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Serie Gerrit aus dem Betonwerk - Wetterdebakel

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14.10.2011
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Gerrit aus dem Betonwerk - Wetterdebakel

Zusammen mit seinen Kollegen meckert er über das Wetter. Zeitgleich fährt er geistig zurück und macht sich seine Gedanken zum Schichtbeginn. Zum Schichtbeginn um 14 Uhr nämlich, war das Wetter noch gut gewesen.
Ein anderer Kollege bemerkt:“ Bei so´nem Regen kurve ich nicht da draußen auf dem Hof.“
Gerrit Helmer weiß sofort, was der meint: mit seinem Gabelstapler und den Gehwegsteinen.
Besserung ist nicht in Sicht, weiß er auch. Dunkelgraue, verwaschene Wolken ziehen am Himmel, mischen sich und bilden große hässliche Wolkengebilde.
„Überall ist der Himmel grau“, bemerkt Gerrit und schielt lose aus der Halle 2 in den Himmel, der so wolkenverhangen nicht seinen besten Tag heute hat.
Inzwischen ist es 17:45 und es regnet nur noch fusselhaft. Ein Zeitarbeiter gesellt sich dazu und bemerkt:“ Nächste Woche soll es besser werden.“ Dabei grinst er, seine komplette Zahnreihe zeigend. Sie sind gelb vom vielen Rauchen, seine Zähne.
Gerrit, einen Stapel Lieferscheine in den Händen, stutzt. „Gut, dass ich im Urlaub etwas mehr Glück mit dem Wetter hatte.“ Er sieht seinen regulären Kollegen, kein Zeitarbeiter, an, der neutral grinst.
„Aber ihr müsst noch Steine wegschaffen!“, bemerkt der Schichtführer. Er ist schon älter, hat bereits etliche graue Haare. Sein Gesicht ist feist und maskulin, bartlos.
„Das macht er sofort“, bemerkt Gerrit, weist auf seinen Kollegen mit dem Staplerschlüssel, ehe er durch seine nackenlangen gelockten Haare fährt. Lächelnd muss er an seine Freundin Anita denken, die bei Lidl an der Kasse arbeitet und ihren Vergleich er ähnele dem Mann aus der Cortal Consors Werbung, der meint nur ein Karpfen habe das Gemüt nie an Geld denken zu müssen. Er lacht leise auf, denn der Mann aus der Werbung ist sicherlich runde 10 Jahre älter als er. Mit seinem Satz legt er den Stapel Lieferscheine auf einen Vorsprung.
„Es ist gleich Sechse“, deutet der Ältere mit Fingerzeig auf seine Armbanduhr. Dann geht er, voller Vertrauen in seine rechte Hand Gerrit Helmer, weiter seine Runde drehen.
„Ich verteile meine gleich ausgefüllten Lieferscheine und dann mal sehen“, sagt Gerrit.
„Es hat ja aufgehört zu regnen“, antwortet der Zeitarbeiter eher beiläufig.
„Tatsächlich!“, staunt der Staplerfahrer:“ werd gleich ein paar Runden drehen. Und ab dafür!“ Ohne seine Kollegen anzusehen, latscht er Richtung Ausgang und entschwindet letztendlich aus der großen Halle. Im Hintergrund hört man die Plattenpresse jaulen. Nebenan reinigt ein junger Mann die Ersatz-Betonlore mit Hammer und Spatel. Unser Kollege lächelt und führt seine heutige Arbeit fort.
Neben dem Betonwerk, das zwei Plattenpressen der Hersteller Rino und Henke für Terassenplatten betreibt, fahren in unregelmäßigen Abständen Autos auf der Landstraße. Neben der Landstraße führt ein asphaltierter Fußweg an Feldern vorüber. Und im Büro des norddeutschen Betonwerks, das auch Pflastersteine herstellt, verrichten die männliche Bürokräfte ihre diffenziele Arbeit. Um sechs hatte er gewöhnlich Feierabend. Um kurz vor halb sieben ist er endlich in den wohlverdienten Feierabend und Gerrit stellt in Halle 1 seine Betonsteinmaschine mit dem großen Knopf auf dem Steuerpult auf Start und heizt sie an. Nach kurzer Zeit ist die OMAG Tronic in ihrem Programm angekommen und verrichtet ihre Arbeit vollautomatisch. Das Geräusch geht los, dass die Bewohner des kleinen Ortes nahe Lüneburg, in nicht mal einen Kilometer Entfernung, hören können, wenn der Wind in ihre Richtung steht oder gar nicht da ist. Das Bauerndörfchen hat sich daran gewöhnt und die Maschine wird von den Bewohnern liebevoll „Dröhnamat“ genannt. Das weiß Gerrit, weil er selbst dort wohnt. Doch er liebt seinen Job und wünscht sich, auch wenn es sehr laut werden kann, keinen anderen Job.
Mittlerweile ist das Wetter wesentlich besser, obgleich die Wolken, grau und verhangen, kaum etwas durchdringen lassen. Die Gabelstapler fahren nun auch wieder. Doch schon ziehen von Osten neue mächtig dunkle Wolken auf. Ein Alarmton auf dem Hof nervt den Staplerfahrer.
Gerrit hantiert mit Geräten und arbeitet, wie gestern schon, fleißig und sorgfältig.
Um 18:41 nervt der Ton, der kurz darauf abgestellt wird. Die Lore fährt wieder und bringt flüssigen Beton dahin, wo er gebraucht wird.
„Heute wird das Wetter wohl nicht mehr bedeutend besser, was“, sagt Gerrit im Vorbeigehen dem jungen Mann, der vorhin die Lore reinigte. Dieser schüttelt wegen dem Wetter den Kopf. Er säuselt:“ Schlechter Sommer, he?!
Gerrit nickt ihm zu und lässt seine Maschine in Ruhe ihre Kreise ziehen. Heute produziert sie Neetzer Altstadtpflaster.
Die werkelnden Mannen hören im Hintergrund das tiefe Dröhnen der OMAG Tronic, wenn ihr Rüttler im 15 Sekunden Takt den frischen Beton in den Formen fest presst. Und sie hören das metallene Rasseln der Henke, die als Drehtischfertiger die formgroßen Terrassenplatten eindrückt in die Stanzen. Das ist ihr Arbeitsalltag; zwischen Lärm, Latzhosen und Kollegenwitzen.
Gerrits Kollege Georg winkt, schaut in die Luft und zwitschert:“ Das Wetter „decided to halt die Stange“. Laut lacht er auf, während der Gabelstapler vorbei düst. Gerrit prustet, ob der dümmlichen Verknüpfung deutscher und englischer Worte. „So wahr, obwohl es nach Regen ausschaut.“
„Muss man nutzen. Eik fährt so fleißig wie ein Bienchen“, bemerkt Georg.
Die beiden Männer trennen ihre Wege. Unser fleißiger Herr der Betonsteinmaschine geht um die Ecke, schaut zum Verzeichnis und dann auf seine Uhr. Er stellt fest, dass es exakt 19 Uhr ist. Nachdenklich kickt er ein Steinchen zur Seite und entnimmt aus seinem Ablagekasten mehrere Scheine. Hanse-Platte, Careno, Flüster-Pflaster... Gerrit reibt sich über seine schwitzige Stirn und stöhnt leise. Er weiß, dass diese Sorten in den nächsten Tagen am dringlichsten produziert werden müssen. „Kann das Werk Lauenburg die nicht machen?“, fragt er sich laut und blickt zu den Anzeigetafeln der Maschine. Noch ist alles in Ordnung, stellt er fest. Alle wichtigen Parameter der Maschine und der Mischung stimmen mit dem Produktionsblatt überein. Lächelnd wendet sich Gerrit dem Rüstzeug zu.
Draußen ist es mild und wenig windig. Sogar Anzeichen von Sonne sind zu sehen. Genau zu der Zeit, 19:10, macht sich Gerrit am Rüstzeug zu schaffen. Noch vier Stunden beinhaltet seine Spätschicht. Nächste Woche wird er wieder Frühschicht haben. Immer im Wechsel.
Der Werkleiter ist zufrieden, dass seine Männer zum Gang kommen. Als er seine braune Handuhr ansieht, errechnet er für die Betonsteinmaschine eine Laufzeit von bislang 45 Minuten ohne Stop.
Pünktlich zu seiner erhobenen Halbwertzeit um 19:15 sieht sich Gerrit die Ergebnisse an. Er betätigt einen Knopf auf dem Pult und dreht dann einen Schalter daneben um zwei Punkte nach links. Gleich danach, als hätte es dies bewirkt, geht der Signalton draußen um.
Unter Dampf hetzt Gerrit weiter, will seine Geräte fertig sortieren. Er weiß genau, gleich muss er sich Steine aus der Charge nehmen und diese auf ihre Dichte prüfen.
Für eine kleine Pause hat heute niemand Zeit. Der Werkleiter passt auf wie ein Schießhund und es sieht wieder nach Regen aus. Die Arbeiter ärgern sich, klönen sie doch stets gerne außer der Reihe.
Um 19:23 drückt Gerrit einen neuen Knopf, stellt die Maschine damit auf Stand by. In der Zeit, eine sehr kurze Zeit, kaum der Rede wert, trägt er in das Produktionsbuch ein. Er nimmt Stand by raus. Der Ton kommt wieder. Für den Zeitarbeiter Grund genug zu Jammern. Er jammert auch, weil es sehr viel mehr nach Regen aussieht, als noch gerade eben. Um 19:27 pfeift der erst um 19:25 abgestellte Signalton wieder.
„Arbeit stirbt nie aus“, lacht Gerrit, wobei er nebensächlich in den Himmel sieht. Dabei denkt er: Kollege hat ja Recht mit dem Regen.
„Sommer, Sonne, Sonnenschein“, labert der Zeitarbeiter, ganz als wolle er damit nahelegen, wie sehr er doch gutes Wetter vermisst.
„Nicht schon wieder“, mäkelt Gerrit, als um 19:31 der Ton wieder kommt. Immerhin muss er mit Erstaunen feststellen, dass das Wetter tatsächlich „decided to halt die Stange“.
Es ist 20 Uhr. Jetzt kommen rechts zum Werk helle Flecken.
Gerrit listet Bestellungen und gleicht sie mit der produzierten Ware kurz ab. In dem kleinen separaten Raum trennt eine Glasscheibe die riesige Maschine von ihm und dem Bedienpult. Laut ist es hier trotzdem. Darum hat Gerrit Ohrschützer auf, während er die Bestellungen mit der Warenliste vergleicht und abhakt. Die OMAG Tronic arbeitet weiterhin in Automatik.
Kurz nach Acht kommt endlich die lang ersehnte Sonne raus, wie um den Männern die restliche Arbeitszeit zu versüßen. Um viertel nach Acht jubelt der Staplerfahrer. Freudestrahlend schaut er hinauf in die Sonne und gibt Gas. Unterdessen listet Gerrit immer noch Bestellungen, aber eher wenige. Als er endlich fertig ist, trägt er in den dazugehörigen Maschinenplan den Verlauf ein. Er entgeht der dunklen Halle. Gelangt ans Freie.
„Schaust du nur, he? Wetter was sweet“, quietscht Georg, der sich selbst mal eben zum Wettermann von Hansebeton ernannt hat.
„Du und dein Germenglisch“, antwortet Maschinenwart Gerrit.
„Was macht die Steinformmaschine?“
„Voll okay, läuft ON TOP. Das ist was ich will.“
Der Gabelstapler kommt und hält an. Sein Fahrer lehnt sich aus der Kabine:“ Dröhnhannes stand seit Startbeginn nicht nennenswert, was?“
„Bis auf eine minimale Einstellung, was eine Minute bedeutet hat, stand sie nicht.“
„Wann stellst du sie denn ab?“, fragt Georg vorsichtig.
Gerrit zuckt mit den Schultern. „Vielleicht schon bald. Die Essenz von gestern werde ich heute auf jeden Fall erreichen.“ Stolz schwellt er seine Brust.
„Hauptsache das Wetter ist besser. Nur ein laues Lüftchen“, sagt der Staplerfahrer und fährt weiter.
Bis um Neun verändert sich am Wetter nicht viel. Es bleibt angenehm.
Ohne die Steinformmaschine wegzuschalten, verrichtet Gerrit seine Arbeit an der Prüfung. Er entnimmt ein paar Steine vom Brett hinter der Maschine, vermisst sie von allen Seiten und guckt, ob die Dichte stimmt. In der Zeit sieht der Werksleiter wie fleißig seine Untergeordneten sind und auch ruhiger als vorhin, was wohl am Abend liegt, der relativ friedlich ist, denkt er.
Kurz nach Neun, nachdem Gerrit mit den Steinen abgeschlossen hat, geht er zur Maschine und sieht sich die Tafeln an. Die Angaben die er sieht, stellen ihn zufrieden. Dann sieht er auf den Maschinenzettel, der neben dem Pult liegt. Eine Anomalie in der Laufruhe der Maschine stört ihn. Er richtet seine Aufmerksamkeit zur Schwinge der OMAG Tronic und beobachtet haargenau jede Bewegung. Schließlich entlässt die Vorrichtung Frischbeton, der Rüttler rüttelt vor und die zweite Schwinge mit der Färbung füllt von der anderen Seite auf. Es ist mechanisch in Ordnung, sieht der Meister. Als ausgebildeter Schlosser im Betongewerbe, kennt er sich mit Betonsteinmaschinen besonders gut aus. Mit dem Lauf der Maschine, die ab und zu doch zu Störungen neigt, befriedigt, bestückt er seinen Maschinenplan mit einer weiteren Stunde „voller Durchlauf“ und streckt sich dann. Abseits der Kabine trifft er auf Kollegen Wetterfrosch. Der zeigt seine Zähne und grinst:“ Toll ne, Wetter decided to halt die Stange.“
„Wetter hält die Stange“, erwidert Gerrit und freut sich.
Georg nimmt Gerrit liebevoll an die Hand und weist draußen auf den Stapler. „Eik ist fix bei der Sache. Gerrit nickt ihm freundlich zu und schnuppert die besonders frische Abendluft. Nur der Lärm der Maschinen will nicht zur Abendruhe passen.
Zurück in der Halle, Georg war ihm gefolgt, stellt Gerrit die Maschine auf halbe Leistung.
„Fertig oder was?“, fragt sein Mitgänger.
Den Blick auf den Drehknopf gerichtet, negiert er.
Georg lacht, als der Ton zu hören ist. Auch Gerrit muss unfreiwillig lachen. Der Eindringling schaut, wie der Maschinenführer Stand by reinmacht und sich dem Maschinenplan bemächtigt. Er notiert das, was er notieren muss. Nach sehr kurzer Zeit entfernt er Stand by mit demselben Knopf. Die Maschine läuft normal weiter.
„Erlöse uns doch“, fleht Georg. Als er sieht, dass Gerrit genau das jetzt nicht will, geht er schnäuzig wieder an seine Arbeit.
Aber auch Gerrit möchte heute pünktlich nach Hause und stellt seine Maschine um kurz nach halb Zehn ab. Grinsend notiert er eine reguläre Laufzeit von dreieinhalb Stunden in seiner Schicht ein. Er kratzt sich am Hals und legt den Maschinenplan in ein kleines Ablagefach auf dem Rolltisch. Normalerweise läuft die Maschine ganztägig, Früh- und Spätschicht. Gerrit zwickt sich, muss die Maschine grad noch leer fahren und dann reinigen. Dafür stellt er auf manuellen Betrieb und bedient die Maschine mit Hebeln und Knöpfen auf dem Pult. Allein das Reinigen dauert eine halbe Stunde. Schnell denkt er an Gestern und weiß, dass heute, am Dienstag, eigentlich alles glatt gelaufen ist, was gestern nicht glatt gelaufen war. Damit ist er schon zufrieden. Er weist mit dem Daumen zur Steinformmaschine als der Werksleiter sich nach dem Stand der Dinge erkundigt und bemerkt:“ Zwar nicht volle Leistung aber es wird besser.“ Mit dem Lob des Leiters kann sich der junge Maschinist nun ehrlich auf seinen Feierabend um Zehn freuen.

 

Kann nicht mal jemand ein Statement zu meiner Story abgeben. Bin neu hier und würde gerne wissen, ob sie gut ist oder nicht!!!

 

Hallo Hobbyautor,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen auf Kg.de.

Du musst schon ein wenig Geduld haben und kannst nicht sofort nach dem Einstellen mit einem Kommentar rechnen.
Das nur vorne weg.

Aber nun zu deinem Text. Leider muss ich dir sagen, dass ich nach etwa einem Drittel abgebrochen und auch nur so lange durchgehalten habe, weil ich immer noch dachte: "Da muss doch endlich mal etwas passieren." Doch leider wurde ich enttäuscht. Falls noch später etwas Spannendes kommen sollte, hast du mich allerdings durch den Anfang als Leser verloren.
Außerdem habe ich mich mit dem Lesen des Textes sehr schwer getan. Zwei Beispielsätze möchte ich dir hier anführen:

Gerrit Helmer weiß sofort, was der meint: mit seinem Gabelstapler und den Gehwegsteinen.
Besserung ist nicht in Sicht, weiß er auch. Dunkelgraue, verwaschene Wolken ziehen am Himmel, mischen sich und bilden große hässliche Wolkengebilde.
Diese Sätze hören sich an, als hättest du sie einfach so runtergeschrieben, ohne dir Gedanken über den Lesefluss zu machen.
Das gleiche gilt auch hier:

Lächelnd muss er an seine Freundin Anita denken, die bei Lidl an der Kasse arbeitet und ihren Vergleich er ähnele dem Mann aus der Cortal Consors Werbung, der meint nur ein Karpfen habe das Gemüt nie an Geld denken zu müssen.
Dieses Satzgefüge musste ich mehrmals lesen, um es zu verstehen.

Sorry, aber mir hat der Text überhaupt nicht gefallen. Er plätschert zähflüssig vor sich hin, ohne dass etwas Spannendes geschieht. Einfach nur zu schildern, wie in einem Betonwerk gearbeitet wird, holt mich persönlich nicht hinter dem warmen Ofen hervor.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Hobbyautor

Und auch von mir ein Herzliches Willkommen auf dieser Seite!

Dieser Einstand ist leider misslungen. bambu hat den Hauptgrund dafür bereits genannt: Es passiert in dieser Geschichte überhaupt nichts, das den Leser interessieren könnte.

Wenn du auf Interesse bei den Lesern stossen willst, musst du bspw. einen Konflikt beschreiben. Einen Spannungsbogen aufbauen (geht auch sehr gut in dieser Rubrik). Oder den Leser zum Nachdenken bringen. Oder zum Lachen. Du musst ihn unterhalten, traurig machen, bestürzt, vielleicht sogar wütend. Du musst irgendeine Emotion in ihm auslösen, egal welche, damit der Text für ihn interessant wird - nur nicht Langeweile, und die ist hier leider vorherrschend.

Es passiert leider überhaupt nichts Relevantes in dieser Geschichte. Du beschreibst teilweise minutiös den Arbeitsablauf aus dem Betonwerk, aber warum sollte mich das interessieren? Warum sollte mich interessieren, wie das Wetter zu jedem Zeitpunkt dieses Tages war? Also ich will da nicht weiter darauf herumreiten, ich denke du siehst das Problem. Auch wenn die Rubrik "Alltag" lautet, kann man den auf interessante Art & Weise beschreiben - klick dich mal ein wenig durch die Texte hier, da sind viele gute Beispiele dabei.

So viel mal zum Inhalt. Nun zum Text selbst. Du musst vorsichtiger mit den Adjektiven umgehen. Häufig blähen sie den Text unnötig auf, bei dir kommt noch hinzu, dass sie oftmals unpassend sind. Überlege dir, was du erzählen möchtest, und im nächsten Schritt, welche Informationen dazu für den Leser relevant sind. Und alles andere lässt du weg.

Im Detail:

Zum Schichtbeginn um 14 Uhr nämlich, war das Wetter noch gut gewesen.

Das Komma gehört raus. Welchen Zweck erfüllt hier das Wort "nämlich"? Auch das Konstrukt "war ... gut gewesen" klingt holprig, lässt sich da nicht etwas Besseres finden?

bemerkt Gerrit und schielt lose aus der Halle 2 in den Himmel

Wie kann man "lose" schielen? Wie unterscheidet sich das von normalem Schielen? Soweit ich weiß, handelt es sich bei "Schielen" um einen Defekt der Augen ... ist das überhaupt das richtige Verb hier?

Inzwischen ist es 17:45 und es regnet nur noch fusselhaft.

Das ist so ein Mustersatz, der die Probleme des Textes sehr gut zusammenfasst. Die Zeitangabe und das Wetter spielt für den Leser überhaupt keine Rolle. Was genau meinst du mit "fusselhaft"?

Sie sind gelb vom vielen Rauchen, seine Zähne

Es ist eindeutig, dass sich das "sie" auf die Zähne bezieht, das muss nicht extra nochmal wiederholt werden.

„Das macht er sofort“, bemerkt Gerrit, weist auf seinen Kollegen mit dem Staplerschlüssel, ehe er durch seine nackenlangen gelockten Haare fährt.

Wieder so ein Beispiel von unnötigen Adjektiven. Nimm sie mal raus, sprich den Satz mit und ohne laut aus und überlege, was besser klingt.

verrichten die männliche Bürokräfte ihre diffenziele Arbeit.

diffizile Arbeit? Oder was meinst du hier?

Um sechs hatte er gewöhnlich Feierabend. Um kurz vor halb sieben ist er endlich in den wohlverdienten Feierabend und Gerrit stellt in Halle 1

Achte auf solche Wortwiederholungen und versuche, sie zu vermeiden, bspw. durch die Verwendung von Synonymen.

Das Geräusch geht los, dass die Bewohner des kleinen Ortes nahe Lüneburg, in nicht mal einen Kilometer Entfernung, hören können, wenn der Wind in ihre Richtung steht oder gar nicht da ist.

"..., das die Bewohner ..."
"... in nicht mal einem Kilometer ..."
"... wenn der Wind in ihre Richtung weht ..."

Das weiß Gerrit, weil er selbst dort wohnt.

Versuche solche Infos doch ein wenig aufzupeppen, so klingt das ein bisschen naiv.

Das ist ihr Arbeitsalltag; zwischen Lärm, Latzhosen und Kollegenwitzen.

Hier erahne ich, was du mit der Geschichte erzählen möchtest: Du möchtest ein Bild dieses Alltags geben. Dazu braucht es knackigere Dialoge, auch die Kollegenwitze vermisse ich.

Unser fleißiger Herr der Betonsteinmaschine geht um die Ecke, schaut zum Verzeichnis und dann auf seine Uhr.

Nee ... also so darfst du nicht schreiben. Sorry, aber das klingt wie die Stimme aus dem Off bei einer Kindersendung ...

Gut, um es hier abzubrechen: Es tut mir leid, dass die Kritik so niederschmetternd ist, besonders, weil es dein erster Text ist ... aber du willst ein ehrliches Feedback, und alles andere bringt dich nicht weiter.

Ich hoffe, ich konnte dir deutlich machen, woran es an dem Text krankt - vielleicht greifst du ja den einen oder anderen Vorschlag auf. Lass den Typen doch einen Konflikt mit seinem Chef austragen. Oder die Maschine kaputtgehen. Irgendwas, das auch die Leute unterhält, die mit Betonmischern nichts am Hut haben.
Und versuche unnötige Adjektive und überflüssige Teile im Text zu streichen. Du wirst sehen, dann kommt das auch gleich viel besser an.

Viel Erfolg & viele Grüsse.

 

Hallo,

danke für das Statement. In anderen Episonden kommt auch was vor, zB Maschinen-Störungen. Die sind jedoch etwas länger.
´Habe auch noch eine Gruselgeschichte, die demnächst kommt. Eigentlich
schreibe ich Romane, die dann aber 500-600 Seiten haben. Die sind auch
besser geschrieben lt. Schreibwerkstatt der VHS

 

In anderen Episonden kommt auch was vor, zB Maschinen-Störungen. Die sind jedoch etwas länger.
Diese anderen Episoden willst du uns doch nicht etwa vorenthalten, oder?

 

Ihr wollt nichts mehr von mir lesen. Dann lasse ich es lieber fürs erste und
hole mir Ratschläge zu spannendem Schreiben im November in einem
Wochenend-Lehrgang für "Spannungsaufbau in Geschichten und Romanen."
Wenn der Dozent meint, mein Stil ist allgemein unbrauchbar und doof, schreibe ich wirklich nicht mehr. Der ist studierter Germanistiker.

 

Hey,

nicht beleidigt abhauen! Du hast hier gerade mal zwei Geschichten gepostet - und das waren nun mal keine Glanzstücke.

Aber deshalb gleich aufgeben und nicht mehr an den Geschichten arbeiten - das ist unfair gegenüber den Kritikern, die sich damit auseinandergesetzt haben.

penny

 

Hallo,

danke für deine aufbauenden Worte. Klar, ich muss Kritik abkönnen. Hätte aber nicht gedacht, dass sie gleich derart "niederschmetternd" ist, zumal ein Kurzkrimi von mir, ist aber etwas länger her, in der Fernsehzeitschrift "Funk Uhr" veröffentlicht wurde. Keine Frage, in der Betonwerk-Geschichte passiert nichts und mit schlechter Kritik müssen sowohl Starter bei DSDS als auch Regisseure umgehen können. Hoffe, dass ich bei meiner dritten Geschichte etwas besser weg komme. Sie ist mehr fantastisch angehaucht. Versuche alle Ratschläge zu beherzigen und etwas Spannendes draus zu machen. Vielleicht liegt mir das mehr, als Alltag im Betonwerk oder Hardboiled Blut des Blutes willen. War ein Versuch.

 

Wenn der Dozent meint, mein Stil ist allgemein unbrauchbar und doof, schreibe ich wirklich nicht mehr. Der ist studierter Germanistiker.
Man muss mal unterscheiden, wer sowas sagt.
Wenn jemand ein Seminar gibt und von irgendjemand dafür bezahlt wird, dann möchte der natürlich, dass seine Schüler mit einem guten Gefühl da raus gehen. Damit sie sich vielleicht auch für Folgekurse anmelden. Oder einfach weil man einen pädagogischen Auftrag hat.
Genau so wird es deiner Tante gehen oder Freunden, niemand verägert einen netten Kerl oder Verwandten gerne.

Hier im Forum sind auch viele "studierte Germanistiker" im übrigen. So selten sind die ja wahrlich nicht. :)

 

Hy,
außer meiner Tante, interessiert sich keiner wirklich für Bücher, darum stehe ich mit meiner Schreibwut so gut wie allein da. Ich bin für jeden Rat offen, nur hab ich solch derbe Kritik nicht erwartet, weil ich eben schon mal einen Kurzkrimi veröffentlicht habe. Grundsätzlich möchte ich gerne wissen, ob es am Stil selbst hapert oder nur daran, dass die Geschichten "langweilig" sind. An der Langeweile kann man ja was ändern und es nächstes Mal besser machen. Wenn aber der Stil an sich unbrauchbar oder eben zu blumig wirkt, ist das Handwerkszeug nicht vorhanden. Und ich schreibe wirklich sehr gerne.

 

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