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Gerettet und verraten

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30.04.2003
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Gerettet und verraten

Es war ein regnerischer Tag.

Die Menschen um Michael Ross schienen wie schwarze Schatten, die lautlos an ihm vorüber glitten.

Er stand um Mitternacht auf einem kleinen Bahnhof in der Nähe von Auschwitz, lief nervös umher und war den Tränen nahe.

Fledermäuse zischten von einer Seite zur anderen, ihm wurde es immer unheimlicher.

Michael war Jude.
Juden war es nicht erlaubt öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. All jene Dinge, die sie dringend benötigten und die Spaß machten, waren ihnen verboten.
Sie wurden von der Gestapo verfolgt.
Auch Michael.

„Alles einsteigen!“
Die Trillerpfeife des Schaffners schallte durch die Nacht.
Die Stille wurde durchbrochen.

Doch Michael wartete, starrte weiter ins Leere und murmelte vor sich hin:
„Sie sind hinter mir her! Sie werden kommen!“

die Tür sprang auf und ein Deutscher betrat den Bahnhof.
Mit schnellen zügigen Schritten kam er auf ihn zu.

„Oh nein! Hilfe!“
Vor Schreck rutschte Michael aus. Er fiel auf die blanken Gleise.

Michael hatte ihn sofort erkannt.
Sebastian Schwarz war ein typischer Nationalsozialist mit Uniform, blauen Augen und blonden Haaren.
Er sah mit seinen muskulösen Armen richtig furchterregend aus.

Es zischte durch die Stille Nacht. Die Dampflok setzte sich in Bewegung. Sie rollte geradewegs auf Michael zu.
Er versuchte aufzustehen, doch er rutschte erneut auf den nassen Gleisen aus.
Verloren wand er sich auf dem Boden.
Die Dampflok kam näher.
Er schien verloren...
Im letzten Moment packte eine Hand Michael am Kragen.
Er wurde von Sebastian auf den sicheren Boden gezogen.

Michael fehlten die Worte. Er stand unter Schock.
Nach einer Weile fragte er:
„Warum hast du mir geholfen? Warum? Ich kann das nicht verstehen!“
Anstatt zu antworten, sagte Sebastian nur:
„Nimm dich in Acht!“ und verschwand in der Dunkelheit.

Michael wurde bleich im Gesicht. Was hatte Sebastian nur gemeint?

Zeit verging bis der nächste Zug kam. Diesmal stieg er ein.
Er fühlte sich in Sicherheit

Die Dampflok fuhr langsam an, wurde immer schneller.
Er blickte noch einmal zurück. Gerade noch rechtzeitig, um das Haus des Schaffners zu sehen, in dem Sebastian Schwarz stand.
„Das kann doch nicht wahr sein!“, stieß Michael erschrocken hervor.
Sebastian hielt einen Telefonhörer in der Hand.

 

Hallo crazysun!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Gespielte Freundlichkeit des Schaffners, um den Protagonisten zu verraten - und dessen Gutgläubigkeit, sind die Elemente, die Du in Deiner Geschichte hervorbringen willst.

Warum Du dafür die Judenverfolgung benutzt, ist mir nicht ganz ersichtlich, da es in der heutigen Gesellschaft ebensolche Beispiele gibt. Denke an Schwarzarbeiter, an Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Drogendealer - und den hinterhältigen Nachbarn, der vielleicht die Wohnung nebenan ganz gut gebrauchen könnte...
Durch die Wahl Deines Hintergrundes wirkt die Geschichte auf mich beinahe wie eine Hausaufgabe für die Schule, zum Thema Nazis...

Dessen ungeachtet finde ich die Beschreibung an sich ganz gut, aber auch daß die Geschichte noch ausbaufähig ist. Es fehlt ein bisschen der Tiefgang und außerdem finde ich das Ende zu offen. Denn so ist ja gar nicht gesagt, daß der Schaffner wegen dem Protagonisten/Juden anruft. Vielleicht hat er nur seine Frau angerufen und ihr erzählt, daß er früher von der Arbeit nach Hause kommt, und der Protagonist fürchtet sich die ganze Zeit und wundert sich, als er an seinem Ziel aussteigt, daß er nun doch nicht verhaftet worden ist ... Dann könnte man der Geschichte gleichfalls eine ganz andere Bedeutung geben, wenn man wollte... - die sie aber sicher nicht haben sollte. Daher würde ich das Ende festschreiben und nicht dem Kopf des Lesers überlassen.

Was optisch ein bisschen stört, ist, daß Du für jeden Satz eine neue Zeile beginnst. Versuch vielleicht, das Ganze in sinnvolle Absätze zusammenzufassen/aufzuteilen. ;)

Deine Erklärung (von "Juden war es nicht erlaubt ..." bis "... von der Gestapo verfolgt") machen den Eindruck auf mich, als hättest Du die Geschichte mehr für größere Kinder bzw. jüngere Jungendliche als für Erwachsene geschrieben. Sollte dem so sein, würde ich ebenfalls sehr empfehlen, den Schluß noch näher auszuführen.

Nur ein paar Kleinigkeiten, die mir sonst noch aufgefallen sind:

"Juden war es nicht erlaubt öffentliche Verkehrsmittel ..."
- Beistrich (Komma) nach "erlaubt,"

"Alles einsteigen!"
- wenn Du es korrekt schreiben willst, hieße es "Alle einsteigen" (ohne s), aber wenn Du es als umgangsprachlich beibehalten willst, ist es auch ok.

"die Tür sprang auf und ein Deutscher ..."
- Die Tür

"Mit schnellen zügigen Schritten"
- schnell und zügig sagt eigentlich dasselbe aus, daher kannst Du eins davon streichen

"Es zischte durch die Stille Nacht."
- Wenns nicht grad Weihnachten war, dann gehört es klein: stille Nacht

""Nimm dich in Acht!" und verschwand
- Ach!", und

"Zeit verging bis der nächste Zug kam."
- "Zeit" alleine sagt nicht viel aus


Alles liebe,
Susi

 

Erst einmal: Vielen, vielen Dank für deine Kritik.
Ich bin noch jung und habe deswegen noch nicht all zu viel Erfahrung und freue mich deshalb über alle Verbesserungsvorschläge!

Durch die Wahl Deines Hintergrundes wirkt die Geschichte auf mich beinahe wie eine Hausaufgabe für die Schule, zum Thema Nazis...

Du liegst fast richtig. Ich nahm an einem Schreibworkshop teil (zum Thema Nazis).

Deine Tipps helfen mir wirklich weiter!
Danke!

Susanne

 

Wäre aber fein, wenn Du die Fehler auch hier korrigieren würdest - für die nächsten Leser. ;)

Alles liebe,
Susi

 

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