- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Geschenkgeschichte
Ich fuhr meinen PC hoch. Es war Samstagnachmittag und ich mit meinen Hausaufgaben fertig. Ich wollte eine Geschichte schreiben, für meinen Vater, da er am nächsten Tag Geburtstag hatte und ich dringend noch ein Geschenk brauchte. Klar, ich hab’ ihn gefragt, was er sich wünscht, aber eingefallen ist ihm leider nichts. Darauf habe ich beschlossen, ihm eine Geschichte zu schreiben. Das ist wenig Aufwand für mich, schließlich mache ich das gerne und bisher fanden MaPa und so die auch immer gut.
Ich hab mir das auch für die nächsten Familienfeste vorgenommen, so Weihnachten, Geburtstage und was sonst noch so anliegt. Bisher habe ich dafür immer irgendetwas gebastelt, aber so langsam gehen mir die Ideen aus. Außerdem habe ich so das Gefühl, dass die meisten Sachen eh nur in irgendeiner Ecke vermodern und niemand sie braucht. Von einer Geschichte hat man wenigstens einmal was.
Für jeden wollte ich eine eigene Geschichte schreiben, mit einem zu der Person passendem Thema. Nur, mir fällt nicht für jeden etwas ein. Oder kein richtiger Aufhänger. Papa ist da auch so ein Problem. Der ist Lehrer. Da er schon seit letztem November nicht mehr zu Schule gehen darf, weil er Hodenkrebs hatte, wäre eine Schulgeschichte doch was Passendes. Nur, Papa soll eine schöne Schulgeschichte kriegen. Keine von der Sorte, wie ich sie sonst immer schreibe, über Mobbing und so.
Vielleicht schreibe ich auch eine Geschichte über einen nervigen Vater. Einen, der von seiner Kur alle möglichen Ideen mitgebracht hat, wie man gesünder Leben kann und seine ganze Familie damit nervt. Und allen Quatsch, den er erzählen will, immer nur seiner Tochter erzählt, weil er nicht zur Schule kann und ihn seinen Schülern erzählen. Wirklich, dass ist so nervig. Man merkt immer, wann Papa zu lange nicht mehr in der Schule gewesen ist. Dann fängt er an, mir von morgens bis abends nur Quatsch zu erzählen. Zu Zeit hat er auch wieder so einen Anfall. Wird Zeit, dass er nach den Ferien wieder zur Schule kommt!
Mir viel immer noch nichts für eine schöne Schulgeschichte ein. Vielleicht sollte ich die Musik ausmachen und mich mehr konzentrieren. Das sagt Mama immer zu mir, wenn sie mich erwischte, wie ich beim Hausaufgaben machen Musik höre. Aber, immer wenn och krampfhaft versuche, eine Geschichte zu schreiben, kommt dabei nur Schwachsinn rum. Aber ich möchte Papa doch eine Freude machen. Am Besten, ich mach jetzt erstmal eine Pause, bis mir was einfällt. Obwohl, jetzt ist Papa gerade nicht da, ich sollte das jetzt fertig machen.
Ich lief nach unten, holte mir eine Tasse warmen Zitronentee und setzte mich wieder vor meinen PC und überlegte. Da mir immer noch nichts einfiel, beschloss ich, erstmal die anderen Geschenke einzupacken, die Mama bei mir deponiert hatte. Hoffentlich freut sie sich auch.
Ich sollte frühzeitig anfangen, Geschichten für Weihnachten und so zu schreiben, wenn mir ständig nichts einfällt. Wie’s aussieht, kriegt Papa nichts zum Geburtstag.
Irgendwann, nach dem Abendbrot, kurz bevor MaPa mit mir ins Theater wollten, kam mir die rettende Idee: wenn mir schon nichts für eine schöne Schulgeschichte einfällt, schreibe ich Papa eben eine Geschichte darüber, dass mir nichts eingefallen ist:
Jana fuhr ihren PC hoch.
Es war Samstagnachmittag und sie war mit ihren Hausaufgaben fertig. Sie wollte für ihren Vater eine Geschichte schreiben, weil er am nächsten Tag Geburtstag hatte und sie noch ein Geschenk brauchte. Klar, sie hatte ihren Vater gefragt, was er sich wünsche, aber ihm war nichts eingefallen. Daher beschloss sie, eine Geschichte zu schreiben. Geschichten schrieb sie gerne und bekam des Öfteren zu hören, dass diese ganz gut seien.
Bisher hatte sie zu Weihnachten, zu Ostern und zum Geburtstag gebastelt, aber so langsam gingen ihr die guten Ideen aus und sie dachte, dass die meisten Sachen nur unnütz in irgendeiner Ecke vermoderten und nie gebraucht wurden. Daher hatte sie beschlossen, von nun an Geschichten zu schreiben, die konnte man an die Meisten als PC-Datei verschenken und die könnten sie lesen und dann wieder löschen. Davon hatte man wenigstens einmal was.
Sie hatte sich überlegt, für jeden eine eigene Geschichte zuschreiben, mit einem passenden Thema. Nur, dass ihr nicht für jeden was Passendes einfiel. Und wenn, dann keinen richtigen Aufhänger. Ihr Vater zum Beispiel war Lehrer. Für Geschichte und Politik und unterrichtete an einem Berufskolleg in einer Stadt, etwas entfernt von ihrem Wohnort. Allerdings war er seit November des vorherigen Jahres krankgeschrieben, weil er Hodenkrebs hatte. Anfang März war er dann von einer Kur zurückgekommen und hatte zig neue Ideen, wie man gesunder Leben könne und so. Manchmal nervte es Jana und sie fand, dass ihr Vater dringend wieder zur Schule müsste, damit er fast allen Quatsch, den er erzählen wollte, nicht mehr nur ihr erzählte. Außerdem hätte er dann nicht mehr so viel Zeit, seine tollen Ideen umzusetzen.
Aber sie wusste, dass ihr Vater die Schule vermisste und sich schon darauf freute, nach den Osterferien wieder hingehen zu dürfen. Deswegen hatte sie sich überlegt, für ihren Vater eine Schulgeschichte zu schreiben, aber irgendwie viel ihr nichts Gescheites ein. Es sollte eine schöne, witzige Geschichte werden, aber wie gesagt, ihr fiel nichts ein. „Ok“, dachte Jana, „vielleicht sollte ich die Musik ausmachen und mich mehr konzentrieren, aber wenn ich jetzt krampfhaft versuche, eine `schöne´ Schulgeschichte zu schreiben, wird die Geschichte besonders doof. Dabei möchte ich Papa doch eine Freude machen. Vielleicht mach ich jetzt erstmal eine Pause, bis mir was Gutes einfällt und geh was trinken. Dabei sollte ich das jetzt fertig machen, da Papa gerade nicht da ist.“
Jana war nach unten gelaufen und hatte sich eine Tasse warmen Zitronentee geholt. Nun saß sie wieder vor ihrem PC und überlegte weiter. „Vielleicht sollte ich erstmal die anderen Geschenke einpacken, die Mama bei mir deponiert hat. Hoffentlich freut sie sich.“
„Ich glaube“, dachte Jana, nachdem sie die Geschenke eingepackt hatte, „ ich sollte frühzeitig anfangen, Geschichten für Ostern zu schreiben, wenn mir nichts einfällt. Wie es aussieht kriegt Papa nichts von mir zum Geburtstag.“
Irgendwann, nach dem Abendbrot, kurz bevor ihre Eltern mit ihr ins Theater wollten, hatte Jana die geniale Idee: „Wenn mir schon nichts einfällt, dann schreib ich ihm wenigstens eine Geschichte darüber, dass ich ihm eine Geschichte schreiben wollte und mir aber nichts eingefallen ist:
Jess ...“, ich brach ab. Mir war noch immer keine Idee für eine schöne Schulgeschichte gekommen. „Jenny!“, Mama brüllte mal wieder durchs ganze Haus, „komme jetzt endlich, wir wollen doch ins Theater. Die warten Nicht auf uns!“ Ach, wirklich nicht? Hätte ich jetzt erwartet, dachte ich, beieilte mich aber trotzdem. Man sah schließlich nicht jeden Abend seine beste Freundin auf der Bühne stehen!