Genugtuung
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal wiedersehen würde“, atmete er auf und setzte sich. Er betrachtete sein Gegenüber. „Und nicht unter solchen Umständen, Mickey! Du scheinst Karriere gemacht zu haben!“
Der Angesprochene lächelte spöttisch. „Wenn du meinen Rang und meine Stellung hier meinst – da hast du Recht; du hattest mir etwas anderes prophezeit. Aber, Frank, nenne mich nie wieder Mickey! Mein Name war immer Phil!“
Frank sah nervös zu dem dunkel gekleideten Mann, der ihn zuvor befragt hatte, und zu dem bewaffneten Soldaten an der Tür. Unbewusst tastete er nach seiner aufgeplatzten Unterlippe. „Könntest du die beiden nicht hinausschicken?“
„Du meinst, weil wir uns so lange kennen?“ Phil lächelte erneut, als Frank unsicher nickte. „Nein.“
„Aber Phil, wir waren doch ...“
„Wolltest du Freunde sagen?“
Der junge Leutnant stand auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Was hast du immer gesagt? Dass ich dir und deinen Kumpanen die Stiefel putzen würde? Dass es ein Fehler wäre, solche wie mich in eurem Land leben zu lassen?“ Er schnaubte verächtlich. „Wahrscheinlich hattest du sogar Recht, aus heutiger Sicht. Was du meiner Frau angetan hast, konnte ich dir nie beweisen, und ich war nicht in der Position, dich angreifen zu können. Aber du hast deine Stellung dazu missbrauchst, sie in ihre Heimat zurückzuschicken, und du wusstest, was sie dort erwartete, dass sie das nicht überleben würde!“
„Phil, ich konnte damals nicht wissen, dass ...“
„Dass sich alles ändern würde?", unterbrach ihn der Offizier. „Aber du hättest es befürchten können! Hattest du nie Angst davor, was Menschen wie ich eines Tages mit Menschen wie dir machen werden, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten?“
Er blieb am Tisch stehen, stützte die Hände auf und näherte sein Gesicht dem Franks.
„Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Wichtig ist die etwas unklare Aufgabe, die du hier erfüllen solltest, und über die ich präzise Informationen haben will!“
Er richtete sich wieder auf und ging zur Tür. „Und ich bin sicher ...“ Sein Blick ging zu dem Mann, der an die Wand gelehnt wartete, „dass du alles genau erzählen wirst. Wir sehen uns später wieder!“
In der Tür hielt er inne und drehte sich noch einmal um. „Inzwischen konnten wir uns übrigens davon überzeugen, wie schön deine Frau ist, Frank. Allerdings soll es ihr im Moment nicht so gut gehen ...“ Er grinste, als er die aufgerissenen Augen sah, und schloss die Tür hinter sich.