Mitglied
- Beitritt
- 21.03.2008
- Beiträge
- 7
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Gerechtigkeit
Pete stapfte durch den dichtbewachsenen Wald, die große Axt auf seine Schulter gelegt. Seit langem, hatte Pete mal wieder einen freien Tag. Die letzten Tage auf der Arbeit waren wirklich sehr stressig und als wäre das noch nicht genug, meinte sein Chef auch noch, ihm noch mehr zusätzliche Arbeit, als er sowieso schon hatte, aufzuhalsen. Doch Heute war sein Tag. Alle Arbeit war erledigt, selbst die die ihm sein nerviger Chef als Heimarbeit für Wochenende mitgegeben hatte. Jetzt war erstmal Zeit für Entspannung, doch zuvor musste er sich um die angestaute Wut kümmern, die er seinem Chef zu verdanken hatte.
Pete wanderte tiefer in den Wald hinein, der noch vor einem Jahr seiner Großmutter gehört hatte. Nach ihrem Tod hatte Pete das kleine Stück Wald geerbt. Die Beiden hegten zwar kein gutes Verhältnis zueinander, doch immerhin war er ihr einziger Enkel, was die Auswahl an Erben natürlich stark einschränkte. In der Familie galt die alte Lady als verschrobener Sonderling. Sie verbrachte die meiste Zeit im Wald auf der Suche nach Kräutern für ihre heilenden Tränke, die sie an andere skurrile und abergläubische Menschen verkaufte. Pete glaubte nicht an solche Naturheilkunde und verließ sich lieber auf neuzeitliche Mittel aus der Apotheke.
Es dauerte eine Weile bis er den richtigen Platz für sein Vorhaben fand. Es war ein wenig abgeschiedener und ruhig hier. Zwischen zwei großen Buchen, stand noch ein junger kleinerer Verstreter dieser Gattung. Sein Stamm war grade mal so dick wie ein Oberschenkel und schien damit ausreichend für Pete.
Er packte die geschulterte Axt mit beiden Händen, zielte mit der Schneide auf den Baumstamm und brachte seine Beine in einen festen Stand. Mit kräftigen Hieben schlug er auf das massive Holz. Erst mit normaler Kraft, doch mit jedem weiteren Schlag sprudelte mehr Wut aus ihm heraus. Der Baum nahm die Gestalt seines Chefs an, auf den er nun unweigerlich mit der Axt einschlug. Die ersten Treffer trennten den Arm des Mannes vom restlichen Körper. Sein Chef schrie vor Schmerz, flehte ihn an damit aufzuhören, doch Petes Raserei nahm kein Ende. Er schlug immer weiter auf diesen Typen ein. Die nächsten Hiebe trafen in die Seite des Mannes, Rippen barsten, Blut spritzte aus großen Fontänen, aus dem Schreien wurde ein Gurgeln, als das Blut in die Lunge sickerte. Der flehende Blick traf auf Ignoranz, die Axt zerschlug ihm nun die Wirbelsäule und mit einem lauten krächzen und knacken fiel der Oberkörper seitlich zu Boden. Dass hatte er verdient, für all die stressigen Tage, die er ihm in der letzten Zeit bereitet hatte.
Tiere wurden aufgescheucht, als die Baumkrone wuchtig zu Boden fiel. Petes Blick normalisierte sich wieder. Er war schweißgebadet und erschöpft, aber auch zufrieden mit sich selbst. Sein Blut wurde durchströmt von Testosteron und Adrenalin. Jeglicher Stress und Ärger waren vergessen. er ließ sich zu Boden sinken, die Axt in der Hand haltend genoss er den Augenblick.
Minutenlang war es totenstill.
…
Dann, Schritte. Langsame, beinahe bedächtige Schritte die auf ihn zukamen. Pete drehte sich den herankommenden Füßen entgegen. Womit er auch gerechnet hatte, das was er nun sah, war es bei weitem nicht gewesen. Eine nackte, hübsche Frau kam auf schier endlos langen Beinen, bedächtig auf ihn zu. Mit jedem Schritt wogte ihre einladende Hüfte hin und her. Ihr kastanienbraunes Haar fiel in groben Locken über ihre Schultern und bedeckte ihre wohlgeformten Brüste. Der Blick war sinnlich und verzauberte Pete von Anfang an. Durch seinen erhöhten Testosteron Gehalt und seiner durch die Anstrengung noch geschwellte Brust, hatte er genug Mut um auf die nackte Schönheit zuzugehen.
Er war kurz davor sie berühren zu können, doch sie war schneller. Sie drückte sanft ihren Zeigefinger auf seine Brust. Er wollte etwas sagen, wieder war sie schneller: „Deine Oma wäre bestimmt ziemlich enttäuscht von dir!“
Dieser Satz ließ ihn ein zurückschrecken. Sie kannte seine Oma? Sie kannte ihn? Er wurde stutzig. „Wer bist du?“
Erneut berührte sie ihn, diesmal an der Hand. Haut berührte Haut, ihre seidigen finger strichen kühl und sanft über seine Fingerknöchel und bahnten sich ihren Weg zu der Axt die er noch immer fest umschlossen hielt. Ihre Finger schlossen sich um seinen harten Griff.
Mit süßlicher Stimme sagte sie: „Ich bin die Hüterin dieses Waldes. Eine Elfe wenn du so willst. Deine Großmutter war eine gute Freundin, umso trauriger ist, was nun geschehen wird.“
Ihr Blick war noch immer derselbe wie zu Beginn, sinnlich und mitfühlend. Pete konnte seinen Bick nicht von ihr lösen, selbst nicht als er dieses Kribbeln an seiner Hand spürte. Selbst als das Kribbeln stärker wurde und seinen Arm hinaufkroch, ließ ihre hypnotische Wirkung kein bisschen nach.
Dann dieses Stechen, erst eins, dann ein zweites und schließlich dutzende. Erst jetzt konnte er seinen Blick lösen. Er sah seinen Arm hinab. Ein tiefer Schrecken durchlief seinen Körper und ein panischer Schrei entsprang seiner Kehle.
Keime sprossen aus dem hölzernen Griff der Axt und hatten sich um seine Finger geschlungen. Sie wuchsen seinen Arm hinauf und kleinere Wurzeln bohrten sich in seine Haut auf der Suche nach Wasser. Das Blut hinterließ eine rötliche Färbung auf dem Holz. Er versuchte das Gestrüpp von seinem Arm zu streifen doch es war bereits zu spät, die Wurzeln waren bereit zu tief in ihn eingedrungen. Er warf sich auf den Boden rollte sich hin und her, in der Hoffnung die Pflanze würde von ihm ablassen. Doch die Pflanze krallte sich in den Waldboden und fixierte den panisch zappelnden Pete. Sein Arm war inzwischen völlig vertrocknet und dürr. Die Ranken ergriffen nun auch Besitz von seinem restlichen Körper. Aus Ranken wurden Zweige, aus Zweigen wurden Äste und aus den Ästen bildete sich ein Stamm, der Pete fast vollständig in sich einschloss. Petes Schreien wurde vom lauten Knacken, seiner brechenden Knochen, unterbrochen und machte daraus ein winselndes Gurgeln, als sich sein Blut die Kehle hinauf schob.
Die Frau legte dem Mann ihre sanfte Hand auf die Wange, Ihr erbarmungslos mitfühlender Blick, hatte selbst jetzt noch eine gewisse Wirkung auf ihn. Doch seine Schmerzen waren einfach zu größer.
„Auge um Auge, Baum um Baum!“
Der Baumstamm schloss sich nun vollends um seinen Körper, das Gurgeln und Knacken wurde zu einem Stumpfen Ton, bis es komplett verstummte.
Die nackte Frau ließ sich zu Boden sinken und genoss die eintretende Stille.