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Genesis
"Siehst du diese Knopfreihe?"
"Ja."
"Die Knöpfe stehen für eine grobe Einteilung. Also: männlich, weiblich, Kind, Erwachsener, krank, gesund, arm, reich, und all sowas."
"Okay."
"Diesen Knopf musst du drücken, wenn du dir gleich mehrere auf einmal vornehmen willst. Für den Anfang genügt es aber, immer nur einen zu wählen."
"Nur einen?"
"Nur einen! Glaub mir, das genügt."
"Ich glaube dir. Bin sehr gläubig."
"Sehr witzig. Hier ist ein Schalter, damit entscheidest du, ob du von außen oder von innen wirkst."
"Klar."
"Klar?"
"Mhm."
"Sag doch, wenn du etwas nicht verstehst. Und nimm den Finger aus der Nase!"
"Ich habs nicht ganz verstanden. Sorry."
"Siehst du. Also, von außen heißt, die Standard-Methode zu nehmen. Irgendjemand anderes tut ihm etwas an, oder er gerät wo rein, oder die Natur spielt ihm übel mit, oder irgend so etwas. Da gibts unendlich viele Möglichkeiten."
"Verstehe."
"Von innen ist schon komplizierter. Mach das erst, wenn du mit allem anderen schon sicher bist und da nichts mehr schiefläuft, sonst bekommst du nur Scherereien."
"So schwer?"
"Noch schwerer. Er richtet sich dadurch selbst zugrunde."
"Aha."
"Es ist schwerer, als es klingt!"
"Glaub ich ja!"
"Dann ist ja gut. Du musst dich mit der Psyche schon ziemlich genau auskennen, ehe du dich hier ranwagen darfst. Ansonsten kommt da nichts bei Vernünftiges heraus, das hat anders keinen Sinn."
"Ich lass die Finger davon bis ichs richtig beherrsche, zufrieden?"
"So soll es sein. Hier gibt es noch eine Reihe mit kleineren Schaltern."
"Echt winzig."
"Und sensibel. Damit stellst du einfach die Intensität ein. Übertreibs nicht gleich, warte erstmal ab wie es wirkt, ehe du daran herumspielst. Nicht immer gleich aufs Ganze gehen."
"Tue ich nicht."
"Na hoffentlich. Ich hab hier ständig Ärger mit all den Anfängern, die immer gleich alles auf einmal wollen. Und heraus kommt ein Chaos wo keiner mehr durchblickt und wo wir uns dann drum kümmern müssen. Keine schöne Sache."
"Verstehe schon. Ich werd aufpassen."
"Wenn du Fragen hast, stell sie unbedingt, damit ersparst du dir auch schon ein paar Probleme."
"Ich blick schon durch, glaub ich. Ist alles klar bis hierhin."
"Na, dann ist ja fein."
"Eins noch."
"Hm?"
"Gar nichts Gutes in der Auswahl?"
"Wie bitte?"
"Nur schlimme Sachen? Ich kann gar nichts Gutes machen? Klar, ist auch nicht unser Anliegen, aber ... - gibts gar nichts Gutes hier? Unfälle, Krankheit, Tod, Unglück, Streit - aber gar nichts Gutes?"
"Du fragst Sachen."
"Ich mein ja nur. Mal ein Lottogewinn, 'n Urlaub, sich verlieben oder so. Nichts da? Ich meine ja nur rein theoretisch."
"Wo haben sie dich bloß aufgetrieben. Nur Flausen im Kopf."
"Ich mein ja nur!"
"Schon gut. Nein, sowas gibts nicht, nicht mal theoretisch. Ist Sein Kram, da mischen wir uns nicht mit ein. Er macht Sein Ding und wir unseres, und das gleicht sich alles aus, aber wenn wir Glück haben kommen wir ein bisschen besser weg mit unserem. Und lass deine dummen Ideen bloß nicht den Chef hören, rate ich dir."
"Ist ja okay, wollte nur fragen."
"Jaja, schon vergessen. Fang einfach mal an und zeig mir dann später was draus geworden ist. Viel Glück."