein Freund? Nein! Das durfte nicht sein.
Und so erhöhte er, als das Tier aus dem Wasser kam, die UV-Strahlung, woraufhin die Pantoffel erst zu Sandalen, dann zu schrumpeligen Stümpfen mutierte.
Da das Rote Kreuz noch nicht erfunden war, verreckte das Tier qualvoll.
Gott schaltete die Strahlung wieder runter, indem er die Ozonschicht erfand und rüstete seine Amöben mit Sunblocker aus, sodass nun sie die Erde bevölkerten.
Der Teufel indes erzürnte über diesen faulen Trick und entfachte das Fegefeuer, auf dass alle Lebewesen, die sich nicht gänzlich an Gottes Ideale hielten, dort auf Ewigkeit Partys feiern konnten.
Nach dieser kleinen Differenz setzten sie sich wieder in den Elysischen Biergarten.
„Das ist einfach nur öde!“, keifte Maria. „Paradies? Pah! Das ich nicht lache! Da sind Krampfadern ja die reinsten Quellflüsse gegen!“
Maria hatte sich das Feriendomizil ein wenig anders vorgestellt.
„Los! Tu was!“
Gott dachte nach, was Frauen wollen. Selbst jemand, der allwissend ist, weiß, dass nicht immer alles nach Plan verläuft, wenn es um Geschmack geht.
Er erinnerte sich an Marias Lieblingsfarbe: blau. Also schuf er eine blaue Blume. Und noch eine. Es stellte sich heraus, dass Gott einen Grünen Daumen besaß, und schon wenige Handblicke später war das Land von Gräsern und Bäumen, Blumen und Hanf bewachsen.
„Was ist das denn für eine komische Pflanze? Die riecht so eigenartig!“, fuhr Maria ihren Gemahl an.
„Das ist…Gras!“, versuchte Gott, sich aus der Affäre zu ziehen.
„Gras? Natürlich! Und wofür?“
„Zum…zum…“ Gott drohte, sich zu verhaspeln. „Zum chillen!“
„Chillen? Darauf reimt sich Grillen. Hört sich irgendwie heiß an.“, meinte Maria.
„Ja, so könnte man es nennen!“, grinste Gott.
„Teufelszeug! Ich wusste es sofort! Teufelszeug!“
„Aber Honigblume...”
„Was?!“, keifte sie.
Gott überlegte flink: „Cannabis denn Sünde sein?“
Marias Backpfeife saß.
Und so entschloss Gott, die Finger davon zu lassen. Sollten andere daran Gefallen finden.
Er widmete sich wieder seiner Schöpfung und ließ aus den Einzellern innerhalb eines Tages Dinosaurier wachsen. Bei der Erschaffung vom T-Rex dachte er an Maria, wie sie zähnefletschend vor ihm stand. Die Raptoren spiegelten die Gerissenheit wider, mit der Maria es verstand, IHN, den einzig Wahren, immer wieder an sich zweifeln zu lassen. Den Brontosaurus mit dem langen Schwanz kreierte er nach seinem Abbild (auch Gott übertreibt hier und da gerne). Bei dem Dino mit den drei Hörnern dachte er sofort an seinen Freund.
Als die Welt der Dinosaurier geschaffen ward, sah Gott, dass es gut war.
„Du Hornochse!“, schrie Maria. „Sieh! Die dummen Viecher fressen all meine Pflanzen auf. Erst schenkst du mir all das Grünzeug und nun fressen es deine Kreaturen zum Frühstück! Ich werde mich scheiden lassen, hörst du?“
„Beruhige dich, mein Regenbogen.“
„Beruhigen? I C H B I N R U H I G !!!”
Gott hatte zum Glück schon Ohropax erfunden. Mit das Genialste seiner Schöpung, wie er fand.
Doch das Problem blieb. Er hatte die Welt in seinem Sinne bevölkert. Jetzt konnte er nicht daherkommen und sagen: „Tut mir leid, meine Dinos. Ihr müsst aussterben!“
Das könnte arge Probleme mit der Dinorechtskommission geben.
Also trottete Gott zu seinem Freund.
„Hast du nicht einen teuflischen Plan?“
„Schweinshaxn im Schlaraffnländle!“
„Wie bitte?“
„Na, da müssn net all die liabn Rindsviecha und Ochsn dran gluab’n.”
„Essen - mmh. Gar nicht schlecht...”, überlegte Gott laut.
„Soag i do’!”
”...vielleicht sogar vertilgen...”
”Joa! Noch a poar Erdäpfln und Obaza drauf; a Schmankerln!”
”...Äpfel... - Anziehungskraft...”
”Sicha, des ist zünftig und pfundig!”
”...Pfundig...Schwerkraft...”
”Na, des is goanz leicht. Da holst nen Topferl und tuast die ganzn Brock’n da hinei und kochst a Supp’n und...”
”...Brocken...schocken...rocken...”
”Na, mir brauchn Volksmusik. Waischt: so mit Joadln und Trompet’n und...”
”...mit Pauken und Trompeten!”
”Paukn? Was willscht denn im Stadl mit Schloaginstrument’n? A Schloaginstrument’n brauchst für’s Supp’ngericht.”
”Gericht... das ist es! Das Jüngste Gericht!”
”Des könne ma so nenne.”
”Ich danke dir, mein Freund!”
”Ka Ursach’n. Könne ma jetzt anfang’n?”
”Bis bald - Du weißt ja: Gekocht wird zuhause.”
Als Gott wieder im Himmel war, ließ er einen Meteoriten auf die Erde schlagen, der die Saurier vertilgte.
Die folgende Schadensersatzklage schmetterte er ab, indem er sich auf höhere Gewalt berief.
Maria wurde tierisch wütend. Der aufgewirbelte Staub hatte die Erde verdunkelt. Sie musste mit ansehen, wie all ihre Gewächse die Köpfe hängen ließen und in die Asche sanken.
„Das ist alles deine Schuld!“, schimpfte die Furie.
„Ohne mein Silberlicht Selene stirbt auch die letzte blaue Blume! Ach hätte ich doch auf Hera gehört:
‚Die männliche Natur ist sensibel wie ein Schlag ins Gesicht!’, hat sie gesagt.
Nun sieh es dir an! Zu Boden gestreckt sind Blütenköpfe und ehemals grüne Wipfel. Braun sind die Früchte und modernd liegen sie in ihren Tränen… Sickert zurück in die Erde, meine Kinder, sammelt euch zum Schlafe im Schoß eurer Mutter. – Und du, mein werter Herr: Bedecke deinen Himmel! Hülle den Planeten in ein Tuch des Vergessens. Er soll in weißer Kälte trauern und irgendwann aus seiner Asche neu entstehen.“
Gott sah Maria nach, die langsam in einer Wolke verschwand. Wie lange schon hatte er sie nicht mehr so verletzt gesehen? Unter ihrer stacheligen Schale war sie mitfühlend wie ein tiefer See, der auf Wind mit Wellen antwortet. Das war die Maria, in die er sich einst verliebt hatte.
Und Gott wurde traurig. Schnee rieselte auf die Erde und Berge wurden zu Gletschern. Maria aber blieb fort. Gott sehnte sich, rief nach ihr – alles, was er je getan hatte, hatte er für sie getan. Die Erde als ein lebendiges Bildnis. Die Sonne als tanzender Stern, der sehnsüchtig dem Mond sein Licht schenkt, leidend ob der Distanz und doch auf ewig verbunden.
Die Flora und Fauna schließlich als Spiegel von Marias mannigfachen Charaktereigenschaften. Er wusste, dass er manchmal überreagierte. Das Jüngste Gericht war in Teufels Küche entstanden und einfach eine Nummer zu opulent gewesen. ‚Ich hätte auch die Berge Feuer spucken lassen können’, dachte er jetzt im Nachhinein. „Ich will Maria nach meiner Schlacht eine lukullische Freude machen.“
Und so brachte Gott einen Samen auf die Erde, aus dem alsbald aus der weißen Decke grüne Bäume mit weichen Nadeln wuchsen, auf dass sie Marias Schale erweichen sollten.
Da klopfte es an die Himmelspforte. Voller Freude rannte Gott zur Tür und öffnete sie.
„Herschaftszeiten einmoal! Es isch saukalt da drunten! Doa bekommst joa a Frostbäul’n! Und des bai mei Humplfussl! Is des dein Werk? - Lass mi nu `neine, flott, du Seppl!“
Der Teufel hinkte in die gute Stube. „Na, hier isches schöin g’mütlich. I hoat des hier ganz oanders in Erinnrung.“
„Es hat sich auch einiges geändert.“, sagte Gott mit schwermütiger Stimme. „Maria hat mich verlassen.“
„Scho recht. Urig, wohnlich hoast’ s hier. Sag i do!“
Der Teufel plumpste auf eine dunkle Cumuluswolke. „Mei, bringst uns moal a Schopp’n. Des Moaß is joa nun wirklich pfropft; is Zait, mal wied’r zu Fenstern, verstoaßt? I kenn da so an Freud’nhaus, des bringt di oaf andre Gedank’n. Mei, die hab’n schaine Maids doa und…“
Gott aber unterbrach: „Du musst mir helfen, Maria zurück zu gewinnen.“
„I dir helfoan? Sapperlot! Da schau her! Gewinnen sagst? I erinnre mi noch an unsre Wett’n – doa hoast mei liabes Gewinnrtierschn gebrutzlt und i soll dir nun helfoan, wiedr a Pantofflheld zu werd’n? Is des nit possierlich?“
„Ich hole uns erstmal was zu trinken.“, sagte Gott und dachte beim Bierholen nach, wie er seinen Freund zur Hilfe bewegen konnte. Denn er hatte ja recht. Das mit der Wette damals war wirklich nicht die feine Art.
Als er sich mit dem frisch gezapften Bier zum Teufel setzte, sagte Gott: „Du sollst einen Wunsch frei haben. Alles, was du willst, sei dir gewährt. Nur hilf mir bitte, dass Maria zurückkommt. Du kennst dich doch mit Frauen aus?“
„Oalles, was i will?“
„Alles, ja.“
„Da schau her! Des moach ma! Also, hörscht mir zua? Du musst a bissl lockr werd’n, a bissl - wie soll i sag’n? - a bissl feuriger. Des Eis brech’n, verstoaßt?“
„Wie meinst du das?“
„Na, soag mir mal so: Tauwett’r statt Sauwett’r!“
„Und das soll was bringen?“
„Joa, des läst hoalt de Pflanz’n spring’n. Also weg mit oall de grau’n Wolk’n…“
„…und stattdessen ein blaues Band flattern lassen durch die Lüfte?“
„Joa, genau! Des möagn de Blum’n. Des giabt süße, wohlbekannte Düfte…“
„…die dann streifen ahnungsvoll das Land!“
„So ist’s! Moach’s hoalt haimisch. Du soallst nach Hoarmonie streb’n; des is in deinem Foall nicht wucht’g. Lässt hoalt danen Grün’n Daum’n web’n.“
Gott spann diesen Gedanken weiter: „…und erschaffe einen Garten… - Eden!“
„Sickst! Des is fain! A Gart’n is ane Prachtidee!“
„Maria wird meine neue Schöpfung wundervoll finden und…“
„Na, mei Freund: Wer hat’s erfunden?“
„Du. Ja, du hast’ s erfunden.“
„Da schau her. So möcht’ i nun a kleins Wunsch’l aussprech’n.“
„So war es abgemacht. Alles, was du willst.“
„Des is ja quasi uns’r Gart’n…“
„Quasi ja.“
„Da hoab i nur anen Wunsch.“, sagte der Teufel. „Denk imm’r auch an mich, wenn du etwas in dies’m Gart’n kreierst.“
„Das ist nur fair.“, meinte Gott.
„Ach; b’vor i es vergess’: Schick Maria a’n Blum’nsträußle. Des mög’n Frau’n.“
„Das mache ich; und danke.“
„Kane Ursach’n.“
Der Teufel verabschiedete sich und fuhr wieder hinab zur ergrünten Erde.
Maria weinte vor Glück. „Das ist alles so wunderschön.“, schluchzte sie unter Freudentränen, umarmte ihren Gatten und flüsterte in sein Ohr: „Hast du schon einmal den Melodien des Windes gelauscht, dem Klang der Flüsse bei Nacht? Sie singen unsere Lieder des Lebens. Wie schön wäre es, wenn auch noch andere sie hören könnten. - Lass uns dem Garten Eden Leben geben...“
In dieser Nacht entstanden Adam und Eva aus der Frucht der Erde und himmlischen Melodien.
Gott war glücklich, dass im Himmel und auf Erden wieder Ordnung war. Und er hatte nicht vergessen, wer ihm dabei geholfen hatte.
Er überlegte, wie er den Garten so gestalten konnte, dass auch sein Freund daran Anteil hatte. Das einzige Problem war Marias Ablehnung. Der Teufel war ihr Spinne Feind: „Ein niederträchtiges, selbstsüchtiges Etwas, das hintenherum ein teuflisches Netz spannt“, wie sie einmal sagte.
Doch versprochen ist versprochen und darf nicht gebrochen werden.
Einen ganzen Tag über grübelte Gott und brütete schließlich in der Abendröte eine Lösung aus: eine Verbindung von Gott und Teufel im Gewand der Natur!
„Heureka!“, entfuhr es Gott. Er machte sich gleich auf und pflanzte einen besonderen Baum, in den er all sein Wissen speiste. Zugleich sollte dieser Baum die Heimat eines Tieres werden, das dem Teufel ähnlich sah: Bewohner der Erde und feurig im Temperament. Wie aber konnte Gott die Hörner vor Marias wachem Auge verbergen? Da kam ihn die Idee. Nicht fest sollen sie sein, sondern flexibel, wendig, biegsam - schlängelnd. Ja, das Tier sollte Schlange genannt werden. Und es sollte dem Teufel Leib und Auge sein, so dass er vom Baum aus beobachten konnte, was Adam und Eva im Edengarten so trieben.
„Das ist aber eine wunderbare Idee.“, strahlte Maria über ihr ganzes Gesicht.
„Du hast uns einen Baum gepflanzt, der schöne reife Früchte trägt. Du bist also immer noch mein lieber Romantiker.“
„Aber erzähl das nicht Adam und Eva.“, lächelte Gott.
„Ich finde“, begann Maria, „dieser Baum mit all seiner Schönheit soll nur uns gehören. Rede unseren Edenbewohnern das bitte ins Gewissen, ja?“
Gott stimmte voll und ganz zu.
Hier könnte die Geschichte enden, wenn, ja: wenn Gott ein gesetzter, alter Mann geworden wäre, der die Ruhe und die Ordnung im Leben liebt.
Gott aber wurde es langweilig.
Er traf sich mit dem Teufel und erzählte ihm von der Öde des Daseins.
„Mei!“, meinte dieser. „Des hoab i mi fast g’dacht. I finds oach loangwidrig.“
„Was können wir da machen?“
Sie überlegten, bis der Teufel eine Idee hatte:
„Füah se hoalt in Versuchung und erlöas se von d’r Langweil’.“
So kam es, dass Eva vom Baum sehr angetan war. Sehr sogar. Von Neugierde getrieben, näherte sie sich ihm.
Adam folgte ihr.
Als Eva begann, sich am Stamm niederzulassen und die Früchte in die Hand zu nehmen, wurde Adam eifersüchtig.
Gott und Teufel amüsierten sich. Die Menschen waren doch immer wieder für eine Überraschung gut. Vor allem der Herr der Schlange war Feuer und Flamme.
Dann passierte es: Der Teufel konnte sich nicht mehr zurückhalten.
„Schau Adam, was will denn diese Schlange dort im Baum?“
„Lass sie in Ruhe. Ich mag keine fremden Schlangen!“
„Aber sie sieht so, so schön aus.“
Adam wurde eifersüchtig.
„Koste mich!“, meinte die Schlange.
Eva kostete.
„Du bist mir vielleicht ein Früchtchen.“
„Früchte: ja!“, sagte Eva wie in Trance.
Der Teufel bemerkte, wie Eva drauf und dran war, fest zuzubeißen. Da er an seiner Muse, der Schlange, hing, zog er sie zurück und hielt stattdessen eine der verbotenen Früchte vor Evas volle Lippen.
Gott hielt sich an seine Vereinbarung, und so verbannte er die beiden aus dem Paradies.
Wie auch immer: die Menschen bevölkerten die Welt. Die beiden Freunde hatten sich darauf geeinigt, jeweils einen Teil nach göttlichem, den anderen nach teuflischem Abbild zu kreieren. Damit waren beide zufrieden.
Maria aber war wütend: Ihr schöner Garten, ihr Paradies, war dahin.
Weil Gott nicht nach Streit zumute war, verbrachte er viel Zeit auf der Erde: Mal als Stier, mal als Schwan.
Viele Legenden rankten sich um seine Person. Und es wurden viele Geschichten über ihn und seinen Freund, über die Schöpfung und das Leben geschrieben.
Weil Maria nicht aufhörte zu drängen, bekam sie endlich ihren Willen: ein Kind wurde geboren, das auserkoren wurde, die von Sünde verdorbene Welt zu retten.
Jesus hatte sozusagen die „Star-Search“ Wettbewerbe gewonnen, natürlich durch göttlichen Beistand.
Als einige Neider ihn dann kreuzigten, flehte Maria drei Tage lang, ihr noch einen Sohn zu schenken. Das war Gott dann wiederum zu stressig, und so entschloss er kurzerhand, ihn wieder zum Leben zu erwecken.
Ein Fankult entstand, den die Welt noch nicht erlebt hatte.
Gott wurde der ganze Rummel zuviel, und so holte er Jesus wieder in den Himmel, wo er Stubenarrest bekam.
„Wann bekomme ich endlich wieder ein neues Feriendomizil?“, fragte Maria ganz in alter Marnier. „Nach allem, was ich für dich getan habe. Es ist an der Zeit…“
Gott schaute zu den Sternen. Dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, und er sagte:
”Yes, it’s time to change...”