General F.
„Siiiiieeeee!“.
Scheiße! Ich habe feindliches Territorium betreten. Ein fetter verschrumpelter Mann kommt angeschnauft, während er schreit: „Siiiie. Siiie dürfen hier nicht parken!!!“
Der Kerl ist genau das Modell Klischee-Kampf-Opa: Verdrecktes, an den wenigen unbefleckten Stellen halbwegs weißes Unterhemd, dunkelblaue Adidas-Jogginghose und Birkenstock-Gesundheitssandalen, die ihm sicher seine Frau aufgeschwätzt hat. Ansonsten natürlich faltig mit wenig Haaren. Das Alter ist schwer zu schätzen, wie bei den meisten richtig fetten Menschen, und wenn jemand richtig fett ist, dann dieser radikale Nachbarschafts-Aktivist. Ich könnte wetten, sein Leben besteht nur aus Bier, langweiligen Zweitliga-Fußballnachberichterstattungen auf DSF, essen (natürlich!) und der Beobachtung und gelegentlichen Patrouille in seinem Territorium.
Und genau während letzterer Tätigkeit bin ich ihm ins Netz gegangen. Er hat mich gestellt, ich bin ihm ausgeliefert. Ha! Mit dem Blick größter Verachtung (als hätte ich seine Frau gebumst) starrt er mich jetzt an. Er wartet auf eine Reaktion seiner Beute. Ich sollte etwas sagen, denke ich mir.
„Doch!“ entgegne ich trocken. Ein bisschen kleinlaut... war wohl nichts. Natürlich auch nicht besonders kreativ, aber mehr fällt mir so auf Anhieb nicht ein. Er hatte nun ‚mal den Überraschungseffekt des Angreifers auf seiner Seite. Darauf war ich nicht gefasst gewesen.
Es war zu erwarten, dass er mit dieser Antwort gerechnet hat. Was wird er jetzt tun? Zieht er gleich seinen Colt und legt mich direkt um? Bittet er erst noch um ein Duell? Ich muss an Lucky Luke denken. Aber der Vergleich hinkt. Denn „lucky“ sieht der alte Sack nun wirklich nicht aus. Inzwischen ist sein Kopf rot angelaufen, gleich wird er erneut etwas in abfälligem Ton herausprusten.
„Das ist ein Privatparkplatz.“ Nein, wer hätte das gedacht? Ein großes rot umrandetes Schild direkt über meinem Auto hatte mir bereits vor kurzem bereits selbiges verraten. Diesmal klingt er nicht mehr so wütend. Er scheint sich gefangen zu haben, erholt vom Sprint hin zu mir, hin zu seinem Opfer, seiner Beute. Jetzt wirkte er eher streng, militärisch. „Sir, ja, Sir!“ hätte ich geantwortet, wäre ich mutig und ein Witzbold. Bin ich aber beides nicht. Schade...
Selbstverständlich wartet General Fettarschopa wieder auf meinen verbalen Konter. Soll er haben!
„Ich weiß. Das ist alles mit dem Hausmeister abgesprochen, ich darf hier parken.“ Tja, dieser Tiefschlag bringt ihn ins Schleudern. Ein kleiner Klaps noch und er liegt am Boden. Plötzlich wird er etwas bleich, er guckt entsetzt, ein wenig eingeschüchtert fast.
„Ääääähm.“ General Fettarschopa ist ratlos, hilflos, sprachlos. Zeit für die letzte Harke zum endgültigen K.O., direkt in der ersten Runde.
„Also, dann lassen Sie mich jetzt bitte vorbei. Schönen Tag noch!“ Reicht das aus? Ich bin gespannt. Verlegen kratzt er sich mit der rechten Hand am Rücken. Unappetitlich. Uuuund, Strike! Er weicht etwas nach links, sieht ziemlich unglücklich drein – er heult sicher nachher heimlich – und sagt:
„Dann tut’s mir leid. Schönen Tag noch!“
Erhobenen Hauptes, die Nase gen Sonne und mit einem breiten Grinsen im Gesicht schiebe ich mich an ihm vorbei, achte noch darauf, ihn nicht zu berühren und gehe einkaufen. Ich packe nur ein paar Sachen, das Nötigste eben, ein und gehe wieder zum Auto. Jetzt aber schnell, bevor General Fettarschopa mit dem Hausmeister redet...