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Geschenke, Weihnachten, Frauen
Geschenke, Weihnachten, Frauen
Ich wollte es dieses Jahr anders machen, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben. Vor allem wollte ich es besser machen! So, dass an diesem besagten Abend ihre Augen strahlen und sie eventuell bereit ist, später noch ein bisschen zu kuscheln. „Kuscheln“ – meine Güte, wie sich das anhört. Da finde ich „ Liebe machen“ ja noch besser. Aber in diesen Dingen ist sie empfindlich. Selbst das Wort „geil“, und sei es im Liebesspiel, lässt sie augenblicklich erstarren. Dabei braucht sie mich nur mit ihren durchdringenden himmelblauen Augen anschauen, und ein Schauer überkommt mich. Sie ist einfach – so wunderbar!
Darum soll es nicht sein wie im letzten Jahr, wo ich fast in letzter Minute, genaugenommen drei Minuten bevor das Geschäft die Türen schloss, dieses bonbonfarbene Hemdchen mit passendem Tanga und Morgenmantel erstand. Kurz und gut, es war ein derartiger Reinfall, das sie drauf und dran war ihre Koffer zu packen. Dabei war ich der Meinung, das wäre das ideale Geschenk – und ich hätte auch noch etwas davon.
Auf der Straßenseite gegenüber kommt mein guter Kumpel Ralf daher geschlendert.“ Na, was geht?“ Ich versuche ihm zu erklären, dass ich auf der Suche nach dem ultimativen Geschenk für Nadja bin. „Hör zu, gehe mit ihr einen Einkaufsbummel machen, schaue in die Schaufenster, und dort wo sie am längsten stehenbleibt da gehst du nachher rein.“
Der Junge ist gar nicht so blöd, denke ich mir, das ist eine super Idee. Ich wähle die Nummer meiner Süßen und lade sie nach der Arbeit zum Schaufensterbummel ein. Wobei - in diesem Moment fällt mir ein, wie sehr ich es hasse zu bummeln in der Stadt, mit hunderten von anderen Menschen. Aber ich liebe sie ja, deshalb muss ich da durch.
Wir treffen uns um fünf. Die Stadt brummt. Sie ist voll von Frauen die bummeln, und Männern wie mir, die kreuz und quer durch die Gegend laufen und keinen blassen Schimmer haben, was sie ihrer Liebsten zu Weihnachten schenken sollen. Nadja ist überglücklich Sie hängt sich zwitschernd bei mir ein. Wie ein Vögelchen erzählt sie mir dies und das, bleibt dazwischen mal hier, mal da stehen um - ja was Genau – ich weiß nicht recht, zu betrachten.
Einmal denke ich, ja das ist es! Sie schaut sich ein grünes Oberteil mit einem goldfarbenen Schal an, und kann sich gar nicht satt sehen. Auch preislich würde ich da recht gut wegkommen. Nur 79 €. Ich sehe es schon toll verpackt auf dem Gabentisch liegen. Da dreht sie sich plötzlich zu mir um.“ Sag mal, wie scheußlich ist das denn?“ „ Sche…. „ Wieder nichts. Weiter geht es.
Mir kommt es vor wie Stunden, und immer noch ist mir kein Licht aufgegangen. Frauen können glaube ich, ganze Tage in der Stadt vor Schaufenstern verbringen, ohne sich irgendwie festzulegen oder zu äußern. Obwohl – wir stehen gerade vor einem Schuhgeschäft. Nadja stößt kleine Seufzer aus, was mich schon wieder nur an das eine denken lässt. Sieh dir die mal an. Sie zeigt auf ein paar nichtssagende Sandalen mit hohen Absätzen. „Oh mein Gott, sind die nicht wundervoll?“ „ Na ja, für 250 € eine Sohle mit Nichts?“ entwischt es mir leise. Gereizt geht sie einen Schritt zur Seite. „Pah Männer, ihr habt doch keine Ahnung was einer Frau gefällt!“ Wie Recht sie hat! Ich glaube, sie probiert ca. 25 Paar Schuhe an, die sie dann alle, für die schon leicht angesäuerte Verkäuferin total durcheinander auf einem Haufen liegen lässt.
Ein Blick auf die Uhr lässt mich aufatmen, gleich schließen die Geschäfte. Da bleibt sie vor dem teuersten Juwelierladen der Stadt stehen. Was sieht sie so verträumt an? Ist es der Diamantring für 2.200 €, oder eher die Uhr mit vergoldetem Zifferblatt, bei deren Preis mir ganz schlecht wird? Vielleicht auch die Korallenkette die neben der Uhr liegt? Ich kann es einfach nicht deuten.
Dabei hat sie weiß Gott keinen Silberblick.
„Na Liebling, ich wage es - was gefällt dir denn in diesem Fenster so, dass du schon 5 Minuten ohne ein Wort davorstehst?“ Ich bin stolz auf mich! Sie erwacht aus ihrer Starre. Nimmt mich am Ärmel, und zieht mich mit sich.“ Ach ich dachte nur gerade darüber nach, ob wir zu Weihnachten einfach verreisen sollten. Diese Schenkerei, und vor allem dieses viele Essen – meinst du nicht wir sollten Skifahren gehen?“
Ganz fest nehme ich sie in den Arm. Sie weiß gar nicht, dass sie mir in diesem Moment das schönste Geschenk gemacht hat!