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Geplänkel vom Thema sinnlos

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24.04.2003
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Geplänkel vom Thema sinnlos

"Beim nächsten mal klappt es bestimmt besser.", lächelte sie ihn an.
Er fühlte sich beim Anblick ihrer übertrieben gekünstelten Mimik unwillkürlich an ein lebensgroßes Smilie erinnert.
Vermutlich hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie irgendeinen Satz gesagt, den sie auch nur annähernd ernst gemeint hätte, was seiner Meinung nach im Grunde genommen nicht anders war, als bei den meisten anderen Menschen auch.
Der Unterschied lag allerdings darin, dass Claudia es auf geradezu meisterhafte Art und Weise verstand, ihrem Gegenüber diese Tatsache völlig unverhohlen auf dem Silbertablett zu servieren.
Er hatte sich schon mehr als oft gefragt, ob sie das aus purer Absicht machte, doch vermutlich war sie einfach bloß eine schlechte Lügnerin, und so hatte wohl selbst das > Ja, ich will! < auf ihrer Hochzeit vor zehn Jahren wie ein Wahlversprechen geklungen.
Eigentlich konnte es ihm ja auch egal sein. Er sah sie zweimal die Woche, jeweils für eine Stunde.
Zwischen Knabberkram und aus dem Henkelmann angeheiterten Fruchtcocktails bemühten sich die beiden um die Erzwingung einer zumindest halbwegs funktionierenden Konversation, dann gab sie ihm zum Abschied zwei Küsse auf die Wangen und wünschte noch alles gute für die nächsten Tage, ehe sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit in der Schneiderei machte.
"Sicher, das nächste mal wird´s hinhauen.", entgegnete er in einem Tonfall, der ihn selbst als unprofessionellen Lügner zu entlarven schien.
"Natürlich wird es das. Du musst nur daran glauben. Der Glaube macht uns schließlich zu dem was wir sind."
> Ach ja, was sind wir denn? Zwei leicht angetrunkene möchtegern Individuen, die mit ihrem Leben nicht zurecht kommen und zur besten Zeit des tages in einem muffigen Zimmer sitzen und Salzbrezeln in sich hineinstopfen. >, fügte er in Gedanken hinzu.
Vielleicht sollte er das laut aussprechen?
Friedrich versuchte sich vorzustellen, wie sie darauf reagieren würde. Vermutlich stünde sie empört auf, würde ihre kitschige Handtasche unbeholfen an sich reißen und ihn fragen, wie er bloß einen solchen Unfug von sich geben könne. Anschließend wäre sie schneller durch die Tür verschwunden als gute Vorsätze zu Silvester dem Gedächtnis entwichen.
Möglicherweise nicht das Schlechteste.
Er hätte seinen Rollstuhl bei den Rädern packen, und sich endlich mal wieder unter richtigen Menschen sehen lassen sollen. Weg von diesen ganzen Zombies aus der Selbsthilfegruppe, die sich gegenseitig bedauerten, auf niedrigstes Selbstmitleidniveau begaben und dabei ständig auf ihr lachhaft biblisches ´Glaube versetzt Berge` Motto beriefen, die reale Umwelt scheinbar hoffnungslos ignorierend.
In Wahrheit hingen ihm diese ganzen Heuchler schon seit Jahren zum Hals raus. Er sollte das machen, was er schon früher, vor seinem Unfall gemacht hatte. Sich unter das Volk mischen, bei den wahren Bewohnern dieser Erde sein, und nicht in einem Gefängnis wie diesem verweilen.
"Die Zeit ist leider mal wieder abgelaufen. Geht immer viel zu schnell, findest du nicht?", spulte sie eine ihrer unzähligen Standardphrasen ab.
"Wir sehen uns ja aber nächste Woche wieder Friederich.", ergänzte sie überflüssiger Weise noch rasch.
Er hasste es, wie sie seinem Namen ein zusätzliches ´e` aufzwang. Er hieß Friedrich und nicht Friederich. Diese Schlampe konnte, oder wollte sich das einfach nicht merken.
Eine unbeschreibbare Wut stieg in ihm auf. Eine Emotion die auf natürlicher Ebene einem mittleren Vulkanausbruch gleichzusetzen war, durchflutete in herrlicher Intensität seinen Geist.
So gut hatte er sich schon seit langem nicht mehr gefühlt.
Ganze fünf Jahre, um genau zu sein. Der Tag an dem er in die gnadenlose Umarmung des Schicksals geraten war. Der alte Passat war von der regennassen Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Die Frau neben ihm, die ihn freundlicherweise als Anhalter mitgenommen hatte, war auf der Stelle tot gewesen. Er hatte sich für diesen Vorfall immer die Schuld gegeben.
"Nein, werden wir nicht. Ich habe die Schnauze nämlich voll von euch allen und eurem Gelabere!"
Er war über die Tatsache diesen Satz von sich gegeben zu haben, offensichtlich für den Moment noch mehr überrascht als Claudia.
"Das glaube ich jetzt nicht!" - Zum wahrscheinlich ersten mal in ihrem Leben war sie vollkommen ehrlich gewesen, und so starb sie in reinem Gewissen.
Das noch halbgefüllte Glas zersprang unter der Wucht des auf ihm einschlagenden Schädels. Dunkelrotes Blut, vermischt mit dem hellen Grün des Kiwisaftes lief in an Sauce Hollandaise erinnernder Gestalt die Tischkante herunter und bildete eine große, bizzar anmutende Lache auf dem ansonsten farblosen Teppich.
Er rollte auf einen der Hinterausgänge zu.
"Wir können ihrem Antrag nicht stattgeben.", murmelte er dabei leise. "Sie sind noch lange nicht genesen. Ganz ehrlich gesagt, ich glaube nicht dass sie hier jemals wieder herauskommen werden." Er musste der Versuchung widerstehen seinem den Klinikleiter nachäffenden Spott allzu lautstark Ausdruck zu verleihen. Schließlich durften sie ihn nicht dabei erwischen, wie er versuchte durch den Lieferanteneingang in die Freiheit zu gelangen, um endlich wieder seinem Hobby fröhnen zu können.
Endlich wieder morden. Wenn auch nie wieder in einem fahrenden Wagen, schwor er sich.

 

Buon Giorno, Cerberus81
Diesmal isses Horror.:baddevil:

Die Geschichte ist fabelhaft formuliert, und hat ne Menge herzerwärmender Sätze : »Zwischen Knabberkram und aus dem Henkelmann angeheiterten Fruchtcocktails bemühten sich die beiden um die Erzwingung einer zumindest halbwegs funktionierenden Konversation, dann gab sie ihm zum Abschied zwei Küsse auf die Wangen und wünschte noch alles gute für die nächsten Tage, ehe sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit in der Schneiderei machte.«

Zum Beispiel....


Zitat: »Das noch halbgefüllte Glas zersprang unter der Wucht des auf ihm einschlagenden Schädels«
Du meinst, dass das Glas auf den Schädel trifft, oder? Klingt irgendwie andersrum. Würd ich ändern.
Einige fehlende Kommata....schau mal.
Der Titel ist....na...ich grübel noch.:D

Übrigens: starke Pointe – raffiniert genug, um die Geschichte vollständig zu tragen.


Fein Fein!


Onkel Jack

 

Guten Tag


Erstmal danke für die Kritik. Das mit dem Glas sollte man sich eigentlich so vorstellen, als dass der Protagonist Claudia am Kopf packt und ihn ihr auf den Tisch schlägt.
Ist wohl nicht so rübergekommen. :rolleyes:

Ach ja....was den Titel angeht......ich war müde und brauchte Schlaf, anders kann ich mir den mittlerweile selbst nicht mehr erklären. Kannst also ruhig frei heraussagen, dass er Kacke ist :D


Erlesene Grüße

Cerberus

 

entgegnete er in einem Tonfall, der ihn selbst als unprofessionellen Lügner zu entlarven schien.
Unschöne Windelweich-Formulierung. Wieso nur "schien"?

"Sicher, das nächste mal wird´s hinhauen."
Was eigentlich?

Ach ja, was sind wir denn? Zwei leicht angetrunkene möchtegern Individuen
Wieso kann/darf man sich da betrinken?

Er hätte seinen Rollstuhl bei den Rädern packen(,) und sich endlich (mal) wieder unter richtigen Menschen sehen lassen sollen
Wie das, wenn er doch interniert ist?
Vielleicht wäre die Konstruktion "er sollte" anstelle von "er hätte sollen" glücklicher. Auch, was den Lesefluß angeht.

Das noch halbgefüllte Glas zersprang unter der Wucht des auf ihm einschlagenden Schädels
Nein, es wird nicht im Geringsten klar, was da eigentlich passiert.
Ich habe ohnehin noch das Problem, wie ein Rollstuhlfahrer eine gesunde ausgewachsene Frau so überwältigen kann.
Und wo sind die Pfleger/Aufseher? Wo die Sicherheitsmaßnahmen?

Dunkelrotes Blut, vermischt mit dem hellen Grün des Kiwisaftes lief in an Sauce Hollandaise erinnernder Gestalt
Diese Sauce ist aber gelb.

um endlich wieder seinem Hobby fröhnen zu können. Endlich wieder morden.
Gott, wie trivial! Das zieht das Niveau der ganzen Geschichte in den Keller.

Also diese Geschichte ist irgendwie provisorisch zusammenkonstruiert.

Was ich gut fand, war, daß er tatsächlich selbst schuld an seinem gelähmten Schicksal war. (Fahrer des Wagens umbringen, ts ts...)

r

 

"Sicher, das nächste mal wird´s hinhauen."

Was eigentlich?

Ich glaube, das bezieht sich auf den Antrag, die Klinik verlassen zu dürfen, der am Ende ja erwähnt wird.

Es ist die GESTALT, also die Form, nicht die Fabre der Sauce. Das Bild ist mE tortzdem nicht so gelungen, weil Sauce Hollandaise doch eigentlich nicht unbedingt eine besodners prägnante Runterlauf - Form hat, doer?

Nach der neuen Rechtschreibung muss vor UND nie ein Komma, wenn man nicht möchte.
Dennoch noch einige weiter Kommafehler. zb:
"Eine Emotion KOMMA die auf natürlicher Ebene einem mittleren Vulkanausbruch gleichzusetzen war, durchflutete in herrlicher Intensität seinen Geist."

"Der Tag KOMMA an dem er in die gnadenlose Umarmung des Schicksals geraten war."

"Ganz ehrlich gesagt, ich glaube nicht KOMMA dass sie hier jemals wieder herauskommen werden." Er musste der Versuchung widerstehen KOMMA seinem den Klinikleiter nachäffenden Spott allzu lautstark Ausdruck zu verleihen."

Oder Grammatik:
" den sie auch nur annähernd ernst gemeint hätte"
Wieso Konjunktiv?

"wie sie darauf reagieren würde. Vermutlich stünde sie empört auf, würde ihre kitschige Handtasche unbeholfen an sich reißen und ihn fragen, wie er bloß einen solchen Unfug von sich geben könne."
Diese Konjunktive besser nocheinmal bearbeiten.

Auch noch:
"die reale Umwelt scheinbar hoffnungslos ignorierend."
Wieso wieder nur scheinbar?

Im übrigen muss ich Relysium leider durchgehend und nachdrücklich zustimmen...
Vor allem das wirklich sehr flache Ende. Man denke an 'Jahr der Behinderten'- Irre als Mörder sind meiner Meinung nach als 'flach behandeltes' Thema nicht nur ziemlich alt und abgestanden und langweilig, sondern auch politisch nicht korrekt.
Hiermit verweise ich auf meine 'Die Irren - Häschen in der Grube' - Geschichte, die vielleicht nicht allzu gelungen ist (und ziemlich verrissen teilweise), das Thema aber aus einer reflektierteren, unkonventionelleren und moderneren Perspektive behandelt.

Die Pointe ist zwar in diesem Kontext ein Behindertenwitz, aber wirklich lustig.

Nichts für ungut. Leben ist Lernen.
All-Apologies

 

Hallo Cerberus,

die Geschichte war ganz nett, aber überzeugt hat sie mich nicht gerade.

Deinen Schreibstil finde ich wirklich gut. Das war´s also nicht. Bis zu dem Zeitpunkt, als er die Frau umbringt, war´s auch ok.

Danach aber fehlt mir etwas - etwas, das der Geschichte einen besonderen Touch verleiht. Er schlägt ihr den Schädel ein, rollt von dannen, um fortan seinem Hobby fröhnen zu können. Punkt. Ende. Hm....

Auf Detailanmerkungen verzichte ich diesmal, weil Relysium und all-apologies ja schon eine ganze Menge aufgelistet haben.

Och ne, eine Stelle zitierte ich dann doch noch:

Zum wahrscheinlich ersten mal in ihrem Leben war sie vollkommen ehrlich gewesen, und so starb sie in reinem Gewissen.

Sehr gelungene Stelle - lapidar bemerkt und im Halbsatz "versteckt" kippt die Situation.

Mein Fazit: angenehm zu lesende Story "für zwischendurch".

THX
Somebody

 

Hallo Cerberus

Cool. Hat mir gefallen, deine Geschichte zu lesen. Am Anfang weiss man nicht recht, was los ist und warum der Mann im Rollstuhl sitzt. Dies wird gegen Ende der Geschichte dem Leser gekonnt mitgeteilt.
Die Mängel deiner Geschichte wurden von erfahreneren Kritikern ohnehin schon erwähnt. Da kann ich "leider" keine mehr erwähnen...

Gruss Van

 

Guten Tag,

leider kann ich erst jetzt antworten, da ich zwei Wochen lang in Dortmund war und nur sporadisch ins Internet kam. Soviel zu meiner Rechtfertigung ;)

Somebody schrieb :

Deinen Schreibstil finde ich wirklich gut.

Dem kann ich nichts weiteres hinzufügen
:D

Er schlägt ihr den Schädel ein, rollt von dannen, um fortan seinem Hobby fröhnen zu können. Punkt. Ende. Hm....

Was heisst hier "Hm...."? Für dieses Ende sehe ich vor meinem geistigen Auge Edgar E. Poe im Grabe den Daumen vor lauter Begeisterung nach oben richten! :D


Aber im Ernst. Ihr habt ja Recht. Ich hatte die Story einfach drauf los getippt und war mir anfangs nichtmals sicher, um was es überhaupt gehen könne.
Mir gefiel der Gedanke daran, den Leser insofern aufs Glatteis zu führen, als das er glauben sollte, der Protagonist befände sich in einer Selbsthilfegruppe für behinderte Menschen (das die Story sich über Behinderte lustig macht, kann ich hingegen nicht nachvollziehen).
Das mit dem Alkohol sollte eigentlich durch den Abschnitt "...aus dem Henkelmann angeheiterten..." geklärt werden, sie waren ursprünglich unalkoholisch und die beiden befinden sich in einem separaten Therapieraum.
Aber okay, ich muss zugeben, dass das Ganze zum Schluss ziemlich abdriftet und aufgesetzt wirkt. Mir gefiel halt die Pointe so gut.
Aber man lernt ja schließlich dazu...

Vielen Dank jedenfalls für die reichliche Kritik euch allen.

Ich werd mich jetzt mal nach vierzehn tagen wieder ans Schreiben begeben und heute im Laufe des Tages (der Nacht) was neues posten. Diesmal versuch ich mich um ein besseres Ende, versprochen!!

Brilliante Grüße

Cerberus

 

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