Germanien 2007
Ein normaler Tag im Jahr 2007
Es war ein warmer Tag und die Sonne stand hoch am Himmel. Wie jeden Freitag waren die Frauen am Fluss und wuschen die Wäsche in den Fluten der Donau die hier gemächlich an der Schotterbank in Ostbawarien ihre Bahn zog.
Unweit des Flusses arbeiteten die Männer auf den fruchtbaren Feldern dieser Gegend.Das Dorf war in der Ferne von den tiefen, dunklen Wäldern Germaniens umringt und einige der Männer waren damit beschäftigt Bäume zu schlagen um im nächsten Winter genügend Brennholz zu haben. Die Kinder spielten an den Hütten oder hüteten das Vieh auf der Weide.
Es war eine einfache Gesellschaft von Bauern, die in aus Stein gemauerten, mit Holzdächern bedeckten Hütten lebten.
Ihr auskommen fanden sie durch den Anbau von verschiedenen Kornarten und die Zucht von Kräutern. Ein einträglicher Nebenverdienst war der Handel mit Geschirr, dass sie mit meisterlicher Hand aus dem in dieser Gegend überall zu findenden Ton brannten.
Es war ein einfaches, aber erträgliches Leben da diese bawarischen Bauern nicht von einem König oder anderem Monarchen unterdrückt wurden an den sie Steuern ableisten mussten.
Dieses Idyll wurde jäh von den Schreien einger Kinder zerrissen, die von wild aussehenden Reitern von den Weiden gejagt wurden.
Chaos brach im zuvor ruhigen Dorf aus. Die zuhilfe eilenden Männer versuchten mit ihren Äxten und Schwertern diese Monster auf Pferden zu vertreiben, hatten nicht die geringste Chance.
Die Gegener feuerten mit unglaublicher Präzision im vollen Galopp ihre Pfeile auf die Bauern.
Sie waren schrecklich anzuschauen. Von Reisenden hatten die Bauern bereits von diesen brutalen Monstern gehört. Der Kopf wie ein unförmiger Klumpen, die Augen seien nur kleine schwarze Punkte die tief in schlitzförmigen Höhlen liegen. Ihre Haare waren alle schwarz und anstelle einer Sprache, stießen sie nur unverständliches Geplapper und Mark erschütternde Schreie aus. Es waren die Hunnen.
So schnell wie sie aus den Wäldern gekommen waren, verschwanden sie auch wieder und hinterließen Zerstörung und Leid.
Die Frauen hatten sich am Fluss in der Uferböschung versteckt und als alles wieder ruhig war, krochen sie aus dem Schutz des Ufers und gingen zu ihrem Dorf.
Der Anblick bot ein Bild des Grauens. Ihre Männer und Kinder, Junge und Alte lagen von Pfeilen durchbohrt auf der Erde.
Die Hütten waren zerstört und brannten und das Vieh war fort. Ihre so hart erarbeiteten Wintervoräte hatten die Hunnen ebenfalls entdeckt und gestohlen.
So geschah es täglich in ganz Europa seit fast 1500 Jahren. Jeder wusste um das gewaltige Königreich der Hunnen im Osten, das sich nahm was immer es brauchte und die Bauern in Europa seit ewigen Zeiten quälte. Das schreckliche Reitervolk, welches auch jetzt noch im Jahre des Herrn 2007 die Menschen in Germanien ebenso wie in China knechtete und jegliche Hoffnung auf ein Leben in Wohlstand nahm.
Die Frauen des Dorfes nahmen alles an sich was sie an brauchbarem finden konnten und machten sich auf den Weg in Richtung Süden wo sie mit viel Glück von einer anderen Dorfgemeinschaft aufgenommen werden würden.
434 nach Christus
Die Hunnen waren eine asiatische Volksgruppe, die seit dem 4. und 5. Jahrhundert von der Kaspischen Steppe aus in den Westen vordrangen. Es war eine nomadisch lebende Volksgruppe, deren Krieger auf kleinen Pferden bis zu 80 Kilometern am Tag zurücklegen konnten. Sie benutzten im Gegensatz zu den Römern bereits Steigbügel um schneller und sicherer zu reiten. Ihre Ausrüstung bestand aus stabilen Schuppenpanzern, einem geraden Reitschwert und den berühmten Kompositbögen mit flexiblen Pfeilen.
Mit diesen schnellen Truppen beherrschte der Hunnenkönig Attila, der von den Germanen Etzel genannt wurde, ein Königreich, das vom Kaukasus bist zum Oberrhein reichte. Das Zentrum des Hunnenreiches lag in der ungarischen Tiefebene wo sich König Attila einen Königspalast errichten lies.
Von dort aus brachen die Hunnen plündernd und mordend zu ihren Raubzügen auf. Ganz Europa wurde zu ihrer „Spielwiese“ und ganze Volksstämme wurden von ihnen unterworfen, sogar bis nach Gallien führten sie ihre Beutezüge. Auf ihren Wanderungen nahmen sie mehr und mehr die Eigenheiten der von ihnen absorbierten Völker an. Sie waren eindeutig Asiaten, doch schon bevor sie nach Europa kamen, war ihre kulturelle Identität nicht festzulegen. Übereinstimmend werden sie jedoch als kraftvolle, angriffslustige Nomaden mit relativ niedrigem kulturellem Niveau, jedoch hoch entwickelter Technik der Kriegsführung beschrieben.
Bereits im Jahre 375 hatten die Hunnen die Gebiete der Ostgoten westlich der Wolga erobert und unterwarfen nun die germanischen Stämme in Südeuropa. Diese ständigen Angriffe der Hunnen hatten unter den Germanen eine Fluchtbewegung ausgelöst, die später als die „Völkerwanderung“ bekannt werden sollte. Zur Jahrhundertwende waren sie bereits bis an die Donau vorgestoßen, zu dieser Zeit war ihr Anführer noch König Bleda und Attila nur sein Stellvertreter. Dieser wurde allerdings von seinem gewalttätigen Bruder Attila getötet und dieser erhob sich zum König aller Hunnen.
Er unternahm Vorstöße nach Byzanz, nach Gallien und nach Italien. 447 zogen seine Krieger durch Illyrien und verwüsteten das gesamte Gebiet zwischen Schwarzen Meer und Mittelmeer. Zu einer normalen Praktik der Hunnen gehörte es, die Unterworfenen zum Dienst in ihren Truppen zu zwingen, so wuchsen die Armeen immer weiter. Er bezwang Kaiser Theodosius II. von Byzanz. Konstantinopel wurde nur durch die Tatsache gerettet, dass die Krieger der Hunnen aus Reitertruppen bestanden, die nicht für eine Belagerung ausgestattet waren. Dennoch musste Theodosius II. große Teile seines Reiches an Attila abtreten und jährlich Tribut leisten.
Als Verbündeter des Königs Gaiserich von den Wandalen fiel er 451 in Gallien ein, wo er auf die Truppen des römischen Feldherren Flavius Aetius traf. Auf den Katalaunischen Feldern wurden die Hunnen von den Römern und Westgoten besiegt und zogen sich wieder in das Zentrum ihres Reiches in die Theißebene zurück, genau zwischen dem Oströmischen- und dem Weströmischen Reich wo sie den gesamten Handel leicht kontrollieren konnten. Allerdings fielen sie auf dem Weg dorthin noch in Italien ein, wo sie die Städte Aquileia, Mailand, Padua plünderte und sich dann anschickten, gegen Rom zu ziehen. Papst Leo I. traf sich mit Attila und vermittelte zwischen den Hunnen und den Römern, worauf sich Attila endgültig zurückzog. Seine Truppen waren ohnehin durch die Pest stark geschwächt. Bemerkenswert ist, dass der vertriebene Stamm der Veneter und einige Bewohner von Padua, sich im nordöstlichen Italien auf den Inseln und Sumpfgebieten ansiedelte und einen neuen Staat bildeten, aus dem später die Republik Venedig wurde.
Nach Attilas plötzlichen Tod im Jahre 453 verschwanden die Hunnen so schnell von der Bildfläche Europas wie sie gekommen waren. Die restlichen Hunnen zogen sich in das Gebiet des heutigen Südrusslands zurück, wo sie in den verschiedenen dort ansässigen Stämmen aufgingen.
Hätte Attila vor seinem Tod einen Nachfolger bestimmt, währe das Hunnenreich nicht zerbrochen und die Hunnen hätten ein stabiles Reich in Europa etabliert. Die folgen währen gewesen, dass sich keine andere starke Macht mehr in Europa gebildet hätte. Die Hunnen hätten als Nomaden ihre Beutezüge durch ganz Europa weitergeführt und vielleicht würden auch heute noch Hunnen ihre Viehherden durch Europa treiben.