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Geschichte ohne Namen

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26.10.2002
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Geschichte ohne Namen

Jedes Mal, wenn wir uns begegnen, begrüßen wir uns wie alte Freunde. Die Umarmung ist nur flüchtig und doch tut sie gut. Für einen Moment, nur einen kleinen Moment kann ich dich halten, kann deine Nähe spüren.
Ich rieche den Duft von Patchouli, dann siehst du mich an. Liebevoll liegen deine dunklen Augen auf mir, doch ich kann den Blick nicht erwidern. Ich wende ihn ab und mit langsamen Schritten entferne ich mich von dir. Nicht einmal drehe ich mich um und doch kann ich spüren, wie du mir hinterher schaust.
Sehnsucht?
Später dann reden wir einige schüchterne Worte miteinander. Wir sehen uns nicht an. Nie. Und dennoch sehe ich dein Gesicht vor mir. Dein langes, schwarzes Haar, deine dunklen Augen im bleichen Gesicht, dein Mund dunkelrot. Du bist wunderschön und nur für einen kurzen Moment vergessen wir, dass wir nicht mehr zusammen gehören. Plötzlich bist du so nah- mein Gott so nah. Ich schließe die Augen, spüre, wie deine Finger über meine Wangen streicheln, so sanft, wie die letzten Sonnenstrahlen, die die Nacht ankündigen. Unsere Lippen berühren sich fast...
Doch dann schreckst du zurück. Die Wirklichkeit überschwämmt dich wie eine Flutwelle. Beschämt blickst du zu Boden. „Ich muss jetzt gehen“, sagst du. Ja, du kannst nicht mehr länger bleiben. Du musst gehen. Zu ihr. Sie wartet auf dich. Ein letztes mal lächelst du mich an. „Auf Wiedersehen“ flüsterst du, so leise, dass nur ich es hören kann. Du stehst auf und entfernst dich. Diesmal bin ich es, die dir hinterher schaut, bis du in der Menge verschwunden bist.
Sehnsüchtig.
Dann warte ich, warte darauf, dich wieder zu sehen. Nur für einen einzigen Augenblick deine Nähe zu spüren, deine Stimme zu hören. Manchmal warte ich lange, so schrecklich lange und wenn du dann kommst, geht die Zeit so schnell vorbei. Zu schnell um es dir sagen zu können- dass ich dir all das vergebe, was du mir angetan hast, du zu mir zurückkehren kannst und wir noch einmal von vorne beginnen können. Ich würde dich mitnehmen- wenn ich nur könnte. Sofort.
Aber du musst ja zu ihr.
Nicht einmal weinen kann ich, wenn du dich von mir wendest.
Wohin mit all dem Schmerz? Wer kann mich bergen aus der unendlichen Leere, die mich umgibt? Ich sollte dich vergessen, die Vergangenheit. all den Schmerz. Und auch du solltest es.
Doch ich kann nicht. Kann dein Lächeln nicht vergessen, nicht all das vergessen, was wir zusammen erlebt haben. Zu tief hast du das Mal der Liebe in mir hineingebrannt und nur der Schmerz ist das Einzigste, was mich ewig an dich erinnern wird. Genau wie du wird er immer in mir sein- wie gemeißelt in Marmor.
Auch wenn du jetzt nicht zu mir zurückkommen kannst, ich werde warten, denn die Wurzeln, die ewigen Wurzeln der Hoffnung sind unzerstörbar- wie du in mir.

 

Wow, echt unglaublich. Die ganze Erotik spielt sich in einer GEdankenwelt ab und wird nie Realität. Die Sprache unterstützt das ganze nocheinmal. Die Idee ist wirklich ansprechend und wie Du Deine Gefühle ausdrückst, das reißt echt mit. Danke für so eine Story! Wunderschön. :D

 

Danke für deine Antwort. Es freut mich wirklich, dass dir meine Geschichte gefällt. Für meine anderen beiden Geschichten habe ich leider keine einzige gute Kritik bekommen, da freut es mich nun unheimlich,dass jemandem mal etwas von mir wirklich gefällt.

 

Hi
Deine Story ist wirklich wunderschön. Gut finde ich, dass du die Gedanken von beiden Personen darstellst. Das ist dir wirklich gut gelungen.
Werde gleich mal deine anderen Storys lesen.

Gruss Berian

 

Auch dir danke für deine Antwort, Berian! Wie haben dir denn meine anderen beiden Geschichten gefallen? Ich würde mich freuen, wenn du mir schreiben würdest, wie du sie findest.

Gruss Sarandrea

 

Hi Sarandrea!

Deine Geschichte erzeugt eine melancholische Stimmung, die angenehm ist. Dennoch bleibt auch ein unbefriedigtes Gefühl zurück: Wer spricht dort eigentlich? Die Protagonistin (ich vermute zumindest, dass es sich um eine Frau handelt, nicht einmal das wird deutlich) ist nur ein Schatten, eine Stimme, aber ihr fehlt es an Substanz. Um ihre Liebe zu verstehen, muss ich mehr über sie wissen, muss mich in sie hineinversetzen können, muss mit ihr fühlen können. Das lässt Du aber leider nicht zu.
Auch wird nicht wirklich klar, warum sie ihm (ihr?) ihre Gefühle nicht offenbart.

@Berian: In wie weit stellt sie die Gedanken beider Personen dar? Ich sehe nur eine Person, die spricht, die andere wird nur beschrieben.

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

Hallo chaosqueen,
Ich kann schon verstehen, dass du etwas verwirrt bist, wer die Protagonisten sind und ob sie weiblich bzw. männlich sind. Ich habe mich so oder so schon die ganze Zeit gewundert, dass mir bis jetzt keiner diese Frage gestellt hat.
Diejenige, die spricht ist weiblich und der Angesprochene männlich. Man könnte es, genau wie du es bist, verwirrt darüber sein, dass der angesprochen langes, schwarzes Haar hat und dunkelrote Lippen,was ja eigentlich typisch für Frauen ist.
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich mich zur schwarzen Szene (Gothic) zugehörig fühle. In der Szene haben die meisten Jungen lange Haare und schminken sich auch recht häufig. Für Außenstehende ist dieser Aspekt also schwer zu verstehen.
Warum musst du mehr über die Protagonistin erfahren? Es sollen einfach nur die verzweifelten Gedanken einer verlorengegangenen Liebe dargestellt werden.
Was müsstest du denn z.B. mehr über sie wissen?
Gruss Sarandrea

 

Ich fände es schön, wenn mir jemand noch einmal einen Kommentar zu meiner Geschichte schreiben würde!!!
Gruss Sarandrea

 

Hej Sarandrea!

Das fände jeder hier schön, am einfachsten Erreichst Du Feedback zu Deinen Geschichten, indem Du zu anderen Geschichten etwas schreibst. Dann werden die meisten nämlich neugierig! ;)

Deine Fragen beantworte ich Dir aber gerne:
Mit der Gothic-Szene kenne ich mich ein bisschen aus, gehöre zwar nicht direkt dazu, habe aber viele Freunde in der Ecke. Für mich ist es also nicht so abwegig, wenn ein Mann lange schwarze Haare hat, und ich habe in etwa auf diese Ecke getippt.

Mir fehlt einfach ein bisschen mehr Hintergrund: warum sind sie getrennt, wenn sie es doch beide bedauern, warum muss er zu einer anderen, anstatt sich für die Protagonistin zu entscheiden, was hat er ihr angetan (nur die Trennung, oder mehr?) und wer sind die beiden überhaupt?
Die Situation an sich finde ich gut beschrieben, aber eine Kurzgeschichte sollte für sich stehen können, und dafür fehlt mir hier eben einfach ein bisschen Hintergrund.

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

hey
mir gefällt die Geschichte unheimlich gut, diese ganzen Gedanken und Gefühle sind so echt und nachfühlbar. Schön.
MfG Sera

 

Hi sarandrea
Muss sagen, mir gefaellt diese Geschichte von dir am besten, obwohl ich "Die Wurzel" auch mag.
Ich hab eine Vorliebe fuer diese Geschichten, in der nicht alles klar ist und man selbst so viel hinzufuegen kann.
Wann kommen mehr Geschichten?
Viele Gruesse
Tramp

 

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