Geschenke
Polter....Rumpel...
Mitten in der Nacht erwachte eine junge Frau aus ihrem Schlaf. Müde und mit leicht geschwollenen Augen. Mika blinzelte ein paar Male um dieses unangenehme Gefühl los zu werden. Es rauschte in ihren Ohren, da das Herz schwer Blut durch die Adern pumpte. Einen Moment lang war sie noch im Traum gefangen, den jene gehabt hatte. Dieser war schön gewesen, soviel wusste diese noch. Ein schönes Gefühl hätte die Frau umfangen müssen, doch ihr war beklemmend zumute. Ihre Stirn legte sich in Falten. Wieso ,pochte in ihren Gedanken. Hatte nicht eben noch irgendetwas laute Geräusche gemacht?
Oder irgendwer...?
Mika tat den Gedanken als Einbildung ab, beschloss aufzustehen und sich anzuziehen. Es lohnte sowieso nicht mehr im Bett zu bleiben, schließlich kannte sie ihren Körper. Ein Blick auf die Uhr genügte um frustriert zu sein: 03:13 Uhr! Duschen würde ausfallen müssen, dann würden sich die Nachbarn beschweren. Ebenso wenig konnte sie Musik anmachen. Denn in einem Neubau, in dem Wohnung an Wohnung aneinander gepresst waren, drangen jegliche Geräusche zu Nachbarn herüber.
Noch mitten in Gedanken versunken hörte die Frau wieder ein Geräusch. Im ersten Moment dachte sie es wäre jemand in ihrer Wohnung. Das Herz schlug schneller in ihrer Brust und mühsam unterdrückte sie den verräterischen lauten Atem. Langsam und hoffentlich leise schlich Mika durch die Wohnung in Richtung Bad. Dort war ein nur allzu bekanntes Rauschen zu hören. Das Rauschen einer Duschbrause, doch ganz leise. Typisch, du darfst nicht, doch deine Nachbarn erlauben sich alles, dachte die Frau.
Merklich entspannter ging sie in die Küche und kochte sich eine heiße Schokolade. Bloß keinen Kaffee, wenn sie vielleicht noch einmal schlafen wollte.
Halbwegs auf ihrem Küchentisch gelehnt, bemerkte sie Flecken auf den Fliesen...rostbraune Flecken.
Vielleicht habe ich mich geschnitten beim Abendbrot vorbereiten, überlegte Mika kurz. Doch dem übermüdeten Gehirn wollten keine Bilder dazu einfallen. Schließlich ging sie mit halb geschlossenen Augen und lang gähnend doch wieder in Richtung Bett. Vielleicht bestand die Möglichkeit sich einfach in die weiche Matratze zu kuscheln und einzuschlafen. Beim Gang durch den Flur überkam sie abermals dieses seltsame Gefühl. Ganz genau ließ es sich nicht einordnen, aber mit einem Mal musste die Frau sich umdrehen. Schweiß rann ihr über die Stirn und flacher Atem kam aus ihrer Brust. Dort am Ende des Flures hatte sich etwas bewegt. Plötzlich knarrte die lose Diele am Eingang des Wohnzimmers. Sie schlug eine Hand vor den Mund, in der Hoffnung ihr lautes Atmen zu verbergen. Fast panisch ging Mika die Möglichkeiten durch und sah sich schnell um. Im Alleingang bewegten sich ihre Füße in Richtung Schlafzimmer. Dort besaß die Frau einen großen Kleiderschrank. Durch die Fülle darin hoffte sie unentdeckt zu bleiben. Langsam schlich Mika, mit rasendem Herzen, auf das Zimmer zu. In dem Moment entdeckten sich der Schatten und die Frau gleichzeitig. Sie gab die langsamen Bewegungen auf und rannte in den Raum, knallte und sperrte die Tür hinter sich zu. Ihre Augen versuchten sich an die dortige Dunkelheit zu gewöhnen. Einen kurzen Augenblick später steuerte die Frau auf den Kleiderschrank zu und zog ihn auf.
Ein überraschter Aufschrei entfuhr ihr, als etwas Schweres über Mika fiel. Es riss die Frau mit zu Boden und bedeckte sie fast vollends. Der Aufprall stieß die Luft mit einem Schwall aus den Lungen. Auch ihr Kopf prallte heftig auf den Fußboden und sie war für kurze Zeit benommen. Da ihr schwindelig und es stockdunkel war, konnte sie nicht erkennen, was auf ihr lag. Die Frau bewegte schwach einen Arm um das Ding von ihr herunter zu stoßen, doch gelang es ihr nicht. Während sie das Tat, polterte es stürmisch an der Schlafzimmertür. Jemand versuchte durch zu brechen. Da Mika glaubte, dass die Tür heftig in den Angeln erzitterte, kam derjenige wohl recht bald hindurch. Noch einmal und diesmal etwas klarer im Kopf wagte sie einen erneuten Versuch das schwere Ding auf ihr zu bewegen. Diesmal jedoch rutschten ihre Finger ab und auf ihren Händen bemerkte sie etwas Klebriges und Feuchtes. Mit einem Schlag durchfuhr es sie, als ihr gewahr wurde, dass auf ihr ein lebloser Körper lag. Ein langer und panischer Schrei stieg aus ihrer Kehle empor und ihr Atem ging wieder schnell und stoßweise. In dem Versuch sich unter dem vermeintlichen Menschen hervor zu winden, rollte dessen Kopf von der einen zur anderen Seite. Ihr rann etwas Flüssigkeit in den offenen Mund. Mika schmeckte etwas metallisches und konnte Bröckchen mit ihrer Zunge spüren. Nur mit großer Selbstbeherrschung unterdrückte sie das Würgen, welches ihr den Hals empor stieg.
In dem Augenblick brach die Schlafzimmertür aus ihren Angeln. Holz splitterte noch durch den Raum als der Umriss eines Mannes an der Schwelle stand. Sie ließ ihren Kopf in seine Richtung schnellen um etwas zu erkennen, aber sah nur die massige Gestalt. Während er auf sie zukam schien er zu lächeln und fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“ Die Frau blickte ihn verwirrt an, erst drang er in die Wohnung ein und verfolgte sie, dann war er sehr freundlich zu ihr. Zu diesem Zeitpunkt konnte und wollte sie ihm nicht antworten. Dieses Lächeln kam ihr komisch vor.
Als er merkte, dass sie ihm nicht antworten würde, veränderte sich sein Blick, wurde eiskalt und er hörte auf zu lächeln. Dieser sprach aber weiter in dem freundlichen Ton, doch nun mit ernstem Gesicht: „Gefällt dir mein Geschenk?“ Unfähig, ob dieser Frage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, antwortete sie wieder nicht. „Nein? Na gut dann bekommst du ein Anderes.“ ,sagte die große Gestalt über ihr.
Er kam näher, kniete sich vor ihr nieder und hob den Körper hoch. Unerwartet von ihrer Last befreit keuchte die Frau auf. Gleich darauf wollte sie aufstehen und aus dem Zimmer rennen, doch der Mann packte sie, drehte ihr die Arme auf den Rücken und stieß sie gegen die nächste Wand. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und sie biss die Zähne zusammen. Auf den Gedanken zu schreien kam sie gar nicht. Mika spürte ein kaltes Metall an ihrer Seite hoch wandern und dachte an ein Messer. Verzweiflung überkam sie. Welche Möglichkeiten habe ich noch, ging ihr durch den Kopf.
Mit dem freien Arm drückte er ihr ein geschwungenes Messer von hinten an den Hals. Der Mann sprach wieder in fröhlichem, fast vergnügtem Ton: „Lieber Hals oder Brust? Du kannst es mir ruhig sagen, auch falls du gar ganz andere Wünsche hegen solltest.“ Sie stand an der kalten Wand und zitterte unkontrolliert, aber sprach nicht ein Wort zu ihrem Peiniger, deshalb entschied er selbst: „Gut dann eben die altbewährte Kehle.“ ,sagte er in glücklichem Ton und rammte ihr das Messer durch den Nacken und die Halswirbel in den Kehlkopf. Mika spürte noch wie ihr Körper versuchte sich dagegen zu wehren und wollte schlucken, doch da war es schon zu spät. Ihr Blick fiel ein letztes Mal auf sein Gesicht, dass Mika nun deutlich erkannte. Der letzte Atemzug war getan, sie sackte auf dem Boden zusammen und die Augen fielen zu ohne sich wieder zu öffnen.
Mika erwachte schweißgebadet und mit einem Schrei auf den Lippen. Sie fasste sich mit beiden Händen an den Hals, doch war dort nichts zu spüren. Vor Erleichterung fing sie, in ihrem Bett sitzend, an zu weinen. Kurz darauf bemerkte die Frau, dass sie am Ende des Bettes saß. Ziemlich unruhiger Schlaf, dachte sie leicht belustigt. Statt aufzustehen, dachte sie daran auf die Uhr zu sehen. Diese war jedoch nicht im dunklen Raum zu finden. Es schien einen Stromausfall gegeben zu haben. Seufzend stand Mika auf und ging in ihr Wohnzimmer. Ein schwacher Schein von außen erleuchtete ihre Inneneinrichtung. Sie stutzte, als ihr das auffiel, denn normalerweise war in diesem Raum kaum etwas ohne Licht zu erkennen. Es könnte ja sein, dass nur mein Block keinen Strom hat, dachte die Frau nachdenklich. Leicht schlaftrunken wankte sie ans Fenster, als von draußen ein markerschütternder Schrei erklang. Eilig lief sie zum Fenster und sah hinaus. Das Bild was sich ihr bot, raubte ihr für kurze Zeit die Sinne.
Mehrere Haufen ineinander gefahrene Autos mit sperrangelweiten Türen oder eingeschlagenen Scheiben, die sich meterhoch türmten. Einige davon brennend und dicken schwarzen Qualm erzeugend. Geschäfte deren Fensterläden kaputt waren mit Menschen, die dort allerlei Dinge raus schleppten. Schreiende und panische Menschen die, wie wild geworden, durch die Straßen und Gassen liefen. Sie schlängelten sich durch die Türme der Autos und Gerümpel vor ihnen. Manche von ihnen humpelten oder wankten durch die Stadt. Mika erstarrte innerlich, als es vor ihrer Tür rumpelte. Sie lief zur Haustür und hoffte einer ihrer Nachbarn konnte ihr etwas zu dem Chaos dort draußen sagen. Ohne viel zu Überlegen riss sie die Tür auf.
Mehrere Leute standen oder gingen, obwohl es eher ein Wanken war, in dem langen Hausflur. Merkwürdig verkrüppelte Leiber an denen viel Blut klebte. Manche von ihnen sahen aus, als hätte jemand Stücke heraus gerissen oder gebissen. „Oh mein Gott! Was ist passiert? Krieg?“ ,schrie sie und sah sich panisch um. In diesem Moment drehte sich die Menge der Menschen gleichzeitig um und begannen stöhnend auf sie zuzugehen. Der Mann ihr am nächsten, mit mehreren hängenden Hautfetzen im Gesicht kam zähneknirschend auf sie zu. Er packte Mika, als sie sich gerade umdrehen wollte zum weg laufen, an den Schultern und biss ihr in den Nacken. Der Schmerz durchfuhr ihren ganzen Oberkörper und in dem Moment erkannte sie den Mann an dessen grinsenden Lippen sie gerade hing: es war der Mann aus ihrem Traum gewesen. Mit diesen letzten Gedanken im Kopf, sah die Frau wie sich die restlichen Leute auf sie stürzten .